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BIBLIOTHEK
DES
LITTERARISCHEN VEREINS
m STUTTGART.
cxni
HTLDEBBABI)
LIBBABT.
TÜBINGEN.
OBDBTTCKT AUF KOSTEN DES LITTEHAHISCBEN VEREINS.
1872.
PROTECTOR
DES LITTERARISCHEN VEREINS IN STUTTGART
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
VERWALTUNG:
Präsident:
Dr A. V. Keller, ordentlicher professor an der k. Universität in Tobingen.
Kassier:
Roller, universitäts-secretär in Tübingen.
Agent:
Fnes, bnchhändler in Tübingen.
GESELLSCHAFTSAÜSSCHÜSS :
Hofrath dr Bartsch, ordentlicher professor an der g. nniversität in
. Heidelberg.
K. freiherr v. Cotta in Stuttgart.
Oberstudlenrath dr Haßler, conservator der vaterländischen kunst-
und alterthumsdenkmäler in Ulm.
Dr Holland, professor an der k. Universität in Tübingen.,
Dr G. ritter v. Karajan, prüsident der k. akademie in Wien.
Dr E. V. Kausler, vicedirector des k. haus- und Staatsarchivs in
Stuttgart.
Dr Klflpfel, bibliothekar an der k. Universität in Tübingen.
Director dr 0. v. Klumpp in Stuttgart.
Dr Maurer, ordentlicher professor an der k. Universität in München.
Dr Menzel in Stuttgart.
Dr Simrock, ordentlicher professor an der k. Universität in Bonn.
Dr Waitz, ordentlicher professor an der k. Universität in Göttingen,
FRIEDRICHS VON LOGAU
SiMMTLICHE SINNGEDICHTE
HERAUSGEGEBEN
VON
GUSTAV EITNEB.
sr»(f Ä ■F^'
FÜR DEN LITTEBARISCHEN VEREIN IN STUTTGART
NACH BKSCHLU8S DES AUBSCnUSSER VUM SEPTEMBER 1871
GEDRUCKT VON L. F. FUE8 IN TÜBINGEN
1872.
F.
c^TANFOP!
^^xv
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\\
j=\. Ä^«7*
AN DEN LESER.
Günstiger, geliebter Leser; ich halte dafür, daß diese
meine Sinngetichte viel fUrredens oder fÜrsprechenB nicht be-
dürffen; denn ich werde alle Köpffe unter meinen Hut doch
nicht bringen, nemlich niemanden zwingen; daß er meine Ge-
danken müsse gut heissen. Allerding es nicht möglich in
einem Garten zu verwehren; daß auff die Blumen nicht so wol
Spinnen als BiencA fallen. Ich gedenke nur etwas weniges
vom Reimenmasse; einmal, daß die Endungen der Keime zu-
sammenstimmen nur nach unserer Mund- Art; wo sie geschrieben;
denn, wie es vielleicht frembden dannenher nicht fUglich lauten
möchte, wie wir die selblautenden Buchstaben außsprecheu;
also würde es auch in unsren Ohren übel klingeu; zu reden,
wie die frembden reden, also daß es nur nöthig scheinet; im Keime
sich deß einheimischen Außspruches zu gebrauchen. Nach-
mals, daß die einsylbigen oder einigliedrigen Worte, welche
in der deutschen Sprache fast das meiste außmachen, ich bald
lang, bald kurtz gesetzet; offters in einem Reime, nicht so wol
auß überseheiü; als daß der Beylaut im lesen und reden als-
denn so föUet; welcher ohne dieses im Reimschreiben fast die
beste Richtschnur ist. Sonst; daß ich die Poetischen Lateini-
schen 77ameu behalten; auch wol selbst eigene nach Lateini-
scher Art zu Zeiten erfanden; geschiehet darumb; daß jene
schon Bürgerschafft bey den Deutschen gewonnen und gar
geläuffig; meine Sachen auch schwerlich so tieff unter den ge-
meinen Pöfel gerathen werden; (ehe unter diC; so der Poe-
terey kündig;) die neuen deutschen Namen aber noch etwas
hart, ungewöhnlich; jo wol mehr unverständlich als die Latei-
nischen kommen; diese zur Sache sich fUglicher schicken wol-
len, als im Deutschen; weil doch jede Sprache ihre eigene
i
Logui. ^
Deß Enten Tausend
DESZ BESTEN TAUSEND
ERSTES HUNDERT.
1.
An etliche Lobspreeher eilies verstorbenen Heldens.
Ihr klugen; derer Faust die Feder embsig führet,
Zu klagen dessen Tod , der an die Wolken rühret
Durch Thaten ohne gleich ^ durch Thaten, die der Welt
Deß Himmels kurtze Gunst hat einig fUrgestellt
5 Zum Eigenthum zwar nicht, zum Wunder aber allen,
So weit der Titan leucht; der Mut mag euch entfallen,
Daß diß, wo ewig Ding genug zu schaffen hat.
Die Feder enden soll und ein papiemes Blat.
Weicht ab von da, wo Fleiß gar schwerlich Frucht gewinnet;
10 Klagt nichts so sehr als diß, daß klagen ihr nicht könnet.
2.
Hochzeit- Wnntsch.
So lebt nun, liebes Paai-, lebt zwischen Krieg und morden
In dennoch süsser Ruh und in dem schönen Orden
Der lieben Piinigkeit; lebt, daß deß Glückes neiden
Muß Euch und euer Thun stets fliehen und vermeiden !
'^^
Abweichungen der ersten ausgäbe von 16^8. „Erstes Hundert Teutscber
Reimensprücbe Salomons von Golaw. In Verlegung David Müllers Buchhandl.
sei. Erben in Breßlaw. MDCXXXVllI."
1. (I, 3 welche, offenbar aus versehen, zweimal vorkommt) De Epicedio-
graphis nonnullis. 1 Ihr, derer kluge Hand. 7 Daß diß, wo ewigheit.
10 Klagt nichts mehr alß nur diß. — 2. (I, 4) Votum nubtiale. 1 Lebt,
lebt, ihr wehrtes Par. 2 Dennoch in s. 4 selbst fl.
BIBLIOTHEK
DES
LITTERABISCHEN VEREINS
IN STUTTGART.
CXIII
TULDEBBAHD
LIB&ABT.
TÜBINGEN.
OBDRUCKT AUF KOSTEN DES LITTERARI8CHRN VEREINS.
1872.
g Deß Ersten Tausond
4.
Waffen-Anstand.
Von Anstand und von Fried und vielen schönen Dingen
Will Fama dieser Zeit ein neues Liedlein singen ;
Doch weiß ich nicht; obs heu. Der Anstand ist gar alt;
Der Fried' ist auch fUr längst gar recht, gar wol bestalt.
5 Was darff ein Anstand sein, wo nie man noch gestritten?
Da Waffen und ihr Brauch nach dieses Krieges Sitten
Gleichwie in einem Spiel nur bloß zum Scherz und Schein
Und daß sie nicht der Rost zerfreß; in Händen sein?
Was darff ein Anstand sein, wo nie kein Feind sich findet;
10 Der zu bekriegen steht; und wo man sich nur gründet
Auf Meinung; unser Land nach draußgeschöpfftem Nutz
Alsdenn dem lieben Gott zu geben in den Schutz?
Was darff ein Anstand seiu; wo man die Erieges-Kinder
Gar glimpf- und gütlich meint und bloß die feisten Rinder
15 Sambt ihrer jungen Art um etwa Pferd und SchweiU;
Schaaf; HuU; HaU; EntC; Gans last seine Feinde sein?
Der Fried' ist lange schon in unsre Gräntzen kommen.
Da jene viel zwar unS; wir ihnen nichts genommen;
Indem wir uns bemüht; (o eine feine Kunst!)
10 Zu brechen ihren Trotz durch unsre gute Gunst.
Es ist ja Fried' und Ruh im Lande gantz die Völle ;
Das Feld hält Sabat-Tag; der Acker liget stille
Und duldet nicht wie vor; daß ihm viel Wunden schlug
Deß Bauers frecher Arm und ein tyrannisch Pflug.
16 Es ist ja Friede da ; man darf ja mehr nicht sorgeu;
Wie jeder Hab und Gut flir Dieben hält verborgen
In sicherem Gemach ; es bleibt ja Gold und Geld
In festem Hause so ; wie durch das offen Feld.
4. (I, 6) Induciffi. Waffen-Anstand. 2 new Getichte. 3 Ich haltt es
nicht für new. 4 gar recht und. 5 wo man nie gestr. 7 alß wie z.
Seh. 10 den man bekr. wiel, da wo. 11 manches L. 13 Bellona Kinder.
14 Nicht alß nur g. 17 D. F. ist auch für längst. 18 In dem unß jene
viel. 25 Eß ist ja Fried im Land; es darff niemand mehr s. 26 Wie
Er sein H. 28 So in verschlossnem Hauß alß durch d. freie Feld.
Erstes Hundert. 7
Hierum ungt Fama falsch von Anstand und von Friede;
Ihr Sinn sei dieser denn, daß, weil die Welt ist müde so
Der alten deutschen Treu, nur mit Betrieglichkeit
3Ian habe steten Fried' und Krieg mit Redligheit.
5.
Sehertc vom Flaehs-Nutce.
Gewiß, der liebe Flachs ist gar ein nutzes wesen ;
Der, der es wo nicht glaubt , mag diese Reime lesen :
Ein Mägdlein gieng zu Stuhl und thät, ich weiß nicht was,
Da war das Hembd ihr gut, sonst war sie noch wol naß.
6.
Tag und ein Tages- Wiintseh.
Die Nacht ist nun dahin; die Sonn ist wieder kommen;
Der Schlaf, deß Todes Bild, ist weg von uns genommen.
Herr Gott, du reines Liecht, laß ferne von mir sein
Der Sünden finstre Werk und gib mir deinen Schein !
Laß mich dein werthes Wort irei öffentlich bekennen ; 5
Laß mich in deiner Lieb und meines Nechsten brennen ;
Laß meinen Sinn und Geist seyn wacker für und für
Zu thun, was mir gebührt und wol gefallet dir!
Und so mein müder Leib noch länger soll beschauen
Das Unrecht dieser Welt und dieses Elend bauen : 10
Herr Gott, so gib Geduld, verleih' beständigkeit ;
Laß scheinen deinen Trost und hilff zu rechter Zeit !
Laß mir mein Augen nicht von eitlen Dingen blenden.
Nach köstlich Ding der Welt von dir mein Hertze wenden;
Hilff, daß ich mich nicht theil und bleibe gantz an dir, 15
Auff daß du, höchstes Gutt, mögst bleiben auch in mir!
Wenn endlich denn mein Liecht und Leben muß vergehen.
So laß mich dort gantz schön und wie verkläret stehen
Da, wo du Sonnenstral, voll von Gerechtigkeit,
Schön hell erleuchten wirst die selig Ewigkeit! >o
29 Dmm singt Fraw F. 30 Es sey denn diß ihr Binn. 31 man mit Betr.
32 Hab einen st. — 5. (I, 7.) Deß Flaohß-Nutz. 1 Eß ist d. 1. Flaß ja gar
ein nutzlich W. 2 Wer es nicht gl. wiel. 4 gar naß. — 6. fehlt in der
ersten ausgäbe von 1638.
g Deß Ersten Tansend
7.
Nacht und ein Nacbt-Wnntsch.
Die Mutter unsrer Kuh^ die Arznei vieler Sorgen,
Die finstre Nacht ist da; die Sonne geht verborgen;
Die halbe Welt ist schwartz, ist traurig ohne Liecht,
Ist gleichsam mehr nicht da, lebt zwar, lebt doch auch nicht.
6 Herr Gott, du heller Glantz, laß unser Herz und Sinnen
Im Finstren nimmer seyn; gib, daß sie wachen können
Auch mitten in dem Schlaf, aaff daß dein Göttlich Schein
Mög' unsrer Seele Liecht und helle Fackel seyn!
Wenn wir deß Kümmers Last zu unsren Haupten legen,
10 So laß sich deinen Geist in unsrem Geiste regen
Und schaffe, daß die Nacht, wenn uns der Tag erweckt.
Der Sünden schnöde Bürd' in allem hat verdeckt!
Laß deiner Engel Dienst auch ims zu Dienste kommen!
Gib, daß von unsrem Haupt sey Schad' und Schmach genommen,
15 Auff daß der starke Feind, der schwartze Fürst der Nacht,
Deß Leibes süsse Ruh uns nicht verbittert macht !
Und so es so soll seyn, daß heut ich noch soll gehen
Deß Todes finstren Gang, so woUstu bei mir stehen
Und gehen für mir her ins Leben durch den Tod,
10 In Himmel auß der Welt, zur Freude von der Noth!
8.
Das Gebete.
Wenn die Welt mit Menschen kriegt,
Muß der Mensch mit Gotte kriegen.
Weil die Noth uns gegenliegt.
Müssen wir für Gotte liegen
5 Und durch Beten endlich siegen.
9.
Verleumbder.
Ich kenn ein höllisch Volck, die Brüder der Erinnen,
Ein Volck von süsser Zung' und von vergiff*ten Sinnen,
*
7. fehlt. — 8. (n, 3.) Procatio. 3 Wenn umb unß die nott her 1.
4 umb Gott her 1. — 9. (I, 10.) Calumniatores.
Erstee Hundert. 9
Dt8 swiBchen Mnnd und Hertz ^ das zwischen Wort und That
Hat einen engen Raum, wie Ost und Westen hat.
Es lobt mich im Gesicht; es schändet mich im Rücken^ .5
Es wil durch meine Schmach sein eignes Laster schmücken;
Es sehnet sich empor , verachtet alle Welt
Und hat genug an dem, daß ihm es selbst geftdlt.
Was ist mir denn zu thun ? Sonst wil ich nichts ihm gönnen,
Als daß sein falsches Maul mög^ einen Stand gewinnen, 10
Wo sonst durch holen Grund ein stinkend Athem zeucht.
Der aoff die Fersen zielt und in die Nasen kreucht.
10.
Wein-Lust.
Wer mit Bacchus kämpffen wil,
Hute sich und trau nicht viel.
Erstlich schlägt er auff die Beine;
Trifft er dich, so bist du seine.
11.
Mein und dein.
Alles machet mein und dein,
Daß man nicht kann friedlich sejn.
12.
Bflcher-lesen.
Wie die Honigmacherinnen
Auß viel Blumen saugen kttnnen
Ihren süssen Nectar-Safft:
So auch unsre Wissenschafft
Wächst durch unverseumtes lesen 5
In ein gleichsam Göttlich Wesen.
«
4 Hat einen Unterscheid. 6 s. eigen L. 8 Und hat an dem genug,
das es ihm s. 9 nun sn th. Ich wiel ihm sonst nichts g. 11 Da wo-
durch h. — 10. (I, 8.) Vini dolus. 3 Er schlegt erstl. — 11. (I, 9.) Meum
et tnum. 1 Daß macht alles. 2 Daß Niemand kann. — 12. (I, U.) Lectio
bonomm antomm. 5 unablttasig L.
IQ Ueß Ervten Tausend
13.
Brant8chrifft.
All ihr Künstler in der Welt,
Derer kühnes Auge-schauen
Euch so viel kan Hänser bauen
In das blaue Götter-Feld:
5 Könnt ihr nicht voran mir sagen,
Was sich gutes zu wird tragen,
Wenn sich Mars zu Venus stellt
In dem schönen Jungfern-Zeichen?
Tycho sage, was er wil;
10 Fehl ich, fehl ich doch nicht viel:
Kinder werden dannen reichen.
Die deß Vaters tap£fren Sinn
Und der Mutter schönes Kinn
Lieblich werden abegleichen.
14.
Grabschrift eines Speise- oder Knchelmeisters.
Der hier begraben liegt, der hielt sehr viel vom essen
Und kan im Grabe noch des essens nicht vergessen ;
Denn weil er selbst nicht mehr die Essens-Lust kan büssen,
Gibt er sein eigen Fleisch den Wurmen zu gemessen.
15.
Von der Phyllide.
Eines Morgens schaut ich gehen
Phyllis vor den Rosenstrauch,
Da sie nach gewohntem Brauch
Seine Zierden sähe stehen.
5 Damals kont ich nicht vergleichen
*
18 (I, 12.) Prognosticon Nubtiale. 1 O ihr K. 2 D. kluges. 3 Euch
kan 80. 4 Sternenfold. 5 Lieber, köntt ihr mier nicht s. 6 gutten
sQgetragen. 8 schönsten Jungf^aw-Z. 11 daher r. 14 Werden 1. — 14.
(I, 13.) Epitaphium oeconomici Academioi. — 15, fehlt.
f
Erstes Hundert. Xi
Welches unter ihnen wol,
Weil sie beid an Schönheit voU^
Von dem Siege solte weichen.
Ob die Phyllis angenommen
Von den Rosen ihre Zier^ lo
Oder ob vielleicht von ihr
Solche solchen Schein bekommen.
War gar übel zu bescheiden;
Denn ich hatt in ihren Glantz
Mich vertieffet also gantz, is
Muste nur die Augen weiden.
Endlich hab ich doch erfahren,
Als der Sonne giildnes Rad
Traff den letzten Tages-Grad,
Daß die Rosen Diebe waren; >o
Weil sie hatten wollen gleichen
Und der Phjllis stehlen ab
Ihrer Farbe schönste Gab;
Musten bald sie drauff verbleichen.
16.
Hochzeit- Wuntscli .
Lebt, liebes Paar, mit Gott; lebt, liebes Paar, mit Segen;
Lebt, liebes Paar, im Glück, daß Neid euch könn' erregen;
Ich sage noch einmal: lebt hin in süsser Ruh,
Biß Kindes-Kindeskind drück euer Augen zu !
17.
Ein andrer.
So lebt ihr beide nun^ lebt eines in der Liebe;
Lebt eines in dem Sinn, damit euch nicht betrübe
Deß Glückes runde Macht ; denn seine Tück und Neid
Hat keinen andern Feind als Lieb und Einigkeit!
«
16. (I, 15.) Aliud (sc. votrnn imbtiale). 1 Lebt fort, Jhr Liebes P«r,
lebt mit Gk>tt, lebt im Seegen. 2 Lebt hien in solohem wol das ancb Neid
kau eir^CD. 3 Lebt, sag icb noch einmal. 4 euch drückt die Augen su!
— 17. (I, 16.) Aliud. 1 Lebt nun, geehrte Zwey. 4 ftrgem F.
12 ^^ Ersten Tausend
5 ledooh woir Einsamkeit zur Einigkeit nicht kommen^
Noch eures Lebens Brauch euch eher sein benommen^
Biß daß sich denn zur Zeit die süsse Zeit erweist;
Die Elter- Vater euch ; euch Elter-Mutter heist !
18.
Ein andrer.
Wie ihr verbunden seid; so sey auch euch verbunden
Der Segen und das Heil sambt langen Lebe-Stunden!
Gott creutzig euer Creuz und Wasser sfey euch Wein,
Biß ihr das vierdte Glied hört in der Wiege schreyn.
19.
Mist-Juncker.
Ein zartes Mutter-Kind, das nie vom Haus entnommen,
Ist einem Ochsen gleich, der nie vom Stalle kommen.
20.
Paten-Zettel.
Du kommst, o liebes Kind, ein Gast in diese Welt,
Da gleich das Gasthaus jetzt zu Grund und Bodem fallt
Durch, in, und mit sich selbst; drumb ist dir nun sehr gut,
Daß dir der Himmel bleibt, erkaufft; durch Christi Blut.
21.
Orabsehrifft.
Da ich solte, kont ich leben;
Da ich solte, kont ich sterben;
Denn das ewig zu erwerben,
Kont ich sterblich leichte geben.
«
5 Doch woir auch. G genommen. 7 dann einmal die Liebezeit.
8 Das man Großvater Euch, und Euch Groß-M. — 18. (I, 14.) Votum nub-
tiale. 2 Wolfahrt und alles Heyl samt vielen. — 19. fehlt. — 20 (I, 17.)
Ad infantem recens natum. 3 In sich und durch sich 8. — 21. (I, 18.)
Epitaphium. 2 Konntt auch da ich solte. 3 Denn umb ewigkeit zu erben.
4 Sterbb'gkeit wol.
£nteB Hundart. 13
22.
Hofliug.
Auff was gutes ist gut warten,
Und der Tag konunt nie zu spat.
Der was gutes iii sich hat;
Schnelles Glück hat schnelle Fahrten.
23.
Brantsehrift.
An den Bräutigam.
Ich weiß nichty was man glaubt; ich weiß nicht, wem man trauet.
Ich hätt' ein hohes Schloß, Herr Bräutigam,, gebauet
Auff eurer Worte Grund, als wie auff Fels und Stein;
Seh' aber, daß die Welt nur wil betrogen seyn
Und ich mit sambt der Welt. Ihr sprecht: ihr seyd ergötzet, 5
Daß euch deß Himmels Gunst für Augen hat gesetzet
Den süssen Hochzeit-Tag, und meinet doch die Nacht,
Die euch zum Vater weiht, die Braut zur Mutter macht.
Weil schwartzes ihr nun meint und weisses dennoch nennet^
So sej euch , merket drauff , zur Strafe zuerkennet, 10
Daß, wenn ihr meint, es soll das erst ein Söhnlein sein,
So wird es E IB E, wie Mutter Eva, schrein.
24.
An die Braut.
(Auß Versetzung des Nahmens: eilff Knaben.)
Jungfer Braut, in eurem Namen
Find ich so gewiß als Amen
Eurer Ehe Einderlein.
Was darinnen von Eilff Knaben
Wo ist übrig an Buchstaben, 6
Werden lauter Töchter sein.
*
22. (I, 19.) Öpes. — 28. (I, 20.) Ad Sponeum quondmm (!). 2 Hauß.
10 So ist euch. — 24. (I, 21.) Ad Spongam. Anagr. 4 Denn was drin-
nen. 5 Noch iflt.
14 D«^ Enten Tausend
25.
HoehMit-Wniitsch.
Werthes Paar! das gantze Leben
Sej bej euch ein steter Ejrieg^
So daß Bejden sej gegeben
Gleiche Beot und gleicher Sieg.
5 Eämpfft mit Liebe gegen Liebe^
Und mit Treu kämpfft gegen Treu;
Daß euch Zwiespalt nie betrübe^
Niemals auch der Eauff bereu.
Zwar es wird wol offt gescheheu^
10 Daß die Braut zu seiner Zeit
Bey sechs Wochen nicht wird seheu;
Wie die Wirthschafft sey bereit;
Doch bedeut es nichts denn Beute;
Wenn das Ziel ftirbey wird seyn,
16 Werden euren Schatz die Leute
Hören auß der Wiege schreyn.
26.
Eine SehSB-Heßliche.
Ich kenn ein Fraueubild, das wäre völlig schön^
Nur daß der Schönheit Stück in falscher Ordnung stehn.
27.
Eine SchSne.
Wenn Menschen Gott sonst nicht erschaffen hätte wollen^
Hätt eurentwegen nur er diß nicht lassen sollen.
28.
Hochzeit-Wimtsch.
Liebes Paar^ lebt so im Lebeu;
Daß euch Wolfarth sey gegeben
*
25. (I, 22.) Votum nubtiale. 7 nicht betr. 8 Und keinmal. — 26. fehlt
in der ersten ausgäbe. — 27. fehlt. — 28. (I, 23.) Aliud (sc. votum nubtiale).
1 Tapfres P.
Rnt6B Hundert. J5
Wie zvL einem Eigenthnm!
Lebt, daß eurer Ehe Buhm
Für 8OW0I als nach dem Grabe s
Alle Welt zur folge habe.
Lebt! last sehen , daß ihr lebt!
Und nach langem Namen strebt.
Daß nach yiermal zehen Wochen
Ihr must backen Kindlein-Kuchen. 10
29.
Das höchste Gut.
Zum höchsten Gut in dieser Welt
Wehlt jeder, was ihm selbst gefällt.
Gar im Schoß sitzt der dem Glücke,
Dem gegeben sind vier Stücke:
Ein gütig Gott, 5
Ein liebes Weib,
Em frischer Leib,
Em selig Tod.
30.
Hoheit hat Gefahr.
Auff schlechter, ebner Bahn ist gut und sicher wallen;
Wer hoch gesessen ist, hat niedrig nicht zu fallen.
31.
Hier sind wir; dort bleiben wir.
Ich bin, ich bleibe nicht in dieser schnöden Welt,
Und weil das bleiben mehr mir als das sein gefallt.
So lieb ich sterben mehr als leben, weil ich kan
So hören aaff zu sein, zu bleiben fangen an.
«
5 Für und auch nach eurem. 6 Die Welt zum Exempel. 7 L., das
man sieht. 9 Das man nach yiermal zehn. 10 Boy euch esse. — 29. (I, 24.)
Snmmam bonura. 2 Nimt Jeder jhm. 8 Der sitzt gar im schoß. — 30. fehlt.
— 31. (n, 4.) Hie sumnsy ibi manebimus. 1 und b1. 2 mir mehr. 8 80
liebt mir.
16 Deß Ersten Taoaend
82.
Liebeg-Flanmen.
Hat die Liebe Feuers-Art^
Weil sie hitzt und brennt^
Wie daß ihrer Flammen Fahrt
Sich thalein denn wendt?
33.
Schönheit.
Wenn der Schönheit schöne Frucht
Wäre Keuschheit; Ehr und Zucht^
Wären manche schöne Wangen
Nicht ins Hurenhaus gegangen^
Manches krauses Haar war nicht
Mit der Grichen H verpflicht.
34.
(rlfiek wftget die Freunde.
Böses Glück hat diese Gütte^
Daß die ungewissen Sachen
Uns gewisse Freunde machen;
Daß man sich Air denen hütte^
Die nicht die sind ^ die sie scheinen.
Sondern unser Gut nur meinen.
35.
Zagheit.
Wenn ein Harnisch wäre gut
Für die Zagheit, Furcht und Schrecken,
Wenn ein Spieß und eisern Hut
Könnten Mut und Hertz erwecken:
32. (I, 25.) Amoris flammse. — 33. (I, 26.) Formositan. 5 Uiind manch
schönes. — 34. (I, 27.) Bors librat amiciim. 5 Die nicht so s. 6 Und
nur unser Gut gutt m. — 35 fehlt.
Erstes iiundert. ]^7
IStjy was hätten die für Zeit; 5
Die ein solches Waffen schlügen?
Würd ihr Gold doch, glaub' ich, weit
Alles Eisen überwiegen.
36.
Gerechtigkeit des Neides.
Keine Straff ist außgesetzet
Auff deß Neides Gifft;
Denn er ist zu aller Zeit
Selbsten voll Gerechtigkeit;
Daß er meistens trifft, e
Und sich durch sich selbst verletzet.
37.
Prüfe; denn liebe I
Kenne vor und trau nicht bald!
Trau wol hat das Pferd verrieten;
Kenne nicht hat frembde Sitten;
Frühe-zeitig wird nicht alt.
38.
An einen vortreflnichen Mann.
Niemand, mein Freund, hasset dich;
Nur der Tod fiihrt viel Beschwerden,
Weil er muß befahren sich,
Daß du wirst sein Meister werden.
39.
An einen lieblicben Poeten.
Ist wo wer, der widerspricht.
Daß die Pierinnen nicht
*
36. (I, 28.) Invidi« justitia. 5 Das er »ich Belbst. — 37. (I, 29.)
Probes antequam ames. 4 Und Fru-Zeittig. — 38. (I, 30.) Ad vinini prse-
stontissimnin. — 39. (I, 31.) Ad Poetam lepidissimum. 1 Wer ist der,
der mich berlcht.
2
18 Deß Ersten Tausend
Mit der Frau von Gnidus Sinnen
Einvernehmen haben können?
Was dein Mund; mein Freund, bericht,
Was nur deine Musa ticht,
Schaut man nicht vollauff darinnen
Lauter Venus sich entspinnen?
40.
An eben denselbten.
Daß die dreimal drei Göttinnen
Dich so herrlich angenommen;
Da du bist auff Pindus kommen,
Ist geschehen, daß sie können
letzund für Bellona wüten
Ihren Stand durch dich behüten
Und ein Haus in dir gewinnen.
41.
Grabschrifft.
Dem Himmel war ich nur und nicht der Welt geboren.
Was hab ich, sterb ich gleich, durch sterben denn verloren?
42.
An einen kriegrisehen Held.
Als aus deiner Sinnen Stärcke
Jupiter nahm ein gemerke,
Daß du durch so kühnes streiten
Würdest biß zum Himmel schreiten.
Sprach er: Uns die Ehre bleibe!
Dannenher ich einverleibe
*
6 Und was deine. — 40. (I, 32.) Ad eundem. 2 aufigenommen. 5 Auch
nun für. 6 In dier jhren stand b. 7 Und ein sichres H. g. — 41. (I, 33.)
Epitaphium. 2 Was hab ich denn, nun ich gestorben bin, verl. — 42. (I, 34.)
Ad Heroem Martium. 3 sieghaff^cs str. 5 Das die Ehr unß b1. 6 Schaff
ich das man.
Erstes Hundert. \Q
Diesen Held nach Himmelfl-Bechte
In der Götter alt Geschlechte;
Denn er möcht anß eignen Thaten
Für sich selbst hierher gerathen. lo
43.
An einen gelehrten Held.
Weil der Pallas Jungferschafft
Ist der Keuschheit so verhafft:
Daß sie denn nun ihre Pflicht
letzt in deiner Liebe bricht?
Keiner ist als du so gar^ 5
Welcher ihrer würdig war.
44.
Auf denselbten.
Phöbus ist nicht gar dein Freund^
Weil du mehr^ er minder scheint.
Ausser ihm der Phöbe Liecht,
Ausser dir Glantz ihm gebricht.
45.
Auf einen glflckseligen Schelmen.
Dir sej^ sagst du^ bald gewehret;
Was du dir nur kanst gedencken.
Schade ; daß du nie begehret.
Daß du mächst am Galgen henken.
46.
Hochzeit- Wnntseh.
Wolfahrt müsse ^ liebes Paar^
Euch wie ihr euch selbsten lieben.
«
9 £b alß er durch. 10 Selbsten darff. — 43. (I, 35.) Ad Heroem
Phoebeani. 1 Weil Minerra. 3 Wie daß sie denn. 5 Drum das vor,
wie. 6 Niemand — 44. fehlt. — 45. (I, 36.) In scelerat^ felicera. 3 Lieber
hift da nicht b. — 46. (I, 37.) Votum nubtiale. 2 Euch so, wie jhr euch
Mlbat
2»
20 I^eß Ersten Tausend
Glücke muß auch immerdar
Sich in euren Diensten üben.
> Segen, Heil und Seligkeit
Muß euch in die Arme schliessen,
So wie ihr zu seiner Zeit
Werdet Kindes-Einder kü^en.
47.
Ein andrer.
Theures Paar, seid so besüsset
Mit der Liebe Liebligkeit,
Daß. ihr drinnen nichts nicht wisset,
Als von Fried* und Freudens-Zeit,
Biß ihr denn nach langen Jahren
Schauet durch deß Priesters Hand
Euer Kindes-Kind sich paaren
In den süssen Liebe-Stand.
48.
Vertorbene Kanfmannsschafft.
Bei dem Bäcker kaufFen Korn, bei dem Schmiede kauffen Kohlen,
Bei dem Schneider kauffen Zwirn, hilfft dem Händler auf die Solen.
49.
Sparsamkeit.
Wenn die Jugend eigen wüste.
Was das Alter haben müste,
Sparte sie die meisten Lüste.
50.
Das Land in der Stadt.
Wer nach dem Land ietzund wil auff dem Lande fragen.
Der irrt; Mars hat das Land längst in die Stadt getragen.
47. (I, 38.) Aliud. 3 nichts mehr. 5 Biß das jhr. G Auch schawt.
— 48. fehlt. — 49. fehlt. — 50. (I, 40.) Rns urbi datum. 1 wiel inn dem L.
Erstes Hundert. 21
51.
Zwiespalt der Städte und deß Landes.
Weistu, wannenher die Stadt
Mehr und mehr das Land so hasset?
Weil der Landmann mehr nichts hat,
Daß der Bürger an sich fasset.
52.
Die ietzigen Soldaten.
Sind Martis Kinder nicht feine, gesegnete Leute?
Was Gott, Mensch, Feind, Freund hat, wird ihre tägliche Beute.
53.
Eine Einignng zwischen Jove nnd Marte.
Es hat mich jüngst ein Freund uuß Pindus lassen wissen,
Daß Jupiter und Mars weit einen Frieden schliessen :
So Mars hinfort nicht mehr bei allen seinen Tagen
Nach Himmel und nach dem, was himmlisch ist, wil frugeii,
Wil Jupiter dahin sich bindlich denn erklären, ^
Dem Mars noch nebst der Welt die Hölle zu gewehren.
54.
Kunst verstummet.
Daß ietzund die Pierinnen,
Mars, für dir nicht reden können,
Freu dich nicht; es ist ihr Wille,
Ungehindert in der Stille
Sich mit Rechte zu berathen 5
Auff ein Urtheil deiner Thaten.
51 fehlt. — 52. (I, 41.) In milites nostri tempori«. 2 Alles was G.
M. F. F. h., wird jhre B. — 53. (I, 42.) Pacificatio intcr Jovem et Martern.
1 mich nächst ein Fr. vom P. 4 wird fr. 6 auch nebst. — 54. (I, 45.)
Mast» silentes.
22 I^eß Ersten Tausend
55.
Untreuer Krieg.
Was sich reimt ^ das schickt sich auch^
Spricht der frische Landes-Braach.
Drum so schickt sich liegen^ triegen
Auch so fein zu unserm kriegen.
56.
Zeiten-wandeln.
Sich in sich und uns in ihr
Endert Zeit nur für und Air;
Drumb sind auß dem Landsknecht-Orden
Lauter Landes-Herren worden.
57.
Die Erde wird bewegt.
Daß der Himmel stille steht^
Daß die Erde rumher geht^
Steht zu glauben, unser Land
Hat sich hinter sich gewand^
Daß nunmehr der Jungfer stat
Diese Zeit der Erebes hat.
58.
Unterscheid zwischen Land-Hann und Lands-Knecht.
Unterscheiden muß man recht
Landes-Mann und Landes-Knecht:
Jener muß, wenn dieser wil;
Jener gibt, nimmt dieser viel;
Jener dient, und dieser schafft;
Jenes Angst ist dessen Erafft;
Dieser raubt die gute Zeit;
Jenem bleibt die Seligkeit.
66. (I, 46.) Pei-fidia beUica. — 56. (I, 47.) Tempora mutantur. 2 Endert
die Zeit f. — 57. (I, 48.) Terra movetnr. 2 Erd jetzt umbhor g. — 58. (I, 49.)
Differentia inter Landmann und Landßknecbt. 1 Man muß unterscb. 2 Land-
mann und dann L. 3 wenn der nur w. 4 Der nimt, jener giebet v.
Erstes Hundert. 23
59.
Von einem emtjselen Freunde meiner Reimen.
Meine Musa hat kaum eineo;
Der ihr Phöbos wil erscheinen.
Gar genug! Sie hat aUeine,
Was für sich sonst in gemeine
Alle dreimal drei Göttinnen
Dieser Zeit kaum haben können.
60.
Fleisch-Markt.
Wer hier nur ist bekant.
Der weiß; man kau£Pt ietzund
Das Fleisch zwar durch das Pfund
Die Weiber nacli der Hand.
61.
Mars und Venus sind zugehSrige.
Wer Poeten nennet Tichter,
Ist ein ungerechter Richter.
Heute kan man noch erfahren^
Daß sich Mars und Venus paaren;
Denn es ist ein Theil vom kriegen
Auff der Magd zu Felde liegen.
62.
Nicht zu hoch!
Ich trachte nicht nach hohen Dingen;
Ich geh gern auff der niedren Bahn,
Fing Clepticus zu sagen aU;
Da man ihn solt an Galgen schlingen.
*
59. (I, 60.) Ad me» Müsse amasiom. — 60. (I, 51.) Macellum Ber-
Dse (Bregense?). 1 Wer bei unß. 3 Die Rinder durch. — 61. (I, 52.)
\n et Venus sunt connexa. 3 Man kann Ja noch beutt. — 62. (I, 53.)
Clepiicom. 3 za scbreyen.
24 Deß Erstou Tausend
63.
Die fressige Zeit.
Unsre Zeit und ilir Gesinde
Fressen geitzig und geschwinde
Alles auff biß an den Grund.
Wetten wil ich, daß ihr Schlund
Kürtzlich rauß gibt ungedeuet,
Was sie fressen ungekeuet.
64.
Cogere mllites, Soldaten (7if*!!^:
° ' (zwingen.
Mars verhönt nur das Latein,
Muß doch selbst Lateinisch seyn.
Wil er Völcker an sich bringen,
Muß er vor die Knechte zwingen.
65.
Der Tod ist der Sfinder und der Krieger Sold.
Die Sünder haben Sold; So]d haben auch Soldaten.
Der Tod ist gleicher Lohn auff ihre gleiche Thaten.
66.
Damen und Chevalliers.
Die Damen wolln von nichts als Chevalliers ietzt wissen.
Das macht, sie sind zum Krieg auff Reuterey beflissen.
67.
Unterscheid der Wörter Dame and dama.
Was Dame sei, und denn was dama, wird verspüret,
Daß jene Hörner macht, und diese Hörner führet.
63. (I, 54.) Tempus edax. 4 Ich wiel wetten. — 64. (I, 55.) Cogere
milites. 1 M. holt wenig von. 3 Denn wiel er Volk an sich. 4 8o
muß er d. - 65. (I, 56.) Mors Stipendium peccatorum et hellatorum. —
66. (I, 57.) Les Dames et les Chevaliers. 1 Die Dames w. — 67. (I, 58.)
Differentia inter Dame et Dama.
Erstes Hundert. 25
68.
Rosenobel, der Soldaten Winterblnmen.
Der Frühling fodert Blut, der Winter gibet Gold ;
Dmmb ist dem Winter Mars und nicht dem Frühling hold.
Hier wachsen rothe, dort entspriessen Edle-Rosen;
Wer wolte denen nicht für jenen liebekosen?
69.
Anf den Tadler.
Dein Momus wil ich nicht sejn, MomuS; noch vernichten
Dein Urtheil, wenn du sprichst: Das Vers- und Reime-Tichten
Sei Scfaulenfticfaserei. Wie aber, daß das lesen
Noch gültig bei dir ist als SchuIenfUchsisch Wesen ?
Ej; Lieber, lies nicht mehr, sonst wirst du gar zum Kinde 5
Und darffst, daß dir mein Reim noch eine Ruthe binde.
70.
Anf dergleiehen.
Zoilus hält nichts vom tichten,
Pflegt Poeten zu vernichten,
Daß nicht Midas Eselskopff
Ihm wo auf die Achseln hopff.
71.
Die unartige Zeit.
Die Alten konten frölich singen
Von tapffem, deutschen Heldens-Dingen,
Die ihre Väter außgeübet.
Wo Gott noch uns ie Kinder gibet.
Die werden unsrer Zeit Beginnen »
Beheulen, nicht besingen können.
68. fehlt. — 69. (I, 2.) In Momnm. 1 Ich wiel d. M. 8 Sey nur
Sehnlf. 4 Bcy dier noch gültig ist alß ein Schulf. 6 Unnd machest das
mein Verß dier. — 70. (I, 3.) In Zoilum. 3 Auf das Midas. 4 Ihm nicht
anff. ^71. (I, 59.) Degener Aetas. 4 Wo G. Ja Kinder nach unß. 5 mehr
jetzig Beg. 6 alß hes.
26 I^eß Ersten Tausend
72.
Von meinem Bnche.
Kündig ists, daß in der Welt
Sich zum Guten Böses finde.
Wenn mein Buch nur war gestellt^
Daß beim Bösen Gutes stünde!
73.
An die Leser.
Dieses Buch soll Monde seyn^
Leser aber seine Sonnen^
So daß durch der Sonnen Schein
Auch der Monde sei entbrunnen.
74.
Kunst von Oott.
Daß der Musen alter Stamm
Her vom Himmel Anfang nam,
Macht; daß auch ein Edelmann
Sich zu ihnen freunden kan.
75.
Feste Stadt, wfiste Land.
Seither daß unser Stadt verschantzet und bewehret,
Seither ist unser Land verwüstet und verheret.
76.
Von dem Brauch der Nasamonnm und Angilarnm.
Manche Braut bleibt nicht zufrieden;
Daß ietzt der Brauch bleibt vermieden.
Daß nicht thun am Hochzeit-Feste,
Was der Bräutgam thut, die Gäste.
*
72. (n, 1.) Sunt mala mixta bonis. 1 Man sieht, das in dieser. 2 Böses
sich zum gutten. 3 O wann mein B. wer. — 73. (11, 2.) De lihro. 2 Mein
B. s. der. 2 Und, Ihr Leser, s. 3 Po wird. 4 sein enthronnen. —
74. (I, 1.) Mnsis genus ab Jovc summo. 2 Biß vom Jupiter her kam.
3 Diß macht das. 4 Sich wol hinn befr. — 75. (I, 60.) Feste Stadt, wüste
Land. 1 manche St. 2 alles Land. — 76. (I, 61.) De ritn Nasamonum
et Augilarum. (Alexand. Sard. de morib. gcnt. IV.) 1 ist nicht. 2 D.
der Brauch jetzt. 3 Das nicht auch thun an dem Feste.
Erstes Hundert. 27
77.
Anff Yenerillam.
Vcnerilla hasset Schertz;
Was sie meint; das ist ihr Hertz.
Wer an ihr was suchen wil,
Such und säume nicht zu viel.
Der nichts sagt und viel doch thut^
Ist für Venerilla gut.
78.
Anff den bellenden Tadler.
Wenn die Verse gelten weiten
Mir, wie sie dem Naso gulten^
Hätt ich längst den Kettenhunden
Meinen Momus bejgebunden.
79.
Von den Weiber-Brfisten.
Wie kommtS; daß Frauen- Volk so klare Stimmen fllhret? •
Weil duppelt Blasebalg hart an ihr Lufftröhr rühret.
80.
Von der Weiber Planderey.
Die Weiber reden laut, sie reden lang und offt.
Den Athem oben zu, mehrt unten aulf die Luffl.
81.
Von dem Gebrauch der Balearen.
Der Balearen Brauch ist zwar zu uns nicht kommen:
Daß durch die Gäste vor der Braut wird abgenommen.
Was sonst der Bräutgam nimmt. Doch hört man, mancher mag
Thun vor, was erst man dort thät aufF den Hochzeit-Tag.
77. (I, 62.) In Venerillam. 1 schertzen. 2 meiDt Sie von Hertzen.
4 Ey der BAume sich nicht viel. 5 Der nicht viel ß., der viel th. — 78. (II, Ö.)
lo Homom. 2 goltten. — 79. (I, 63.) Do mamillis fceminarum. 1 Wie
daß das F. V. 8. helle Bt. führen. 2 Weil ein Par BlasehAlg hin an i. L.
rfihren. — 80. (I, 64.) De earundem loqnacitate. 1 viel, sie. 2 rauff die. —
81. (I, 65.) De more Balearico (Alex. Sard.).
28 ^eß Ersten Tausend
82.
Betriebliche Hoffnuiig.
Der seinen Segel hin nach Engeland gewendet,
Ist manchmal durch den Wind in Holland angelandet,
Und der durchs enge Meer zu lauffen ihm getrauet,
Hat unverhofft sein Schiff in oflner See geschauet.
& Wer manchmals eine Nuß für gut hat angerühret.
Hat drinnen einen Wurm und dran ein Loch verspüret.
Ob Jungefrau zwar nicht und Jungfrau hoch entschieden,
Ist dem doch wol, der nam die, die das E vermieden.
83.
Unterscheid zwischen Jungfrau und Jnngefrau.
Was Junge-Frau und dann was Jungfrau, wird erkant.
Daß dieses Wort ist gantz, und jenes ist getränt.
84.
Der Zeiten Schauspiel.
Es denkt mich noch ein Spiel bei meinen jungen Jahren,
Drinn ich ein König war, da andre Knechte waren.
Da nun das Spiel war auß, fiel meine Hoheit hin,
Und ich ward wieder der, der ich noch ietzo bin.
5 Der heutige Gebrauch trägt gleichsam ein Ergötzen,
Die Bauern dieser Zeit den Fürsten beyzusetzen.
Schimpff aber ist nicht Ernst ,* und deß Saturnus Fest
Ist einmal nur deß Jahrs zu Rom im Brauch gewest.
85.
Schwanger seyn schadet dem schSn seyn.
Schwanger seyn ist eine Schande,
Keine Schand in Buhlschafft schweben;
Dannenher in unsrem Lande
Huren mehr als Mütter leben. ^
82. (I, 66.) Spes de virgine sunt spes fallacos. 2 durch d. W. manch-
mal. 3 getraut. 4 unversehns s. S. i. o. 8. geschaut. 7 Jungfraw und
Jungefraw sind zwar nicht groß entsch. 8 Doch wol dem, der hekomt die
die. — 83. (I, 67.) Discrimen inter Jungfraw und Junge-Fru v. — 84. (I, 68.)
Scena Temporum. 5 die heutige Fortun. 6 für zu setzen. — 85. (I, 69.)
Snculum volnptuosum.
Entes Hundert. 29
86.
Flflehtige Tugend.
Die Tugend ist ein Weib, so Mahlem ist zu glauben;
Druuib fleucht sie ; Monsieur Mars möcht ihr die Keuschheit rauben.
87.
Adels-Feinde.
£delleute muß man lassen
Von den Eselleuten hassen.
Wer nur gut ist, meint es gut
Auf das edle Ritters-Blut.
88.
Die verkoppelte Freundschafft.
Der Freundschafft keuscher Stand war weiland voller Ehren,
letzt last sie sich durch Geld zum Huren-Brauch bethören.
89.
Auf Pudibundam.
Pudibunda, wie sie spricht;
Ehret hoch deß Tages Licht.
Wer mit ihres Leibes Gaben
Noch fiir Nachtes sich wil laben^
Muß sich mühen ; daß er macht; &
Wenn es Mittag; Mitternacht.
Kan er sonst nicht Bath erfinden;
Muß er ihr das Haupt verbinden.
Manchem kummt eS; ders geneust;
Daß sie selbst die Augen schleust. k»
*
86. (I, 70.) Virttis fagitiva. 1 so wier den M. gl. 2 sie von nnß;
Mars. — 87. (I, 71.) Boni omnes favent nobiliUti. 1 Man muß £. 3 Wer
gutt 18t, der m. 4 Mit dem edlen. — 88. (I, 72.) Amicitia prostituta.
tOvid. 2. d. Pont. Eleg. 3.) 2 anff H. — 89. (I, 73.) In Pudibundam.
4 Sich f. N. noch. 3 Der muß sehen , wie. 6 Auß Mittage. 9 Wie
wol mancher diß g.
30 I^eß Ersten Tausend
90.
Neunerlei Fragen nnd neunerlei Antwort.
1. Wie kümmt es, daß die Welt im argen ist versunken?
Sie ließ den rechten Weg und gieng nur nach Gedunken.
2. Wie kümmt es, daß die Zeit nicht wil gebessert werden?
Die Menschen in der Zeit verbösern die Geberden.
5 3. Wie kümmt es, daß die Last der Noth die Welt so drucket?
Sie iflset ietzund auß, was sie vor eingebrocket.
4. Wie daß uns Rath und That so wenig wil erspriessen?
Drum daß, wie wir von Gott, Gott nichts von uns wil wissen.
5. Wie daß sich die Fortun so plötzlich hat gewandelt?
10 Weil der, der sie bekam, sie übel hat gehandelt.
6. Wie kümmt es, daß ietzund die Bösen oben schweben?
Wer höchlich fallen soll, den muß man hoch erheben.
7. Wie kümmt es, daß ietzund die Frommen unten liegen?
Sie kämpfen mit Gefahr, mit Ehren drauff zu siegen.
16 8. Wie daß uns wil die Zucht zur Sicherheit gelangen?
Dieweil der letzte Tag die Welt wil ehstes fangen.
9. Eünunt aber keine Zeit, darin es besser werde?
Neu Himmel ist nicht weit, nicht weit ist auch Neu Erde.
91.
Die letzte Brunst der Welt.
Unsre Welt ist schlägefaul,
Setzt sich wie ein stätig Gaul.
Wil sie Gott zu Stande bringen.
Muß er sie mit Feuer zwingen.
6 Jene Welt ertrank durch Flut;
Diese Welt erfodert Glut.
92.
Vom Kayser Probns.
Kajser Probus wolte schaffen.
Daß man dürffte keiner Waffen.
O wo ist bei unsren Tagen
Kayser Probus zu erfragen?
90 fehlt. — 91. (I, 74.) Muudi ultima conflagratio. 3 von Btaten br.
— 92. (I, 75.) De Probo Imperatore. 4 Ein solch Prob.
Erstes Hundert. 31
93.
Hnreii-Zeit
Durch Procolas geschahS; daß zehnmal zehn Jungfranen
Nach dreimal fbnffler Nacht man konte Weiber schauen.
Komm wieder Procains! Weil in den Frauen-Orden
Fast iede Jungfirau wil^ ist Mars gar müde worden.
94.
Rhein-Floß.
Der dich erstlich nante Bheju;
Wolte, glaub ich, sprechen Wein.
Der dich erstlich nante Rhenus,
Wollte, glaub ich, sprechen Venus.
Was die Venus im Latein
Ist uns, Rhenus, deutsch dein Weiu.
95.
Rhein-Wein.
Reimet sich gleich Wein und Rhein,
Reimt sich Wasser nicht mit Wein.
96.
Wo Herren, da Narren.
Ej, man muß dem Hofe-Leben
Für den andren Fürzug geben!
Denn bei großer Herreu Tische
Sind stets Has' und Stöckelfische.
97.
Hofe-Leben.
Das Hofe-Leben ist ein rechtes Hoffe-Leben ;
Denn da verspricht man Gunst, und Ungunst wird gegeben.
93. (I, 76.) Seculum meretricium. 1 geschachs. — 94. (I, 77.) Rhenus,
Germanorum Venus. — 95. (I, 78.) Rhein -Wein. 1 Eß r. s. zwar W.
zum Rh. 3 Wasser aber nicht zum W. — 96. (1, 79.) 1 Man muß doch.
4 8. B. Hasen nnd Stockfische. — 97. (I, 80.) Vita aulica.
Deß Ersten TaoMiid
32
98.
Fleiß bringt Schweiß, Schweiß bringt Preis.
lederraann hat gerne Preis;
Niemand macht ihm gerne iSchweis.
Wer der Arbeit Marck will nissen;
Muß ihr Bein zu brechen wissen.
99.
Auf eines Helden Verleumder.
Da du lebtest; werther Held^
Ward dein Ruhm bergauff gestellt.
Nun von uns du bist entwand;
Wird dein Ruhm kaum noch erkannt.
Nämlich wenn der Low ligt tod;
Ist er auch der Hasen Spot.
100.
Der Natur- Weg.
Wer, wie die Menscheit geht, wil wissen ihre Spur,
Der wisse: Sie geht von, durch, in, auß der Natur.
98. fehlt. — 99. fehlt. — 100. (I, 81.) Via natur» human».
Andres Hundert 33
DESZ EESTEN TAUSEND
ANDRES Hundert:
1.
Die Warkeit im Wein.
Warheit steckt in dir^ o Wein!
Wie wil der denn scheltbar sejm,
Der die Warheit zu ergründen
Sich beim Bacchus viel last finden?
2.
Wein, der Poeten Pferd.
Ihrer viel sind zwar beflissen.
Sich im Helicon zu wissen.
Ob sie gleich nun ziehn und ziehn.
Kommen langsam sie doch hin;
Denn ihr bestes Pferd ist heuer
Viel zu seltsam und zu theuer.
3.
Auf den Bibalnm.
Bibulus ist gar nicht stoltz;
Denn er trincket Wein auß Holtz,
Fängt in Ziehn sein klares Wasser:
Ist er dannenher ein Prasser?
1. (I, 82.) In Vino verum. 2 Drum kan der nicht. — 2. (I, 83.)
V'mam est instar equi, tollit portatque Po^tam. 3 Waun sie. 4 Kommen
sie doch schwerlich. 5 Ihr liebstes. — 8. fehlt.
3
34 ^^ Ersten Tausend
4.
Hunger.
Hunger ist der beste Koch;
Dieses mangelt ihm nur noch;
Daß er, wie sonst andre Sachen^
Sich nicht selbst kan schmackhaft machen.
5.
Jnngflmaseluiilt.
Jungfrauschafil ist zwar ein Sieg
Wider unsres Fleisches Krieg;
Doch sind viel; die fUr. das siegen
Lieber wollen unten liegen.
6.
Eigenlob.
Duppler, nicht ein eintzler Mund;
Gibt der Warheit ihren Gnmd.
Drum kan der nicht gelten viel;
Der sich selbst nur loben wil.
7.
Auff Hornntom.
Hornutus las : Was Gott Job habe weggenommen^
Sey duppelt ihm hernach zu Hause wieder kummen.
Wie gut, sprach er, war diß, daß Gott sein Weib nicht nam,
Auf daß Job ihrer zwey für eine nicht bekam!
8.
Von Jobs Weibe.
Wie kam es, daß, da Job hatt alles eingebüsset.
Was ihm ergetzlich war, daß er sein Weib nicht misset?
Es steht nicht deutlich da, warumb sie übrig blieb;
Allein ich schliesse fast, er hatte sie nicht lieb.
4. (I, 84.) Farnes. — 5. (I, 85.) Virginitas. — 6. (I, 86.) Propria laus.
2 Auff Zwey, unnd nicht Einen. 2 Bawt die. — 7. (I, 87.) In Hornutum.
1 las einmal, — hab' entnommen. 2 Daß sey ihm siebenfach. 3 war es.
4 Auff das Job sieben so. — 8. (I, 88.) De uxore Jobi. 1 Wie kommt.
2 ihm lieb war, Er doch s. W. nicht hat vermisset? '6 Es ist nicht auß-
gedrückt. 4 Ich haltt es für gewieß.
Andres Handelt. S5
9.
Deß Krieges BmiMniekt.
Als VenuB wolte Mars in ihre Liebe bringen^
Hat sie ihn blanck and bloß am besten können zwingen;
Denn so «le, wie sie pflegt; in theorem Schmucke blieben,
Hitt er sie dttrffen mehr berauben, als belieben.
10.
Hnmel-Erbe.
Die Alten sind ietasund der Jungen ihre Kinder;
Denn diese wissen mehr, und jene wissen minder,
Wol gut! Weil Gott sein Reich den Kindern anverspricht,
Erbt jene Welt allein, und diese Welt erbt nicht.
11.
Uncbristlieker Krieg.
Mars thut nicht, was ihm man thut;
Nimmet Gut und gibt nicht Gut.
Wer ist denn, der mich bescheide.
Ob er Christ sei oder Heide?
12.
Vorige und ietrige Kriege.
Was taug der alte Krieg? der neue Kri^ ist besser;
Denn jener war ein Feind der Menschen, der der Schlösser,
Und jener machte leer der Menschen Leib von Blut,
Da dieeer nur fegt auß der Kasten altes Gut.
13.
OiftBials YoU macht endlich toll.
Zun£ft und Zechen sind verwand.
Eines zwiefach nur genant.
*
9. (I, 89.) llartis rapadtu. 2 nackt und. 4 wol berauben mehr
alA lieben. — 10. (I, 90.) Hereditas coeli. 4 So erbt anoh Jene W., und.
— 11. (I, 91.) In Martern et PBeudochristianum. 2 Outt nimt Er. 8 iit
■mi, d. entsoheyde. — 12. (I, 92.) Bella prsBterita et prnsentia. 1 d. altte
M. tang nicfats; d. n. Mars. 4 K. übrig QuU. — 13. (I, 93.) Ebriositai.
2 Und «in Dimig swieÜMb g.
3*
S6 I^ Enten Tausend
Drum wer anhängt allen Zechen;
Ist auch kühnlich einzurechen
In die tolle ; wilde Zunfft
Bey das Volck der Unvemunffit.
14.
Gehenckter Judas.
Der unser Brot gleich braucht; der tritt uns doch mit Füssen,
Wil uns sowohl nicht im- als an dem Creutze wissen;
Allein es kümmt dazU; daß endlich selbst sein Fuß;
Hoch in die Lufil verstrickt; vom Treten fejem muß.
15.
Frei-Leben, Gut-Leben.
Wer andren lebt, lebt recht ; wer ihme lebt, lebt gut,
Weil jener andren wol; ihm übel er nicht thut.
Wol dem; dem da zugleich die Freiheit ist gegeben;
Bald recht; bald gut; wenn; wie und wem er wil; zu leben.
16.
Auff die demutige Pertundam.
Daß unter ledermann Pertunda fein sich schmügen;
Und ietzo da , ietzt dort wil willig unten liegen.
Das thut sie dannenher: sie hat zur Zeit gehört;
Wie Schönheit um so viel durch Demut wird vermehrt.
17.
Auff eben Selbte.
Wer wil Pertunda stoltz , hochträchtig auch wol nennen ?
Er gibt genug au Tag, er muß sie recht nicht kennen.
Heist dieses denn wol stoltz ? Sie bleibet unten an
Und duldet über ihr so leichtlich iedermann.
«
4 Denn mag man auch k. rechen. — 14. (I, 94.) Judas pendulos.
1 Manch Mensch der unser Brod braucht, tritt. 2 Und wiel unß nicht
sowol im alß am Cr. — 15. (I, 95.) Vita libera vita optima. 1 ihm selbst 1.
2 Dieweil Er a. w. ihm selbst nicht übel th. 3 Drum wol dem, dem z.
4 wem, wie und wann. — 16. (I, 96.) In Pertundam humilitatis studiosam.
3 einsmals geh. — 17. (I, 97.) In eandem. 1 Wer mier P. wiel st. und
hochtr. 3 Sie sey denn darumb st. das Sie bleibt.
Andres Hondort. .37
18.
AuS die lispelnde Fututillam.
0 FututiUa^ groß und sehr groß ist der Schaden,
Daß mit so schwerer Zung ist dein schön Mund beladen.
Denn wenn du sagen solst : komm zu mir plotz und flugs !
So sprichst du allemal : komm zu mir fotz und fugs.
19.
Stadt-Leite und Dtrff-Lente.
Wer sind Bürger? Nur Verzehrer.
Was sind Bauern? Ihr Ernährer.
Jene machen Kot auß Brote,
Diese machen Brot auß Kote.
Wie daß denn der Bllrger Orden
Höher als der Bauern worden?
20.
Welt-Beherrseher.
Gott; Fleiß und die Gelegenheit
BeheiTSchen Menschen ; Welt und Zeit:
Gott ist in Nöthen anzuflehn;
Gelegenheit nicht zu versehn;
Der Fleiß muß fort und fort geschehn.
21.
Krieges-Oreiphen.
Man hat dem Plinius nicht gerne wollen glauben;
Daß Greiphe sind, die Gold ans tiefer Erde rauben.
Es zeuget dieses Mars^ der brauchet solche Greiphen^
Die alle Welt um Gold durchwühlen und durchstreiffen.
18. (II, 6.) In F«tutillam blnsam. 4 fotz und fugß. — 19. fehlt. —
20. (II, 7.) Mundi gobematores. 5 Und fl. — 21. (II, 8.) Gryphe« bellici.
1 dem PI. hat man Tormalß nicht w. 2 tieffster. 3 M. hat es Jetit
bcMugt, der braucht selbst,
38 ^^ Braten Tausend
22.
FrantcSsischer Brauch.
Daß mit einem Messer essen viel Frantzosen, ist zwar Brauch;
Männer thmi es ; Weiber thun es, dünkt mich, aber doch nicht andi.
23.
Hoehzeit-Wimtseh.
Sejd glücklich hier mid dort; seyd selig denn gepreist,
Ihr^ die man heute Braut und Bräutigam euch heist!
Seyd morgen Mann und Frau, seyd Eltern übers Jahr;
So habt ihr denn erlangt, was zu erlangen war.
24.
Ein andrer.
Theures Paar, deß Glückes Neid
Muß euch nimmermehr versehren.
Und die Macht der Sterbligkeit
Schade nimmer euren Ehren.
Gebe Gott, daß übers Jahr
In der Mutter Armen lache
Das, was euch, o edles Paar,
Nach dem Tode lebend mache!
25.
Bittre Liebe.
Lieben ist ein süsses Leiden,
Wenns nicht bitter wird dm'ch scheiden.
Bittres wil ich dennoch leiden,
Daß ich Süsses nicht darff meiden.
26.
Mittel zum Reichthum.
Wer, wie er werde reich, wil Weis' und Weg betrachten,
Der lerne Geld und Gut bald viel, bald wenig achten.
22. fehlt. — 23. (II, 9.) Votum Nubtiale. 4 verriebt, w. z. verrichten.
— 24. (II, 10.) Aliud. 4 keinmal euren. — 25. fehlt. -^ 26. (I, 98.) Modus
diiescendi. 1 ertrachten. 2 bald achten, bald verachten.
Andres Uimdttt. QQ
27.
Hoelueit-Wutsdi.
Liebe, Friede, S^en, Glücke
Sey euch, weil ihr selbsten seyd,
Biß daß euch empor entzücke
Sterbligkeit zur Ewigkeit.
28.
Nicht alles, was schwer, dringt anter sich.
Laß ich überreden mich;
Schweres Ding dring unter sich?
Wie daß denn die Steuer-Lasten
Über uns noch inmier rasten?
29.
Die Steuer.
Daß mein Buch die theure Gabe
Allen zu gefallen habe.
Glaub ich nicht; doch wil ich hoffen,
Das, was folgt, sei gar getroffen:
O es müsse höllisch Feuer
Fressen die verfluchte Steuer!
30.
Oewonheit und Recht.
Gewonheit und Gebrauch zwingt ofi^t und sehr das Recht.
Hier ist der Mann ein Herr deß Weibes, dort ein Knecht.
31.
Dienstag und Freytag.
Es hat durch unser Land sich alles umgekehret;
Drum wundert mich der Brauch, daß der so lange wehret,
27. (n, 11.) Aliud (tc. vot nabt). 2 Sey mit euch so lang Jhr.
3 euch Ton bier. — 28. (Ü, 12.) Non omne grave tendit deorsum. 1 Man
wiel. 2 Was schwer ist 4 Immer über. — 29. (II, 13.) Contributio.
4 gans getr. — 30. (U, 14.) Consuetudo et Jus. 1 zw. Billigkeit und r.
— 31. (II, 15. Dies Martis et dies Yeneris nubentibuB ominosi. 1 hat sieh
m der Welt jetst. 2 mich daß noch bey uns so 1,
40 ^^ Enten Tausend
Daß Dienstags noch und nicht man Freytags Hochzeit macht,
Und mehr als göldnes frey das schwere dienen acht\
6 Es gienge zwar noch hin deß Dienstags Hochzeit haben,
Freytages aber doch bald tod, bald seyn begraben.
32.
Tadler.
Wem niemand xucht gefclUt, wer alles tadelt allen,
Wer tadelt diesen nicht? und wem kan der gefallen?
33.
Sanmsaal.
Anfang hat das Lob vom Ende.
Drom macht der, daß mau ihn schände,
Der in allen seinen Sachen
Nimmer kan kein Ende machen.
34.
Tr&gheit.
Der kan ohne Krieg und Waffen
Seinem Ruhme ßuhe machen,
Der nur wachsam ist zum schlaffen,
Schläfirig aber zu dem wachen.
35.
Anff den Osenm.
Wo wer nach Ehre strebt, da pfleget sie zu fliehen;
Wo wer die Ehre fleucht, da pflegt sie nachzuziehen.
Es weiß nun Oskus diß ; drum nimmt er einen Saum
Und fleucht, was er nur kann, in Sünden ohne Zaum.
3 Das man Dienstages und nicht Fr. 4 schnöde d. 5 zwar dieses
gienge hin: D. tages. 6 Fr. aber drauf bald Tod s. und begr. — 32. (I, 99.)
In Momum. 2 Den tadelt jeder auch und kan niemand gef. — 33. (I, 100.)
Finis coronat opus. — 34. (II, 16.) Torpor. — 35. (II, 17.) In Oscnm sce-
leratö ambitiosum. 1 Wer nach der. 2 Und wer d. E. fl. dem pfl. 3 dr.
faßt Er jhme räum.
Aüdrefi Hundert. 41
36.
Anir einen HSrner-Trftger.
Der lieb ist nichts zu schwer^ pflegt Comiger zu sagen;
Drom ist ihm aneh nicht schwer, auß Liebe Hörner tragen.
37.
VergStternng der Helden.
Es wolln ietzund nicht mehr auß Helden Götter werden.
Das macht, ihr Himmel ist hinieden auff der Erden.
38.
Fraw, nmbgekehrt Warf.
Die erste Fraw zwar warf das Joch
Der Sund' an unsem Hals;
Doch sind letzt unsre Frauen noch
Was klüger dieses Falls:
Sie setzen manchem Homer an,
Daß er sich nicht entstreiffi^ kan.
39.
Seligmacher.
Christus, der uns selig macht.
Ward für uns ans Creutz gebracht.
O wie würden rieh bedencken.
Die manchmal das Seligseyn
Suchen nur durch frembde Pein,
Wenn sie selbsten selten henken!
40.
Stat geht fBr Land.
Bei der Stadt ist Stattlichkeit,
Bei dem Dorffe Dürfftigkeit.
Isfs nun recht, wenn gleich die Stat
Statlich auch zu steuern hat?
36. (II, 18.) In Cornigenim. — 37. (II, 19.) Apotheosi» Heroum. 1 Eß
wollen jetzt. — 88. (II, 20.) Fraw per invenionem wwrff. 1 warff zwar.
6 abstreifren. — 39. fehlt. — 40. fehlt.
42 MS Erefcn TaaioDd
41.
Die gSldenen Soldaten.
Die Sonne geht in Gold^ so sprechen unsre Bauern.
Drum wird bei uns ihr Licht nicht mehr gar lange tauem.
Mars starrt und rauscht für Gold; ihr Bauern, last das grämen:
Die göldne Gleißnerei wil finstem Abschied nehmen.
42.
Seligmacherey.
Selig machen kan nur einer;
Sonsten hats gelemet keiner.
43.
An einen Freond.
Weil du mich, Freund, beschenckst mit dir,
So danck ich billich dir mit mir.
Nimm hin deß wegen mich fUr dich;
Ich sei dir du; sey du mir ich.
44.
Oeitchals.
Den Geitzhals imd ein fettes Schwein
Schaut man im Tod erst nützlich seyn.
46.
Reiehthnm.
Wer auff übrig Reichthum tracht,
Der wird sonsten nichts erstreben.
Als daß er noch bei dem Leben
Ihme selbst ein täglich sterben
und heniachmals seinen Erben
Ein gewüntscht Gelächter macht.
41. (II, 21.) Militi» ocoMUB. 4 al>8cheid. — 42. fehlt. — 43. fehlt.
— 44. fehlt. — 45. (ü, 23.) Opulenti«.
Asdres Handert. 4S
Wenn Feyertag die Jungen hilten,
Wolln halten Bete-Tag die Alten.
47.
Anff eilen Bhrgeitiigen.
Aue Menschen günnen dir, daß da möchtest Cäsar werden.
Doch mit dreiondswantzig Wunden nieder liegend anff der Erden.
48.
Regimento- Wetter.
Wer nicht glaobt, daß Obrigkeiten
BiUich sind und heissen Gtötter,
Der hab acht bei diesen Zeiten,
Was sie machen ftkr ein Wetter.
49.
Ftrrten.
Daß die Fürsten über Menscheaund nach Rechten Herrscher sejn,
Doch nicht ewig, möchten Fürsten ihnen täglich bilden ein.
&0.
Von Heilen Beiiiei.
Sind meine Reime gleich nicht aQe gut und richtig.
So sind die Leser auch nicht alle gleich und tüchtig.
51.
Danek wird bald kraiek.
Danckbarkeit, du theure Tugend^
Alterst bald in deiner Jugend;
Drum macht deine kurtze Frist,
Daß du immer sehsam bist.
•
46. fehlt. — 47. fehlt. — 48. Am rande steht: Prinoipes sunt Düj non
pudern Ahitonantes, sed Imitonaniet. (II, 24.) TempestM Politios. 8 sohaw
jetzt bey nnsren. — 49. fehlt — 50. (II, 26.) Aeqna causa fsquom poaoit
jndieem. 2 die Richter. — 51. (H, 27.) Nihil oititts seneMit quam gratia.
1 die t. 2 Wird alt. 3 ihre k. 4 sie um so seltsam ist.
44 I>«A Ersten Tausend
62.
Weltliehe Hofftaniig.
Hoffiiung ist ein faules Seil,
Bricht in anverhoffter Eil,
Daß uns Armut bleibt zu theil.
53.
Das Vergaagene.
Wer ietzund berathen wil die vergangne Sachen,
Der wird junge Weiber auch aus den alten machen.
54.
6fate Wercke.
Wo gute Wercke selig machen.
Bringt solche Meinung gute Sachen.
Wie kan die Seligkeit doch fehlen.
Wo zwene Jesus sind zu zehlen?
55.
Anff KfthiimiiiideB.
Kunimundus giebt sich an,
Manche Stunde seinen Mann
Zu bestehen, das ist viel.
O es ist bedinget worden.
Daß er weder selbst ermorden,
Noch ermordet werden wil.
56.
Frenndschafft mit Gott.
Wenn ein Mensch mit Gott gut steht,
Der steht wol, wenns übel geht;
Denn er kan die höchsten Gaben,
Vater, Bruder, Tröster haben.
52. fehlt " 53. fehlt. — 54. (II, 28.) Geminus Jesus. 2 So hat ein
Bähstier gutte. 3 die Seeligkeit muß Ihm nicht f. 4 Denn er kan zweene
J. z. — 55. (II, 29.) In Cunimundum. 2 Bey dreystunden. — 56. (11, 30.)
Amicitia cum Deo. 1 Ein Mensch mit dem.
Andre» Hnndert 45
57.
HfigUeh« ÜBM«gliekkeit.
Als Adam wolte €k>tt und seinem Wesen gleichen^
Ward er ein sterblich Mensch und must auß Eden weichen.
Seither wir haben diß^ was Gott kan, künnen wollen
Und nnvermügHch Ding doch mttglich machen sollen :
Seither ist unser Frey in Dienstbarkeit verkehret.
Die Haut ist abgestreift, das Marck ist außgezehret.
58.
Das Beste der Welt
Weistu, was in dieser Welt
Mir am meisten wolge&llt?
Daß die Zeit sich selbst verzehret,
Und die Welt nicht ewig währet.
59.
Oesegnete Arbeit.
Daß unser Feld ietzt nichts als Dom und Disteln traget,
Drum schwitzet unser Leib, und unser Hertze schlttget.
Doch laß ich mich auff Gott; der sehe, was er thut,
Dieweil er dißfalls spricht : Wol dir , du hast es gut !
60.
Auff Jungfer Nackt-Lieb.
Cupinuda klaget sehr
Über Vater Adams Fall,
Drum daß niemand überall
Darff ietzund gehn nackend mehr.
61.
Welsehlaud.
Das welsche Land heist recht ein Paradeis der Welt,
Weil ieder, der drein kummt, so leicht in Sünden fällt.
57. (II, 31.) Mögliche Unmöglichkeit. 4 Und ein unmöglich. 6 ab-
geMhindt. ^ 58. (II, 32.) Mundi optimam. 3 Das die Welt. — 59. Am rande
stdit: Ps. 128. (II, 33.) Labor benedlctus. — 60. (II, 34.) In Cupinudam.
- 61. fehlt.
46 DeA Enten TaiiMnd
62.
Jurist und Artet.
Ein Jurist darff eines Artztes, der ihm sein Gehirne stärke,
Daß er recht, wasRotheswolle, und was Schwarzes heiße, merke.
Auch der Artst darff des Juristen, der ihm seine Sachen schmücket,
Ob er etwa hat den Krancken sammt der Eranckheit fortgeschieket.
63.
Auf Bibnlnm.
Es torkelt Bibulus, ist stündlich toll und voll;
Der Weg zur HöU ist breit ; er weiß, er trifft ihn wol.
64.
Sommer and Winter.
Daß iedes Jahr vier Zeiten hat, hält man mehr nicht recht.
Der Frühling ist deß Winters, der Herbst deß Sommers Eiiecht.
65.
Vertrauen anf Christnm.
Was fragt ein edler Low nach eines Hündleins Bellen?
Was fragt ein Fels im Meer nach Winden und nach Wellen ?
Was Juda Low beschützt, was Davids Fels behält.
Das ist vom Teuffei frei und sicher für der Welt.
66.
Hoihinng nnd Oednld.
Hoffnung ist ein fester Stab,
Und Geduld ein Reise-Kleid,
Da man mit durch Welt und Grab
Wandert in die Ewigkeit.
67.
Die Stirne.
Die Stirn ist sonst der Thron, drauff Ehre sitzt empor.
Was hat für Ehre der, der Haare henckt davor?
*
62. fehlt. — 63. fehlt. — 64. fehlt. — 65. (U, 35.) Fiducia in Chri-
Btnin. Ein Edler Lew fragt nichts. 2 Ein Felß ins Meer gegründt fr.
3 Wen der Lew Juda seh., w. D. — 66. (II, 36.) Spes et patientia. 3 Damit
man. — 67. fehlt.
Andres Uiindert. 47
68.
Hoebceit-Wratieli.
Werthes Paar, lebt in die Wette
Mit deß Glückes bester Zeit;
Biß daß euch die Ewigkeit
Von der Sterblichkeit errette!
Wann der neunde Monat weicht.
Hebet ^eines* an zu zehlen;
Dieses muß euch nimmer fehlen,
Biß die Zahl au£P zehne reicht
69.
Die hiuAllige Welt.
Ich bin zwar wol kein Rath aus Gottes Cautzeley;
Doch weiß ich, was daselbst ietzund im Werke sey.
Es wird der kranken Welt ihr Leichendienst bestellet,
Weil sie ie mehr und mehr in schwere Seuchen fallet.
Sie hat sich offk kasteit durch Hunger und purgirt
Durch Pest ; Mars hat ihr auch viel übrig Blut entflihrt :
Noch dennoch ists umbsonst. Drum der sich ihr vertrauet.
Hat ffar ein schönes Bild ein stinckend Aas erschauet.
70.
Die Bfteher Moisis und Josnft.
Wo Moses höret auff, fangt Josua bald an:
Oenad ist nöthig da, wo das Verdienst nichts kan.
71.
David durch Hiehal verborgen.
Die Michal legt em Bild ins Bett an David's stat
Und dann zu seinem Haupt ein Fell von einer Zi^en.
Will mancher wie ein Bild im Bette stille liegen.
So giebt man ihm gemein ein Fell, das Homer hat.
68. (U, 37.) Votum nubtiale. 1 Liebes P. 6 So hebt eines. 7 Unnd
dieft maß «nch keinmal. 8 auf Neune. — 69. (II, 38.) Mundus cadueus.
7 Noch ist es gar umbs. -^ 70. (II, 39.) Libri Moisis et über Jostue. 2 Da
ist genade not. — 71. (II, 40.) Michal Davidem occultans. 3 Wiel einer
dieser Zeit. 4 Wie ein Bild, giebt man ihm ein f.
48 ^^ Enten Tausend
72.
Der schrift-kflndi^ Mars.
Wer spricht, daß unser Mars aaff Gottes Buch nicht fraget?
Er hat genau gemerckt, was König Saul dort saget:
Wer mir nicht nach zeucht auß, deß Binder soll man stückeu;
Und also hin und her durch alle Gräntzen schicken.
6 Drum ist nun alles Vieh verschickt, zerstückt, vertrieben,
Daß uns von ihnen kaum der lehre Stall ist blieben.
73.
Arm anf Erden; reich im Himmel.
Wer einen Reichen nennet, hat alles dieß genennt.
Was diese Welt für gut, für hoch, fUr herrlich kennt.
Wer einen Armen nennt, der hat von dem gesagt.
Was aUe Welt veracht und aller Unfall plagt.
5 Noch dennoch tausch ich nicht; ein Armer in der Zeit
Ist fertig, reich zu sein dort in der Ewigkeit.
74.
eedald.
. Leichter traget, was er traget,
Wer Geduld zur Bürde leget.
75.
Unbesonnene Sorgen.
Das Fleisch kocht langsam gar, wenn Blei liegt in dem Topfe.
Zu nichts ist der geschickt , dem Sorge steckt im Kopfe.
76.
Erde, durch Versetzung : Rede.
Ob eine Red uns schön und künstlich gleich bedeucht.
So ist sie doch ein Wind, der hin zum Winde zeucht.
Wer Erde liebt, liebt das, was endlich Angesichts,
Wann Gott gebeut, zersteubt und wird ein lehres Nichts.
72. (n, 41.) Saul rodivivus. 2 ersehn. 8 Wer nicht auß zeucht mir
nach. — 73. (II, 32.) Pauper in terris, divcß in ccelo. 2 gut hellt unnd
für köstlich kennet. 3 gesaget. 4 plaget. 5 Ich tausche g]eichwol nicht.
Wer arm ist. — 74. (II, 43.) Patientia. 1 der trägt 1. — 75. (11, 44.) Cur»
insensats. 1 Ein Fl. k. 1. g. wu Bl. 2 der ist zu nichts gesch. — 76. (II, 45.)
Erde per transpositionem : Rede. 1 Bede gleich unß seh. u. k. deucht. 3 Der
der die £. 1., 1. das was ang. 4 lauter nichts.
Andres Hundert. 49
77.
Die Welt ward nicht aaß Sonnen-Stanbe, sondern wird zu
Sonnen-Stanbe.
Ich weiß nicht, ob die Welt kan länger stehu und halten,
Weil da und dort ihr Bau nimmt Brüche; Eisse, Spalten.
Gott scheidet sich von uns; wir scheiden uns von Gott.
Die Wolfahrt reumt das Land, und bleibt uns nichts als Not;
Die Tugend fleucht seitab ; die alten Laster weichen &
Der neuen Teuff'eley. Es künncn sich nicht gleichen
Der Unter than und Herr, der Herr und Unterthan;
Der Mann sucht fi*emdes Weib ; das Weib sucht fremden Mann.
Der Himmel wil nicht mehr der Erde Saamen günncn ;
Die Erde wil nicht mehr wie vor gebären künnen. lo
Das macht, daß man zum Theil dem Epikurus glaubt:
Die Welt werd ehstes das, was in der Sonne stäubt.
78.
Gezwungene Soldaten.
Wer seuffzend zeucht in Krieg, ist kein gar gut Soldat.
Was dünkt dich nun von dem, den man gezwungen hat?
79.
Die baßfertige Welt.
Die neue Welt ist from und frömer als die alte;
Sie darflF nur acht Gebot, die sie im Leben halte;
Dem Ehbruch, Diebstal bleibt; man hauet nur die Leute
Und macht, was uns gefällt, uach Krieges Art zur Beute.
80.
Glucke und Unglücke.
Das Glück ist abgetlieilt vons Ungelückes Tücke
Durch den Buchstaben U und den Buchstaben N;
So daß mau N vor und U zuletzte nenne,
So ist in einem NU Unglücke bei dem Glücke.
!
77. (II, 46.) Mnnduß non ex atomis Bed in atomoB. 2 Weil jbr baw
dl und dort. 6 Sich können nicht vergl. 8 d." M. sucht sonst ein W.
iW. sucht einen M. 12 werd jetzund das, das in der Sonn- nm])stcnbt.
- 78. (U, 47.) MilitcB coacti. 1 W. s. in den Kr. z. ist kein gut. 2 Wie
[ i d. denn umb den. — 79. (11, 48.) Mundus rcsipiscens. 3 Ehbr. und
Diebet bL Man harnet (sie). — 80. (H, 49.) Glücke und Unglücke.
4
i
50 I^eß Ersten Tausend
81.
Die hoffärtige oder fibersichtige Welt.
Die Welt acht* unsrer nichts; wir achten ihrer viel.
Ein Narr liebt den, der ihn nicht wieder lieben wil.
82.
Crentze.
So bös ist schwerlich was, es ist zu etwas gut.
Das Creutze plagt den Leib und bessert doch den Mut.
83.
Elende.
Man trage mit Geduld den Jammer dieser Zeit;
Was Jammer erstlich war, wird endlich Herrlichkeit.
84.
Das Unrecht der Zeit.
Was frag ich nach der Zeit? wenn der mir nur wil wol,
Der alles schafft, was war, was ist, was werden sol.
85.
Schlaf y umgekehrt: falsch.
Der Schlaf heist rücklings falsch ; denn er betreugt uns oft,
Gibt Gold im Traume, gibt, wann wir erwachen, Luft.
86.
Ich bin, wer ich bin, so bin ich deß Herrn. (Luth.)
Begehrt mich Gott nicht reich und sonst von hohen Gaben,
So sey ich, wie ich bin, er muß mich dennoch haben.
87.
Warheit im Weine.
Sucht Warheit wer im Wein und findet sie im Wein,
Der wundre sich nicht mehr, daß Deutschen redlich sein.
81. (n, 50.) Mondus supercilioBUs. 2 ist, der den 1., der ihn nicht 1.
— 82. (n, 51.) Crux. 1 Es ist so höse nichts. — 83. (II, 52.) Mißeri*.
— 84. (II, 53.) Injuria temporis. — 85. (II, 59.) Schlaf, per inversionem
falsch. 1 Schi, heist zurücke f. 2 Giebt unß im tr. Gold. — 86. (II,
56.) Quisquis sum, Del sum. — 87. (II, 57.) In vino veritas. 1 Wo man
d. w. 8. u. findet in d. 2 So wund, mich nicht sehr das Tentsche.
Andres Hundert. 51
88.
Reich 9 dnreh Versetzuiig: Cheir.
Cheir heist Griechen eine Hand,
Stecket in dem Wörtlein Beich.
Wer da reich ist, werde gleich
Einer milden Hand erkant.
Die da gibet und nichts nimmt;
Die verschenkt und nichts bektUnmt.
89.
Laus lud Lans.
^as Lob heist im Latein ^ das hat im Deutschen Füsse;
Iß kitselt dort und juckt; hier gibt es scharffe Bisse.
90.
Henseh, dnreh YersetEHiig: sehmen.
Wil der Mensch sich selbst besehn^
Wird er leichtlich keinen sehmen.
Schmeh nicht bald und thu gemach!
Jeder hat sein eigne Schmach.
91.
Arm. Nar.
Streich vom m ein Strichlein auS;
Dann wird dir ein n drauß;
Thu' das n für das a.
Also steht für Augen da,
Wie da den die schnöde Welt, (
Welcher arm ist, hat und hält.
SS. (II, 58.) Bei^h per metathesin Cheir. 1 Qriechiflch. 2 Und steckt.
- 3 Wer Reich ist, der. 6 außtheilt. •— 89. (II, 59.) Laus und Laus. 1
ras im Lat. h. Lob. 2 Dort kitzelt es und. — - 90. (II, 60.) Mensch per
map. sehmen. 1 ein Mensch s. s. ansehn. 2 So wird er niemanden.
I. (n, 61.) Arm. nar. 4 So hatta f. 5 Für Wen den.
A*
52 I>eß Enten Tausend
92.
Oraby umgekehrt: barg.
Wol dem^ den bisher barg
Ein Grab für so viel Arg.
93.
Not, umgekehrt:. Ton.
Die Not, die ist ein Ton, davon die Augen rinnen;
Nicht viel sind, wann er klingt, die drüber lachen künnen.
94.
Die Welt ein Lnmpenhftndler.
Nicht handle mit der Welt; sie führt verlegne Wahren;
Du wirst sonst, wie sie sind, mit Schad und Schand erfahren.
95.
Lieb, yersetzt: Blei.
Das Blei dringt unter sich und wil nur immer ruhn.
Wer dir sich, Lieb, ergibt, kan sonsten wenig thun.
96.
Der Sonnen und deß Menschen Untergang.
Untergehn und nicht vergehn
Ist der Sonnen Eigenschafft.
Durch des Schöpffers Will und Krafft
Stirbt der Mensch zum Aufferstebn.
97.
Auff die Weiber.
Wann ftlr den Mann das Weib spricht in der Handelunge,
So ists, wie wann den Sinn offi: übereilt die Zunge.
92. (II, 62.) Grab, per invers. Barg. — 93. (11, 68.) .Not per invers. Ton.
1 d. N. ist solch ein. — 94. (II, 64.) Mundns veterator. 1. sie hat verl. —
95. (n, 65.) Liehe per anagr. Blei. 2 der der der. — 9G. (II, 66.) Solis et
hominis occasus. 3 UndJ durch seines. — 97. (11, 67.) In foeminas lo-
quaces. 1 Wann d. W. f,d, M. redet bey H.
Andres Hundert. 53
98.
Gottesdienst ist ohne Zwang.
Wer kan doch durch Gewalt den Sinn zum Glauben zwingen?
Verlaugnen kan zwar Zwang; nicht aber Glauben bringen.
99.
Eingeborne.
Wer alte Väter sucht und sucht sie alle gar,
Der kümmt zuletzt auf den, der Anfangs Erde war.
Wer Gott zum Vater hat, der bleibet wol geadelt;
Denn keiner hat den Stamm von Ewigkeit getadelt.
100.
Adel.
Hoher Stamm und alte Väter
Machen wol ein groß Geschrey.
Moises aber ist Verräther,
Daß dein Ursprung Erde sei.
98. fehlt. — 99. (II, 68.) Aborigenes. 2 der erstlich. 3 ist und
bleibt wol g. 4 Denn wer ist, der d. St. von Ew. her t. — 100. fehlt.
54 ^^ Enten Taasend
DESZ ERSTEN TAUSEND
DRIHES HUNDERT.
1.
Mannes-Bildnliß.
£m iedes Ding der Welt hebt an, geht fort, ninunt zu;
Es war schon eine Zeit, da ich nicht war, noch du.
Glaub aber mir gewiß, wann dieses du wirst lesen.
Ein Mann ist mir bekannt, der nie kein Kind gewesen.
2.
Von Cfott beschert,
Bleibt nnverwehrt.
Der ungestüm April last dennoch Veilken blühen.
Mir kan, was Gott mir günnt, kein rauhes Glück entziehen.
3.
April und May.
April, der zömt zuvor, eh Mai wil wieder lachen.
Zu jener Lust den Weg muß diese Not uns machen.
4.
An mein väterlich 6nt, so ich drey Jahr nicht gesehen.
Glück zu, du ödes Feld! Glück zu, ihr wüsten Auen!
Die ich, wann ich euch seh, mit Threnen muß betauen,
1. (n, 69.) Effigies Virilis. 2 Und es war. 3 doch glaube mir g.
der du wirst d. 1. 4 Mier ist ein M. b. — 2. fehlt. — 3. (II, 70.) Aprilis
et Majus. 1 der April zömet vor, eh als der M. wiel. 1. 2 Den Weg
8. j. L. — 4* (H, 71.) Ad rura paterna per triennium non visa.
Drittes Hundert 55
Weil ihr nicht mehr sejd ihr; so gar hat euren Stand
Der freche Mord -Gott Mars grond auß herum gewand.
Seyd aber doch gegrüst^ seyd dennoch fUrgesetzet §
Dem allem, was die Stat für schön und köstlich schätzet.
Ihr wart mir lieb; ihr seyd, ihr bleibt mir lieb und werth;
Ich bin, ob ihr verkehrt, noch dennoch nicht verkehrt.
Idi bin, der ich war vor. Ob ihr seyd sehr vernichtet,
So bleib ich dennoch euch zu voller Gunst verpflichtet, lo
So lang ich ich kan seyn. Wann dann mein seyn vergeht,
Kans sein , daß Musa wo an meiner Stelle steht
Gehab dich wol, o Stadt! die du in deinen Zinnen
Hast meinen Leib gehabt, nicht aber meine Sinnen.
Gehab dich wol! mein Leib ist nun vom Kerker los; 15
Ich darff nun nicht mehr seyn, wo mich zu seyn verdroß.
Ich habe dich, du mich, du süsse Vater -Erde!
Hein Feuer gläntzt nunmehr auff meinem eignen Herde.
Ich geh, ich steh, ich sitz, ich schlaf, ich wach umbsonst;
Was theuer mir dort war, das hab ich hier aus Gunst 10
Des Herren der Natur um Habe -Dank zu nissen
und um gesunden Schweiss; darff nichts hingegen wissen
Von Vortel und Betrug, von Hinterlist und Neid,
Und wo man sonst sich durch schickt etwan in die Zeit.
Ich ess' ein selig Brot, mit Schweiß zwar eingeteiget, 15
Doch daß durch Beckers Kunst und Hefen hoch nicht steiget.
Das zwar Gesichte nicht, den Magen aber fUllt
Und dient mehr, daß es nährt, als daß es Heller gilt.
Mein Trinken ist nicht falsch ; ich darf mir nicht gedenken.
Es sei gebrauen zwier, vom Bräuer und vom Schenken. so
l&r schmeckt der klare Safft; mir schmeckt das reine Naß,
Das ohne Keller frisch, das gut bleibt ohne Vaß,
3 einen st. 4 von grund auß orng. 7 Hir wäret 1. 8 Das Ihr verk. seid,
dai hat mich nicht 9 bin noch der ich war: wie sehr ihr seid vem. 11 So
L ich kan sein ich, wann mein sein wiel vergehn. 12 Sei Musa, wo sie
kiB a. m. 8. Btehn. 16 Und ich d. n. 18 leuchtet mier nunmehr auff eig.
20 Was mir d. t. w. 21 umb ein Dank hab eu n. 22 um ein wenig Seh.
24 Und wodurch man sich sonst seh. 26 hefen nicht auffst. 27 daß
das Ges. 28 mehrt. 29 Trank ist ung^lUscht und ich d. nicht.
56 Deß Ersten Tausend
Drum nicht die Nymphen erst mit Ceres dürffen kämpffen,
Wer Meister drüber sei, das nichts bedarff zum dämpffen,
86 Weils keinen Schweffehrauch noch sonsten Einschlag hat,
Das ohne Geld steht feil, das keine frerle That
Hat den iemals gelehrt, der dran ihm ließ genügen.
Der Krämer fruchtbar Schwur und ihr genißlich Lügen
Hat nimmer Ernt' um mich; der viel- geplagte Lein
40 Der muß, der kan mir auch anstat der Seiden sejn.
Bewegung ist mein Artzt. Die kräuterreichen Walde
Sind Apotheks genug. Geld, Gold wächst auch im Felde-,
Was mangelt alsdann mehr? Wer Gott zum Freunde hat
Und hat ein eignes Feld, fragt wenig nach der Stat,
46 Der vortelhafften Stat, da Nahrung zu gewinnen.
Fast ieder muß auff List, auff Tück', auff Ränke sinnen.
Drum hab dich wol, o Stat! Wenn ich dich habe, Feld,
So hab ich Haus und Kost, Kleid, Ruh, Gesundheit, Geld.
5.
Erneuertes Schlesien.
Der Krieger Art und Werk bißher war rauben, stehlen;
Der Stäter Art und Werk erkauffen und verholen.
Es ist was starck gesagt. Es ist ja gut gemeinet,
Wiewols von aussen nicht, als wie es solte, scheinet.
6 Was neu ist, das ist gut; drum ist ihr Sinn gewesen,
Daß man bei allem soll das Renovatum lesen.
6.
Bewegliche Ofiter.
Der Landmann thut nicht recht, daß er so kläglich thut
Um sein entwante Wahr: es war beweglich Gut.
*
33 Darum d. N. nicht mit. 34 das man auch nicht darf d. 35 Weil es
nicht Seh. 37 Hat jemals den g. der ihm dran 1. 39 Hat keinmal
40 Muß mir. 47 drum, Stat, geh. d. w. 48 Hab ich Hauß, Speise
Trank. — 5. (H, 72.) Silesia renovata. 1 das rauben war bißher gewön-
lich und daß stehlen. 2 Eß war bißher gemein auffkauffen und. 3 daß
ist ein harttes Wortt! es war ja. 4 Ob es von aussen gleich nicht. —
6. (U, 73.) Mobilia. 1 geltzam. 2 s. entraubte.
Drittes Hundert. 57
7.
Wanderschaft der Leute und der GSter.
Man sagt^ man lieset yiel, wie daß für langen Jahren
Zu Zeiten ein gantz Volk aus seinem Sitz gefahren
Und neues Land gesucht. HinfÜro wird man sagen
Was andres: Wie man sah bei uns in vielen Tagen
Vom Land Holtz^ Stein, Ziehn, Blei, Gold, Silber, Kupffer, Eisen, 5
Fleisch, Brot, Tranck und was nicht? hin in die State reiseu.
8.
Soldat, durch Versetzan^: als tod.
Soldaten sind ein Volk, die durch behertzte Thaten
Der Welt und ihrem Thim viel dienen und viel rathen.
Wann aber ein Soldat der Welt dient wider Gott,
Der bleibt, indem er bleibt, ist, eh er bleibt, als tod.
9.
Stat, durch Versetzung: Satt.
Die Unruh ist im Land, und Ruh ist in der Stat;
Denn jenes leidet Noth, und sie ist meistens satt.
10.
Steuer, durch Versetzung: es reut.
Es reut wol trefflich sehr, was Steuer wird gegeben.
Weil fortmehr nichts mehr ist, als nur das liebe Leben.
Allein es darff geschehn; es reut noch, doch zu spat.
Nicht den so sehr, der gab, als der genummen hat.
IL
Überall Krieg.
Weil nunmehr die gantze Welt
Wider sich zeucht selbst ins Feld,
7. (II, 74.) Migrationes remm. 1 Man hat vor viel gesagt. 2 Manchmal
iit ein £^antz. 3 Und ein new. L. g. Jetzt wird man erst viel s. 4 Nach
nnß, wie man gesehn bei unß und unsern T. 6 Und was nur bat gekondt
AD ander* ortte reisen. — 8. (II, 75.) Soldat per anagr. als tod. 4 der bleibt
Tod wann Er bl. — 9. fehlt. — 10. (II, 76.) Steuei- per transpos: es reut.
1 was man auß St. g. 2 Weil man ja fortmehr nichts hat alß. 3 das es reut,
doch. 4 Den nicht so. — 11. (11,77.) UndiqoeBdlom. 1 ietzund. 2 selbst zeucht
58 ^eß Ersten Tausend
Ean der Glaub in solcher Zeit
Auch nicht bleiben ohne Streit.
r> Dennoch führt er so den Krieg,
Daß Geduld behält den Sieg,
Daß die Hoffnung kriegt die Krön
Und Bestand den rechten Lohn.
12.
Bloße Warheit.
Die Warheit ist ein Weib, das zwar kein Laster kennt;
Doch weil sie nackt und bloß, so wird sie sehr geschändt.
13.
Die sehamhafftige Zeit.
Sie sey sonst, wie sie sej, die Zeit,
So liebt sie doch Verschämlichkeit.
Sie kan die Warheit nackt nicht leiden;
Drum ist sie emsig sie zu kleiden.
14.
Schale ist nicht Kern.
Was aussen heisset Schutz,
Das heist von innen Nutz. .
Diß lehrten uns drej Jahr,
Es sey gar eigen wahr.
h Drum lerne, Landsmann, lern.
Ob Schale sey der Kern.
15.
Lob -Sucht.
Der um Lobes willen thut
Das, was löblich ist und gut,
Thut ihm selbsten, was er thut,
Thut es nicht, dieweil es gut.
6 doch führt er so seinen. 8 Und beständigkeit den L. — 12. fehlt. —
13. (II, 88.) SfBCulom verecundam. 1 Eß sey sonst, wio sie wiel. 2 schara-
hftflftigkeit. — 14 fehlt. — 15. (II, 97.) Amor laudis. 2 Was lobwürdig.
3 Tb. ihm eelbit nur. 4 Und thut nichts, drumb daß.
DritteB Hundert. 59
16.
Em ehrliekas Leben und seliger Tod.
Wer ehrlich hat gelebt und selig ist gestorben^
Hat einen Himmel hier und einen dort erworben.
17.
Friede ist das beste.
Für großer Herren Mund gehört das Allerbeste^
Hag leichte, wo sich von ein grober Bauer mäste.
Der Fried ist eine Kost; die köstlich nährt und speist;
Drum wird gemeiner Mann davon letzt abgeweist.
18.
Ordnung hilfft Haashalten.
Es gehet diesem wol, der so sein Haus kan fassen,
Daß iedes drinnen weiß, was thuUch, was zu lassen.
Drum gehts ietzt auch so fein. Wenn Ejieg der Herr aufrührt^
So weiß der Bauer schon, daß ihn sein Beutel führt.
19.
Vermessenheit.
Zum Werke von dem Wort
Ist offb ein weiter Ort
20.
Auf einen Fresser.
Edo lobt und hält fbr gut,
Wann ein Mensch stets etwas thut.
Nichts thut er; doch thut er das,
Daß er isst, wenn er kaum aß.
21.
Sparsame Zeit.
Der Mangel dieser Zeit hat Sparsamkeit erdacht.
Man tauffet ietzt auch bald, so bald man Hochzeit macht.
16. fehlt. — 17. (II, 86.) Pax optima rerum. 2 wo Ton sich. 8 Fr. ist
die beste K. 4 Jetzt davon. — 18. fehlt — 19. fehlt. — 20. (II, 91.)
In Edonem. 3 Er thut nichts. -* 21. (II, 89.) BsBcalum frugale. 2 Man
ttofllt auch bald sngleioli«
60 I>eß Enten Tausend
22.
Dia Natur duldet nichts Leeres.
Der da saget: daß kein Leer
Irgend wo zu finden war,
Der hat nicht gesehn so weit
In die Beutel unsrer Zeit.
23.
Kosten -Ordnung.
Die Sats^ung, nach Gebühr zu zehren,
Ean keinen ietzund mehr beschweren.
Man hört, daß der nicht viel verthat.
Dem man benimmt, was er nur hat.
24.
Gesetz nnd Evangelion.
Wenn mich Sinai wil tödten,
Hilffb mir Sion aus den Nöthen.
25.
Hier, dnrch Versetzung: heri.
Aus hier kommt heri rauß. Was köstlich heissen mag
In dir hier, schnöde Welt, ist wie ein gestrig Tag.
26.
Krieg zwischen hier nnd dort
Hier und dort sind Brüder zwar,
Doch ein gantz verkehrtes Paar.
Hier führt wider dort viel Krieg;
Doch behauptet dort den Sieg.
22. (n, 92.) Vacmim in natura non datur. Excipe loculos nostros. 1 der
gesagt hat. 2 In der Natur findlich. — 23. (II, 93.) Leges sumluariae.
3 Man hört nicht das d. y. 7 dem man nimmt alles was er h. — 24. fehlt. —
25. (II, 98.) hier per transp. heri. 2 Hier in der sehn. — 26. (II, 87.) Bellum
inter hier und dort. 2 zweyspänstig. 4 doch behelt d. Rtäts.
Drittes Hundert. gX
leder muß in diesen Zug. 6
Wer dem dort dient, der ist klug;
Dort belohnt mit lauter Gott;
Hier bezahlt mit lauter Tod.
27.
Der Hencker und die Gicht.
Der Hencker und die Gicht verschaffen gleiche Pein ;
Nur er macht kleine lang, sie lange Leute klein.
28.
Soldaten, Hahler und Poeten.
Tichtem und Mahlem war weiland leichte gegünnet • ^
Ans Licht zu bringen, was nur ihr Gehirne gekUnnet. W^^-*^'^/ .
Soldaten steht ietzt durch sich selbst frej,
Bald Teuffei, bald Gott, bald Mensch zu seyn.
29.
Poetische und Historische Verwandelnng.
Daß von Verwandlung mehr kein Tichter nichts bringt an?
Ach sind doch derer mehr als iemand tichten kan.
30.
Brief- Edle.
Wo ein gemahlter Brieff und außgekaufffce Bullen,
Wer Edel noch nicht ist, erst Edel machen sollen.
So kan wol eine Maus deß Adels sich vermessen.
Die einen solchen Brieff hat unversehns gefressen.
7 den dortt lohnt. 8 mit eitell T. — 27. (II, 94.) CÄrnifex et
Podagra. — 28. (11, 96.) BellonsB famnÜB, pictoribns atqae poetis quidlibet
audendi etc. 2 gehöme gek. — 29. fehlt. — 30. (II, 85.) Nohile» buUati.
1 auffgekaufite. 2 den der nicht Edel ist. 3 auch eine Maus. 4 hat
manchmal auffgefr.
62 DeA Enten Tansend
31.
Redlicbkeit.
Weil die Ehr und Redligkeit
Weicht und fleucht auß unsrer Zeit;
Weiß ich nicht, was drinnen sehr
Fromer Mann war nütze mehr.
32.
Anff Technieiun.
Technikus kan alle Sachen:
Andre lehren , Selbsten machen/
Reiten kan er, fechten, tantzen,
Bauen kan er Stät' und Schantzen,
6 Singen kan er, messen, rechen.
Schön und zierlich kan er sprechen,
Stat und Land kan er regiren.
Recht und Sachen kan er fuhren.
Alle Krankheit kan er dämpffen,
10 Für die WaKrheit kan er kämpften.
Alle Sterne kan er nennen.
Bös' und Gutes kan er kennen,
Gold und Silber kan er suchen,
Bräuen kan er, backen, kochen,
15 Pflantzen kan er, säen, pflügen.
Und zuletzt: erschrecklich lügen.
33.
Geraubt ist erlaubt.
Die Welt ist voller Raub. Sie raubet Gott die Ehre
Und gibt sie ihr nur selbst. Sie raubt sein Wort und Lehre,
Sein Ordnung und Befehl und setzt an dessen stat.
Was ihr gevöUter Wanst zur Zeit getraumet hat.
81. (n, 99.) Sublata intogritatc ex mundo, non est cor hominem in mundo
dcsiderem. 4 Ein from M. — 32. (II, 79.) In Technicum.) 2 und selbst
machen. 3 Er kan r. Ebenso steht in allen folgenden Versen: „Er kan**
am Anfang. — 38. (II, 78.) Vivitur ex rapto. 2 Und giebet sie jhr a.
4 manchmal getr.
DrittM Hundert. g3
Drauff raubt der Teuffei nun das Olück und allen Segen &
Und pflegt hingegen nichts, denn Unmut; zu erregen.
Er raubet Fried und Ruh, er raubt die gute Zeit,
Er raubet Scham und Zucht, er raubt die Seligkeit.
Der Mensch beraubt den Mensch an dem, das ihm gegeben
Von Leumut, Ehre, Gut, Gesundheit, Wolfahrt, Leben. lo
Der Oberstand raubt hin den letzten Bissen Brot
Und last gemeiner Schaar nichts, als die leere Noth.
Der Unterthan raubt weg Gehorsam, Pflicht und Treue,
Die Furchte vor der Straff und vor den Lastern Scheue.
Die Liebe, die ein Christ zum Christen billich trägt, 15
Die ist durchauß entraubt, die ist seitab gelegt.
Was macht denn der Soldat? (Das Volk von fremden Sinnen,
Daß Menschen man hinfort nicht mehr wird achten künuen.)
Er hätte gar fUrlängst, wenns ihm nur war erlaubt.
Den Himmel und Gott selbst geplündert und beraubt. so
Was Kauber hat die Welt! Doch mag ein ieder glauben.
Daß den, der so geraubt, man wieder wird berauben.
Ich wett, ob er ihm schon geraubt hätt alle Welt,
Daß er davon doch nichts, als Höll und Tod, behält.
34.
Der unartige Sommer 1637.
Kalte Nächte, heisse Tage
Gibt Gott dieses Jahr zur Plage.
Kalter Glaube, heisse Sünden
Künnen bessren Lohn nicht finden.
35.
Täglicher Wuntsch.
Von aussen guter Fried, und gute Ruh von innen.
In wolgesundem Leib auch wolgesunde Sinnen, .
Deß Himmels Freude dort, der Erde Segen hier:
Ein mehres weher nichts ist täglich mein Begier.
5 gOckaeUgkeit und 8. 9 daß, daß Jhm ist g. 11 die Obrigkeit.
16 und gar seitab. 17 ein V. 18 das man hienfort nicht mehr vor
Menschen nennen k. 19 der h. g. f. wenn es jhm w. 22 der der geraubet
h. dem wird man wieder r. — 34. fehlt. — 86. (II, 84.) Votum quotidianum.
4 diß and ein mehreß n.
64 ^^ Enten Tausend
36.
Die Steuer und Gottes Wort.
Die Steuer und Gott» Wort behalten ewig Stelle ;
Das Uimmelreicli ist dieß; und jenes ist die Hölle.
37.
Reichthnm.
Ich wäre gerne reich; denn daß ich reich nicht bin,
Drum wil man uiich dazu noch zu der Strafe * ziehn.
Ich wäre gerne reich; wer arm mich uicht kan leiden,
Der mag mir tausend Pfund und noch so viel bescheiden.
. r. Ich hab ein Ungrisch Gold nicht Ungern im Beschluß;
Nicht haben, haben nicht, das bringet mir Verdruß.
Wer Gold nicht geben wil, der mag mir Silber geben;
Das Silber nehm ich auch. Ich wil gar friedlich leben
Mit dem, der dieses bringt; ein Schelme, der ihn schlägt,
10 Ob mir wer Jahr und Tag solch Ding zu Hause trägt.
Drum mangelt mir nun nicht die Hand, die Eeichthum nimmet;
Mir mangelt nur die Haud, von der mir Reich thum kümmet.
Und kümmts, so ist es gut; wo nicht, was liegt mir dran?
Reich ist, wer ehrlich hier, dort selig leben kau.
38.
Der beste Soldat.
Ich halte nicht dafür, daß der Soldat sei gut,
Der nicht ein Sänger ist und kan das re-sol-ut.
39.
Hochzeit - Wuntsch.
Das Glücke, theures Paar, sey zinsbar eurem Willen
Und muß euch Haus und Hof mit Heil und Segen füllen;
Mit Segen, der da bleibt, wenn alle Zeit verlaufFt,
Mit Segen, den man da erst nennt, wenn man ihn taufft.
*
36. (II, 83.) die Steuer und Gottes Wort. 2 den dis iste H. und jenes. —
37. (II, 80.) Divitias. 2 Wiel man nüch, * ncbmiich durch Steucrcxccution
(Anm. Logaus). 3 Wer ich doch g. r. Wer mich nicht Arm. 5 denn ich hab.
6 das haben nicht, das nicht haben bringt. 7 Wer nicht G. 8 Ich w. nicht strittig.
9 der den schl. 10 der niier ein gantzes Jahr s. 13 docli, komt es so ists
gut: komts nicht, so. — 38. (II, 82.) Optimus milos. 2 Cantor ist. —
39. (n, 81.) Votum nubtiale. 1 schHtzbar eurem.
Drittes Hundert. 65
40.
Steuer.
Wenn bo ofEl an Gott man dächte;
Als man an die Steuer denckt;
War unS; glaub ich; längst zu rechte
Fried und Ruh von Gott geschenckt.
41.
Rflekknnfft vom Freunde, Ankunft rar Freundin«
Da; wo ich ietzund war; da war mir hertzlich wol ;
Wol wird mir wieder sejU; wohin ich kommen sol.
Gunst ohne Falsch war hier; dort ist Lieb ohne List;
ffier ward ich sehr geehrt; dort werd ich schön geküst.
Beym Freunde war ich ietzt; zur Freundin kumm ich nun;
ffier that der Tag mir guts; dort wird die Nacht es thun.
42.
An einen Freund, über gestrige Bewirthung.
Der Morgen; treuer Freund; entdecket unsre SchuldeU;
Dadurch wir deine sind; für so viel reiche HoldeU;
Die uns dein Abend gab. Es bleib uns danckens Krafft;
Bifi daß der letzte Tag ins letzte Bett uns schafft I
43.
Vom Jahr 1638.
Da Von nichts, la fVr Die Todten
SteVem WVrDen aVßgeboten.
44.
Hoehieit-Wuntflch*
Der Fried ist nan gemacht; die Einigkeit verpflichtet;
Die Treu ist nun verknüpfft; die Freundschafft angerichtet.
Der diesen Bund gestiffl); erhalte diesen Bund;
Daß er besteh zuletzt; wie er von Anfang stund 1
Logfto. ^
66 I>oA Enten Tausend
6 Die Welt mag, wie sie wil, sich kochen oder braten,
Muß euch doch alles arg zu lautrem wol gerathen,
Biß daß ihr kummt ins wol, das wol bleibt flir und fUr,
Und last denn hinter euch, was heissen kan wie ihr.
45.
Abschied eines Verstorbenen.
Nun gehabt euch alle wol
Derer Augen Thronen voll
Hin mir in mein Grab nachsehen!
Weil ihr weint, so muß ich flehen:
5 Lieber fasset wieder Mut;
Was euch kränckt, das ist mir guti
Lobt den Tod, der mich für Leiden
Hat zum Frieden abgescheiden!
Lobt den Tod, der mir bringt Lust,
10 Die kein schmertzlich Ende kost!
Lobt den Tod, der mich für Jammer
Schleust hinfort in sichre Kammer!
Lobt den Tod, der mir für Zeit
Schenckt die Unvergänglichkeit!
16 Lobt den Tod, durch den gelungen.
Daß voll rühmens meine Zungen!
• Lobt den Tod, ders so gemacht.
Daß mein Mund nichts thut, als lacht!
Ihr, die ich, — ihr, mich die lieben,
10 Lasset weinen, stillt betrüben!
Mir ist wol, das günnet mir.
Gebe Gott, daß nun auch ihr.
Biß ihr kummt zu meinen Freuden,
Sicher sejd fUr Angst und Leiden!
46.
Wunder -Werck der Welt.
Man sagt und hat gesagt von grossen Wunder- Wercken,
Die wol zu mercken sind und waren wol zu mercken ;
Noch ist ein größres kaum , als daß ein fromer Mann
Bej dieser bösen Zeit from sejn und bleiben kan.
Drittes Hundert. 67
47.
Glaube.
Bin Bau von Stahl ^ von Stein und Eichen
Darff langer Zeit nicht leichtlich weichen;
£in BaU; der auff dem Glauben steht.
Vergeht, wenn Ewigkeit vergeht.
48.
Auf Blandulam.
Blandula schwert gar nicht gerne;
Doch verschwert sie Haut und Haar,
Wißenschafft sey von ihr ferne,
Wenn sie eine Jungfer war.
49.
Aoff Anniam.
Diese muß man mir mit nichten
Als ein alte Magd berüchten.
Weil sie kaum noch dencket dran,
Da ein Floh war schon ihr Mann.
60.
Ein Kuß.
Der Mund ist ein Altar, das Opfer ist das küssen;
Das Priesterthum allhier wil iederman genissen.
51.
Schlesien, durch Versetrang: is Schleen.
b Schleen, Schlesien! sie ziehn zusammen sehr;
Was Yormals du vermochst, vermagstu nun nicht mehr.
62.
TentseUandy versetzt: Schenland.
Ein Scheoland bist du ietzt, O liebes Teutschland, worden
Durch Zorn, Neid, Krieg, Gewalt, durch rauben und durch morden ;
Ein ieder scheut sich nun in dich zu bauen ein.
Weil mehr kein Mensch in dir, nur lauter Teuffei seyn.
5»
68 I>6ß Enten Tavaend
53.
Anff Petnleam.
Der Keuschheit Schloß wol zu yen7ahren;
War an Petulca ein begehren.
Sie sagte: Fleiß wil ich nicht sparen;
Wann nur nicht so viel Schlüssel wären.
54.
Jnngfran, versetzt: rif genan.
Der ietzund Jungfrau rufft, der rif gar sehr genau;
Er hätte bald geruffl, viel fehlt nicht , Junge -frau.
55.
Femdlicher Freund.
Ich kan nicht mehr wol Deutsch und muß es frey bekennen,
Dieweil ich spreche Feind, wenn ich den Freund soll nennen;
Der Freund ist selbsten Schuld, weils seine That beweist,
Und ihn ein hündisch B. als Feind zu achten heist.
56.
Feind.
Wer ist Feind? Der mir nicht günnet.
Was mir Gott und Glücke schenckt,
Der bej Tag und Nachte sinnet,
Wie er Hertz und Sinn mir kränckt,
6 Der nach meinem Leben trachtet.
Der nach meiner Wolfahrt strebt.
O, wird der für Feind geachtet.
So ist Feind, wer immer lebt.
57.
Dentsche Sprache.
Das Deutsche Land ist arm; die Sprache kan es sagen.
Die ietzt so mager ist, daß ihr man zu muß tragen
Auß Franckreich, was sie darff, imd her vom Tiber -Strom,
Wo vor Latein starb auch mit dir, Unrömisch Rom!
» Zum Theil schickts der Iber. Das andre wird genummen.
So gut es wird gezeugt und auff die Welt ist kummen
Drittes Hundert. 69
Durch einen Geme-EIag; der, wenn der Geist ihn rtirt,
letzt dieses Prale- Wort, ietzt jenes rauß gebiert.
Die Musen würckten zwar durch kluge Tichter-Sinnen,
Das Deutschland solte Deutsch und artlich reden künnen ; lo
Mars aber schafft es ab und hat es so geschickt,
Daß Deutschland ist Blut -arm; drum geht es so geflickt.
58.
Parole, versetzt: 0 Prale.
0 prale, Landsmann, pral, in fremder Sprache Schmucke!
Da pralst in fremder Sprach und fremd in deinem Rocke.
59.
Grabschrifft eines Schneiders.
Hier ligt ein Schneider in der Ruh,
Der manche Löcher flickte zu.
letzt kan er ihm die Haut nicht flicken,
Die ihm die Würmer gantz zerstücken.
60.
Gereisete.
Die Deutschen zohen starck in Franckreich, acht zu geben.
Auff dieser Sprache Laut und auff der Leute Leben.
Frantzosen ziehn ietzt starck in unser Deutschland auß.
Zu rauben unser Gut, zu nemen unser Haus.
61.
Hans -Wesen.
Viel erdulden, nichts nicht fechten;
Schaden leiden, doch nicht rechten;
Andre vollen, sich entleeren;
Lohnen, doch den Dienst entberen;
Lnmer geben, nimmer nemen; 5
Nimmer lachen, immer grämen;
Herrschen, gleichwol dienen müssen;
Viel verwenden, nichts genissen;
Wenig haben, oSte geben;
Selbsten fallen, andre heben; lo
70 I^ Enten Taasend
Wann dann Gut, Blut; Marck und Eräfften
Liegen für so viel Geschafften,
Wie der alte Hund den Knüttel;
Dulden den Rebellen -Tittel:
X6 Dieses bringt die Wirthschafft mite.
Lobt sie; lieben Leut; ich bite!
62.
CNitt und Krieg.
Was nicht ist; dem rufft Gott zum sejn und zum bestehn.
Was ist; dem rufft der Krieg zum nicht seyn, zum vergehn.
63.
Gott ffiget, wie gnfiget.
Ich weiß, wie ietzt mirs geht; wies aber gehen werde,
Weis der; der mich gewust; eh Himmel war und Erde.
Nach seinen geh mein Gang und nicht nach meinen Sinnen;
Mir gnüget redlich hier, dort selig leben künnen.
64.
Ich hoffe was beßres.
Herrscht der Teuffei heut auff Erden,
Wird Gott morgen Meister werden.
65.
Wolfeihlkeit.
Wolfeihl Brot bey dieser Zeit
Machet theure Seligkeit.
66.
Gottes und deß Tenffels Wort.
Es hat Gott durch sein Wort diß rimde Haus gebauet,
Und was man drinnen merckt, und was man aussen schauet.
Der Teuffei hat ein Wort, dadurch er Fürsatz hat
Zu tilgen, was Gott schuff, und dieses heist: Soldat.
Drittes Hundert. 71
67.
Beute.
Frantzoaen tragen Schuld; daß so siC; wie sie schreiben,
Nicht reden auch; dazu so, wie sie Worte treiben,
Gar selten sind gesinnt. O, Deutschland kan e^ auch!
Sih an das Wörtlein Beut und seinen frischen Brauch.
Was Feinden wird entwandt, daß heisse, meinstu, Beute?
Nein, was der Bauer hat, und was die Edelleute,
Anff Strassen was man stielt, auß Kirchen was man raubt;
Diß hat das Wörtlein Beut an Freund und Feind erlaubt.
68.
Cavallier.
Ein Cavallier heist ietzt, was weiland hieß ein Held.
Dort macht es Hertz und Mut; hier macht es Gunst und Geld.
69.
Ein Rittersmann.
Ein Rittersmann riet vor in Krieg, berühmt zu werden.
Man reitet ietzt in Krieg, dem Namen nach, nach Pferden.
70.
Redlicher Leute schelten gilt für loser Leute loben.
Wann mir ein böser gut, ein guter böse wil.
So acht ich gutes nichts, hingegen böses viel.
71.
Deß Diogenis Leuchte.
Diogenes ist tod; wann dieser lebte heute,
Er leuchtete sich tod, eh als er fUnde Leute.
72.
From seyn ist schwer.
Das gute thnn ist schwer, leicht aber böse leben.
Drum weil die Welt ist alt und kan nicht schwer mehr heben,
So pflegt sie sich zu dem, was leicht ist, zu begeben.
72 I^ Enten TMsend
73.
Ein iedes Werck fodert einen gantzen Henseben.
Wer etwas hat zu thnn und täglich thun wil künneD;
Muß gäntzlich seyn dabej mit Leib und auch mit Sinnen.
Im Kriege kan man diß: Man wagt Fleiß, Schweiß, Rath, That;
Man waget Seel und heSb, zu stehlen, das man hat.
74.
Eitstand deß Hertzens und der Zunge.
Das Hertz und Zung ist wie vermählt;
Die zeugen Kinder ungezählt.
Wenn beyde sie nicht eines sind,
Wird iedes Wort ein Huren- Kind.
75.
Kriegs -Schneider.
Samson machte Feyer- Kleider
Von den Feinden den Philistern,
Aber unsre Ejrieges- Schneider
Von den Freunden und Geschwistern.
76.
Geitzhälse.
Wer das sinnen -lose Gold
Achtet mehr als Menschen-Hold,
Der ist werth, daß alle Welt
Ihn für Kot und Unflat hält.
77.
Unordentliche Liebe.
AuflF dieser Welt ist nichts, das stärckcr wird getrieben,
AuflF dieser Welt ist nichts, das billich mehr war blieben.
Als außgezeumte Brunst und ungeordnet lieben.
78.
Zweyerley Leben.
Wer nach der Seele lebt, der lebt ein Göttlich Leben;
Wer nach dem Leibe lebt, lebt wilden Thieren eben.
Drittes Hundert. 73
79.
Anir den Prahlmund.
Die seinen pflegt Mars wol zu f&ttem
Und endlich reichlich zu begüttem;
Was lieget zwischen Schoß und Mund,
Ist alles Pralimundens Grund.
80.
Die anffgeweckte Chimaera.
Ihr Heliconisch Volck, euch ist zu viel geschehen,
Dieweil man nie geglaubt, drum daß maus nie gesehen,
Wa8 ihr was habt gesagt, wie Lycus armes Land
Chimsera hat erschreckt, verwüstet und verbrant.
Von vomen war sie Low, war Zieg am Bauch und Bücken; »
Hur letztes muste sich zu einem Drachen schicken ;
Dur Maul war voller Glut; ihr Leib war voller GiflRt,
Biß daß Aleides Eeul auff ihr Gehirne trifft;
Trifft aber nur so weit, daß damals sie entschlaffen
Und, ietzund nun erweckt durch unsre Deutsche Waffen, lo
Tobt nutten unter uns, an Form und Namen alt.
An Eräfften aber neu und ärger an Gewalt.
Es ist der tolle Krieg; der seinselbst eigne Wiege
Hat um und um gestürtzt, daß unten oben liege;
Es ist der törchte Krieg, der sonsten nichts ersiegt, i&
Denn daß er sagen mag: noch haben wir gekriegt!
Zum ersten war er Low, verübte kühne Thaten,
Hilt höher auff die Faust, als tückisches verrathen.
Und Deutschland war noch Deutsch; man schlug noch ernstlich
drauff.
Sah auff deß Krieges End und nicht auff fernem Lauff. so
Da nun der süsse Brauch, zu machen fette Beute
Anß allem ^ was Gott selbst gehabt und alle Leute,
An stat deß Soldes kam, so wuchs dem Krieg ein Bauch,
Drauß wie von einer Zieg ein schädlich dürrer Bauch
Für Kraut und Bäume fuhr. Die Nahrung ward vertrieben ; «6
Der Ochsen saure Müh ist unvergolten blieben;
Ein andrer nam es weg; es hieß, der Wirth ins Haus
Laß alles, was er hat, und geh auff ewig rauß.
74 ^^^ Enten TauBend
Drauff ward man nun bedacht; den Krieg weit hin zu spieleD,
'in Nicht auff den Feind so wol, als auflf den Freund zu zieleu;
Der noch in gutem Land in seinem Schaten saß
Und sein genilglich Brot mit süßem Frieden aß.
Zu diesem drang man eiu; wann Titan gleich noch stunde.
Wo sonst der heisse Low bläst Flammen auß dem Munde;
S5 Noch must es Winter seyn; noch nam man da quartier,
Und alles, was man fand, war schuldige Gebür.
Als wie der scharffe Zahn der Ziegen auch die Binden,
An Blättern nicht vergnügt, von Bäumen pflegt zu schinden:
So war es nicht genug zu fressen unser Gut;
40 Man gunt uns in dem Leib auch kaum das letzte Blut.
Der Feind blieb, wo er war, und wolt er wo nicht bleiben,
Biß daß man vom Quartier kunt überall vertreiben
Das viergeftiste Volck, so mocht er immer hin
In sein, in unser Land nach gutem düncken ziehn.
45 Weil er ein Cavallier, so stund es zu verführen.
So ihm man Hesse zu auch was zu prosperiren;
Er mochte plündern dort, wir plünderten allhier.
Daß gleichwol der Soldat hätt immer etwas für.
Drauß kümmet nun der Drach; das Ende wird zur Schlange.
50 Der Krieg, der aller Welt bißher piacht ängstlich bange,
Wird ärger noch als arg, kreucht gar ins Teuffels Art,
Wird rasend, so ein Mensch noch wo gefunden ward.
Der Gott, der Ehre, Zucht und Recht wüntscht nachzustreben,
Wil gar nicht, daß ein Mensch auff Erden mehr sol leben,
55 Der nicht Soldate sey und ihm sich ähnlich macht
Und, was nm* menschlich ist, verwirfft, verbannt, veracht.
Sein Gifft schont keinen Stand, Amt, Würde, Freundschafft, Ehre;
Was lebt, lebt darum noch, daß er es gantz verstöre.
Biß daß nichts übrig sey, und niemand mehr nichts hat;
60 Drauff braucht er alle Macht, drauff sucht er allen Bath.
Sein Gifft ist so vergifft, daß er sich selbst vergifftet
Und ihm sein eignes End auß eignem rasen stifftet.
Und wie der Scorpion in sich zu letzte sticht.
Wann Feuer umb ihn her wird etwan angericht,
65 Und wie es Schlangen geht, daß ihnen ihre Jungen
Zu einer schönen Bach auff so vergiffte Zungen
Hundert 75
Zerreiflsen ihren Bauch, anff daß deß Krieges Frucht
Der Mutter Hencker sey. Was diese nicht vermocht,
Wird Alezicacus Aleides auß der Höhe,
Für dem der gantzen Welt durch Krieg entstandenes Wehe 70
Erbarmen hat erlangt, mit Ehren richten auß
Und binden diesen Wurm ins heisse, tieffe Haus.
Da, da ists ihm vergunt zu fechten und zu schmeisseu,
Den Ebias-Wirth abzuthun, das Haus in Grund zu reisseu;
Dann raube, plttnder er; dann wehr er seinen Mann, 75
Zu weisen, was sein Low, was Zieg und Drache kan.
81.
Schlachten.
Es bleibt in keiner Schlacht letzt viertzig tausend Mann;
Was Hannibal gekunt, ist keiner, der es kan.
Es ist ja unser Mars im schiessen abgericht.
0, schiessen kan er zwar, stehn aber wil er nicht.
82.
Hans -Regiment.
Em ieder ist Monarch in seines Hauses Ffalen,
Es wj denn daß sein Weib sich neben ihn wil zehlen.
83.
Hftrs nngefärlich from.
War etwa Mars wo from, so kehrt es ihm zu gute;
Es ist gewiß geschehn auß unverdachtem Mute.
84.
Anff Vitom.
! Gleich da seinem fromen Weibe
Lag ein andrer auff dem Leibe,
Sah es Veit und sprach zu ihr:
E7 nun harr! steckt das in dir?
85.
Völlerey.
Wer täglich in dem Weine schwimt,
Schwimt, biß er endlich Schieffbruch nimt.
76 I>«A Enten Tausend
86.
Der Weiber -Calender.
Wann die Flöh die Weiber necken,
Wil die Lufft bald Näß erwecken;
Wann sie sticht der böse Wurm,
Folgt gewiß ein Hagel-Sturm.
87.
Hars, ein Ketzer.
Mars last sich als ein Ketzer mercken:
Er hält nicht viel von guten Wercken.
88.
Des Tenffels Ernte.
Alles ist letzt wol gerathen,
Auch deß Teuffels seine Saaten,
Weil ihm nun bey Schocken kümt.
Was er sonst zu Garben nunt.
89.
Anff Carponem.
In der Muttersprache tichten
Pfleget Carpo zu vernichten.
Ey, daß da er doch nicht lebte.
Da der Römer Maro schwebte!
O, er hätt ihn künnen zwingen
Deutsch, und Römisch nicht, zu singen.
90.
Die ELretze dieser Zeit.
Die Kretze ward wie Gott geehrt bey manchen Heyden,
Damit sie ihre Pein nicht etwa dürfften leiden.
Ein Rauber und ein Dieb wird darum ietzt geschätzt,
Nicht daß er uns gefällt, nur daß er nicht verletzt.
DrittoB Hundert. 77
91.
Jungfern • Threnen.
in Wasser ist mir kund, das den^ der drein nur blickt^
[ehr als der stärckste Wein in Unvemunffit verzückt:
fer Liebsten Threnen sind, die offfc den klügsten Manu
lethören, daß er schwartz von weiß nicht sondern kau.
92.
Wein- Frenndschafft
Die Freundschafft, die der Wein gemacht,
Würckt, wie der Wein, nur eine Nacht.
93.
Tranen.
Einem trauen ist genug;
Keinem trauen ist nicht klug;
Doch ists besser keinem trauen,
Als auff gar zu viele bauen.
94.
Hartis Treu.
Niemand wag es, der verneine.
Daß es Mars nicht treulich meine.
Weil er niemals Winters halben
Weichet wie die falschen Schwalben,
Sondern bleibt auff unsrer Erde,
Weil da wehrt Geld, Brot, Küh, Pferde.
95.
Hartis Drechsler -Ennst.
Daß auß einem Bauren ietzt
Mars bald einen Herren schnitzt.
Warum nicht? Es wird gebrochen
Manche Pfeiff auß Esels -Knochen.
96.
Der Christen Bätzel.
Heil erfolgte durch die Wunde;
Eranckheit diente zum Gesunde;
78 I>eA Enten Twitend
Freude wnchs anß Traurigkeit,
Stärcke von Gebrechligkeit;
5 Sterben brachte zu dem Leben,
Und das fallen zum erheben.
97.
Hoffertige Gerechtigkeit.
Da man hieng die Dieb ans Holtz,
War das Becht niemanden stoltz.
Nun man Räuber henckt in Gold,
Ist dem armen Becht nicht hold.
98.
Sicher Armut
Ein Armer hat es gut; er ftirchtet selten sehr,
Dieweil er mehr nichts hat, daß er verliere mehr.
99.
FrOIicher Tod.
Es ist ein frölich Ding um eines Menschen sterben;
Es freuen sich darauff die gerne -reichen Erben.
Die Priester freuen sich, das Opffer zu genissen;
Die Wurme freuen sich an einem guten Bissen;
5 Die Engel freuen sich, die Seele nauff zu fLlhren;
Der Teuffei freuet sich, wenn sie wil ihm gebühren.
100.
Wolthat.
Die Wolthat, übel angewand,
Wird Uebelthat gar wol genant
Viordtes Hnndert. 79
DESZ BESTEN TAUSEND
VIERDTES HUNDERT.
1.
Die Faste.
So gute Fische häuffig essen^
So ohne Maß den Wein vermessen
So viel als fasten heissen sol^
So fastet der so gut und wol,
Der, wann er wil ein Hun verzehren,
Nur meint, als wann es Fische wären.
2.
Elendes Reichthnm.
Ein Reicher hat es arg, ist keine Zeit nicht frey,
Daß morgen er vielleicht der AUerärmste sey.
3.
Anff Hopsiim.
Mopsus ist von zartem Stanunen;
Seine Väter all -zusammen
Speyten nur am Sonntags -Licht
Auff die Erde, sonsten nicht.
Anff Simonem.
Simon wtintschet, daß sein Weib
Eine Moschkowitin wäre;
Wann er ihr gleich bleut den Leib,
Daß sie uch doch nicht beschwere.
gO DdS Enten Tausend
Aber weil sie deutsch gesinnet.
Schaut sie; wie sie sich erwehrt,
Wie sie Oberhand gewinnet
Und die Stube mit ihm kehrt
5.
Anff
Piger kan nicht müssig gehn;
Müssig kan er aber stehn.
6.
Anff Faulinnm.
Faulinus ist ein Mann, es ist ein rüstig Mann;
Die Arbeit hat er lieb da^ wann sie ist gethan.
7.
Geenderte Zeit.
Der Pabst hat alte Zeit zu neuer Zeit gekehret ;
Wer ist; der alte Zeit für neue mir gewehret?
8.
Herr und Knecht.
Wer andren dient; ist Herr, so fern er from sich hält;
Wer andrer Herr ist; dient; wann sündlich er sich stellt.
9.
Geld.
Der Menschen Geist und Blut ist ietzund Gut und Geld;
Wer diß nicht hat, der ist ein Todter in der Welt.
10.
Sparsamkeit.
Wer von ferne samlet ein,
Kan von nahem lustig seyn.
Yierdtes Hundert. gl
11.
Recht-Reiek.
Nicht wer Gold zu Golde trägt,
Ist für reich bald außzuschrejen;
Wer den Lüsten abelegt;
Dem kan alles wol gedeyen.
12.
Anff Aulnni.
Aulus rühmt sich weit und ferne,
Daß er Leuten diene gerne.
Ja er dient; doch nimt er Lohn
Grösser; als sein Dienst, davon.
13.
Gold ist bleich.
Das Gold ist bleich auß Furcht; es mercket gantz Armeen,
Die seiner Farbe nach durch Licht durch Finster gehen.
14.
Geld.
Wozu ist Geld doch gut?
Wers nicht hat, hat nicht Mut;
Wers hat, hat Sorgligkeit;
Wers hat gehabt, hat Leid.
15.
Zulässiger Wucher.
Ein Wucher bringet nicht Gefiirde,
Den Wirthe treiben mit der Erde.
16.
Ein fauler Knecht.
Wann selten stielt ein Dieb und nie ein Knecht nichts thut.
So halt ich den für bös, und jenen mehr für gut.
6
g2 I^ Enten Tausend
17.
Auf PraBdonem.
Prsßdo wil noch lieber henckeu^
Als sich iu die Wirthschafft sencken.
Weil ihm dort ein Stündlein schwer^
Hier das gantze Leben war.
18.
Verbösepte Welt.
Im argen lag die Welt, ietzt liegt sie nun im ärgsten;
Dann Gottes Theil ist schwach, deß Teuffels ist am stärcksten.
19.
Anff Pfttim.
PaBtus lobt der Keuschheit Gaben;
Dann es wil ihn keine haben.
20.
Die vernenerte Welt.
Gott wird den Himmel neu und schaffen neu die Erde;
Was soll die alte Welt? Sie wird zur Hölle werden ;
Sie ist die Hölle schon , in ihr ist lauter Pein,
Weil Krieg wie Feuer brennt, weil Menschen Teuffei seyn.
21.
Amadis- Damen.
Die Damen, die von Lieb und derer heissem Leiden
Zu wissen sind gelehrt, zu sagen sind bescheiden,
Die kUnnen noch wol was, die wissen noch wol mehr:
Wie ihre Glut man loscht, im Fall sie brennt zu sehr.
22.
Christen.
V^on Christus heissen Christen wir;
Die Tbat ist weg, der Nam ist hier.
W^as Christus heist, was Christus lehrt,
Wird nicht gethan, wird kaum gehört;
Nur da sind wir deß Namens werth.
Wann uns für Friede kümt das Schwerdt.
"^erdtes Hundert. 83
23.
Saltz und Crentz.
Das Crentz und anch das Saltz sind bejde gleich und gut;
Das faule Fleisch dämpfft diß und jenes frechen Mut.
24. .
Ordentlicher und unordentlicher Verterb.
Unordnung wirfft uns hin, und Ordnung last uns liegen;
Das Steuern schaffet diß^ und jenes schaffet Kriegen.
25.
Die gute Sache.
Wo diese Sach ist falsch ^ die etwa übel gieng^
War Christus Sache falsch; die ihn ans Creutze hing.
26. •
Der Krieger Nutz ist unser Trotz.
Das nehmen und das geben
Ist zwar der Krieger Leben,
Doch andrer Leute Sterben
Und aller Welt Verterben.
27.
Der Weg in Himmel.
Wer nach dem Himmel zu den Weg hat flirgenummen,
Hat keinen beßren Weg; dann der vom Himmel kummen.
28.
Die Sünden.
Die Sünden scheiden Gott von uns und uns von Gott;
Ach, dii wo Gott nicht ist, ist lauter HöU und Tod.
29.
Die Zeiten.
Wer sagt mir, ob wir selbst so grund-verböste Zeiten
Verböse rn, oder ob die Zeiten uns verleiten?
Der Tag, daran ein Dieb dem Hencker wird befohlen,
Hätt ihn wol nicht gehenckt, hätt er nur nicht gestolen.
6»
34 I^eß Ersten Tausend
30.
Anff Timonem.
Daß deine Mutter dich neun Monat hat getragen,
Ist viel. letzt duldet dich niemand nur bey neun Tagen.
31.
Anff Nngilnm.
Wann deine Lügen Hasen wären,
Wer wolte jene mehr beschweren?
Die andren Hasen würden los;
Dann deine wären mächtig groß.
32.
Gifickseligkeit.
Man sagt mir viel vom Glück und dessen Seligkeiten,
Und war und ist und wird doch keiner aller Zeiten,
Der glücklich sey durchauß. Dann ist das Glücke rund,
So steht es morgen nicht; als wie es heute stund,
ft Wo Phönix etwa wohnt, wohnt; glaub ich, auch das Glücke,
Von dem man nach dem Ohr und nichts weiß nach dem Blicke,
ledoch ich weiß den Ort, wo Glücke macht Bestand,
Den aber niemand kennt; biß dieser wird verbrant.
33.
Vom Kriege.
Mars, wie es scheint, hat nur vier Sinnen,
Dieweil er nicht wil fühlen künnen,
Wann er die Welt so gar verheeret,
Daß er sein eignes Fleisch verzehret.
34.
Auf Fanniam.
Fannia meint: Huren -Leben
Sey ihr mehr als Ehstand eben.
Weil die Kinder im gebären
Dort nicht so, wie hier, beschweren.
Vierdtes Hundert. gg
35.
Der Welt Anfang und Ende.
E7, i«t nicht alles gut, da Welt den Anfang nimt?
Ey, ist nur was noch gnt nun, da ihr Ende ktimt?
36.
Anrnm et anra. Gold und Lnfft.
Der Mensch hebt Gold so sehr.
Und darff die Lufft doch mehr.
Ein Dieb, der diß bedenckt.
Wird selten auffgehenckt.
37.
Von einem Trunkenbold.
Wann einen Bacchus -Knecht ich voll von Weine schau,
Ist solche Sau halb Mensch und solcher Mensch halb Sau.
38.
Trunckenheit.
Wer vielleichte soll ertrinckcn,
Darff ins Wasser nicht versincken,
Alldieweil ein Deutscher Mann
Auch im Glas ersauffen kan.
39.
Deß Ehstandes Schirm.
Wie feste pflegt man ietzt den Ehbuud zu verwahren,
Damit ihm ja kein Leid mög irgend widerfahren !
So macht das Weib sich rauch ums Haupt als wie ein Beer,
Der Mann setzt Homer auff und stellt sich wie ein Stehr.
40.
Der Ärtzte Glflcke.
Ein Artzt ist gar ein glücklich Mann.
Was er berühmtes hat gethan.
Das kan die Zeit selbst sagen an;
Sein Irrthum wird nicht viel gezehlet;
Dann wo er etwa hat gefehlet, 1
Das wird in Erde tieff verholet.
36 I>cß Ersten Tausend
41.
Die beste Artzney.
Freude; Massigkeit und Ruh
Schleußt dem Artzt die Thüre zu.
42.
Alter und Hochzeit.
Hochzeit haben ; lange leben
Wünscht ihm ieder sein gegeben.
Viel gelebt, Hochzeit gehabt,
Kränckt weit mehr offfc, als es labt.
43.
Orane Haare.
Wann graues Haar dir wächst, sprich: Heu wird dieses seyn,
Das auff dem Kirchhoff neclist der Tod wird sammlen ein.
44.
Der Krieg und die Künste.
Wie daß doch die Pierinnen
Nicht, wo Mars ist, bleiben künnen?
Da doch Mars und seine That
Ohne sie kein Leben hat:
ft Darum daß er nicht kan leidcu.
Wann iemand kennt seine Kreiden.
45.
Von Gilvo.
Albinus saß voll Mut mit singen und mit lachen.
Da Gilvus dieses sah, du hast, sprach er, gut machen;
Du nimmst das dritte Weib; die erste, die mir lebt.
Die hat auch noch nicht Lust, daß mir man sie begräbt.
46.
Über den Tod eines lieben Freundes.
Mein andrer Ich ist tod! O Ich, sein andrer Er,
Erwlintschte, daß Ich Er, Er aber Ich noch war.
Yierdtes Hundert. g7
47.
Eine Helden -That.
0 That, die nie die Welt, dieweil sie steht, gesehen!
0 Thaty dieweil die Welt wird stehn, wird nie geschehen!
0 That, die Welt in Ertzt und Cedem billich schreibt,
Und wie sie immer kan, dem Alter einverleibt!
0 That, für der hinfort die allerkühnsten Helden, 5
Was iemals sie gethan, sich schämen mehr zu melden!
Für der Achilles starrt, für der auch Hector stutzt,
Und Hercules nicht mehr auff seine Keule trotzt!
Hört! seht! und steigt empor! macht alle Löcher weiter:
Dort fliehen Helden her, dort laufien dreissig Keuter, lo
Die greiffen kühnlich an ein wüstes Gärtner-Haus
Und schmeissen Ofen ein und schlagen Fenster auß.
48.
Damen. f(
Theils Damen haben solche Sitten:
Sind oben zwar nicht zu erbitten.
Sind willig aber in der mitten.
49.
Oewissenhaflter Krieg.
Mars ist ein Gewissens -Mann,
Der sich nimmt der Menschheit an;
Schlägt er Menschen häuffig nieder.
Zeugt er Menschen häuffig wieder.
50.
Der gesegnete Krieg.
Mars ist nicht gantz verflucht noch völlig durch zu ächten.
Wie manchen dünckt; er ist der Same der Gerechten;
Nach Brote geht er nicht, er kan nach Brote reiten,
Und muß wol noch dazu das Fleisch das Brot begleiten.
51.
Ochsen fressen Ochsen.
Der Winter ist gar scharff, wann Wölffe Wölffe fressen ;
Kein Winter darff es seyn, wann Ochsen Ochsen essen.
88 I^eß Ersten Tausend
52.
D^ß Pharaonis Tranm.
Was Pharaoni träumt, wie sieben magre Binder
Verschlungen sieben fett; ereignet sich nicht minder
£ey uns und in der That; dann mancher Hunger-leider
Ist fett vom Raube -Brot und gläntzt durch fremde Kleider.
53.
Friede und Ruh.
Die Ruh hat guten Fried und Friede gute Ruh;
Die Welt laufft immer noch dem Kriege weiter zu.
54.
Wnnderwerck.
Ein Soldat kan durch verzehren
Sich ernähren?
Und ein Landmann durch erwerben
Muß verterben?
55.
Gewalt ist nicht Tapferkeit.
Wann ihrer drey gleich einen schlagen^
So hat Geschlagner nichts zu klagen;
Solls sejU; daß er geschlagen sey.
So schlagen mehr, als einer, drej.
56.
Festemacher.
Ein fester Leib hat weiche Sinnen,
Die leichtlich Blut nicht sehen künnen;
Li weichem Leib ein fester Mut
Ist mehr, als alles feste Gut.
57.
Eben die.
Waffen -weich und Ehren -feste
War im Kriege vor das beste;
Ehren -weich und Waffen -feste,
Ist im Krieg ietzund das beste.
Vierdtes Handert. 99
58.
Eben selbig.
Fürs Vaterland sein Blat Tergissen
Hat weiland man zu rühmen wiBsen;
Das Blut dem Vaterland ersparen,
Ist ietzt ein Ruhm bey unsren Jahren.
59.
Miüse - Handwerek.
Kein Handwerek hat üst mehr (resell^
Als wo in Küh- und Pferde -StäUen
Das Meister-Urtel ist zu fsLllen.
60.
Auff ThmsoneiL
Thraso preiste seine Wunden,
Die er im Gesicht empfunden,
Da er nämlich wie ein Held
Sich für seinen Feind gestellt.
"Ey, sagt einer, daß dir nicht s
Dieses mehr schimpfft dein Gericht,
So enthalt dich, ob du fliehest,
Daß du nicht zurücke sihest
61.
Auf filorilui oder Ribarieben.
Ihr rühmt die kühne Faust; ej, rühmt den schnellen Fuß,
Den mir, sagt Glorilus, die Faust erhalten muß!
62.
Auff Fngipodem oder Lauff-FißlenL
Eine Schlacht solt ietzt betreten
Fugipus, da wolt er beten.
Sprach: O Gott, ach mache mir.
Wie dort David rühmt von dir,
Hirschen -Fuß und flihr mich ehe ^
Weit von hinnen in die Höhe!
63, 4. Ps. 18. y. 34.
90 Deß Enten Tausend
63.
Listige - Anschl&ge.
WeistU; was ein Anschlag heist?
Wann man weißlich sich befleißt
Seinem Feind, eh ers wird innen,
Schand und Schaden anzuspinnen?
s Nein, es ist was beßres noch.
Gilt auch mehr als noch so hoch:
Stehlen heißt es Ktih und Pferde,
Daß es niemand innen werde.
64.
Christus ist der Weg, die Warheit und das Leben.
Ich kumm in diese Welt, hindurch dort nauff zu reisen;
Weil Christus ist der Weg, so wird er mich wol weisen.
Ich kan in dieser Welt viel Kedligkeit nicht schauen;
Weil er die Wahrheit ist, mag ihm ich wol vertrauen.
5 Hier muß ich zwischen Tod und Nöthen stündlich schweben ;
Weil er das Leben ist, so kan durch ihn ich leben.
Was wil ich weiter mehr? Laß, Herr, nur dich mich haben.
So acht ich keine Welt mit allen ihren Gaben.
65.
Der blinde Sinn.
O Blinder Menschen Sinn! du achtest Gott so klein
Und kanst doch ohne Gott\iicht einen Blick nur sejn.
Du wärst nicht, thäte Gott, und aber thäte Gott,
So wärstu lang ein Raub dem Teuffei und dem Tod.
66.
Der Teuffei sucht und wird gesucht.
Man sucht den Teuffei, der doch selbst sucht zu verschlingen,
Und der zu holen pflegt, dem pflegt man sich zu bringen.
67.
V«Uerei.
Besser ist es tod, als voll;
Jener thut noch arg noch wol,
Dieser nichts nicht, was er soll.
Yierdtes Hundert. 9]^
68.
Anders.
Besser ists in Sarck begraben,
Als den Bauch zum Vasse haben.
Dorte wird man Sünden los;
Hier erwächst sie noch so groß.
69.
Von einer Wittib.
Trost mich; tröst mich; arme Frau,
Die ich meinen Mann tod schau.
Aber nicht mit Turteltauben!
Sperlinge wil ich erlauben.
70.
Eine Pferde -Tugend.
Wann ich wüntschen solt ein Pferd,
Das deß wüntschens wäre werth,
Seit es sejn, wann mirs nur bliebe,
Kurtz gewand, wie Frauen-Liebe.
71.
Die Worte gelten wie Geld.
Worte gelten in der Welt,
Viel und wenig, wie das Geld.
Was für Zeiten schelmisch hieß,
Heisset ehrlich, bringt Genieß.
72.
Was seltsam, ist werthsam.
tV'as seltsam ist, ist lieb; auß Orient ein Stein,
Der seltsam ist, muß mehr, als liebes Brot, lieb sejn.
73.
Das Jahr 1640.
}Ieb, gleb, O gleb Vns FrIeD, O FrleDe gleb Vns, Gott!
VIeD Ist Vns la so nVtz, aLs etWa Liebes Brot.
92 ^^ Enten Tansend
74.
Ein Kuß.
Ich weiß nicht, was ein Kuß, ihr Jungfern, auff sich hätte?
O, wer auffs küssen kümmt, der ktttnmt auch gern ins Bette.
75.
Eine Gralschrift.
Begraben liegt, doch lebt nunmehr in stoltzem Friede,
Der deiner Wütterey, O schnöde Welt, ist müde.
Wer müd ist und zuletzt wil stoltzen Friede haben,
Muß, hab ich Sorge, nur sejn auch wie er begraben.
76.
Eine nachdenckliche Sache.
Wann Mannes -Mäuler sich und Weiber -Mündlein paaren,
Gibts zehnden Monat drauff was junges zu erfahren.
77.
Ehrbarkeit vollanf.
Unsre Welt und diese Zeit
Steckt voll Ehr und Redligkeit,
Weil der Sünden gantzer Stamm
Neulich Adels -Brieffe nam.
78.
Ein Feigenbaum im Capitolio zn Rom.
Zu der Zeit, da in Jovis Schlosse
Zu Rom ein Feigenbaum entsprösse,
Fing Keuschheit an von dar zu weichen.
Ich weiß nicht, ob nicht dessen gleichen
Bey uns geschieht. 0, wie ich träume.
Sind alle Bäum ietzt Feigenbäume.
79.
Das Hertz anff der Zange.
Wers Hertz auff seiner Zunge fUhrt,
Der muß, wann er die Zunge rührt,
Bedachtsamkeit sich wol befleissen,
Sonst möcht er ihm das Hertz abbeissen.
Vierdtes Hundert. 93
80.
Bnßfertigkeit.
Ich lobe Wanckelmut; ich lobe WMerBpruch,
Ich lob auch Unbestand; ich lobe Bundes -Bruch.
Gott; gib; dass nimmermehr ich halte keine Treu
Dem Teuffel und der Sund und leb in steter Reu !
81.
Auf deft Oen^mid.
Gengmundus lobt sich selbst; es lobt ihn auch die Welt;
Wann Wort er führet Er, siC; wann er stille hält.
82.
Ein Lobsprecher.
Wer andre loben wil; muß selbsten löblich seyn;
Sonst trifft das Loben leicht mit schänden überein.
83.
Gute Wcreke.
Daß Gott mir durch sein Werck in mir den Glauben stärcke.
Für diß Werck gelten nichts viel tausend meiner Wercke.
84.
An den wolthätigen Gott
0 Gott; wo nem ich Danck; der ich so viel genummen
Von Wolthat; die mir ist zu Hause häuffig kummen
Durch deine Gütigkeit? Thust du nicht mehr hier wol.
So weiß ich keinen Bath; wie recht ich dancken sol!
85.
Anff den Banerstoltzen Grollnm.
Der hoch zwar wil hinauß; hat Grollus einen Geist;
Doch ist sein Kopff' was schwer; der ihn herunter reist.
86.
Nicht zn mntig, nicht zn forchtsam.
Noch frech wagen.
Noch weich zagen
94 I^eß Enten Ttnsend
Hat iemals gar viel Nutz getragen;
Wol bedacht^
5 Frisch verbracht
Hat offt gewonnen Spiel gemacht.
87.
Die Liebe Gottes und deß Neehsten.
Dem Nechsten nütze seyn, den Höchsten recht verehren,
Kan geben dorte Heil und hier den Segen mehren.
88.
Die Welt.
Die Welt ist wie das Meer: ihr Leben ist gar bitter;
Der TeufFel machet Sturm, die Sünden Ungewitter;
Drauff ist die Kirche ein Schiff und Christus Steuer -Mann;
Sein Segel ist die Reu, das Creutze seine Fahn;
ft Der Wind ist Gottes Geist, der Ancker das Vertrauen,
Dadurch man hier kan stehn und dort im Port sich schauen.
89.
Feinde der Redligkeit.
Hass, Liebe, Furcht, Gewinn sind vielmal Schuld daran,
Dass redlich, wie er soll, nicht ieder wandeln kan.
90.
Weiber, versetzt: bei Rew.
Offt wohnt die Weiber -Treu
Zu aller nechst bei Reu.
91.
Laster sind zu straffen, Personen sind zu schonen.
Personen gar nicht auß zu rüchten.
Die Laster aber zu vernichten.
Hat ieder mügen Reime tichten.
92.
Anff Jungfrau Mammsßam.
Mammaea funckelt her an Schönheit wie die Sterne,
Doch, welches seltsam ist, weicht Hoffart von ihr ferne;
Vierdtes Hundert. 95
Dann daß sie gar nicht sich als andre besser deucht,
Das macht, daß Fleisch und Blut sie auch im Busem reucht.
Dahin nun grieff ein Freund gar unbedachten Mutes,
Da fand er zwar viel Fleisch, Milch aber stat des Blutes.
93.
Armut und Blindheit
Ein blinder Mann ist arm, und blind ein armer Mann,
Weil jener keinen siht, und keiner den siht an.
94.
Gesehmfinekte Weiber.
Die Damen, die sich gerne schmüncken,
Die lassen sich wol selbst bedüncken,
Daß wo Natur an ihren Gaben
Muß etwas übersehen haben ;
Drum wo man Schmuck und Schmüncke schauet,
Thut thörlich, wer der Farbe trauet.
95.
Englische Tracht
Die Jungfern, die das geile Rund,
Das zu der Liebe legt den Orund,
So frech ans Lichte stellen auß.
Die sind ein rechtes Ballen -Haus,
Da stets der Ballen liegen viel
Und warten dem, der spielen wil.
96.
Wille für That
Ob wollen sonst gleich offt als künnen pflegt zu gelten,
So gilts bey Weibern doch gar nie so oder seltei^.
97.
Von dem Pravo.
Es schrieb ihm Pravus an sein Haus:
Hier geh nichts böses ein und auß.
Ich weiß nicht, soll sein Wuntsch bestehen,
Wo Pravus auß und ein wird geben.
96 l>efi Enten Tausend Yierdtes Hundert.
98.
Eine Mansvete Joiij^an.
^>K. Ein^ Jl??: ^* °^"' "^^^^ÄD*;
Deutsch ist Zung und Vaterland;
Wann sie redet , muß dazwischen
Halb Latein sich untermischen;
Drum ihr Name; solls so seyn.
Halb muß Deutsch seyn, halb Latein.
Daß man mag ihr Art erkennen^
Wil ich sie Man-sueta nennen.
99.
Wissenschafft.
Das Gold gilt da und dort, und die Geschickligkeit,
Die schickt sich hin und her und taug in alle Zeit.
100.
Von einem Pfarrer.
Kummet her und kauffet ein
Gar umsonsten Milch und Wein!
Pflegt ein Dorff-Pfarr stets zu sagen;
Wolte gleichwol sich beklagen.
Wann ihm nicht daflir kam ein
Fette Milch und edler Wein.
Fünffiea Hundert 97
DESZ ERSTEN TAUSEND
FÜNFFTES DÜNDERL
1.
Wissenschafft.
Besser ist es betteln gehen^
Als nichts wissen^ nichts verstehen.
Armen kan man Geld wol reichen.
Weißheit aber nicht deßgleichen.
2.
Bficher.
Es ist mir meine Lust bei Todten stets zu leben.
Mit denen um und um, die nicht sejm, seyn gegeben,
Zu fnigen, die sind taub, zu hören, die nichts sagen.
Und die, die haben nichts, sehr viel hingegen tragen,
Zu halten lieb" und werth. Ich bin auff die beflissen, 5
Die mir viel gutes thun und doch von mir nichts wissen;
Ich halte diese hoch, die mich nur an nicht sehen;
Die manchmal mich mit Einst verhöhnen, schelten, schmähen,
Sind meine beste Freund. Und solt ich die begeben.
Eh geb ich alle Welt, eh geh ich auch das Leben. 10
3.
Poeterey.
)Ian hält mir nicht für gut die Poesie zu üben ;
Das Jülich, das grosse Buch, darinnen auffgescliricben
Der Kömer langes Recht, solt eher meine Hand
Durchsuchen^ daß darauff sich gründe mein Verstand.
LofM. 4
gg Deß Ersten Tausend
6 Ists etwan ungesund, aufF Speisen, die da nähren^
Zu Zeiten frisches Obst erquicklich zu verzehren?
Die edle Poesie ermuntert Sinn und Geist,
Daß er grcifft an mit Lust, was schwer und wichtig heist.
Das nöthigst ist das Brot; doch last man gleichwohl gelten
10 Die weit gereiste Würtz und sonsten, was da selten
In unsre Küchel kummt; man giinnet auch der Lust,
BedarfF es nicht Natur ; zu Zeiten eine Kost,
Der heilsame Verstand, daß einer züchtig lebe,
Niemanden Schaden thu und iedem gleiches gebe,
i!s Ist nöthig, als wol was; doch steht es gleich wol frey.
Zu salzen Kunst und Witz durch die Poeterey.
Weil Recht ein Knecht ietzt ist, dem Frevel hat zu schaffen,
Weil eignen Willens Zaum pflegt frey verhenckt zu schlaffen.
Weil Mars das Rothe stellt und auch das Schwartze setzt,
20 Weil er Gesetz erklärt, wann er den Degen wetzt,
Dieweil er Urtheil fällt, nach dem der Sieg gefallen,
Weil grober Stücke Knall und holen Ertztes schallen
Viel klagens nicht gestehn : So sey es mir vergunt,
Axxff daß der Zeiten Weh, darinnen wenig Grund
25 Zum from deyn übrig ist, ich etwas mag besüssen
Durch das, was ieder Zeit für ein gerühmtes wissen
Geschätzet war und wird. Man lasse mir die Lust,
Die, wo sie wenig bringt, noch weniger doch kost.
Sie wird mir nützer seyn, als Mägden zu gefallen,
30 Als in der geilen Brunst der Üppigkeiten wallen,
Als eingeschrieben seyn in frevlen Raube-Bund,
Der durch gebrauchten Trotz der Welt hilfft auff den Grund,
Als daß mein Sinn im Wein, und Wein schwümm in dem Sinne,
Als daß der Spieler Dank, der schlecht ist, ich gewünne,
3n Als daß icli mich beilicss' auif Hunds-Philosophey
Und trieb, als eine Kunst, ein bäurisch Feldgeschrey.
So fühl ich auch nicht Hitz auif Hofegunst zu schnappen ;
Ich biege keine Knie und rücke keine Kappen
Für auffgeputzter Ehr und angestrichner Gunst,
40 Die mancher sucht mit Müh durch schnöde Schmeichel-Kunst.
Genug, wann ich mir selbst im Friede kan befehlen
Und darff zu fremder Pflicht nicht Tag und Stunden zehlen.
Fanfftes Hundert 99
Ein König bin ich so, mein Haus ein Königreich,
Da weder Hold noch Gram mich roth macht oder bleich.
Der Himmel , hat mir der vertraut und was gegeben, «6
So geb ich dieses dem, der bey mir wohnt daneben;
Ich diene, wem ich kan, bin eines ieden Knecht,
Doch daß mir über mich bleibt unverrückt mein Recht.
Hierzwischen laß ich nun zur Zeit mit unterlauffen
Die viel^fiisten Keim und führe sie zu Hauifen 50
Für gute Freunde hin; gefallen sie. Gar wol!
Wo nicht, was liegt mir dran? Es ist kein nöthig sol
Gefallig allen seyn. Ein iedermag es machen.
Daß über seinem Thun die Engel selbsten lachen,.
Und daß die Weißheit sich selbst drob verwundem kan; u
Der, dem ich wo nicht taug, der seh mich nur nicht an.
4.
Anff Volvinnm.
Volvinus ist gelehrt und gibt materi her;
Sein Weib, die concipirt, so wachset ohngefehr
Ein richtiger Context, der, wann er ist für voll,
Kan sagen alsdann selbst, wie man ihn nennen soll.
5.
Anff Hamminm.
Es theilet Mumm sein Reich mit seinem lieben Weibe ;
Tags liegt sie ihm im Haar, Nachts er ihr auff dem Leibe.
C.
Deß Krieges Zagpferde.
Bastant, Succurß, Courage,
Quartier, Recniten, Gage:
Kan Mars nicht diese Sechs anspannen,
So weicht er keinen Schritt von danncn.
7.
Leiehte Wahren.
Wer Kriegsvolk führt, kan schleunig fahren;
Daun was er führt, sind leichte Wahren.
100 ^^ Enten Tausend
8.
Deß Krieges Sieg.
Es kriegt ihm Mars ietzt selbst; und das, was er erkrieget,
Ist, daß er fällt die Welt und selbst mit ihr erlieget.
9.
Abgezwungene Jungfransehafft.
Ihr Jungfern, euer Leib, den wo Gewalt verletzet,
Wird Ehren- lose nicht mit Billigkeit geschätzet.
Cunninna weiß es wol ; wer an um Gunst sie spricht,
Dem gibt sie die und schreyt: 0 nun, O nein, O nicht!
10.
Poeterey.
Es bringt Poeterey zwar nicht viel Brot ins Haus;
Das drinnen aber ist, das wirfft sie auch nicht auß.
11.
Gewerbs- Mittel.
Daß nicht Justinian uns allewege zeiget.
Wodurch man was erwirbt und viel davon verschweiget.
Geschah vielleicht auß Neid, vielleicht auß unbewust,
Vielleicht auß Überdruß, dieweil es Müh gekost,
f» Mars aber ist so treu, so klug, so unverdrossen
Zu öffnen alles das, was sonsten heist verschlossen;
Er suchet alles auß, er weiset allen Grieff
Zu nähren sich bey Tag, und wann man sonsten schlieff.
12.
Der Jungfern grSste Schmaeli.
Was ists, worüber mehr die Jungfern so entbrennen,
Als wann mau sie pflegt alt und ungeetalt zu nennen?
Darm Jugend dient zur Zucht und Schönheit zum verthun ;
Sind diese bcyde weg, so last man sie wol ruhn.
101
IS.
ImM fwwdnL
Weiber anrftmiUt:
getrau, TOD andrer er ge<qiiih:
grün: die andere isl ihm hoM;
ich nidit : die ander heisl GreduM.
14.
Alf die sekiM PmhIsm.
Pomnla hat, wie man spricht^
Ab dn Apffd «n Greacht;
Dafi in ihr sted^t eine Made
lille im ApflFel, das ist schade!
15.
Der TerfMhteie Krieg.
Mars darff keinen Advocaten,
Der ihm außführt seine Thateu;
Keinem hat er nichts genummen.
Wo er nichts bei ihm bekiimmen.
Keinem hat ar nichts gestohlen; 5
Dann er nam es unverholen.
Keinen hat er ie geschlagen.
Der sich ließ bej zeiten jagen.
Was er von der Strasse klaubet,
Ist gefunden; nicht geraubet. 10
HauB; Hof; Scheim und Schopff gßleeret
Ist: ein Stücke Brot begehret.
Stat; Land; Mensch imd Vieh vcriHchtet
Ist: deß Herren Dienst y errichtet.
Huren, sauffen, spielen, fluchen ir
Ist: dem Mut Erfrischung suchen.
Mehr kein Mensch seyn an Geberden
Ist: ein braver Kerle werden.
Letzlich dann zum Teuffei fahren
Ist: den Engeln Müh ersparen. «^
102 ^^^ Ersten Tausend
16.
Hnßtlieü.
Daß Mußthell hcist man diß; was nach deß Mannes sterben
Die Frau von Rittersart muß theilen mit den Erben.
Ein Mußtheil machet drauß anß allem ; was man hat;
Wo er es nicht nimmt gar^ ein raubrischer Soldat.
17.
Anff Virnalam.
Es achtet in der Welt nichts Vimula so sehre,
Wie billich , als die Zucht und angeboren Ehre ;
Damit sie ihr mit Macht nicht etwa werd entnummen^
So hat sie nechst ein Freund von ihr geschenckt bekummen.
18.
Deß Krieges Adelschafft.
Den Adel suchet Mars und hasset doch den Adel;
Er mercket; daß sein Grund zum edel seyn hat Tadel;
Sein WaflFen zwar das taug; weils billich ihm gebührt,
Daß einen Greiff imd Wolff er in dem Schilde ftihrt.
19.
Ehre nähret Künste.
Weil guter Lehr und Kirnst
Niemand gibt Ehr und Gunst,
So künmit die Unvernunfft
letzt in der Ehre Zunfft.
20.
Verständiger Krieg.
Mars wil gewiß sein Volck gar klug und wirthlich ziehen ;
Er wirbt die Jungen ietzt bey Schulen und bei Kühea.
21.
Gott mitniir.
Mein Haus ist voller Gott,
In dem es voller Noth.
103
Ist Gott nim gern am mich,
Warom dam woh aadi icli
Midi TOD der Xoth entzieim ^
Und Gottes beysejD ffiehn?
22.
LeWms-Satiug.
Leb ich, 90 leb ich!
Dem Herren hertsUch,
Dem Fürsten treolicfa,
Dem Xecbsten redlich.
Sterb ich, so sterb ich!
23.
Gottes ud deß Tenfels Bothea.
Geht hin in «He Welt und Idiret alle Völcker;
Greht hin in alle Welt und leeret alle Völcker.
Der Tenffel schaffet diß, Gott schaffte jenes vor;
Noch fi^et Gottes Wort, deß Teuffels schwebt empor.
24.
Deß Landes Leiehendienst.
Das Land ist leider tod; drum wird es mm begraben.
Die Städte sind der Pfarr, die zum Gcdächtnüß haben
Die Spolien davon. Soldaten sind die Erben,
Die erben, eh man stirbt; ihr Erb ist unser sterben.
25.
Kennzeichen der wahren Kirche.
Der mit dem Beutel gieng, hieß Judas ; Der zu legen
Sein Haupt nicht hatte Raum , heist Christus. Zeitlich Segeu
Ist lange lange nicht die rechte Lieverey,
Zu kennen, wer ein Christ in Christus Kirche sey.
26.
BSse-from nnd from-bSse.
Wer keinem Böses nie und auch nie gutes thut,
Heist der gut-böse dann, heist der dann böse-gut?
104 ^^ Ersten TauBond
27.
Anff Schwollinm.
Der Praler Schwollius wil gar nicht wohnen enge;
Sein Hauß muß sein geräumt, gewaschen alle Gänge;
Nicht wunder! ihn verdruß, da er erst ward ein Kind,
Beschlossen seyn dahin, wo lauter Nächte sind;
5 Drum brach er bald herfür, wo's eng und unrein wäre.
Ob seine Mutter gleich war Frau vom Viertel-Jahre.
28.
Krieg und Wein.
Soldaten und der Wein, wo die zu gaste kummen.
Da ist Gewalt und Recht dem Wirthe bald bcnummcn.
Der Wirth kan diesen zwar zum Hause treiben auß;
Jen' aber räumen weg den Wirth und auch sein Haus.
29.
Leichtes steigt fiber sich.
Das leichte steigt empor;
Drum geht bey unsrer Zeit
Die leichte Sinnligkeit
Der Bedligkeit weit vor,
30.
Tränme.
Die Träume sind wol werth, daß sie man manchmal achte;
Die Frau im Traume ward, ward Mutter, da sie wachte.
31.
Fiusternfiß.
Wann zwischen Menschen Hertz und zwischen Gottes Liebe
Der Erde Schatten fiillt, so wird es schädlich trübe;
Dann Gottes Trost vergeht, der doch allein erfreut,
Drum bleibt dem Hertzen nichts, als Welt, das ist: nur Leid.
Fünfftes Handort. 105
32.
Gesclinifiekte und gesclimfiiickte Jungfern.
Die Jungfern ; die sich gern am Tage zierlich schmücken,
Die liegen gerne bloß des Nachtes aiiff dem Rücken,
Und die mit Schmüncke sich verpurpem und bekreiden.
Die wollen ihre Brust mit Männern gerne kleiden.
33.
Wittfl)scliafll
Als Pallas weg von Troja ward genummen,
Ist dessen Heil bald zum Verterben kummen.
Ein Haus, darauß ein redlich Weib verschieden,
Bleibt von dem Glücke mehrentheils vermieden.
34.
Der Tod.
Ich (tirchte nicht den Tod, der mich zu nemen kümmt;
Ich fürchte mehr den Tod, der mir die Meinen nimmt.
35.
Schalcks- Narren.
Ein Herr, der Narren hält, der thut gar weißlich dran.
Weil, was kein Weiser darff, ein Narr ihm sagen kan.
36.
Weg zu beyderley Leben.
Nur ein Weg ist zur Welt, zum Himmel auch nur einer;
Auff jenem gehen all, auff dem von zehnen keiner.
37.
Zungendreseher.
Kein grösser Unrecht wird Juristen angethan.
Als wann ein ieder Recht erweiset iederman,
Weil ihnen Unrecht recht. Wann Unrecht wo nicht war.
War zwar ihr Buch voll Recht, ihr Beutel aber leer.
106 De5 Enten Tausend
38,
Genieß -Herren dieser Zeit.
Bey dieser tummen Zeit hat seinen besten Nutz
Der Bauern starrig Grob, der Krieger toller Trotz.
39.
Verkehrte Welt.
Niemand thut, was er sol, ein ieder, was er wil;
Wer thun wil, was er sol, der taug und gilt nicht viel.
40.
Uans-Uhr. '
Der Ehstand ist zur Zeit dem Uhrwerck zu vergleichen,
Das nach dem Wetter offt von rechter Spur wil weichen.'
Die Unruh, die keinmal sol stehen ^ ist das lieben.
Die vom Gewichte doch deß Glückes wird getrieben;
5 Der Hammer ist der Mann-, die Glock ist seine Frau,
Die schlagen sonsten nicht, als wann das Wetter rau;
Sie schlagen gleich nun zwey, drey, minder oder mehr,
So ist doch dieser Klang gantz schädlich dem Gehör.
41.
Anff Nigellam.
Wo Lieb als Feuer brennt, so sag ich unverholen:
Nigella hat den Ruhm, sie sey deß Amors Kohlen.
42.
Anff Flaviam.
Mit Gold und nicht mit Bley hat Amor dich geschossen;
Das ist nun , Flavia, durch Hitz in dir zerflossen ;
Es dringt zu'n Augen rauß und sonsten dort und da.
Daß du so billich heist die göldne Flavia.
43.
Anff Rnbellam.
Rubella, dein Gesicht hat Amor außgerüst,
Daß wie ein Pharos du fUr seine Fackel bist.
Fünfftes Hundert 107
44,
Auf Albellam.
Albella, wärest du gleich nur ein kalter Stein,
Würd ein Pygmalion dein Buhler dennoch seyn.
Du lebst und bist so klar, was solt es wunder seyn,
Wann ein Pygmalion durch dich wird selbst ein Stein.
45.
Anff C^riam, die so leichte sündiget.
An keinen schweren Fall, den sie begangen hätte,
Denkt Cypria; sie feilt offt, aber nur ins Bette;
Sie ist sonst schweren Fall bemüht zu tibergehen;
Fällt nicht ins Bette sie und feilt, geschieh ts im stehen.
46.
Weiber sind HeBschen.
Weil irren Menschlich ist, ktimmt klärlich an den Tag,
Daß Weiber man nur auch ftir Menschen rechnen mag.
Es irrte Grunnia zum tügen menschlich nu:
Sie solte gehn zum Mann und gieng zum Knechte zu.
47.
Mit wenigem viel.
Dieweil der sechste Sinn schleust in sich alle Sinnen,
Wolt alle Sinnen gern in einen bringen ktinnen
Die schlaue Gellia; driun nimmt sie stündlich an,
Was ihr den sechsten Sinn nur immer üben kan.
' 48.
Steuer.
Die sterbens-freye tausend-Steuer
Ist, dünkt mich, übersichtig heuer;
Sie siht nur auff das Haupt, das steht,
Nicht aber, aufif was Fül^ es geht.
108 I^ft Enten Tausend
49.
Deß Krieges Bnchstaben.
Kummer; der das Marck verzehret;
Baub; der Hab und Gut verheret,
Jammer ; der den ßinn verkehret,
Elend, das den Leib beschweret,
Grausamkeit,' die unrecht f ehret:
Sind die Frucht, die Krieg gewehret.
50.
Des Todes Bachstaben.
Deß Todes Anfang zwar bringt mit ein hartes T;
Das Ende zeucht nach sich alsdann ein lindQS D ;
Das Mittel ist ein O : es ist ein Augenblick,
So kümmt für harte^ Pein ein Immer sanfftes Glück.
51.
Tod, Trost oder Durst.
Als Lazarus verstirbt, wird oben er getröstet;
Sobald der Beiche stirbt, wird unten er geröstet;
Wer übel stirbt, fUhlt Durst aufFs Teuffels heissem Rost,
Wer selig aber stirbt, in Abrahams Schoß Trost.
52.
In der Welt ist niehts als Wandersehafft, Eitelkeit, Leid
und Tod.
Unsres Lebens Eigenthum
In der Welt ist Wanderschafft;
Unsres Wesens ganzer Ruhm
Ist der Eitelkeit verhafft.
Auff das Leid in tausend Nöthen
Folgt zuletzte gar das tödten.
53.
Die viehisclie Welt.
Ein rinderner Verstand und kälberne Geberden,
Dabey ein wolffisch Sinn sind bräuchlich ietzt auff Erden.
FfinfRes Himdert 109
Das Rind versteht sich nicht; dann nur anff Stroh und Gras;
Ein Mensch lau£Ft, rennt und schwitzt bloß um den vollen Fraß.
Ein Kalb schertzt^ gumpt und springt ^ das Messer eh es fühlet; 5
Ein Mensch denckt nie an den^ der stündlich auf ihn zielet.
Der Wolff nimmt, was ihm kümmt, ist Feind für Wild und Vieh;
Was Mensch und menschlich ist, ist frej für Menschen nie.
54.
Die Zeiten deß Jahres und deß Christenthumes.
Im Lentzen glaubt man Brot; Brot hofft man in dem Sommer;
Im Herbste nimmt man Brot ; Der Winter stillt den Kummer.
• Ein Christ lernt glauben erst; nach diesem lernt er hoffen;
Die Hoffiiung macht ihn starck ; im Tod ist alles troffen.
SoDst ist es lieblich erst , ein Christ genennt zu werden ; 5
Wann aber Hitze kümmt^ Müh; Sorgen und Beschwerden,
Da geht es schwitzig her; doch folgen drauff viel Früchte,
Biß letzlich uns der Tod die volle Gnüge richte.
00.
Anff Vacerram.
Vacerra wird zum Tischler tügen;
Er kan die Fabeln zärtlich fügen.
56.
Anff Elsulam.
Elsula, die alber ist,
Ist in deme gar kein Hase,
Daß sie ihre Buhlen kiest
Nicht nach Ohren, sondern Nase.
57.
Wer anff viel zu sehen, kans leichte versehen.
Portia gibt Antwort drum.
Daß sie nicht den Mann kan achten;
Wer nüt vielen gehet um,
Kan auff eines nicht nur trachten.
110 Deß Ersten Tausend
58.
Wer nfltzliches mit Instigem vermenget, der triflts.
Wer Nutz und wer Ergötz recht scheidet und recht mengt;
Verdienet; daß man ihn mit Lob und Ruhm beschenkt.
Lobt Passerilla; lobt! zum Nutz ist ihr der Mann^
Der Nachbar zum Ergetz, und wer nur immer kan.
59.
Wunder.
Wann bey der Römer Zeit man sah mit Milche triffen
Den Himmel, sah man auch; wie furchtsam hin sie liffeu
Zum Sybilliner-Buch und stellten überall
Viel Wallen und Proceß durch reiner Jungfern Zahl
5 Auß Vesta Kloster an. Was sollen wir bereiten^
Wann von den Jungfern selbst treufft Milch bei unsren Zeiten?
60.
Marter -Frage.
Man recket sonst den Dieb, der andren wolte stehlen.
Der Dieb reckt ietzund den, der was für ihm wil höhlen.
61.
Steuer.
Wo Venus weiland saß und den Adonis küste,
Wuchs Gras und Blumen auff, ob gleich der Ort war wüste.
Wo Bacchus weiland zoh, da wuchsen lauter Reben,
Und aller dürrer Strauch müst eitel Trauben geben,
5 Kans nicht die Steuer auch? Ein wolversteuret Grund
Soll geben her iemehr, iemeh er wüste stund.
Wer weiß, ob jenes wahr? Wer weiß, ob diß kan seyn?
Dort glaube, wer da wil! hier gibts der Augenschein.
62.
Ein thätiges Christenthnm.
Daß glauben, lieben und das leiden
Die lassen sich nicht gerne scheiden;
Der diese drey begehrt zu trennen,.
Den darfF man keinen Christen nennen.
Ffinfltes Hnndert. m
Dann der^ dem leiden ist verdrießlich^ 5
Bey dem ist auch das glauben mißlich;
Wo Glauben nicht daheime wohnet,
Ist auch dem lieben abgelohnet.
Drum kümmts, daß viel vom Glauben weichen,
Damit sie gute Tag erreichen, lo
Und daß sie den so mördlich hassen,
Der Glauben hält, den sie verlassen.
63.
Vergebung der- Sfinden.
Vergeben heist: umsonst vergebens was erlassen.
Soll »Schuld vergeben seyn, wie kan ich dann nun fassen,
Daß sie verdienet sey ? Was abgedient soll seyn,
Drum darif ich allererst nicht bitten um vcrzeihn.
64.
Armut.
Die Armut ist mit dem insonderheit begabt,
Daß sie, wohin sie kümmt, hat, was sie hat gehabt.
65.
Wunderwercke.
Daß kein Christ ietzt Wunder thut,
Macht, der Glaub ist nicht recht gut;
Drum ist rechter Glaub ietzunder
Für sich selbst ein grosses Wunder.
66.
Gott gut, der Mensch bSse.
Gott segnet stiiiullich uns; Wir fluchen stündlich Gott;
Drum ist von ihm das Heil , von uns Fluch , Noth und Tod.
67.
Deß Bardi Traum.
Bardus träumt, er war ein Pfarr;
Wachend war er sonst ein NaiT;
Ob ihm träumt, er war ein Narr,
Würd er wachend doch kein Pfarr.
112 Deß Ersten Tausend
68.
Deß Corydonis Traum.
Was Tages offt man deuckt , träumt einem Nachtes offte.
Als einen süssen Traum von Phyllis demnach hoffte
Der Buhler Corydon, (trau mehr auff Träume, trau!)
Träumt ihm von Phyllis nichts, träumt ihm von einer Sau.
69.
Von der dentschen Poesie.
Was ist ein deutscher Beim? Deutsch kan hier iederman;
Drum ist mir lieb , daß ich kan auch , was ieder kan.
Doch kan mein Reim noch was, das Zoilus nicht kan,
Daß meinen Reim, wie ihr, besticht nicht ledermann.
70.
Von meinen Sinn-(retichten.
Daß meine Reime klar, rund, klug nicht fallen künnen,
Ist nicht der Sprache Schuld; die Schuld ist meiner Sinnen.
Ist löblich Qtwa nicht, was ich hier schreibe das,
Ist löblich etwa doch, daß ich versuche was.
71.
Ein gläubiger Schuldner.
Veit ist mein Gläubiger und Schuldner ftir und für:
Den Glauben hält er ihm ; die Schuld , die last er mir.
72.
Eine statliche Mitgifft.
Deß Weibes grosse Gifft ist recht deß Mannes Gifft,
Die nicht den Leib so sehr , als seine Freiheit trifft.
73.
Geschmünckte Weiber sind willige Weiber.
Wiewol es noch nicht Brauch, daß Wittwen, daß Jungfrauen
Sich Selbsten bitten an und fragen ums Vertrauen;
ledocli, wil gleich der Mund sieh noch in etwas schämen.
Fragt Schmuck und Schmüncke doch : Ey, wil mich niemand nemen?
FOnfites Hundert. 113
74.
Glanbens- Zwang.
Den an Apostels stat bekehren die Pistolen^
Glaubt anders offenbar; glaubt anders dann verholen.
75.
AbfaU.
Es ist ein Wunderding; der durch zehn^ zwantzig Jahre
Und länger nicht gewust, was rechter Glaube war,
Wann der vom ersten trit und nimmt den andren an.
Daß der bald alles weiß und andre lehren kan.
Mich dünckt Gunst, Ehre, Macht, Geraach und gute Bissen
Die stärcken ihm das Hirn, nicht aber das Gewissen.
76.
Glaube und Wereke.
Der Glaub auff Christus Werck, der Glaub auff meine Wereke
Was jener oder der zum Tröste hat für Stärcke,
Hiervon zeugt zwar die Schrifft, doch frag auch den um Rath,
Der letzt das Kummt und Geht im sterben für sich hat.
77.
Eine Hagd deß Herren.
Stella weiß nicht gar genau.
Ob sie Magd sey oder Frau.
Soll sie rechten Grund dir sagen,
Muß sie vor den Herren fragen.
78.
Von meinem Buche. n^I
Wird nicht mein Buch wol abegehn,
Wie sichs zu Nutz gebühret.
Wird sichs auff gehen nicht verstehn.
Wird wollen, daß maus führet.
Logan. B
114 Deß Enten Taugend
79.
Diebe.
Das stehlen ist gemein ^ noch kan der Hencker ruhn?
Das stehlen ist zu groß^ der TeuiFel hat zu thun.
Die Dieb in alter Zeit gehören in die Lufft;
Die Dieb in dieser Zeit gehören in die EluiFt.
80.
Anff den Fried -h&ssigen Veit.
Der Friede henckt die Dieb; und Krieg beschenckt die Diebe;
Daher kummt Friedens Haß dir, Veit; und Krieges Liebe.
81.
Der Assyrier Gebranch.
Es wäre Schand; ob wo auß Assurs geilen Händen
Ein schönes Weib kam weg mit Ehren ohne schänden.
Es ist noV^h heute Brauch ^ daß der zu Schanden küipmt;
Der sich zu Ehren hält und nicht zu Schanden stimmt.
82. .
Holofernes.
Was Holofernes hat der Krieg!
Bey denen der gewüntschte Sieg,
Wann sie von nah und feme-holen
Und achten nichtS; was nicht gestohlen.
83.
Der Welt J&gerey.
Ist irgend Tugend wo, ist irgend wo ein Ehre,
Jagt der die Welt frisch nach, biß daß sie sie zerstöre;
Ist irgend eine Schand, ist irgend eine Schmach,
Die hat bey unsrer Welt hoch Acht und gut Gemach.
84.
Das Gesetz Hoisis. ^
Mars trüget Stiefeln, die als Schuh was fester stecken;
Drum ist er stets bereit auff Saamen zu erwecken
Dem Bruder durch sein Weib, der Schwester und der Magd,
Damit man spöttisch nicht Barfüßler zu ihm sagt.
*
1 Deut. 25, V. 9.
Fünfftes Hundert 115
85.
Anff Simpeln.
Simpel iat deß Weibes Weib;
Sie ist ihres Mannes Mann;
Ist dann wol zu zwejfFeln dran?
Zwey, die machen einen Leib.
86.
Eine anßgefibte Sache.
Von Sachen^ die nicht vor sind wo schon außgeübet^
Nimmt keine Simon an^ wie viel man ihm gleich gibet.
Mich dünckt^ (es ist nicht weit; biß daß er Hochzeit mache^)
Die Braut; die bring ihm auch ein außgeübte Sache.
87.
Anff Bavinm.
Es wolte Bavius sein Weib Lateinisch lehren,
Doch wolt er Cornu nicht beym decliniren hören ;
Auff Amo da es kam, gestund er, Ego, Tu;
Das Ille strich er auß und ließ es ihr nicht zu.
. 88. .
Ein znsetzlich nnd eigenständig Wort.
Was Adjectivum sey, was Substantivum heist,
Hat Mann , Weib, Ding dir bald mit leichter Müh geweist:
Ein substantivisch Ding ist, was beym Manne steht;
Ein adjectivisch Ding ist, was das Weib begeht.
89.
Eitelkeit.
Es gilt ictzt nichts so hoch, als nichts; die Eitelkeit
Hat an sich alle Welt, Geschaffte, Leute, Zeit,
Daß gegen Nichts ist nichts die reiche Seligkeit. . •
90.
Anff einen Stern - Frennd.
Es darfF nicht, was da Mars noch stifften wird ftir Jammer,
Am Himmel Lingus sehn; er seh in seine Kammer.
8*
116 Deß Enten Tansend i
91.
Ehescheiirmg.
Von einem bösen Weib um Spot
Ist schwer sich scheiden müssen;
Von einem frommen Weib im Tod
Ist schwerer seyn gerissen.
92.
Anff Ubonem.
Ubo wil, daß er verscheide,
AuiF gut deutsch auff grüner Heide,
Da es doch nun ziemlich lang,
Daß er ist frantzösisch kranck.
93.
Anff Bonnam.
Wie daß sich unten schürtzt und oben Bonna deckt?
Weil ihr das schön ums Knie und nicht in Augen steckt.
94.
Spieler.
Spielen soll Ergetzung sejn;
Dieses wil mir doch nicht ein;
Wie daß der, der einbüst viel,
Glauben kan, es sey ein Spiel.
95.
Lebe -Kunst
Wer lange leben soll, der schlafe nicht zu viel;
Dann viel lebt ja nicht der, der lange schlafen wil.
96.
Schlaf.
Der Schlaf hat diesen Brauch, daß ihn nicht sehen kan,
Wer siht, und daß ihn der, der nicht siht, sihet an.
Füofftes Hundert. 117
97.
Schlaf und Tod.
Schlaf und Tod, der macht vergleich
Zwischen Arm und zwischen Reich,
Zwischen Fürst und zwischen Bauer,
Zwischen Biedermand und Lauer.
98.
Hoffnimg.
Hoffnung wird manchmal geacht
Als ein Traum bey dem, der wacht.
99.
Hoffnung.
Der nichts hat, dem ist noch Rath,
Weil er Hofiuung nur noch hat.
100.
Tod und Schlaf.
Tod ist ein langer Schlaf; Schlaf ist ein kurtzer Tod ;
Die Noth die lindert der, und jener tilgt die Noth.
11g Deß Ersten Tausend
DESZ EBBTEN TAUSEND
SECHSTES HUNDERT.
1.
Schlaf.
Es sitzt der Schlaf am Zoll; hat einen guten Handel;
Sein ist der halbe Theil von unsrem gantzen Wandel.
2.
Die Nachfolge Christi.
Es ist ein schlechtes Ding; dahin mit Christus gehen;
Wo Wein an Wassers stat muß in den Krügen stehen;
Wo Blut an Schweisses stat von ihm zur Erde fällt;
Da lob ich den alsdann ; der stand bey Christus hält.
3.
Alamode- Sporne.
Die Ehre führet grossen Sporn;
Drum hat der Krieg den Ruhm verlorn,
Weil sein Geschlecht bey diesen Tagen,
Für Sporne Spörnlein pflegt zu tragen.
4.
Krieg und Friede.
Die Welt hat Krieg geführt weit über zwantzig Jahr.
Numehr soll Friede seyn, soll werden, wie es war.
Sie hat gekriegt um das, O lachens-werthc That!
Daß siO; eh sie gekriegt; zuvor besessen hat.
Sechstos Hundert. X19
5.
Landskttt und Liebe, Gr&ntz-St&dte in Schlesien.
Wer seine Gräntzen wol für Einfall wil bewahren,
Mag alle Kosten nur , mag Bau, Volck, Fürsicht sparen;
Was sind Besatzung, Wacht, Schloß, Mauren, Wall und Schut?
Bey Gott und Nachbarn Lieb ist rechte Landes-Hut.
6.
Ein Grieliiselier Brane|i.
Der Hunger wurde bey den Grieben
Hinauß, das Beichthum eingestrichen.
Der Hunger wird bei unsren Tagen
Hinein, das Beichthum außgeschlagen.
7.
Lebens -Bednrfft. '
Was thut und duldet nicht der Mensch um gut Gemach,
Wiewohl er mehr nicht darff, als Wasser, Brot, Kleid, Dach!
8-
Finsternflß.
Ob die Sonne finster wird, wird es dennoch wieder lichte;
Ob die Warheit finster wird, findet sich das Licht mit nichte.
9.
Tränme.
Auß nichts hat der ihm was gemacht.
Der Träume, die so nichts sind, acht.
10.
Ont- nnd bSse Gewässer.
Ein gutes Wasser ist, das von der Büß entspringet;
das Zucht vom Knaben bringet;
das unsre Kost bestellt;
das AertÄten bringet Geld,
da Menschen drinn ersauflfen;
das so, wie Wein, zu kauften;
das auß der Noth man trinckt;
das Grimm auß Augen zwingt.
Ein gutes Wasser ist
Ein gutes Wasser ist
Ein gutes Wasser ist
Ein böses Wasser ist
Ein böses Wasser ist
Ein böses Wasser ist
Ein böses Wasser ist
120 ^eß Eraten Tausend
11.
Christi Verdienst am mich Unverdienten.
Christus, der für mich gab sich,
Wil für sich nichts mehr als mich.
Lieber Gott! wann an der Zahl
Ich wer ich viel tausend mahl,
5 War mein Werth doch nimmer werth,
Daß mich Christus nur begehrt.
Wie solt ich dann seine Gunst
Lassen seyn an mir umsonst?
Drum laß, Jesu, mich nicht mir,
10 Sondern nim mich eigen dir.
12.
Dame, durch Versetzung: Made.
-Prangt nicht so, ihr stolzen Damen!
Seht vor recht auff euren Namen;
Denn die Made, die darinnen.
Wird euch kürtzlich fressen künnen.
13.
Das Blut Christi.
Der, den das thcure Blut deß Lammes hat besprenget.
Wird von den WölfFen zwar geängstet und bedränget ;
Doch herrscht er mit dem Lamm in immer süssen Freuden
Und schauet seine Wölff in ewig-heissem Leiden.
14.
Der Rhein ein Ehren -Richter.
Wann der Rhein hielt ietzt Gerichte
Über Eh- und Ehren-Früchte,
Lieber, welche fette Fische
Würden kummen drauß zu Tische!
15.
Die Welt und der Kasten Noah.
Deß Noah Wunder-SchifF ist ähnlich unsre Welt,
Weil mehr sie wilde Thier, als Menschen, in sich hält.
Seohstes Hundert. 121
16.
[hwyerley Tod: deß Fleisches, deß Leibes, deß Lebens und
der Seele.
Wer nicht eh stirbt , als er stirbt,
Der vertirbt, wann er vertirbt.
17.
Übereiltes Freyen.
Leichte fallt es, Lieb bekummen;
Leichte jßLllts, ein Weib genonunen.
Lieb bekummen bald zur Stunde,
Gar genummen ohne Grunde,
Heist: zur Reue Lieb bekummen,
Heist: zur Straffe gar genummen.
18.
Deutschland.
Deutschland bey der alten Zeit
War ein Stand der Redligkeit;
Lrt ietzt worden ein Gemach,
Drinnen Laster, Schand und Schmach,
Was auch sonsten auß-man fegt.
Andre Völcker abgelegt.
19.
eednld.
Jener Zeit, die ietzt die alte,
Hilt man Deutschland viel zu kalte.
Daß daselbst, wie ieder wolte.
Die Geduld erwachsen solte.
Nun nur aber die sind kummen.
Die den Bau recht fiirgenummen,
Ist kein Bodem weit und ferne,
Wo Geduld wächst also gerne.
20.
Anff den Lflgner Lnllnm.
Wie gut war LuUus doch zu einem BrUlen-Glas!
Er macht das kleine großp auß nichtes macht er was.
122 ^^ Enten Tausend
21.
Freyen ist Yerselien.
Da Adam wacht und sucht; wo findet er ein Weib?
Da Adam liegt und schläft^ gibt ihm ein Weib sein Leib.
Ein fromes Weib gibt Gott, die Vorsicht thut es nicht;
Rührt Gott das Hertze nicht, irrt Ohr, und fehlt Gesicht.
22.
Die gSldene Zeit.
Wann war die göldne Zeit? Welt hat ja allezeit
Geklaget über Krieg, Noth, Sund und Sterbligkeit.
23.
Dreyerley VWcker. *
Ich bin von Hertzen feind den runden Samarittem,
Die ietzund warm , ietzt kalt, ietzt klar, ietzt trübe wittern.
Ich bin von Hertzen feind dem Philistiner-Stamm,
Der ihm, wo Recht gebrach, das Schwerdt zu Händen nam.
5 Am gramsten bin ich noch den tollen Sichemiten,
Die sicher in dem Sinn und frevlisch sind an Siten.
24.
Geitziges ReicMhnm.
Wer Geld nicht braucht, doch hat, warum dann hat er Geld?
Drum, daß er etwas hat, das ihn in Marter hält.
25.
Geschmfinckte Frenndscluifft.
Hände küssen, Hüte rücken,
Knie beugen, Häupter bücken,
Worte schrauben, Rede schmücken,
Wer, daß diese Gauckeley,
5 Meinet, rechte Freundschafiik sey,
Kennet nicht Betriegerey.
1 Sir. 60, y. 27.
Sechstes Hundert. 123
26.
Hic mimdiis, die Welt.
Auff deutsch ist Welt ein Weib^ lateinisch ist sie Mann;
Drum siht man^ wie ietzt Mann, ietzt Weib ihr buhlen kan.
27.
Steuer.
Wie weise sonsten gleich ward Salomo geachtet^
So bat er doch in dem nicht edles recht betrachtet:
Daß derer Dinge Zahl, die niemals werden satt,
Die Steuer er nicht auch noch bejgesetzet hat.
28.
Anff Vamam.
Von Trost steckt Vama voll; ihr Mann ist jüngst gestorben,
Da spricht sie: Ob er tod, doch ist er nicht vertorben;
Der meine Wolfahrt war, der ist gar wol gefahren ;
Drum mag auch ich mich nun mit neuer Wolfahrt paren.
29.
Freundes -Chnr.
Niemand sey dir erkiest,
Der Freund ihm selbst nicht ist;
Der Freund ihm selbst nur ist,
Sey niemand, dir erkiest.
30.
Vau diesem Buche. //?/
Daß mein Buch, sagt mir mein Mut,
Noch gantz böse, noch gantz gut.
Kummen drilber arge Fliegen,
Wird gesund es bleiben liegen.
Und das faule leiden an;
Klimmen aber Bienen dran.
Wird das faule seyn vermieden.
Und gesundes recht beschieden.
124 l>eß Enten TaoBend
31.
Glückseligkeit.
Was macht die Menschen arg? Was hat viel Volck empöret?
Was hat manch Land geschwächt? Was hat manch Reich zerstöret?
DaS; was die gantze Welt noch dannoch allezeit
Von Hertzen wüntscht und sucht : deß Glückes Seligkeit
32.
Die anflrfilirisclie Dinge.
Suspect; Despecty Bespect sind solcher Stücke drej;
Dadurch die gantze Welt wird voll von Meuterey.
33.
Anfi Tityrum.
Tityrus war der Betrübste
Unter allen Bauer-Knechten;
Dann der Teuffei holt das liebste,
Sprach er; Nisa starb mir nachten.
. 34.
Änff Celerem.
Celer lieff nun auß der Schlacht;
Dann es kam ihm gleich zu Sinne,
Daß er, würd er umgebracht,
Nachmals mehr nicht fechten künne.
35.
Anff Fongnm.
Dem Nechsten so wie Gott wil Fungus voller Treuen
Zu dienen feste stehn; drum singt er ohne scheuen:
Deß Nechsten Nutz zu seyn, das muß mich ewig reuen.
36.
Die Fnhrmans- Sprache.
Wer mit Pferden reden wil,
Darff den Amadis nicht viel.
fiecbstos Hundert |2ö
Hotte ^ stoh^
Tschwüid und O!
Wer es kan mit Fuß; Hand, Mund; 5
Kan der Sprache meisten Grund.
37.
Ocliseii.
Welch eine Zeit ist ietzt! Man spannt die Drescher an
Und friaset den wol gar, der mehr nicht arbten kan.
38.
Zuwachs der Sfinde.
Klette ; Nessel; Distel; Dom
I Sind der Sünde bestes Korn;
l y^ihf^ Thäte sonsten Gottes Güte,
u. ^.ru^Uu ^^ Machte dieses schlecht Geblttte.
Krieg und Hanger.
Krieg und Hunger ; Kriegs Genoß;
Sind zwey ungezogne Brüder;
Die durch ihres Fusses Stoß
Treten; was nur stehet; nieder.
Jener führet diesen an; 6
Wann mit morden ; rauben ; brennen;
lener hat genug gethaU;
Lernt man diesen recht erst kennen;
Dann er ist so rasend kühn ;
So ergrimmet und vermessen; 10
Daß er; wann sonst alles hin;
Auch den Bruder pflegt zu fressen.
40.
Heilige Leute. '
Die Heilgen in der Welt; Herr; haben abgenummen;
Dann from sejn bat nunmehr die Pestilentz bekunimen.
1 Fb. 12.
126 ^^ Enten Tausend
41.
Ffirnehme Lente. ^
Die Höchsten in der Welt, Herr, haben abgenummen;
Dann FUsse sind zum Haupt, und Haupt zu Füssen kummen.
42.
Anff Bloscnm.
Seh ich recht, so kummt mir für,
Bloscus sey ein Wunderthier.
Augen hat er, keine Stirne,
Einen Kopflf und kein Gehirne,
Einen Mund und keine Zunge,
Wenig Hertzens, viel von Lunge;
Wilstu, ob er sey, so schau,
Mensch, Ochß, Esel oder Sau.
43.
Göttliche und Weltliche Gesetze!
Wer Zehn Gebot nicht hält, ob der wol halten wil,
Was weltlich Recht gesetzt, als unermeßlich viel?
44.
Biebel, durch Versetzung: bleibe.
Man bleibe hier, daß dort man bleibe, bey der Biebel;
Was Gott sagt, glaubt sich gut; was Menschen, glaubt. sich übel,
45.
Biebel, durch. Versetzung: Belieb.
Die Biebel, Gottes Wort, ist mein Belieb im Leben;
Sie kan mir Trost in Angst, und Bath in Nöthen geben.
Die Biebel, Gottes Wort, ist mein Belieb im sterben;
Wo sie mich weiset hin, da kan ich nicht verterben.
46.
Ehre, durch Versetzung: Rehe.
Die Ehr ist wie ein Reh,
Fleucht, als sie kümmt, viel eh.
1 Esa. 24.
Sedurtas Hnndeit. 127
47.
Weiby dnreli Versetiu^: bei-w.
Nam ihm ein Mann ein Weib; der wohnt bej dnem W;
Dann Weh ist täglich Brot anch bej der besten Eh.
Ein ieder hat sein Weh; doch wann ein Mann ihm nam^
So weist sich , daß zum Weh ein nenes bei-W kam.
48.
BfldStirm«r.
Wil Kirchen-Bilder wer zum Ergemüß anziehn,
Den ärgern Bilder nicht^ die Augen ärgern ihn;
Drum laß er jene stehn und reisse diese hin.
49.
Anßgezogene Banern machen angezogne Krieger.
Hosen-Zeug und Kleider- Wahren
Kan man leichtlich ietzt gelosen ;
Mars der trägt bej diesen Jahren
Meistens außgezogne Hosen.
50.
Ein Gerichte.
Ein Kläger kam und sprach: Herr Richter^ ich bekenne,
Beklagter soll mir thun, so viel als ich benenne.
Der Richter sprach: So schau und gibs, Beklagter, hin,
Daß dn von Schulden los, und ich vom richten bin.
Beklagter sprach : Ich kan zwar keine Schuld gestehen, i
Doch geb ich halbes hin , dem zancken zu entgehen.
Wer besser richten kan, der richte drüber frey.
Wer unter dreyen hier der AUerklügste sey.
51.
Ein alter Bnhler.
Bekummt ein junges Weib ein Alter an die Seite,
So ist ein Klepper da, drauff er zum Grabe reite.
128 I>eß Enten Tausend
52.
Der Catholisehe Mars. «
Unser Will ist letzt gebunden^
Krieger- Wille der ist frey;
Mars beweiset alle Stunden^
Daß er gut Catholisch sej.
53.
Weltliche Olfiekseligkeit.
Das Glücke, die Siren, die Welt, das Crocodil,
Wil arg ein iedes dem , dems gleich zum besten wil.
54.
Der säumige Mars.
Der Krieg geht langsam fort; die Pferde sind dahin;
Drum muß er sein Geräth ietzund mit Ochsen ziehn.
55.
Räuber, versetzt: bräuer.
Räuber sind gar schlechte Bräuer;
Was sie brauen, kummt gar theuer;
Aber gut, daß sie beym schlissen,
Selbst die Hefen sauffen müssen.
56.
Der Ruchlosen Freuden -Lied.
Weil das Leben bey uns bleibt, brauchen wir das Leben;
Kummen wir in Himmel nicht, kummen wir daneben.
57.
Auf den Wittiber Marcum.
Marxs hat ihm die Sinnen in Ordnung gestellet:
Er dencket, wann er sich zum Bette gesellet,
Deß Abends an seine verstorbene Frau,
Deß Morgens, wie er ihm ein andre vertrau.
Bechstos Hundert. 129
58.
Das Jalir 1642.
GeLLt! ob aVCh rVh, O toLLe WeLt;
FäLLt; Wie sle^MensChen Wahn besteLt!
59.
Hans und Cfrete.
Hansen dienet keine Magd
Ausser seiner alten Greten^
Weil es keine mit ihm wagt;
Die sich scheut für Eindes-Nöthen.
60.
Ein Ehrgeitziger.
Wer viel Ampter wil genisseu;
Muß in sich viel Gaben wissen;
Oder muß auff. Vortheil geheu;
Oder muß sie nicht verstehen.
61.
Die Geburt Christi.
Dabist ein reiner Mensch; O Jesu Christ; geboren;
Daß ich verdammter Mensch durch dich sey unverloren.
Hiiff ; daß auch ich nun dich behalte für und ftU*;
Dir nicht verliere mich; noch dich verliere mir!
62.
Amt, versetzt: mat.
Ohne mat seyn kan mit nichteu;
Wem es Ernst; sein Amt verrichten.
63.
Nicht zu viel.
Ein rasches Pferd nur immer jageu;
Ein saubres Kleid nur immer tragen;
Den nützen Freund nur immer plagen
Hat niemals langen Nutz getragen.
130 I^eß Enten Tausend
64.
Ein Artzt und ein Baner.
Ein Artzt führt offte Mist; Mist führet offt ein ßauer;
Wie daß man jenen dann heist Doctor; diesen Lauer?
65.
Mann und Weib.
Daß der Mann sein Weib vertraget,
Daß das Weib trägt ihren Mann,
Dieses richtet Frieden an.
Wann sich gleich ein Streit erreget.
66.
^y- Beim-Tiehterey.
So ich Reime wo geschrieben;
Schrieb ich mir sie, mich zu üben;
So sie andren wo belieben^
Sind sie andren auch geschrieben.
67.
Auf Fuseum.
FuBcus lachet seiner Sachen,
Lachet nicht, wann andre lachen;
Drum macht er, nicht seine Sachen,
Wann die andren seiner lachen.
68.
Orabsehrifft ftber ein Brantbette.
In die Lust liegt hier begraben
Eine Magd mit ihrem Knaben,
Die einander gantz ergeben,
Dieser Welt wie mehr nicht leben.
Die mit Armen umgewunden.
Wie in einen Sarck gebunden.
Die sich mit sich selbst bedecken,
Die in kurtzem Würmer hecken.
Sechstes Hundert. X31
69.
Auf Fletelinm.
Fletel; der die Mägdeschoß
Pfleget lieb und werth zu haben.
Scheut sich, daß man ihn soll bloß
In der Mutter Schoß begraben.
70.
Eine mißstimmige Ehe.
Veit schonet seinen Leib, schont aber nicht sein Gdd,
Da doch sein liebes Weib von beyden w&iig hält.
Er soll seyn sparsam hier ; dort soll er ofiifc und viel
Gebrauchen seinen Leib zu ihrem ^ wan sie wil.
71.
Mann nnd Weib.
Nicht Wander, daß so gern an Männern Weiber liegen;
Die Ribbe mag sich frey zu ihrer Licke fügen.
72.
Die heilige Cfenießligkeit.
Prosperitas regirt an Teuffels stat die Hölle ;
Der Lucifer verlast den Scepter und die Stelle.
Was Liucifer nicht kunt auß seiner Macht verführen,
Das wird nunmehr verführt um blosses prosperiren.
73.
Klein- nnd grosse Welt.
Ob die kleine Welt die grosse
Dieser Zeit darnieder stosse,
Oder ob die grosse Welt
letzt die kleine nieder fallt,
Wüst ich gerne. Weil man fühlt,
Wie die klein in grosser wühlt,
rhirffte gross' in kurtzen Tagen
Fallen und die klein erschlagen.
132 I^ Enten Tausend
74.
Sflsse -bittres.
In einem Weiber-Rocke,
In einem Bienenstocke
Steckt Schaden und Genieß,
Ergetz und auch Verdrieß.
75.
Anff Nivnlam.
Nivula ist wieb ein Schnee,
Der kaum ietzt fiel auß der Höh.
Wie auch ihre Redligkeit
Ist wie Schnee zu Mertzens-Zeit,
5 Der, wie neu er ist geacht,
Immer trübes Wasser macht.
76.
Kfinfftige Barbarey.
Wie sparsam werden seyn nach uns die Künste-Künner,
Wie ietzt so sparsam sind bey uns die Ktinste-Günner!
77.
Quid juris? Quid rnris? Quid fliris?
Für spöttisch Ding hält Mars, quid juris etwa künnen;
Quid furis aber ist ein ehrenreich Beginnen.
Noch dannoch wirds geschehn, daß Mars um einen Bissen
Wird endlieh noch wol gar quid ruris lernen müssen
5 Und dem quid juris dann sich neigen zu den Füssen!
78.
Pest nnd Ehrgeitz.
Die Pest, die Ehronsucht sind beyde strenges Gifft,
Daß die nur meistens hoch, und jene nieder trifft.
Der Ehre henckt man nach ; die Pest fleucht iederman.
Ob die der Welt gleich nicht, wie jene schaden kan.
Sechstes Hundert. 133
79.
Die Geburt ist der Tod; der Tod ist die Oeburt.
Der Tod ist nicht der Tod; der Tod ist die Geburt.
Durch diese kam ich kaum ; so must ich wieder fort.
Der Tod ist nicht der Tod; er ist das rechte Leben,
Drauß ich mich mehr nicht darff in Ewigkeit begeben.
80.
Deß Menschlichen Lebens Wege -Lagerer.
Ehre, Geitz, Leid, Wein und Liebe
Sind deß Menschen Lebens-Diebe.
81.
Das Cfegenw&rtige , Vergangene nnd Znkfinfltige.
Was ist, wie lange wehrts? Was war, was hilfft michs wol?
Was werden wird , wer weiß, obs mir und wem es sol?
Was hier ist, war und wird, ist, war und wird ein Schein;
Was dort ist, war und wird, ist, war, wird ewig seyn.
82.
Erfahrnng.
Wer hinterm Ofen her wilvon der Eölte schlissen.
Wer auß dem Keller rauff wil viel von Hitze wissen.
Wer eines Dinges Art nie recht erfahren hat,
Wil ordnen aber dran, wil geben Rath und That:
Dem kümmt die Schande früh, die Reue viel zu spat.
83.
Die Vemnnfft.
Gott gab uns die Vernnnffi;, dadurch uns zu regiren;
Wir brauchen die Vernunfft, dadurch uns zu verführen.
Ein Mensch hat zwar Vernunfft, lebt aber wie ein Vieh;
Ein Vieh hat nicht Vernunfft , lebt menschlich gegen sich.
84.
Alles anff seinen Anfang.
Lsufft mancher gleich in Krieg, er muß gleich wol noch hin.
Wo Ochsen fomen an und Flegel hinten ziehn.
134 ^^^ Enten Tausend
85.
Die graie Trei.
Weil man schone bej den Alten
Reine Treu für grau gehalten,
Waa iats Wunder dieser Zeit,
Daß sie schon im Grabe leit?
Daß nicht Erben nach ihr blieben,
Drüber ist sich zu betrüben!
86.
Unverhofft kommt offt.
Es kummt offt über Nacht, was sonst kam kaum auffis Jahr;
Es brachte heut ein Kind, die gestern Braut noch war.
87.
BUder.
Wo Bilder in der Kirch ein Ergemüß gebären.
So muß man Kirchen-gehn auch schönen Weibern wehren.
88.
Unverfreyter Wein.
Den Ehstand lob ich zwar; nicht aber lob ich Wein,
Der da mit Wasser wil zu Zeiten ehiich seyn.
89.
Brot.
Das Brot flLr diese Welt, das mag man täglich essen;
Das Brot flir jene Welt, das wil man bald vergessen.
Das Brot für jene Welt gibt Brot für diese Welt;
Wie daß man dann nun Brot, als Gott, viel werther hält?
90.
Egyptische Dienstbarkeit.
Jacobs Stamm klagt alter Zeit
..
Über schwere Dienstbarkeit.
Seohstes Hundert. ]^35
Steht es dann ja so übel;
Wo man Fleisch hat, Knobloch , Zwiebel?
Unsre Leut in dieser Zeit 5
Hielten es fUr Herrligkeit.
91.
Voll Hertsog Frantz Albreehten zu Sachsen, K&jserl. General
in Schlesien.
Krieg war auß dem Krieg entlanffen
Zu dem tollen Frevler-Hauffen,
Der in seines Freundes Blute
Ehre suchte seinem Mute.
Lobt den Held, der mit Bedacht s
Krieg zum Kriege wieder bracht!
Daß nun Sieg und Krieges Zucht
Wieder unser Land besucht.
Merckt und rühmt die edle Baute;
Neiget euch für ihrem Ejraute, lo
Daß für so viel Landes-Gifften
Kan so heilsam Artzney stifften!
92.
Cfalgenstraffe.
Ists recht , daß man die Müntz an Müntze wieder zahle.
Stiehlt den ein Rabe recht, der wie ein Rabe stähle.
93.
H-ars.
Mars, der guter Lehr und Kunst
Trägt viel Haß und wenig Gunst,
Trägt die Kirnst in seinem Namen.
Eh noch wenig Jahre kamen,
Dürffte M bleiben stehn, 6
Ars hingegen fomen gehn.
136 ^^^ Enten Tausend
94.
Ehre nnd Ansehen. |
Die Ehr ist zwar der Tugend Sold;
Doch ist die Ehr auch gleichwol Schuld^
Daß eines eintzlen Menschen Ehre
Manchmal ein gantzes Land zerstöre.
95.
Der Neid.
Eines oder andren neiden
Wil ich; kan ich^ besser leideU;
Als daß da und dort wo einer
Spreche: Gott erbarm sich seiner.
96.
Deß Krieges Ungelegenheiten.
Krieg ist die allerschärffste Zucht^
Womit uns Gott zu Hause sucht;
Dann unter seinen sauren Nöthen
Ist noch die süste Noth: das tödten.
97.
Eitele Würde.
Titel-groß und Bullen-edel
Reicht nicht weiter^ als der Zedel.
98.
Die Sfinden.
Menschlich ist eS; Sünde treiben;
Teuflisch ists, in Sünden bleiben;
Christlich ist es, Sünde hassen;
Göttlich ist es, Sund erlassen.
99.
SeUesier.
Soll den Eliser-Felden
Diß Land sich gleiche melden,
Muß dannen diß gerathen,
Daß drinnen sind nur Schaten.
SeohsteB Hundert 137
100.
esttliche Hülfe.
Gott; der David das erwehren
Gab vom Löwen und vom Beeren^
Gab ihm auch durch einen Stein^
Deß Philisters Mann zu sejn.
Gott, der uns vom Höllen-Bachen
Gab das Mittel los zu macheU;
Gibt auch wohl, daß Menschen macht
Schafft nichts mehr; als daß man lacht.
138 I^ Enten Tausend
DESZ BESTEN TAUSEND
SIEBENDES HUNDERT.
1.
Wunderwerck.
Zuvor ists auch geschehn und darff auch mehr geschehen^
Ich hab es selbst gesehen^ begehrs nicht mehr zu sehen^
Daß auff gepflügtem Feld^ in dem es Gerst empfangen.
Sind Pferde nachmals da in kurtzem auffgegangen.
2.
Deß Krieges Alter.
le toller wird der Krieg, iemehr er krieget Jahr.
Ey, Leute, die sehr alt, die werden wunderbar.
3.
Massigkeit.
Mein Tisch der dar£f mich nicht um Übersatz verklagen ;
Der Gurgel ess' ich nicht ; ich esse nur dem Magen.
4.
Auff efellnlam.
Was Gellula verspürt an Thaten und an Wercken,
Das geht ihr lieblich ein, den Glauben dran zu stärcken.
Von Zeichen hält sie nichts; vom Wesen hält sie hoch;
Ist vielfach eine Frau und geht im Krantze doch.
6 Ob Pabst, ob Luther ihr, ob ihr Calvin gefalle,
Ist unklar; ist mir recht, gefallen sie ihr alle.
Biebendes Hundert. 139
5.
Knust- Tichter.
Viel Helden hat es ietzt; so hats auch viel Poeten;
Daß jene nun die Zeit nicht wie der Tod mag tödten^
Darzn sind diese gut. Wiewol es auch gemein^
Wo viel Poeten sind^ daß auch viel Tichter seyn.
6.
Aiiff Rosului.
Bosula ist eine BosC;
Aber doch nicht Domen-lose;
Hat sie sonnten keine Dömer;
Braucht sie ihres Mannes Homer.
7.
Steuer -Calender.
Im Steuer -Almanach ist keine rothe Schrifft;
Sie fejert; weil die Welt steht, keine Stunde nicht.
8.
Das andere Leben.
Wäre gleich in jener Zeit
Keine größre Herrligkeit,
Als daß steuren uns und stehlen
Nicht wie hier mehr dttrffe quälen,
Wolt ich dessentwegen noch
Hin mich sehnen eben hoch.
9.
Todten-Schmnck.
Der nackt kam in die Welt, der nackend ist getaufft,
Der nackt ans Creutzes Holtz um Christus Blut erkaufft,
Der nackt in Himmel soll, wie daß man den den schmücket,
Und das, waa ilim nicht bleibt; mit ihm von hinnen schicket?
140 I>eß Ersten Tausend
10.
Der Cfeitz.
Wer vom Hertzen Gott entachlenst^
Wer hingegen Gold drein geust^
WU gewiß zu Himmel-neben
Einen Alchimisten geben.
11.
Soldaten -Zucht.
PescenniuS; ein Römisch Käyser;
Der Kriegs -Zucht ernster^ Unterweiser,
Bey dem, als etwa neun Soldaten
Dem Bauren einen Hahn verthaten,
6 Da ließ er sie bey vielen Wochen
Als Brot und Wasser nichts versuchen,
letzt schadets nichts, ob ein Soldate
Neun Bauren gleich sied oder brate;
Eh als er trucknes Brot solt essen,
10 Möcht er ein gantzes Dorff voll fressen.
12.
Reiche Verwüstung.
Da dieses Land war reich für Jahren,
Da glaubten wir, daß Bettler waren;
Nun dieses Land durch langes kriegen
Bleibt Menschen -leer und wüste liegen,
5 Ist Steuer gar nicht zu bereden.
Man sey nun arm von so viel Schäden.
13.
Rebe, durch Yersetznng: Bere, Eber, Erbe.
Ob gleich die Rebe trägt dem Eber Haß,
Macht dannoch gleichwol ihrer Bere naß.
Daß mancher Mensch deß Ebers Namen erbe,
Toll und voll lebe, Säuisch endlich sterbe.
Siebendee Hundert. X41
14.
Rechts -Lernnng.
Wann einer wil das Recht studlren^
So muß fünff Jahr er dran verlieren.
Das Rechte das Krieg ietzt eingeftlhret;
Wird bey ftinff Tagen außstudiret.
15.
Anffiriehtigkeit.
Ja soll ja, und nein soll nein^
Nein nicht ja^ ja nein nicht seyn;
Der^ der anders reden kan^
Ist noch Christ; noch Biederman.
16.
Das tmnckene Deutschland.
■"I I — — — —
Um Deutschland stund es noch so wol^
Da Deutschland nur war gerne, voll;
Als da es triegen^ buhleu; beuten
Gelemet hat von fremden Leuten.
17.
Erbschafft.
Vor, wann nahe Freunde sterben,
Erbten wir, was sie erworben.
Wer da wolle, sterbe heuer,
Erbt man nichts als seine Steuer.
18.
Mit Worten spielen.
Ist es gut mit Worten spielen?
Schad und Nutz kan nicht vervielen;
Wer gewinnt, der wird betrogen;
Wer verleuret, hat gelogen.
142 I>eß Enten Tausend
19.
MenseUicli Angesiehte.
leder Mensch hat sein Gesicht;
Keiner wie der andre nicht;
Dannoch findet Neid an allen^
Das ihm nicht wil wol gefallen.
20.
Die Warheit.
Andre Weiber hätten Spot,
Wann sie solten nackend gehn;
Wahrheit aber färbt sich roth;
Wann sie soll in Kleidern stehn.
21.
Eisen.
Das Eisen dörfft ich mehr^ das Gold viel minder preisen.
Ohn Eisen kümmt nicht Gold; Gold bleibt auch nicht ohn Eisen.
22.
Renterey.
Die schwartze Reuterey war alter Zeit die beste;
Die beste Reuterey ist dieser Zeit die feste.
Zwar wäre sie dort schwartz von Farben, nicht von Sinnen;
Zwar ist sie hier nicht schwartz von aussen, doch von innen.
23.
Poeten -CfStter.
Poeten, die sollen die Götter nicht nennen.
Die Christen verlachen, die Hey den bekennen;
Wird ihnen man Venus und Bacchus nur schencken,
Sie werden der andren nicht leichte gedencken.
24.
Ärtzte nnd Räthe.
Ein Artzt hilfft kranckem Leib, ein Weiser krancker Zeit;
Der erst ist noch zur band, der ander ist gar weit.
Siebendes Hundert. 143
25.
DentecUiuid.
Ungerocheil hat für Zeiten
Niemand Deutschland kunt bestreiten;
Unbereichert wird mit nichten
lemand ietzt den Zug verrichten.
26.
letzige Freyg&bigkeit.
Wir haben ein frejes und grosses GemütC;
Ein edle, rechtschaffene, löbliche Güte.
Ein Krieger, hat dieser was, das er verrichte,
Der geht wol nicht traurig von unsrem Gesichte.
27.
Die Welt.
Pralen, schnarchen, schnauben, fluchen.
Dringen, zwingen, dräuen, pochen
Ist der Welt ihr Amadis,
Drauß sie heuer buhlen ließ.
28.
Die einfältige Bedligkeii
Andre mögen schlau und witzig.
Ich wil lieber redlich heissen;
Kan ich, wil ich mich befleissen.
Mehr auff glimpfflich als auff spitzig.
29.
Das untreue VermSgen.
Wie schelmisch ist das Geld ! Ein ieder sinnt auff Geld,
Daß dem doch, der es hat, nach Leib und Seele stellt.
30.
Auff Vitnm. '
Kein König ist zwar Veit von Gerar, hat auch nicht.
Daß Abraham fUr ihn Gebet und Segen spricht ;
Je dennoch ist sein Haus an Müttern auffgeschlossen.
Daß seiner guten Art hat Frau und Magd genossen.
1 Genes. 20, v. 17.
144 I>eß Ersten Tausend
31.
eott68 Wort.
Der Hammer, Gottes Wort, schlägt auff der Hertzen Stein;
letzt aber wil der Stein des Hammers Hammer sejn.
32.
Die yerbrennliche Welt
Wie so wil Gott die letzte Welt wegzünden?
Drum daß sie steckt toU Sodomiter- Sünden.
33.
Die Stein -Kranckheit.
Daß ein Mensch zu seinem Grabe
Eigne Stein im Leibe habe.
Dieses Vortel kan ich leiden,
Wil auch keinen drüber neiden.
34.
~ (ifeld- Lehnen.
Wer viel Geld hat weg zu leihen,
Muß der Freundschafft sich verzeihen;
Dann der Tag zum wieder -geben
Pflegt die Freundschafft auffzuheben.
35.
Rechts -Bildungen.
Das alte Recht, das schläft; was neues etwa tichtet.
Nach dem wird, weil es schläft, das alte Recht gerichtet.
36.
Der Capemaitische Hauptmann. ^
Es war ein Mensch, es war kein heutig Cavallier,
Der zu Capemaum den Knechten stunde für.
Der Obrigkeit war er, Ejiechf ihm, gar unterthan;
Drum gilt er ietzt bei uns kaum als ein Gauckelmann ;
6 Dann Glaube, Liebe, Zucht geht unsren Krieg nicht an.
1 Mattb. 8, y. 5.
ßicl)en<lcs Hundert. 146
37.
Auff Harpacem.
Harpax stähle ^ was ihm kamc^
Lieff in Krieg für Kett und Strange;
War auch da wol nicht gar lange^
Thäte nicht sein ehrlich Nähme.
38.
Dfirfftigkeit.
Ist man arm^ was hilfft die Jugend?
Ist man arm^ was hilfft die Tugend?
Ist man arm^ was hilfFet schön?
Ist man arm, was hilfft verstehn?
Dieser sey, dem Welt soll weichen,
Reich im Armen, arm im Reichen.
39.
Nichts neues unter der Souuen.
Wie letzt die Zeiten sind, so waren vor die Zeiten;
Dann Salomo sah auch auflf Pferden Knechte reiten
Hingegen Fürsten -Volck zu Fusse gehn wie Knechte, *
Nur daß die Grube noch niclit ist gemacht zu rechte.
40.
Eiu Honig- süsser Schlaf.
Ein Honig ist der Schlaf; als diesen Honig aß,
Geschahs, daß was, ich glaub ein Bienlcin etwa, saß
Auff Libitilla Haut ; sie hats nicht achten wollen,
Doch^ wie man nunmehr mcrckt, so ist sie sehr zerschwollen.
41.
Lebens -Lauff.
•
Es mühet sich der Mensch, auff daß er was erwerbe.
Und was er dann erwirbt, soll, daß er wo nicht sterbe.
Und wann er nun nicht stirbt, so sol er drum nur leben,
Auff daß er, was er wirbt, zur Steuer müsse geben.
Dann bringt ihm weiter nichts das mühen und erwerben i
Und alles, was er gibt, als so nur eher sterben.
1 Eccl. 10, V. 3.
LogAO. 10
J46 ^^ Ersten Tausend
42.
Menschen sind bOse.
Guten Friede, gute Rechte,
Gute Tage, gute Nächte,
Gut Gewitter, gute Zeiten,
Gut zu meicken, gut zu reiten,
6 Lauter Gut und gute Gaben
Wolln die Menschen hsiufHg haben.
Denen doch an Leib und Mute
Selbsten mangelt alles gute.
43.
Mittelbare Thaten.
Der an Jahren schwer gleich traget,
Viel an Kräfften abgeleget.
Wann er nur ist frisch von Rathe,
Ist noch doch ein gut Soldate.
6 Wer nichts mehr vermag von Thaten,
Ob er viel vermag im rathen.
Mag nur bey den Buhlereyen
Dieses Nahmens sich verzeihen.
Eigner Mut und fremder Degen
10 Künnen zwar noch Ruhm erregen;
Aber mit geborgtem Leibe
Fühlt man nicht das süß am Weibe.
44.
Der Redligkeit Aderlässe.
Deß Nero Meister nam die Flitte
Sein Leben hin wie sein Geblüte.
All Adern schlägt bey dieser Zeit
Die freche Welt der Redligkeit.
5 Niemand wil mehr ftlr Schand erröthen;
Drum liegt die Zucht in Todes -Nöthen.
Siebendes Hundert. 147
45.
Anff Porcam.
Ist nicht Porca^ wie man sagt;
Eine Magd? Und trägt ein Kind?
Schau ; wie arg die Leute sind!
Ist sie dann nicht Einder-Magd?
46.
Diebe menselilicben VermSgens.
Wercke stehlen uns die Zeit;
Fälle die Vermögligkeit,
Sorgen stehlen uns das Leben;
Was dann bleibt uns auffzuheben?
Was der Seele Gott gegeben.
47.
Durch mähen, nicht durch schmeicheln.
Redlich wil ich lieber schwitzen;
Als die Heuchler-Banck besitzen.
Besser harte Fäuste strecken;
Als von fremdem Seh weisse lecken.
Besser was mit Noth erwerben,
Als gut leben ; furchtsam sterben.
48.
Die Zukunft Christi.
Christus hat durch erstes kummen
Ulis deß Teuffels Reich benummen;
Kümmt er ehstes nicht herwieder.
Kriegt der Teuffei meistes wieder.
49.
Eine Lock-Fincke.
Nicht zu weit von meinem singen
Liegen Netz und falsche Schlingen;
Die für mir hier hat gelogen.
Hat mich, wie ich euch, betrogen.
10 •
148 I>eß Ersten Tansetid
5 Ich; die ich gefangen sitze^
Bin nur meinem Herren nütze.
Die da wil, die mag verfliegen,
Die nicht wil, die laß sich kriegen;
Wann nur ich die Kost erwerbe,
10 Gilt mirs gleiche, wer verterbe.
50.
Der Frühling.
Da der göldne Sonnen -Wagen
Frühlings -Zucker bringt getragen.
Daß die süssen Zwillings -Küsse
Tag und Nächte machen süsse,
» Da der Himmel gütig lachet.
Da die Erde Schmüncke machet,
Da sich Feld und Wiesen mahlen,
Da der Bäume Häupter pralen.
Da die Brunnen Silber gissen,
10 Da mit funckein Bäche flissen.
Da die Vogel Lieder singen,
Da die Fische Sprünge springen.
Da für Freuden alles wiebelt.
Da mit gleichem gleiches liebelt:
15 O. so muß für trübem kräncken
Bloß der Mensch die Stirne sencken!
Weil zumal bey Frühlings -Lüsten
Mars erfrischet sein verwüsten,
Da er diß für Lust erkennet,
20 Wann er raubet, schändet, brennet.
51.
Ver Mensch, ein Gras.
Unsres Lebens beste Kost
Ist von erstem zartes Gras.
Unser Leben selbst ist djis
Samm der Ehr und aller Lust.
Siebendes Hundert. ]^49
Brächte jenes nichts von Früchten, 5
Bliebs im Felde leichtlich liegen.
Menschen würden wenig tügen.
Wann sie nicht in Himmel tüchten.
52.
Vergebene Arbeit.
Einen Mohren weiß erwaschen,
Trincken auß geleerten Flaschen,
Einen Esel nackt beschehren,
Eine Sackpfeift' abehären,
Einen Peltz im heissen baden, 5
Mit dem Siebe Wasser laden,
Einem Tauben Lieder singen,
Sand in ein Register bringen.
In den Wind und Wasner schreiben,
Flugwerck ohne Flügel treiben, 10
Aufi* den Sand Paläste bauen,
Weibern ayff" die Tiicken schauen.
Wind, Lufft, Lieb und Bauch verhalten.
Jünger machen einen Alten,
Einen dürren Wetzstein mästen, is
Osten setzen zu dem Westen,
Allen Leuten wol behagen.
Allen was gefallig sagen:
Wer sich deß wil unterstehen,
3Iuß mit Schimpff zurücke gehen. 20
53.
Das lieblichste Thier.
Solt ich Wahl und Wandel führen
Unter aller Orte Thieren,
Sollte mir kein liebers seyn.
Als deß Natans Schäfelein.
Dieses leg an meiner Brust, 5
Nem auß ineinen Händen Kost;
Wolle, die es sonsten trüge.
Gebe Tuch in eine Wiege.
150 ^^^ Ersten Tausend
54.
Deß Krieges letzter Wille.
Mars befihlet seinen Erben^
Wann er endlich werde sterben,
Solt man, wann mau ihn begrübe,
Machen, daß nichts übrig bliebe.
Weil sich doch von seiner Habe
Schwerlich erster Erbe labe.
55.
Straff- Buchstaben.
IP
IK
IH
2 e
2 r
2 u
3 8
3 i
3 n
4 t
4 e
4 g
5g
5 e
6 r
Wen Gott nicht mit Vier, FünflF, Sechs Zeichen
Kan auß dem A. B. C. erweichen.
Der wird nicht weich (ist glaublich) eh,
10 Biß ihn bezwingt der Höllen W!
56.
Auff Lychnobinni.
Lychnobius lebet viel Jahre, viel Wochen,
Noch lebt er die Woche nicht eintzigen Tag.
Deß Nachtes, da schlemmt er, so viel er vermag,
Deß Tages, da steckt er im Bette verkrochen.
57.
A. E. L 0. ü.
A. ist derer, die nicht wollen.
E. ist derer, die nicht sollen.
I. ist derer, die da zagen.
O. ist derer, die da klagen,
ft U. ist derer, die da plagen.
Siebendes Hundert. 151
58.
Johannes der T&uffer.
Nicht recht! nicht recht! wtird immer schreyn
Johannes^ solt er wieder seyn;
Doch kam er^ rieth ich^ daß er dächte^
Wie viel er Köpff in Vorrath brächte.
69.
Anff- nnd niedersteigende Liebe.
Wann die Liebe steiget auff^
Hält die Chloris etwas drauff;
Wami die Liebe steiget nieder^ ^
Ist sie Chloris gnntz zu wider.
60.
Der Welt Erbe.
Freu dich, Welt-Kind, auff das erben!
Deine Mutter wird bald sterben;
Was das Feuer nicht verzehret,
Ist mit Hauffen dir gewehret.
61.
Auferwecknng von Todten.
Kan Frösche, Fliegen, Schwalben, Wurme, Schnecken,
Die kaltes sterbte, warmes wieder wecken,
0, so kau der, der alles diß kunt machen,
Noch wol so viel, daß Todte wieder wachen.
62.
Der laehende Gott. ^
Mir nicht! daß ich solte machen.
Daß Gott meiner müsse lachen;
Dann sein lachen wil erwecken
Zornig reden, grimmig schrecken.
1 FmI. 2.
152 ^^^ Ersten Tansond
63.
Anff Smeccelinm.
Smcckel ktintc wol sein lauffen
Fürsten -Kammern hoch verkauffen,
Waim sein Fuß sich künte regen,
Wie sich kan sein Zahn bewegen.
64.
Ein Schauspiel.
Von Marcus Curtius imd seiner tieffen Klufft
Kan Gulo schönes Spiel, das spielt er viel und offt.
Ein Ochs ist Curtius; die KluflFt ist Gulo Bauch;
Wann jener springt in die, so stillt sich Flamm und Bauch.
65.
Ein Krieges -Hand redet von sieh selbst.
Hunde, die das Vieh behüten,
Hunde, die am Bande wüten,
Hunde, die nach Wilde jagen,
Hunde, welche stehn und tragen,
6 Hunde, die zu Tische schmeicheln,
Hunde, die die Frauen streicheln:
Diese Hunde gar zusammen
Kuinmcn nur auß faulem Stannnen.
Aber ich bin von den Hunden,
10 Die sich in den Krieg gefunden.
Bleibe nur, wo Helden bleiben.
Wann sie Küh und Pferde treiben.
Habe Bündnüß mit den Dieben,
Trag am rauben ein Belieben,
16 Pflege, bin ich in Quartiren,
Gans und Hüner zuzuführen,
Kan die schlauen Bauern suchen,
Wann sie sich ins Holtz verkruchen;
Wann sie nach den Pferden kummen,
«0 Die mein Herr hat wo genummeu,
Kan ich sie von dannen hetzen.
Daß sie Hut und Schuh versetzen.
Siebendos Hundert. 153
Kau durch Schaden ^ kan durch Zehren
Helffen Haus und Hof verheeren.
Cayalliers^ die kan ich leiden; ss
Bauren müssen mich vermeiden;
Bin nun drum in meinem Orden
Hunde -Cavallier geworden.
66.
Der Daumen.
Wann der Daume wird zu nichten^
Kan die Hand nicht viel verrichten.
Wann man schwächt den Wirthschaffts-stand,
Da besteht nicht lang ein Land.
67.
1. AetiTnm. 2. Passivnm. 3. Deponens. 4. Neutrum.
5. Defectivum;
Was ists, was wir nicht thunV Was ists, was wir nicht leiden?
Durch 1 . Steuern und durch 2. Baub wird Mars nicht eines 3. meiden^
Wvtd kürtzlich 4. noch zu thun, noch was zu leiden bleiben^
Und Mars wird auß der Welt 5. Die Welt und sich vertreiben.
68.
Ein thierischer Mensch.
Lupula wil keinen lieben^
Der Vernunfft zu sehr wil üben,
Weil ihr besser der gefUllt,
Der sich etwas thierisch stellt.
Der da kan wie Tauben hertzen, 5
Der da kan wie Spatzen schertzen,
Der wie Hanne buhlen kan,
Ist für sie der rechte Man.
69.
Niemand ist zu verachten. ^
D Rabe wil Noha zum Bothen nicht tügen;
»ch bringt dem Elias ein Habe vergnügen,
r Himmel kan morgen vil Gunsten verleyen
m schlechsten, den heute die Grossen verspejen.
1 GenM. 8, V. 7. 3. Keg. 17, V. 6.
154 ^^^ Ersten Tausend
70.
ledes Glficke hat sein Glficke.
GrIUcke hat sein Ungelücke,
Daß bey seinem Freuden -Blicke
Menschen dannoch beßres wehlen.
Ungelücke hat sein Glücke^
Daß bey seiner Wandel -Tücke
Christen nimmer Trost darff fehlen.
71.
Seelen- Wandelung.
Daß eine fremde 8eel in fremden Cörper kriche,
Das glaube; wer es wil; es sind nicht Biebel- Spräche.
Diß aber ist gewiß , daß ietzt ein fremder Leib
Fährt offliers auff und in ein fremdes Pferd; Kleid ^ Wrib.
•
72.
Helden-Tod.
Es rieten ihrer zwey nach Rossen;
Darüber ward der ein erschossen.
Der andre sagte mit betrüben:
O; welch ein ehrlich Carl ist blieben!
73.
Schädliche Liebe.
Lieben last nicht lange leben;
Lange leben last nicht lieben.
Wer dem Leben ist ergeben.
Muß das lieben sparsam üben;
Wem das lieben wil behagen,
Muß dem Leben abesagen.
74.
(fSttliehe Barmhertzigkeit.
Nach dem grossen Sünden -Flusse
Setzte Gott den Gnaden -Bogen.
Wann auflF Straffe folget Busse^
Ist er uns wie vor bewogen.
SieY>endes Handert. 155
75.
Wiederbrachte Jnn^anschafft.
Der die Jungferschafft benummen^
Kan sie wieder da bekummeD^
Wann es ihr vielleicht gelingt,
Daß sie eine Tochter bringt.
76.
DSrffer.
Vom dürffen, kümmt mir für, sind Dörffer her genant;
Dann Dörffem ist ietzt nichts als Dürfftigkeit bekant.
77.
Schlesier Eselsfiresser.
Daß Schlesier haben den Esel gefressen^
Ist entweder nichts oder bleibet vergessen;
Sonst würden die fremden sich eigen gewehnen,
Nach Schlesischem Futter sich nimmer zu sehnen.
- 78.
Finsternuß.
Wann zwischen Beutel und das Geld
Die Contribution sich stellt^
Tritt Finsternüß gemeinlich ein
An Goldes -Glantz und Silber -Schein.
79.
Von der Nachtigal.
Von fernem bistu viel^ von nahem meisten nichts^
Ein Wunder deß Gehörs ; ein spotten deß Gesichts.
Du bist die Welt, die Welt ist du, o Nachtigall
Zum ersten lauter Pracht, zu letzt ein blosser Schall.
80.
Huren.
Im Friede Hure seyn ist ehrlich , nicht im Kriegen ;
Dann jene kan im Bett, auff Stroh muß diese liegen.
156 ^^^ Ersten Tausend
81.
Der Schamhafftigkeit Farbe.
Carmesin-roth hält man werth;
Keines Weiß wird offl begehrt;
Purpur hat nicht schlechten Ruhm;
Gold begehrt das Eigenthum;
Billich aber wird geacht
Farbe ; die die Tugend macht.
82.
Ein hfiltzernes Pferd.
In der Achiver langem Weiber-Kriege
Halif letzllch noch ein höltznes Pferd zum Siege.
Was gilts, ob Krieg ietzt auch nicht wehren werde,
Biß sonst kein Pferd mehr bleib , als Kinder -Pferde?
83.
Ein Rath, wie der Feind zu schlagen.
Man hat den Feind auifs Haupt geschlagen ;
Noch hat Fuß Haupt hinweg getragen.
Man schlag ihn, rath ich, auff den Fuß,
Auff daß er liegen bleiben muß.
84.
Ein Knß.
Jungfern, wann deß Liebsten Mund
Sich zu eurem Munde schicket.
Haltet still! es ist der Grund,
Drauff die Lieb ihr Siegel drücket.
85.
Ein Sehmetzrichen.
Der zum ersten sagte; Kllssen,
Wolte, glaub ich, sagen: Süssen:
Dann den süssen Honig -Thau
Gibt deß Mündleiiis Rosen- Au.
Siebendeit Hundert. ^67
86.
Anßtrit der Zuge.
)ie Zunge wohnt mit Fleiß im weißen Bein-Gehäge;
)aDn diß ist ihre Gräntz, in der sie sich bewege;
buchst aber wo die Zung und steiget über Zaun,
)er8elbten traue du! ich wil ihr nimmer traun.
87.
Yergnftgiuig. '
Wie das Kind im sanfften wiegen^
So beruh ich im begnügen;
Pursche sonst mit Kedliglceit
Hin zu bringen meine Zeit,
Wann ich werde sejn begraben,
Werd ich beßres Glücke haben.
88.
Von einem Gescheneke an die Liebste.
Beßres was solt euren Ehren,
Edles Bild, zu dienen kummen;
Aber wo wird das genummen.
Daß sie möcht um etwas mehren?
Das, was kummt, ist kaum zu nennen;
Der es schickt, ist drum zu schelten.
Muß auch billich solches gelten,
DariF sich auch nicht lassen kennen.
89.
Paten- Zettel.
Es ist sehr gut,
Durch Christus Blut
Das Ewig-seyn im Himmel erben;
Dann, was die Welt
Zum höchsten hält,
Ist täglich Tod und endlich sterben.
158 I^eß Ersten Tausend
90.
Oerade Stfieke.
Im Opplischen Fürstenthum (ist es nicht schade?)
Hat Jungfer noch Fraue nie keine Gerade.
91.
Hofe-Kflnste.
Künste^ die zu Hoff im Brauch^
Wolt ich; dünckt mich, klLnnen auch;
Wann nur eine mir wolt ein,
Nämlich: unyerschämt zu sejn.
92.
Das Hofe -Leben.
Durch Landes und Placentz, stracks flir Veron fürbey
Muß, wer nach Hofe wil und wil willkumen seyn.
93.
Thorheit.
Ein Reiß vom Narren -Baum trägt ieder an sich bey;
Der eine deckt es zu, der ander trägt es frey.
94.
Thorheit.
Wann Thorheit thäte weh, o, welch erbärmlich schreyn
Wtird in der gantzen Welt in allen Häusern seyn !
96.
Sitten der Jagend.
Die Fincken, die im Lentz nicht singen.
Die bringens auff den Herbst dann ein;
Der muß dann alt erst rasend seyn,
Der jung es kunte nicht verbringen.
96.
Begräbnfiß - Kosten.
Ists Christlich, Christen- Volck, dem Gott den Himmel schenck^
Daß dich nicht obn entgelt man in die Erde senckt?
SiebendoB Hundert. 159
97.
Die Zeit vertreiben.
Daß der Tod uns übereile^
Lasse man die Klage bleiben;
leder sucht ja kurtze weile ;
leder wU die Zeit vertreiben.
98.
Verleumder. ^
Wer schmäht und Schmähung hört^ dem sey zur Straff erkoren^
Daß jener an der Zung und dieser henck an Ohren.
99.
Adel.
Die Tugend alleine gibt tüchtigen Adel;
Das Waffen -Gemäld
An Helm und an Feld
Bedecket vergebens den inneren Tadel.
Die Wiege deß Cyrus wie Irus ist Thon;
Ein leeres Geklänge,
Ein( gläsern Gepränge
Sind Ahnen, wo Tugend ist ferne davon.
100.
Anfang und Ende.
Der Anfang
Seh auff den Außgang;
Der Außgang
Macht gut den Anfang.
* 1 Plwtt.
130 I^eß Ersten Tausend
DESZ ERSTEN TAUSEND
ACHTES HUNDERT.
1.
Ein enges Hertze.
Wer den Himmel wenig acht,
Wer mit Erde saat sich macht,
Hat ein Hertze, drinnen kaum
Leeres nichts hat Stell und Raum.
2.
6ewaffiieter Friede.
Krieg hat den Harnisch weg gelegt, der Friede zeucht ihn au;
Wir wissen, was der Krieg verübt; wer weiß, was Friede kanV
3.
}[iß8chweren.
Es braucht ein böser Mensch das schweren wie ein Tuch,
Damit zu flicken auß Zucht- Ehr- und Tugend -Bruch.
4.
Friede nnd Krieg.
Ein Krieg ist köstlich gut, der aufladen Frieden dringt;
Ein Fried ist schändlich arg, der neues kriegen bringt.
5. %
Der weichende Krieg.
Mars macht es gar zu arg, Mars tobt ietzt gar zu sehr:
Der Teuffei; wann er weicht, so stinckt er desto mehr.
Achtes Hnndert. 161
6.
Das beste in der Welt.
Das beste; das ein Mensch in dieser Welt erlebet,
Ist; daß er endlich stirbt; und daß man ihn begrübet.
Die Welt sey, wie sie wil; sie hab auch; was sie wil.
War sterben nicht dabey, so gilte sie nicht viel.
7.
tirabmahl eines redlichen Mannes.
Weil Welt die Bedligkeit verjagt und duldet nicht;
So sey du ; der du hier fürüber gehst; bericht;
Daß nicht ein schlechter Theil; daß grosser Schatz von ihr
Hat unter diesen Stein sich wie verborgen hier.
Wofern du redlich bist; so seuffzC; daß ein Stein
Soll würdiger; als wir; diß Gut zu haben seyn.
8.
W-ehe-W.
Die Ehe heist fUr sich und hinter sich die EhC;
Dieweil sie niemand trennt, als nur das bittre Wehe.
Soll W bey Ehe seyn , so bringt W hinten her
Als daß von foruen an weit nicht so viel beschwer;
Soll W bey Ehe seyu; ists besser; man begrabet
Ein firom Weib; als daß dic; die bös ist; immer lebet.
9.
Mars ein Roßtänscher.
Wann ein Pferd Mars ein wil kauffen.
Fragt er bald, obs wol kan laufFen.
Wil er eine Wette wagen?
Neiu; nach sich den Feind her jagen.
10.'
Weg deß Lebens.
Bey dem Tag in einer Wolckc;
In dem Feuer bey der Nacht
Gieng Gott herftlr Jacobs Volcke,
. Biß er in ihr Land sie bracht.
Logau. I l
162 ^^ Ersten Tausend
6 Christus geht für seinem Volke^
Daß er sie durch heisse Pein^
Daß durch trübe Jammers- Wolcke
Er sie führ in Himmel ein.
11.
Mittel zu verarmen.
Ich möchte wissen ; wie es kämC;
Daß unser Haab und Gut zuneme.
Was nicht auß Pflicht wir geben müssen^
Soll Höfligkeit zusammen schissen;
& So was fürs Maul noch übrig blieben^
So bleibt es doch nicht für den Dieben;
Was gleich die Todten schuldig waren,
Das büssen wir mit unsren Haaren;
Was wir gehabt und nicht mehr haben^
10 Davon erheischt man Schoß und Gaben:
Ich möchte wissen^ wie es käme^
Daß Gut wo einen HaufFen neme.
12.
Reime anßm Stegereiff.
AufF einem Fusse stehn und hundert Verse schmieden
Das hab ich nie gekunt und bins auch wol zufrieden^
Daß ich es noch nicht kan. Ein Piltz wächst eine Nacht;
Die andre fällt er hin ; drum wird er schlecht geacht.
ft Deß Bacchus süsser Safft, dai'aufF Poeten pochen,
Muß werden zam durch Sonn und Zeit und muß woi kochen;
Das Waßer, das mit Macht da, dort herausser quillt,
Hat seinen Nutz zwar auch, nur daß es wenig gilt.
13.
Soldaten - Fre yheit.
Muß man euch dann, ihr Soldaten,-
Lassen gehen alle Thaten?
Sündern, die da sterben sollen.
Gibt man, was sie haben wollen.
Achtes Hundert. 163
14.
Brautschrifft.
Auff deiuen Hochzeit Tag, mein Freund, dir was zu machen,
Hast du mich angesucht. Ich bin zu diesen Sachen
So willig als verpflicht; nim du für lieb nur an
Dißy was nicht, wie es soll, ist, aber wie es kan.
So wird dann auch die Braut, was du ihr möchtest machen, b
So gut es immer ist, belieben und belachen.
Das, was ich dir gemacht, hat Füsse nur allein;
Schau aber du, daß dort bei Füssen Hände seyn.
15.
Hure, versetzt: ruhe.
Eine Hure hat wol Ruhe,
Daß ihr Seligkeit nichts thue.
16.
Wolfeiler Frauen -Stand.
Man darff daselbst nicht viel, was wenig kan erlangen.
Wil eine Magd sein Fraw, so darff sie viel nicht prangen ;
Sie wird zur Hure nur, so ist die Kirchenfahrt
Und aller Hochzeit Pracht erhalten und erspart.
17.
Deß Jepht» Tochter.
Was müssen doch die Mägd ietzt meinen.
Daß Huren sie so häuffig werden?
Sie wollen meiden die Beschwerden,
Wie Jephta Kind nicht auch zu weinen.
18.
Deß Tenffels Feyer-Fest.
Der Teuffei ruht sonst nicht, nur ietzund hebt er au.
Weil ihn die letzte Welt so wol vertreten kan.
19.
Das Hans -Leben.
Ist Glücke wo und was, so halt ich mir für Glücke,
Wann ich mein eigen bin, daß ich kein dienstbar Ohr
11*
164 I^ Enten TaoMBd
Um weg yerkaLoSie Pflicht darfi* recken hoch empor
Und horchen aaff Befehl. Daß mich der Neid berQcke,
» Da bin ich Sorgen -los: die schmale stQrtze- Brücke,
DaranfTnach Gunst man zeucht, die bringt mir nicht Gefiihr;
Ich stehe, wo ich steh und bleibe, wo ich war.
Der Ehre scheinlich Gifft, deß Hofes Meisterstücke
Was gehen die mich an? Gut! daß mir das vei^gnfigen
10 Für grosse Würde gilt! mir ist ja noch so wol,
Als dem der Wanst zerschwüllt, dieweil er Hoffart voll;
Wer biegen sich nicht kan, bleibt, wann er fidlet, liegoi.
Nach Purpur tracht ich nicht; ich neme weit dafbr,
Wan Gott ich leben kan, dem Nechsten und auch mir.
20.
Braatschrifft.
Bey so wildem wü^en Wesen,
Da fast niemand kan genesen,
Da die Wolfahrt gar verfahret.
Da das Heil sich abezehret,
5 Wil von ihren besten Sachen
Ordnung eine Jungfer machen.
Nämlich alle» Hebe Ding,
Das sie auch zum Erb empfing,
Wil sie eiucm Freunde geben,
10 Weil sie noch fühlt Wärmd und Leben.
Nun, die Testamenterin
Frisch von Leibe, frisch von Sinn,
Führt ihr volles Wolbelieben
In dem Busem auffgesclirieben,
j5 Hat aufF Jungfern -Pergament
Erb und Erben selbst benent,
Sagt: Hierinne steckt mein Wille,
Bittet aber in der Stille,
Daß erjt morgen aufF die Nacht
vü Dieser Brieff werd aufFgemacbt;
Dann sie schämt sich, daß bey Lejjen
Dieses Ding sie aufF soll geben.
Achtes Hundert. j[gf)
Wil auch; daß kein andrer nicht
Ihres Willens Siegel bricht
Als der Erbe^ den zu nennen s-.
Sie erröthet; doch zu kennen
Tückisch richtet einen Blick
Hin aufF Nachbar Ludewig.
Merckt, ihr Zeugen ; daß der Erbe
Um bedenck-Zeit gar nicht werbe, oo
Wil das Erbe treten an,
Wann er soll, und wann er kan.
Nur er dingt ihm auß zu lachen,
Wie der Erben Brauch; wil mache«,
Daß auch sie dann lachen soll, $»
Wann sie spürt, es thu so wol.
Wann man siht noch für dem sterben,
Wie so danckbar sind die Erben.
Denn der Erbe bleibt bedacht.
Wie es so werd außgemacht, lo
Daß man steifFes Wolbeginnen
Mercke nicht sehr weit von hinnen.
Daß die liebe Danckbarkeit
Jährlich auß der Wiege schroyt.
21.
Herren -Dienst.
Was dem Schemhamphoras die Juden zugeschrieben,
Dadurch man hat gekunt nach Willen alles üben,
Ein roehres noch als diß, vermag durch seine Kraift
Der freye Herren -Dienst; der schaflft, was Gott nicht schafft,
Und löset aufT, was recht Lieb , Ehr, Eyd, Treu verhafFt. r,
22.
Freygebige Herren -Diener.
Wann Diener Herren schencken.
So mügen Herren dencken.
Daß sich, was auff sie fleust.
Von ihnen vor ergeust.
166 Deß Ersten Tausend
23.
Soldaten- Wuntseh.
Daß den Teuftel, sich zu holn, Krieger fleissig ruffen an,
Macht, weil Pferd und Ochsen weg, daß sie dürffen Ftirgespan.
24.
Anff Honoratnm.
Obs recht, obs ehrlich sey, was Honoratus thnt,
Da fragt er wenig drum ; er hält nur diß für gut,
Was gut zu sclimausen bringt. Ey! darif man doch wol sagen,
Im Maule steh sein Uecht; sein Ehre wohn im Magen.
25.
Gottes Wort.
Das,
Was
Gott heist,
Wers leist,
5 Der besteht,
Wanns gleich geht
Arg überauß,
Tumm, krumm und krauß.
Er lacht nur dazu,
10 Was inimennehr tliu
Der Teufiel mit blasen.
Die Welt mit viel rasen.
Der Tod mit Zähne -wetzen,
Das Fleisch mit dem entsetzen.
15 Er last ihm diß genugsam seyn,
Ist seine Kraft't gleich schwach und klein,
O, dem er dient, dem er vertrauet.
Dem hat für keinem noch gegrauet;
Was ist ihm als zu wincken mehr zu thun?
20 So fallt dahin in einem schnellen nun
Das, was da ist, wie das, das vormals wäre.
Der steh auff Gott, der stehn wil für Gefahre!
Er steht viel fester noch, als feste Cedem stehn.
Die Regen, Thau, Heiff, Schnee, Frost, Hitze wird angehn;
Achtes Hundert. 167
Er stebt viel fester noch, als auff den Bergen Schlösser, 2r>
Als Felsen im Gehöltz, als Klippen im Gewässer.
Wer aber seinen Sinn auff Eitelkeiten stellet,
Von Gotte sich entzeucht, von seinem Worte fället,
Der gibt sich auff das Eiß, der nimmt ihm einen Grund,
Der schlipffrig ist, der hoch, der schwanckend ist imd rund, so
Das, was er hat, bleibt vielmals nicht biß morgen.
Wird leer von Hab imd reich an Angst und Sorgen.
Daß, dem er dient, das weiß ihm selbst nicht Rath;
Sein eigne Witz hat keine Krafft noch That.
Das, was er darff, wo soll ers suchen? s.s
Wann man ihn drängt, was soll sein pochen?
Wem klagt er Hohn?^ Wem klagt er Noth?
Wer zehlt die Threnen? Rächt den Spot?
Und deckt ihn mit dem Schaten?
Wann er nun soll entrathen 40
Deß Lebens im sterben.
Was hat er zu erben?
Das ewige Weh,
Da nimmer vergeh
Der Wurm und Schmertz 45
An Leib und Hertz,
Da sein Gut
In der Glut
Wird bloß
Hülff-Ioß Äo
Pein
Sejm.
26.
Schirm der Leichtfertigkeit.
Schmähen, schweren, läugnen, lügen,
Liebe -kosen, schmeicheln, schmügen
Ist der Schild, der Schelmereyen
Fttr der Warheit soll befreyen.
27.
Olnckliche Unbesonnenheit.
Kühnheit mit Vermessenheit
Bringt es offters noch so weit,
168 Deß Ersten Tausend
Als bedacht und Witzigkeit.
Was aiifF keinen Grund gericht
Und auß Zufall nur entbricht,
Ist plump Ding; man acht es nicht.
28.
Colax & Corax.
Daß Schmeichler und die Raben
Fast einen Namen haben,
Kümmt daher, wil Ich glauben,
Weil beyde sie berauben
Theils die am Hanife hanget^
Theils die in Ketten prangen.
29.
Hofe -Diener.
Ich weiß nicht, ob ein Hund viel gilt.
Der allen schmeichelt, keinem billt.
Ein Diener, der die AufTsicht flLhrt
Und Augen nur, nicht Zunge rührt,
Thut nicht, was seiner Pflicht gebührt.
30.
Tisch -Freundschafft. ^
Vermeinstu wol, daß der ein treues Hertze sey.
Den dir zum Freunde macht dein oflfte Gasterey?
Dein Austern liebt er nur, dein Wilprät, gar nicht dich;
Auch mein Freund würd er bald, wann so wie du lebt ich.
31.
Hochzeit-Wnntsch.
Da gleich das Jahr ietzund ist kummen in die Wochen
Und trägt uns gütig auff Confeckt und gute Kuchen,
So viel der Unfall ließ, da habt ihr, liebes Paar,
Gleich euren Hochzeit-Tag. Gott laß mich sagen wahr!
1 Martiftl.
Achtes Hundert. 169
Das Heil muß alle Tag euch in den Wochen liegen
Und füllen euer Haus mit Segen und Vergnügen.
Und ihr thut wie das Jahr und mehret alle Jahr^
Wo nicht mit einem Paar^ mit einem euer Paar.
32.
Aaff Ranenm, einem beliebten Hofmann.
Runcus ist recht eckicht grob^
Hat doch lauter Gunst und Lob.
Recht! es müssen starcke Gaben
Schwache Liebe ja nicht haben.
33.
JSofe- Leute.
Schwartzer Ursprung, fleckicht Leben
Kan sich hoch bey Hofe heben;
Wo kein Licht ist und kein weisses
Darff die Ehre schlechten Fleisses.
34.
Staffeln der Klugheit.
Wer guten Rath selbst finden kan,
Wer guten Rath kan nehmen an,
Wer beyden recht zu brauchen weiß,
Hat eines klugen Mannes Preis.
35.
Wurtzel-Kwfft.
Ein Mägdlein , dem ein Traum hat etwas warm gemacht.
Den sie auch kunte nicht bald bringen aus der acht,
Ging Morgens früh hinauß spatziren in das Gras,
Da spritzt ihr dessen Thau hinaüff aufF diß und das.
Sie sprach: Es mag wol seyn, daß Kräuter würcken sehr;
le dennoch, wie mich dünckt, so künnen Wurtzeln mehr.
36.
Heutige Sitten.
Wozu soll doch sein Kind ein Vater aufFerziehn
Bej so bewanter Zeit? Er darff sich nur bemühn,
Daß sein Sohn keine Scheu und kein Gewissen hat.
So ist schon alles gut, so ist schon allem Rath.
170 ^cß Ersten Tausend
37.
Weiber Lob-sfichtig.
Wer ist, der Geld für Worte gibt?
Ein Weib; dem Lob so sehr beliebt.
Daß manche man für schön schrey auß;
So wagt sie dran ihr Hof und Haus.
38.
AUengefallenheit.
Daß allen er gefallen kan^
Geht schwerlich; glaub ich, iedem an
Als dem , bey dem hat gleichen Preis
Gott, TeufFel, Becht, krumm, schwartz und weiß.
39.
Feste -macher. ^
•
Als Csenis hieß Csenis, da war sie ein Weib,
Da lidte, da thäte, was weibisch, ihr Leib;
Da Casnis hieß Casneus, da war sie ein Mann,
Dem Schwerter nichts hatten, dem Spiesse nichts an;
6 Der gleich eine Mämm, eh er feste wird, heist,
Der wird, wann er feste wird, Ritter gepreist.
40.
Dem Fürsten gebühret ttut und Blat.
Daß man sey der Obrigkeit schuldig Gut und Blut;
Diese Regel spannt man hoch, zwar sie ist auch gut;
Wann nicht wider Gut und Blut der bedrängten Unterthanen,
Sondern ftlr ihr Gut und Blut Obrigkeit last fliegen Fahnen.
41.
Käyserl. Dienst.
Was ist es für ein Ding, der Kay serliche Dienst?
Der Bauern ihr Verterb, der Krieger ihr Gewinst;
Der Bauer thut den Dienst, der Krieger sagt davon;
Noch strafft man jenen noch, und diesem gibt man Lohn.
*
1 Ovid. Metam. 1. 12, fab. 5.
Achtes Hundert. 171
42.
Wilsti seyn bey Hofe da? Ey, so lerne sprechen Ja!
Viel Sprachen reden künnen^ ziert einen Hofeman;
Wer, was der Esel redet, der ist am besten draiu
43.
Hofe-Warheit.
' Wer um Warheit Gunst wil kauiFen,
Muß von Hofe bald entlauffen.
44.
Hofe -Scham.
Der, welcher bey Hofe mit Röthe wil handeln,
Der spielet banqrot oder muß sich verwandeln.
45.
Anff Kitzlignndam.
Eitzligunda Jungferschafft wolt ihr einmal dampfRg werden^
Weil sie nie kam in die Lufft, blieb nur immer bey der Erden;
Drum so hat an einen Nagel sie sie neulich auifgehenckt,
Klagt nur, daß so viel sie Nägel nicht kan haben, als sie denckt.
46.
Anzeigungen deß Sieges.
Ey lustig, ihr Krieger, ihr werdet nun siegen!
Es wolte die neue Verfassung dann lügen.
Die Waffen, um euere Lenden gebunden.
Sind neulich auß Häuten der Bauren geschunden ;
Die Mittel zu Stiefeln, Zeug, Sattel, Pistolen 5
Sind ritterlich neben der Strasse gestohlen ;
Die Grelder, zur Pflegung vom Lande gezwungen.
Sind rüstig durch Gurgel und Magen gedrungen ;
Die Pferde, vom nützlichen Pfluge gerissen,
Deß Brotes die letzten und blutigen Bissen, 10
Die fuhren und fUllen viel tausend der Wagen,
Die Huren und Buben zu Felde mit tragen.
Daß Reuter sind wieder ein wenig beritten,
Sind Adern und Sehnen dem Lande verschnidten.
172 I^eß Ersten Tausend
15 Ein Fürstenthum ist in die Schantze gegeben^
Ein Hand-voll von Reutern in Sattel zu heben.
Drauif folget nun seuffzen-, drauff quällen die Thronen,
Ktimmt Klage von Nöthen, nach Brote das sehnen.
Um Straffe das wüntschen, um Rache das flehen.
20 Seyd lustig, ihr Krieger! ihr werdet es sehen,
Daß solcherley Segen , daß solcherley Sprllche,
Daß solcherley Wtintsche, daß solcherley Flüche,
So wtircklich und kräfftig zum Feste sind machen.
Daß manchem im Leibe das Hertze wird krachen !
85 Nun must ihr die Feinde zum Lande uauß schmeissen.
Sonst wird euch der Teuffei zu letztf bescheissen.
47.
Ein guter Koch, ein guter Rath.
Bey Hofe kan ein guter Koch auch seyn ein guter Rath ;
Er weiß, was seinem Herren schmeckt, und was er gerne hat;
Er trägt verdecktes Essen auff und Essen nur zu schau,
Geust Söder auff und Senff daran, die dienlich für den grau;
5 Auffs bittre streut er Zucker her; das magre würtzt er wol;
Dem Herren werden Ohren satt und ihm der Beutel voll;
Die Kammer geht zur Küche zu , die Wirthschafft in das Faß,
Die Cantzeley hält Fasten-Zeit, der lechzend Untersaß
Mag lauffen, kan er sitzen nicht: Die gantze Policey
10 Wird Heucheley, Betriegerey und Küchen-Meisterey.
48.
Auff einen Groß- Wanst.
Gastro, wo er geht und steht, trägt den Watsack ftlr sich her;
Ob er gleich nun strutzend voll, nimmer oder selten leer,
Hab ich doch noch nie gehört, daß ihn etwa ein Soldat,
Wann er gleich wo außgelegt, ie, wie Brauch, geplündert hat.
49.
Auff Jungfer Wnnderfein.
Seht, wie ist unsre Wunderfein so elementisch schön!
Der Rachen blaset starcke Lufft, die Nas ist Feuer-roth;
Auß Augen weist sich Wasserflut, auff Zähnen Erd und Koth;
Seht, wie kan so ein enger Raum so voller Schönheit stehn!
Achtee Ilandert. X73
50.
Weiber-Verheiß.
Wer einen Aal beim Schwantz und Weiber fast bey Worten,
Wie feste der gleich hält, hält nichts an beyden Orten.
51.
Sehmeicheley.
Wer Ohren macht mit Lobe reich, wil machen reich sein Haus;
Der wil ihm emdten eignen Nutz, der fremdes Lob sät auß.
52.
Weiber -Schmuck.
Die Weiber schmücken sich zum meisten um die KöpiTe ;
Oar gut! ihr böser Wurm, der nistet um die Zöpffe.
53.
Anff Nigrnni.
Daß Niger edel, mußt du wissen;
Ein Keiger hat ihn außgeschissen.
54.
Schmutziger Sieg.
Wer mit Kothe ringt.
Ob ihm viel gelingt,
Eümmt ihm, daß er stinckt.
55.
Oeitzige Huren.
Wer Hund und Huren wil zu Freunden haben.
Der muß sich riUten mit Geschenck und Gaben.
56.
Hofe -Leute Brot -Wurme.
Bej Hofe lernt man mercken, daß die die besten seyn,
Die sonst nichts thun noch küunen, als schlucken auß uud ein;
Vieh, das man bald soll schlachten, das pflegt und hält man wol;
Uao mag ihn lassen prassen, der endlich darben soll.
X74 ^^^ Emten Tansend
57.
Friede wird geglaubt, wann er wird geffihlt.
Der Fried ist, wie man sagt, ietzunder in der Feder;
Der Krieg liegt aber noch dem Bauer auff dem Leder.
Das Ohr weiß nur vom Fried und sonst kein einig Sinn;
Weiß fühlen nichts davon ^ so ist es weit noch hin.
58.
Hoffart und Demut.
Auß Hoffart wächst Verterb empor;
Auß Demut kümmt das Heil hervor.
. 59.
Frieden - Hindernftß.
Ey, es wird bald Friede seyn ; freue dich, dit deutscher Man!
Miß-vertraun und Eigen-nutz ; ein Paar Wörtlein ^ stehn nur an.
60.
Auff den Plnmpart.
Plumpart meint; er hat die Künste, daß ihn niemand sehen kan;
Wann ihm gleich nun zwantzig Fäuste Maul und Nase treffen an.
Traut er dennoch seinen Künsten, die da so sind eingericht.
Daß sie nur gehn auff das sehen, auff das fühlen aber nicht.
61.
Selig sind die Todten.
Sterben war wol immer lieb, dem, der dorte sucht zu leben,
Der da wüste, daß die Welt ihm, und er nicht ihr, gegeben.
Daß Gast Er, und Sie sey Wirth, daß auch seiner Wohlfahr Lauff
Hier im Thale neme Ruh, weiter aber geh Berg-auff.
5 Sterben wird nun noch so lieb dem, der recht nur wil bedencken.
Wie der Wirth zumSchelmcn wird und dieGäste pflegt zu kräncken.
Daß er auß dem Hause jagt den, der ihn nicht betet an;
Der vom from-seyn abzustehn übers Hertz nicht bringen kan.
Der noch glaubet, daß ein Gott, der noch etwa dran gedachte,
10 Was für Alters Tugend hieß, der noch etwas wo verbrachte,
Daß nach Bieder-wesen reucht, der nicht Dienst wil nemen an,
Wil nicht wider Recht und Zucht treten auff den Frevler-Plan:
Achtes Hundert. 175
Dieser^ dieser hat verdient^ daß man ihn mit Hunden hetze
Zu dem grossen Thore zU; biß er Gut und Bhit versetze!
Drum, wann Gott die blaue Burg öffnet und ihm beut die Hand^ 15
Freyt ihn von der Trotzer Trotz, setzt ihn in den Friedens-stand,
Rettet ihn auß Sund und Noth vom Verterben zum genesen.
Nimmt ihm die Vergängligkeit, schencket ihm ein ewig- Wesen:
Ejf wer war so unbedacht, daß er diesen lasse nicht
Hin, wo dieser Welt ihr Grimm seine freche Hörner bricht! so
Allzuweit ist nicht von hier, biß der tolle Schanden- winckel,
Drinnen blinder Willen herrscht und ein tauber Eigen-dünckel,
Fühlt den letzten Donnerschlag, der ihn schlägt in einen Kloß,
Drückt zu Grunde den, der drückt, machet die gedrückten los.
Wol indessen dem, der dort lacht und schaut die Emsen-Hauffen, 25
Drinnen um das eitle nichts krichen, steigen, dringen, lauffen
Unbedachte Menschen-Sch wärme! wol auch dem, der, was ihm lieb.
Da hat^ wo für Bosheit, Noth, Drang und Zwang es sicher blieb!
62.
Anff Sehliffelu.
Schliffel hat zwar eine Seel, aber was ist solche nütze?
Saltz ist sie, daß nicht sein Leib lebend wird zu fauler Pfütze.
63.
Von den Brüsten der Nivnlse.
Ein Schnee ist mir bekannt, der mehr als Feuer hitzt.
Wann Nivula entblöst mit freyen Brüsten sitzt.
64.
Hofe - (innst.
Kein begehrtes nie verwiederu.
Kein verwiederts nie begehren,
Macht bey Hohen, daß dann Niedren
Hofe-Gunst mag lange wären.
65.
Sarcksehrifften eines lieben Ehegattens.
Zun Hanpten.
Gott sey Danck! mir ist erlaubt,
Daß wie, Jesu, du mein Haupt,
Ich, dein Glied, mag triumphiren
Und den Tod gefangen führen.
176 ^«^ Ersten Tausend
66.
Ziu Fflssen.
Gott sey Danck ! daß meinen Füssen
Sich nun unterwerffen müssen
Noth, Gefahr, Pein, Creutz und Leid,
Das uns schafft die Eitelkeit.
67.
Zur rechten HanAi
Was unverweslich war, das hab Ich angezogen,
Und was verwesUch war, wird kürtzlich seyn verflogen
Wie Asch und leichter Staub. O, meine lange Qual
Ersetzt deß Himmels Gut viel tausend tausend mal.
68.
Zur lincken Hand.
Mann, Eltern, Kind und Freund, und was bey Lebens-Zeiten
Mir mehr von liebem Volck stund lieblich an den Seiten,
Das war mein bestes Theil, daß ich der Welt verließ;
Doch geh ich nur voran, sie folgen mir gewiß.
69.
Abschied von einem verstorbenen Ehegatten.
Treues Hertze, du zeuchst abe
Auß der Welt und gehst zu Grabe,
Ein zu nemen Freud und Ruh,
Die der Hinunel richtet zu.
5 Mir und andreu deinen lieben
Ist an deiner Stelle blieben
Bey so sonst gehäuffter Noth
Hertzens Leid um deinen Tod.
Doch die hier die Zeit verletzet,
10 Wird bald haben dort ergötzet
Ewigkeit, die ohne Ziel
Uns auffs neue treuen wil.
Mir wird seyn mein Sarck gemessen,
Eh dein Lob ich kan vergessen.
Würdig bi^ta, daß dein Sohm 15
Bleibt; weil bleibt das Meuachenthuni.
Habe Danck fiir deine Liebe,
Die beständig war, wanns trübe
So, wie wann es helle war,
So in Glück als in Gefahr! to
Habe Danck für deine Treue,
Die stets bliebe frisch und neue!
Habe Danck fürs werthe Pfand,
Das du last in meiner Hand!
Habe Danck für Müh und Sorgen, t&
Die biß Abends an vora Morgen
Deine weisse Redligheit
Pflöge mir zur Nutzbarkeit!
Habe Danck, daß deine Tugend,
Habe Danck, daß deine Jugend, 30
Ob wol eine kurtze Zeit,
Mir so viel gab Gnügligkeit!
Fahr im Friede! Gott wils haben;
Aber lasse deine Gaben
Demo, daß zum Tröste mir S5
Übrig blieben ist von dir.
Fahr im Fried! ich kans nicht wenden,
Bin zu schwach deß Herren Händen;
Du zeuchst weg, wo ich ietzt bin,
Ich, wo du bist, kumme hin. 4u
70.
Ein Vertriebener redet nach seinem Tode.
Was mir nie war vergunt bey meinem meisten Leben,
Das hat mir nun der Tod nach meinem Sinn gegeben.
Ich mein ein eigen Haus, darauß mich mehr kein Tod,
Kein Teuffei, kein Tyrann vertreibt und keine Noth.
71.
Ein schSnes Weib.
Hat nicht der das halbe Brot, der ein schönes Weiblein hat?
Freylich; wer im Magen nicht, nur an Augen wil scyn sat;
Schönes Weib ist Fleisch, nicht Brot, daß die Sinnen speist mit Lust,
Darff Brot selbst und darffauch Fleisch, weil es viel zu mästen kost.
Log.iu. 1 <■
178 ^eß Ersten Tausend
72.
Auff Qnadratnm.
Quadratus ist der Welt viel nütz: er gibt viel Schaten;
War übel, wann er stürb, im Sommer zu entrathen.
73.
Die Oberstelle.
Es müht sieh mancher hoch , zu sitzen oben an.
Da doch der Mann den Ort ziert, nicht der Ort den Mann;
Es ist ein schlechter Ruhm, der sitzt; ein Ruhm , der geht
Durch tapffrer Leute Mund in alle Welt, besteht.
74.
Henchler.
Kirchen-gehen , Predigt-hören,
Singen, beten, andre lehren,
Seuffzen und gen Himmel schauen.
Nichts als nur vom Gott-vertrauen
5 Und vom glauben und vom lieben
Und von andrem Guts-verüben
Reden führen: ich wil meinen.
Die es thun, Gott sind die deinen.
O, noch lange nicht! im Rücken
10 Schmutzen und von fernen schmücken,
Seinen Nechsten hassen, neiden,
Dessen bestes stets vermeiden.
Dessen Nachtheil emsig stifften,
Zungen-Honig, Hertzens-Gifften,
15 Jenes aussen, dieses innen
Lieblich, tückisch führen künnen:
Meinstu, daß dem Christen-Leben
Beydes ähnlich sey imd eben?
Gott hat neben sich gesetzet
«0 Auch den Nechsten; wird verletzet
Durch den Dienst, der ihn gleich liebet
Und den Nechsten übergibet;
Halbe Christen sind zu nennen.
Die da Gott und Nechsten trennen.
Achtes Hnndert. 179
75.
Das mifke redet.
Ich werde stets Terschmächt , kan keiuen recht vergnttgen.
Ich mach es^ wie ich wil, so mag ich keinem tügen:
Doch bin ich ausser Schuld^ weil durch sich selbst vertirbt,
Wer ihm ein Glücke ticht und nicht ein Glück erwirbt.
76.
Die blinde Liebe.
Ist Liebe dann wol blind? Wann ich sie recht seh an,
So siht sie offtmals mehr, als iemand sehen kan.
Und ftlhrt , was nirgend da, noch dennoch auif die Bahn.
77.
Das Cferfiehte.
Mit Verlast deß guten Namens einen guten Freund erkauiFen,
Eignet nicht den weisen Leuten, nur dem blinden Pöfcl-Hauffen.
78.
Anff Zweifligandam.
Zweifligunda gieng zur Beicht,
Und im trauren gleich vielleicht,
Als der Pfarr fragt ohngefehr,
Ob sie eine Jungfer war,
Sprach sie: Ja, ich armes Kind,
Aber wie sie heuer sind.
79.
Anff Sordalmn.
Zu etwas grossem noch wird Sordalus wol werden ;
Dann seinerley Geburt ist nicht gemein auflf Erden;
Es ist ihm selbst bewust, (man denckt ihm auch sehr dran)
Die Matter hat ihn bracht und hatte keinen Mann.
80.
Mixtins, von sich selbst.
Meine Mutter war zu Hoff ein glatte Kammer- Magd,
Die der Fürst hat etwa selbst an der Jungferschafft geplagt;
Drum die mir (Glück hat doch Neid!) dannenher gehässig sind,
Nennen mich: „Du Huren-Sohn!* und ich bin ein Fürsten-Kind.
12»
180 Deß Ersten Tausend
81.
Hofe-Ffichse.
Der Balg verkaufft den Fuchs , der sonst zu Felde wohnt.
Der her zu Hofe drabt; den macht der Schwantz belohnt.
82.
Anff Filzinm.
Hastu einen Rausch gehabt? Geh zu Filtzen nur zu gaste;
Dann auff einen starcken Rausch nützet eine strenge Faste.
83.
Die Treu.
Man mercket in gemein ^ daß diß die stärckste Treu^
Die ein Verbrecher würckt auflf seines Fehlers Reu.
84.
Aaff Nivnlam.
Nivula brennt ihrer viel;
leder, der sie siht, der wil
Diß und das an sie verwagen;
Was dann wird es Nutzen tragen?
Was sie gab^ das bleibt ihr doch;
Wer es hatte, sucht es noch.
85.
Graiie Haare.
Kein Künstler, glaub ich ist, der schwartzes fiii-be weiß.
Das Alter kan die Kunst: färbt schwartze Haare greiß.
86.
Ehrgeitz.
Der Ehren heisse Sucht verlescht uns durch entzünden,
Erleuchtet uns ofFt so, daß wir dadurch verschwinden.
87.
W&scherey.
Der kan bald ein Echo machen, der nur redet, was er wil;
Als er etwa reden möchte , wird er hören noch so viel.
Aditfs Hundert. 1$|
88.
BaM Tersag«! ui4 kal4 gebe a.
Wer bald mir was Teram^, der gibt mir dennoch was;
Wer bald mir gibt, der gibt zweymal, was er gibt, das.
89.
Yallkwmene FreaB^sehafft.
SoU Freimdschafft feste sejn? Nicht mach sie mit der Zeit;
Mach aber, bista klug, sie mit der Ewi^eit.
90.
All einen Freand.
Deine Tugend , Redligkeit und Kunst
Macht; daß ich dir trage treue Gunst.
Deine Tugend, Redligkeit und Kunst
Weiß, warum du mir trägst treue Gunst.
91.
Beschencken macht Bedencken.
Das brüllende Metall der grausamen Canonen
Schont nichts; es kan auch nichts für seinem Grimm sich schonen.
Nein, Gold, das kan noch mehr: es kan Canonen zwingen,
Daß sie nicht brüllen mehr und nur zur Freude singen.
92.
Anff Gallnm nnd Gallam.
Gallus sagte, wie ihm Galla einen starcken Brand erwecket;
Lege, sprach sie, dich mir oben, daß man diesen Brand erstecket.
93.
Anff Petalcam.
Petulca war jüngst hin von ihrem Manne entgangen,
Sprach : Denckt ein wenig nach, woraufF es angefangen!
Ein Acker ist das Weib, der Mann, der ist ein Baum;
Wann dieser wurtzelt nicht, was soll ihm dann sein Baum?
182 I^eß Ersten Tausend
94.
Von dem Ffirstlichen Piastisclieii Stamm.
Von Anfang wie es war^ nun und zu aller Zeit
Sey wächsig dieser Stamm biß zu der Ewigkeit.
95.
Von denen dreyen Briegischen Ffirsten.
(1) George, (2) Ludwig, (3) Christian,
Was zeiget dieses Kleeblatt an?
(1) Viel Segen ftir das Vaterland,
(3) Viel Heil für Christus Kirchen-Stand,
5 (2) Viel Trost und Lust für iederman.
Der Schateu drunter haben kan.
(1) Haus, (3) Kirch und auch die (2) Cantzeley,
Die Drey hat Nutz durch jene Drey.
96.
An eine Briegisehe Herteogin.
Heldin, daß man euren Namen hier in meinem Buche liest,
Macht, daß nunmehr auch darinnen Liebligkeit und Weißheit ist.
97.
An einen Frennd, über dem Tode seines SSlinleins; in Person
deß Kindes.
Als wie in dieser Stund ein Freund zum Freunde kümmt
Und dann in jener Stund auch wieder Abschied nimmt.
So habt ihr mich, ich euch^ O Vater! nur begrtist.
So habt ihr mich , ich euch gehabt und auch vermist
6 Gar inner kurtzen Zeit , da Titans göldnes Rund
Noch nicht zu meinem Jahr auff halbem Wege stund.
Wie kummts? Ein zartes Kind hat keinen sichren Raum,
Wo da ein brünstig Hengst laufft frey von Stang und Zaum.
Die Welt rast, tobt, schaurat, strampflFt; der Laster Sprung und
10 Ist nicht ein Ding für mich, die Engel sind mir gleich; [Streich
Der Himmel ist ein Land flir mich und meinen Geist,
Der mich dem frechen Volck der Sund entweichen heist,
Eh als den stillen Sinn das tibergoldte Giflft
Und dessen arge Krafft mein zartes Hertze trifft.
Achtes Handert. 133
Ich bin, ich Ueibe nicht, in £eser tollan Welt, n
Und weil das bleil>en mir mehr als das seyn gefidlt.
So Hebt mir sterben mehr als leben , weil ich kan
Dann boren anff an sevn, zu bleiben £uigen an.
98.
Am eben deiselbten, aber der Gebort eines SSlinleiis.
Seither deß Eri^es Arg das Gute fast vertrieben,
So ist uns, wabrar Freund, diß einig überblieben^
Das lieblich heissen mag: wir zeugen Kind auff Kiud^
Ein Denckmahl hinter uns, das wir gewesen sind.
Gut, gut! was kan uns sonst auß Wermut Zucker machen^ 5
Als wann das liebe Kind mit kürmein und mit lachen
An unser Haupt sich drückt, uns lieber Vater nennt
Und macht, daß man in ihm sich wie im Spiegel kennt.
Sie sind die andren wir; wir leben nach dem Leben
In ihnen ; unser seyn ist darurab uns gegeben^ 10
Daß sie so künnen seyn, wie wir von denen sind.
Von welchen wir ererbt den süssen Namen Kind.
Wolan! wolan mein Freund! so muß man dann nur dämpiFen
Den Rauch der bittren Zeit; so muß man lernen kämpffen
Mit dieser Sterbligkeit , auff daß ihr strenger Krieg ir
Nicht über uns erhält so gar geschwinden Sieg !
Gott gebe dieses nur , daß kein Kind uns mag gleichen
Und nämlich nicht wie wir für solcher Noth erbleichen!
Nach dem, so wüutsch ich mir, daß nach uns so dein Kind
Und mein Kind, wie auch du und ich, vertreulich sind.
HO
99,
An die Fichte anff meinem Gnte.
Als offlt ich sagen kan , daß ich , du edle Fichte,
Deß Sommers meinen Gang zu deinem Sehaten richte.
So offle muß ich mir auch beichten meine Schuld,
Daß ich dich nicht geehrt, wie billich ich gesolt.
Der Attes wirstu seyn, den Jupiter geneidet,
Den Rhea lieb gehabt und hat in dich verkleidet ;
Die hat dich, wo du stehst so hoch, so frey gesetzt,
Auff daß sie nah und fern an dir ihr Aug ergetzt.
184 ^<*ß Ersten Tansend
Da, wo das schöne Kind, vom Vratislav geboren,
10 Der alte Guttalus hat seiner Seit erkoren,
Da, wo das theure Blut, das uns Piastus gab,
Hat, weil es lebt, sein Haus und, wann es stirbt, sein Grab,
Am reichen Oder-Strom ; auch wo in einen Namen
Für Zeiten Monden, Stern und Berg zusammen kamen
16 Und nanten eine Stadt, da, wo Zabothus Hand
Zeigt an, was Juno meint auff uns und unser Land,
Wo Roy-de-vall sein Haus den Wolcken beygesetzet,
Wo sich Tuiscons Reich mit Lechus Kindern letzet,
Da, wo deß Chzechus-Stamm mit Bergen sich gegürt,
so Da, wo das reinste Gold den Deutschen nützlich wird.
Und ihr so lieber SafFt am stärckstcn wird geschmecket.
Wo unser Land sein Haupt den Marcomannen recket:
Dahin nun und so weit ist fUr dein krauses Haupt
Zu strecken dein Gesicht ein offner Paß erlaubt
25 Auß Ordnung und Befehl der Mutter aller Götter.
Dein Fuß ist so gesetzt, daß jiEolus sein Wetter
Zu schänden an dir wird ; ein harter Fels und Stein
Muß dir in seinen Leib zu bauen zinsbar seyn.
Pan ist dir auch geneigt, und unter deinen Aesten
80 Hat er das liebe Volck der Nymphen offt zu Gästen ;
Kein unter ihnen ist, die iemals um dich war,
Die heimlich nicht gedächt: O, wären wir ein Paar!
Dir aber liebet nicht das unbefreyte Freyen,
Und deiner selbst zu seyn, wilstu dich nicht verzeihen;
36 Du hast genug an dem, wann dein Thnn der gefällt,
Die da dich, wo du bist, hat ehrlich hingestellt.
Zu mehren derer Preis, die deine Kräfften mehret,
Steht eintzig nur dein Sinn; drum ist dir auch verehret
Zum Zeichen deiner Treu das immer-grüne Kleid,
40 Das seinen Schmuck behält, das nimmer nie bestreit
Noch Boreas sein Eiß, noch Sirius sein brennen.
Dadurch du den machst roth, der schwerlich wil bekennen.
Wie er so gröblich irrt, wann er den Mantel schickt,
Wann Jupiter zörnt so, und so wann Phoebus blickt,
*
9 Vratislavia. 1 0 Viadnis. 1 1 Brega. 1 4 Monstorberga. 1 6 Zobtenberg.
17 Rübenzal-Bcrg. 18 Polonia, 19 Bohemia. 20 Hungaria. 22 Morari«.
Achtes Hnndert. 185
Der von Bestand nicht weiß^ der sich von allen Zeiten, is
Wohin man ihn beehrt nnd ihm nur winckt, ISst leiten.
Ein solcher Monden-Sohn ist weit noch unter dir:
Da stehst ihm oben an und gehst ihm billich fiir;
Das macht Beständigkeit. Der fireye Mut dergleichen
Schafft^ daß dein Bnhm wie du muß an die Wolcken reichen, »o
Mit dir ist frejer Tag, du scheuest nicht das Licht
Der Sonne; du stehst da, ftlr iedermans Gresicht;
Kein Berg ist, der dich birgt, kein Wald, der dich verstecket,
Und dein gerader Leib bleibt immer auffgerecket,
Kennt keine Krümme nicht. Mars hat dir of{% geflucht, 55
Wann du von fernen hast dem , der dich hat besucht,
Sein Häufflein nutzbar Vieh filr dessen Hinterlisten,
Wo gäntzlich nicht bewahi*t, doch vielmals helffen fristen:
Dann dir gefiel niemals und niemals war dir lieb
Ein diebischer Betrug und ein betrieglich Dieb. «o
Zwar hastu müssen sehn, wie sehr es dich verdrossen.
Wie ietzt bey unsrer Zeit man hielt für Kinder-Possen
Treu, Liebe, Glaube, Pflicht. Wie die verkauff^e Schaar
Hat gantz gemacht zu nichts, was vormals herrlich war.
Das hastu auch gesehn und drüber viel geweinet, 65
Daß noch der Threnen Gold an deinem Rock erscheinet:
ledoch, was so geschah, kan nicht seyn nicht geschehn;
Wann du nur sihst nicht mehr, was vormals du gesehn.
So sej das alte dann in dessen Schoß vergraben.
Der drüber seinen Kerb wol halten wird und haben. 70
Lidessen bin ich froh, wann mir vergünt die Zeit,
Daß du habst Preis durch mich, daß ich durch dich mein Leid,
Das allgemeine Leid , in etwas mag verschieben,
(Vertrieben wird es nicht.) Wann Unmut mich wil üben
In seinem engen Kreiß, so nem ich ihm den Zaum 75
Und suche mir für mich imd mein Gemüte Raum.
Ich pflege mich dir bey in frejes Blau zu paaren
Und lasse meinen Sinn hin mit den Augen fahren;
Die purschen weit und breit, erforschen diß und das
L\l haben ihre Lust an Himmel, Wasser, Gras, »o
An Waiden, Berg und Thal, an Felden und an Auen,
Vnd was Natur noch sonst hat künstlich künnen bauen.
IQß Deß Ersten Taasend
Dann bin ich nicht daheim^ und die Melaucholey
Muß warten , biß ich sonst zu Haus und müssig sey.
^5 Wann offt der heisse,Hund mit seinen dürren Flammen
Und Phoebus göldne Glut dann feuren starck zusammen,
So komm ich auch zu dir, da hab ich, was ich wil;
Da lab ich mich bey dir durch ein erquicklich Spiel,
Daß stets um deinen Raum Astraeus Kinder spielen.
90 Wann Ceres sehnlich wüntscht sich wieder abzukühlen
Durch ein gedeylich naß, und Jupiter verzeucht.
So seh ich bald bey dir, was den Silenus deucht,
Ob ihm sein Haupt behüllt mit einer feuchten Hauben,
Und ob er mir voran zu sagen woU erlauben,
95 Ein Regen zeucht herauff. Wann dann die feuchte Schaar
Der Wolcken rückt ins Feld und mehr, als nöthig war.
Den nassen Zug erstreckt, so gibstu mir zu kennen.
Ob, oder auch wie bald, ihr Ordnung wird zertrennen
Der Sonnen heisse Macht; so klärlich stellstu dar,
100 Theils was noch fem und weit, theils was noch gar nicht war.
Drum wärestu nun werth, hoch auff Parnassus Höhen
Und da, wo Daphne steht, zu wui*tzeln und zu stehen,
Auff daß der Musen Rey um dich heg ihren Tantz,
Und brauche dich ihr Fürst für seinen Lorbcr-Krantz.
105 Indem du aber dir last meinen Grund gefallen,
£y, so gefällt mir auch, daß dieser andren allen
Von dir bleibt fÜrgesetzt. Im Fall ich was vermag
An Heliconer-Gunst, so soll kein neidisch Tag
Bezwingen deinen Ruhm ; du sollst betagten Eichen
110 Und derer festem starck mit nicht en dürfien weichen;
Der Lorbeerbäume frisch, der Cedern Ewigkeit,
Und was noch mehr macht stumpff den argen Zahn der Zeit,
Soll nicht dein Meister seyn. 0, daß dich nicht verletze
Deß Jupiters Geschütz! 0, daß nicht an dich setze
115 Noch Muleibers sein Grimm, noch Aiohis sein Trotz,
Noch sonst ein freches Beil ! es leiste dir den Schutz
Die, die dich hat geliebt, die, die dich hergestellet,
Die halte deinen Fuß, daß dieser nimmer fallet,
92 Zobtenberg.
Achtes Hundert 187
Daß du, weil dieser Grund bleibt; bleibest flir und für
Sein Wächter, sein Prophet, sein Nutz, sein Spiel und Zier, iso
100.
>
Nfitze und Ehrlieh.
Was nützlich offfcers ist, ist allemahl nicht ehrlich;
Was bäurisch etwa nützt, nützt allemal nicht herrlich.
Was zeihen sich dann die , die einem Fürsten rathen,
Zu richten so den Nutz, wie kaum die Bauren thaten?
Den Nutz bekummen sie ; der Fürst bekümmt zu nemen, &
Weil wenig Ehre bleibt, gemeiniglich das schämen.
Igg Deß Ersten Tausend
DESZ BESTEN TAUSEND
NEÜNDES HUNDERT.
1.
Am ersten Sontag deß Advents.
Wer einen Herren hat, darlf keinen mehr begehren.
Sonst wird er Ehr und Leib mit Schmach und Pein beschweren.
Die Welt hält mich in sich ; doch ist nur Christus mein,
Und solt ich tausendmal der Welt Rebelle seyn.
2.
Am andren Sontage deß Advents.
Die Kranckheit wandelt sich, wann Neu-Licht mit dem alten
Am Monden Wechsel hält. Wann Wechsel werden halten
Die Ewigkeit und Zeit, wird dort, dem hier auff Erden
War übel, werden wol, dem wol war, übel werden.
3.
Am dritten Sontage deß Advents.
Wie thörlich handeln doch, die manchmal so erwarmen
Auff unser Blut und Gut ! sie machen uns zu Armen,
Auff daß so Gottes Reich und Evangelium
Von ümn, den Reichen, weg zu uns, den Armen, kumm.
4.
Am vierdten Sontage deß Advents.
Wer weiche Kleider trägt , taug schwerlich in die Wüsten ;
Wer für dem Creutze weicht, taug übel unter Christen.
In Dömer, Heck und Pusch gehört ein ledern Kleid;
Noth, Trübsal, Angst und Tod erheischt Beständigkeit.
Neundes Hundert. Ig9
5.
Am H. Cliristtage.
Aoff meiner Väter Blut kan keinen Buhm ich gründen ;
Anff meines Bruders Blut; da kan er Stelle finden ;
Durch diesen bitt ich Trotz Welt, Hölle, Sund und Tod.
Hein Bruder ist zugleich mein Bruder und mein Gott.
6.
£in andres.
Da von Abrahams Stamm das Scepter ward verloren,
Ist kflrtzlich Christus drauff in diese Welt geboren.
Nun aber Christus Wort uns Christen \nrd genummen,
Dttrfft auch nicht Christus drauff wol ehstes Mrieder kummen?
7.
Ein andres.
Niemand hat noch iemals sein eignes Fleisch kunt hassen ;
Soh uns dann Qottes Sohn zu lieben unterlassen?
Sein Fleisch ist unser Fleisch; drum wird er unser Freund,
Daß er es so mit uns, wie mit ihm selbsten meint.
8.
Am Stephans-Tage.
Wann unsre Feind auff uns ein Maul-voll Zähne wetzen,
Wolln Esaias Kind an unser stat wir setzen ;
Wann dieses für uns trit, so wird ein ieder Stein,
Womit man nach uns stürmt, ein Klapff an Himmel seyn.
9.
Am Johannis-Tage.
Ein ieder seh auff sich und auff sein eignes bleiben ;
Wozu ist gut, um die, um jene Kummer treiben?
Wen Christus heist und wil, daß solcher bleiben sol.
Ein solcher bleibt gewiß, man last ihn bleiben wol.
10.
Am Sontage nach dem Christtage.
Die Wärmde zeucht empor, was vor der Frost verdeckte ;
Verfolgung gibt an Tag, was Sicherheit versteckte;
Drum , sey Verfolgung gleich so schädlich als sie wil,
Ist diß doch gut; sie ist deß Christenthums April.
8, 1 Em. 9.
190 ^^^ Ersten Tausend
11.
Am Neien Jalirs-Ta^.
Ein ieder Tag erträgt sein eigne Plag und Sorgen ;
Der Abend leistet nicht; was offt versprach der Morgen;
Drum wttntsch ich diesen Tag; der nach sich zeucht ein jatu*;
Das nimmer Ende ninmit und bleibet ^ wie es war.
12.
Am H. Drey KSnige Tag.
O Gott! dein Wort und Reich gieng erstlich auff vom Morgen
Biß unsrer Gräntzen zu; hilff^ daß wir falsch besorgen;
Daß nicht von uns hinweg dein Wort imd dein Altar
Sich wende wieder hiu; wo er von erstem war.
13.
Am ersten Sontage nach Epiphan.
Weil Christus ist in dem, das seines Vaters heist;
So ist er auch in uns; wann Trübsal sich erweist;
Und Christus ist in unS; so ist er mit im Leiden.
Wol dem; der ihn behält; weh dem; der ihn last scheiden!
14.
Am andern Sontage nach Epiphan.
Der klare Wein ist auß ; die Hefen smd in Fassen ;
Es hat die gute Zeit uns grosses Leid verlassen.
Kan Christus nicht bey unS; was er zu Cana kan?
Schweig! thu; was er dir sagt; biß seine Zeit kümmt an.
15.
Am dritten Sontage nach Epiphan.
Hilff Gott; daß mir geschieht; als wie ich glaub und traue;
Daß noch mein Auge Lust an deinen Siegen schaue!
Im Fall du wilst; gehört ein eintzig Wort dazU;
So hat der Frevler Pein, so hat der Frome Ruh.
16.
Am vierdten Sontage nach Epiphan.
Stürmt Sünde; Teuffei; Welt; Tod, wisst ihr, daß im Schiffe
Der Herr der Herren ist und stellt sich; ob er schliffe:
Was fehlt, als daß man ihn durch wahre Büß erwecke?
So lieget Sturm und Streit und aller Trotz im Drecke.
Nenndes Hundert. jgj
17.
Am fünfiteii Sontege naeh Epiphan.
Wer uns für Unkraut hält und wil uns bald vertreiben,
Thut nichts , als daß er sich sam uns noch auff wird reiben ;
Er warte biß zum Äugst, da wird man deutlich kennen,
Wer tttglich sey zur Emt und würdig zum verbrennen.
18.
Am Sontage Septnages.
Mein Arbeit ist gering; ich kan nicht viel gewinnen ;
Gott muß durch sich, was mir soll, ohne mich mir günnen;
Doch wil ich auch nicht gar am Marckte müssig stehn,
Solt ich in Gottes Berg gleich mit den letzten gehn.
19.
Am Sontage Sexages.
Uns Acker sind ietzt nichts als Wege, Steine, Hecken;
Sorg, Abfall, Sicherheit wil uns wie gar erstecken.
Gib, Gott, daß Korn im Feld, in uns dein Wort bekleibe,
Daß wir theils haben Brot der Seele, theils dem Leibe!
20.
Am Sontage Qninqnages. Este mihi.
Was frag ich nach der Welt? Sie winckt, flucht oder dräut.
Wann mein Mund Gottes Sohn rufft an imd sie nicht scheut.
Die Welt ist willig blind; drum hilfft sie keinem Blinden;
Ich aber suche Rath, wo Rath in Noth zu finden.
21.
Am Sontage Qnadragesim» oder Invocavit.
Das Wort gehört zum Brot und auch das Brot zum Worte;
Es kümmt uns bejdes zu herab auß einem Orte.
Gott, der du beydes gibst, wend ab deß Wortes Noth,
So mangelt uns auch nicht die Nothdur£ft an dem Brot.
22.
Am Sontage Reminiscere.
Wer ist so starck wie Gott? Der, der an ihn sich reibet
Durch Zuversicht und stets an ihm behangen bleibet.
Der alles sonsten zwingt, den zwingt ein solcher Geist,
Der sich auff Glauben nur und auff Geduld befleist.
192 ^cß Ersten Tausend
23.
Am Solltage Oculi.
Herr, sollen wir dein Wort recht hören und bewahren,
O; 80 bewahr es auch für böser Geister Schaaren,
Als Feinden deines Reichs! erhalte ; was wir halten,
Laß nicht das Wort von uns und uns vom Worte spalten!
24.
Am Sontage Laetare.
Gibt mehr Gott als genug, auff daß uns nichts verterbe,
So hebe man es auff und samml es in die Körbe.
Gibt nicht Gott stets genug, so wil er diß doch geben,
Das, hat man ja nicht Brot, man kan von Brocken leben.
25.
Am Sontage Judica.
Wer, Gott, dein Wort nicht hat, dem mag fUr sterben grauen;
Gott, der dein Wort nur hat, der wird den Tod nicht schauen,
Und der, der Glaub und Wort durch Steine meint zu fidlen.
Dem wird sein eigner Stein auff eignen Schedel prellen.
26.
Am Palm-Sontage.
Wie daß der Herre Christ den Esel wil beschreiten.
Und Grosse dieser Welt wolln schöne Hengste reiten?
Ein sanfftes Thier gehört auff einen engen Steg;
Ein tummelhafftig Gaul auff einen breiten Weg.
27.
Den ersten Oster Feyertag.
Kein Creutz, kein Grab, kein Stein, kein Siegel und kein Hiitter
Wehrt, daß der Herre Christ nicht sey ein siegend Bitter
Deß Teuffels, Sund und Tod; drum bleibts auch noch dabey,
Daß diß, was ihm gehört, ihm unbenummen sey.
28.
Ein andres.
Der Tod deß Todes hat dem Tode seine Todten
Vom Tode durch den Tod genummen und geboten,
Daß du, o Tod, hinfort zwar heissen sollst der Tod,
Sollst aber seyn ein Weg zum Leben hin mit Gott.
NeundcB Hnndert. 193
29.
Ein andres.
Daß unsres Lebens Haupt ist auß der Erden Staube
Ins Himmels Glantz erhöht, das stärckt mich, daß ich glaube,
Daß dann zu seiner Zeit vergünnet wird dem Leibe,
Daß, wo sein Haupt verbleibt, auch er daselbst verbleibe.
30.
Den andren Oster Feyertag.
Du stellst dich iremd, o Herr, als küntestu nichts sagen
Von dem, was sich begibt bey uns und unsren Tagen;'
Drum Öffn uns Schrifft und Hertz, aufF daß wir seyn bereit.
Durch Leiden einzugehn in deine Herrligkeit.
31.
Den dritten Oster Feyertag.
Wir müssen Haus und Hof auß Furcht und zittern schlissen ;
Man günnt uns wenig Lufft und wil uns nirgend wissen.
Wann da wir künnen seyii, wo Christus sagen kan:
Mein Friede sey mit euch! liegt sonsten wenig dran.
32.
Am Sontage Qnasi modo geniti.
Wer seiner Bünden Schuld durch eignes Werck kan büssen,
Darff von Vergebung nichts in Christus Namen wissen.
Ein solcher bringt es weit; er muß in Himmel ein,
Dieweil er ihm kan selbst sein eigner Christus seyn.
33.
Am Sontage Misericordias Domini.
Ein guter Hirt ist der, der seinen Leib und Leben
Von freyem Willen wil flir seine Schafe geben.
Wer ist nun aber der, der durch Gewalt und List,
Zum Theil die Schafe schindt, zum Theil die Schafe frist?
34.
Am Sontage Jnbilate.
Was Gott recht rechnet auß, was Gott wol misset abe,
Steht nie so recht und wol, das Tadel nichts dran habe;
Dann Adams zartes Fleisch, das nie nichts leiden wil.
Hält klein fiir groß, nennt kurtz lang, heisset wenig viel.
194 ^^^ Ersten Tansend
35.
Am Sontage Cantate.
Daß Gott, der Tröster, strafft, daß Gott, der Straffer, tröstet,
Ist bejdes heilsam Ding; wann uns das Creutze röstet,
So ist Erfrischung noth ; wann Glück erhebt den Mut,
So ist Erinnrung nütz , und Züchtigung sehr gut.
36.
Am Sontage Exaudi.
Man thut uns in den Bann, man tödtet, man verjaget
Und meint, man diene Gott iemehr, iemehr man plaget.
Ein blinder thut als blind, und der, der Gott nicht kennt,
Der kan nicht anders thun, noch anders seyn genennt.
37.
Am ersten Pflngst-Feyertage.
Wer seines Hertzens Haus wil hoch und wol vermieten.
Der darff es schmücken nicht, der darff es feil nicht biten;
Er liebe Gott; er thu, was sein Wort in sich fast.
So wird die Gottheit selbst sein Hausgenoß und Gast.
38.
Ein andres.
Der Geist von Gott, Gott selbst, kummt wie ein starcker Wind,
Stüi'tzt die, die trotzig, labt die, die beängstet sind.
Was denckt ihr dann die Spreu und denckt zu widerstreben?
Was thut, wer Trost nicht sucht, wo Trost doch wird gegeben?
39.
Ein andres.
Was Gott der Heiige Geist in Mund auff Zunge leget,
Soll frey geredet seyn, wiewols Gefahr erreget;
Sein Wort ist Flamm und Glut, erleuchtet, wer es acht;
Verzehret, wers verfolgt; verbrennet, wers verlacht.
40.
Am andren Pflngst-Feyertage.
Gott hat sich so der Welt in ihre Lieb ergeben,
Daß nicht sein Sohn, eh sie nicht lebte, muste leben.
Wie liebt die Welt dann Gott? Sie hasst ihn und den Sohn,
Und der, der ihn noch liebt, hat Noth und Tod davon.
Ncnnclcs Hundert. J95
41.
Am dritten Pflngst-Feyertage.
Ein Mörder und ein Dieb ist der, der neue Thürcn
Und nicht die alten sucht, die Schaf in Stall zu führen.
Wie nenn ich dann nun den , der für sich selbsten kümmt
Und, nicht wie Christus wil, durch ihn die Thürc nimmt.
42.
Am Sontage der h. Dreyfaltigkeit.
Wer neu geboren wird durch Wasser und den Geist,
Ob der ins Feuer darlf, drein mancher ihn verweist?
Wen Christus rother Schweiß und kostbar Blut besprenget,
Darflf sonsten keine Glut, die ihn befegt und senget.
43.
^Am 1 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Wofür man dort nicht kan ein Tröpfflein Wasser kauffen,
Draufif leg ich hier nicht Müh und scharr es nicht zu hauffen.
' Geld reimt sich in die Welt ; dort in Abrahams Schoß
Gilt mehr ein eitrich Schwer, als wol ein göldner Kloß.
44.
Am 2 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Der Wirth ist mild und gut; der Mangel liegt an Gästen,
Daß sie nicht wollen fett in Lust die Seele mästen.
Wen Acker, Ochse, Weib hier in der Welt macht saat,
Der schau, daß er nicht dort den dürren Mangel hat.
45.
Am 3 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Der Herrc Christ geht um mit Zöllnern und mit Sündern;
Der Phariseer Art taug nicht zu Gottes Kindern;
Drum der sich heilig dünckt und uns fUr Ketzer schilt.
Seh zu, daß Ketzerey für Heihgkeit nicht gilt.
46.
Am 4 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Die Kinder Gottes sind, sind wife ihr Vater gütig,
Die Satans Kinder sind, sind wie ihr Vater wütig.
Weß Kinder sind dann die, die aufFso manche l*cin
Befliessen, nur mit Lust der Christen Hencker seyuV
13*
196 ^eß Ersten Tausend
47.
Am 5 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Wer, wie die Welt wil, fischt, fischt listig in der Nacht,
Und wann er viel verbringt, so hat er nichts verbracht;
Wer dann, wie Gott wil, fischt, fischt redlich an dem Tage
Und fängt auch, daß sein Schieff den Fischzug kaum' ertrage.
48.
Am 6 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Die mit uns halten Zorn, die zu uns Racha sagen.
Die wie die Narren uns vexiren, schlagen, jagen,
Die lasse so man sejn und habe nur Geduld ;
Es trifft sie schwer genug zu zahlen Gottes Schuld.
49.
Am 7 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Von alle dem, das war, ist nichts dann Mangel blieben
In dieser wüsten Zeit! was soll mich diß betrüben?
Ich weiß mir Rath bey dem, bey dem viel hundert Mann
Ein Brot, daß noch ein Korb bleibt übrig, speisen kan.
50.
Am 8 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Es schickt sich nicht, daß der ein iriedlich Schäflein heisset.
Der raubet, mordet, würgt und um sich reisset, beisset.
Der Peltz zwar deckt den Mann, macht aber keinen Mann;
Der Wolff bleibt WollF, ob er ein Schafskleid gleich zeucht an.
51.
Am 9 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Geld gilt, und Geld ist gut, wanns wol nur wird erworben
Und wird auch wol gebraucht; ein Dieb ist und vertorben
Und hat deß Herren Gut verschwendisch umgebracht,
Der Gottes Freund ihm nicht damit zu Freunden macht.
52.
Am lU Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Es trachten ihrer viel uns mördlich umzubringen.
Daß wir nicht ihrem Thun und ihres Sinnes Dingen
Verpflichtet sind wie sie. O, dulde dich! das Ziel
Ist nahe; Gott wird doch wol machen, was er wil.
Neondes Hundert X97
53.
Am 11 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Mein fasten^ mein kasteyn^ mein Zehnd- imd Almos gebeo;
Und was noch mehr gehört zu einem fromen Leben,
Vermag so viel bey Gott mit nichten; als vermag
Ein Seuffzer um Genad und auf die Brust ein Schlag.
54.
Am 12 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Der Herr macht alles wol; er dämpffet unsre Sünden,
In dem sich da und dort viel Plagen an uns finden.
Der Herr macht alles vvol ; er pflegt in aller Pein,
Man fleh ihn nur drum an, auch wieder Artzt zu seyn.
55.
Am 13 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Viel Mörder pflegen uns im Wandel zu umgeben,
Zu rauben Gut und Blut, zu rauben beydes Leben.
Deß Samariters Wein und heilsam Oele macht,
Wiewol wir sind verwund, daß wir nicht sind vorschmacht.
56.
Am 14 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Gott ist ein gütig Gott, der zehnfach Hülffe sendet.
Eh einmal sich der Mensch zu seinem Dancke wendet ;
Doch schau, daß dich nicht wo der Welt ihr Brauch bethört,
Daß, zehnmal wann du ruiFst, nicht einmal Gott dich hört.
57.
Am 15 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Hat Gott mich ohne mich gebracht in dieses Leben,
Wird Gott mir, was mir fehlt, mir ohne mich auch geben.
Ein Heydc sorgt zu viel ; ein Christ traut seinem Gott,
Der sein Geschöpff erhält in Glück und auch in Noth.
58.
Am 16 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Der zu dem Todten sagt: Steh auff und lebe wieder!
Der kan auch sagen dem, der lebt: Geh, leg dich nieder!
Was trotzet dann ein Mensch, der sterblich ist wie wir?
Es ist nur um ein Wort, so ist er mehr nicht hier.
198 ^eß Ersten Tausend
59.
Am 17 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Ob gleich Beruff und Stand pflegt Sabath-Tag zu halten,
Soll dennoch stets sein Amt das Christenthum verwalten.
Den Lastern ist geschafft zu halten Feyertag;
Der Tugend ist vergunt zu würcken, wann sie mag.
60.
Am 18 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Gott soUstu mehr dann dich, wie dich den Nächsten lieben;
Wann eine Liebe bleibt, so sind sie beyde blieben;
Dann Gott und Nechsten sind verknüpfft in eines Band,
Wer da sich hat getrennt, der hat sich dort getränt.
61.
Am 19 Sontage nach der h. Drej'faltigkeit.
Wer Kranckheit nicht so sehr als ihren Ursprung heilet,
Ein solcher Artzt heilt wol und heilet unverweilet;
Wer nicht mit Sünden kämpfft und nur mit Kranckheit kärapffit,
Der hat sie mehr gestärckt und weniger gedämpfft.
62.
Am 20 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Die Welt hat Lust für sich ; sie höhnet und bestreitet
Der Hochzeit reine Lust, die Gott der Herr bereitet.
Die Welt mit ihrer Lust ist Gottes Lust nicht werth;
Drum wird sie, eh sie meint, mit Schwerdt imd Brand verzehrt.
63.
Am 21 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Der Glaub ist vielmal schwach und sehnet sich nach Zeichen
Und wil, was er nicht siht, durch hoffen nicht erreichen.
Man Glaube nur dem Wort; man geh und inercke drauff;
Die Stunde, welche hilfft, ist schon iu vollem Lauff.
64.
Am 22 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Zehn tausend Pfund? ja wol! weit mehres sind wir schuldig
Dem Schöpffer dieser Welt; doch ist er so geduldig
Und scheucht uns alles gar. Ein Schalck, der dran nicht denckt.
Und seinen Mitknecht noch um hundert Groschen kränckt.
Nenndes Hundert. 199
65.
Am 23 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Zwey Theil hat ieder Mensch^ und ledes Theil sein Leben:
Der Obrigkeit ist hier der Leib zu Dienst ergeben^
Die Seele bleibet Gott; dort hat Gott beydes gar;
So hat dann ieder hier und dort^ was seine war.
66.
Am 24 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Was darff ich Haab und Gut mit Aertzten gar verzehren?
Sie kräncken manchmal mehr^ als sie gesund gewähren.
Der Glaube macht gesund, nimmt Gott die gantzc Krafft^
Daß er uns spricht gesund und vollen Friede schafft.
67.
Am 25 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Man weist uns Herre Christ in dieser Zeiten Jammer
Bald da, bald dort herum zur Wüsten, zu der Kammer,
Als sejstu dort und da; wir aber glaubens nicht;
Wir glauben aber fest und hoffen dein Gericht.
68.
Am 26 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Die Böcke nemen zu ; die Schafe müssen weichen
Und auff den letzten Zug von ihrem stossen keichen.
Kumm, kumm, Herr Jesu, kumm! mach Ordnung und theil ein
Die Schaf in deine Lust, die Bock ins Teuffels Pein.
69.
Am 27 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit.
Die Welt fault in sich selbst, und ihre Sitten stincken;
Ihr Haus steht auff dem Fall und hebt schon an zu sincken;
Wo dich; Herr Christ, man kan im Glantz und Klarheit schauen,
Da ist es gut zu seyn und Hütten auff zu bauen.
70.
Namen ohne Sache.
Was hat doch wol fUr Stärcke
Ein Glauben ohne Wercke?
Wozu sind doch die Titel,
Bey welchen keine Mittel?
200 D«ß Ersten Tausend
71.
Heutige Welt -Kunst.
Anders seyn und anders scheinen^
Anders reden ^ anders meinen^
Alles loben; alles tragen^
Allen heucheln ; stets behagen^
» Allem Winde Segel geben,
Bös- und Guten dienstbar leben;
Alles Thun und alles Tichten
Bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen wil beflcissen,
10 Kan politisch heuer heissen.
72.
Hofe -Gunst.
Wer treu bey Hofe dient, verdient doch lauter Haß,
Wie so? Wem viel man soll, fUr diesem wird man blaß.
73.
Demnt.
Vom niedren steigt man hoch, vom hohen steigt man nieder 5
Wer nur in Demut steigt, steigt füglich hin imd wieder.
74.
Augen, Ohren, Mund.
Aug und Ohren sind die Fenster, und der Mund die Thtir ins Haus;
Diese, wann sie wo! verwahret, geht nichts böses ein und auß.
75.
Hofe-Regel. '
Fürsten wollen keinen Diiener, der da wil, daß Tranck imd Essen
Soll nach Ordnung und Vermögen seyn getheilt und abgemessen.
Fürsten wollen keinen Diener, der da wil voran verkünden,
Was auff ihr vcrkclu'tes Wesen für Verterben sich wird finden.
5 Fürsten wollen keinen Diener, der da wil, daß ihr Gewissen
Sich von allem arg Beginnen kehren soll zu ernstem Bussen.
*
1 Non mihi sit servus Medicus, Propbeta, Sacerdos.
Neundes Hundert. 201
76.
Von Orpheo und Enrydice.
Niemand um ein todtes Weib fahrt zur Höll in unsren Jahren ;
Aber um ein lebend Weib wil zur Hölle mancher fahren.
77.
Endening deß Sinnes.
Es ändern sich die Leut; es ändert sich die Zeit;
Zum trauren dienet diß; zur Freude jenes Kleid.
Man andre gleich den Pfeil ^ wann nur verbleibt das Ziel; .
Wann dieses wird erreicht, der Pfeil sey, wie er wil.
78.
Vorzug anter Rechtsgelehrten und Ärtzten.
Weil tödten fUr dem stehlen in Zehngeboten steht;
Ists recht, daß dem Juristen ein Artzt drum oben geht?
79.
Vorzug zwischen Laus und Floh.
Der Vorsitz ist den Läusen für Flöhen wol erlaubt,
Die, wie die Flöh, im Busen nicht wohnen, nur ums Haupt.
Schmarotzer, die bey Hofe credentzen fUrstlich Gut,
Sind für gemeinen Heuchlern befreyt zu größrem Mut.
80.
Von Veits gehorsamen Weibe.
Wann Veit schreyt in seiner Gicht:
O, daß mich der Tod nicht hellt!
Kummt sein treues Weib und spricht:
Ljieber Mann! ja, was ihr wollt.
81.
Mfissiggang.
Der faule Müssiggang ist, Venus, dein Agent.
Ein groBoes, was du hast, hat er dir zugewendt.
202 I^eß Ersten TaiiMnd
82.
Gestorbene Redligkeit.
Man lobt die Bedligkeit; siht aber keine nicht.
Die Todten ist man auch zu loben noch verpflicht.
83.
FrantzSsisehe Kleidung.
Diener tragen in gemein ihrer Herren Lieverey;
Solls dann seyn^daß FranckreichHerr,Deut8chland aberDiener sey?
Freyes Deutschland schäm dich doch dieser schnöden Enechterey !
84.
ledem gefAUt das Seine.
ledem Thoren reucht sein Wust, wie die beste Pomerantze;
Aber, Franckreich, dein Geruch schmeckt auch durch die deutsche
Grantze.
85.
Hofe-Lente.
Bey Hofe haben die gemein den besten Sold,
Die Bonsten doch nichts thun, als fressen nur und sauffen.
Fürwahr, wer Seele soll imd soll Gesund verkauflPen,
Dem ist kein Silber nicht genug und auch kein Gold.
86.
Aoff Pappnm nnd Zizam.
Fappus sagt, er sey die Sonn, und Frau Ziza sey der Mon;
Wann der Mon nicht stets ist voll, macht er eine Hömer-Kron.
87.
Von der Hedsea.
Medsa hat vermocht die Männer jung zu kochen ;
Was Weiber würden sie, wann sie noch lebte , suchen!
Neondes Hundert. 203
88.
Hand und Finger, ein Vorbild brfiderlicher Einigkeit.
leder Finger an der Ebnd
Hat sein Maß und seinen Stand;
leder hilfft dem andren ein ;
Keiner wil sein eigen sejn.
Brüder, die deß Blutes Pflicht *
Hat in einen Bund gericht;
Was dann woUn sich diese zeihn,
Wann sie eigennützig seyn?
Wann sie das gemeine Heil
Messen ab nach eignem Theil? *®
Wann ein ieder drauff nur denckt.
Wie der ander sey gekränckt?
Wann der andre steigen wil
Hin auff dem, der nieder fiel?
Wetten wil ich, daß ihr Thun "
Gantz auff Mißgrieff wird beruhn.
89.
Anfli*ichtigkeii
Wer wenig irren wil, er thu gleich, was er thu.
Der Bchweiffe weit nicht um, er geh gerade zu.
90.
Nenernng geftbrlich.
Das böse, wol gestellt, laß steiien, wie es steht;
Es ist noch ungewiß, wie neues abegeht.
91.
BeyseUaff.
Der bey einer Jungfer schläft, ist der Straffe werth geacht;
Aber der hat offtmals Lohn, der bey einer Jungfer wacht.
Ist es billich? Ja; man frag' eine Jungfer selbst davon;
Gebt dem faulen,spricht sie,(hört!) Straffe t gebt dem wackren Lohn!
204 IM Eftten TMuend
92.
Oednld.
Geduld itt zwar die Kost; dayon sich Arme nähren;
«Doch wird kein fetter Wanst sich sehr davon beschweren.
93.
Der Hencker nnd das Gewissen.
Den Hencker scheut fast iederman, fast niemand sein Gewissen^
Da jener doch nur Augenschuld; diß Hertzensschuld macht büssen.
94.
Friede.
Fried ist besser als das Becht;
Dann das Recht ist Friedens Knecht.
95.
Die Ost -See, oder das balthische Meer«
Alle Flüsse gehn ins Meer;
Alle kunmien dannen her.
Zwar; daß in die Osten-See;
Ist gewiß; die Oder geh;
ft Ungewiß; daß ihre Flut
Unsrer Oder kummt zu gut.
Ost-SeO; uusreu Schmuck und Gold
Hastu iwar uns weggeholt;
Aber; was du wiederbracht;
10 Sey dir hier und dort gedacht.
96.
Sied 9 eil ug^ekrter <iett; Deis.
Daß die Sueden beissen Götter,
Bleibt wol wahr; sie machten Wetter,
Und mit ihren Donnerkeilen
Kunten Deutschland sie lertheileu.
1^ Götter sind sie» nicht zum schützen,
Aber kräfflig zum beschnitzen;
Ciötler sind sie, die die Christen
Weai|^ iMttten, sehr renrlaten;
Neundes Hundert. 205
Götter sind sie; ihr berauben
Soll man noch fUr Wolthat glauben; lo
Götter sind sie; ihre Plagen
Sollen seyn ein Liebe-schlagen;
Götter sind sie; wahrem Gotte
Als zu Ehren ; mehr zu Spotte.
97.
Der angebende Friede.
Die Waffen sind verknüpfft in eine Friedens-Pflicht;
Die Schulden aber noch^ die Steuer nimmer nicht.
98.
Genieß -Leute deß Friedens.
Wer wird, nun Friede wird, bey solch erley verwüsten
Zum ersten kummen auff? die Henckcr und Juristen.
99.
Artzney wider die Leiebtfertigkeit.
Was flir Wurtzel wird doch heilen rauben, prassen, huren, balgen.
Das uns mit bey diesen Jahren Krieg hat angesteckt? Der Galgen.
100.
Der Friede.
Wir haben Friede nun, was trug der Krieg uns ein?
Durch Krieg, was ohne Krieg, sind wir, wir solten seyn.
206 ^efi Ersten Taasend
DESZ BESTEN TAUSEND
ZEHENDES HUNDERT.
1.
Fremde Hfllffe.
Was fremde Hülfie sey, das fühlstu, Land, allhier;
Die Hülffe halff ihr selbst; das fremde ließ man dir.
2.
Grabmal einer redlicben Frauen.
Fremder; wilstu Nachricht haben.
Wer für dir hier liegt begraben?
Ach, ein Schatz, den Sterbligkeit
Mir vergante kurtze Zeit!
6 Eine Perle von der Tugend,
Eine Rose von der Jugend,
Gold von ungefUschter Treu,
Purpur von der Scham und Scheu,
Ein Christall von recht Beginnen,
10 Ein Smaragd von keuschen Sinnen,
Ein Rubin von Ehe-Gunst,
Ein Opal von Hause-Kunst,
Eine klare Weiber-Sonne,
Eine reiche Mannes-Wonne,
15 Ein verwahrter WirthschaflPts-Zaun,
In Gefahr ein Wol-Vertraun,
Eine Hand im Nahrungs-Fleisse,
Eine Lufft im Sorgen-Sch weisse,
Zucker in der bittren Zeit,
so Artzney wider Harm und Leid,
Zeh^ndes Hundert, 207
Freondschafft in den höchsten NötheU;
Beystand gar biß an das tödten.
Lieber Leser! 0, wie viel
(Mehr, als ich bekennen wil,)
Hat man mir nach Gottes Willen »•
Müssen in das Grab verfüllen!
Steh und dencke weiter dran.
Wie der Tod so arg gethan!
Fragt dich wer, was du gelesen,
Der nicht bald dabej gewesen, so
Sprich: Von hinnen nicht gar weit ..
Steht ein Sarckvoll Bedligkeit.
3.
Weiber.
Wer ohne Weiber künte sejm, war frey von vielerley Beschwerden ;
Wer ohne Weiber wolte se)m, war aber nicht viel nütz auff Erden.
4.
Der Mann deß Weibes Hanpt.
Der Mann ist seines Weibes Haupt;
Wer weiß, ob Vima solches glaubt?
Sie spricht: Was solin zwey Haupter milr?
Ich war ja sonst ein Wunderthier.
5.
Das Jahr 1649.
Gott, Der DV hast gegönnt, Daß WIer so haben können
Von a Vasen gVte RVh, aCh gib sie nVn Von Innen.
6.
Paten -Zettel.
Für Leid, Creutz, Noth und Tod, die dir, O liebes Kind!
In dieser schnöden Welt zu dulden etwa sind,
Ist Jesu Christi Blut dein aller-bestes Heil:
Dadurch der Himmel dir Tenr
208 ^^^ Ersten Tausend
7.
ünablescliliclie Schnld.
Deß Vaterlandes Heil
Und seines Weibes Theil
Macht; daß ein ieder Mann
Nie gar bezahlen kan.
8.
An einen gnten Frennd.
Es bleibt noch immer so ^ daß unser bejder Glücke;
O Freund; geschwistert ist. Deß Bettes kalte Lücke,
Wozu mich vor und dich hernach deß Himmels Satz
Um Schuld verurtelt hat; Ist ein ergäntzter Platz
5 Bey mir zuvor; bey dir hernach. Was noch nicht gleiche;
Das darflF drey Viertel- Jahr; biß daß es diß erreiche,
Worinnen ich geh vor. Der ersten Liebe Pfand
Küst dir noch deines ; mir noch meines Theils die Hand;
Da sind wir wieder gleich. Mich dünckt; ich sehe schone
10 Bey dir; und wüntsche sO; vom süssen Namen Sohne
Ein kürmelnd Exemplar; darinnen dieses steht;
Daß dessen; der es hat; sein Namen nicht vergeht;
Dann sind wir wieder gleich. Wil mehres was beschlissen
Das obre Regiment; das gleichlich zu genissen
15 Uns beyden stehe für: o Gott; so gib uns Theil
Am Friede dieser Welt und an deß Himmels Heil!
9.
Auf Lindum.
Lindus ward in einem Glach offt mit Worten angestochen ;
Gleichwol aber hat er sich noch mit Wort noch That gerochen;
Gieng zur Stuben endlich auß; als er wieder kam hinein;
Sprach er: Ich hielt mit mir Rath; ob ich wolte böse seyn.
10.
Tmnekenlieit.
Es saufft sich voll für sich kein unvemünfftig TIrier;
0; hätten sie Vernunfft; sie trüncken auch wie wir.
Zehendes Hundert. 209
11.
Ein Tnmckeiier.
Einen Greiner, einen Schreyer,
Einen Praler, einen Dräuer,
Einen Buhler, einen Zäncker,
Einen Balger, einen Stäneker,
Einen Herren, einen Narren, ^
Einen Richter, einen Pfarren,
Einen Doctor, einen Simpel,
Einen Witzel, einen Gtimpel,
Einen Täntzer, einen Singer,
Einen Schläfer, einen Springer, ,0
Einen Mörder, einen Stehler,
Einen Wäscher, einen Höler,
Einen Lügner, einen Trieger,
Einen Schmeichler, einen Rüger,
Einen Flucher, einen Beter, u
Aller Laster einen Thäter
Hat in dem man zu erkennen,
Den man kan versoffen nennen.
12.
Anff Udnm.
Als Udus Morgens gieng herfÜr,
Stand dieser Spruch an seiner Thür:
Es steht diß Haus in Gottes Hand;
Versoffen ists und nicht verbrant.
13.
Auf Cordicunnom.
Ein innerliches Weib, ein äusserlicher Mann
Ist Cordicunnus; ey, obs wahr, obs seyn auch kan?
bn Hertzen steht ihm ja, was Weibern unten an.
14.
Adels -Feinde.
Was hasset doch den Edelmann der Bürgersmann so viel?
Er neidet das, was er nicht ist und gerne werden wil.
Logaa. 14
210 ^^ Enten Taniend
15.
es-Seliftde.
Hat Land durch diesen Krieg; hat Stadt mehr außgestanden?
Schau, wo der beste Tisch und gröste Schmuck verhanden.
16.
Nnts und Gewinn.
Wie kummtS; daß Eigennutz ietzt mehr als Ehre gilt?
Die Welt ward durch den Krieg ein unvemünfffeig Wild
Daß sonsten mehr nicht sucht; als wie es sich nur yöllt.
17.
Scherüs und Schimpff.
Flut; die nicht ersäufft; nur badet,
Schimpff und SchertZ; der keinem schadet,
Glut; die wärmt und nicht verbrennet,
Zucht, die rühret und nicht nennet:
Wer nicht diese mag erdulden.
Gibt Verdacht von sondren Schulden.
18.
eöttliche Bache.
Man sucht die Unterthanen, die bej der Krieges-Zeit
Verkrochen und verlauffen sich haben weit und breit;
Die durch den Krieg getreten auß Gottes Ejd und Pflicht,
Solt er wol diese lassen und eifrig forschen nicht?
19.
An eine flertzogin rom Brieg.
Fürstin, der geht blind davon, der die Sonne sihet an;
Der verzückt, der Euren Sinn bej der Schönheit sehen kan.
20.
An eben I. F. 0.
Eure Schönheit ist der Himmel, Eure Tugend ist die Sonne,
Dannenher auff unsre Länder filllet Segen, Licht und Wonne.
Zehendes Hundert. 211
21.
Deß Hofes Widerscliall.
Bey Hof ist lustig Leben ; manch Spiel wird da verbracht
Hit zierlichen Personen ; ein ieder ticht und tracht
Sich also zu geberden ^ daß seiner wird geacht. (Echo: gelacht.)
22.
Nutz von grosser Herren Freundschafft.
Gut Trincken und gut Essen,
Deß Unrechts gantz vergessen,
Sich Selbsten nimmer schonen,
Nie dencken ans belohnen:
Diß sind die eignen Gaben,
Die Herren-Freunde haben.
23.
Von einem falschen Frennde.
Du, guter Freund, bist du, der andre du dein Freund;
Er aber ist nur er, ob er wie du gleich scheint.
24.
Dränungen.
Ein Fluß verräth durch rauschen sich, daß er sehr tieff nicht laufft;
Ein Bothe, daß er müde sej, wann er sehr schwitzt imd schuaufft.
Wer allzusehr mit Worten pocht, gibt leichtlich an den Tag,
Daß seine Lunge ziemlich viel, das Hertze nichts vermag.
25.
Tom Pyasto, dem Stamm-Herren Liegnitzischer und Briegiseher
Fürsten.
Dein Meth-Faß, o Piast, das iedem kunte flissen.
Gab dir die Polsche Krön. Dein Stamm pflegt zu besüssen
Noch inuner unser Land mit Gut und Freundligkeit;
Krönt diesen nicht die Welt, so thuts die Ewigkeit.
26.
Auff Rappinum.
Bappinus schenckt dem Herren, was er ihm vor entwand;
Er nimmt es mit der Uncken, gibts mit der rechten Hand;
Drum wird er treuer Diener, nicht schlimmer Dieb genant.
14*
219 T>^A Kritmi TMiiend
27.
Wiederver^eltnng.
V[\r ((iit tilolit gtttOM gobon, int oixio böse That;
KOr bOMOM b^M^M goban, int ein vorkehrter Rath;
VWv gtiiOH hi\nt>n goboii| int RchKiidlichcr Beginn;
l^'Ur gtitoM gtitoi« geben, gebühret froinom 8inn;
it VWv bOiiefi gutei« geben, int recht nnd wol gethan;
t ^nnn ilran wini «o erkennet ein rechter Christen-Maim.
28,
Auf Zimi.
/liitn meint « nie ney der llimmeK und die Bnhler ihre Sterne;
IMe der einölen l)r\4W heilWn und CometeD, hat sie gerne.
Alt 4if abuiiMlistlif H^riaiaB.
NaoU der hkhW KttHlem filkren«
•
NV^ der wixhW Gli<^dor rOhrai.
Na<4i dfMT WKvl« $p««$ic nejnen«
N«v^ ^W modc Kleider tkranen«
N^K^Ji ^ »Hsle Meiksdieii B^mh,
X^>li ^er YVHNie Irott verehreatt,
<"^ ^^hi*iVk Sor^ «IT I^rwij: tmc Herrhcien noch meiir!
vi«
F. hriict.
1' emütip
Zehendes Hundert. 213
Ein Freund, der Freund sejn soll; soll seyn zugleiche frey^
Daß sagen er dir darff^ was dir zu sagen sej.
Ein Freund; der Freund sejn soll; der soll dich redlich meinen;
Soll innen seyn nicht so und so von aussen scheinen.
Em Freund, der Freund seyn soll, soll ehrlich seyn für sich, :>
Damit er nicht zugleich beschäme sich und dich.
Ein Freund, der Freund seyn soll, der soll seyn unverdrussen,
Daß du habst seiner so, wie deiner selbst genussen.
Ein Freund, der Freund seyn soll, soll namhafft gleichwol seyn;
Dann deines Freundes Ruhm hilfft deinem Namen ein. lo
Ein Freund, der Freund seyn soll, der soll der Demut pflegen
Und deinen Pfennig dir so hoch wie seinen legen.
Wer solchen Freund bekümmt, hat keinen schlechten Freund;
Er wird nicht viel gehabt; er wird nur offt vermeint.
32.
Orabmahl eines TSpffers.
Der hier liegt, der war von Thon, machte nachmals selbst auß Thone
Viel GefÜsse, die man braucht, theils zu Ehren, theils zu Hohne.
Er auß Thon ist wieder Thon, was auß Thon er macht, ist Thon;
Dieser bleibt; er aber steigt zu der Herrligkeit davon.
33.
Grabmal eines WebiBrs.
Ein Weber liegt allhier; sein Faden ist zerrissen,
Weiß keinen Weber-KnopfF, denselbten außzubüssen.
34.
An eine Briegische Fflrstin.
Fürstin, da von Euch zu schreiben mir erkühnte nechst mein Sinn,
Als so himmlisch Thun ich spürte, fiel mein irrdisch Witz dahin.
36.
Leid nnd Freude.
Ist ein Böser wo gestorben,
Traure! dann er ist vertorben.
Ist ein Fromer wo verschieden.
Freu dich! dann er ist im Frieden.
214 l^eß Enten Tansend
36.
Gelt; dnrcli Versetzung: Legt.
Gelt legt nieder dem den Mut; der Geld darff und hat nicht Geld ;
Gelt legt nieder dem den Mut; der es hat; und der es hält.
37.
Welt anß niclits.
Kinder lieben ihre Mütter; als die Väter noch so sehr;
DrumliebtWelt dasnichtS; dieMutter,auchalsGott, denVater,mehr.
38.
Von deß Marei TSclitern.
Seyd lustig; seyd lustig; sprach Marcus ; ihr Kinder!
Seyd lustig; wie ich euer Vater, nicht minder!
Ey Vater! ey wisset, das beste Gelächter
Ist; daß ihr uns Männer gebt; sprachen die Töchter.
39.
Auff Vitnm.
Man sagt: Gibt Gott ein Kind;
So gibt er auch ein Bind.
Veit gieng und kaufft ein Rind;
Da warb sein Weib ein Kind.
40.
Wer kennt sein Olfieke.
So du wilst glücklich seyn, so bitte ; daß dir gibt
Gott selten; was du wilst und dir zu sehr beliebt.
41.
Liebe brennt.
Die Fische lieben auch; mag Wasser-Liebe brennen?
Kein Fisch bin ich; und sie sind stumm; wer wils bekennen?
42.
Mißgelart der Jungfrauen.
Mancher Jungenfrau gehts übel; wann sie ihr nam einen Mann;
Mancher Jungfer geht es übel; wann sie keinen haben kan.
Zehendes Hundert. 215
43.
Richter.
leder Eichter heist gerecht und auch ungerecht hinwieder;
Dem gerecht; der obgesiegt^ ungerecht dem^ der liegt nieder.
44.
Hofe -Diener.
Deß Fürsten Diener sind also, wie sie der Fürst wil haben;
Sie arten sich nach seiner Art, sind Affen seiner Gaben.
45.
flofe- Hunde.
Heuchler und Hunde belecken die Teller;
Jene sind Schmeichler , und diese sind Beller;
Diese bewahren , bej denen sie zehren;
Jene verzehren die, welche sie nähren.
46.
Von der Polla.
Cupido zielte nechst und meint, es würde glücken,
Auff Polla Hertze zu ; sie wandte sich ; im Bücken
Bestund der heisse Pfeil; das macht, daß sichs begibt.
Daß nimmer nichts wird drauß, sie liebe, wen sie liebt.
47.
Soldaten.
Soldate kümmt vom Sold ; die außgeübten Thaten,
Die sie auff freyer Straß in Hof und Haus verübet.
Verdienten schlechten Sold. Was noch sich ietzt begibet,
Bringt Sold, dadurch sie sind Galgaten und Radaten.
48.
Von der Pyrinna.
Pyrinna ist ein Licht; sie ist ein theures Licht;
Ein Buhler, der nicht schenckt, dem brennt sie leichtlich nicht.
216 l^eß Ersten Tansend
49.
Finsterniiß.
Die Finstemtiß ist gut, weil sie viel Sünden stillet;
Die Finsterniiß ist arg, weil sie viel Sünden hüllet.
Ein iedes Ding ist gut^ bös ist ein iedes Ding
Nich für sich selbst ^ nach dem ein ieder mite gieng.
50.
Anff Yitnm.
Veit ist die kleine Welt; das meist in ihm ist Meer;
Von Wasser kummt es nicht, vom Weine kummt es her.
51.
Wein.
Wein ist der Erde Wasser, das Sonn im Stocke kocht;
Das mag ich; was im Fasse wächst, hab ich nie gemocht.
52.
FUhe.
Wann, Jungfern, eure Flöh, die ihr habt zu Haus-innen,
Was sie gehört, gesehn, vermelden selten kiinnen,
Wie mancher fragte sie, der Lust zu freycn hat.
Eh als den besten Freund, um einen treuen Bath.
53.
Treu im Topffe.
Durch fressen und dm'ch sauffen kaufTt mancher ihm die Treu;
Er schau , daß nicht zu letzte sie fressen dann die Sau.
54.
Anff Pnlchellam.
Es meide wie das Feuer dich, der nicht brennen wil,
Wiewol das Feuer minder, dich aber noch so viel.
55.
Anff Pnlcliriprobam.
Dreyerley macht dich vergöttert : daß du bist so wundor-schön
Und so wunder-keusch, daß beyde letzlich auch beysammen stehn.
Zehendes Hundert. 217
56.
Kea8cUieit#
Die Keaschheit macht^ daß Weiber werden
Zu klaren Engeln äuff der Erden;
Doch ist es so gar seltsam nie;
Manch Lucifer steckt auch allhie.
57.
Die HSUe.
Die HöU ist schwartz und kalt und brennet doch darinnen?
O, nicht auff das! wie man entgeh; ist drauff zu sinnen.
58.
Der Himmel.
Der Himmel ist das Haus der reichen Ewigheit;
Noch liebt man doch so sehr das Haus der Eitelkeit.
59.
Welt-Liebe.
Wie kindisch ist der Mensch! er sehnt sich; daß er liege
Nicht dort ins Vaters Schoß; nur hier im Wust der Wiege.
60.
Anff Helampsyclinm.
Der Himmel geust nicht leicht auff einen alle Gaben ;
Daß derer dann so viel Melampsychus kan haben?
Durch Kirche ; Schule, Hof, durch Rent- und Cantzeley,
Land; Wirthschafft, RathhauS; Stadt geht sein verordnen frey.
Mich dünckt; (man mercke drauff!) es wil mir also scheinen;
Melampsychus sein Weib und Kinder werden weinen.
61.
Ungestrafte TodscUäge.
Man weiß; wann Menschen-Blut ein Artzt wil distillireu;
Was ftir Geruch dabey wird seine Nase rühren.
Vergossen Menschen- Blut nicht rächen ; sondern decken.
Was wird für Gottes Thron diß für Geruch erwecken
218 I^A Enten Tausend
62.
Anff Coqiiiiiam.
Freunde nicht von gutem Sinn^ Freunde nur von gutem Magen
Darff CoquinuB; dann er kan sonsten nichts ; als au£f nur tragen.
63.
Morgen- und Abend -Stern.
Weil die Venus Abend-Stern und auch Morgen-Stern verbleibt,
Wie daß sie die gantze Nacht ihre Würckung dann nicht treibt?
Also wird gefragt ein Mann, der sich neulich hat beweibt.
64.
Die Sehrifft.
Wann Tinte, Feder und Papier beschliessen einen Rath,
Verändert offt die meiste Welt den gantzen alten Stat.
66.
Mehr trauriges als Instiges.
Der Trogloditen See wird dreymal süsse täglich
Und herbe dreymal auch. Was in der Welt ist kläglich,
Eümmt immer eh und mehr, als das, was lieblich heist.
Daß bittres dreymal sich, eh einmal süsses, weist.
66.
An einen Geistlichen, Martinns Nentwieg; versetzet: Sey gnt
mit wamnen.
Deß Herren Schwerdt, das schmeisst, der Zorn des Herren brennet;
Wir sind schon um und um von seinem Heer berennet
Zur Bache schnöder That und ungezählter Schuld,
Die ihm mit Macht verwehrt, daß er uns nicht sey hold.
5 O Zeit! O hohe Zeit! daß wir auf Knien Hegen,
Daß wir die freche Stirn zur Erden abwerts biegen
Und bitten um verzeihn und beichten rund und frey :
Herr, dein erbarmen machts, daß nicht man gar nichts sey!
Wer aber glaubt es.wol, daß Gott so zörnen könne?
10 Wer nimmt ihm Gottes Grimm und seine Schuld zu Sinne?
Zehendes Hundert. 219
Zur Büß ist alle Welt Stein-fest ietzund gemacht;
Der Donner Sinai wird kaum so hoch geacht;
Als wann ein thönend Ertzt vom Hammer-Schlage schallet;
Und ein gebrechlich Menscli mit seinen Fingern schnallet.
Was Gott last sagen ietzt, was Gott mis schreiben ließ, is
Hat Glücke, wann man denckt, es sey vielleicht gewiß.
Du werther Mann, dein Amt, dein Stand, muß drüber klagen.
Die Mühe, die dich drückt, die sauren Moises-Plagen
Was richten diese wol? Das, was die Sonne rieht.
Wann Wachs sie findet nicht und hin auiF Leimen sticht; so
Ihr Glantz bleibt aber rein. Dein Ruhm wird auch verbleiben,
Und Gott wird deinen Schweiß in sein Register schreiben.
Du sagtest, was Gott wil; was Gott wil, sage noch;
Wer Gott und dir nicht folgt, der trage dann sein Joch!
Mit wamnen warstu gut; sey ferner gut mit wamnen, s5
So wirstu dorte Glantz und Segen hier erarnen ;
So schlechtlich gehts nicht ab; dein wamnen, das so gut.
Setzt manchen auß Gefahr in Gottes Hold und Hut.
67.
Wucherer.
Der Hase setzet, nährt, empfangt fast eine Zeit;
Ein Geitzhals gibt, nimmt, heischt ein mehres, als er leiht.
68.
Von einem fromen Manne.
Sind Ainffe nur noch from in Sodoma zu finden?
So bist der erste du und stillst deß Himmels zünden.
69.
Oasterey.
Gemässige Trachten,
Vermiedene Frachten,
Bekante Gesellen,
Berühgiiche Stellen,
Vertreuliche Schwäncke, ft
Belieblich Geträncke
Sind Stücke, die Gäste
Befinden fürs beste.
220 . ^®ß Ersten Tausend
70.
Deß Bileams Esel.
Wann Esel sich solten noch heute beklagen;
Wie man sie wil wieder Gebtihrnüsse plagen^
So trete Schaf, Ochse, Pferd, alles Vieh, bey
Und führten auff Krieger ein mächtig Geschrey.
71.
Die sichtbare Kirche.
Wo viel höh' Augen sind, wo viel von Pracht und Scheine,
Da ist ja, meint die Welt, die sichtbare Gemeine.
72.
An I. F. G. Hertzog Ludwigen zum Brieg. Ludewig, durch
Theilung der Sylben: Lud ewig.
Der redliche Piast, begabt mit fromer Güte,
Gerechtigkeit und Treu, lud alles Volcks Gemüte
Durch Wolthat ihm zur Gunst und trug die Polsche Krön
(Vielmehr, was ewig ist, unsterblich Lob) davon.
5 Mein Hertzog folgt ihm nach ; das erbliche Geblüte
Erweckt ihm Bedligkeit, Gerechtigkeit und Güte
Nicht minder gegen uns; nicht minder lud er ein
Dadurch hier Fürstlich Lob, dort ewig benedeyn.
73.
Auff Halprobum.
Malprobus ist ein Schelm und nam ihm eine Hure; .
Ey, recht! sagt alles Volk, daß diß ihm widerführe.
Der TopiF bekam also, wie schicklich, eine Stürtze;
Geborgtes ward gezahlt; drum hat er keine Kürtze.
74.
^. Von meinen Reimen.
Mein Reim ist oflft was frey ; noch freyer ist mein Mut
AufF das, was lasterhafft, von deme, was nicht gut.
Ich rede frey von dem, was Schande heist und bringt;
Vielleicht ist wer, den Scham von Schanden abezwingt.
Zebendes Hundert. 221
75.
Anff Hnminiiim, ein Banckkind.
wolbenamtes Voick sind gleichwol Hurenkinder.
Bey Baoren heist man sie zwar so nichts desto minder,
Bey Bürgern besser noch Banckhart und im Geschlechte
Der Edlen Bastarten und Bejschlag, auch Unächte
Bey Fürst- und Königen. Mumm wil sich zwar bekennen,
Wohin man immer wU, wann Bauern ihn nicht nennen.
76.
* Ein redlieker Mann.
Für einen guten Mann sind alle Zeiten gut;
Weil niemals böses er, und böses ihm nichts thut;
Er führt durch beydes Glück nur immer einen Mut.
77.
Die Welt.
Wen Erde kan laben,
Darff Himmel nicht haben.
78.
Anff Leynlnm, 'einen Feder -Hans.
Du Vogel, Levulus, wie daß du dich bewegest,
Du Vogel, wann man spricht? Da Federn du doch tragest.
79.
Von einer Franen.
Ettstmich, Mann! sagt eine Frau; küst michofFt! eineintzlerKuß
Macht nichts auß, macht recht nicht satt, bringet Hunger, gibt
Verdruß.
80.
Unbeständige Arbeit.
Wer nimmer nichts verbringt und dennoch viel fangt an.
Wird in Gedancken reich, im Werck ein armer Mann.
81.
Anff den glfiekseligen Sntrinnm.
Glück hat zu seinem Kinde Sutrinum außgekiest
Und Ifist ihm nichts nicht mangeln als das, was redlich ist.
-222 ^A Ersten Tausend
82.
Anff Potinam.
Potina ist frisch ^ frey und sonst von guten Dingen;
Sie ist vielleicht weit her? Man saget von Flissingen.
83.
Von Caconio.
Caconius hat Schelmen ^ hat Diebe bey sich her;
Drauß soll man nun erkennen, wie viel sey besser Er.
84.
Ein ehrlicli Weib.
Die Ehre ziert das Weib, ein ehrlich Weib den Mann;
Wer diesen Schmuck bekümmt, seh keinen andren an.
85.
Eheweiber, versetzt: Ehre bey We.
Daß We im Ehstand ist, weiß ieder viel zu schwätzen;
Die Ehre bei dem We kan alles Leid ersetzen.
86.
Leid -Trost.
Wie glücklich ist doch der, der seines Kummers wüten
Kan einem treuen Freund in seinen Busen schüten!
O, welch ein Glück hat der, dem gar liegt in der Schoß
Ein Freund, dem sich ein Mann kan kühnlich geben bloß.
87.
Hofe -Heiligen.
Ist unser Hof dann reformirt? Catholisch ist er auch?
Daß ieder einen Heiligen sucht, ist aller Höfe Brauch.
88..
Wechsel aUer Dinge.
Auff das aller -gröste Leiden
Folgen aller- gröste Freuden;
AufF die aller -grösten Freuden,
Folgt das aller > gröste Leiden.
82, 2 Flisf Ingen quasi Fleschingen.
Zehendes Hundert. 223
89.
Der Welt Sfisse- bittres.
Welt gibt Olren Hoclizeit-Gästen erstlich gerne gaten Wein
Und zu letzte sauren Lauer^ wann sie nun bethöret seyn.
90.
Von Liyido.
Lividus ist tödlich kranck; wil er leben ^ sol er baden
Auß den Threnen^ die er guß; über eines andren Schaden.
91.
Wollust und Schmertz.
Das letzte von der Hitze gibt Anfang auff den Frost;
Den Anfang auiF das trauren das letzte von der Lust.
92.
Stein -Hfilffe.
Gestern fuhr der Doctor weg; wie die Leute sprechen,
Soll er in der Nachbarschafft; (hört doch!) Steine brechen.
93.
Sorgen.
Bey wem bleibt Kummer gerne; zeucht auch am liebsten ein?
Bey denen, die ihn warten und fleissig bej ihm seyn.
94.
Dreyerley lachen, der Natur, der Thorheit nnd der Bosheit
Lachrich lacht so gern; ist es dann natürlich?
ist es wol hasirlich?
was dann soUs bedeuten ?
Lachrich lacht so gern
Lachrich lacht so gern
Höhnisch lacht er auß alles Thun bey Leuten.
95.
Anff den Geitzhals Gmnnnm.
Grunnus ist ein karger FiltZ;
Hat doch einen milden Miltz,
Dann er dich; du Thaler -Sack;
Lachet an den gantzen Tag.
- 224 ^^ Ersten Tausend Zehendes Hundert.
96.
Gebete.
Gott Vater, hör mich beten! Gott Sohn, o, lehre mich!
Gott Heilger Geist, hilfF beten! so werd erhöret ich.
97.
Von der Spnrca.
Von iedem ließ' ein eintzles fahren.
Was an ihr Spurca hat zu paaren.
Wann ihr nur würde zugelassen.
Mit zweyen Männern sich zu fassen.
98.
Lfigen und Lfigen sagen.
Ein Fromer hütet sich, daß leichtlich er nicht lüge.
Ein Weiser, daß er sich mit Lügen nicht betriege.
99.
Anff Cnriosnm.
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat zu leben;
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat zu geben;
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer fUhrt für Lehre;
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat fUr Ehre;
5 Curiosus grämt sich nichts; hat nicht wol das Brot zu leben;
Curiosus grämt sich nichts; hat viel Schuld und nichts zu geben;
Curiosus grämt sich nichts; glaubt von Gotte keine Lehre;
Curiosus grämt sich nichts; hat viel Schmach und wenig Ehre;
Eignen Kummer schickt er fort, kan ihn nicht im Hause leiden ;
10 Fremden Kummer hält er an, kan ihn keine Stunde meiden.
100.
Von meinen Tausend Beim -Sprächen.
Bißher gab mein Papier wol tausenderley Sachen,
Die dem, der drüber kümmt, bald bringen Ernst, bald Lachen;
Doch bitt ich den, der kümmt, daß Ernst und Lachen nicht
Sey allemal mit Ernst und Lachen bald gericht.
225
SALOMONS VON GOLAW
DEUTSCHER
SI NN-GETIC HTE
ANDRES TAUSEND.
Petr. Gregor. Tholos. d. ßepubl. lib. 17. cap. 5. v. 4. pag. 1173.
Die Poetische Rede liat diese EigcnschafH; , daß sie mit wenigem viel
berühre und angebe, zu eines iedweden grösseren Anncmligkeit.
Martin. Anton. Delrius ad Syntag. Tragoed. Latin, in Pr«fat.
Zwar diese (nftmlich die Wissenschafft dessen, was von den Poeten
weislich außgesprochcn worden) scheue ich mich nicht auch denen, welche
die Heilige Schrifft studlrcn, angenem zu machen; fürclite mich auch nicht,
daß etliche, so anderer Meinung sind, auff mich möchten unwillig werden.
Zwar 80 sie hierüber die Nase rümpffen und die Stimo runtxcln wolten, wil
ich zwar sehen, wie ich ihnen entgehe; ich wil ihnen aber entgegen setzen
Tiel sieghaffte Kitter auß ihrem eigenen Heer; nicht, daß es mir an guten
Gründen und Ursachen mangele, sondern weil diese bey Jenen allemal viel
an gelten pflegen.
Worauflf
Gemeldter Delrius Sechzehen auß der alten Väter Anzahl beniomot, welche
theila die Poeten fleissig gelesen , theils selbsten außerlesene Poeten gewesen.
Schönb. Polit. lib. 3. cap. 43. pag. 357.
Die Poesie hat eine grosse Verwandschafft mit anderen Wissenschafften
und Künsten, auch mit der Rechts -Lehre.
Logau. 1 0
226 Andres Tausend
DESZ ANDREN TAUSEND
ERSTES HUNDERT.
1.
Sparsamkeit.
Wer Geld und Gut denckt zu erlangen,
Muß erstlich von dem Maul anfangen.
2.
Ein Geitziger.
Das, was in der Erde wurtzelt, nicht, was gegen Himmel steigt,
Frist ein MaulwurfF, und der Geitzhals ist zu gleicher Kost geneigt.
3.
Von den Steinen der Pyrrh» und Dencalionis.
Die Pyrrha und ihr Mann gestreut, was waren diß für Steine?
Den Kießlingstein warff sie und er den Sandstein, wie ich meine ;
Dann dieser dient mehr zuni Gebrauch und jener mehr zum Scheine.
4.
Die Angen.
Sonn und Monden sind die Augen an dem Cörper dieser Welt,
Der das ein auiFs lichte richtet, und das ein aufFs finstre stellt.
Wann manchMensch nur seinGesichte,theils in 8ich,theil8 ausser sich
Wolte richten, würd er richten, so geschwinde sich als mich.
5.
Eopff- Straffe.
Die Haare sind ein Wald, der einen Berg bedeckt;
Die Sinnen sind das Wild, das drunter sich versteckt;
Die wüten manchmal so, daß dann ein Jäger kümmt,
Der Wild, der Berg und Wald aufF einen Streich hinnimmt.
Erstes Hundert. 227
6.
Witwen -Trost,
Meinen Mann hat Gott genummen, den er gab, wie ihm beliebt;
Ey, ich wil ihm wieder nemeu, wo er mir noch einen gibt
7.
WissenschaflL
Dem Fleiflse wil ich sevn als wie ein Knecht verhaffl.
Damit ich möge seyn ein Herr der Wissenschaft.
8.
Vergeben- and Vergessenheit.
Gedencken lehrte Krieg, und Friede lehrt vergessen;
Was hier am leichsten sej^ ist leichte zu ermessen.
9.
Hofe -eicht. ^
Unser Hof hat solche Gicht; da von Händen und von Füssen
Sich die Nerven^ nicht von Nerven Hand und Füsse leiden müssen.
10.
Der Anßgang.
Wol berathen, gut gerathen, macht den Rath geehrt und hold;
Wol beratheo; mißgerathen^ setzt den Rath doch ausser Schuld.
11.
Schiffen.
AufF dem blauen Saltze reiten
Und ein höltznes Pferd beschreiten,
Last sich thun; doch hats Bedenckon,
Daß mans nicht zu tieiF darff träncken.
12.
Anffstehen.
Steht man da aufF, wann man hat ietzt zu sitzen aufFgehört?
Oder wann man zu dem stehn sich hat erstlich auflfcmpörtV
1 Manus et Pedes ministri. Nervi roditus.
15»
228 Andres Tausend
13.
Von dem nassen Jahre 1649.
Was meint der Himmel doch mit so gehäufftem Regen?
Wil von deß Krieges Schmutz befleckte Welt er fegen?
Bedeut es wol hinfÜr viel Heil und reichen Segen ?
Mich dünckt; er traure so und giesse milde Zehreu
5 Um das, was Sicherheit der Welt wil noch gewehren,
Die Friede brauchen wil, den Himmel zu gefahren.
14.
Das Weib schweige.
Weiber-Lippen sind geschafi^en
Mehr zum küssen als zum klaffen.
15.
Ein Koss.
Die süsse näscherey^ ein lieblich Mündlein-Kuß
Macht zwar niemanden fett; stillt aber viel Verdruß.
16.
Der Tod.
Der Tod ist unser Vater, von dem uns neu crapföngt
Das Erdgrab, unser Mutter, und uns in ihr vermengt;
Wann nun der Tag wird kummen, und da wird sejn die Zeit,
Gebiert uns diese Mutter zur Welt der Ewigkeit.
17.
Isis nieht gut, so wirds gut.
Böse Leute mögen trotzen, frome Christen stille leben;
Schafes- Wolle kummt im Hinunel, Wolffes-Locken nur daneben.
18.
Das Hertze.
Gott gibt uns an Leib und Seele so viel Schätze, so viel Gaben;
Wil für Gaben, wil für Schätze bloß nur unser Hertzen haben.
Wir zwar nemen Schätz und Gaben, lassen aber Schatz und Gaben
(Nicht der Schätz und Gaben Geber,) unsre gantze Hertzen haben.
3Ä>
19.
Frome Weiber sind« ihr Wekcken, gar voUaiiff bey each verluuul<m;
Dmnn die Keuschheit Hegt rerwahret stets in iSchlo«!8em luid in
Banden.
20.
Am eiie Firstliehe Person.
Fürstin, Enre Himmels-Gaben,
Die Ihr habt, wie Ench sie haben,
Sind Terfast und spielen weit
Durch das Gold der Frömigkeit
21.
Über einen FirstUehen Namen.
Wann den Namen Christian ich gleich hin und her versetse,
Kummt mir nimmer doch nichts raiiß, das ich domo gleiche schätie,
Was der Namen selbsteu gibt; dann ein walu^s Christonthum
Ist dem Fürsten gar gewiß nur der allerbeste Buhm.
22.
An ein andre Fürstliche Person.
Daß mit dem, was Venus schenckte, nicht sej alles gar gothan,
Zeigt die süsse Zunge, Fürstin, und der schariFe Witz noch au.
23.
Hofe -Lied.
Daß was gehet auff,
SauiFet tapffer draufF!
Leicht ist zu gedencken,
Magen muß man träncken;
Wo da ist ein Fürst,
Ist auch wer, den dürst.
24.
Jnnger Rath.
Bey Hofe gilt der junge Rath als wie ein junger Wein;
Wiewohl er Darmgicht gerne bringt, noch geht er lieblich ein.
230 Andres Tausond
25.
Witwen -Klage.
Wie soll ich, armes Weib, mein Ding recht greifFen an?
Ein Weib ist doch ein Weib ; ein Mann ist doch ein Mann ;
Und wo kein Mann nicht ist, da kan es übel seyn,
Daß sich so tielF ein Weib, als Mann, kan lassen ein.
26.
Spiegel - Gerichte.
Ein ieder lobet meinen Spruch, nur alte Mägde nicht;
Weil, daß ihr Schein ietzt tunckel sey, mein Glas das Urtheil spricht.
27.
Nemen.
Wann das Weib ihr einenMann, wann derMann ein Weib ihm nimmt,
Weil sie beyde nemcn so, wer dann ist, der was bektiramt?
Ey, das Weib ! dann die empfangt, traget Bürden ohne Scheue,
Leget abe, kummet wieder, holet mehr und trägt aufFs neue.
.28.
Onnst für Recht.
Kein Corpus juris darff man nicht.
Wo Gunst und Ungunst Urthel spricht.
29.
Hofe-Worte.
Complimenta sind ein Wind, da sich ein Chamseleon,
Der von Lufft zu leben pflegt,- machet voll und satt davon.
Hertzen, da nicht Witz daheim, haben an der Schmeichel-Lust,
Wie die Kinder an dem Brey, ihre Lieb und ihre Kost.
30.
Hofe-Worte.
Wo die CompHmcnten sind, mangelt was gewiß am Willen;
Sonsten dörfften Worte nicht, wann nicht Mangel, was ervöUen.
Erstes Hundert 231
31.
Rechts -Händel.
Wer in Händel ein sich last, wer sich einlast in ein Spiel,
leder muß hier setzen auff, welcher was gewinnen wil;
Doch geschiehts, daß mancher auch nichts gewinnt und setzt doch
viel.
32.
Dfirfitigkeit.
Ein Schade sey so hoch er wil, ist dem doch keiner gleich,
Den dieser hat, der nie nichts hat; dann der ist selten reich.
33.
Ein bSser Zahler. '
Der mir funfftzig Gülden soll, waget zwantzig Gülden hin,
Daß er meine Zahlung nur möchte länger noch verziehn.
Schaut! wie ist der gute Mann abgerichtet auff Gewin!
34.
Vergnfigligkeit.
Glücke kan nie recht betriegen,
Wer ihm immer last genügen;
Alles falle wie es wil;
Das vergnügen ist sein Ziel.
35.
Neidische.
Wie ich essen soll und trincken, wie ich mich bekleiden soll,
Wie ich sonst mein Thun soll richten, sind die Leute Kummers voll;
Wann ich nicht zu trincken, essen, noch mich zu bekleiden hätte,
Sonsten auch gar viel nicht gilte , gilt es eine starcke Wette,
Ob nur einer findlich wäre, der nur einmal sorgt um mich: ft
Immer dünckt mich, wie auß Neide, nicht auß Gunst sie kümmern
sich.
36.
Pöfel- Gerichte.
Wann ich also solte seyn, wie mich ieder haben wil,
Wtird ich also seyn wie der, dessen ieder lacht im SpieL
232 Andres Tausend
37.
Schutz-Rede einer Jnngfran über die spielenden Augen.
Ihr Schwestern, lacht ihr nicht der albe^-klugen Lappen,
Die Damen sperren ein ak wie in blinde Kappen
Und halten gar für schön, wann unsre schönste Zier,
Der schönen Augen Liecht, steht selten für der Thtir?
5 Ach denckt doch, denckt doch nach! durch finstres sauer sehen
Ist Liebe nie gestifft, und nie kein Bund geschehen;
Dann Damen steht es zu, daß ihrer Auglein Schein
Soll wie das Firmament frey zu beschauen seyn
Von iedem, der da \Vil. Was dienen uns die Strahlen
10 Der Sonne bey der Nacht? Wer lobt deß Künstlers mahlen.
Dafür ein Umhang schwebt? Soll die, die lebt und lacht.
Noch für der rechten Zeit deß Sterbens schwartze Nacht
Ihr ins Gesichte ziehn? Kans dann Natur auch leiden.
Das so man schänden soll und soll zu brauchen meiden,
16 Was sie zu brauchen gab? Wer munter um sich schaut.
Der gibt von sich an Tag, daß er ihm selbsten traut
Und gut Gewissen hat, das sich für nichts entsetzet
Und nicht zu fliehen denckt, die weil es nicht verletzet.
Ein Auge, das nicht kan ein fremdes Auge sehn,
so Weiß, was geschehen ist, weiß, was soll noch geschehn.
Das nicht zu rühmen ist. Nein! nein! soll dieses gelten,
Die allerbeste Kunst zu tilgen und zu schelten,
Wodurch sich Damen sonst fein spielen ein, mit List
Bezaubern einen Sinn, der sonst noch hatte Frist?
85 Das muß mit nichten seyn! der Augen klare Blicke
Sind unsre stärckste Ejrafft, sind unsre Band und Stricke,
Dadurch uns fällt ins Garn ein Wild , das uns gefällt
Und sonst zu unsrer Gunst sich etwa flüchtig stellt,
letzt decken wir sie zu; ietzt lassen wir sie schissen,
so Nach dem wir diesen schnell und jenen langsam wissen ;
Hier brauchen wii* den Sporn ; dort brauchen wir den Zaum ;
Wir halten jenen an und geben diesem Raum.
So jener sich was scheut, wil uns imd ihm nicht trauen,
So öfihen wir das Licht durch fretmdlich gegen-schauen.
Erstes Hundert. 233
Erleuchten seinen Sinn, entzünden ihm ein Heiss, ss
Dadurch in ihm zerschmelzt der Zagheit kaltes Eiß;
Wer eifirig seiner Brunst halb wütig nach wil hencken,
Muß blitzlich seinen Mut auf Ehrerbittung lencken.
Wann unsrer Augen Glantz mit Wolcken überzeucht,
Und für den göldnen Strahl ein finster Unmut leucht. 40
Doch lassen wir nicht gar in kalter Nacht ihn zagen;
Wir blicken einsmals auft' und lassens wieder tagen,
Zwar so, ob das Gesicht ein kiirtzes Schrecken gibt,
Er Anlaß dennoch nimmt, daß er sich mehr verliebt.
Durch Feuer und durch Eiß, durch fürchten und diurch hoffen 46
Hat Liebe Ziel und Zweck zum meisten glücklich troffen.
Hat aber diese Kunst und dieser Buhlers-Fund
Den Augen bloß vertraut und ihrer Art vergunt. .
Durch diese Waffens-Macht, durch diese List wir fangen
Und manchen Liebes-Knecht in unser Zelt erlangen ; so
Durch dieses Meisterstück ist manches Glück erwacht.
Das sonsten etwa noch schlieff in der tieffsten Nacht.
Manch Schiffer hat gezörnt, wann trübe Wolcken-Decken
Ihm haben Cyiiosur mid Heiice verstecken
Und also seinen Lauff in Irrthum wollen ziehn, »*
Daß er nicht kunte fort da, wo er wolte hin.
Ihr tapffren Cavaliers , die ihr in Lieb und Waffen
Zu leben euch begehrt, auch drinnen ein zu schlafen,
Ey, maintenirt die Sach und stürmt eh alle Welt,
Als braven Damen soll das Kunst- Werck seyn gefSUt, «0
Mit Augen, euch zu Trost und Gunst, nicht frey zu funckein
Und eurer Liebe Fahrt so irrsam zu vertunckeln!
Wir sind ja darum da, auff daß ihr wissen künnt.
Wo, wie, wann euer Schiff den sichren Aufruhr findt.
Wem ist. die Fackel gut, die sich nur selbst verbrennet 66
In einer tieffen Grufft, dadurch niemand erkennet
Weg, Steig, Berg oder Thal? Was nützet ein Gesicht,
Daß sich nicht auff sich selbst, dem auch kein andrer nicht
Verlassen dartt'und traun? Nicht uns smd wir geboren
Auch nicht zur Einsamkeit; wir sind dahin erkoren, ^^
Gesellschafft einzugehn. Drum schaut nur frisch herum,
Ihr Augen , ob nicht bald an warme Seite kumm
234 Andres TanBend
Der, der für uns geweiht, und welchem wir gehören!
Last euch das alte Lied vom schämen, nicht bethören.
75 Ein gar zu blödes Aug, als ofFtmals ist geschehn.
Hat das, was ihm gesollt, versäumt, verschämt, versehn.
38.
Schutz-Bede einer Jungfrau über die gänge Zunge.
Nechst ^gt ein alter Greiß : lemehr die Jungfern schweigen,
lemehr künn ohne Wort ihr Preis gen Himmel steigen;
Die stille frome Zucht, die Eingezogenheit,
Die Rede, wann sie schweigt, bringt eitel Liebligkeit.
5 Schweig, Vater! Alter, schweig von so verrosten Sprüchen,
Du woUst dann seyn belohnt mit alamode Flüchen!
Du hast den Amadis, drauß wol man discurirt.
Nie oder nicht genug gelesen und studirt ;
Drum gilt dein Kram nicht viel ; die Ethic ist vermodert,
10 Die deiner Zeit gieng um; was mehres wird erfodert,
Daß Damen lieget ob. ,jNein, Ja, ich weiß es nicht,^
Hat, wie für alter Zeit, diß Ding nicht außgericht.
Es muß was höhers seyn, daß Damen müssen wissen.
Wo sie nicht wolln den Buhm der braven Damen missen
16 Und Mägden gleiche seyn. Für Zeiten war's genug,
Wann, was da gab die Kuh, und was erwarb der Pflug,
Die Jungfern zählten her; die Junckern gi engen seichte;
Sie waren nicht weit her und zu erreichen leichte.
Wanns höflich wo gieng zu, so klang ein Reuters-Lied:
20 Der grünne Tannenbaum und dann der Linde-Schmied.
Die Helden-Zeit ist ietzt; letzt herrschen solche Sinnen,
Die nicht im Grase gehn, die auff* den hohen Zinnen
Der würde stehn voran, in denen Mut und Geist
Den Mund nichts als von Krieg, Sieg, Mannheit reden heist,
25 Und dann von courtoisie und süssem caressiren
Der Damen, die es wehrt, und sie verobligiren
Zu dicnstlicliem faveur, durch schönen Unterhalt
Und lieblichen Discours, die nicht sind kahl und kalt
An Worten wie ums Maul, die nicht wie stumme Götzen
30 Sind in die Kirche nur, nicht an den Tisch zu setzen,
Und die man billich heist ein höltznes Frauen-Bild,
Das nur zum schauen taug und nicht zum brauclien gilt.
Erstes Hundert. 235
Es hört Don Florisel der Helena befehlen;
Das Fräulein Sydera hat Dienst und Gunst zu zehlen,
Die ihr Don Rogel trägt, und Oriana hat 35
Den tapffren Amadis und alle seine That
Zu ToUem Brauch und Pflicht. Es last sich übel paaren
Die Erde zu der Lufft; dann die wil oben fahren,
Und jene sinckt in sich; drum geht es nach Gebühr,
Wann sich zusammen hält ^ladam' und dann ^lonsicur, «**
Und gleiches gleiches sucht. Die nur mit stummen Sitten
Und Siegel-festem Mund ihr Angesicht erbitten,
Wie Larven ohne Hirn, die tügen nicht hieher.
Und ihres Bettes halb bleibt billich kalt und leer.
Die Zunge muß es thun, soll wer die Purpur-Rosen **
Deß Mündleins laclieu an und ihnen Liebc-kosen!
Die Zunge muß es thun! sie streut die Blumen hin^
Drauß liebe Cavalliers die süssen Kräffte zichn
Zu ihrem Auffenthalt; sie muß die süssen Trauben,
Die auflF den Lippen stehn, verbieten und erlauben, r.o
Nach dem es ieder wehrt. Soll ein ergetzlich Kuß
Sejm besser angewehrt, als aufFdes Pabstes Fuß,
So muß ein lieblich Wort, so muß ein freundlich kürmeln
Bej süssen schmätzerlein dem lächeln und dem murmeln
Sich artig mischen ein, wodurch der Liebste merckt, sä
Sein Thun sey wol getan und seine Thurst gestärckt.
Wer aber nicht geweiht, deß Mündleins Liebe-spielen,
Deß Geistes Nectar-SaiFt zu nissen und zu fühlen,
Dem muß sie schliessen zu die Corallinen-Pfort
Durch ein entsetzlich Pfuy! und durch ein bittres Wort. 00
Die Zunge muß 09 thun, solin Cavalliers erlernen
Discreter Damen Witz ; solln sie sich nicht entfernen
Von ihrer Seite weg, so muß die Zung es thun;
Die macht den Helden LufFt und ein erquicklich ruhn.
Gibt ihnen neue Kraflft, bringt ein verguntes rasten 65
Vom Eifer ihres Muts und ihrer Waffen Lasten,
Macht, daß ein kühnes Hertz um auß der Dame Mund
Ein angenemes Wort sich Thaten unterstund,
Die biß an Himmel gehn, macht, daß auch kalte Simien
Zur Kühnheit werden warm. Sie weiß gleich gut zu künnen 70
236 Andres Tausend
TjrtsßUB muntre Kunöt; als wol ein Grichisch Mann^
Der durch ein hitzig Lied auff seinen Feind entbran.
Die Zunge muß es thun und durch die Waflfen dringen,
Ein Martialisch Hertz hin in die Schranken zwingen
75 Idalischer Gesetz und schaffen, daß sich bückt
Für einer Dame der, auff den, wann er nur blickt.
Sonst tausend Cavalliers genaues mercken geben
Und setzen, wann er wil in Tod ihr frisches Leben.
Die Zunge muß es thun, daß einer Dame Mund
80 Gekunt hat, was ein Schwerdt und Scepter hat gekunt.
Die Zunge hats gethan, daß niedriges Geblüte
Auff hohen Stühlen sitzt und gehet in der Mitte
Und fährt mit Sechsen her, verachtet Fürsten-Blut,
Und mangelt ihm sonst nichts, als daß es alles gut
85 Zu zehlen nicht vermag, daß theils durch blosses wincken
Sich findet über Nacht, theils durch deß Degens blincken
Mit summen lauffet ein. Die Zunge hats gethan.
Daß eiuer Dame Wort kan, was niemand nicht kan.
Daß sie sich edel kan, schön, reich und ehrlich machen,
90 Ob sie es vor nicht war, daß sie in allen Sachen/
Recht hat und recht behält, wiewol sie unrecht thut,
Und was sie thut, gethan, ist löblich, herrlich, gut!
39.
Von einem Br&ntigam, Braut und Pfarr.
Braut und Bräutgam ward getraut; eh ein iedes nun empfing
Ihrer Pflichten offnes Pfand, wie gebräuchlich, einen Ring,
Ward die Braut noch fertig eh, als damit der Bräutigam war;
Dann der Ring war etwas eng, und der Finger dicke gar.
5 Tugendsame Jungfer Braut, haltet euer Zeichen an.
Biß der Bräutgam, sprach der Pfarr, seines fertig haben kan.
40.
Belohnnng nnd Straffe.
Einen Acker wol durchpflügen, einen Acker wohl betüngen,
Macht, daß Unkraut muß verwelcken und das Land muß Früchte
bringen.
Lasterhafftes Wesen straffen, tugendhafftes Thun belohnen,
Macht, daß Unheil ausser Landes, inner Landes TI eil muß wohnen.
Entes Handert. 237
41.
Raelie.
"Ej, ich wils ihm ein- noch reiben ; dieses Ding muß sejn gerochen!
Einer hat mich^ spricht Pennina^ spöttisch unlängst angestochen.
42.
Beraubter Gemein -Kasten.
Daß das aUgemeine Heil
Keinen Abbruch darff erfahren^
Wil davon ein ieder Theil
Nehmen und bey sich bewahren.
43.
Wissensehafft auß Bernhardo.
Theils sucht man Wissenschaft nur bloß zu schlechtem wissen;
und dieses dient dahin den Fürwitz nur zu btlssen;
Theils sucht man Wissscnschafft; damit man sej geehrt^
Und dieses thun nur die^ die Eitelkeit bethört*,
Theils sucht man Wissenschaft^ damit mau was verdiene; 6
Und dieses schlägt nur auß zu schändlichem Gewiene ;
Theils sucht man Wissenschaft; dem Nechsten zum Genieß;
Und dieses ist ein Werk; das wahre Lieb uns hieß;
Theils sucht man Wissenschaft; sich selbsten zu versorgen;
Und diß dient; daß man so nicht fremde Witz darff borgen. lo
44.
Ein reicher Oeitzwanst.
Verres ist ein lastbar Esel; aber nicht ein reicher ManU;
Weil nur bloß zum Säcke tragen; Glück ihn hat genummen an.
46.
Nutz.
Der ergreifft nicht leichtlich Gunst; der da ist im Seckel blind;
Weil die Gunst tritt meistens hiu; wo Genieß und Vortheil sind.
46.
Hnrerey.
Juden hatten harte Hertzen, mochten drum viel Weiber nemen ;
Was für hartes haben Christen; die viel Huren sich bequemen !
238 Andres Tausend
47.
Hnrer.
Wen man, wie man spricht, ergreiflFt auff einem fahlen Pferde,
Der verdient, daß seine Treu gar schwartz geachtet werde;
Den man, wie gemein, ergreifft auflf einer falben Dame,
Diesen trifft (warum auch nicht?) ein tapffer Käysers-Name.
48.
Die goldene Zeit
letzt ist die göldne Zeit; wer ietzt kein Gold nicht hat,
Hat keine gute Zeit und ist ihm auch kein Bath.
49.
Vergleich, da man etwas behält und etwas naehl&st
Wann Mann und Weib sich zanckt, ist Sühne recht bestellt,
Wann dieser was räumt ein, hingegen sie was hält.
50.
Weiber • Herr schafft.
Gehorchen sollen Weiber, befehlen aber nicht.
Wie reimt sich das? Gesetze, wer unten lieget, spricht.
51.
Auff Vimam.
Virna sagt: Ihr Morgenstern sey ihr Mann; ihn anzublicken
Und ihm ins Gesicht zu sehn, legt sie sich gern auff den Kücken.
52.
Ein Welt-Mann.
Was heist politisch seyn? Verdeckt im Strauche liegen,
Fein zierUch führen um und höflich dann betriegen.
53.
Silber, der Monden.
Ist das Silber auch ein Monden, wie Chimisten etwa meinen,
Wie daß mir dann dieser Monden nie wil an der Völle scheinen?
*
47, 4 Von Carjo dem Großen, ein tapffrer Kerle.
Erstes Hundert. 239
54.
Oold, die Sonne.
Ist das Gold ein andre Sonne ; wie Chimisten wil bedüncken^
Wie daß sie mir, wie im Winter, wil nur stets zur Seite blincken?
55.
Gnte und B5se.
Die Bösen haben Hinmiel, die Guten hier die Hölle;
Gut, warte biß dort oben! da wechselt man die Stelle.
56.
Friedens -Krieg.
Der durch Waflfen überwunden,
Hat noch lange nicht gesieget;
Friede-machen hat erfunden,
Daß der Sieger unten Heget.
57.
Welt- Glauben.
Treu und Glauben ist zerrissen,
Dran die Welt zusammen hing;
Dieses macht, daß so zu bissen
Aller Länder bestes ging.
58.
Krieg.
Moises kunte Staub und Aschen von dem klaren Golde machen.
Krieg hat gar gemacht zu nichte Gold und Gut und alle Sachen.
59.
Tugend hinter dem Oelde.
Das Reichthum ist die Frau; die Tugend ist die Magd;
Der mit der Magd, der triffts, es ftlr die Frau gewagt.
60.
Bedligkeit.
Wer schläft, der schnarcht wol oflft, beist aber dennoch nicht;
Die Redligkeit verlacht, was ihr Verfolger spricht;
Ein Biedermann steht stets, nicht lang ein Bösewicht.
240 Andres Tansend
*
61.
Obrigkeit nnd ünterthanen.
Ob die Untren von den Obren , ob der Untren Obre wegen,
Fragstu, sind? Frag: Ob am Hirten ohne Heerd ist viel gelegen?
62.
Anff Rbombnm.
Rhombus spielt im Frauenzimmer neulich um Discretion;
Ist mir recht, sie ist verspielt, daß nichts übrig mehr davon.
63.
Anff ASriuni.
Wer kennt Aerium, und wo sein Haus er hält?
Sein Haus hat keine Thtlr: es ist die gantze Welt.
64.
Anff Foratam.
Forata spricht: ich schlage den, der mich denckt zu küssen.
Was mehr? Sie hat kein Eisen, sie sind schon abgeschmissen.
65.
Anff Theanam.
Eine Göttin ist Theana, wie die blinden Buhler dünckt.
Immer hiul ists aber göttlich, daß sie wie die Böcke stincktV
66.
Die Gelegenheit Enropse.
Europa, wie es liegt, siht einer Jungfer gleich;
Das Kleinod auflf der Brust ist Czechus Königreich ;
Nach diesem grieff Mars erst und lernte rauben dran,'
Daß mehr kein Kleinod sie, gar kaum ein Hemd hat an.
67.
Abführe der Soldaten. ^
Deutschland soll ietzund purgiren
Und deß Krieges Wust abführen.
1 EyacoAtio.
Erstes Hnndert. 241
Wer doch glaubt, was diese Wust
Wol für Müh und Mittel kost?
Wer hierzu nicht gab das Leben,
Muß das andre Blut doch geben.
68.
Die Weiber.
Mag man Weiber Gänse nennen, da sie doch nicht künnen fliegen,
Kan es sejm, theils wann sie schnaddern, theils in Giinse-Fedem
liegen.
69.
Die H. SchriiFt.
Die Schriflft, die ist ein Fluß, dadurch ein Elephant
Muß schwimmen, und ein Schaf geht sicher an das Land.
70.
Neuerung.
Altes Übel wol gestellet, ist nicht leichtlich aufFzurühren;
Neues wol, als altes Übel, ist viel ärger offt zu spüren.
71.
Ein begnadeter Diener.
Gunstart, dient so manches Jahr, hatf und hat doch keinen Sold ;
Ey, wie unrecht! O, er nam und bekam, was er gewolt.
72.
Anff Fnscam.
Fusca ist zwai' mächtig schön, pfleget aber flirzunehmen •
Sachen, die ihr schönes Weiß ziemlich schwärtzcn und beschämen;
Schöner kummt ein schönesBild,wann es steht in schwartzenRämen.
73.
Die Bficher Hoises.
Wie hat Moises künnen wissen, was von Anfang ist geschehn?
Wie er das, was künff*tig wäre, deutlich hat voran gesehn.
Logan. l O
242 Andres Tausend
74.
Das geschriebene Wort.
Die Schrifft, die ist ein Brieflf von Gottes ernstem Willen,
Geschrieben an die Welt, denselben zu ervöUen;
Wie daß er liegen bleibt, und niemand an ihn nimmt?
Weil seinen Titul er nach Willen nicht bekümmt.
75.
Gfittliehe Wunder-Werke.
Daß die Welt auß nichts erschaffen, wer nur dieses glauben kan,
Wie er billich soll, wir d zweiffein nichts, was sonst dieSchrifft zeigt an .
76.
Brieg, versetzt: Begir.
Brieg, du warst für allen Nimpffen,
Die am Oderstrome schimpffen.
Lange Zeit her ftlr und fiir
Aller Cavalliers Begir.
5 Alle liebten dein Vermtigen,
Keiner aber dein Vergnügen.
77.
Gesetz nnd Evangelinm.
Ist Gesetz ein Spiegelglas, das die Sünde fUr uns bildt,
Ist das Evangelion eine Decke, die es hüllt.
78.
Die H. Schrillt.
Die Schrifft die ist ein Licht, den Gang uns recht zu weisen;
Die Schrifft die ist die Kost, die Seele wol zu speisen;
Die Schrifft die ist das Kraut, Gebrechligkeit zu dämpffen;
Die Schrifft die ist das Schwerdt, die Feinde zu bekärapffen ;
6 Die Schrifft die ist die Salb auff deß Gemütes Wunden ;
Die Schrifft die ist die Zucht, drinn ewig Heil wird funden.
Die Mclistf WeifJieit.
Cron tmd sici im iTTmide keni)<ün,
Isi die bÖch>te Witz zu nennen;
Viele-n ist viel AViu peg-eben,
I>iese selten noch daneben.
AbuüiI der Prende.
Wer Tiel Freunde rühmt zu haben, hat gewiß gar wenig Sinnen:
ADc Sinneii fehlen ofiters, eineÄ Freund zu finden ktlnnen,
81.
Heuehel-Lente. falsehe Leite*
Lieber Gotr^ was hastu Affen, die auß iiicht;^ woUn machen viell
Mancher trügt mir lauter hassen, sagt mir doch von vielem lieben.
Lieber Gott, was hastu Affen! W;is gesagt, ist allen blieben.
Weil man ietzt auß viel verheischen wieder gar nichts machon wiL
82.
Poeterey mindert das Ansehen.
Ey, so laß ich den nicht bleiben,
Was ich schrieb, noch mehr zu schreiben?
Erbarkeit hats bald verdrossen,
Wann sie um soll gehu mit Possen.
Ist mir recht, Verdruß zu mindern,
Kiudeln Männer offt mit Kindern;
Auch so bringt man ernste Sachen
Ftiglich an und ein durch lachen.
83.
Die Erde wird bewegt.
Daß die Erde sich bewegt und niemals nie stille stund,
Mag wol seyu; was ecklcht war, wird fortmehr ja alles rund.
84.
Langes Leben.
Langes Leben ist ein Segen, der den Seinen gibct (Jott;
leder wüntschet ihn zu haben, da er doch ist voller Spot.
16*
244 Andres Tansend
86.
Weises Mißtrauen.
Ein Ehren-loses Weib, das iedem wird zu Willen,
Trägt selten eine Frucht, pflegt nur die Brunst zu stillen:
Wer aller Treu sich traut und Glauben trägt so feil.
Gibt seineu Theil zwar auß, nimmt aber keinen Theil.
86.
Der Mensch.
Neun Monden wird eni Mensch zum Leben zubereitet,
Dar£f einen Augenblick, der ihn zum Tode leitet.
87.
Mütterliche Liebe.
Die Mutter trägt im Leibe das Kind drey Viertel-Jahr;
Die Mutter trägt aufF Armen das Kind, weils schwach noch war;
Die Mutter trägt im Hertzen die Kinder immerdar.
88.
Das Crentze.
Fleucht der TeufFel für dem Creutze, wer ist so der Teuffei nicht?
Weil von Trübsal und von Creutze ieder sich so gern entbricht.
89.
Himmel und Erde.
Der Mann soll sejm der Himmel ; das Weib wil seyn die Erde,
Daß Erde von dem Himmel umfangen immer werde.
Daß Erde von dem Himmel sich stets gewärmet wisse,
Daß Erde von dem Himmel den Einfluß stets genisse.
90.
Anff Vindam.
Liebet Vinda gleich frisch Brot, frischen Tranck, frisch Fleisch,
frisch Geld,
Ist doch nur ein frischer Mann, was am besten ihr gefallt.
Erstes Hnndert. 245
91.
Der Plantinische Teller -Lecker.
Meine Mutter war der Hunger; seit sie mich auß sich geboren,
Hat sie sich bey keinem Tage noch zur Zeit auß mir verloren.
Zwar zehn Monat trug sie mich, und zehn Jahre trag ich sie;
Keines hat für diese Last andrem noch gedancket ie.
Ich war klein, da sie mich trüge ; sie ist mächtig groß zu tragen ; &
Drum entstunden ihr gar kleine, mir gar grosse Kindes-PIagen.
Ich auch Aihle fort und fort grosse Schmertzen, grosses Weh;
Doch vermerck ich, daß so bald sie von mir nicht weg noch geh.
92.
Sehläge. ^
Eine Glock und eine Nuß und ein Esel und ein Knecht
Thun nicht leichtlich ohne Schlag, was sie sollen iemals recht.
Jene schweiget; die verharrt; jener steht, und dieser liegt;
Wann das Eisen und das Holtz ihnen recht wird angefügt.
Klinget jene, diese bricht; jener geht, imd dieser eilt; »
Drum was iedem zugehört, sey auch iedem zugetheilt.
93.
Schädliche Ehe.
Wann sich mit Gewalt Unverstand verfreyt,
Wird geboren drauß tolle Wütigkeit.
94.
Lästerer.
Wann ein Böser Gute schmäht, wann ein Kind den Wind verbläst,
Gilt es gleich, ob unten diß, jener oben Athem last.
95.
Gottlose Schwälgerey.
Häuffig saufFen Schweiß und Blut armer Christen-Leute,
Drüber führen guten Mut, ist gebräuchlich heute;
Was muß drinnen wol ftir Lust, für Vergnügen stecken?
Ey! zum Truncke diese Kost pflegt wie Saltz zu schmecken;
Weil auch dort der reiche Mann Wasser nicht kan haben, 6
Ist es Zeit, daß hier voran guter Trunck mag laben.
*
1 Heidf. in Sphin. Coroll.
246 Andres Tausend
96.
Betrieben.
Menschen sind als Teuffei ärger, weil der Teuffei nirgend schwur;
Dann er weiß, daß er ein Lügner und betrieglich immer fuhr.
Aber Menschen schweren frechlich, wann sie sich gleich Selbsten
fühlen;
Dann sie dencken durch das schweren zu gewinnen, wie durch
spielen.
97.
Eine Maoltasehe.
Eine Maultasch ist ein Ding, zwar nicht schädlich an dem Leben,
Ausser daß sie dem Gehör Abbruch wil und Nachtheil geben.
98.
Ruchlosigkeit.
Welt stellt sich ietzt, als war kein Teuffei und kein Gott;
Ey, warte, biß dirs weist, der schwartze Gast, der Tod!
99.
Warheii
Frome Leute klagen sehr, daß die Warheit sey verloren;
Suche, wer sie suchen wil, aber nicht in hohen Ohren.
100.
Glauben.
Luthrisch, Päbstisch und Calvinisch, diese Glauben alle drey
Sind vorhanden; doch ist Zweiffei, wo das Christen thum dann sey.
Andree Hundert. 247
DESZ ANDEEN TAUSEND
ANDRES HUNDERT.
1.
Der Weg zu Gnnsten.
WÜBtu, daß man dich bey uns wol verehr und deiner dencke^
Stelle Gastereyen an^ sprich stets ja und gib Geschäncke.
2.
Gesnndlieit.
Gesundheit wil bey Armen, als Reichen^ lieber stehn;
Wie so ? Sie hasset prassen und stetes miissig gehn.
3.
Neu- Jahrs -Wontsch an Eine Fürstliche Person.
Treue Fürstin, unsrer Welt
Ist aufis neue zugestellt
Von der Sonn ein edler Bing,
Wie sie iedes Jahr empfing.
Ach! es wolle diesem Binge 6
Seyn verpflichtet diß Gedinge:
Daß er steh zu sichrem Pfände
Eurem Glück und Segens-Stande,
So wie Ihr, Ihr Fürsten-Gold,
Haupt und Gliedern Heil und Hold lo
Gabt durch den Vermählungs-Bing,
Den mein Printz von Euch empfing!
Krieg, weich ab und neme Scheue
Für deß Friedens fromer Treue!
248 Andres Tausend
16 Böse Ttick und Triegligkeiten
Lauffen für den Redligheiten!
Altes Arg sterb alles hin,
Neues Wol blieb immer grün!
Altes Unrecht; alter Drang,
to Geh zur Hölle schnellsten Gang!
Heldin, Euren tapfeen Sinnen
Fehle nimmer kein Beginnen!
Eurem Willen müsse lachen,
Was sich sonst pflegt ernst zu machen!
25 Eurem schaffen müsse stehn,
Was von dannen sonst wil gehn!
Eurem wincken kumme her.
Was sonst blieben sonst wo war!
Ach, daß Eure reine Schöne
80 Keine Schwachheit nie verhöhne!
Daß stets Eure Liebligkeiten
Opffer nemen von den Zeiten!
Daß stets Eure Frömigkeit
Sey ein Gifft für Haß und Neid!
85 Daß der ungefälschte Mut
Sey für List und Vorthel gut!
Was Euch sonsten ist bescheiden
Von dem Himmel, müsse neiden
leder, der auß schwartzer Tücke
40 Nagt deß andren redlich Glücke.
Frölich müssen drüber seyn,
Die sich Hessen schreiben ein
In den Biedermannes Bund,
Da kein Dupelman nie stund!
45 Lange, lange müssen laben
Meinen Herrscher Eure Gaben!
Lange, lange müst ihr leben.
Diese Gaben außzugeben,
So daß die gepaarte Treu
50 Immer bleibe frisch und neu!
Biß Piastus alter Baum
Wieder kiunm in ersten Baum,
Andres Hundert. 249
Daß er mit gevielteu Zweigen
Mtige biß zun Sternen steigen,
Daß er unser Land bebreite 55
Mit deß Schatens grüner Weite,
Daß der lechzend Unterthan
Drunter sich erfrischen kan,
Daß er kan von seiner Frucht
Niessen, was er darff und sucht! 60
Ich, so ich mich darff vermessen,
Meiner selbst nicht zu vergessen,
Wüntsche mir zu meinem Theile:
Daß mir ietzt und alle weile
Meine Herrschafft traue zu, ^ es
Daß ich nimmer spar und ruh,
Ohne Buhm und ohne Schein
Treuer Unterthan zu seyn.
4.
Triegereyen.
Krummes mag man wol verstehn;
Krummes aber nicht begehn.
5.
Selbst-Erkäntnflß.
Wilatu fremde Fehler zählen, heb an deinen an zu zöhlen;
Ist mir recht, dir wird die weile zu den fremden Fehlern fehlen.
6.
Heucheley.
Die Bedligkeit ist Gold ; die Heucheley ist Erde 5
Zu suchen jcn' auß der, darff Kunst und hat Gefiihrde.
7.
Yerheurathete Weine.
Lustig, ihr Brüder und Ohmen deß Weines!
Hoffet was gutes und wartet ein kleines;
Schnaltzct und lecket mit lustigen Zungen,
Unsere Weine, die werden bald jungen!
250 Andres Tausend
Ungrische haben auß Mähren verschrieben
Item auß Österreich Weine zum lieben;
Weil sie nun täglich mit ihnen sich paren.
Lieber, was wird man nicht tauffen erfahren!
8.
Auf NoYulam.
Novula hat gar nicht gerne, was auch andre Weiber haben,
Daß sie dann braucht noch die Nase samm den andren finstren
Gaben,
Dran ein ieder, auch ein Bauer, sich gemeinlich pflegt zu laben.
9.
Kleider.
Gesundheit ist der beste Schmuck; den wirfft man über Hauffen
Durch Geilheit, Mutwill, Mtlssiggang, durch fressen und durch
sauffen
Und meint, es sey dann außgericht durch schöner Kleider kauffen.
10.
Auf eine ungenante Person.
Ach, mir ist ein treuer Freund von dem Glücke zugewand!
Sagt ein Weib, sein gantzes Hertz hab ich mir in meiner Hand.
Dieses hört ein andrer Freund, sähe drauff, schwur ohne Danck,
Was er in der Hand gesehn, sey kein Hertz, es sey zu lang.
11.
Ehebruch.
Man hält es für gewiß, daß ietzt Ehbrecherey
Bey uns so gar gemein und nur ein Possen sey.
Was hilffts? Frantzösisch ists, daß diß, was war zerstückt.
Bleib immer lieber so, als daß man es sehr flickt.
12.
FrantzSsische Art.
Daß man Deutschen hat flir redlich allezeit zuvor gehalten
Und Frantzosen für was leichte, findet man bey vielen Alten;
Aber ietzt solls sträflich seyn, wann man nicht nach Redligkeit,
Sondern nach der leichten Art richtet Sinn, Geberd und Kleid.
$^^
Treffen «c* mir. iw ac- s^effac . «äotfricaAir im£ ^h9l<' XV^.
Dm wir iDe^ zDclas caniH» Itt^KOL wolkm wir 1^^
16.
Alf BtaMflL
£do sammlet allen Schatz, was er m vxki du kan tn^^^n.
Unter ein gedupeh Schloß, unter Banch nml inner MajTf'n.
17.
Alf NigTUi*
Als sein Ohren auflf den Marckt Niger schickte , kaufiien sie
Einen Titel: Daß kein Schelm ärger war als Kiger ie.
18,
Weibfr-Zantk.
Weiber-Händel, die, wie bräuchlich, unter ihnen stets entstehn,
Pflegen endlich auff ein sagen und auff niclits mehr außaugehu.
Jene sagte dieses neulich, imd es sagte jenes die;
Dieses hat sie nicht gesaget; jene sagte solches nie.
Eine sagte, das da sagte diese: jene sagte das; §
Nein! sie sagte, daß sie sagte dieses nicht, nur sonston wan.
O, ich weiß wol, was sie sagte; wil sie, sagt ihr, sugoii nicht,
Was sie sagte, wil ich sagen, was sie sagte, frejr ans Licht;
252 Andres Tausend
Ey, sie sage, was ich sagte; eh ich sagte; sagt sie vor;
in Sagt nur, daß sie solle sagen, was sie mir sagt in ein Ohr.
Dieses sagen vril nun wehren; weil das Leder wehrt ums Maul;
Dann zum sagen und zum plaudern sind die Weiber selten faul.
19.
Schlecht und recht. ^
Schlecht und recht behüte mich; Tück und Vorthel aber nicht!
Folge du der Welt und ich dem, was Gottes Geist hier spricht.
20.
- Menschliche Thorheit.
Öfters denck ich dran und nach; was doch Menschen sind für ThoreU;
Die da wissen; daß die Welt durch den Tod wird gantz verloren ;
Wagen dennoch alles drauiF und sich selbstcn auch wol draU;
Daß ein ieder destomehr dergestalt verlieren kan.
21.
ündanck.
Treuer Thaten Nachklang
Ist gemeinlich Undanck.
22.
Der Welt Wi*«rthoii.
Was ists, worauff ihr Ziel gesetzt hat alle Welt?
Befrag ein @dui drum; was sagt sie? Höre! Geld.
Was ist dann wol das Geld; das solche Liebe stiiFt?
Geh! frag ein Echo drum; was sagt sie? Höre! Gifft.
5 Ach ja! wer diese Gifft ninmit unbesunnen ein.
Wird ehstes Seelen-arm und Sinnen-lose seyn.
23.
Deß Menschen Alter.
Ein Kind vergist sich selbst; ein Knabe kennt sich nicht;
Ein Jüngling acht sich schlecht; ein Mann hat immer Pflicht
Ein Alter nimmt Verdruß; ein Greiß wird wieder Kind:
Was meinstU; was doch diß fUr Herrligkeiten sind!
1 Psal. 25, Y. 31.
Andres Hundert. 2&3
24.
Ein versoffen Weib.
Ein Weib, das gerne trinckt^ speyt unversehens anß
Ihr Ehr, ihr gut Gerücht, auch endlich Haab und Haus.
25.
Auf Cornutnm.
Comutus und sein Freund bestehn auff einem Willen,
So daß die wahre Pflicht der Freundschafft sie ervöllen:
Ob jener liebt sein Weib, liebt dieser die nicht minder;
Ob jener etwa denckt, denckt dieser auch auff Kinder.
Von der Fmcht-bringenden und Frucht-tilgenden Gesellschaft
Frucht-tilgende Gesellschafft hat viel bißher vernichtet;
Frucht-bringende Gesellschaft hat viel bißher verrichtet;
Frucht-tilgende Gesellschafft nam Deutschland manche Zier;
Frucht-bringende Gesellschaffit gab derer viel herfÜr;
Frucht-tilgende Gesellschafft hat ihren Stoltz geleget; 6
Frucht-bringende Gesellschafft hat fernem Preis erreget;
Frucht-tilgende Gesellschafft wird kürtzlich mehr nicht seyn;
Frucht-bringende Gesellschafft vermehret stets den Schein;
Frucht-tilgende Gesellschafft war wenig deutsch gesinnet;
Frucht-bringende GeseUsqhafft hat reiche Frucht gegünnet. lo
Ich mache mir Gedancken, daß Deutschland immerdar,
Es tobe, wer da wolle, wird bleiben, was es war.
Im Fall mit fremden Schanden die deutschen Kedligkeiten,
Vielmehr mit deutschem Hertzen, wir bessern, nicht bestreiten.
27.
Das neue Jahr.
Abermals ein neues Jahr! immer noch die alte Nothl
O, das alte ktiinmt von uns, und das neue kümmt von Gott.
Gottes Gut ist immer neu; immer alt ist unsre Schuld;
Neue Reu verleih uns, Herr, und beweis uns alte Holdl
254 Andres Tansend
28.
Das vergangene Jabr.
Gott sey Danck! das alte Jahr ist auffs neue nun verstrichen.
Gott sej Danck! viel arges Ding ist mit solchem hingewichen!
Herr^ vergieß; was wir gethan; daS; was du uns zugemessen,
Wollen wir, wir warens werth, nimmer zehlen, gar vergessen;
6 Arges Thun bracht argen Lohn; was uns gutes wird geschencket;
Kam von deiner Gut und ist würdig, daß man dran gedencket.
29.
Bttssen.
Anff finstres folget Licht; auff Nächte folgen Tage;
Wie kummts, daß nimmer Kuh sich finden wil auff Plage?
Wie kummtS; daß nimmer Keu sich finden wil auff Sünden?
So würde sich das Heil auff Straffe leichtlich finden.
30.
Vergangenes Übel.
Es gieng gleich; wie es gieng, doch hat, was uns gegunt
Der Gott- und Menschen-Feind, zu thun noch nie gekunt.
Es gieng gleich, wie es gieng, noch gieng es also doch,
Daß Gott noch steht bey uns und wir bey Gotte noch.
3L
Die Stunden.
Mensch! vertraue keinen Stunden, weil sie nimmer stille stunden;
Dulauffst.mit und hast dich blitzlich deinem End entgegen funden.
32.
Ein fromer Edelmann.
Mag dann auch ein Rittersmann
Redlich, from und ehrbar seyn?
Dünckt mich doch, es steht schlecht an,
Gibt auch einen feigen Schein.
5 Ein Bericht ist noth: Ob der,
Der ein Rittersmann sonst heist,
Bloß gehör ins Teuffels Heer;
Dann so hat sichs selbst geweist.
Andres Hundert. 265
33.
Versehnng.
Tst mein Erwelimg wol durch Gottes Schluß geschehn?
Werd ichs nur nicht versehn, so bin ich wol versehn.
34.
Der Neid.
Die Ehr ist wie ein Thum, der Neid die Wetterfahn;
Wanns auff die Spitze kümmt, so geht das wenden an.
35.
Beharren.
Der Ofen wärmt die Stube, thut solches unbereut,
Ob gleich ein alte Mutter die Hinter-Stim ihm beut.
Wer recht geht, gehe weiter und frage nichts darnach.
Ob Hasser oder Spötter braucht List, Verleumdung, Schmach.
36.
Eigen -Liebe.
Buhler sind gemeinlichBlinden ; wer ihm selbst buhlt, der istBlinder ;
Dann der Buhler buhlt dem Buhler, buhlt und wird gebuhlt nicht
minder.
37.
Erkäntnfiß seiner.
Der Schaten pflegt zu stehn, nach dem die Sonne steht;
Niemand ist, wann sie scheint, der ohne Schaten geht;
Niemand ist, dem nicht was von Thorheit folgte bey;
Der, dem der Sinn ist klar, der merckt, wie groß sie sej.
38.
Vergängliche Gesellsehafft.
Ein guter Freund, ein reiner Wein und dann ein klares Glas,
Die waren necbst in ein bey mir; diß laß mir gelten was!
Hör aber, was geschiehet drauff: Das klare Glas zerbricht;
Der reine Wein verraucht ; derFreundfUlt schmertzlich in die Gicht.
256 Andres Tausend
39.
Belohnmigen.
Den Thaten alter Zeit sind ietzige nicht gleich;
0, dieser Zeit Vergelt ist nicht wie jener reich.
40.
Fleiß zur Tagend.
Der Tugend theure Wahr, wer was von dieser hält,
Der kauffe sie um Müh; sonst gilt kein ander Geld.
41.
CfrabschrifFt einer BnUerin.
Die hier liegt, ist allen nichts, die vor allen alles war;
Ihrer Buhler grosse Keih ist ietztund der Würmer Schaar.
42.
Ewiger Lentz, an eine Fürstliche Person.
Herr, ob ietzt begraben liegt Lust und Zierde der Natur,
Weil der graue Flockenmann drüber fiihrt die raue Spur,
Gleichwol haben Euer Augen, Euer Mund und Eure Sinnen
Immer Frucht und immer Blumen, immer Labsal zu gewinnen;
5 Dann deß Himmels reiches Gut ward so gütig Euch und hold,
Daß Euch in die Armen fällt Euer Frühling, wann ihr wollt.
43.
Über deß nackten Cnpidinis Bildnfiß, welchen seine Mutter
zflchtiget*
Was hat doch verbrochen der liebliche Knabe,
Daß ihme so ernstlich die Mutter streicht abe?
Er hat sich gesäumt, daß gepaarten in Orden
So langsam Ghlorindis ist einverleibt worden.
44.
Über ein Fürstliches Bildnfiß.
Fürstin, wann nechst Eurem Bild Eure Schönheit stille steht.
Bringt sie leichtlich Lrthum dem, der sie zu verehren geht.
Andres Hundert. 257
45.
Auff Mammosam.
Mammosa hat den Berg Parnassus auff der Brust ;
Dann dem, der drauff entschlieff; ist mehr als mir bewust,
Wann ihm vielleicht geträumt, was ihm fiir Regung kam,
Auch ob er seinen Weg zum Ritter-Bronnen nam,
Und was er da gewürekt. Mich dünckt, er hat geticht, »
Was auff drey Viertel- Jahr erst kummen wird ans Licht.
46.
Grabschrifft einer flure.
Hier liegt, die gerne lag;
Hat immer Nacht für Tag,
Weil als der Tag die Nacht
Ihr mehr Belieben bracht.
Nur diß ist ihr Beschwer: 5
Die Armen sind ihr leer.
Der Tod liegt ihr am Arm
Und macht ihr doch nicht warm;
Die so geliebte Schoß
Deckt ietzt ein Erdenkloß. lo
47.
Der Mensehen Unbeständigkeit.
Sein Eigenschafft und Art bekam ein iedes Thier, ,
Und wie sie einmal war, so bleibt sie für und für:
Der Low, der bleibt behertzt ; der Hase, der bleibt scheu ;
Der Fuchs, der bleibet schlau; der Hund, der bleibet treu;
Der Mensch nur wandelt sich, vermummt sich immerdar, 5
Ist diese Stunde nicht der, der er jene war.
Was dient ihm dann Vernunfft? Sie hilfft dahin ihm ein.
Daß er kan mit Vernunfft recht unvemünfftig seyn.
48.
Schweine.
Sau sind Sau, so weit sie leben.
Machen Koth und fressen Koth,
Wollen erst, nach diem sie todt,
Gute Wurst und Braten geben.
Logau. i •
258 Andres Tausend
49.
Poetinnen.
Ob Weiber mügen Verse schreiben?
Diß Ding zu fragen lasse bleiben^
Wer Sinnen hat; dann solten Sinnen
Nicht auch die Weiber brauchen künnen?
50.
Von meinen verlornen Reimen oder Getichten.
Nun der Frieden über Krieg
Endlich hat erkriegt den Sieg,
Pfleg ich gleichwol nachzudencken,
Wie mich pflegte Krig zu kräncken.
6 Was er brachte für Beschwer,
Dient zu sagen hier nicht her;
Was in meiner Jugend Mayen
Von der Venus Kindeleyen
Ich gezeichnet auflF Papier,
10 Dieses auch entführt er mir.
O, ich wolt ihm wol verzeihen,
Wann bey diesen Lappereyen
Die gepächte, krumme Hand
Ferner sich hätt abgewand!
15 Aber doch es wird nicht funden,
Was die Wölffe vor verschlunden.
Hat dir Mars nun was geweist,
Venus, wie ich dich gepreist.
So behalts, kan dichs vergnügen;
10 Aber mir wils nimmer tügen;
Was dem Mars kam in die Hand,
Hält den Fluch gantz unverwandt.
51.
Die Knnst-Gttttinnen sind Weibspersonen.
Sind die keuschen Castalinnen Frauen-Bilder, wie sie sind?
Ey, so kümmt euch her von Weibern alles, was ihr Tichter künnt.
Andres Handelt. 259
52.
Poetinnen.
I Wann Weiber Reime schreiben, ist dupelt ihre Zier;
j Dann ihres Mundes Böse bringt nichts als Kosen fiLr.
53.
Vergunte Trunckenheit. ^
Ich habe Lust zu trincken bey dem, der voll schenckt ein
Barmherzigkeit und Güte ; da kan ich lustig seyu.
54.
Die H. Sehriflrt, der beste Schatz.
Wo eure göldne Frucht, Hesperides, ietzt stehet.
Wo wer, Alcinous, in deinen Garten gehet.
Wo Argo und sein Held nach Gold in Colchos schifft.
Weiß keinen ich, der ietzt dahin die Wege trifft.
Was Pelops, Attalus, was Croesus schwangre Kasten b
Von Golde, Geld und Gut für Zeiten in sich fasten,
Nützt nur so viel, daß der, der gar zu viel drauff denckt.
Den Leib gemein an Baum , die Seel an Nagel henckt.
Deß Tagus reicher Sand, Pactolus göldnes flissen
Bringt mehres uns nicht ein, als daß davon wir wissen; lo
Was sonst die reiche Welt in ihrem Busem hält,
Ist irrdisch-schweres Gut, kümmt, bleibt, geht mit der Welt.
Ein iedes ist doch Wind, Rauch, Schaten, Schlaf und Träume;
Die Zeit reist alles hin, sie leidet keine Zäume;
Was kummen war, das geht; was ist, das bleibet nicht ; i5
Der Abend läugnet offt, was vor der Tag verspricht.
Drum weg, nur immer weg mit diesen Nichtigkeiten!
Mit diesem armen Gut und diesen runden Zeiten
Deß taumelnden Gelücks! nur weg, du gelber Koth,
Der alle Welt befleckt, erwecket alle Noth! «o
Was beßres ist mir kund, war werthers ist zu finden,
Darauff sich meine Seel in Nöthen starck kan gründen,
Dem alle Welt nicht gleicht, für dem, was gilt, nicht gilt,
Daß hier die Erd erhält und dort den Himmel völlt.
1 Psal. 23, V. 5. 6.
17*
260 Andres Tausend
25 Ich weiß den edlen Grund , icli weiß den theuren Garten,
Ich weiß die göldne Frucht, ich weiß die reichen Fahrten,
Da was man darff, man hollt; ich weiß das schöne Geld,
Das unsren Leib fiir Noth, für Tod die Seel erhält.
^ch weiß daß frische Quall, drauß göldne Ströme flissen,
30 Die unsren Sinn und Hertz mit Freud und Trost begissen ;
Ich weiß das reine Gold, dem Zeit nicht schaden thut,
Daß schmeltzen auch nicht wird deß letzten Tages Glut.
Dein Wort, dein Wort, o HErr! gilt mir für alle Schätze;
Dein Wort, HErr, ist das Gold, damit ich mich ergetze;
35 Dein Wort, HErr, ist mein Gut, drauff meine Seele traut,
DrauiF sich mein Mut gesetzt , drauff sich mein Leben baut.
Daß ich, der ich bin, bin, und daß ich nachmals werde
Deß Lebens durch den Tod, deß Himmels von der Erde,
Macht alles, HErr, dein Wort. Dein Wort und deine Hold
40 Deckt meine Mängel zu, vertilget meine Schuld;
Dein Wort ist meine Krafft: ich darff nicht unter liegen;
Ich darff mich keinem Glück an seine Ftisse biegen.
Dein Wort is meine Macht, Helm, Harnisch, Schwerdt und Schild,
Darwider Teuffei, Welt, Tod, Sünde, Fleisch nicht gilt;
45 Dein Wort ist meine Freud auch mitten in dem Leiden;
Dein Wort ist auch mein Heil, wann Leib und Seele scheiden;
Dein Wort nimmt mich der Welt und bringt mich auß der Noth,
Schenckt mir die Ewigkeit , gibt mir dich, dir mich, Gott!
55.
Undanck.
Dem, der Undanck trägt davon, diesem trau ich gerne zu,
Daß er redlich sich verhält und mit Treuen alles thu.
56.
Lob -Sprecher.
Meistens lobt man alle Fürsten, wie sie leben, weil sie leben;
Sind es dann nicht Heucheleyen ? Nein ; es ist gar recht und eben,
Daß man ihre Laster theils nicht verhaster etwa macht.
Daß man sie erinnert theils, wo sie sonst nicht drauff gedacht.
5 Also kan man dann die Pillen, die sonst bitter wollen schmecken,
Scheinlich machen und vergolden und diePflicht ins Lob verstecken.
Andres Hundert. 20 1
57.
Gerechtigkeit.
In einer hat das Schwerdt, in andrer Hand die Schaleu
Gerechtigkeit: dann so siht man sie meistens mahlen.
Wie 80 ? Weil sich zur Wag ein Schwacher gerne kehrt,
Ein Starcker aber nichts der gerne fast das Schwerdt.
58.
Kleinmütigkeit.
Hoch kümmt schwerlich der^ der doch
Wenig achtet, wann er hoch.
59.
Welt-Gunst.
Die Welt-Gunst ist ein See,
Darinnen untergeh,
Was wichtig ist und schwer;
Das leichte schwimmt daher.
60.
Fürsten und Herren.
Daß Fürsten Menschen sind als andre Menschen mehr.
Das glaubt gemeine Scliaar gar willig und gar sehr;
Es hält gemeine Schaar sie spöttlich wieder auch,
Wann spöttlich sie begehn gemeiner Leute Brauch.
61.
Obrigkeit und Unterthanen.
Beyde sollen fürchten recht Obrigkeit und Unterthan,
Dieser jen, und jene Gott; so geht iedes seine Bahn.
62.
Leibes-GrSsse.
Als sich Saul, der lange König, so nicht hielte, wie er solte,
That der kurtze König David besser, was der Höchste wolte.
262 Andres Tansend
63.
Ein ESnig und Tyrann.
David war ein fromer Hirte, Nimrod ein gewaltsam Jäger.
Fürsten sollen seyn deß Volckes nicht Zersteuer, sondern Hager.
64.
Ein perfecter Cavallier. ^
Büstig,streitbar,auch verständig^schön^mit dem der HERR auch ist;
Wann ein solcher Held sich findet, ist er von Gott selbst erkiest.
66.
Zutrit bey hohen Hauptern.
Ohne Gaben soll man nie hin für grosse Herren stehen;
Ohne dancken soll man nie weg von grossen Herren gehen.
66.
Euren -Kinder.
Banckarte sind tapfire Leute; wannen kümmt doch dieses her?
Weil sie Lieb und gegen-Liebe fleissig zeugt, nicht ohngefehr.
67.
Der Tugend -Lohn.
Durch die Ehr und reichen Lohn kan die Tapffrigkeit erwachen;
Aber Ehr imd reicher Lohn kan die Tapfirigkeit nicht machen.
68.
Begierden.
Wann Begierd und nicht Vernunfft lieben wil, so liebt sie wol
Selten, was sie lieben mag, meistens, was sie hassen sol.
69.
Bficher und Kinder. Libri et Liberi.
Wann Priester versterben.
Was findt sich zu erben?
Viel Bücher, viel Kinder,
Gar selten viel Rinder.
1 1. Sam. 16, y. 18.
Andres Hundert. 263
70.
An einen guten Frennd über dem Abschiede von seiner Liebsten.
Freund, da ieder sich ietzt freut, daß mit dieses Winters Frösten
Auch daß langen Krieges Eiß werde schmeltzen und den Lüsten
Nechsten Frühlings sich die Zier auch deß Friedens mischen ein,
O, so seh ich dein Gesicht trübe, blaß, naß, kräncklich sejm.
Wolte Gott! noch dir noch mir war die Ursach also kündig! 5
Mir zwar ist sie in dem Sinn, aber dir, dir ist sie fündig,
Wo du hin gehst, sihst und stehst, was du denckest, was du thust;
Drüber mangelt leider dir deine Friedens-Frühlings-Lust.
Deine Friedcn-Frühlings-Lust hat deß Krieges raues stürmen
Offt geblast, doch nie gestürtzt; aber ach! deß Grabes Wurmen 10
Gab der Tod zum Opffer sie, ohngeacht das halbe Theil
Deiner dran verbunden hing, auch wol gar dein sterblich Heil.
Weder Schatz, wie groß er sey, ist uns Männern so ersprießlich,
Weder Freund, wie gut er sey, ist uns Männern so genißlich,
Als der uns in Armen schlieff ; dann die angetreute Treu 15
Herrschet über Leid und Zeit, wird durch alt seyn immer neu.
Wem ist mehr als mir bewust, wie die Jugend eurer Liebe
Erstlich wuchs und weiter wuchs? Aller Grund, worauff sie bliebe.
War die Treu und Eedligkeit. Anders was das tauret nicht ;
Was sich auff vergänglich Ding stützet, das verfällt und bricht; so
Was die Tugend baut, das steht. Wann ich dencke mehr zurücke
Auff die nun verrauchte Zeit, auff mein mir begrabnes Glücke,
Denck ich auch zugleiche fort auff der Freundschafft Schwester-
schafft,
Drinnen dein und meine Lust unverbrüchlich war verhafft.
Wie sich dein und meine Lieb unter sich so lieblich liebten, n
Auch deß Blutes nahe Pflicht durch vertraute Sinnen übten.
Als der Tod mein erste Treu gleich verbarg in frischen Sand,
Dennoch hat das liebe Mensch ein vertrautes Freundschaflfts Band
Auff die Meinen unverfälscht immer fort und fort erstrecket,
Biß nun auch deß Todes Neid ihr das letzte Ziel gestecket. so
Sey gesichert, treuer Freund, daß dein Augen nicht allein,
Sondern mir und meinem Haus in Gesellschafft wäßrig seyn.
Welcher das gemeine Falsch, das die Welt für Witz verhandelt.
Kennt und hasst, dem wird sein Hertz auff betrübten Mut gewandelt,
264 Andres Tausend
»5 Wann ein redlich-fromer Christ hin sich sichert in den Sarck,
Weil das From geschwächt dadurch und verstärcket wird das Arg.
Nun was hilffts? Es muß so seyn! in der Welt von Kindes Beinen
Hat man^ daß der Mensch verstarb, hören klagen, sehen weinen ;
Nun sie auff der Gruben geht, wird es anders wol nicht seyn,
40 Als daß iederman in ihr, sie auch kürtzlich selbst geht ein.
Ey gar gut! was dlinckt uns wol, wann wir stetig solten leben,
Selten stets der Teuffeley dieser Welt seyn untergeben?
Nemen wir noch eine Welt und bestünden noch einmal.
Was bißher uns dreissig Jahr zehlten zu an Noth und Qual?
45 In der Welt sey, was da wil, find ich doch nichts beßres drinnen,
Als daß fromes Bieder- Volck selig endlich sterben künnen,
Destomehr weil nun die Welt wie ein kindisch-alter Greiß
Beissig; garstig, satsam wird, bloß auch nur zu nuseln weiß.
WeicheGott und rechtemSinn,wertherFreund,und dich zusammen
60 Sey zu sammlen nur bemüht! was dir Gott zu deinem Stammen
Vor an lieben Kindern gab, wie daß er sie wieder nam?
Daß die Mutter, wüst er wol, ihnen bald hemacher kam.
Auch den Sohn, der eher starb, eh er anfing hier zu leben.
Der mit finstrer Nacht beringt, sich zum Grabe vor gegeben,
65 Eh er sich ans Licht begab, hieß der HERR gehn nahe vor,
Daß die Mutter er sagt an oben in der Engel Chor.
Weil nun Gott die Mutter nam, o, so wird sich noch wol zeigen.
Wo sich Gottes weiser Rath dir zum besten hin wird neigen.
Deine Friedens-Frühlings-Lust hat deß Todes Tuch verhüllt;
60 Aber sind wir wol gewiß , daß sich gäntzlich setzt und stillt
Alles Unfalls zornig Meer; ob sich Fried im Frühling finde,
O, wer ist, der dieses glaubt? Wer es glaubt, der wird zum Kinde.
Welt wird immer bleiben Welt, ist deß bösen so gewohnt.
Daß sie dem, der nicht wie sie raset, spöttisch abelohnt.
66 Gibt der HERR den Frieden gleich, o, es wil mich immer düncken.
Wie ich noch seh seinen Arm außgestreckct, uns zu wincken,
Weil so sicher wir, verstockt, ja so wenig danckbar seyn!
Wissen wir, was wir von Brot künfi'tig werden sammlen ein.
Weil der Himmel fast ein Jahr so gar reichlich wollen weinen?
70 Wissen wir, ob Mensch und Vieh sich wird sicher künnen freyen
Für der Seuchen schneller Gifi%? O, wer weiß, was sonst für Joch
Uns der Unfall unversehens sonsten wo kan schnitzen noch!
Andres Hundert. 265
Weil der Teuffei nun forthin wird vom kriegen mtlssig werden,
Wird er sonst gar wirtlich seyn uns zu kochen viel Beschwerden.
Was die Welt schätzt also gut, daß man Hab und Gut erwirbt, 75
Lieber, wem ist dieses gut? O, durch welchen man vertirbt.
Diesem lohnt man miete noch. Wie die Honig-Meisterinnen,
Wie das Wollen-Träger- Volck, was sie sammlen, sanmiilen künnen
Ihnen selbst nicht: So auch wir müssen lassen machen Preiß,
Drüber auff dem Maule lag, auch wie Wasser man goß Schweiß, so
Drum so bleibt nur dieses gut : Wen der Tod hat weggenummen.
Dieser ist gestorben nicht; dieser ist zum Leben kummen;
Dann hier ist der sichre Port aller Unvergängligkeit;
Dann hier ist die feste Burg aller stoltzen Sicherheit.
71.
Großmut and Hochmnt.
Großmut gilt und Hochmut nicht.
Jener steht, und dieser bricht;
Dieser pflegt sich selbst zu fallen;
Jener pflegt sich hoch zu stellen;
Jener schaffet, was er wil, »
Dieser schaffet selten viel.
72.
Yennnmte Tagend.
Manches Laster thut so viel, als die Tugend manchmal thut;
Wer die Müntze recht nicht kennt, dem ist ieder Groschen gut.
73.
Thätligkeit.
Wer nimmer nichts versucht, der weiß nicht, was er kan;
Die Übung würckt ims auß; Versuch, der führt uns an.
74.
Der Liebe Honigtham.
Die Buhler sind Bienen; die Jungfern smd Rosen;
Gedancken sind Honig, zum schmeicheln und kosen.
266 Andres Tausend
75.
Eines Fürsten Amt.
Ein Fürst ist zwar ein Herr; im Fall er herrschet recht,
So ist er seinem Volck als wie ein treuer Knecht;
Er dient zu ihrem Heil; er müht sich, daß er schwitzt.
Daß sein vertrautes Volck gedieg- und rühglich sitzt;
ft Er wacht, damit sein Volck fein sicher schlafen kan;
Er stellt sich für den Rieß, nimmt allen Anlauff an,
Ist Nagel an der Wand, daran ein jeder henckt.
Was ihn beschwert und drückt, was peiniget, was drängt;
An Ehren ist er Herr, an Treuen ist er Knecht;
10 Ein Herr, ders anders meint, der meint es schwerlich recht.
76.
Gott dient allen; wer dient ihm?
Gott schaflFt, erzeucht, trägt, speist, tränckt, labt, stärckt, nährt,
erquickt,
Erhält, schenckt, sorgt, beschert, vermehrt, gewehret, schickt.
Liebt, schützt, bewahrt, erlöst, beschattet, benedeyt.
Schirmt, sichret, führt, regirt, errettet, hilfft, befreyt,
6 Erleuchtet, unterweist, erfreut, sterbt und erweckt.
So daß sich fort und fort sein Heil auff uns erstreckt.
Mit allem dienstu, Gott, uns allen! ist auch wol,
Der dir dient, einer nur und dient dir, wie er sol?
77.
Heuchler. ^
Heuchler thun mutwillig arg, sind gantz frech zu frevlen Thaten.
Schweig! ihr Thun wird wie ein Kind, das nicht zeitig war, gerathen.
78.
Ehrgeitz.
Kein Regiment ist ie so gut, das allen möchte tügen.
Begiren selbst, das wil mehr, als regiret seyn, vergnügen.
1 Psal. 58.
Andres Himdert. 267
79.
Fflrsten- Diener.
Wann diener löblich ratbeo;
So sinds der Herren Thaten;
Wann Herren größlich fehlen,
Ists Dienern zuzuzehlen.
80.
Fromer Herr; schlimme Diener.
Ist gleich em Herr gerecht,
Ist aber arg sein Knecht,
So wird der Herr doch ungerecht,
Dieweil er hegt den argen Eaiecht.
81.
Ein 6nad- seliger Diener.
Fürsten werflfen offt auff einen alle Sach und alle Gunst;
Wann nun dieser hat gefehlet, ist Verbesserung umsonst.
Alles kan verrathen einer; einer kau nicht allem ratheu;
Gut ist, was viel Augen lobten; leicht ist, was viel Hände thaten.
82.
Hoheit nnd Wflrde.
Worauff steigt doch ein Fürst auff einen hohen Thron?
Was weltlich Thun betrifft, ists Reputation.
83.
Ansehen.
Das Ansehn wird geboren, erzogen und gespeist,
Wann , wie sich ihm gebühret, ein ieder sich erweist.
Wann Eauffleut Edelleute, und Pfaffen Krieger spielen,
Wird Ansehn keinem kummen, weil sie den Zweck verzielen.
84.
Bosheit.
Die Bosheit, die fllr sich in keinem Wesen steht,
Befleist sich, daß sie stets auff etwas gutes geht.
268 Andres Tausend
85.
Friede auf den Frfihling.
Man verhofft des Friedens Lust mit der nechsten Frühlings-Lust;
O, daß wo nicht kumme drein etwa noch ein Mäyen-Frost!
86.
Der^oßnabrngische Friede. Zj^jk.
Den Oßnabrug gebar ; der Fried ist wie ein Beer:
Zu Nürnberg formt man ihn und kehrt ihn hin und her.
87.
Der dentsehe Friede.
Was kostet unser Fried? O, wie viel Zeit und Jahre!
Was kostet unser Fried? O, wie viel graue Haare!
Was kostet unser Fried? O, wie viel Ströme Blut!
Was kostet unser Fried? O, wie viel Tonnen Gut!
6 Ergetzt er auch dafür und lohnt so viel veröden ?
Ja; wem? Frag Echo drumm; wem meint sie wohl? [Echo.] den
Schweden.
88.
Der Leute Gesundheit , der Ärtzte Kranckheit.
Wem ich ein gesundes Jahr wüntsche, weiß mir ieder Danck;
Nur der Doctor wil nicht dran: andrer frisch das ist sein kranck.
89.
Das Mittel.
Wann das beste nicht zu haben^ neme man für gut das gute.
Auch flir lieb; ist nicht ein tapffrer^ dennoch mit dem fromen Mute.
Wem die Flügel nicht gewachsen, kan die Wolken nicht erreichen ;
Wer nicht hat deß Adlers Augen, muß der Sonne Stralen weichen.
90.
Ein Rath.
Wann ein Rath nicht kennt den Fürsten, und der Fürste nicht
den Rath,
Ruth sichs übel, folgt sichs übel, und der Rath hat keine That.
Andres Hundert. 269
91.
Ffirsten- und PSfel- Regiment.
Ein gutes Fürsten -Regiment gibt mehr- und beßres frej,
Als wol deß leichten Pöfel-Volcks verwirrte Policey,
Die stets auff blindem Willen geht, übt freche Tyranney.
92.
Auff den eigensinnigen Witzel.
Witzel ist der Buhler Paris, seine Meinung Helena;
Diese liebt er, diese schätzt er, ob gleich Krieg ist drüber da.
93.
Oegenw&rtiger nnd vergangener Znstand.
Glücke kennt man nicht, drinne man geboren;
Glücke kennt man erst, wann man es verloren.
94.
Beyspiele.
Wilstu Fürsten Regeln geben.
Gib der andren Fürsten Leben;
Heb sie über Bös empor.
Zeuch nicht ihnen Beßre vor.
95.
Yersnehen.
Wer hoch zu steigen denckt, kümmt der nicht auff die Spitze,
Kümmt doch durch steigen mehr er fort, als ob er sitze.
96.
Gewaltsame Herrschafft.
Wer durch Eisen wird ein Herr, muß sich an das Eisen halten;
Sonsten wird das Eisen selbst ihn nicht leichtlich lassen alten.
97.
Anff Fnsenm.
Bey sieden, kochen, braten
Wirbt Fuscus ihm Soldaten;
270 Andres Tausend
Die Drommel sind die Teller;
Bezahlang gibt der Keller;
Der Krieg ist schmeicheln, schmausen/
Schmarotzen, bttbeln, mausen.
98.
Aufferstehnng der Todten.
Wer nicht glaubt das Aufferstehn, dem ist femer wol erlaubt^
Daß er glaube, was er wil, wann er auch gleich nichts nicht glaubt.
99.
Reichthnm.
Viel haben nicht, nicht viel bedürffen machet reich;
Was ists, was ich nicht dariF, wann ichs nicht habe gleich?
100.
Zuwachs der Diebe.
Diebe, die der Krieg gesäet, last der Friede reichlich finden,
Und der Hencker meit sie abe, wird in Hanff die Garben binden.
Drittes Hundert 271
DESZ ANDREN TAUSEND
DRITTES HUNDERT.
1.
Der Tod.
Ob uns gleich der Tod reist hin, ist von uns doch nichts nicht seine.
Unsre Seele kümmt ihm nicht; unser Haut; Fleisch und Gebeine
Wird uns schöner und verklärt sam der Seele wieder geben
Jene Zeit; die ohne Zeit uns auffs neue heisset leben.
2.
Das Fegefeuer.
Ist ein Fegefeuer wo? DarflF doch dieses keiner dulden^
Der ein böses Weib hat hier^ Armut; Darmgicht; grosse Schulden.
3.
Paneken.
Manmissa ftihrt zwej Paucken, die regen Blut und Mut;
Hier thut es sehn und ftihleU; was sonsten hören thut.
4.
Die ftieht.
Die Gicht verbeut den Wein zu trincken;
Sonst mustu liegen oder hincken.
Mich dtinckt; es sey ein groß Verdruß;
Wann über Maul regirt der Fuß.
5.
Dentsehe Treu.
Wie daß Glaub und Treu ietzund nur wie Rauch man achten mag?
Sehen wir nicht; daßDeutschenietztgemetrinckenRauch-Tabaok?
272 Andres Tausend
6.
Einname und Außgabe.
Drey Heller kummen ein; sechs Heller gehen auß;
Wann Wirthschafft geht also, so geht sie durch das Hans.
7.
Die blähende deutsche Sprache.
Deutschen sind so alte Leute,
( Lernen doch erst reden heute. iL ^)i ^
Wann sie lernen doch auch weiten,
Wie recht deutsch sie handeln selten!
8.
Eines Fiirsten Bewnst von den l ^ ^ '
\ Schweinen.
Ist deßFürstens gröste Tugend, daß er die kennt, die sind Seine?
Ist deß Fürstens gröste Tugend, daß er kennt die wilden Schweine ?
Jenes, wil ich feste glauben, sey deß Fürstens eigne Pflicht;
Dieses, glaub ich, sey deß Försters, sey deß Fürstens eigen nicht.
9.
Anff Stintiam.
Stintia wehrt ihrer Ehren ; wer ihr was wil muthen an,
Ey, der muß es schwer entgelten, sie erzeigt sich als ein Mann;
Dann sie greifft bald zum Gewehre, wer entwerden kan, ist froh ;
Doch wer etwas mehr ist witzig, stehet still; es ist nur Stroh.
10.
Schoen, versetzt: 0 Sehne.
Wie Schoen, wie weiß ist Sehne! O, biß die Sonne sticht;
Und Schoen hat alt und kranc]^ auch leichtlich hingericht.
11.
Regir- oder Welt -Kunst.
Die Welt -Kunst ist ein Meer; es sey Port ober Höhe,
Ist doch kein Ort, da nicht ein Schiff wo untergehe;
Wo dieser segelt fort, fährt jener an den Sand;
Also wie der, der fremd, irrt der, der gleich bekannt.
Drittes Hundert. 273
12.
Kleider.
Pferde kennt man an den Haaren;
Kleider künnen offenbaren,
Wie deß Menschen Sinn bestellt,
Und wie weit er Farbe hält.
13.
Fruchtbringende Oesellschafft. j^j?
Ich bin zwar auch ein Theil und denen Veygestellet,
Die ihres Geistes Hoch zusammen hat gesellet
Zu treffen einen Bund, zu würcken tapfire Frucht,
Daß deutsches Hertz und Mund von neuem auffgesucht
Und seiner Wtird und Zier sey wieder tibergeben, 6
Und dürffe ferner nicht ein armer Sclave leben
Der fremden PraJerey. . Das Miltzkraut soll ich seyn ;
Verkleinern soll ich stets, soll helffen treiben ein
Den auffgeschwollnen Miltz , die Art der stoltzen Sinnen,
Die sich in ihnen selbst beherbergen nicht ktinnen, lo
Und denen viel zu eng ihr deutsches Vaterland.
Sie lassen eignen Werth und wehlen fremden Tand,
Erkiesen Glas für Gold und wollen nichts beginnen.
Was diesem ist gemäß, was etwa ktimmt von hinnen.
So wie in Kleidern sie nunmehr sind Deutschen nicht, 15
So soll auch nicht mehr deutsch seyn, was die Zunge spricht.
Wie muß das Hertze seyn? Ich wil zwar nicht ermüden.
Daß stets an ihren Orth sey meine Pflicht beschieden;
Daß ich. Verkleinernder, verkleinre nicht den Stand,
Den mein Kraut unverhofft in diesem Garten fand, a«
Wo 30 viel Cedem stehn und reiche Palmen prangen.
So aber, was ich soll und wil, nicht zu erlangen.
So neme man f[ir gut, ob Saamen ich nicht zieh.
Daß ich doch blüh, das ist: mich inunerdar bemtih.
14.
Raitnngen.
Die Einnam ist das Weib ; die Außgab ist der Mann.
Wann beyde treffen ein, ist Rechnung bald gethan,
Wiewol es besser ist, es sey ein IJberschuß.
Nur daß kein Rest verbleibt; dann dieser gibt Verdruß.
Logaa. ' IB
274 Andres Tausend
15.
Fastnacht.
Fastnacht ist die schnöde Nacht ^ die das Christenthum fast
schwärtzet,
Drinnen sich die geile Welt mit dem schwartzen Buhler hertzet.
16.
Auf Splendnlam.
Splendula^ dein Roth und Weiß hat es offt gemacht^
Daß es wurde lichter Tag mitten in der Nacht.
17.
In Fnscnlam.
Fuscula; dein Gelb und Schwartz hat es offt; gemacht;
Daß eS; wann es Mittag war^ wurde Mittemacht.
18.
Tag und Nacht: Leben und Tod.
Wann auff Tag nicht käme Nacht; würden. wir gar bald erliegen;
Auch der Tod geht darum vor^ daß wir rechter leben milgen.
19.
SchSnheit.
Wann schöne Weiber bitten ; so heist es schaffen doch;
Da bitten schöne Weiber, in dem sie schweigen noch.
20.
Von der Urania.
Ist Urania der Himmel? Ja; ihr Buhler, glaubt es gerne!
Dann die Milchstraß ist verbanden und die zweyGeschwister-Stöme,
Die den Segel spannen auff und ihn heissen pflügen fort
Durch das tieffe, nasse Saltz in den flirgehabten Port.
21.
Der Sitzer, Anus.
Der Sitzer und ein altes Weib (wie muß doch dieses kummen?)
Sind auff lateinisch einerley , weil beyde gerne brummen.
Jedoch ob diß bedencklich ist, geschiehts vielleicht, dieweil
Das garstig Alter billich ist der Jugend Hintertheil.
Drittes Hundert 275
22.
Hofe -Leute, versetzt: hohe Tenfel.
Hofe-Leute, hohe Teufel; ist es nicht zu viel gesaget?
Nein, weil mancher arme Leute sehrer als der Teuffei plaget.
Falschheit und Betriegligkeiten, Hinderlist, Verleumdung, Lügen
Sind deß Hofes Meisterstücke, öind deß Teuffels sein Vergnügen.
23.
Der rasende David. ^
Wer bey Achis denckt zu leben, wer bey Welt denckt fortzu-
kummen.
Muß bald haben Narren-Kappe, Doctors-Hut bald angenummen.
24.
Anff Vitnm.
Veit gab seine Treu zu pfände ; die hat längst schon sich verstanden ;
Weil sie niemand denckt zu kauffen, bleibt sie Gläubigem in
Händen.
25.
Auf Hyellam.
Der Hebe Frühling hat Hyella nie gemocht;
Der liebe Sommer hat Hyella nie gesucht;
Der liebe Winter hat Hyella stets verflucht;
Sie liebt der liebe Herbst, das ist: der Liebe Frucht.
26.
Anff Dnplimi.
Duplus hat nicht duple Stärcke, da er doch hat duples Hertze;
Dann er führet duple Sinnen: sagt im Ernste, meint im Schertze.
27.
Ein Tyrann.
Ein Tyranne denckt dahin: hat er nicht der Leute Willen,
Daß er seinen Willen doch mit den Leuten mag erfüllen.
Wenig Hegt ihm auch daran, ob er Liebe gleich nicht hat,
Wann in dem nur, was er wil, ieder seinen Willen that.
1 1 Sam. 21, y. 13.
18*
276 Andres Tausend
28.
Ein ^tiger Abschlag.
Nimmt er gleich nicht; was er wil, ist ein gütig abeweiscn
Dennoch flir den armen Mann an den Hohen noch zu preisen.
29.
Redligkeit.
Wer gar zu bieder ist, bleibt zwar ein redlich Mann,
Bleibt aber, wo er ist, kümmt selten höher an.
30.
Die Welt.
Die Welt ist wie ein Meer; ein ieder geht und fischt,
I^^ur daß den Walfisch der, den Stockfisch er erwischt.
31.
Dentschtond^-Wieder. Dentgchland.
Das Eisen zeugt ihm' selbst den Rost, von dem es wird verzehret;
Wir Deutschen haben selbst gezeugt die, die uns ietzt verheeret.
32.
Anff Bardnm.
Bardus ist nur darum da, daß er da ist; o, es wollte,
Da er ward, sein Vater nicht, nur die Mutter, daß er solte.
33.
Die Begierden.
O, die Käthe, die sich kleiden in deß Fürsten Kleid und Zierden,
Leiden selten andre Räthe; wer dann sind sie? Die Begierden.
34.
Der Argwohn.
Dieses kau man zwar wol thun, daß mau leichtlich nimmer traue;
Nur daß nicht, das man nicht trau, leichtlich an uns iemand schaue.
35.
Man wags.
Wer nichts auflF Glücke wagt, stellt alles nur auff Rath,
Irrt offt so sehr, als der gewaget alles hat.
Drittes Hundert. 277
36.
Die Vernimfft.
Besser haben keine Hand;
Als ein Hertz und nicht Verstand.
37.
Der Bart.
Man fleist sich ietzt den Bart vom Maule zu gelosen
Und meint; es kumme her; ich glaubs auch; von Frantzosen.
38.
Bart-Wachs.
Die Deutschen heissen sonst Garmänner; und der Bart
(Hilt weiland man dafür) vermehret männlich Art.
letzt scheren wir den Bart so völlig ab; so rein;
Ey, wollen wir vielleicht Garweiber lieber seyn?
39.
Weiber-Schmnck. ^
Der Schmuck der zarten Frauen steht nicht im Haare flechten;
Drum lassen sie sie fliegen zur lincken und zur rechten.
40.
Hofe -Stellungen.
Es stecket Ja im lincken , im rechten Backen Nein ;
Ja- nein ; das wil bey Hofe vermischet immer seyn.
41.
Der beste Wechsel.
Das verwesen
Bringt genesen;
Das verzehren
Kan verklären
Uns gewehren.
1 1 Potr. 3, V. 3.
278 Andres Tausend
42.
Ein Sehmarotzer.
Bej Hof ist meistens der ein tapfirer Edelmann,
Der Beinkens Hintertheil im Wapfen weben kan.
43.
Ffir sten - Frenndsehafft.
Fürsten sind genädig zwar; selten sind sie rechter Freund;
Wer es glaubt; glaubt^ was nicht ist; glaubet das nur^ was da scheint.
44.
Von einem Kdhler.
Ein Köhler starb und stund; wie must es zu dann gehn?
Er fiel nie; dann er glaubt auch nie das aufferstehn.
45.
Bis, wer dn wärest.
Wer eine Tugend einmal übt,
Eh er sie leichtlich übergibt.
So geb er eher hin sein Leben;
Sonst muß er doch den Namen geben.
46.
Ein menschlich Vieh.
Mancher kan nichts, weiß VemunflFt rühmlich nicht zu weisen,
Suchet drum durch Unvemunfft, daß man ihn soll preisen.
47.
Ein yemflnfftig Weib.
Wer nach einem Engel freyt, trifft offfc einen Teuffei an.
Alles trifft, wer nur Vemunfft an die Seite haben kan;
Dann Vemunfft schmückt trefflich schön; dann Vernunfft macht
alles gut,
Und ein Engel wird das Weib, wann sie wie ein Engel thut.
Drittes Hundert. , 271)
48.
Fiirsten-Befebl.
Sachen; die bequemlich seyn, wolln die Herren selbst befehlen;
Sachen ; die gefahrlich seyn, solin die Diener selbst crwehlen.
Nicht umsonst;' es ist zu thun^ daß sie mügen Mittel finden^
Diener ihnen; aber nicht sich den Dienern zu verbinden.
49.
Ein alt Weib.
Alte Weiber sind die Sträuche^ drauff für Zeiten Rosen stunden ;
Ob die Bösen sind verblichen, werden doch die Dömer funden.
50.
Käthe -Wahl.
Einen treuen Rath zu wehlen, darff der Fürste treuen Rath;
Selbst der Rath darff reiffes rathen, eh er Rath versprochen hat.
51.
Hofe -Leben.
Von deß Hofes Hofe-Leben hab ich manchmal viel gelesen.
.0; das lesen ist nur besser, als daß Selbsten da gewesen.
52.
Hofe -Leben.
Es werden viel Füchse bey Hofe gefressen ;
Noch sind sie doch häuffig daselbsten gesessen;
Das machet, sie wissen, mit waserley Namen
Die Schwäntze von ihnen zur Herrligkeit kamen.
53.
BefSdernngen.
Was bringt den Mann zum Amte? Vermutlich seine Kunst?
Gar selten; was dann anders? Gemeinlich Geitz und Gunst.
>#;. 54. 3^
Der^chweden^Ai^ 50.
Die Schweden ziehen heim; daheime wann sie blieben,
War Deutschland auch daheim und' nicht wie ietzt vertrieben.
280 Andres Tausend
55.
Der ietzige Friede. '>73.
Elin Trojaiiisch Pferd scheinet unser Friede seyn:
Stecket voller Groll, reisset viel Verfassung ein.
56.
Hofe-fifmist.
Hofe-Gunst kan um so viel, wer sonst Lust hat, ihm vermehren,
Wer sich fleisset auch das Arg, wie das Gut, so hoch zu ehren.
'57.
Jungfern- Wangen.
Poeten steht was frey, ihr Jungfern! eure Wangen,
Worauff die Schönheit spielt, die Charites so prangen
Und Flora Wohnung hält, die ehr ich. Die Natur
Hat reichlich bracht hieher in einer vollen Spur
5 Die Gaben ihrer Kunst. Euer sind die linden Höhen,
Für denen Hybla blast, für denen traurig stehen
Psßstanische Gewächs und Lilien nichts sind
Und Helffenbein nicht taug und Purpur wie verblind.
Hier ist der runde Zweck, drauff mit viel tausend Küssen
10 Uns derer Werth mahnt an zu zielen und zu schissen
Auß Ehrerbittung bloß; (wiewols der Brauch verbeut
Und deutsche Zucht nicht wil, die auch den Argwohn scheut.)
Hier ist das klare Feld, drauff Tugend hin ins lichte
Streut auß die edle Scham, zu tragen reine Früchte,
15 Die so schön röthlich bltlhn, die weit ein mehres werth.
Als was die rothe See ie von Corall beschert.
Hier ist der zart Altar von weissen Marmor-Stücken,
Drauff jungferliche Zucht pflegt reines Blut zu schicken
Ziun Opffer keuschem From. Hier ist das flache Bund,
so Drum Zephyrus spielt her, drauff offt Gupido stund
Und sich um einen Weg für seinen Pfeil umsähe
Und dachte, wie ein Wild für seine Küch er fahe
Mit seinem Purpur-Zeug. Hier lag er offt im Halt,
Mit Rosen wol verhägt, wann er die Jagt bestalt.
15 Hier trägt Pomona für Vertumnus, ihrem Schatze,
Die roth und weisse Frucht, das schönste Paar vom Platze,
Drittes Hundert. 281
Den ihre Müh gepflantzt. Hier brennt die nütze Glut
Deß Pharos, der im Meer den Schiffen Bahn und Mut
Zu sichrem Ufer gibt. Hier scheint das keusche Feuer,
Das mehr als Vesta Flamm ist zu verehren theuer; 30
Das bringt den klaren Tag hin in die finstre Nacht ;
Drauß merckt man, obdaschlieff, draüßmercktman, ob da wacht
Die Scham der Eedligkeit, (in derer Port zu landen,
Wer redlich anders buhlt, sein Schiff pflegt hin zu wenden
Und sonsten nirgend wo, er sey dann so gesinnt, S6
Daß bejr ihm Ehr und Schmach vergleichten Außschlag findt;)
Hier hebet sich entpor, hier breitet seine Wellen
Der Tugend Haupt-Panier; hier lacht sie, wann sie lacht;
Hier ist ihr eigner Schmuck ; hier ist ihr eigner Pracht.
58.
Jungfrauen;
Ihr Jungfern, hört mir zu; doch fasset die Geberden
Und meint durch meinen Euhm nicht stöltzer wo zu werden!
Die Jungfern sind ein Volck, sind imter uns gestellt
Als Engel in der Zeit, als Wunder in der Welt;
Sie sind ein kurtz Begrieff von allen Zierligkeiteu, 6
Der Menschheit höchster Schmuck, ein Vorbild jener Zeiten,
Wo alles klar wird seyn, ein Muster erster Art,
Eh uns der Sünden Schmach in Eden erblich ward.
DieJTugend hat sie lieb, last gern um sie sich finden;
Die Ehre krön sie schön; ihr ßuhm bleibt nicht dahinden, 10
Geht mit dem Himmel um, rührt biß an Himmel an ;
Ein ieder preist sie hoch, wer preisen immer kan.
Ich wüste nicht, wer der, und wannen er entsprossen,
Und was für wilde Milch sein erster Mund genossen.
Der ernstlich hier nur siht, der fröhlich hier nicht lacht, if
Wann ihm deß EUmmels Gunst die Augen würdig macht
Zu schauen diesen Glantz, zu mercken diese Sonnen,
Wodurch der Menschheit Werth den höchsten Stand gewimnen
Und so erleuchtet ist. Er ist nicht werth so gar.
Daß seine Mutter selbst ie eine Jungfer war, 20
Der sein Geberde nicht zur Ehrerbitung neiget.
Sein Haupt zum tieffsten bückt, den Fuß in Demut beuget
282 Andres Taiuend
t
Und gibt sich pflichtbar hin Air einen eignen Knecht
Für ein so liebes Volck und himmlisches Geschlecht.
25 ledoch merckt gleichwol drauff^ ihr lieblichen Jungfrauen!
Ich meine die, wo mehr auff That als Wort zu bauen;
Und habt mir nur für gut^ ich mein auch meistens die^
Wo Winter nicht verbot, daß Frühling mehr nicht blüh.
69.
Amadis-Jnngfern. ^
Pfui euch, die ihr euch rühmt der geilen Buhler-Lügen
Deß frechen Amadis, die dahin deutlich tügen,
Wo Circe machte Sau, wo Messalina gieng
Und für den schnöden Sieg der Wette Lohn empfing!
5 Die Zunge schärfl^ er zwar ; allein er stümpfft die Sinnen,
Wil das, was ihr sollt thun, euch überreden künnen
Durch das, was nie geschehn, durch das, was, wanns geschehn,
Die Ehre gantz verdammt, die Tugend nicht mag sehn.
Der Worte göldner Glantz hat Gifi% zu seinem Grunde
10 Und Operment steckt drinn; es schadet zum Gesunde;
Es sterbt die Einfalt hin, erweckt ein solches Klug,
Dafür ein keuscher Sinn Entsatz und Grauen trug.
Nicht mir den weisen Mund, den Amadis gelehret!
Ob^unge laufibt gut, ist^inn doch gantz versehret,
15 Und ist ihm kündig diß, was Oriana spricht.
So weiß er auch, was sonst bey Mireflor verriebt.
Weiß, wie das feste Schloß ward endlich noch errungen,
Weiß, wie es letzlich noch nach vieler Müh gelungen.
Daß so beliebter Gart, im Anfang unerbaut,
so In kurtzem kümmt zum Bau und seine Früchte schaut.
Er weiß, wie Florisel mit vielen kühnen Streichen
Ein königliches Bett imd Buhlschafft kan erreichen;
Er weiß, wie viel der Held damals der Lantzen hat
Gebrochen, weil es Tag, und nachmals, da es spat.
95 Ein solcher Sinn gewohnt, daß Ehre drauß soll kummen,
Unehrlich seyn voran, daß vor- wird an-genummen
1 Epigramma est broyis Satyra; Satyra est longam Epigramma. ^iT^^^ f.
Dritte« Hundert. 283
Aoff Hoffidung zum Erlaub , was nimmer noch erlaubt;
Daß Eltern ihre Pflicht im Winckel wird geraubt^
Daß Lieb imd ihre Brunst mag; was sie wil^ beginnen,
Obs gleich laufffc wider Gott, Zucht, Ehr und irome Sinnen; so
Daß Matter eh als Braut man etwa werden mag,
Hag Braut bey Nachte scyn und Jungfer auff den Tag.
So viel erlernt der Sinn vom Meister geiler Lüsten!
Für dessen Schüler ich mir wüntsche zuzurüsten
Ein Schiff nach Tomos hin, auff daß der Liebe Schweiß 35
Zu leschen Mittel sey durch ein erfrischlich Eiß,
Wie Naso vormals thät, der nach geschriebner Liebe
Vom Pontus Klage-Brief und Trauer-Bücher schriebe
Und hätte wol gewolt, er hätte nie gekost,
Und niemals auch gelehrt die Lieb und ihre Lust. 40
Ihr Jungfern, glaubt es nur, daß euch das Wort zu fUhren
So firech und so gefach gar schwerlich wil gebühren ;
Das Becht und ein Gebrauch, die habens so gericht,
Daß immer iemand ist, der eure Worte spricht.
Wo nützlich und wo noth. O, wie crschrackt ihr Väter! 45
0, wie befahrt sich Rom auff grosses Unfalls- Weter,
Da einmal für Gericht ein freches Weib aufftrat.
Selbst Sach und Klage fKihrt und um die Rechte bat!
Man firagte drüber Rath, schlug auff Sybillen Bücher
und bat die Götter drum, daß diese That sej sicher 50
Für allgemeines Heil; so seltsam war diß Ding!
Mehr als da eine Red einsmals ein Of^hs anfing.
bt Scham und Ehr in euch, so redet stillc-schweigen
Genüg von euch für euch; so kan die Hertzen neigen
Zu eurem Schutz und Gunst ein sitsam Angesicht, 65
Das ieden von sich selbst zu Hold und Dienst verpflicht.
Die Tugend, die ihr führt, ist Königin der Sinnen;
Die schaffetSy die befihlts, daß anders wir nicht künnen,
Als euch nnr wollen wol; die Zucht, die zeucht und zwingt.
Daß nnser Will in uns euch volle Folge bringt. eo
Deß Goldes lieber Preis darff keinem Advocaten
Auff seine! theore Zung in feilen Mund gerathen :
Es lobt sich durch den Glantz; es lobt sich durch die Krafft,
An welcher Erde, Lafflt, Glat, Flut nichts thut und schafft.
284 Andres Tausend
65 Der Rosen rothes Schön ; wann sie anß grünem Bette
Früh -morgens lächeln rauß imd spielen in die wette,
Leucothoö, mit dir, ist Selbsten seine Pracht,
Die keine Zunge mehr noch minder zierlich macht.
Die Augen sind verblendt, die helle Diamanten
70 Für Glas und fiir Cristall nicht unterschiedlich kanten,
Da erst zu schweren ist: das ist der theure Stein, ,
Der nur von Blut und sonst wil nicht bezwinglich seyn.
Solls erst die Zunge thun, die Jungfern werth zu machen,
So ists gor schlecht bestellt, so sind der Tugend Sachen
7* Auffs schlipfirige gesetzt, und ihre Würde steht,
Nach dem die Zunge schwer, nach dem sie fertig geht.
Solls viel Geschwätze thun, so muß den Papageyen
Ihr Preis noch mehr als sonst ins hohe nauff gedeyen.
So kümmt auch hoch die Schwalb, und ein gemeiner Heer
80 Gilt einer Jungfer gleich, wie schön sie immer war.
Fürwahr, ihr redet oflFt, viel, prächtig, frey und lange,
(Thuts euren Ohren wol, thuts fremden doch gedrange)
Und wann es dann ist auß, wird billich noch gefragt,
Ists auß? Was wil sie dann? Was hat sie dann gesagt?
85 Die Bohsne lachet oift, und sauer siht die Tjber,
Die Elbe rümpflft sich selbst, die Augen gehen über
Dem armen Priscian, wann euer strenger Mund
So bitter plagt ein Wort, das ihr doch nie gekunt.
Die Sprache würgt und kränckt, zermartert, krüpelt, stümmelt,
90 So lächerlich damit lallt, stockert, stammelt, tummelt
Und so tjranmsirt und wider Willen zwingt.
Daß so sie gelten soll, wie sie durch euch nur klingt.
Ein Bach, ein Begen-Bach, vom Himmel Her gestärcket.
Wann er, was er so sey, und was er künne, mercket,
ssLaufft über Thamm und Band, scheust über Schütz und Wehr,
Bricht da und dort herauß, ergeust sich hin und her.
Mischt, was er in sich hat, treibt, was er führt zu Hauffen,
Daß Fisch, Frosch, Holtz und Schlamm hin mit einander laufFen,
Biß daß die Wolcke weicht, die ihm gab kurtze Krafft;
100 Dann bleibt das eine da, das andre dort verhafFt.
Ihr Damen so genant, die krausen Complimenten,
Die euch das leichte Volck der tollen Liebs-Studenten
Drittes Hundert. 285
In eure Sinnen geust^ die schwellen euren Mut^
Weil euch das heucheln wol, das loben sanffte thut.
Sie werffen sich euch hin zu euren zarten Füssen^ 105
Sie wollen sonst von nichts als nur von KnechtschafiFt wissen;
Sie küssen euer Hand ; sie küssen wol den Grund,
Wo euer Fuß trat hin, wo euer Schaten stund;
Sie stelin auflf euer Wort das Urthel ihres Wesens,
Deß Lebens Auffenthalt, die Artzney deß Genesens; 110
Ihr seyd der Seele Seel, und ausser euch sind sie,
Als wären sie nicht mehr und vor gewesen nie.
Die Sonne dieser Welt hat nie so schön gebrunnen
Als eurer Augen Licht, das göttliche paat* Sonnen,
Der Wangen Lilien, mit Bösen untermengt, 115
Ist ihre Frühlings-Lust, daran ihr Hertze hengt;
Der theure Mund -Bubin, wem dieser kümmt zu küssen.
Der mag sich einen Gott Und keinen Menschen wissen
Und düncken mehr als Mars, auch als Adonis mehr,
Die Venus Mund geküst, der vor berühmt war sehr, i«o
Eh ihr kamt aufF die Welt, und ietzt von eurem funckein,
Wie von der Sonn ihr Stern am Himmel muß vertunckeln,
Und daß ihr in der Welt die Welt noch etwas acht:
Das ist ihr gröstes Heil, das sie noch rühmlich macht.
So saust der Buhler- Wind und schwellt euch die Gedancken ; 125
Die bleiben nicht daheim in ihren alten Schrancken;
Ihr Haus ist viel zu eng und suchen dann ein Thor
Am nechsten, wo es ist; da brechen sie hervor
Zum Munde meistens auß, der wil sich lassen mercken,
Wil sejn gegüntes Lob nicht mindern, sondern stärcken, iso
Sagt her, wie er vermag, gibt rauß, was er nur kan
Und meint, daß Peitho selbst hat nie kein Wort gethan,
Das lieblicher geschallt. Allein es wird leicht Amen;
Der Nachdruck bleibt daheim; es mangelt an dem Saamen
Erfahrung und Verstand, der fruchtbar pflegt zu seyn i»6
Und nichts, was ungeschickt zum reden, gibet ein.
Es gilt euch alles gleich, geschickt und ungeschicket.
Gereimt und ungereimt, gesticket und geflicket,
Gemengt und abgetheilt, halb oder außgeflihrt.
Und ist euch gar genug, wanns nur heist discurirt. uo
286 Andres Tausend
Was nicht wil seyn, das bleibt; kümmts nicht; so mag es stecken^
Es scheint nicht höflich sejn, was schlafet; aufi^zuwecken;
Genug, wann nur der Berg sich groß und schwanger stellt.
Wann endlich gleich herftlr nur wo ein Mäußlein schnellt.
145 Doch daß nur niemand lacht! O nein; ich muß nur klagen.
Und daß man eurer sich erbarmen solle, sagen,
Weil euch von Perlen träumt, und werden Thronen drauß.
Weil ihr nach Ehren greifi% und ziehet Spot ins Haus.
Viel plaudern hat noch nie viel Nutzen heim getragen;
150 Viel schweigen hat noch nie viel Schaden zu beklagen;
Ein wol geschloßner Mund verwahrt ein weises Hertz;
Ein ungebimdnes Maul bringt ihm und andren Schmertz.
Ihr irrt, so euch bedünckt, ihr wäret angenemer,
Wann ihr nur viel sagt her. Ich halt es viel bequemer
155 Zu aUer Menschen Gunst, wann dieses ihr nur sagt.
Daß der euch mercke from , der euch um was gefragt.
Man rühmet Jungfern nicht, die allzuweit gereiset;
Ein Weib, das als ein Weib weiß mehr, wird nicht gepreiset.
Die Jungfern, die so wol im lieben sind geübt,
160 Die übt man zwar noch mehr, nur daß man sie nicht liebt.
Als wie der Zeit- Verdruß mit Schach-Bret, Karten-spielen
Biß weilen wird gestillt bey denen, die nicht zielen
Auff Gold und auff Gewinn: wann nun das Spiel ist auß,
So liegt, so gilt nichts mehr der König und das Taus.
166 Und also gehts mit euch; deß Schlafes sich zu wehren.
Den Unmut abzuthun, die Weile zu verzehren,
Hört mancher, was ihr sagt, sagt, was ihr gerne hört.
Biß daß er dann ist sat, ihr aber sejd bethört;
Dann hat der schlaue Fuchs den Raben bracht zum singen ;
170 Dann hört man, wie das Faß sey leer und künne klingen;
Dann merckt und nimmt man ab, daß eure Fablerey
Ein Wiederhall, vielleicht noch weniger was sey.
Es machts nur Phantasos, der durch die blancke Pforte
Euch bringet einen Wahn, der gleich ist eurem Worte,
175 Das ihr für Glücke schätzt, das euer Mund gebiert,
Wann einer, wer weiß wer? Euch mit zu Bette führt.
Dann, wann nun dieser Stand von euch ist so errungen,
Und euch ist so und so ein freyer Sprung gelungen
\
Drittes Hundert. 287
Ins weiche Feder-Feld; ey, lieber, sagt mir doch,
Braucht ihr den Amadis und discnrirt dann noch? isc
Wann euer Eind ihr putzt, wann manchmal eure Backen
Fttnff Finger euch zur Zucht biß auff das schwellen zwacken?
Wann ihr in Eühstall geht, wann ihr die Suppe kocht,
Wann ihr den Stockfisch bleut, wann euch der Prügel pocht?
Ach ja! Eind, Knecht und Magd, die stehen imd verstarren; iss
Die Schweine sehn empor; Eüh, Kälber, Ochsen, Farren
Und alles Feder- Vieh hört mit verwundren drauff,
Wie ihre kluge Frau gibt einen guten Kaufi^
Am Zuwachs edler Wort; allein es wil noch fehlen.
Daß sie nicht werden sat, noch so die Worte zehlen, i9q
Wie Müntze wird gezehlt. Drum weg mit eurer Kunst,
Die einmal kaum nur gilt und weiter ist umsonst!
Die stille Frömigkeit, das eingezogne Wissen,
Was gut, was selig sey, darff nimmermehr vermissen
Sein Lob und seinen Nutz; es gilt für alle Welt 195
Und bleibet immer stehn, wann diese letzlich fslUt.
60.
Beute anßm deutschen Kriege.
Was gab der deutsche Krieg für Beute?
Viel Grafen, Herren, Edelleute.
Das deutsche Blut ist edler worden.
Weil so geschwächt der Bauer-Orden.
61.
Tüchtige Wahr.
•
» Die Wahren, welche vomen an
^ In einem Laden liegen,
Die kaufft nicht gern ein iederman;
Sie pflegen nicht zu tügen.
Die Jungfern, welche zu dem freyn 6
Die Freyer selbst wie laden.
Wo diese nicht verlegen seyn.
So haben sie doch Schaden.
288 Andres Tausend
62.
Jnngfern- Sorge.
Wann Jyngfem wollen freyn und ändern ihren Titel,
Ist ihre meiste Sorg um ihres Buhlers Mittel
Zu ihrem Unterhalt; daß sie nicht dürffen sorgen
Und das, was ihnen noth, beym Nachbar etwa borgen.
63.
Der vereinigte Glauben.
Ein Beichstag ist nicht weit.
Da aller Glaubens -Streit
Wird gantz beschieden werden,
Wann Gott hier von der Erden
Wird haben alle Welt
Für seinen Thron gestellt.
64.
GemeinschafFt bringt Verachtung, sonderlich Fürsten.
Wo viel Gemeinschafft ist, ist Ansehn nicht gemein;
Wo Ansehn mehr nicht ist, wil auch nicht Folge seyn;
Wo Folge reisset auß, kan Ordnung nicht bestehen;
Wo Ordnung nicht besteht, muß Wolfahrt untergehen.
65.
Hofe-Werth.
Ich nehm ein Quintlein Glück und kauffe Hofe-Gunst;
Ob dir es so beliebt, nim einen Centner Kunst:
Die leichte Müntze gilt, die schwer ist hier umsonst.
66.
Ein Fttrsten-Rath.
Wer ist, der seinen Bath dem Herren redlich gibt.
Der, den sein Fürst? Nein; der, der seinen Fürsten liebt.
67.
Der Zorn.
Der Zorn ist eine volle Bach,
Ist aber trucken von gemach.
Drittes Hundert. 289
68.
Die fifenade.
Daß warm ist Menschen mehr als kaltes angeboren.
Dem Fürsten sey die Gut als Schärflfe mehr erkoren !
69.
Der Neid.
Neiden und geneidet werden
Ist das meiste Thun auiF Erden.
70.
(ilegenwärtige und verlohrene Tngend.
Tapffre Leute pflegt der Neid gerne sehn begraben,
Außgegraben ; wann er sie nun nicht mehr kan haben.
71.
Elender Znstand der Ffipsten.
Fürsten haben zwar mehr Gut als vielleicht gemeine Leute,
Haben aber derer viel, denen sie stehn stets zur Beute.
Fürsten haben zwar viel Dienst, müssen aber viel ernähren,
Künnen auch für sich nicht mehr als ein eintzler etwa zehren.
72.
Ein unrnhig Gemfite.
Ein Mühlstein und ein Menschen-Hertz wird stets herum getrieben;
Wo beides nicht zu reiben hat^^ wird bojdes selbst zerrieben.
73. ,
Verstellnng.
leder schilt das Hofe-Leben, wann er nicht darinnen ist;
leder nimmt das Hofe-Leben, wann er nur wird drein erkiest.
74.
Der Feind nieht zn yerachten.
Mit dem Feinde soll man fechten, für dem fechten ihn nicht schmähn;
Viel, die schmähten ungefochten, hat man fechtend lauffen sehn.
Lof^u. 1 9
290 Andres Taiuend
75.
Anff Blincam.
Blinca, wann sie ferne steht, kan sie Liebe leicht erwecken;
Blinca, wann sie nahe steht, kan sie Liebe leicht erstecken.
76.
Beyfall.
Wer Unrecht bilHch hält, ob Unrecht er nicht thut,
So thut er doch nicht recht, daß böses er heist gut.
77.
Anff Psetmn.
Psetus bat mich nechst zu gast, und ich gieng nicht; ich war sat
Noch von dorne, wie er mich längst vorhin casteyet hat.
78.
Das VergangeAe nnd Kfinfftige.
Was weg ist, lasset Beu;
Was kummen soll, macht Scheu.
Die Jugend die zerran;
Das Alter dringt heran.
Drum dencke man dahin.
Wo Jugend stets bleibt grün,
Wo Alter immer steht,
Wo Leben nie vergeht.
79.
Anff die männliche Virosam.
Wie daß Virossa dann noch keinen haben kan?
Ein Mann bedarff ein Weib ; ein Mann darfF keinen Mann.
80.
Vom ersten April.
Wir üben im April die Leute durch vexiren
Und pflegen sie im SchimpfF herum- und an zu führen;
Man öffnet so den Witz, daß er sich thu herfür.
Wie diese Zeit schleust auff der Welt Lust, Nutz imd Zier.
Örittcs Hundert. 291
81.
Anff Vitnm.
Ey, sihatu nicht, wie Veit für Weibern sich verstecke?
Ja! aber wo dann hin? Ey, unter ihre Decke.
82.
Von einer Fliege.
Eine Fliege war so kühn^
Setzte sich vermessen hin
Auff deß Mündleins süsses Both;
Chloris schlug und schlug sie tod.
Florus sprach: O, wann nur ich
Dürffte so erkühnen mich!
Dieser Schlag, hielt ich dafür,
Diente mehr, als schadte, mir.
83.
Von einer» Biene.
Phjllis schlieff; ein Bienlein kam,
Saß auff ihren Mund und nam
Honig, oder was es war,
Corydon, dir zur Gefahr;
Dann sie kam von ihr auff dich.
Gab dir einen bittren Stich;
Ey, wie recht, du fauler Mann!
Soltest thun, was sie gethan.
84.
Bficher-Stnbe.
Dieses ist ein Todten-Grab , dessen Todten reden künnen,
Sagen das, was weit hindan, zeigen das, was noch von hinnen.
85.
An Blandnlam. ^
Blandula, die göldne Sonne zwischen deinen weissen Brüsten
Macht, daß die, die beydes sehen, gerne recht zu schlissen wüsten.
Ob der reine Schnee der Brüste von der Sonnen Glantz ensteh,
Oder ob den Glantz der Sonne kläre deiner Brüste Schnee.
19*
292 Andres Tausend
86.
Rathen.
Wer andren gibet Bath , gibt wider sich den Rath ;
Dann Zorn erfolgt für Danck, wann Rath gefehlet hat.
87.
Frühling and Herbst.
Der Frühling ist zwar schön ; doch wann der Herbst nicht war,
War zwar das Auge sat, der Magen aber leer.
88.
Anff den verlogenen Varillnm.
Varillus ist das Jahr; sein Will ist immer rund,
Daß morgen Winter steht, wo heute Sommer stund;
Nur wann ein Schalt-Jahr ist, kUmmt Warheit wo mit ein;
Sonst wil ein iede Stund ein eigne Lüge seyn.
89.
Verheischnngen.
Das Ja soll seyn ein Pfand, bey dem sich sicher weiß.
Wer uns sein Trauen lehnt auff unseren Verheiß.
90.
Edelgesteine und Perlen.
Was macht die edlen Stein und klare Perlen werth?
Ihr Werth nicht, sondern das, daß man sie so begehrt.
91.
Das Glficke.
Das Glücke richtet auff; das Glücke stösset nieder ;
O, Glücke thut es nicht! nach dem sich stellt ein ieder.
Nach deme stellt sich Glück. Ein Sinn, dem stets gefallt.
Was Gott gefällt, steht stets, weil Zuversicht ihn hält.
Drittes Hundert. 293
92.
Das bürgerliche Recht.
Das Bürgerliche Recht gilt sehr ietzt in der Welt,
Weil Vorthel^ Nutz, Gewinn für recht ein ieder hält,
Was ehr- und christlich ist, weit hinten aber stellt.
93.
Der fiirnemste Kammer.
Für den Bauch und für den Kasten
Trägt man alles Kummers Lasten.
94.
Aoff Calvnm.
Es kümmt zu euch nicht Calvus, ihr Hann, in eure Rey;
Er kümmt zu euch, ihr Hennen! sein Kopff der ist ein Ej.
, 95.
Der Glauben.
Mich dünckt, Religion sey schlecht Religion,
Wann mehr nicht, als nur diß man glauben soll davon.
Was die VernunfFt erlaubt; wie wil doch dieser eiu,
Daß Gott ohn Ort und End, und Welt auß nichts soll seyn?
96.
Jahr -Zeiten.
Im Lentzen prangt die Welt mit zarter Jungferschafft;
Im Sommer ist sie Frau, mit schwanger-seyn verhafft.
Wird Mutter in dem Herbst, gibt reiche Frucht herauß,
Ist gute Wirthin, hält im Winter rathsam Haus.
97.
Eine Wnnder-Glocke. *
Die Glocke deß Virgilius, wann diese weiland klang
Bey deß Atturus Hofestat, so sah man, wie da sprang
92, 1 Dann der Stadt-Handel beruhet meistens auflf Vorthel. 1 Achill.
Panop. BurggravI. s. 76.
294 Andres Tausend
Und stürtzte sich ins Wasser ein, wer ihm nur war bewust
Von schändlicher Ehbrecherej und andrer Huren-Lust.
6 Wie gut; daß diese Glock ietzund bey unsrer Zeit nicht klingt;
Sie zwinge größres Volck in Tod, als das GeschtUze zwingt.
98.
Der Sieg.
Wer durch das Eisen siegt; hat ritterlich gesiegt;
Betrieglich hat gekri^^ der durch das Geld gekriegt.
99.
Reimen.
Freude, die gezwungen ist, geht in schwerer Fahrt;
Keime, die gezwungen sind, haben wenig Art.
100.
Anff Cerinnam.
Cerinna ist wie zartes Wachs so weiß, so zart gezieret;
Drum hat in sie ein schönes Kind ein Künstler nechst bossiret.
Vierdtes Hundert. 295
DESZ ANDBEN TAUSEND
VIERDTES HUNDERT.
1.
Alamodisten. ^
Almodad kam vom Sem herab, vom Japhet Ascenas;
Daß dami dem Alamode-Stamm der Deutsche so trägt Haß?
2.
Soldaten -Brauch.
Starck an Köpffen ins quartier,
Aber starck zu Feld an namen,
Kamen immer vor lierfür
Unsre Krieger, wann sie kamen.
3.
»er Tod Christi.
Da das Leben gieng und starb , fing das sterben an zu leben ;
Dann der Tod hat durch den Tod in den Tod sich müssen geben.
4.
Lebens -Regel.
m
Bis, wer du bist; laß ieden auch für dir seyn, wer er ist;
Nicht, was du nicht kanst, was du kanst, sey dir zu seyn erkiest.
5.
Das Leiden Christi.
Uns zu Liebe wolte Christus Marter, Schmach und Tod erleiden;
Ihm zu daucken wollen Christen Marter, Schmach und Tod ver-
meiden.
Wann nun aber Christus wird kummen in der Herrligkeit, ,
Wird, wer weit vom Leiden blieb, auch von Freuden bleiben weit.
1 G«ne0. 10, V. 26.
296 Andres Tausend
6.
Die Liebe deß Vaterlandes.
Man liebt das Vaterland deß Vaterlandes wegen?
Nein, weil an dessen Heil uns selbsten viel gelegen.
Wann wo das Vaterland nicht manchen ehrt und liebt.
Ein schlechtes nimmt er drum, daß er es gantz begibt.
7.
Erbarmang nnd Barmhertzigkeit.
Eines andren Pein entfinden, heisset nicht barmhertzig seyn;
Recht barmhertzig seyn, wil heissen: wenden eines andren Pein.
8.
Anff Porniam.
Keine Schand-, ein Ehren-Hure soll man, Pomia, dich nennen;
Weil dich nicht verachte Leute, sondern die geehrten kennen.
9.
Anff PsBtnm.
Psßtus, du und auch dein Weib lebet stets in einem Willen;
ledes wil das andre sehn ehstes in das Grab vervöUen.
10.
Die Crentzignng nnd Anfferstehnng Christi.
Was, Ev und Adam ihr, vom Holtze näschig nisset.
Das ists, was Christus drauflf am Holtze bitter büsset;
Was vor im Garten fiel, steht ietzund aufl^ im Garten:
Die Flucht vom Paradeis wird so zu Himmelfahrten.
. 11.
Anff Phorbantem.
Phorbas gieng zu seinem Lieb; als er kam für derer Thür,
Zittert er als wie ein Laub, wüste gleich wol nicht, wo tiir,
Hilt sich sonst für einen Mann, biß er, als er dachte nach,
Ey, mein Hertze gab ich ihr, und sie gab mir ihres, sprach.
Vierdtcs Hundert 297
12.
Dreyerley Aofferwecknng von Todten.
Zu Hause; fUr dem Thor und auß des Grabes Klufft
Wird von deß Todes Schlaf ins Leben auffgerufft
Jairus Kind^ der Sohn zu Naiu^ Lazarus;
Hertz ; Mund und Werck in uns soll aufferstehn zur Büß.
13.
Von einer Witfrau.
Eine Witfrau gieng zur Trau^ nam ietzund den vierdten Mann.
Als die Zeit zuni schlafen gehn auch nun endlich kam heran^
Ach! sprach sie^ ach! ach! hätt ich vor an dieses Ding gedacht;
Niemand; niemand hätt es mir nimmermehr mehr eingebracht!
Doch sie gieng; war gar getrost; und das Kind; das sie gebar 5
Kaum in zwantzig Wochen drauff; wieß; wie sie vergeßlich war.
14.
Die Liebe.
Nenne mir den weiten Mantel; drunter alles sich verstecket:
Liebe thutS; die alle Mängel gerne hüllt und fleissig decket.
15.
Drey sch&dliehe Dinge.
Spiel; Unzucht und der Wein
Lässt Beich; Starck; Alt nicht seyn.
•■
16.
Ein frachtbares Weib.
Wann sie gebiert, wie sichs gebührt;
Dadurch wird eine Frau geziert.
17.
Liebe nnd Geitz.
Lieb und Geitz sind solche Brüllen, welche dem, der auff-sie stellt,
Macheu, daß das dickste Schwartze für das zartste Weiß erhellt.
298 Andres Tausend
18.
Neigungen.
Wer an Gaucklern und an Narren Beine Lust und Labial hat^
Ean sie an sich selbsten haben^ wann er braucht der Lüste Bath.
19.
Ein kostbares Hans.
Wer ein schönes Haus ihm baut^
Hat ihm selbst nicht recht getraut^
Daß er sey gar groß geschaut.
20.
Lflgen.
Ob Lügen sind der Warheit gleich, sind drum sie bald ihr Kind?
Die Kinder sind offt einem gleich, von dem sie doch nicht sind.
21.
Warheit nnd Lfigen.
Die Warheit ist ein Oel, die Lügen Wasser; schwimmt
Doch endlich oben auff, wie viel man Wasser nimmt.
22.
Anff Mornm.
Monis klagt, daß seine Frau an der Frauen-Kranckheit liege,
Daß dafür noch Teuffels-Koth, Biebergeil, nochFeigbohn ttige;
Ob man Mauß-Ohr-, weisser Lüg-, auch Melissen-Wasser narae,
HilfFe nichts, auch Anis-, Lein- und auch nicht der FenchelrSaame ;
5 Von dem Schwertel gelb und blau, von Bahpontick und dergleichen,
Costus nicht, auch Moly nicht künne diese Noth erweichen;
Keine Wurtzel! mich bedünckt, daß ich etwa wo gelesen,
Zapffen-Kraut, so viel genug, macht von dieser Sucht genesen.
23.
Anff Lingnm.
Lingus solte für den Hust brauchen Loch de Farfara;
Diß verstand er so und so, brauchte Loch de Barbara.
Yierdtes Hondert. 299
24.
Anff Pimplam.
Pimpla hat das Jungfern-Feber; Rage-Kraut und Stendel-Wurtz
Kan es dämpffen^ ist zu brauchen nicht zu sparsam^ nicht zu kurtz.
25.
Ffirsten und Festungen.
Eine Festung und ein Fürst sehn mich an f&r eine Sache;
Die da stets darffVorrath, Geld, Mannschafft und bestellte Wache.
26.
Zahlnngs* Fristen.
Noch Hauptgut; noch die Zinsen darffietzt ein Schuldner gelten;
Es stehn zwar so die Schulden, der Glauben aber selten.
27.
Die Tugend.
Tugend ist so trefflich schön; daß sie dann die Welt nicht liebet?
Weil sie alt, so schämt sie sich, so sie sich auff lieben gibet.
28.
Redligkeit.
Wer die Bedligkeit wil ireyen, mag sich kühnlich lassen ein;
Leichtlich, dann sie ist verächtlich, wird er wol kein Hahnrey seyn. .
29.
4
Braut ffir Weib. ^
Die Braut wird flir das Weib bey Rechten offt geacht;
Sie dencken auff den Tag, nicht aber auff die Nacht.
30.
Das Wasser.
Ob das Wasser, wird gefragt, die, die Wasser trincken, nähret?
Nährt es nicht, so ists doch gut, daß es auch wie Wein nicht zehret.
1 L Jol. d. Adolt.
300 Andres Tausend
31.
Anff Jungfer Dubiosam.
Dubiosa ist sehr schön, reich, geschickt und sonst von Gaben;
Nur der Juden Hohe-Priester künte sie nicht ehlich haben.
^ 32.
Rath oline That.
Anschlag, der nicht Fortgang hat,
Ist ein Wagen ohne Bad.
33.
Der Namens -Tag.
Einen schlechten Namen hat, dessen Namen durch das Jahr
Einen Tag und sonsten nie kündig und geehret war.
34.
Der May/J
Dieser Monat ist ein Kuß, den der EUmmel gibt der Erde,
Daß sie ietzund seine Braut, künfftig eine Mutter werde.
35.
Anff Umbriam.
Umbria ist zwar nicht schön; doch sie ist der Schönheit Schimmer,
Wann sie etwa gehet her hinter schönem Frauen-Zimmer.
36.
Hand-Prophecey.
Wer unsrer Welt sah in die Hand,
Was ist es, das er drinnen fand?
Raub, Mord, Trug, Schinderey und Brand;
Ihr ist das letzte Becht erkant.
37.
Tausend gfildene Jahre.
Ehstes wird die böse Zeit kummen auff die Bahre ;
Ehstes werden werden jung tausend göldne Jahre;
Wie es scheint, kans auch wol seyn; dann solch Gold zu kochen.
Hat zu Kohlen, Stadt und Dorff Krieg schon abgebrochen.
Vierdtes Hundert. 301
38.
An die Sehweden. 2^y
Alles Inselt von dem Vieh^ das ihr raubtet durch das Land;
Asche von gesammtem Ort; den ihr setztet in den Brandy
Gebe Seiffe nicht genug; auch die Oder reichte nicht
Abzuwaschen innren Fleck; drüber daa Gewissen rieht;
Fühlt es selbsteu; was es ist; ich verschweig es ietzt mit Fleiß; s
Weil Gott; was ihr ihm und uns mitgespielet, selbsten weiß.
39.
Beredsamkeit.
Ein beredter Mund
Hat offt viel gekunt;
Manchmal zum verrichten;
Manchmal zum vernichten.
40.
Steigender nnd fallender Nutz.
Garten-Nutz von Frauen-Aepffeln wird in Anschlag nicht gestellt;
Weil es ist ein solcher Nutzen; welcher steigt und welcher fiillt.
41.
Die nene*Welt.
Weil der Krieg die alte Welt hat zerstöret und verheeret;
Werden neues Land; Stadt; Becht; Brauch und Siten uns gewehret.
42.
SchSnheit.
Schönheit; die man hält so werth;
Schönheit; die man so begehrt;
Ist gar sparsam eingericht;
Meistens unters Angesicht;
Wann die Menschen giengen bloß; f^
War sie vielmals nicht so groß;
Schmuck und Kleider helffen eiu;
Machen Anmut; geben Schein.
302 ' Andres Tausend
43/
Unbestand.
Daß im Circkel eine Vierung sey zu finden^ ist wol klar;
Aber daß auff runder Erde kein Bestand; bleibt dennoch wahr.
44.
Ergetdigkeit.
Ej; wie schad ists um die Zeit; die mit Reimen ich verspiele!
Übler würde reimen sichs^ wann mit nichts thun sie verfiele.
Eine Kuh für Leib und Sinn ist gelassen iedem zu;
leder ruhe wie er wil; ich beruh in dieser Buh.
45.
Ruh im^ MitteljPnnci
Die Ruh fiUlt in den Mittel-Punct^ bei Lupa aber nicht;
Wer hier kümmt her und sucht zu ruhu; wird schändlich außgericht.
46.
Ein Ranseh.
Kümmt Rausch vom rauschen her? Berauschte sind nicht stille:
Im gissen rauscht der Trunck^ der Magen auf die völle^
Die Blase mit sam ihm^ (wann übrig ein was kümmt;)
Last rauschen; was zu viel^ last rauschen ^ daß es schwimmt.
•47.
Anff Fcemininum.
Aller Unfall; der da kümmt; macht; daß Fcemininus weine;
Macht alsO; daß er; man glaubt; sey nicht einer; sondern eine.
48.
Die christliche Liebe.
Weiland war die Lieb ein Feuer, wärmen war ihr nützer Brauch;
Nun sie aber ist erloschen; beist sie nur als wie der Rauch.
49.
Frennde.
Freunde pflegt man zu erwehlen
Nur nach wägeu; nicht nach zehlen.
Vierdtee Hundert. 303
50.
Anff Psendonem.
%
Mir sagt Pseudo halb sich zU; einem andren auch so viel^
Und das Hertze hält er ihm; nem ihn gar, wer immer wil!
51.
Anff Levnliim.
Levulus ließ Treu und Glauben seiner Buhlschafft auffzuheben;
Nachmals hat er Treu und Glauben ihr für eine Nacht gegeben.
Wer ein älter Brecht drauff führet, muß Beweis und Grund erfinden.
Treu und Glauben einer Hure wieder auß Besitz zu winden;
Levulus mag nachmals stehen foiiien dafür oder binden. 6
52.
Anff den unveFschimten Calvnm.
Calvus hat so grossen Schedel und noch dennoch kein Gehirne ;
Voller Stirn ist auch sein Schedel ; dennoch hat er keine Stime.
53.
Anff Palponem.
Du brauchest deine Zung als wie der Fuchs den Schwantz;
Ach, daß du, Palpo, so sie müssest brauchen gantz!
Weil seinen Schwantz der Fuchs mit Wasser offb befeucht,
Daß ihn zwar viel nicht kost, zum besten doch nicht reucht.
54.
Hoffart, Hochfahrt.
Als Lucifer fuhr gar zu hoch,
Da fuhr er ab ins Höllen-Loch.
Was gar zu hoch, wird umgekahrt.
Und Hochfahrt wird zur Niederfahrt.
55.
Nacht -Rah.
Ob sich deß Beruffes mühen
Gar biß an die Nacht verziehen,
Ist uns doch vergünt die Nacht,
Die davon uns müssig macht.
304 Andres Tausend
66.
Tage-Wepck.
Weil die Nacht uns unsre Sorgen
Wolte biß auff heute borgen,
Soll man heute billich dran,
Abzuzahlen, was man kan.
57.
Bauern.
Die Banem sind so listig und sind gleichwol so grob?
Sie sinnen stets auff eines .und halten auch darob.
58.
Stadt-Cfewerb.
Wodurch wird doch ein Bürger reich? Ihr Bauern, fült das Urthel:
Er schätzt ihm Selbsten seine Wahr, braucht überall ein Vorthel.
59.
Auff Bibalnm.
Bibulus sorgt für sein Thun und bestellet so sein Haus,
Daß der Magen nimmet ein, und die Blase gibet auß.
60.
Land -Leute.
Bauers-Leute sind der Magen, der das gantze Land ernähret;
Dennoch ist am allerschlechsten das, wo von er selbsten zehret.
61.
Schmarotzer.
Der Bäume Blätter wenden sich, wann Sonne wieder wendet;
Der Heuchler Sinnen folgen nach, wohin ihr Günner lendet.
62.
Auff Dnleicnlam.
Dulcicula Hebt ihren Mann, denckt nicht nach ihm zu leben;
Zu sterben endlich unter ihm, nicht vor ihm, war ihr eben.
Vierdte« Hundert. 306
63.
Anff önophilnm.
Der Hering ist Onophilus; das Meer, das ist der Wein;
Dann jener kan nicht einen Tag von diesem trucken scyn.
64.
Hofe -Gunst gegen einem.
Wann der Fürst nur einen liebet
Und die andren übergibet,
Wird in vielen viel vergeben,
Was nur einer nicht kan heben.
65.
Heuchler.
In Kranckheit pflegt ihm Rath zu schaffen
Ein Low durch Fleisch von einem Affen:
Viel würden ihnen Heil verhafften,
Wann Fürsten Heuchler abeschafften.
66.
Gesang auß BmoU.
Daß sein Gesang auß lindem B
Und nimmer nicht auß hartem geh.
Muß machen; wer bey Hofe singt
Und wil, daß alles lieblich klingt.
67.
Aufl Crudum.
Crudus thut nie nichts umsonst, weil er lebt, wil dennoch haben
Daß man ihn, wann er nun tod, (billich!) soll umsonst begraben.
68.
Der singende Schwan.
Gläubstu, daß für ihrem Tode, wie man schreibt, die Schwanen
singen?
Ja, wo du mir einen möchtest, der es selbst gehöret, bringen.
Logan. 20
306 Andres Tausend
69.
Anff Kasatum.
Nasatus^wie ein grosserHeiTySchickt^eh erkümmt,vor insQuaf tier —
Laquey und Trompter ist es nicht: dieNase kümmt weit fUr ihm flir.
70.
Anff Chrysophiliim.
Sehr reich bistu und auch sehr kärg^ Chrysophilus; mich dünckt;
Das Gold; wann es gefangeji liegt; nicht mehr als Eisen bringt.
71.
Geitz.
Wer Gold Gott nicht zu Dienst und ihm zum Brauche nützet;
Hat daS; was hat; wer Gold im Stollen noch besitzet.
72.
Anff yalpianam.
Vulpiana ist selbander (was doch ietzt fUr Fälle sind!)
Bey zehn Jahren; meide sorgen! dann ihr Mann; der ist ein Kind.
73.
Falsch im niedren, falscher im hSheren.
Wer in geringen Sachen bübelt; die nicht viel sondres tragen ein,
Wird mehr in denen Sachen vortheln, die mehr genißlich wollen
sejn.
74.
Anff Mollinm.
Mollius kan noch im trauren; noch in Freuden Threnen meiden ;
Freut er sich dann in dem trauren^ trauret er dann in den Freuden.
75.
Weiher-Glanben.
Beten werden leichtlich meideU; singen und auch Eirchen-gehn
Weiber; wil man reformireu; aber nicht beym Spiegel-stehn.
Vierdtes Hundert. 307
76.
Die Hofe-Cassandra.
Was Cassandra propheceyte,
Ward gehört und nicht geglaubt.
Falschheit ist bey Hof erlaubt;
Warheit treibt man auff die Seite.
77.
Seyn und nicht scheinen.
Wo viel ZungC;
Da viel Lunge;
Wo viel Schein,
Da kein seyn;
Wo wol meinen, 5
Da kein scheinen;
Wo viel Hertz,
Da kein Schertz.
• 78.
Acht-monatliche Oebnrt.
Im achten Monden bracht ein Kind Sirona, und die Leute zehlen;
Weil Buch sie selbst gehalten hat, so frag auch sie ! ihr wird nichts
fehlen.
79.
Schmähliche Feigheit.
Den, der sich nicht wehren wil, holst man, wie man heist dasTheil,
Dag deß Hundes Weib so frcy pflegt zu brauchen und so geil.
Wie so diß ? Weil iederHund dran sich macht, dran reibt, dran reucht,
Und also den feigen Mann icder braucht, wie ihn nur deucht,
Oder weil die deutsche Welt weiland einen Hund band auflf 5
. Dem, der auß der Schlacht entgieng, nicht durch Gegenwehr,
durch Lauff.
80.
Schneekcin.
Bruder, kumm und iß mit mir; Haud und Wirth soll für dir stehn ;
Doch iß nur den Wirth; das Haus möchte nicht am Halse g^hn.
20*
308 Andres Tausend
81.
WeintraubeB.
Bruder, kumm auffeinen Trunck; doch das süsse Bacchus-Naß
Mustu mir besclieiden thun, sag ich dir, mit sani dem Faß.
82.
Der Krebs.
Der Krebs, der schwartze Curassirer,
Geb einen guten Kriegs-Fourirer;
Zu machen immer gut Quartier,
Gieng er ietzt hinter sich, ietzt für.
83.
Die VerlenrnduBg.
Wann uns die Verleumdung schlägt, heilen letzlich gleich die
Wunden,
Wird, wie viel man Pflaster legt, immer doch die Narbe funden.
84.
FIfichtige Zeit.
Wer die Zeit verklagen wil, daß so zeitlich sie verraucht.
Der verklage sich nur selbst, daß er sie nicht zeitlich braucht.
85.
Das Glficke.
Ist unser Glücke schwer, drückt, beugt und macht uns müde?
Geduld! wir schlugens selbst in unsrer eignen Schmiede.
86.
Die Liebe.
Wer in der Liebe lebt, ist bey Vemunfft doch toll;
Wer in der Liebe lebt, ist nüchtern dennoch voll.
87.
Auff Lupam.
Lupa bleibet immer lustig, geht in steter Mummerey;
leder meint, daß ihr Gesichte eine rechte Larve sey.
Yierdtes Hundert. 309
88.
Anff Cascam.
Cascaist so teufflischbös, und ihr Mann spricht doch: Mein Schatz?
Dencke ; daß der Teuffei gern hat hej alten Schätzen Platz.
89.
Ewige Jugend.
Ist die Welt der grosse Mensch ? Ist der Mensch die kleine Welt?
Wie daß dieser dann kein Lentz sich auff ihren Winter stellt?
Welt- Verliebte klagen so ; Himmel-Buhlen ktimmet ein,
Jene Zeit, da immer Lentz, nimmer nie wird Winter seyn.
90.
Henschliches Elende.
Alsbald ein neues Kind
Die erste Lufft entfindt,
So hebt es an zu weinen;
Die Sonne muß ihm scheinen
Den viermahl zehnden Tag,
Eh als es lachen mag.
O Welt, bey deinen Sachen
Ist weinen mehr als lachen!
91.
Auff P»tnm.
Pätus ließ ihm neulich tauffen einen lieben jungen Erben ;
Diesen wolt er bald von Jugend lernen handehi, lernen werben;
Auffzubringen erste Schantze, (heilig Geld muß wol gerathen!)
Bat er funffzig ihm Gevattern, seinem Kinde treue Paten.
92.
Ein (ileifziger.
Ein Geitziger, der reich, der ist ein Betler doch;
Wie viel er immer hat, begehrt er mehres doch.
93.
Massigkeit.
Wer stat deß Bacchus ihm last lieben eine Bach,
Bleibt immer bey sich selbst und lescht viel Ungemach.
310 Andres Tansand
94.
Hofe-fied&clitnfiß.
Was bey Hofe wird gefehlet;
Das wird lange da gezehlet;
Morgen denckt man kaum daran^
Was man heute wol gethan.
95.
Hofe-Lente.
Esel sinds; es sind auch AffeU;
Diener ; denen Fürsten schaffen;
Jene braucht man Last zu tragen;
Diese braucht man zum behagen;
Diese pflegt man zart zu halten;
Jenen wird das Mahl gespalten;
Jene solin den Danck nicht wissen;
Diese haben ihn zu nissen.
96.
Bflder.
Bey Bildern nieder knien ^ das gelte ^ wo es gilt;
So gilt es da und dort doch für ein Frauen-Bild.
97.
Nfirrenbergische Handelnng.
Was zu Nürnberg wird gehandelt;
Wird gewiß was gutes sejni;
Dann gut Ding darff gute Weile.
Wo es sich zum ärgsten wandelt
Und mit Hoffnung nicht trifft ein,
Gebe niemand Schuld der Eile.
98.
Thenre Roh.
Deutschland gab ftinff Millionen,
Schweden reichlich zu belohnen.
Daß sie uns zu Bettlern machten,
Weil sie hoch diß mühen achten.
Viordtcs Hundert. 311
Nun sie sich zur Buh gegeben
Und von unsrem dennoch leben,
Muß man doch bey vielen malen
Höher noch die Ruh bezahlen.
99.
Anff Curvnin.
Curvus, du gekrümmter Mann, wüntschest wieder jung zu werden
Bista doch zuvor ein Kind so an Sinnen als Geberden.
100.
: Mißtrauen.
Man darff niemanden trauen; drum trau auch mir nicht ich,
Der ich manchmal zum trauen laß überreden mich.
312 Andres Tausend
DESZ AISDBEN TAUSEND
FÜNFFTES HUNDERT.
1.
Anff Qnadrnncani.
Quadmncus sticht gemein gelehrte Männer an*
Auß diesem hör ich wol^ daß dr gewiß nichts kan.
2.
Ein geraubter Kuß.
Man meint ^ ein abgestohlner Kuß sej minder angeneme.
Der Kuß wird süsser; wann man schaut^ wie sie so schön sich schäme^
Und was man leichtlich haben kan, ist selten gar bequeme.
3.
Franckenthal Friedens-Hindernfiß.
FranckenthalzeuchtFriedenauff^daßernichtkümmtauffdenBerg;
Sinnenthal; nicht Franckenthal; dünckt mich; hindert dieses Werck.
4.
Alte Jungfern Zanckeisen.
Alte Jungfern sind ein Stock; da noch Wachs noch Honig innen;
Ihre Sinnen würcken nichts ; ausser daß sie stechen künnen.
5.
Dieselbten.
Alte Jungfern böse Jungfern; dieses macht die Ungeduld,
Daß Gott ihnen nicht legt abe einen Mann, die klare Schuld.
Fün£ftes Hundert. 313
6.
Der ietzige Friede. j$o,
Dreissig Jabr und drüber noch hat gewehrt das deutsche kriegen;
Wehrt der Friede dreissig Jahr^ last ihm ieder wol genügen.
7.
Eise Braut zu ihren Gästen.
Ihr Grast; ihr seyd mir lieb; biß daß die Nacht bricht ein^
Da darff ich keinen Giutt; selbander wil ich sejn.
8.
Ein rechtschaffener Friede.
Der Fried ist nun gewiß; Buchlosigkeit gewisser-,
Viel Frevler hat es noch und wenig rechte Büsser.
Ist Friede da mit Gott, wird Friede Friede seyn;
Ist Friede nicht mit Gott; ist Friede nur ein Schein.
9.
Der Bauch.
Der Bauch; der ist der Beutel-, drein legt man alles Gut;
Man thut nur ihm zum besten das meiste; das man thut.
10.
Menschlicher Znstand.
Der Mensch bringt nichts davou; wie lang er immer lebt;
Als daß man ihn vergist; gleich wie man ihn begräbt.
11.
Anff Cacnm.
Gacus war ein junger Schelm; ist ein alter fromer Mann;
Daß er anders ist; als war; macht; daß er letzt nimmer kan.
12.
Degen nnd Schild.
Welch WaflFen hat mehr NutZ; der Degen oder Schild?
Ob schützen, frage, mehr, ob mehr verletzen gilt?
Verletzen dämpfft den Feind und schützen sichert mich ;
Wann nur der Feind gedämpfft; bin sicher schon auch ich.
314 Andres Tausend
13.
Das Wort Cfottes.
Gott schuff die Welt; Gott baut die Kirche durch das Wort;
Wo dieses nun nicht ist; da ist der Höllen Ort.
14.
Vernfinfftige Unvernunfft.
Menschen sind Thiere/ vemünfflige Thiere,
Aber nicht alle; was wilden gebühre^
Pflegen vemtinfftigo gerne zu treiben;
Hohe sind Löwen und dienen den Leiben,
5 Wollen nur herrschen und ihren Geschafften
Machen Gesetze nach Willen und Kräfften;
Edle sind Hunde ; verpflichtet den Lüsten;
^eger sind Wölffe zum rauben und wüsten;
Bürger sind Füchse zum schleichen und schmügen,
10 Vortheln, berücken, finantzen und lügen;
Buhler sind Affen zu tollen Geberden ;
Bauern sind Esel zu lauter Beschwerden.
15.
Anff eine geputzte Frau.
Sie pflegt sich hier zu Schmuck und Schmüncke zu bequemen,
Was wird sie dorte thun? Sie wird sich ewig schämen.
16.
Weiber • Eerrschnng.
Haus, Dorff, Stadt, Land und Beich wird Wolfahrt bald gelosen.
Wo Männer tragen Bock, und Weiber tragen Hosen.
17.
Schein der Freyheit.
Die Freyheit ist der Strick, damit man Freyheit fangt;
le mehr man sie verdrückt, le mehr man ihrer denckt.
18.
Hofe-Gnnst.
Daß seine Tugend lobt, die Laster niemand schilt.
Gehöret diesem, der durch Gunst bey Hofe gilt.
Fünflftcs Hundert. 315
19.
Eofe-Lanscber.
Bey Hof ist kein Volck stärcker
Als schlaue; schlimme Mercker.
20.
Ein niuBflehtiger Balg.
Ein ieder ist besorgt ^ was er fUr Nahrung treibe;
Die Höre nährt den Leib auch wieder mit dem Leibe.
21.
Zweiffelhaflte Renschheit.
Ein Bieder- Weib im Angesicht, ein Schandsack in der Haut
Ist manche ; geiles liegt bedeckt und fromes wird geschaut.
22.
Urthel anff Klage.
Wann die Klage wird zum Urthel,
Hat die Unschuld mehr kein Vorthel.
23.
Menschliche Irrthfimer.
Daß ich irrC; bleibt gewiß , alldieweil ein Mensch ich bin;
Der nun mehr ist als ein Mensch, mag mich durch die Hechel ziehn.
Sonst werd ich ihn von mir weg an sich selbsten weisen hin.
24.
Sterbligkeit.
Wann nie Niemand auß meinem Haus als sonst auß andren stürbe,
Wo wolt ich mit dem Gelde hin, das ich darauß erwürbe?
25.
Anff Peninnam.
Wann man sagt von Frauen-schwächen, lacht Feninna dieser
Wercke;
Was den andren bringet Schwilche, dienet ihr zu einer Stärcke.
316 Andres Tausend
26.
Galgen -Straffe.
Am Galgen und am Strang erworgen^ ist nicht ehrlich ;
O; ehrlich oder nicht, wanns nur nicht war geföhrlich!
27.
Diebs -Striek.
Der Strick, daran ein Dieb erhing, hilfft für deß Hauptes Weh,
Gebunden um den krancken Kopff; o, um den Hals viel eh!
i
28.
ArtschAckeii.
Nicht ieder hat zu Rom Artschocken dürffen essen;
Daß dieser, der sie aß, war schwach, ist zu ermessen.
29.
Kocli-Kiinst.
Ist kochen eine Kunst, so kan ich mich vermessen,
Ich habe viel von Kunst, drum künn ich viel, gefressen.
30.
BathscUäge.
Die Vögel fangt man so, nach dem man auff sie stellt;
Der Außschlag fällt nach dem, nach dem der Anschlag fsült.
31.
Eigen -Lob und Eigen -Schmach.
Sich Selbsten schelten,
Sich Selbsten loben
Thun kluge selten,
Thun die, die toben.
32.
Von einem Landstreicher.
Ein Künstler war nechst hier, der suff nur Wasser ein,
Gab wieder doch herauß gebraut- und rothen Wein
Und Wasser von Anis, von Ziemet und Violen,
Von Rosen, andrem mehr, gantz frey und unverholen.
Pünfftes Hundert. 317
Natürlich war es nur; es war nicht Zauberej; 5
Ea blieb doch Wasser nur; List, Kunst war bloß dabej.
Also Bind derer mehr^ die zwar die Warheit nennen.
Befinden und verstehn, gar selten doch bekennen,
Wo was Verlust dabey. Um Nutz, um Ehr, um Gunst
Geht Warheit hinten nach, geht vor Betrug und Dunst. 10
Man redet lieblich Ding, was gerne wird gehöret;
Man stellt sich knechtisch ietzt; man stellt sich als bethöret;
Man ^bt, wie maus bedarff, nimmt alle Farben an,
Macht, daß man, wie man soll, nur bloß gefallen kan.
Was klar und wahr, taug nichts. Man laß es immer gehen, 15
Wanns um und um dann kümmt, bleibt Warheit doch bestehen.
33.
Hofe -Lehre.
Wer bey Hofe dienen wil, wil daselbst Genad erringen.
Wie muß der sich stellen an, recht zu rathen seinen Dingen?
Ist er treu und redlich gleich, dennoch ist es gar verloren:
Alles ist gewonnen dann, wann er dienet nur den Ohren.
34.
Wetten.
Wer Lust zu wetten traget, mag kühnlich drüber wetten,
Daß Jungfern gerne Männer und Weiber Kinder hätten.
35.
Danckbarkeit.
Rechter Danck
Wird nicht kranck,
Pflegt im dancken
Nie zu wancken.
36.
Menschliche Thorheit.
Wann keine Thorheit mehr wird seyn.
So wird die Menschheit gehen ein.
318 Andres Tausend
37.
Höfe-Verdienst.
Wer diß'bey Hofe hat gethan,
Was man ihm nicht verdancken kan^
Der geh hej Zeiten selbst davon;
Der Haß ist sonst gewiß sein Lohn.
38.
Irrdische Gftter.
Die Guter dieser Welt hat nimmer keiner gar^
Und das, was einer hat, bleibt nimmer, wie es war.
39.
Vom Mißbranch der Sing -Kunst. *
Was denckstu, lieber Gott, wann ietzund deine Christen
In deinem. Hause dir nach ihres Ohres Lüsten
Bestellen Sang und Klang? Die krause Melodey
Wird angestimmt zum Tantz und süsser Buhlerey ;
.^ Die Andacht acht man nicht. Der geilen Brunst Gefieder
Erwächst und steigt empor durch unsre freche Lieder;
Der stille Geist ersitzt: Wir hören viel Geschrey;
Die Einfalt weiß nicht viel^ obs süß, obs sauer sej,
Obs Thier, obs Menschen sind, die ohne Sinn so klingen,
10 Ob seuffzen einer soll, ob einer so soll springen.
Man wiegert den Discant; man brüllet den Tenor;
Man billt den Coutrapunct; man heult den Alt hervor;
Man brummt Jen tieffen Bass, und wann es wol soll klingen,
So klingt es ohne Wort, wil keine Meinung bringen;
15 Man weiß nicht, ob' es Danck, man weiß nicht; ob es Preis,
Man weiß nicht, obs Gebet und was es sonsten heiß.
Was denckstu, lieber Gott, wann wir so sehr uns regen
Und sagen doch gar kaum, was uns ist angelegen?
Wir höhnen dich nur mit, daß wir zu dir so schreyn
80 Und wollen, was es sey, doch nicht verstanden seyn.
1 Cernel. Agrip.^. Vanit. Scient. ^^J^-
Fünflft68 Hundort. 319
40.
Anff ein Zweiffei -Kind.
Dn sejBt dem Vater gleich; da sagt der Vater: nein;
Die Matter saget: ja; der Mutter stimm ich ein.
41.
Loben.
Thorheit ist es^ alles loben; Bosheit ist es ^ nichts nicht preisen;
Mich wirdThorheit schwerlich treffen ; Bosheit wird sich eher weisen .
42.
Das kraneke Alter.
Weil Alier eine Eranckheit ist^ so kan man dem vergeben^
Der nns den Tod hat angewüntscht und nicht ein langes Leben.
43.
Cfekrdnte Poeten.
•
Einen zum Poeten krönen;
Hält man heute für verhöhnen;
Gebet ihnen fiir das kräntzen.
Was im Beutel pflegt zu gläntzen;
Dieses bringt^ ihr hohen Leute! s
Euch viel Namen ^ ihnen Beute.
Lorber-Blätter künnen schmücken^
Aber nicht gar hoch entzücken;
Rosenobel künnen zieren
Und den Geist zum höchsten fUhren. lo
44.
Poetische Entzückung.
Wo Poeten dm-ch entzücken
Sich zu guten Reimen schicken.
Hat es allenthalben Hasen,"
Hat es Leute, die da rasen;
Hat auch denmach keine Nöthen 5
An den Reimen und Poeten.
320 Andres Tausend
45.
Weibliche Gestalt
Ihr Schönen, seyd nicht stoltz! ein häßlich Weiber-Thier
Nimmt eher Lust; als wol; ihr schönsten Engel , ihr.
46.
Hoheit und Demnt.
Man siht gemeine nicht, daß Ehr und Demut gleiche;
Vielmehr, wann jene steigt, daß diese meistens weiche.
47.
Ehre und Hoffart.
Mancher meinet. Ehr und Würde scheine nicht an ihm hervor.
Wann sie nicht steh außgestellet auff der Hoffart Berg empor.
48.
Bescheidenheit.
Wodurch wird Würd und Glück erhalten lange Zeit?
Ich meine, durch nichts mehr als durch Bescheidenheit.
49.
Sitsamkeit.
le heller Feuer brennt, ie minder Feuer raucht;
le mehr bey einem Witz, ie mehr er Glimpff gebraucht.
50.
Hofe -Verdacht.
Wann unter redlich thun schon Argwon mit laufft ein,
So scheint es nicht mehr gut, bey Hofe lange seyn.
51.
Hofe -Folge.
Alsbald der Herr mir lacht, so lacht mir iederman;
Siht sauer er mir zu, siht ieder so mich an.
Die Pupen machens so, die fremde Faust regirt;
Sie stellen sich nach dem, nach dem sie einer führt.
Fünffte« Hundert. 321
52.
Verehrimgen.
Wer mit Gaben kämpffen wil und wil haben Sieg und Glücke,
Schiesse nicht mit kleinem Loth, schieß auß einem groben Stücke.
53.
EngeläBder Königs - Mörder.
König Carl in Engeland
Ward der Krone quit erkant;
Daß er dürfTe keiner Krone,
Machten sie ihn Köpffes ohne.
54.
Auff Vitum.
Man sagt, daß Veit sein Pfund ofi't da und dort vergrabe;
le mehr, sagt er, ich grab, ic mehr ich Wucher habe.
55.
Anff Runcnm.
Buncus ist ein Edelmann,
Nimmt sich nur deß Ackers an,
Wil sich sonst auff nichts befleissen,
Wil ein Edler Bauer heissen.
56.
Der Franen-Acker.
Weiber sind Acker zum ruhen mit nichten ;
Weiber sind Acker zum bauen und fruchten.
57.
Vom Opitig.
Der deutschen Tichter Helena, deß Opitz seine Leyer,
Hat zwar viel Buliler stets gehabt und, wie man meint, auch Freyer.
Mich dünckt, daß ihre Jungferschafft noch richtig sey und rein,
Und der, der ihr gehören wird, wird noch von danneu seyn.
Logaa. 2 1
322 Andres Tausend
58.
Anff Gampertum.
GampertuB nimmt ein schönes Mensch und ist gewaltig froh ;
O, lieber Gümpel; freu dich sacht! es ist gedroschen Stroh.
59.
Abgedanckte Soldaten.
Was werden die Krieger, gewöhnet zum wachen,
Nun Friede geschlossen, ins künfftige machen?
Sie werden deß wachens nicht abe noch gehn.
Sehn, wie es zu Nachte bej Schläfern wird stehn.
60.
Baß-Gebete.
Gebete, welches Wind und welches Wasser hat.
Das Thren- und seuffzen führt, schafft gern in Nöthen Rath.
61.
Fürstliche Kleidung. ^
Gerechtigkeit, das Kleid, xmd Recht, den Fürsten-Hut,
Der diese beyde trägt, derselbe Herr steht gut.
62.
Gewaltsame Herrschung.
Zu herrschen ist das meiste Muster
Durch Waffen, nicht durch Pater noster.
63.
Gate und BSse.
Bös und Gute lässt GOTT wallen
Auff deß Lebens krummer Brücke,
Nicht daß jen ihm wol gefallen.
Daß er sie zur Busse locke.
Wir, die wir fUr Ketzer schätzen.
Wollen wir vom Leben jagen.
Nicht mit Lehren an sie setzen.
Noch, wie uns Gott, sie vertragen!
1 Job. 29, Y. 14.
FOnilites Hnndert. 323
64.
Zweyfiissige Esel.
Daß ein Esel hat gespracht, warum wundert man sich doch?
Geh auflfs Dorff, geh aufF den Marckt: o, sie reden heute noch.
65.
Hofe- Ranch.
Wer Hofe-Gunst geneust und nimmt Taback in Brauch,
Dem bleibt zum meisten Asch, und was er neust, ist Eauch.
66.
Taback.
Wie viel hat ein Loth Tabac Bauch? Die Asche kanstu wiegen;
Was dir mangelt, ist gewiß an dem Bauche weg gestiegen.
67.
Anff Jungfer Hanlieb.
Manlieb hasset fremde Namen, die man ihr gleich nennet für,
Weil ihr keiner doch gefallen; Hartman, der gefallel^ihr.
68.
Anff Varilliim.
In Klngheit ist er Narr; in Narrheit ist er klug.
Ein Kluger und ein Narr hat an Varillum fug.
69.
Die Warheit.
Ob Warheit sich verkrochen,
Die Zeit, die wird sie suchen;
Sie wird sie wol auch finden;
Sie bleibet nicht dahinden.
70.
Die dicht.
Die Gicht zeucht weg vom Haupt und Brust, was schädlich, in die
Füsse;
Mich dünckt, daß selbst sie diesen Weg zu letzt zurücke wisse.
21*
324 Andres Tausend
71.
Das schädliche JL.
Last; List; Lust und Leid
Frisset uns und Zeit.
72.
Anff Bollatom.
Bullatus sprach, gefragt, wo her er edel war?
Mein Adel kummt vom Haupt und nicht vom Bauche her.
73.
Verstorbene Freunde.
Solte Krieg nicht alles fressen, musten bißher feste Plätze
(Selten hat es viel geholfFen) sichren unsre beste Schätze;
Nun der Friede triumphiret, holen wir die besten Sachen,
Daß wir sie zu unsrem Brauche wieder künnen nütze machen.
5 Unsre Freund und unsre Kinder, Schätze, die wir Gott gegeben,
Lassen in der blauen Feste billich wir bey Gotte leben;
Friede, wann er gleich der schönste, kan die Welt doch nimmer
stifffcen.
Daß er frey sey von dem sterben und von tausend Unfalls- Gifften.
74.
In Person eines guten Freundes, welcher seinem Hanse den
Grund legte und dieses begehrte beyznlegen.
Ich, der ich Haus und Stadt im Kriege hulffe stürmen,
Bau ietzund hier ein Haus: so sieget Zeit und Wurmen
Mein Namen ziemlich ob. Nach viermal fiinfl'tem Jahr,
Da deutsch und schwedisch Haupt nun wieder friedlich war,
5 Ward dieser Grund gelegt; die Müntze beyder Parten
Liegt zum Gedächtnüß bey. Geh, wilstu mehr nicht warten.
Der du hieher gelangt: hier steht ein Glas voll Wein,
Trinck, bilde dir dabey, was dir beliebet, ein!
75.
Die Lfigen. ^
Daß mehr als Hurerey,
Daß Lügen Sünde sey,
1 Nevizan. in Syl. Nubl. lib. 4, n. 24.
S
Fünfftcs Hundert. 325
Eümmt her, weil dieses fuhr
Gar wider die Natur,
Und jenes in gemein 5
Natürlich pflegt zn sejn.
76.
Die Welt, ein Garten.
Ein Garten ist die Welt (der Mensch, der ist ein Kraut),
Drinn Unkraut man vielmehr, als nütze Kräuter schaut
77.
Vorreden.
Ein schönes Thor und Giebel
iSteht an den Häusern übel,
Drinn alles ohngefehr
Steht oder ist ja leer.
78.
Jnngfranschafft.
Ein glüend Eisen in der Hand,
Der unverletzte Jungfern-Stand,
Ist leichtlich nicht zu tragen allen;
Man lasset beydes gerne fallen.
79.
An eine fürstliche Person aber I. F. (}. Geburts-Tag.
Fürstin! Ihr gabt dieser Welt eure Zier und euer Xicbeii,
Da den Engeln gleicTi ihr Fest pflegt die Christenheit zu geben ;
Dann, ihr soltet wie ihr seyd, durch der Schönheit reinen Schein,
Durch die Tugend, durch die Gunst, unsres Landes Engel seyn.
Engel! diesem Engel dient, den uns Gottes Treu verehret, »
Dem hier Würde, Leben, Heil und dort Ewigkeit gehöret;
Engel! diesen Engel schützt durch der Flügel sichres Dach,
Führet volles Gnügen zu, führet weg all Ungemach.
80.
Merckzeichen deß Gemütes.
Was an dem Manne sey, weist seiner Augen Schein,
Sein Amt, ein Beutel Geld und dann ein Becher Wein.
336 Andres Tausond
81.
Krieg.
Der Krieg macht Sinnen voller Lüste,
Die Länder aber öd und wüste;
Wann aber dieses nur nicht war:
Er machet auch den Himmel leer.
82.
Die Seele.
Zvoy Ohren und xwey Aug, auch so viel Hand und Fü
8chuflf an dem Menschen Gott. daß. so er eines misBe,
l^» andre rnn^h sev da: die Seel ist nur allein:
Wer diese sterben last, muß gantz gestorben seyn.
Alf eiiem Selbgerilnta.
Dein Kukm pflegt auff zu gdm wie Sterne ber der Xacht:
^ur die«<$ i^ uichi gut . daß damals niemand vmcht.
IVin Rahm pde^ wie ein Stein im £3^«anai auf zn gdm.
Ist Toii derselbten An. die in dein Cv^sen ssdon.
I^ Wmler.
Ww sact, & W<c: j^fv ftiisci^ Hiena: ciciar: Bewefe:
Ffinfftes Hundert. 327
87.
Gerade zn.
Ich bin nicht wol gewandt; ich muß nnr bleiben stehn
Da, wo ich nicht vermag gerade zuzngehn.
88.
Ein Welt-Bfirger.
Wer in die grosse Stadt, die Welt, wil werben ein.
Muß überall zu Haus und allen alles sejn.
89.
Hofe-eificke.
Ein Glücks-Topff steht bey Hof, in welchem Zettel liegen
Zum meisten, welche leer, ziun minsten, welche tügen.
90.
Anff Magnuliun.
Die Fackel unsrer Zeit wird Magnulus genennt;
P, welche nur von Pech und nie noch hat gebrennt.
91.
Die Stadt.
Der Sack, worein der Krieg, was er gestohlen hat,
Hat alles eingepackt, wo war er? In der Stadt.
92.
Anff Vannin, der mit grosser Hfihe nichts th&t.
Herr Vanus ist ein Mann, der nimmer nicht kan ruhn;
Er müht sich, daß er schwitzt, im leeren nichts nicht thun.
93.
Eigen -Lob.
Die Zeugen haben den verlassen.
Der eignes Lob muß abefassen.
328 Andres Tausend
94.
Deß Franenzinmiers Vogelfang.
Der Herd, drauff Frauenvolck ihr Vögel- Wilprät fangen^
Ist ihr gerader Leib, Stirn, Augen, Mund und Wangen;
Die Locker sind die Wort, und süsses küß- und blicken
Sind Körnung; Armen sind das Netze zum berücken.
95.
Anff Asimnm.
Wo immer er gleich ist, so ist er unverloren;
Man kennt Asinium gar leichtlich an den Ohren.
96.
Anff Leporinum.
Leporinus reit mit Hunden Vetter Hasen nachzusetzen;
Inmier dünckt mich,daß dieHunde würden ihn noch selbsten hetzen.
97.
Anff Vnlpiam.
' Vulpia weint um den Mann, weinet Tag und weinet Nacht;
Nur daß ihrer SeuflFzer Wind bald die Threncn trucken macht.
98.
Das Glficke.
Wer aufFTugend nichts nicht wagt, wilauff Glücke blöslichharren,
Lrt, weil Glücke fomen lacht, hinten aber sticht den Narren.
■ •
99.
Ein geschmücktes Weib.
Wie mancher nimmt ein schönes Kleid,
Findt drunter lauter Garstigkeit.
100.
Fliegen.
Einem träumt, er künte fliegen; Morgens stieg er aufFdie Banck,
Streckte von sich beyde Hände, flog, so breit er war und lang;
Warlich, er war tiefi* geflogen, wo der Bodcm nicht gethan,
Der empfing auß Maul und Nase sein Geblüt und. manchen Zahn.
Sechstes Hundert. 329
DESZ ANDREN TAUSEND
SECHSTES HUNDERT.
1.
Von einer krancken Alten.
Ein altes Mütterlein ^ die hatt ein hitzig Fieber.
Der Tod, der war ihr lieb; das Leben war ihr lieber.
Sie fuhr im Geiste fort; im Leibe blieb sie hier;
Sie aß noch gerne gut, tranck lieber Wein als Bier.
2.
(iflfieke und Neid.
Die das Glücke stürtzcn wil, hat es gerne vor erhoben;
Den der Neider schwärtzen wil, pflegt er gerne vor zu loben.
3.
Von einer Hure. ,
Eine Jungfrau ward zur Hur; ey, was mehr? Der gröste Hohn
Ist, sie soll nun Busse thun; dann sie last doch nicht davon.
4.
Über das Feber einer fBrstlichen Person.
Unsre Fürstin lieget kranck; Venus hat ihr diß bestellt,
Die, so lange jene blaß, sich fUr schön nun wieder hält.
5.
An dieselbte ffirstliehe Person.
Fürstin, Euer reines Schön hat ein Fieber ietzt verhöhnet;
Aber Schönes ruhet nur, daß es nachmals schöner schönet.
330 Andres Tausend
6.
An die Br&nte.
Es ist ein Wunder-Ding, ihr Braut; um eine Nacht,
Die, was da war, zu nicht und das, was nicht war, macht,
Macht, daß die Tochter erst der Mutter gleiche sey,
Macht ungleich sie ihr selbst und macht auß zweyen drey.
7.
Wasser und Wein.
Es kan, wer Wasser trinckt, kein gut Getichte schreiben;
Wer Wein trinckt, kriegt die Gicht und muß erschrecklich schrey en ;
Es sey nun, wie ihm wil; eh mag das tichten bleiben.
Eh daß ich soll so tieff in Gichten hin gedeyen.
8.
Anff Macrnm.
Macer hat nichts Fettes, aussen nicht, nur innen;
Ist von Leibe mager, aber fett von Sinnen.
9.
Hofe-Lente.
Der zu Hause sog die Klauen, wil bey Hofe völlig prassen;
Die noch wieder hungern werden, muß man sich nur vollen lassen.
10.
Ein Alter.
Ein alter Mann wird zwar veracht,
Der aber doch der jungen lacht,
Die ihnen selbst ein Lied ertichten,
Das man dann auch auff sie wird richten.
IL
Vom h. Martins -Fest.
Hier mag auff St. Martin gar ungescheuter Sachen
Ein iedes Weib dem Mann ein paar von Hörnern machen;
Um diese Zeit und Tag sind Homer hier gesund,
Sind sonst das gantze Jahr mit wissen nicht vergunt.
BechsteB Hundert. 331
12.
Treue Hofe -Diener.
Der den Herren um hilfft stosBen^ dieser ist ein treuer Diener;
Der den Herren auff hilflft heben^ dieser gilt nicht einen Wiener.
13.
Ein polscher Brauch.
Pokehe Pferde gehen baar; polsche Leute gehn beschlagen;
Wer wil acht auff seinen Fuß als deß Pferdes mehr nicht tragen?
14.
Hofe -Narren.
Daß gern ein Fürsten-Hof an Narren fruchtbar sey,
Bleibt wahr ; doch sind daselbst von solchen meistens zwey :
Der eine, den der Fürst nach Willen stets vexirt,
Der andre, der nach Lust den Fürsten rumher führt.
15.
Ffirsten • Freundschafft.
Weil Fürsten Menschen sind, die doch der Menschheit Bestes,
Die Freundschafft, kennen nicht, weil Herrschafft nicht viel Festes
Von Bund und Treuen hegt, so ists natürlich Ding,
Daß auch ein Fürsten-Sinn nach diesem Guten hing.
Am wehlen fehlt es nur; sie pflegen die zu kiesen.
Die mit gemahltcr Zung und krummem Knie sich wiesen;
Bey welchen freyes Wahr, der Freundschafft Seele, wohnt,
Der bleibt von ihrer Gunst gar sicher und verschont.
16.
Schwinden.
Für Schwinden ist sehr gut ein Gurt von Menschen-Haut ;
Wie, wann man ihm ein Weib und gantze Haut vertraut?
17.
Auff eeUiam.
Gellia ist stoltz im Bocke; wann der Bock nun ist hinweg,
Beicht die Hoffart nicht auffs Hemde ; dann davon ist nicht ein Fleck.
332 Andres Tausend
18.
Hofe -Monden.
Der Monden ist ein Haupt-Planet^
Der oben an bey Hofe steht.
19.
Anff Fon^m.
Fungus legt sich nicht aufF viel,
Weil er eins recht künnen wil;
Dann er legt sich, wie man sagt,
Inuner nur zu einer Magd.
20.
Die St&rcke.
Wo hat der Mensch die meiste Stfircke?
Man hat nicht einerley' Gemercke;
So viel nnch dünckt und mir bewust,
Das Weib an Creutz, der Mann an Brust.
21.
Der Offenbarung Johannis Propheeey.
Wann man noch fünff Jahr wird von hinnen zehlen,
Soll die Welt nicht mehr Gottes Barche quälen. •
Ey, ich gebe zu flinff und noch ftinff Jahr,
Bin gar wol vergnügt, so es dann wird wahr.
5 Ob es Gott geliebt, war der beste Handel,
Daß sich hier in dort ehstes frölich wandel.
22.
Das eiücke.
Es blüht, dorrt, scheint und bricht; ey lieber, sage: was?
Das Glück, ietzt wie em Gras, das Glück, ietzt wie ein Glas!
23.
Anff Elsnlam.
Diß und jenes schneidt man auff von der Hochzeit ersten Nacht.
Mich, sagt Elsa, schreckt es nicht, werde brünstig nur gemacht,
Unter Augen dem zu gehn, was mir letzlich kummen soll;
Der, was ihm verordnet ist, fliehen wil, der thwt nicht wol.
Sechstes Hundert. 333
24.
Gott, ein Sehnldner.
Gott ist ledern Mann ein Weibs-, iedem Weib ein Manns-Haupt
schuldig;
Nur die Gläubger, einer mehr als der ander, ist geduldig.
25.
Die dicht.
Die Gicht bricht grob genug, bey wem sie ankümmt, ein,
Wil zart und höflich doch für sich gehandelt seyn.
26.
Der Beylaut in den Worten ist die beste Reim -Kunst.
Deutscher Reim-Kunst meistesWerck steht imBeylaut oderSchalle,
Ob der Sylben Außspruch kurtz, lang, und wo er hin verfalle.
27.
Das gewandelte Deutschland.
Deutsche Sinnen sind gefallen, deutsche Beden sind gestiegen; /:
Scheint also, man laß an Worten mehr als Thaten ihm genügen.
28.
Worte.
Der Mensch hat zuvor auß für andren Thieren allen,
Daß er kan sagen her das, was ihm eingefallen.
Fürwahr wir brauchen ietzt rechtschafl*en diese Gabe,
Daß unser gantzes Thun als Worte nichts nicht habe.
29.
Hofe -Leute.
Hofe-Leute halten viel vom stoltziren, prangen, pralen,
Wann ihr Beutel nur nicht selbst, wann der Herr nur muß bezahlen.
30.
Irrthnm.
Pica nam ihr einen Gärber; selten gärbt er oder nie.
Trieb vielmehr als wie ein Bütner Stab und Prügel über sie.
334 Andres Tausend
Sie besprach das Mittel drum^ daß er Handwercks Recht nicht hielte^
Daß er Gärber solte seyn, aber als ein Btitner gUte;
5 Doch; so sey er^ sprach sie, Bütner; doch er thu, was hier gebührt;
Daß er Fasse nur nicht bindet; sondern daß er sie auch schürt.
31.
Begoldete Kleider.
Gold und Silber In dem Beutel, Gold und Silber aufF dem Kleide,
Dieses ist der Hoffart Schwindel; jenes hilfft auß Noth und Leide.
32.
Mittel -Stand.
Ist gleich mancher nicht der Klügste, dennoch kan ihm etwas gelten,
Daß ihn ja für keinen Narren Kluge pflegen nie zu schelten.
33.
Mode -Damen.
Was weiland Metra thät, thun letzt die Mode-Damen,
Die so viel Art, Gebrauch und Sitten an sich namen;
Zwar jene suchte Brot, den Hunger so zu stillen;
Doch dünckt mich, daß auch die den Beutel wemg vollen.
34.
Weiber- Haut bSse-Krant.
So soll ich mich, Echo, dann noch nicht beweiben?
E. Ey, laß es bleiben!
Dein Antwort hat mich von Hertzen verdrossen.
E. Ey, welche Possen!
5 Ich muß mich , ich wil mich mit Weiber-Fleisch speisen.
E. Es wird sich weisen.
Mir liebt eine hübsch, eine zart, ein junge,
E. Von scharffer Zunge.
Auß deren Leffzen ich Honig-Thau sauge,
10 E. Eiffere Lauge.
Mit derer ich Schätzchen und Hertzchen mich heisse,
E. Kieffel und beisse.
Mit der ich mich halse, mit der ich mich paare.
E. In deinem Haare.
Sechstes Hondert. 335
Ej, Echo, da wiLst mich zum Jficken nur machen! 15
£. Trau diesen Sachen!
Ich bin ja ein Mann, daß ich künte mich wehren.
£. Mit heissen Zehren.
Ich wolt ihr heym Schwapperment reiben die Schwarte.
£. Weh deinem Barte! to
Sie milate mir weichen, de solte mir schweigen!
E. Die Zähne zeigen.
Ich wolt sie mit Prügehi vom Hake gelosen.
E. Weh deinen Hosen!
Das wäre mir Wunder, das möcht ich wol seh^il n
E. Wie wirstu flehen!
E7, Echo, dein dräuen, das machet mich stutzen.
E. Sie wird dich putzen.
le, soll es so kummen, so mag es nur bleiben.
E. Wilstu nicht weihen? so
36.
Weiber.
Man gibt dir, Frauen- Volck, die aller-süsten Worte
Um das, was du verwahrst am aller-schlimmsten Orte.
36.
Die Uaudelung: Ich gebe, das da thust.
Ein Handel ist, der heist: Ich gebe, das du thust;
Drum kümmts, daß Frauen- Wahr als andre mehres kost.
37.
Das Creutze.
Gottes Kelch ist bitter trineken, sonderlich der letzte Grund;
Bösen ist das letzte sauffen, Fromen erster Trunck vergunt.
38.
Das FttUen.
Jeder wil beym Weiber-nemen meistens auff die Schönheit zielen,
Da doch nachmals nichts am sehen, meistes lieget an dem fUhlen.
336 Andres Tausend
39.
Einfältige Jungfrauen.
Jungfern, wann sie mannbar seyn, woUen dennoch nichts nicht
wissen,
Was ein Mann sey für ein Ding, wie ein Mann sey zu gemessen;
Weil sie aber meistens doch lieber jung als alte nemen,
Fehlt es nicht; sie haben Wind, was dabey sey für bequemen.
40.
Braut und Br&utigam.
Für die Jungferschafft der Braut gab ein Bräutigam seine ;
Sib; wie er drauff inne ward, hatte selbsten keine;
Daß er nun im Handel nicht so sey übereilet;
Hat sie ihm die MutterschafFt Morgens dran ertheilet.
41.
Hofe -Fliegen.
Grossen Herren wehret man Sommerszeit die Fliegen ;
Die am meisten an sich ziehu; bleiben aber liegen.
42.
Verlemnder.
Die Mucken singen vor; eh als sie einen stechen:
Verleumder lästern drauff, in dem sie lieblich sprechen.
43.
Nene Edellente.
Frösche tügen hinten zu, fernen aber nicht, zum essen.
Edelleute, welche neu, wird die Nachzeit erst ermessen.
44.
Unterdrückter Adel.
Wie daß der Ritter-Stand so sehr letzt wird gedrückt ?
Weil er zu mager ist und Städte mehr nicht spickt.
45.
Straffen.
Die Fromen werden so verkürtzet und verletzet,
Wann wider Böse nicht wird Straffe fortgesetzet.
Sechstes Hundert. 337
46.
Boshaft!^ Lente.
Man meint; daß aoff den Dörffem nur sind Nattam, Kröten, Schlan*
Hit diesen Wurmen ist man melir in Städten noch befangen.
Dort weichen sie, wann sie man jagt und fliehen in die Löcher;
ffier finden sie sich um uns her, im Hauß, auff Gaß, in Glächem.
47-
Auf Blineam.
Blinca kan die Mahler-Ennst, hat sich selbst gemahlet,
Und ihr Bild, das bleibt ihr doch, obs gleich mancher salet
48.
Geselle.
Juristen, die Gesetze
Sind eure Strick und Netze,
Gehamischte zu fangen,
Die sonst so herrlich prangen.
49.
Verl&ngnete Docteres.
Mancher, der ein Doctor ist, wil nicht mehr ein Doctor heissen;
Wie mich dünckt, so wil der Narr einen solchen Doctor beissen,
Der sich mehr auff Eitelkeit wil als aulBf die Witz befleissen.
50.
Fruchtbare Verwfistimg.
Da sonste nichts fast wuchs, wuchs was doch reich herfOr,
Wohin man nur gesehn. Ey, was? Ein Cavallien
61.
Gottes Wort.
Wann Gottes Kirche man weist in gewisse Schrancken,
Wo, wie Gott wohnen soll, fürwahr, so gibts Gedanckent
Logaii. 22
338 AndroB Tausend
52.
Die Mode.
Das SaJta erhält das Fleisch für faulen und für stinckeu;
Ein Tölpel wil geschickt sich in der Mode düncken!
53.
Eine Frfih- Matter.
Eine war von zwantzig Wochen schwanger, aber noch nicht Frau,
Gieng mit einem fromen Manne wie gebräuchlich zu der Trau.
Als er sie ein wenig hatte ; merckt er; daß sie ungesund;
Weil er Schwulst an ihrem Leibe, vielmahls gar auch Beulen, fand;
6 Klagte drttber, fragte Hülffe; letzlich ward es rauß gebracht,
Daß ihr solches böse Leute hatten unversehns gemacht.
54.
Anff Anniam.
Mich dünckt; daß Annia ist niemals jung gewesen;
Ich habe nichts davon gehört, gesehn, gelesen.
55.
Der natfirliche Mensch.
Ein Maulwurff in dem Geistlichen, im Weltlichen ein Luchs,
Ein Esel in dem Nützlichen, im Schädlichen ein Fuchs
Ist ieder Mensch, der seinen Geist,
Der himmlisch ist, mit Erde speist.
56.
Auif Virnam, eine gemeine Wittib.
Virna, der der Mann gestorben, klaget, daß sie sey niemandes;
Ob mit ihr ist was gedienet, wil sie seyn deß gantzen Landes.
57.
Anif Pincam.
Pinea darflF gar nöthig Heller,
Wil verpfänden ihren Keller,
Den zu weisen endlich ein,
Dem sie möchte säumig seyn;
Wil dazu, Geld eh zu heben.
Auch den ApflFelgarten geben.
b
Ilundeit, 339
58.
Hofe-SeknfiBfke.
Viel küssen ; wenig hertzen,
Arg meinen, höflich schertzen
Ist 80 deß Hofes Spiel,
Das spielt man täglich viel.
59.
Die Hertsens-Kireke.
Man kan zwar alle Kirchen Schlüssen;
Doch nie die Kirchen im Gewissen.
60.
Blendung kfimmt fBr Schändimg.
Wer kürtzlich werden soll gestürtzet und geschändet^
Wird meistens zuvorher bethöret nnd geblendet.
61.
Die Krone deß Jahres«
GOTT krönt das gantzc Jahr: Mit Kräutern pflegt im Lentzen,
Mit Blumen pflegt der Krantz im Sommer für zu gläntzen;
Der Herbst- und Winters-Krantz ist jener Frucht und Wein,
Und dieser weisse Seid und Cristallinen-Schein.
62.
Zugereelinete Gereehtigkeit
Christus, der durch fremde Schuld schuldig sich gemacht.
Hat durch seiner Unschuld Dienst uns zur Unschuld bracht.
63.
Weißheit der Alten.
Wann der Leib nimmt ab, nimmt Verstand dann zu;
Seele hat als vor mehr vom Leibe Ruh.
64.
Der ersten Eltern Fall.
Wie kams, weil durch das Aug all erste Sünde kam,
Daß Adam und sein Weib bedecken doch die Scham?
22»
340 Andrcfi Tangen^
65.
ArtEney wider Gicht.
Wer Gicht auflFs Alter nicht wil leiden^
Der mag sich jung bald lassen schAeiden.
66.
Auff Laeam.
Lux taug zu keinem Nagel nicKt;
Er bricht, hält keine Treu noch Pflicht
67.
Eiß.
Der Agstein, drem ein Wurm verschlossen, hat viel Preis;
Die Welt liegt alle Jahr gefasset in das £iß.
68.
4 Wieder -Zins.
Zins von Zins ist nicht erlaubt ausser in der Frauen-Schuld,
Da der Mann, wie viel er zahlt, immer dennoch hat gesollt
69.
Wäschhaiftig.
Ein Plaudrer stifftet Haß, pflegt Freundschafft zu verstören;
Wer nichts verschweigen kan, soll billich auch nichts hören«
70.
Viel Welten.
Wo ieder Stern ist eine Welt, o, welch ein Hauffen Welten!
Weil eine nicht gar viel ist werth, was werden viele gelten?
71.
An eine ffirstliche Person.
Kein Wunder hat gesehen ie.
Der euch, o Fürstin, sähe nie.
Hundcft. 34]^
72.
An di« Fre} er.
Ibr Buhler, seht euch ftbr, «8 ist nicht bald m trauenl
Die JimgfiHii, welche from, die werden böse Frauen.
Alsbald sie wehrhafTt macht deß Mannes blancker Degei^
So Ibald pflegt Gall und Mat in ihnen Krieg zu regen.
73.
NieBasd ist alles.
Trotzt mancher noch so hoch.
So trifft er letzlich doch
Für seil!« FUsse Schuch,
Für seinen Sitzer Bruch.
74.
Weiber -Threnen.
Sicher kau man meinen^
Daß der Weiber weinen
Sey ein blosses scheinen.
75.
Danckbarkeit gegen die Schweden.
Was werden doch um ihren Krieg fiirDanck die Schweden haben?
Wir wüntschen, daß Gott ihnen gibt, so viel, als uns sie gaben.
76.
Gold -Kunst.
Anß dem kalten Norden-Lochekam der Handgrieff Gold zukochen.
Da die Künstler für ihr Kupffer kamen, deutsches Gold zu suchen.
Deutsches Blut, mit deutscher Asche wol vermischeti kunte machen.
Daß den Künstlern ward zu Golde Glauben, Treu und alle Sachen.
77.
Anff Caenm.
Gacus meint, er sey geschrieben in das Buch deß Lebens ein;
Möglich ; aber wie mich düncket, wird es nur das schwartze seyn.
342 Andres TauBend
78.
Befldernng.
Beständig schwebt;
Wen GOTT erhebt;
Wer Selbsten steigt^
Wird bald geneigt.
79.
Nackter Leib.
Unter uns in denen Landen ^ wo die Leute nackend wandeln^
Meint man, daß der Liebe Sachen sie nicht mehr als wir verhandeln ;
Was man frey und täglich schauet , pfleget minder zu bewegen ;
Kleider decken ofFtcrs Mäugel, die die Liebe nieder legen.
80.
Anff Trullam.
Trulla hatte sich geschmücket, trat dem Manne gegen über,
Fragte, wie sie ihm gefiele? Nackend, sprach er, bistu lieber.
8L
Auff Calvnm und Lippnm.
Calvus sah zum Fenster auß; Lippus hilt der Nase für;
Dann er meinte, Calvus Kopff sey deß Magens Hinterthür.
82,
Begrfissimg.
Li Deutschland hält man viel auff einen treuen Gruß.
Wer lobt mir Engeland? .Da grüst man durch den Kuß.
83.
Die lachende Warheit.
Siedend Wasser kan man stillen.
Wann man kaltes dran wil vollen;
Glimpff kan auch durch fromes Lachen
Bittre Warheit süsse machen.
SeobsteB Hundert. 343
84.
In Person eines Wittibers.
Bringt lieben etwa Lust; bringt Lust iron Liebe sagen.
Bringt bejdes denuoch mir nichts als nur Bittrigkeit;
Was andren Hertzens^Wonn ist mir nur Hertzens-Leid;
Dann meine Lieb ist längst zu Grabe weg getragen,
Wiewol, wer recht geliebt, pflegt nichts darnach zu fragen; a
Er liebet fort und fort und hat erst auß geliebt,
Wann ihm sein Eude selbst deß Hebens Ende gibt.
Die Liebe war nicht starck, die sich verzehrt von Tagen.
Ich liebe, weil ich bin! die nicht mehr ist zu liebeo,
Erfodert ihre Treu; ihr Werth ist ewig werth, lo
Daß mehr als nur von ihr mein Mund kein Wort begehrt,
Mein Sinn sonst keine Lust; hieran wil ich mich üben! '
Geht dieses lieben gleich bey andren bitter ein,
Soll mir um Liebe doch lieb auch das bittre seyn.
85.
Banrende Soldaten«
Soldaten bauen ab , die neulich bauten an ;
Soll Bauer und Soldat vertreten einen Mann?
86.
Soldaten-Sprichwort
Du Schelme, du Bauer! so zierlichen Titel
Verehrten die Krieger den Bauern ins Mittel;
Nun Krieger getreten in /^ippelpoltz-Orden,
Sind dieserley Titel Besitzer sie worden.
87.
Krieg- und Friedens- Werke,
Krieg, der macht auß Bauern Herren ; ey, es war ein guter Handel!
Friede macht auß Herreu Bauern; ey, es ist ein«chlimmer Wandel!
88.
Freyer.
Wie stoltz die Jungfern doch mit Buhlem immer seynJ
Kümmt einer etwa für, so kiinunt ein andrer drein.
344 Andres Taiwcnd
89.
Friede.
hx guter Ordnung; wie die Sau zum Thore lanfFen rin,
Klagt Deutschland; daß die Krieg in ihr bißher gefbhret seyn.
So sih nun Deutschland; was der Krieg verterbt hat und verlast;
Daß Friede dieses wieder bringt verbessert und verfast.
90.
Angeneme Hofe -Leute.
Die liebsten sind beym Hofe-Läger
Die Reuter, SäufFer und die Jäger.
91,
Giclitbrficlitige.
Die Gicht lehrt Frömigkeit; ihr Volck muß gehen linde;
Wer seine Mutter trit, der thut ja grosse Sünde.
92.
Weißheit-Liebende.
Die in Sachen, die, wer weiß; wo und was sind; witzig sind,
Diese sind in denen Dingen ; die für Augen, offt ein Kind.
93.
Schrifft-Verständige.
Ihr Geistlichen, ej, messet mir kein böses sonsten bey,
Drum daß von euch, die ich sonst ehr, ich sondrer Meinung sey.
Mich dünckt, ihr habet alle gern ein wenig Begiment,
Und daß ihr, wann ihr überzeugt, nicht gerne diß bekennt.
94.
FrantzVsiselie Sprache.
Wer nicht Frantzösisch kan,
Ist kein gerühmter Mann;
Drum müssen wir verdammen.
Von denen wir entstammen,
Bey denen Hertz und Mund
Alleine deutsch gekunt.
Socbstes Hundert. 345
95.
Essen und trincken.
Wann der Brauch , wie zu-zutrincken, also wäre zu-zuessen;
Mein ich^ daß man mehren Leichen würde müssen Särckc messen.
96.
Beeker.
Die Leute klagen ^ daß das Brot gebacken wird so klein;
Bey einer Sitz-Stadt muß die Wahr in etwas zarter seyn.
97.
Anff Annam.
Bey einem Krancken wachen biß Morgens drey biß vier,
Sagt Anna, muß ich lassen; es geht nicht mehr mit mir;
Bey einer Hochzeit tantzen biß Morgens drey biß vier,
Kan Anna noch wol schaffen ; da geht es noch mit ihr.
98.
Regiments- Verständige.
Es ist ein Volck, das heist Statisten,
Ist von Verstand und scharffen Listen;
Doch meinen viel, es seyn nicht Christen.
99.
Oberstelle nnter Bfirgern nnd Edelleuten.
Bürger wollen oben an für den Edelleuten sitzen;
Geld und Perlen, Seid und Sanunt kan sie billich drüber schützen.
Gold und Perlen, Seid und Sanunt zeucht sie fbr sich selbst empor;
Dann es dencket immer dran, daß es war deß Adels vor.
100.
Eine entsehiedene Strietigkeii
Stadt und Land hat viel gestriten,
Wer im Kriege mehr erlidten;
Aber nun Hegt an der Thür,
Wie sich Städte brechen für.
Wer also die Haut gefunden, i
Die dem Lande weg geschunden.
346 Andres Tansend
DESZ ANDREN TAUSEND
SIEBENDES HUNDERT.
1.
Gekanffter Rath.
Batli; gekauflFt um Geld, bringt Reu;
Rath bringt Nutss, gelehnt von Treu.
2.
Geworbene Soldaten.
Soldaten müssen haben Sold, sollen sie tliun Thatcn;
Sie müssen Thaten thun fUr Sold, wolln sie seyn Soldaten.
3.
Essen und Trineken.
Was man isset, was man trincket, wird bey Hofe nicht geacht;
Speis und Tranck ist lauter Müntze, weil man die auß jenem macht;
Was nun in der Küchel stürbt, kan nicht leben in der Kammer;
Was in Magen man vergräbt, macht im Beutel schMrartzes Jammer.
4.
Brfider.
Brüder haben ein Geblüte,
Selten aber ein Oemüte.
5.
Hofe-Werckzeug.
Mäntel zum bedecken,
Larven zum verstecken,
Röcke zum verkleiden,
Scheren zum beschneiden.
Siebendes Hundert. 347
Zangen zum verzwicken, k
Pressen y auß zu drücken^
Pensei zum vergolden^
Blasen zum besolden^
Pulsier ; ein zu wiegen^
Brillen zu vergnügen, lo
Fechel, Wind zu machen:
Mehr noch solche Sachen
Sind bey Hof im Hauffen;
Niemand dariT sie kauffen.
6.
Unwissenheit.
Wer nicht viel verstellt, der nicht viel bedtnckt;
Wem nicht viel vertraut, den auch wenig kränckt.
7.
Aoff eines guten Freundes Hochzeit.
Wann Propheten Gottes Willen seinem Volcke sagten an,
Hingen sie gemein ein Zeichen imd ein sondres Merckmal dran,
Welches offt für läppisch Ding von den sichren ward geschätzet,
Aber Gottes weisen Bath endlich klar an Tag gesetzet.
WertherFreund undGottes-Diener, da der HEBB noch hegte Zorn, 6
Da uns biß auffs Blut noch riete manch vergiffter Krioges-Spom,
Da ihr sagtet, was Gott hieß, da ihr wieset, wie Gott dräute.
Uns zuwerffengar in Staub, weil niemand die Schläge scheute.
Da war dieses euer Zeichen: Euer eigen Augen-Lust
Hat, weil so der HEBB befohle, zum Exempel fort gemust. lo
Aber nun da Gottes Hertz durch sich selbsten ist erweichet.
Da uns seine Vater-Hand wieder Brot, nicht Steine reichet,
Da der weisse Friedens-Bitter schlug die rothe Frevler-Schaar,
Da nun Leben, Stand und Habe letzlich wieder unser war,
So erhebt ihr Gottes Gut und bereitet die Gemüter, i5
Daß mit Büß und rechtem Sinn sie gebrauchen Friedens-Güter;
Diesem nach ist diß das Zeichen: Das nach Gottes Will und Wust
Euch in gleichem wird ersetzet , was Gott nam an Augen-Lust.
Gott bleibt Gott! man wird die Welt gar in neuem Baue sehen,
Wann man bey der letzten Brunst meinen wird, es sey geschehen, sa
348 Andres Tausend
Gott bleib tGott ! wann ihm gefallet, ruffet er dem Wtirge-Schwerdt,
' Schafft ihm auch nach seinem Willen, daß es in die Scheide kehrt.
Gott bleibt Gott! er leitet ab und hat Menschen weg genummen;
Gott bleibt Gott ! er weiset an und last Menschen wieder kummen ;
t5 Gott bleibt Gott! nimmt weg Rosinen, und Bosinen gibt er her;
Wittwer wieder zu beweiben, »t ihm desto minder schwer.
Gott, bey dem die beste Lust, mit den Menschen-Kindern spielen,
Macht es immer so mit uns, daß wir süß auff sauer fühlen.
Herr undFreund,ihr must es zeugen, wie sichGott mit euch ergetzt,
^ Euch nach vieler Angst und Trauren nun in Fried und Freude setzt
Nun, Herr Bräutgam, dessen Heil ist ein Theil von meiner FreudOy
Seyd gesichert, daß*tnein Sinn sich in eurem Gnügen weide.
Gebe Gott, der gute Geber, was ier euch im Frieden gibt.
Daß gar nichts sey drum, dran, drinne, das nicht ihr und euch nicht
liebt!
3s Was er gibt den Seinen sonst, dieses sey euch auch gegeben;
Seyd zu friede, wann ibr habt Segen hier und dorte Leben!
8.
Auf Buam.
Biza klagt den Buhler an, daß er wil kein Nemer seyn,
Sagt: Er sperr ihr aufF das Maul, geb ihr aber wenig drein.
Er vermeint: Es sey nicht klar, ob er für auch kummen war,
Weil ihr sonsten sey das Maul nimmer oder selten leer.
9.
Auff Lnpam.
Lupa heist zwar eine Wölffin, doch die nie pflegt zu zerreissen,
Nur die gerne starcke Männer pflegt im Mittel an zu beisseu.
10.
Verstand. .
Es geht fiir Kunst Verstand,
Weil dieser jen erfand;
Wer nicht versteht ihr Ziel,
Den hilfft die Kunst nicht viel.
8ieliendeit Hn^idcrt. 349
11.
Kluge Weiber.
Ein Weib; das mehr versteht als sonst ein Weib wol so^
Die mag zwar was verstehn^ brauchts aber selten wol.
12.
Die dnrehgrabeiie Welt.
Wann einLoch war durch die Welt,daß hindurch wir kanten schauen,
Ej; wir schauten manches Ding, drüber sehr uns würde grauen.
13.
Lügen.
Wilstu lügen? Leug von ferne;
Wer zeucht hin und fraget gerne?
14.
Planderey.
Wer immer sagt und sagt und ist doch schlecht gelehrt,
Sagt offt, was nicht geschehn, und keiner sonst gehört
15.
Lob-6eitc.
Wer hungrig ist aufF Lob, ist gern an Tugend leer;
Die Tugend steht für sich, darff Lob nur ohngefehr.
16.
Anff einen gottlosen Sohn.
Du warst der Mutter Schmertz, eh als du noch geboren;
Du bist der Mutter Tod, nun da du bist verloren.
17.
Der Spiegel deß fierfichtes.
Was der Spiegel dem Qesichte,
Ist den Sinnen das Gerüchte.
350 Andres Taatend
18.
Frauen-List.
Weil Eva mit der Schlang umgieng
Und neben ihr den* Adam fing,
So hat sie ihren Töchtern auch
Verlassen List und schlauen Brauch.
19.
Ey-Äpffel.
Even-Apffel locken noch
Manchen Adam unters Joch,
Wo er nichts vom Paradeis,
Nur von lauter Hölle, weiß.
20.
8p5tter.
Wer andrer Leute höhnisch laclit,
Der habe nur ein wenig Acht,
Wer hinter ihm, ihm gleiches macht.
21.
Die Gesetze.
Die nützen Gesetze
Sind künstliche Netze,
Drauß grosses entgangen,
Dran kleines bleibt hangen. «
22.
Das Alter.
Für Zeiten stunden Junge den Alten höflich auff ;
letzt heist es: Junger, sitze! und: alter Greiner, lauflF!
23.
Hoffnung und Fnrcht.
Furcht und Hofihung sind Gespielen;
Diese wird geliebt von vielen;
Und wer dies' ihm hat genummen,
Dem ist jene Selbsten kummen.
.IM
Alf
Dmß AstatoB weiser sej« ghab kh pera. ak
Dmß kh firomcr Mj al» er. druff bdkU>kb
25.
AbmmBmL
Gedcyita flbr Greridit, vcr kt dem Adrocat?
Dem Bieter trui didi nur, im Fall er Wetases luit
H^fe-DieMT«
Treoe Diener sind bej Hofe nach dem Tode bald vergt^saen;
O, flie werden schlecht geachtet wann sie gleich noch da gesessen I
27.
Wir wollen, was wir nicht sollen.
Wir dringen anff den Zaum, nnd wo wir sollen gehn,
Da lanffen wir; wir gehn, wo da wir sollen stehn.
28.
Von meinen Reimen.
Wären meine Beime Jungfern, ej, sie würden alte Mägde,
Lebten aber keusch und stille, mieden freches Buhl-Gk^jägde,
Biß sich gleich zu gleiche ftinde, daß vielleicht ein Qrauer käme,
Der XU ihrem guten Wandel ausser Schönheit willen neme.
29.
Zucht- Hfiter.
Ein Hüter, der die Weiber fiir Schand in Obsicht nam.
War keiner nimmer treuer als tugendhaiBfte Scham.
30.
(jeistlicher nnd weltlicher Glaube.
Man merckt, wie gegen Gott der Glaube sey bestellt
Auß dem, wie Glaub und Treu man seinem Neohsten lililt.
352 Andres Tan»eiid
31.
Bluts- Verwandten.
Ist Geld das andre Blut^ hat manchen Blutsfreund der.
Dem nur der Beutel voll und keinen ^ dem er leer.
32.
Anff Pralinnm.
Pralinus kreht als wie der Hahn^ laufft aber wie die Henne,
Ist gleichwol sonst nicht ungeübt im fechten aufF dem Tenne.
33.
Anff Scelestnm.
Scelestus ist ein Schelm in allen seinen Dingen/
Weil aller Laster Heer in ihn zu Stuhle giengen.
34.
Kunst und Geschicke.
Wissenschafft und Höfligkeit paaren sich nicht immer;
Offters ist ein höltznes HauS; wo ein goldnes Zimmer.
35.
Geduld in weltliehen Sachen.
Geduld hat manchen Sieg,
Macht aber auch viel Krieg;
Ein ieder wil sich reiben
An den, der sich ließ treiben.
36.
Fürsprecher.
Du must fUrher wol stechen,
Soll Anwalt fiir dich sprechen;
Gesetze wird er bringen.
Nach dem die Müntzon klingen;
Am besten ist gerathen
Mit denen für Ducaten.
-At
41.
BahmÜrfc irt ». Frande UhnL
42.
StiKke n« KmjgkeiL
Tapfiiigkeh toh aa»^, Einigkeit tod iumk
llidit, daß keiner iknen mag wa» abg^wiimen.
43.
«Ml-bkL
Mit sieben (Htften
Geht» fast zum besten:
Der achte Gast
Wird eine Last
2S
354 Andres TaiiAoncl
44.
Wein -Fremide.
Die von dem Weine
Sind worden deine.
Sind nur zum schertzen;.
Sind nicht von Hertzen^
Sind zum behagen
Nur fUr den Magen.
46.
Hareipan.
Heist Marcipan Soldaten Brot? So essens nur die Groasen;
Der arme Knecht der mag sieh nur am Pompernickel Btossen.
46.
Huger und DErst.
Wer Durst und Hunger hat; pflegt viel nicht zu verzehren;
Dann diese beyde Pursch ist gerne nur im keren.
47.
Brot
Das Brot pflegt onsrem Leib a» besten zu bekommen f
Das machte es kummt daher , woher der Mensch genummen.
48.
Ein nngesaltzen CUtstgebot.
Wo W^irth, wo Gast; wo Kost nicht recht gesaltzen mnd.
Da kan es leichte seyn^ ein Eckel daß sich fiudt.
49.
Kese.
Der Kes erschi-eckt den Gast; dieweil er wol kan wissen;
Daß er; wann dieser kümmt; den Magen nun soll schlissen.
50.
Die tapfere Warheit
Ein tapflrer Helden-Mut ist besser nicht zu kennen;
Als wann er sich nicht scheut; sehwartz sehwartz^ weiß weiß zn
nennen;
Der keinen Umschweiff braucht; der keinen Mantel nimmt,
Der allem gegen geht; was wider Warheit kümmt.
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Wievol Buck andre Kmot vt ipQltHdi bfielMi Kf^r^^
IbI ReGhcD-KuBst dodi liocli in Krieg: ietmiHl geatieg»!!.
Dmß f&nflbebn faattng gmb, dftfi fimfijg huhlen war«
Daß hondeft tausend gah, kam her durch ihre Lahr.
Se madite nodi wol gar anß Naileo starcke Sumiaeii
Und kante kfinstlich dranff aoch gar darkinter knmmMi«
Was oft ein gantzes Land in «einem Bentel trag;
DraniS manchem reich an aejn, kam gar ein «dineller FVgx
54.
Steitt-DMtug*
Soll man dann am Himmel sehen^
Was hienmten soll geschehen?
Soll der Himmel geben Blick
Auff so manches Schelmen-StückV
Wer wird mehr den Himmel achton,
Drauff man sonst so schlecht wil trachten?
55.
Regräbnflß in einer Mftnebs-Kappe.
Hilfft eS; wann man todte Weiber in dcß Münchos Kappe aiookt,
Hilfft es besser, die, die leben, wann der Mttnch nie selbston doc^kt.
56.
Freye-Kttnste.
Daß die Länder außgcplüudert, ist noch etwa au vorwindnii;
Schade! schade I daß die Sinnen sich so leer von Lehre fhidon.
356 Andren Taasesd
57.
Das Blnt Christi.
Ich wag und glaub es nur, daß Jesus Christus Blut,
Zu tilgen meine Schuld, sey gar genug und gut;
Wer wil, der wasche sich durch eigner Wercke schwitzen;
Im sterben wird man sehn, was Blut, was Schweiß wird nützen.
58.
Reime.
Werden wo nicht meine Reime wol in fremden Ohren klingen,
Müssen fremde nur gedencken, es gescheh auch ihren Dingen;
Weil die Worte wie die j^Ienschcn haben auch ihr Vaterland,
Gelten sie nur da am meisten, wo sie lang und wol bekant.
59.
Sprach -Lehrer.
Es ist ein tolles Volck, das in dem Wörter-Kriege
Als Türeken um die Welt ist eifriger zum Siege;
Wanns um und um nun kümmt, so ist ein Wort erstriten.
Indessen Eruch Gebruch und bittres Arm gelidten.
GO.
Die bSse Welt
Ist der Mensch die kleine Welt, sind die Weiher auch die Welt,
Daß man klein und grosse so immer noch für böse hält.
61.
Eingeschobener Balcke.
Lingus schilt den Nachbar sehr, daß er ihm in seine Wand
Heimlich einen Balcken schub, gleichwol dieses nie bekant;
Wann er solte wissen das, was er mehr sonst eingeschoben,
(Seine Frau, die weiß es wol,) würd er ihn noch minder loben.
Reich und grob.
Wo der Geldsack ist daheim, ist die Kunst verreiset;
Selten daß sich Wissenschafft, wo viel lleichtlium , weiset;
Oh nun gleich ein goldnes Tuch kau den Esel decken,
Siht man ihn doch immer zu noch die Ohren recken.
Sicl»on(lc8 Htmdoit. 357
63.
Der Blichstabe tSdtet. ^
Du tödtest, Buchstabe;
Wem fi^raut fiir dem Grabe,
Der lasse dich bleiben!
Drum liüten die Leute
80 flcist^ig sich heute
Für lc8eu und schreiben.
64.
Die Oichi
Wer sich üben wil im fühlen.
Mag mit Gicht ein wenig spielen.
65.
Thenre Seelen.
Für die Seelen, für die Christus gab sein theures Blut,
Die verkaufft man, die versetzt man nur für Tonnen Gut.
Wer dann war es, wer dann thät es? Niemand ist genennt;
Gott ists, Welt und sein Gewissen, das den Kauffmann kennt.
66.
Seelen-Handel.
ledes Land hat sein Gewerb, sein Gesuch und seinen Wandel;
Die^ die gegen Norden sind, machte reich der äeelen-HandeL
67.
Das Wort Gottes.
Gottes Wort Icucht helle;
Gottes Wort laufft schnelle;
Wer dann wil es demmen?
Wer dann wil es hemmen?
68.
Speise niid Tranek.
Wann die Kinder essen Brot,
Werden ihre Wangen roth;
Wann die Alten trincken Wein,
Pflegt die Nase roth zu seyn.
l 2 CoriMth. 3, V. 0.
358 Andre» Tanscnd
69.
ZHTersicht anff Hensclieii.
Wer sein Glück auff Menschen baut; dieser hat es gantz vergessen,
Daß in kurtzem diesenGrundWürm und Schlangen werden fressen.
70.
Zuversicht anff Fürsten.
Wer sein Glück auff Fürsten baut; baut sein Wesen anff den Suid,
Da es nie für Wind und Flut wird erhalten sichren Stand.
71.
Ein Mensch deß andren Wolff.
Meine Dienste; sagt die Welt; aber Dienste; die sie thut;
Sind so nütze ; wie der Dienst von dem Wolffe Lämmern gut.
72.
Trost der Entjnngfernng.
Wann euch wird die Jungferschafffc; Jungfern; wo benummen,
Tröstet euch ! weil ihr hiermit Eundschafft habt bekummen.
73.
TägUeher Tod.
Daß man täglich solle sterben; weil ihr Priester Lehren gebet^
Sterb ich täglich; sagte MopsuS; alldieweil mein Weib mir lebet.
74.
Der Liebe Martyrthnm.
Buhler sind zwar Märtyrer offt so gut als einer;
Martern aber sich nur selbst; drum so preist sie keiner.
75.
Ein Frosch.
Die Stimm ist groß; der Mann ist klein;
Was nahe nichts ; hat ferne Schein.
76.
Fremder Lente Schaden.
Von ferne wird ein Schlag, eh als gehört, gesehen;
Man siht; man fühlet nicht, was andren weh geschehen.
Siebende« Handnt. 359
77.
ScUflBsel, die bej Hofe achliflaeD, achliaaen aaff und nimmer xu;
Dann das geben und das nemen hat bey Hofe keine Ruh.
78.
Dreyerley Geiti.
Oeld-, Lust- nnd Ehren-Greitz macht, daß <Ue gantse Welt
So aim ist ui Gedl^ und nichts Ton Heil behält
79.
Fremde Kleider.
Fremde Kleider schimpffen uns; weil sie aber so gemein,
Muß alleine seyn ein Narr, wer es nicht wil miete seyn;
Fromer Sinn in fremder Tracht bringet alles wieder ein.
80.
Das Wort Aber.
Wann das Aber thäte nicht, wer doch hätte was ui klagen?
Aber aber trägt die Schuld, daß uns wenig wil behagen.
81.
Von meinen Reimen.
Hat iemanden wo mein Reim innerlich getroffen,
Daß er zömt und grimmig ist, ey, so wil ich hoffen.
Daß er sich und nimmer mich schelten wird Verräther,
Weil er selbsten Kläger ist, wie er Selbsten Thäter.
82.
Menschliche KranckheiteB.
An dem Leib ist kranck der Mensch, an der Seele kräncker noch ;
Diese Kranckheit hält er schlecht; jener wartet er gar hoch.
Da von dieser jene klimmt, diese Jen erwecket doch.
83.
Die Liebe Gottes.
Daß wir unsren GOTT zu lieben
Uns so schlecht und übel üben,
Macht, daß uns so wol wir üben,
Uns in allem selbst zu lieben.
360 Andres f aamnd
84.
Einfoltig eebet
Die Einfiilt im Gebet ist grosse Witz Air Gott;
Genug, wer ihm vertraut imd nemit die blosse Notb.
86.
Menschliche UnToIlknmmeiiheit.
Daß wir unvollkummeo sind; wann wir diß erkennen^ ,
Kan man solch Erkäntnüß schon eine Beßrung nennen.
86.
Zahlungs -Fristen.
Es ist zwar eine Frist zu zahlen außgeschrieben;
Mit Undanck aber ist zu zahlen frey verblieben.
87.
Allgemeine Artznei.
Moises gab so viel Gesetze niemals , als die Aertzte geben
DemC; der gesund wil bleiben , wil auch gerne lange leben;
Schweiß und Maß in deinem Thun und die Gottesfurcht dabey.
Dich zu halten lange frisch , sind genugsam diese drey.
88.
Grabschrifft der FrSmigkeit.
Fromes liegt ins Grabes Nacht;
Böses ; hat es umgebracht;
Frevel erbte seine Habe,
Tantzt dafür ihm aufF dem Grabe.
89.
Seiltäntzer bei Hofe.
Bey Hofe schwebt das Täntzer-Seil, davon wann mancher Mit,
So kan es seyn, daß er nicht recht die Stange gleiche hält.
90.
Anff Lingnm.
Weil Menschen beßres nichts als sterben künnen thun,
Wüntscht LinguS; daß sein Weib mög auch vom bösen ruhn.
»1
UMMtL
leder bokh imd {rrrt nach Lobe: nnnoher aber bat ^^MrspQrt.
DaL er tSar £e jcboae Rabel bÜnle Le« beim geAAurt.
WiBter^La^r.
Wcihiid Uhen unter Hinten mllen Winter Kriej^er «uß:
letzond mnst' in Scbnee der Bauer« und der Kri<^r nani sein I Ui».
XeiseUieke Erlndii^a«
Was Tor nicbt aneb gesagt, wird selten was gesagt;
Man sagt wie vor auch noch : Veit schläft bey seiner Magtl.
94.
Geriekte.
Man saget selten was, es ist doch etwas dran;
An dem ist aber nichts, daß Mops ein ehrlich Mann.
95.
Bieker.
Böse Bücher tügen auch guten zu der g<^n-Probe;
Finstres macht, daß desto mehr icderman das lichte lobe.
96.
Bflcker-Olfleke.
Bücher haben auch ihr Glücke: Wann sie nicht gosaltsou soyn,
Fasst man dennoch gute Würtze, Pfeffer oder Saffroii drein ;
Kümmt es dir, ich bin zu friede, liebes Buch, nur auch so gut|
Wann mit dir nur in geheime niemand was verschämtes tliut.
97.
Naeh-Folge.
Ob die Mahler ihre Farben bey dem Krämer schone nomon,
Dörffen sie sich ihrer Bilder daimenher doch nimmer nchäiiien.
Wer von andren was gelernt, diesem steht es ja wol iVoy,
Daß mit andrer Weis und Art er es andren bringe bey.
362 Andres Tausend
98.
Von meinem Bielie.
Ist in meinem Buche was, das mir gaben andre Leute,
Ist das meiste doch wol mein, und nicht alles fremde Beute;
ledem, der das seine kennet, geh ich willig seines hin.
Weiß wol, daß ich über manches dennoch Eigner bleib und bin;
fi Zwar ich geb auch gerne zu, daß das meine bdses heisse,
Gar genug I wann fremdes Gut recht zu brauchen ich mich fleisse.
99.
Bnch-Fthrer.
Die Bücher, die gedrückt, die drücken Führer mehr.
Weil sie sie mit dem Preis beschweren all zu sehr.
100.
OemeinschafN; der Gelehrten.
Wer zu entlauffen denckt fUr seiner Sterbligkeit,
Geh mit Gelehrten um, das ist: mit Ewigkeit.
Afildf* Hnndm
DESZ ANDREN TAUSEND
S HINDERT.
1.
Thwkeit
Es iat zwar selten klug, wer nichts vent^t und kan;
Doch minder, wer äch selbst und seine Witi Beucht «n.
[
2.
Ob seineii Glauben gleich dn iedar achütit und preist,
Glaubt doch am besten der, am besten der es weist
3.
Kensehliehe Weißheit
Sie sey gleich, wie sie wil, die Weißheit in der Zeit,
So steckt sie doch zu tieff im Wust der Eitelkeit
4.
Hofe-FSderuBg.
Wer nicht hin weiß au das Meer,
Geh bey einem Flusse her.
Wem bey Hofe Gnade fehlt,
Seh, daß er zum Freunde zehlt
Den, der das daselbst geneust.
Was £^uß Hofe-Quällen fleust.
6.
Ehrenveste.
Manchem schreibt man Ehrenveste, weil er über Ehre hält,
Manchem, weil er gar kein Zeichen einer Ehre von sich stellt
364 Andres Tausend
6.
Zweyerley Nacht und zweyerley Tag.
Zwey Nächte hat der Mensch; der Mensch hat zwene Tage,
Drauff er sich freue theils, theils drüber sich beklage:
Der Mutter Leib ist Nacht; das Grab ist wieder Nacht;
Geburt gibt einen Tag, wie Tod den andren macht;
6 Die erste Nacht und Tag ist voller Noth und Leiden;
Der Tag nach letzter Nacht bleibt voller Heil und Freuden.
7.
Vom Machiavello.
Mancher schilt auif diesen Mann , folget ihm doch heimlich nach.
Gibt ihm um die Lehre nicht, gibt ihm um die Öffiiung Schmach.
8.
Weiber-from.
An den Himmel dencken Männer als die Weiber, dünckt mich,
minder;
Dann den Himmel zu ervöllen, dencken diese gern auff Kinder.
9.
Faulheit.
Ein Ballon fleugt ungeschlagen nimmer, ob er gleich voll Wind;
Manche sind zu faul zu ehren, ob sie gleich begäbet sind.
10,
Ein Schwerdt.
Schwerdter schaden, Schwerdter nützen, nützen zum versetzen;
Schwerdter nützen, Schwerdter schaden, schaden zum verletzen«
11.
An die Leser.
Sind dir, Leser, meine Sachen mißgefällig wo gewesen,
Kanstu sie am besten straffen mit dem sauren nimmer-lesen.
Achtes Hundert. 3gj
12.
Mensehlieher Wandel.
Unsers Lebens gantzer Wandel steht im lernen und vergessen
Das vergessen nur und lernen wird gar selten recht gemessen.
Was vergessen solte bleiben, wollen wir am liebsten wissen;
Was gelernet solte werden, wollen wir am liebsten missen.
13.
Die deutsche Sprache.
Deutsche mühen sich ietzt hoch, deutsch zu reden fein und rein
Wer von Hertzen redet deutsch , wird der beste Deutsche seyn
14.
Priesterliche Gebethe.
Gebet, sprechen manchePriester,soilGebeth für euch man sprechen
Scheint es doch, daß ihre Seuffzer nach dem Thaler sind zu rechen
15.
Hit Rathy nicht mit Gewalt.
Gewalt ist wie ein Kind; wo nicht Verstand sie leitet,
,So stürtzet sie sich selbst, weil sie zu frevlich schreitet.
16.
Geschencke.
Wie dann, wann man Advocaten ihre heisse Hände schmieret
Daß davon nicht so die Hände wie die Zunge wol sich rühret?
Gelbes wird und etwas weisses, wie man sagt, dazu genummen
Dieses soll zumal dem Hertzen und Gehirne wol bekummen.
17.
Anff Marcnm.
Was du, Marcus, hast geschrieben, ist gewiß sehr gut gewesen
Weil die Leute deine Schrifften mit entblöstem Rücken lesen.
18.
Göttliche Verordnung.
Wer die Uhr gleich nicht versteht,
Mercket dennoch, wie sie geht.
Gottes Rath, den wir nicht kennen,
Müssen dennoch gut wir nennen.
366 Andrts Taasend
19.
Falschheit
Mohren haben weisse Zähne, sind sonst schwartz fast aller Orten:
» '
FalscheLeute bleibenSchwartze,sind sie gleich von weissen Worten.
20.
Eifrige Geistlichen.
Wie ein Ottomannisch EäyBer wollen Geistliche regiren,
Der; den Scepter zu versichern, last die Brüder stranguliren;
Also sie in Glaubens-Sacheu wollen herrschen und die Brüder
Lieber räumen von dem Brote, wann sie ihrem Wahn zu wider.
21.
Wehr-, Lehr-, Nähr-, Her -Stand.
Wehr-| Lehr-, Nähr-Stand; ieder Stand hat sein eigen Ehr in sich;
Nimm W L und N weg, lehrt der Name solches dich;
Nur der Her-Stand; der bißher andrer Stände Hencker war.
Hat bey Ständen keinen Stand, ist an Ehr und Namen baar.
22.
Regir-Oeitc.
Es ist ein Hut voll Fleisch , das oflfl ein gantzes Land
Um einen hohen Hut setzt in verterbten Stand.
23.
Das fiesichte.
Gott sey Danck für mein Gesichte!
Der verleih, daß ich es richte
Mehr auffs blaue Himmel-Zelt
Als den Schmutz der schwartzen Welt!
24.
Das Gehöre.
Gott sey Danck für mein Gehöre!
Der verleih, daß seine Lehre
Mehr, als was die Welt mir singt.
Stets in meinen Ohren klingt!
Achtes Hundert. 367
25.
Der Oesehmack.
Gott sej Danck für meinen Schmack!
Der verleih mir, daß ich mag
Mehr das Brot, vom Himmel kummen.
Als von dieser Welt genmnmen!
26.
Die Entflndnfiß.
Oott sey Danck Air mein Entfinden!
Der verleih, daß meinen Sünden
Ich entfinde stets in mir
Und Vergebung, Gott, von dirl
27.
Der fieracli.
Gott sey Danck ftir meinen Ruchl
Der verleih, daß kein Gebruch
AulF die Nietligkeit der Welt
Mich vom Himmel abe hält!
28.
Ein emsiger Verstand.
Was ist ein göldner Kopff obn einen bleynen Sitzer?
Verstand, der für sich gut, wird durch den Fleiß viel nützer.
29.
Orth-fiedächtnttß.
Wer Gedächtnüß Kunst dencket zu studiren,
Dünckt mich, muß voran gut Gedächtnüß führen.
30.
Die Welt.
Alles, alles überall *
In der Welt ist wie ein Schall;
Dann all ihre Frachten
Sind, wie wir sie achten.
368 Andres Tausend
31.
Meß-Kunst.
Länge, Breite, Höhe, Tieffe vieler Dinge kan man messen;
Andre forschen, ist zu wichtig ; selbst sich prüfen, bleibt vergessen.
32.
Anna und Maria.
Wem'g Annen, viel Marien
Pflegen Mütter ietzt zu ziehen.
33.
GrabschriiSt einer schwangern Franen.
Hier liegt ein Grab im Grab, und in deß Grabes Grabe,
Was Welt noch nie gesehn, ihm auch nicht Namen gäbe;
Das Grab begrub zuvor, eh Grab begraben ward;
Zwey Gräber sind nur Eins, und eine Leich ein Paar.
34.
Ein anders.
Hier war zweyfach Leben;
Hier ist zweyfach Sterben;
Gut, das dupelt erben
Jene Welt wird geben.
35.
Lange Ehe.
Altes Eh-Voick als die Jungen lieben auch nicht minder,
Wo ja nicht wie Ehgenossen, dennoch als die Kinder.
36.
Charten-SpieL
Wer sein Hertz erfreut mit Schellen, wil nur stets im Sause leben,
Hat zu letzte seinem Magen Kraut und Eicheln kaum zu geben.
37.
Wucher-Spiel. .
Spielen Wuchrer, spielen sie gerne das Piqueten-Spiel ;
Weisen dreissig auff den Tisch, zehlen zweymal noch so viel.
Achtes Hundert. 339
38.
Verleamder.
Wer Verleumdung hört, ist ein Feuer-Eisen;
Wer Verleumdung bringt, ist ein Feuer-Stein;
Dieser würde nichts kiinnen thun und sejm,
Wolte jener nicht hülfflich ihm sich weisen.
39.
Uer sehen, versetzt: Schehren.
GrosseHerren,die da herschen, mögen schehren, nur nicht schinden ;
Hirten nemen so die Wolle, daß sie Wolle wieder finden.
40.
Gaben-Geitz'.
Wann Beamten, wie sie sollen.
Nicht Geschencke solten nemen,
Würde selten iemand wollen
Sich zu Amt und Dienst bequemen.
41.
Die Kinder -Kranckheit der Frosch.
Udus wird gewiß den Frosch unter seiner Zunge haben.
Den er immer fort und fort muß mit etwas nassem laben.
42.
Freyen oder henrathen.
Kümmt vom freuen freyen her? Wie daß manchem armen Tropffe
Nicht das freuen kümmt vom freyen, sondern krimmen m dem
KopfFe?
Kümmt vom freyhen freyen her? Wie daß manchem armen Freyer
Frey zu walten, frey zu schalten, Freyheit bleibt fUr keinen Dreyer ?
Freyen ist nur ein zu rechen in den Zedel derer Dinge, s
Die zu kennen, die zu bandeln man auff Treu und Glauben ginge.
43.
Die Liebe Gottes und der Welt
Wer ins Hertze Gott wil fassen.
Muß die Welt heraussen lassen;
Gott muß der heraussen lassen,
Wer ins Hertze Welt wil fassen.
Logau. 24
370 Andres Tausend
44.
Anna -Maria, Süsse -Sanres.
Alle Weiber kan man billich Annen und Marien nennen,
Weil das Süß und auch das Saure fast an allen zu erkennen.
Wol nun dem, der die bekummen, die zum meisten Anna heist!
Weh nun dem, der die bekummen, die sich nur Maria weist!
45.
Poeterey.
Wer durch tichten Ruhm wil haben, kan ihn nissen;
Wer durch tichten Lust wil haben, kan sie btissen;
Wer da dencket reich zu werden durch das tichten,
Tichtet ihme, was ihm kümmet, gar mit nichten.
46.
Rache.
Selten ist die Rache recht; recht zum minsten wird geacht
Rache, die zur Rache braucht hohes Amt und dessen Macht.
47.
Poetische Namen.
Venus soll man mehr nicht sprechen; nur Lustinne soll man sagen,
Als wann Name zu der Sache künt ein ander Art beytragen.
Ist lateinisch Venus Hure, wird Lustinne deutsch nicht frömer;
Ob ein Schuster nicht verstehet, was mit Venus meint ein Römer,
5 Wird er fast noch minder wissen, was ein Deutscher mit Lustinne
Für Verstand und Deutung fuhrt. Wann wir Christen in dem Sinne
Nicht der Heyden Wesen hausten, wurden wenig ihre Worte
Argem durch die blossen Namen , die so kennlich aller Orte.
48.
Von Lecho.
Lechus redet böse Deutsch ; wann er Leute Schelmen schilt.
Meint er, daß es auffscin Polsch besser klingt und anders gilt.
49.
SehrJAea.
Mui adiik £e ädiwartze Kunst: ich halte viel toq ihr:
Dum dnrch die achwartze Schritft kümmt Kunst auff weif> Papier
Und Tom Papier ins Hanpt und so fort für und für.
50.
Die demtsehe Spneke.
Ist die deutsche Sprache rauh ? Wie daß so kein Voick sonst nicht
Yoo dem Üehsten Thon der Welt, von der Liebe, lieblieh spricht?
51.
ZisehrifleB der Bieher.
Man sdireibet grossen Herren die Bücher zu uiu Schutz ;
Hicfa dfinckt, um etwas anders, gemeinlich um den Nutz.
52.
UndaBek gtgtm GOTT.
Gott hat seinen Sohn gesand, uns zu retten auß der Noth :
Noth hat seinen Sohn erbarmt, drum zu leiden bittren Tod :
Tod wird schlecht von uns bedanckt,mehrentheilsmitFhiehundSpot;
Spot darff leichte rechnen so ewig mit Spot, Tod, Noth, Gott
53.
Das Werek der ErlSsung.
Gott, was bin ich gegen dir! Nichts als eitler Koth;
Hohn und Tod wie daß dann mir lied zu Nutz dein Sohn V
Bloß die Liebe hats gemacht, die mir Erden-Kloß •
Heil von Sünden hat gebracht und am Himmel Thoil.
54.
Alles auf GOTT.
Mir nicht, wann ich bin geboren, bin ich, sondern meinem
Mir nicht, wann ich wieder sterbe, sterb ich, sondern mciuoin
Mir nicht, wann ich etwas habe, hab ich, sondern meinem ^ '
Mir nicht, wann ich etwas werde, werd ich, sondern meinem
24 ♦
372 Andres Tausend
55.
Oelehrte.
Daß gelehrte Leut ich liebe, wo ich dran begehe Sünde, •
So bekenn ich, daß ich drüber dennoch keine Reu entfinde.
56.
Jägerey.
Grosse Herren lieben jagen; besser, wann sie liebten hegen;
Wüsten Länder jagen Leute bloß von ihrer Lüste wegen.
57.
Leib und Seele.
Ist die Seele Wirth und der Leib ihr Haus,
Wie daß dieses dann jenen offfc jagt auß?
58.
Dienste.
»
Da ist böse dienen, wo das gut-gethan
Gut nicht wird verstanden noch genummen an.
59.
Franckreich.
Franckreich hat es weit gebracht; Franckreich kan es schaffen.
Daß so manches Land und Volck wird zu seinen Affen.
60.
Anff Mammaßam.
Mammaea ist ein Wunderthier, zwey Sitzer werden ihr vergunt;
Den einen hat sie auff der Brust, den andern, wo er sonste stund.
61.
Grosse- und kleine -Welt.
Die kleine Welt fällt täglich, die grosse bleibet stehn;
Die kleine wird erstehen, wann grosse wird vergehn.
62.
Anff Bardnm.
Bardus weinte : seine Kinder würden keine Pfleger haben,
(Hatte weder Weib noch Kinder) wann er würde sejm begraben.
finhsrkrifl emfs IMm Ek^itsseas.
Leser, sieli. erlHLmie didi dieses Utlren Falks!
Ansso' Gott war in der Welt, was hier Hegt« mir Alle».
Kligiieit wtA Be41i^eit
Klugheit wil nicht mehr Bedligkeit nur Schwester leiden:
Mercket draoff! ein Fall kümmet, nnd das Heil wil scheiden.
65.
Falsehheit
Der Falschheit gibt ftr Witz, wer dem gibt Koth ftlr GoW,
2^ahlt ihn mit eigner Müntz imd zahlet wol die Schuld.
66.
Freud mnd Feind.
Ein Freund, der nie mir hilfft, ein Feind, der nichts mir thut,
Sind bejd in einer Zunfft, sind bejde gleiche gut.
67.
Apotheeke.
£ii|er darff nicht viel in die Apotheeke wagen.
Der nur weiß die Kunst, recht zu pflegen seinen Magen.
68.
Leiehtglanbigkeii
Wer nichts nicht glaubt, glaubt gar zu wenig; wer alles glaubt,
glaubt gar zu viel.
Behutsamkeit hilfft allen Dingen ; im Mittel ist das beste Ziel.
69.
Zärtligkeit.
Wer nie kein Ungemach und nirgend auß wil stehn,
Muß in der Welt nicht seyn , muß auß der Menschheit gehn.
374 Andres Taasend
70.
Von meinen Reimen.
Daß immerdar mein Reim^ das sag ich nicht, recht laufTe;
Ich schliesse mich nicht gantz in Schrancken, die der Hauffe
Der Reimen-Künstler baut. Das lang fllr kurtz, für lang
Das kurtz, das glaub ich wol, zu Zeiten schlich und sprang;
5 Zu Zeiten satzt ich was im Kummer; was in Eile;
Zu Zeiten hatt ich kurtz-, zu Zeiten lange-weile.
Wann nur der Sinn recht föllt, wo nur die Meinung recht,
So sey der Sinn der Herr, so sey der Reim der Knecht.
71.
Wercke deß Cliristenthnms.
Den Höchsten zu loben, den Nechsten zu lieben
Sind Stücke, draufF Christen sich eignet zu üben.
Sind Stücke, die Christen hier unten anheben
Und völlig dann würcken im oberen Leben.
72.
Von meinen Reimen.
So ich meinem Reim erlaube hm zu springen in die Welt,
Thu ich solches, weil sein Wesen auflF die Prob ist vor gestellt;
Dann zwcy Hundert derer sind aussen schone bey viel Jahren,
Und ich seh in fremder Schrifft, daß sie wol gastiret waren.
73.
Alte Sitten.
Wie es scheint, kummt altes Wesen fortmehr wieder was zu rechte :
Die im Kriege waren Herren, werden ietzt im Friede Knechte.
74.
Hofe-Gnnst.
Die Kinder lieben den, der nachgiebt ihrem Mute;
Die Kinder hassen den, der ihnen zeigt das gute.
Es ist die Hofe-Gunst als wie die Gunst der Kinder:
Die Heucheley hat Preis, die Warheit Haß nicht minder.
1
Achtes Hundert. £
75.
Gebete.
Wann du denckst zu beten ^ dencke fleissig drau^
Was du denckst zu reden, wen du redest an,
Wer du bist, der redet; sonsten ist gewiß.
Daß es Lippen-Rede, nicht deß Hertzens hieß.
76.
Zweyerley Kindheit.
Der Mensch wird erstlich jung und nachmals alt ein Kind ;
Sarck, Grab ist hier, was dort ihm Bette, Windehi sind.
77.
Der Morgen.
Vom Bette steh ich auff auß meines Leibes Ruh ;
Gib Gott, daß ich vom Grab ersteh dem Hinmael zu!
78.
Der Mittag.
Dein Wort, Herr, scheint so klar als wol kein Mittags-Licht;
Hilff, daß es mich erleucht und alle Blindheit bricht!
79.
Der Abend.
Der Abend kummt heran; ich geh dem Tode zu;
Gib Gott, daß wann er kümmt, ich nichts verbotnes thu!
80.
Die Nacht.
Der Schlaf gibt neue Krafft; hilfF, daß deß Grabes Nacht,
O Gott, auff jenen Tag mich ewig freudig macht!
81.
Das gewandelte Deutschland.
Die Deutschen wüsten wenig für Zeiten von dem Golde;
Sie trugen Treu und Glauben für allem alle Hulde; -
letzt wissen Deutschen wenig vom Glauben und von Treue;
Sie dienen mehr dem Golde dann Gott ohn alle Scheue.
376 * Andres Tausend
82.
Eine schSne Frau.
Meistens sind nur schöne Weiber Männern nütze bey der Nacht;
Ihre Wercke bey dem Tage sind nur Müssiggang und Pracht.
83.
Das alte Jahr.
Heute geht ein altes abe, gehet ein ein neues Jahr.
Gebe Gott, daß deutsches Wesen sey, wie es vor Alters war!
84.
Das neue Jahr.
Ob das neue Jahr gleich heute mit dem alten Wechsel hält,
War doch besser, daß der Himmel Wechsel hielte mit der Welt.
85.
6fen&dig nnd Oestrenge.
Fürsten nennet man Genädig; BUthe nennet man Gestrenge;
Jene meinen, daß nur diese, ihrer keiner Leute dränge.
86.
Das verjfingte Jahr.
Ob das Jahr gleich alle Jahre sich gewohnt ist zu verjüngen,
Dennoch kan der Jahre Jugend Menschen nichts als Alter bringen.
87. '
Güter.
Daß man ohne Sorgen lebe, sorgt man stets um Gut und Geld,
Das doch den, der es ersorget, immerdar in Sorgen hält.
88.
RathscU&ge.
Ob gleich kluge Stimmen fallen, wann nicht klug ist aber der.
Der das Beste soll erwehlen , geht doch alles in die quer.
89.
Anff Vitnm.
Veit soll ein Lehrer soyn, hat selbst gelernt gar übel;
Ey, ist es nicht genug? er ist der Leyen Biebel.
Achtes Hundert. 377
90.
Das Jahr.
Das Jahr ist wie ein schwangres Weib, gebieret uns viel Tage,
Als Männlein aber Weiblein mehr, als Freude doch mehr Plage.
91.
Ein Rätnel und seine LSsiing.
Die Mutter frist das Kind;
Daß dieser Stamm vergeh,
Frist ihn die Erd und Wind: .
Es regnet in den Schnee.
92.
Von diesem Buche.
Werden auch wol meine Reimen alle für die Jungfern tügen?
Die, als Jungfern, mehr verstehen, diö wird ihr Gewissen rügen.
Daß sie schweigen vom Verstände ; die die Unschuld alber machet.
Denen haben meine Reimen schwerlich arges urgesachet.
93.
Das BSse und das Gate.
Was böse sey, was gut, da merckt man, daß im wehlen
Die Menschen meistentheils gewaltig gröblich fehlen;
Man schätzet selten das, was für die Seele gut;
Man schätzet gerne das, was wol dem Leibe thut.
94.
Weibliche Reime.
Was ist ein weiblich Reim? Den Weibern reimt sich wol
Ein Reim, der langer mehr als kurtzer Glieder voll.
95.
^th im Beitel.
Mancher guter Rath ist eitel,
Wann ihm wol nicht wil der Beutel.
378 Andres Tausend
96.
eOTT im Kriege. ^
Wem Gott wol wil^ kan die Städte stürmen mit Posaunen;
Wem Gott ablegt , kan nichts richten^ ob er braucht Cartaunen.
97.
Herodes weiset und kfimmt nicht.
Herodes weist die Weisen,
Wo sie zu Christus reisen,
Kmnmt aber Selbsten nicht
Und bringt, ihm seine Pflicht;
Wer weiß, was die wol glauben,
Die uns zum Glauben schrauben?
98.
Poetische Ohren.
Unter andren Tichter-Gaben
Ist auch gut, gut Ohren haben,
Die gelehrt sind, was man singt,
' Recht zu richten, wie es klingt.
99.
BSthe Hnd Räthe.
Morgen-Röth und Abend-Räthe pflegen nicht zu tilgen;
Abend-Röth und Morgen-Räthe bringen mehr Vergnügen.
100.
Aoff den hungrigen Hacram.
Macer hat nicht Niederlagen,
Aber oflt die Gicht im Magen.
1 Jos. 6, Y. 20.
Neundes Hundert. 379
DESZ ANDREN TAUSEND
NEÜNDES HUNDERT.
1.
Von meinen Lesern.
So mirs gehet, wie ich wU,
Wüntsch ich Leser nicht zu viel;
Denn viel Leser sind viel ßichter;
Vielen aber taug kein Tichter.
2.
Ein Richter.
Nach Personen muß mit nichten.
Nach der Sache nur muß richten.
Wer die Sachen recht wil schlichten.
3.
Reformation.
Loimer dünckt mich, der nichts hat, der mag glauben; was er wil;
Denn um Seligkeit müht sich keiner leichtlich viel.
4.
Brant nnd Bräatjgam.
Unter andren ist auch diß, das von Gottes Zorn uns lehret.
Wann man etwa nicht gar viel Braut und Bräutgams Stimme höret.
An Personen mangelts nicht, an der Stimme mangelts ietzt,
Weil das Braut- Volck unsrer Zeit gerne still im Winckel hitzt.
5.
Anne Sofie, Hertzoginn, versetzt: Sonne zog in eine Fahrt.
Oder: Anne Sofieh, Hertzoginne, versetzt: Geh, o feine Sonnen-
Ziraht.
Sonne, die das Land vergoldte, wo das frome Strelitz steht,
Zog in eine Fahrt von neuem, wo den Oder-rand erhöht
380 Andres Tausend
Brieg; das Piasteer-Haus; allda steht sie lieblich stille.
Streuet lauter Gtit und Gaben, fünckelt, strahlet in der Völle.
r> Geh; 0 Sonne, feine Sonne, geh uns nun und nie zur Ruh!
Sonnen-Ziraht, Selbsten Sonne, wirff uns immer Strahlen zu!
Sonne, die am Himmel lacht, lachet dieser Sonne wegen,
Gibt der Schwester halben uns klärern Blick und reichern Segen;
Sonne, die die Zeiten theilet, theilet Amt und Regiment
10 Mit der Sonne, die von Strelitz gütig sich zu uns gewendt.
6. .
Tod ein Außgleicher.
Fleisch, das in dem Leime wohnet, lebt in Müh bey schlechter Kost ;
Fleisch, das in den Steinen wohnet, lebt in Pracht und eitler Lust;
Fleisch im Leime, Fleisch in Steinen macht deß Todes freyer Raub,
Das, wie jenes also dieses, iedes wird ein leichter Staub.
7.
Seele und Leib.
Seel ist ein Gefangner; Leib ist ein Gefangnüß;
Wer den Leib verzärtelt, gibt der Seele Drängnüß.
8.
Anff Rasam.
Rasa kan für Traurigkeit; wann sie Wein in Magen geust.
Sieht man bald, wie Traurigkeit ihr zun Augen rauser fleust.
9.
Von einein Siebzig-Jährigen Manne und Fnnflzehn-Jährigen
Weibe.
Kan auch Funffzehn (dencket doch !) Siebzig iemals in sich haben ?
Ja, wann andre Zahlen mehr Funffzehn sich zu Hülffe gaben.
10.
Ein Freund.
Weistu, wer ein guter Freund würcklich ist und billich heist?
Der sich, w^n du ihn nicht sihst, deinem Namen Freund erweist.
381
11.
Wehlkhe Witt.
Wer »dl xn der Weh geseflt und mit ihr lauA einen Lmtt.
Maß anff aUes, was feilt (är, wissen bald ein Oben-drantif.
12.
Alf CtttSM.
Cotta wer ein reicher Mann,
Wann sein Anschlag nur gieng an.
13.
Auf Morm.
Moros ist zwar wol kein Narr, nur das manchen wunder nimmt.
Daß er aUes stost herauß, was ihm in die Backen kümmt
14.
Aoff ClepMem.
Clepax, der so manches Thier in den Magen hat begraben,
Hat nun auch ein warmes Grab inner einem fromen Raben.
15.
Hofe-Braaek.
Also ists bey Hofe Brauch:
Der hat Wärmde, jener Rauch.
16.
Diebstahl.
Das man einen Dieb beschenckt,
Das man einen andren henckt,
Ist gelegen an der Art,
Drinnen einer Meister ward.
17.
Fttehse.
Weisse Füchse, rothe Füchse, schwartze Füchse sind zufinden;
Wdsse bleiben, rothe blähen, schwartze lasse man dahindenl
382 Andres Tausend
18.
Aiuieliii.
Klug an Hirne,
Schön an Stune^
Bringt den Mann
Hoch hinan.
19.
Aoff Simplum.
Simpel meint, bey stiller Nacht habe er ein scharffe Witz;
Wo ein halb Jahr immer Nacht, dieser Orte wer er nütz.
20.
Von Cano.
Canus geht gar krum gebückt,
Weil ihn Arm und Alt so drückt.
21.
Kenne dick!
Kanst du dem, der für dir geht, seine Mängel bald erblicken.
Wird dir deine sehen auch, wer dir nachsiht aufF den Bücken.
22.
Fall-OrnbeiL
Gruben, da man WölfFe fangt, werden wol bedeckt;
Weiber, was die Männer fangt, tragens auch versteckt.
23.
Der deutsche Krieg.
Was hat doch bracht das deutsche Kriegen?
Daß wir nun ruhn, weil wir ja liegen.
24.
Liebe und Haß.
Der der Gunst und Ungunst Zimmer bey den Höfen sucht und f unde,
Funde murrend die im Hertzen, jene spielend in dem Munde.
Nenndes Hnndert. 383
25.
Oefithr.
Gefahr ist Ehre gleich^
Folgt dem^ der ftlr ihr weicht.
26.
Oegenwilrtiges.
Wiewol mirs lieber wer, es gienge mehr mir wol.
Doch liebt mir^ was Gott gab; wer weiß; was mehr mir sei?
27.
Selml-Iiente.
Leute ; die auß Schulen kummeU; sind gelehrt zum Praeticiren;
Selten aber^ biß gelerntes sie erfahren ^ zum regiren.
28.
Das Hefe-Jahr.
Einen Monat nur hat das Hofe-Jahr^
Weil nur der Aprill da im Brauche war.
29.
Von meinen Reimen.
Wo ich Reime schreiben soll; die geffillig allen bleiben^
Leg ich meine Feder weg und begere nichts zd schreiben.
30.
BSses.
Böses soll man bald vergessen ; doch vergist sichs schwerlich bald.
Gutes stirbet in der Jugend; Böses wird gemeinlich alt.
31.
Narren und Kluge.
Narren herrschen über Kluge; ihre Händel; ihre Sachen^
Die die Narren arg verwirren; müssen Kluge richt^ machen.
32.
Ungesehiekte Diener.
Bauren; wann die Messer weg; stecken Holtz in Scheiden ein;
Herren setzen in ein Amt selten; die es würdig sejm.
384 Andres Tausend
33.
Anff Albidam.
Albida ist mercklich weiß; schade! wann sie todt wird sejii;
Daß man sie in Erde soll^ nicht in Kreide graben ein.
34.
Scheinligkeii
Mancher trägt ein Ehren-Kleid^ httllet drunter einen Tropff;
Mancher trägt auff altem Rumpf dennoch einen Kinder-Kopff.
35.
Christliche Liebe.
Liebe kauffle neulich Tuch; ihren Mantel zu erstrecken;
Weil siC; was durch dreissig Jahr Krieg vertibt; soll alles decken.
36.
Ein MflUer.
Der zehn Jahr ein Müller war; diesem das den Beutel steubt
Der; der ihm die Mühle ließ; scheint gar billich und erleubt.
37.
Ein gesclunflnckter Frennd.
Ptochus ruJBFte seinen Freund in der Noth um Beyschub an ;
Dieser schickt ihm Hülffe zU; spannet aber Krebse dran.
38.
Vermessenheit.
Daß wo durch vermeßnen Artzt ist ein Krancker doch genesen,
Kan wol seyn; doch wird es nicht Kunst und Regel zugelesen.
39.
Anff Nannm.
Wann er gehet durch ein Thor, drückt sich Nanus immer;
Denn er sah sich einsmals groß Abends in dem Schimmer.
40.
Anff Honeratnm.
Honoratus steiget hoch ohne Grund; nur wie ein Rauch,
Der; ie höher er gleich steigt; mehr und mehr verschwindet auch.
Neimdes Hundert. 335
41.
Geitshals.
Der du Bararalest Sack-voll Gelder, was denn hastu draus zu hoffen?
Weistu nicht, das alle Mtintze längst im Himmel ist verruffen?
42.
Die Redligkeit.
Kedligkeit, du must nicht messen
Alle Wahr mit deiner Ele;
Wirst sonst haben eingesessen.
Daß dir viel am Facit fehle.
43.
Anff Dnplam.
Duplus trägt ein weisses Kleid, drunter eine schwartze Haut;
Mercklich wird betrogen der, der nur auff die Binde schaut.
44.
Der Welt Alter.
Die Welt ist garstig alt; drum trägt sie schöne Muster;
Damit sie scheine schön, muß flicken Schneider, Schuster.
45.
Die Gednld.
Die fUr uns, die klagten schone, daß die Welt sey arg;
Mich bedilnckt, daß nur die Menschen an Geduld sind karg.
46.
Fürsten soll man ehren.
Wer von Fürsten reden wil, wil er Gutes reden nicht,
Hut er sich, daß auch sein Maul Erde-Götter nicht verspricht.
47.
Anff Copram, den Artzt.
Coprus ist bey krancken Leuten gar ein lieber, nützer Mann;
Wann die Krancken ihn nur sehen, kümmt sie bald ein Stuhlgang an.
Logun. *i^
386 Andres Tausend
48.
SehSnlieit.
SchöBeS; deme fromes fehlt;
Igt wie Koth; in Gold verholt.
49.
Der Welt Apotheeke.
Was in deiner Apotheeke, feine Welt, zu treflfen an,
Ist nur Teuffels-Eoth zum meisten und der bitter Entzian.
.50.
Ffirsten.
Hanne^ die nicht Hüner locken, krähen nicht und wachen nicht,
Sind nichts nütze, sind Kapaunen, leisten keine Hannes-Pflicht:
Obre, die ftir Leut und Land sorgen, streiten, wachen nimmer,
Tügen übel auff den Thron, tügen nur ins Taffel-Zimmer.
51.
Das eifleke.
Glücke last sich ninuner zwingen;
Wem sein Thun nicht wil gelingen.
Muß so lange müssig gehn.
Biß sein Stern wil besser stehn.
52.
Wissenschafft der Rechte.
Ob der rechte Hechts- Verstand
le sey worden wem bekant,
Ist zu zweiffein; allem meinen
Wil stets was zu wider scheinen;
Ist also, 'was zweiffelhafffc.
Schwerlich eine Wissenschafl^.
53.
Degen und Feder.
Kühne Faust und blancker Degen
Künneu Würd imd Buhm erregen;
Euhm und Würde muß sich legen.
Stützet Feder nicht den Degen.
NenndeB Hundert. 387
54.
Die Tngend.
Wer Gefahr und Schmach wil scheuen,
Darflf sich nicht mit Tugend treuen;
Redligkeit hat keine Trifft,
Wo da herrscht der Laster Gifft.
55.
Menschliche Weißheit.
Wer wahre Weißheit hat, weiß, daß die Weißheit war.
Die nichts weiß als nur Welt^ noch nun noch nimmer klar.
56.
Erinnernngen.
Zu Citronen darff man Zucker; weisen mag man, nicht verweisen,
Und bey Fürsten soll man böses dulden, aber gutes preisen.
57.
Unzulässiges.
Viel, was nicht zu thun erlaubt,
Wird gethan, gleichwol behaupt.
58.
Versnchen.
Seine Schwachheit gibt an Tag,
Wer versucht und nicht vermag;
Eh man was versuchen soll.
Muß man vor sich prüfen wol.
59.
Sparsamkeit.
Wer nichts verspielen wil, der setze nur nichts zu;
Wer spart, darff sorgen nicht, daß er zu viel verthu.
60.
Vermftntelte Sflnden.
Hüte dich für weissen Teuffein ! schwartze schaden nicht so leichte ;
Diese lassen bald sich mercken, jene gehen nicht so seichte.
25*
388 Andres Tausend
61.
Stoltziren.
Großthun über seinen Stand
Führet Wehthun an der Hand.
62.
AnS Tnueui.
Truncos lade seinen Grönner; einen Ealbeskopff zu essen;
Nein ! von dir^sprach er, Zuspeisen, werd ich nimmer mich vermessen.
63.
Das Reekt
DaS; was die meisten meinen.
Das wil am rechsten scheinen.
Pflegt also Kecht ein Schein
Und Meinung nur zu seyn.
64.
Anff Picam.
Pica klaget; seit das Fenster ihrer Ehre sey zerbrochen,
Wer ihr, eh sie sich versehen, mancher Dieb ins Haus gekrochen.
65.
Das gemeine Beste.
Was einem gleich nicht recht, wanns vielen kümmt zu gute,
So stelle man es fort; wer fragt nach einem Hute?
66.
Leuiidit
Ehre darfi^ nicht grossen Ries, so bekümt sie so ein Loch,
Das man, wann man imiqer stopflft, ninuner kan verstopffen doch.
67.
Ailf Blineam.
Blinca ist der Buler Sonne, doch gleichwol nicht ohne Flecken,
Die man auch nur durch das Auge sonder Fem-Glas kan entdecken,
Würcket m'cht, liebt aber Gold; Finstemüß ist dessen Lohn,
Der von ihr wil Hold und Gunst bringen ohne Gold davon.
Neundes Hundert. 389
68.
Die gefreyte Boßheit.
Weil die Zeit ist Lastern hold,
Bleibt die Boßheit ohne Schuld.
69.
Abgedanekte Soldaten.
Würmer im Gewissen^
Kleider wol zerrissen^
Wolbenarbte Leiber,
Wolgebrauchte Weiber,
Ungewisse Kinder, 5
Weder Pferd noch Binder,
Nimmer Brot im Sacke,
Nimmer Geld im Packe
Haben mit genummen.
Die vom Kriege kummen. lo«
Wer dann hat die Beute?
Eitel fremde Leute.
70.
Uofe-FUh und L&nse.
Flöh und Läuse, die uns beissen.
Pflegt man balde tod zu schmeissen;
Die von grossen Herren zehren.
Diesen darff maus nur nicht wehren.
71.
Ein Oeitziger.
Wann ein Geitzhals ist gestorben, hebt sein Schatz erst an zu leben ;
leder wil bey diesem Kinde willig einen Paten geben.
72.
Lnst-Frennde.
Den beweinen wir am meisten, wann er fort sich macht.
Der am meisten, weil er lebte, mit uns hat gelacht.
392 • AndroB Tausend
86.
Vorzug.
In die Welt wer vor soll gehn^ muß der Höchste heissen;
In der Welt wer vor soll gehn; pflegt man sich zu heissen;
Auß der Welt wer vor soll gehn, wil sich niemand reissen.
87.
Bauren, versetzt: Ranben.
Bauren sind zum rauhen^
Ist der Krieger Glauhen.
88.
Jimgfrailen.
Venus war gefährUch kranck^ schickte hin den kleinen Schützen,
Daß er solle Jungfern-Fleisch mit dem göldnen Pfeile ritzen,
Weil sie Jungfern-Blut bedurff'te; zwar der Knabe schoß gewiß,
Gleichwol merckt er, wo er traffe, daß kein Blut sich sehen ließ;
5 Flog betrübt zur Mutter zu, wolte drüber sich beschweren.
Biß er hörte, daß durch Krieg auch die Jungfern feste weren.
89.
Grabsehrifft einer I^cheüi-Jiuigfranen.
Die Jungfer, die hier liegt, war Jungfer nicht im Grunde;
Es sey ihm, wie ihm wil! sie war es mit dem Munde.
90.
Traurigkeit.
Der empfindet nimmer, daß ihm was gebricht.
Der um das, was mangelt, nimmer trauret nicht.
91.
Auf Albellam.
Albella du bist zart, so klar, so rein, so weiß;
O, deine Farbe darff* (sie fleckt sehr) grossen fleiß.
92.
Anff Atrinam.
Wie so schwartz bist du, Atrina! wer dich siht, der denckt an Gott;
Denn er meint, daß für ihm stehe finstres Grab und schwartzer Tod.
Neondes Hundert. 393
93.
Anff Rnffnm.
Ruffus hat sich überweibt; hätte sollen dencken dran.
Daß man mehr nicht schlachten soll, als man füglich saltzen kan.
94.
Auf Crispnm.
Crispus meint; wer in der Jugend außgenarrt, sey klug bey Jahren ;
Crispus mein ich, sey noch immer jung an Witz und alt an Haaren.
95.
Tugend nnd Gebraneh.
Da Sitten waren alber ; war Tugend witzig mehr;
Nun Sitten witzig worden, ist Tugend alber sehr.
96.
Baldns und Bartolns.
BalduS; Bartolus sind Leute, die man gelten lest gar viel,
Nur daß da, wo Pulver rauchet, derer keiner gelten wil.
97.
Betriegliehe Thrftnen.
Auß Betriibniß kummen Thronen, die doch sind so hell und klar;
Ob sie klar, so siht doch keiner, was ihr eigner Anlaß war.
98.
Versehwiegenlieit.
Dem wird ieder gerne schweigen,
Der ihm nur nichts an wird zeigen:
Selbsten muß man das nicht sagen.
Was kein andrer fort sol tragen.
99.
Saniflon.
Vor dem sich nicht ein Low kunt erwehren,
Der last sich durch ein Weib kahl bescheren.
100.
Alexander der Grosse.
Alexander hiesse Qroß:
War ein grosser Erden-Kloß.
394 Andres Tausend
DESZ ANDREN TAUSEND
ZEHENDES HUNDERT.
1.
Deß Pheroiiis Blindheit.
Frauen- Wasser auß dem Brunn^ einem Manne nur bekant^
Soll ihm Pheron^ wil er sehn, würcklich bringen zu der Hand;
Zweiffelhafft und ungewiß; ob und wo er solches findt;
Geht er vor zu seiner Frau^ bleibet aber dennoch blind.
2.
Anff Dnplnm.
Duplus ist ein Spiegelmann; was man siht^ das hat kein sejm^
Siht zwar wie ein Biedermaim, gibet aber so nur Sehern.
3.
Anff Vannm.
Vanus trägt zu Künsten Lust^ aber keine greifft er an;
Macht also der Künste Gunst; daß er keine Kunst nicht kan.
4.
Die Welt.
Die Welt ist ein gemeiner Tisch; drauff alle Menschen essen;
Wol dem; der dessen, der ihn deckt; pflegt nimmer zu vergessen.
5.
Menschliche Wissensehafft.
Gegen dem, was nicht wir wissen, ist ein Punct kaum, was man weiß ;
Himmlisch Wissen ist die Sonne ; weltlich Wissen ist ein Eiß.
Zehendes Hundert. 395
6.
Lust nnd Unlust.
Ihrer zwey sind, die sich hassen
Und einander doch nicht lassen:
Wo die Wollust kehret ein,
Wird nicht weit die Unhist seyn.
7.
Franekreich.
Daß es her vonDeutschIandstamme,achtetFranckrcich einenBuhm;
Wie dann daß auff unsre Sitten diesem bleibt das Meisterthum?
8.
Zeit-Wandel.
Wann ietzt Heraclitus lebte, würd er für das weinen lachen,
Und Democritus naß Augen für gewohntes lachen machen,
Weil die Welt so gar gewandelt Sinnen, Sitten, Arten, Sachen.
9.
Auff Spureum.
Spurcus schencket guten Freunden; merckt, ihr Freunde! wie ein
Schwein,
Dem man gibt um Speckes willen, solt ihr wieder nutzbar sbjn.
10.
Auff Sophum, einen gelehrten Mann.
Sophus kan die Kunst Todten auff zu wecken,
Nemlich die im Grab Unverstandes stecken.
11.
Auff Capitonem.
Capito hat Kopffs genug, wenig aber hat er Sinnen;
Wie ein Mon-Kopff lauter Schlaf, sonsten hat er nichts darinnen.
12.
Von dem schneeiehten Winter Anno 1651.
So viel Schnee deckt unser Land, als ich kaum gesehn ein Jahr;
Ehstes aber wird es seyn, daß es lauter Wasser war.
Hoffnung, die uns gantz ervöUt mit deß Friedens Freud imd Gut,
O, daß diese nnnmer nicht mehr gedejr zu Flucht und Flut!
396 Andres Tausend
13.
Der Halm.
Daß so mutig er kan lieben ^ ob dann wol was hilfft den Hahn,
Daß er seiner lieben Henne rothen Kamm so fasset an?
Für den Hahn ist dieses beissen^ was das küssen für den Mann.
14.
Verleiimdimg.
Wann man eine Wunde haut; siht man eher Blut als Wunde;
Ungunst merckt man bald bej Hof , aber nicht; auß was fUr Grunde.
15.
Lust-Diener.
Schlafen; esseu; trinckeu; spielen; tantzen und spatziren
Sonst um nichtS; als nur um dieses Fleiß und Sorge fUhven;
Die bey Hofe diß verrichten, rühmen Dienst und Treue:
Geben nicht; sjie nemen Dienste; sag ich ohne Scheue.
16.
Zeit eitdert Recht.
Die Zeit macht dißmals recht; was vormals straffbar war;
Was straffbar dieses ist, wird recht ein andres Jahr.
17.
Anff Pravnm.
Pravus schwur bey Teuffei holen; daß er lieber ess' auß Thon
Als auß Silber; denn daß Silber war nun längst von ihm davon.
18.
Der Olanbe.
Weiland ward geschätzt der Glaube nach vergoßnem Blute;
Nunmehr wird geschätzt der Glaube nach beseßnem Gute.
19.
Sontag.
Sonne, die die Welt beleuchtet, leuchtet nur der Eitelkeit;
Ewig wird uns dort verklären Sonne der Gerechtigheit.
Zehendes Hnndert. 397
20.
Montag.
Weltlich Glück ist wie der Monden; wandelt immer für und für;
Wo ohn End uns Heil bereitet ^ ist dort oben^ ist nicht hier.
21.
Dinstag.
Welt und ihren Lüsten dienen; ist die gröste Scklaverey;
Deinem Willen, Gott, gehorchen, ist das aller süste Frey.
22.
Mittwoche.
Mitten zwischen Noth und Sünde stehen wir, weil hier wir seyn,
Biß uns Jesus, unser Mitler, nimt zu Engeln mitten ein.
23.
Donnerstag.
Gott, gib Kräflfte deinem Donner; Gott, gib deinem Worte Macht,
Daß es nicht sey so gerichtet, wie es Menschen-Dünckel acht!
24.
Freytag.
Tag, der von dem Erde-KIumpffen und der Laster Last uns löst,
Ist der beste Tag der Tage, der uns freyt, erfreut und tröst.
26.
Sonnabend.
Unsre Noth helt Sabbath ninmier; last uns dem Ort eilen zu.
Wo die Noth muß Abend machen, wo der Tag der steten Ruh!
26.
Eine Woche.
Sieben Tage lebet nur, wer gleich lebet hundert Jahr;
Weil in sieben Tagen stets ieder Tag ja wieder war.
398 Andres Tausend
27.
Anff Percam.
Was für Mitgifft ihrem Manne Porca bracht; ist nicht zu sagen^
Wird auch solche^ wann er stirbet^ billich wieder mit sich tragen.
Biß sie ihr sam ihrem Leibe Wurm und Maden gar benagen.
28.
Weiblieh Hanptgnt.
Selten wird mit einem Weibe gar viel Haupt-Gut überkummen.
Weil das Böse so an ihnen hat das Haupt gern eingenummen.
29.
Sanff-Brfiderscliafft.
Brüder; eines Blutes Erben ; künnen schwerlich einig seyn;
Sollen Brüder sich vertragen; die geboren hat der Wein?
30.
Christliche Liebe.
Ptochus lag in tausent Nötheu;
Die ihn drängten biß auffs tödten;
Solte Christen-Liebe habeU;
Sich zu rotten; sich zu laben;
5 Ließ sie hin und wieder suchen;
Weil sie sich ietzt sehr verkrochen;
Ließ sie suchen bey Gerichten;
Fand sie aber da mit nichten;
Muste hören; das man sagte:
10 Was das wer, wo nach er fragte?
31.
Der Jänner.
Unser Antrit in die Zeit; unsro Thür ins erste Jahr
Setzt in Eiß, SchneC; Frost uns auß : unter Falschheit; Trug, Gefahr.
32.
Der HomuBg.
Voller Fastnacht ist die Welt; Thorheit klebet iedem an;
Dort wird bloß stehn ieder SinU; der sich hier vermummen kan.
Zehendefl Hundert. 399
33.
Der Mertz.
Seine Hand leg an den Pfluge wer dazu beruffen ward;
Wer vergebens sitzt und feult^ körnt zu letzt auff breite Fahrt.
34.
Der April.
Unsrer Hertzen hartes Feld sol sich öfihen zu der Frucht^
Die der Höchste von uns heischt^ und der Nechste bey uns sucht.
35.
Der May.
Einmal nur ist May im Jahr; immer lacht das Glücke nicht;
Wer, wann Glücke blühet, trotzt, zaget auch, wann Glücke bricht.
36.
Der Brachmonat.
Acker, soll er tragen Frucht, muß gebrochen werden vor;
Wen das Creutzc nicht durchwürckt, richtet keinen Sinn entpor.
37.
Henmonat
Graß und Blume feilt dahin durch der Sense schärfen Streich;
Auch der Tod haut munter zu; der und jener gilt ihm gleich.
38.
Angstmonat.
Was man hat gesäet auß, erntet man auch wieder ein;
Wie die Arbeit hier gewost, wird die Zahlung dorte sejm.
39.
Herbstmonat.
Wenn man Vogel fangen wil, streut man auff die beste Kost;
Wen die Welt berücken wil, diesen lockt sie durch die Lust.
40.
Weinmonat.
Nicht bey allen wechst der Wein; Wasser hat ein iederman;
Gibt Gott Wein, gibt Wasser Qt)tt, nimt man beydes danckbar an.
400 Andres Tansend
41.
Wintermonat
Was uns Gottes Segen gab, soll man rathsam brauchen so.
Daß man auff den Winter nicht, wann man alt ist, darbe wo.
42.
Christmonat.
Chnstus soll uns alles sejn; Stunden, Tage, Jahr und Zeit
Sind durch Christus, sonsten nicht, unser Weg zur Ewigkeit.
43.
Schnee.
Immer dran, wer Lust zu freyenl Juno hat gleich auffgedeckt
Das so weisse Braut-Gebette, daß sich, wer nur wil, drein streckt.
Zwar niemanden wil ich globen, daß er werde schlafen wol;
Doch dem Bräutigam wils gebühren, daß er wacker wachen soll.
44.
bereiste Ochsen.
Die Ochsen reisen auch; sie reisen in das Beich
Her auß Podolien, sind andren Ochsen gleich,
Es sey dann daß ihr Fleisch sey mehr als andrer weich.
45.
Ziehen, das ist: Reisen.
Rochus sol von hinnen ziehn; ist er denn wol wehrt,
Daß er thun sol solchen Dienst, den sonst thut ein Pferd?
46.
Eine Qewehr.
Frauen-Zimmer zu gew ehren, daß sie mit Gewehr vergnügt,
Ist die Sache zuge wehren, wie sie steht, nicht, wie sie liegt.
47.
Auff Osenm.
Oscus ist an Geldc reich, darff um sonstwas wenig sorgen
Ausser, daß er guten Rath und Verstand muß sonstwo borgen.
Zehendes Hundert. 4Q]^
48.
Sitten.
Man höret grausam Ding, man sihet schrecklicli Wesen^
Was keiner vor gehört, gesehen, kaum gelesen!
Man muß es zwar gestehn; doch dieses dencken auch,
Es sey nunmehr gemein ^ es sej ako der Brauch.
49.
Äoff die Pholoen.
Pholoc mag lange dencken ; dennoch wird sie schwerlich wissen^
Wann sie, wo sie, und wie oflRte der und jener kam zu küssen;
Keiner ist wol weg geweist, der ihr gleich nicht hat gelohnt,
Ausser dem, der seinen Mund selbst bedencklich hat geschont.
50.
Unverschämt.
Aller Laster Laster ist, sich für keinem Laster scheuen,
Mit den Lastern rühmen sich und die Laster nicht bereuen.
51.
6lemeine Werke.
Kluge Leute thun zwar auch, was die albern sonst beginnen.
Brauchen aber ander Art, andren Zweck, und andre Sinnen.
52.
Immerwehrende Kindheit.
Daß die Menschen immer Kinder, und das alte Kindeley
Grösser, meint man, und in größrem als die junge schäffiig sey.
53.
Anff Trnllnm.
Daß die Seele seines Weibes einen WIeder-Hacken habe,
Meinet Trullus; glaubte sonsten, daß sie längsten war im Grabe.
54.
Anff Bardnm und Mopsam.
Mopsus hat verstanden nichts, ob er viel gleich hat gehört;
Bardus hat gar wol studirt; dennoch ist er nicht gelehrt.
Logan. 26
402 Andres Tausend
55.
Eine Kuplerin.
Mancher darff Cupido nicht;
Daß sein Lieb zur Lieb er treibe^
Weil er glücklich offt verriebt,
Was er wil, mit altem Weibe.
56.
Anff Nothum.
Nothus ist mit Bath gezeugt, ist gezeugt nicht ohngefehr:
Ihrer neune waren da, gaben Rath und Beyschub her.
57.
Bessere Zeit.
An- wird gehen alle Lust, auff- wird hören alles klagen.
Wann die Uhren in der Welt alle werden gleiche schlagen.
58.
Das Theil nnd das Qantze.
Wer das gantze gerne hätte.
Hat am Theile kein vergnügen.
Und vom Küssen wil auffs Bette,
Welche Lust hat an dem wiegen.
59.
Das Gemfite.
Arg ist arg, und gut ist gut.
Demnach als es meint der Mut. .
60.
Die Nothwendigkeit.
Wem die Noth um etwas bittet, ist ein Narr, wers abeschlägt;
Diesem bleibt sie immer gütig, der ihr nichts entgegen legt.
Zehendes Hundert. 403
61.
Verleumder.
Mein Urthel; daß mir feilt;
Das kostet nimmer Geld;
Weil solches unbehellt
Mein Richter mir bestellt.
62.
Verliebte.
So viel Händel; so viel wunderS; als verliebte Leute machen;
Wo zu dient eS; wohin zielt es? dencke nach! so wirstu lachen.
63.
Dinstag and Freytag.
Eh als der Freytag ktimt; kümt Dinstag immer vor;
Welt spannt zu vor ins Joch; eh Himmel hebt empor.
64.
Eine Hure znm Weibe nehmeji.
Vanus nimt ihm ietzt zu eigen; was vor sein und andrer war;
Wer gemeines eygen machet; stifftet Hader und Gefahr.
65.
Wolthat.
Die Wolthat und das GutC; daß wir dem andren schenckeu;
Ist wiederlegt genüglich; wann andre dran gedencken.
66.
Hoffiinng.
Bey dem ärgsten bestes hoffen, geht wol keinem an.
Der sich seines Wolbewustes nicht getrösten kan.
67.
* Auff Adanmin.
Erster Adam kunte nennen iedes Ding nach Eygenschafft ;
Dieser nennt für seine Söhne die , die gleich von andrer Kraffk.
•26*
404 Andres Tansend
68.
Die Augen.
Wie viel Augen hat der Himmel; da er mit die Erd anblickt?
Was für Augen hat die Erde, die sie auff gen Himmel schickt?
69.
Von Barde.
Wann Bardus spricht: Glück zu! so ist er nicht geliebt;
Spricht er: Gehab dich wol! so ist niemand betrübt.
70.
Die TheUe der Welt.
War es besser, da die Welt nur in drey Theil war gelegt?
Oder ietzt, da unsre Zeit auch das Vierde zu noch trägt?
Vicrc möchten viere seyn, wenn nur ietzt nicht iedes Land
Sich in Theile so theilt auß, das fortmehr nichts gantzes stand. '
71.
Erde and Wasser.
Wassers ist als Landes mehr, wie die Künstler abgemessen;
An deuDeutschen merckt maus auch,die mehr trincken,als sie essen.
72.
Die Thiere im Heer und auff der Erde.
In der See sind alle Thiere, sagt man, die auiF Erden sind;
Daß man dann nun in der Erde nicht hing^en Fische findt?
73.
Auff Vitum.
Jung war Veit ein Biederman; alt ist Veit im Schelmen-Orden;
Wie deß Lebens so der Ehr ist er überdrüssig worden.
74.
Trau, schau, wem! *
Trau, schau, weme! Gotte trau;
In der Welt hingegen, schau!
Zollendes Hundert. 405
75.
Von deß Brunonis Weibe.
Bruno hat ein ehrlich Weib; keusch an Augen^ Mund und Ohren;
Oben ist die Ehre gar^ ist gleich unten was verloren.
76.
»
Auff Doridem.
DoriS; du bist schön und keusch ; solt ich eines nur beweisen^
Möcht ich immer packen ein ; müste uauß zum Thore reisen.
77.
Ein Gebrauch.
An manchem Ort ist so der Brauch; daß Weiber jährlich müssen
kindem ;
Sind Männer gleich zu Hause nicht; so muß doch dieses gar nicht
hindern.
78.
Zählbare Thorheit.
Daß es Narren hin und her und nicht in der Mänge gibt;
Mangelt nur; daß einer mehr als der ander wird geübt.
79.
Auff Pravnm.
Was Pravus lehrt; das lernt er nicht; lebt arg und lehret gut;
Rufft hin; wo hin er selbst nicht kümmt; thut; was die Glocke thut.
80.
Vergebene Sorge.
Sorgen ; und doch nichts ersorgeU;
Heist: was nicht zu zahlen; borgen.
81.
fiold.
Gold, gegraben auß der Erde, macht, daß mancher in die Erde,
Da ihm Gold nicht weiter ntltzet, für der Zeit vergraben werde.
406 Andres Tauaend
82.
Aaff Plntiim.
Als der Tod zum Plutus kam; fand er um an fingern zeUen,
Stach ihn tod, noch zehlt er doch; dann es wird ihm ew^ fehlen.
83.
f
BleicUheit.
Der ist nicht alleine bleich^
Der nicht satt ist und nicht reich;
Grosses Gut und stetes Prassen
Macht vielmehr die Leute blassen.
84.
Ein Hofemann.
•
Wer bey Hofe lange wil
Stehen ohne wancken^
Muß deß Unrechts leiden viel;
Muß sich stets bedancken.
85.
CfStUiche Barmhertzigkeit.
Gott wil wol barmhertzig seyn,
Wann nur wir es hertzlich meinen
Und die Sünden recht beweinen,
Daß die Busse nicht ein Schein.
86.
Auff Gnryniii.
Curvus ist den Lastern gram nicht auß Tugend, nur auß Neid;
Daß er ihnen nicht mehr dient, schafft nicht Wille, sondern Zeit.
87.
Straffen.
Nicht um das, daß was gcschehn, daß es nicht soll mehr gcschehn,
Pflegt man Köpffe hauen ab, pflegt man Leute hcnckcn sehn.
Zehendes Hundert. 407
88.
Grosser Herren Unrecht.
Das Unrecht pflegen Grosse mit Unrecht zu ersetzen^
Weil sie dazu noch hassen die^ die sie vor verletzen.
89.
Menschliche Unbesonnenheit.
Wer auß Gottes Bunde läufft, fällt dem Teuffei in die Bande;
Wem das fromsejn hierzu schwer^wehltauffewigQualundSchande.
90.
. Freye Znnge.
Wo der Zustand knechtisch ist, wil die Zunge herrisch sejn^
Wird sie nicht außKnechtschafft auß-^ wird sie mehr sich wickeln ein;
Wo das reden nicht verfangt; hat das schweigen beßre stat;
, Besser ; daß man nichts gesagt; als gesagt vergebens hat.
91.
Endernng deß Anschlages.
Zu Wasser muß nach Hause ; wer nicht zu Lande kan;
Wem ein Bath nicht gelinget; greiff einen andren an.
92.
Oeenderte €funst.
BäumC; die im Sommer Schatten* geben auff den Winter Kohlen.
Freunde; die in Noth man liebet, hasst im Glück man unverholen.
93.
Auf ealbam.
Galba hat viel Bücher, weme denn zu gute?'
Weil er nicht kan lesen, für die leichte Mote.
94.
Ton Probä.
Proba ward von einem Buler um die Gunst gesprochen an ;
Weil siC; sprach sie, meines Mannes, so befrage vor den Mann !
408 Andres Tausend Zehendes Hundert.
95.
Auf Clandinm.
Claudius ist lauter Maul; Claudius ist lauter Zaho;
Weil er alles schwetzet auß^ weil er iedem was henckt an.
96.
Diener.
Gott lest seine Diener fahren ^ aber doch im Friede;
Herren lassen Diener fahren ^ wann sie ihrer müde.
97.
Zustand.
Wer hoch gestiegen ist, wil immer höher steigen;
Wer niedrig stehet aU; wil tieffer sich nicht neigen.
Ein ieder wil hinauif und hasset deinen Stand,
Begehret immer das, was ihm doch nicht bekant.
98.
Unschuld.
Wer falschlich wird verklagt, darflf keinen Advocaten;
Die Unschuld wird ihm selbst, was er sol reden, rathen.
99.
Fromer Ernst.
Zu rechter Zeit gestrenge seyn, ist eine Gottes-Furcht;
Dem Schwerte bückt sich billich der, der keiner Hand gehorcht.
100.
Ton meinen Sinn-Cfetichten.
Was mein Sinn bißher gezeugt, und die Schriflft an Tag hin legte,
Liegt dahin, ob mans verwarff, oder ob es iemand pflegte.
Taug iemandcn diese Zucht, kan sich noch Geschwister finden;
Daß sie schöner werden seyn, wil ich mich docli nicht verbinden.
Zu-Gabe. 409
ZÜ-GABE.
1.
Von meiner Zugabe.
War meine Wahre nicht recht gut, so geb ich etwas zu,
Damit, was nicht die Güte thet, vielleicht die Monge thu.
2.
Verschwendung.
Das die Nahrung ietzt so schwer, wil ein ieder sich beschweren ;
O, ein ieder, wie mich dünckt, wil, als vor, nur besser zehren.
3.
An den Leser.
Leser, wie gefall ich dir?
Leser, wie gefelbt du mir?
4.
Kfisse.
Wie wenig saat macht küssen!
Es heist in Wind gebissen.
5.
Weltliche Flfichtigkeit.
Unsrcfl Lebens gantzes Thun ist wie eine Schlitten-Fahrt,
Eilet immer mit uns fort, biß es gar zu Wasser ward.
6.
Untersckeid.
Was einem, ist nicht bald auch einem andren recht;
Sonst wer deß Herren Frau auch flir deß Herren Knecht.
410 Zu-Qabe.
7.
Schnee.
Wir sind mit Wasser gantz bedeckt; das Land hat keine Spur;
Wie daß denn auf dem Wasser noch zu Wagen mancher fuhr?
8.
Erumemngeii.
Herren künnen leichtlich nicht gut Erinnerung ertragen ;
Ihnen muß wie Bilcam offt ein Esel Warheit sagen.
9.
Hofe-Leben.
Bey Hof ist herrlich Loben ; ist Ruhm und Ehren- werth,
Weil alles man kan haben ^ nur nicht; was man begehrt.
10.
Der Hof.
Man schlägt bey Hofo viel nicht ab ; allein es wird verschoben.
Und der; der was bekiunmen hat; weiß; wann ers hat erhoben.
11.
Vemiiiifn; und Begierden.
Die Besatzung in dem Haupte ; die Besatzung in dem Bauche
(Die VemuniTt und die Begierden) haben immer Krieg im Brauche.
12.
Tngend nnd Laster.
Wann wo kein Laster war; war keine Tugend nicht;
Dann tugendhafft ist der, der Lastern abebricht.
13.
An eine ffirstliche Person.
Fürstin; günnct meinen Keimen ; Euer zu gedencken offte;
Als wann allen Neun-Göttinnen; ist es mehr, ich sonsten rüffle.
Zu-Gabe. 411
: 14.
Aiiff Gaseam.
CaBca ist an Jahren alt; ist am Willen aber jung:
Weigert keinem keinen Ruß, scheuet nimmer keinen Sprung.
15.
Ehebrecher.
Städter hassen Stöhrer hefftig, die im Lande rumhcr streiffqu.
Ob wol derer mehr bey Städten, die ans Handwerck ihnen greiffen.
16.
Ein junges Mägdlein nnd ein alter Cfreiß.
Ein guter Morgen ward gebracht zu einer guten Nacht,
Die aber keine gute Nacht hat gutem Morgen bracht.
17.
Anzeigungen oder Abmerckungen.
Das Maul betreugt;
Die Nase leugf;
Ihr klugen Leute
Wisst, was ich deute.
18.
Welt-G»tter.
Obrigkeiten in der Welt pflegt zu Göttern Gott zu setzen;
Obrigkeiten in der Welt werden gern auß Göttern Götzen.
19.
Anff Scotum, den Artzi.
Scotus ist ein guter Artzt ; wer sich sehnt hinauflf zu ziehn
Und der Noth zu kummen ab, dieser schickt und ruffet ihn.
20.
Gesundheit.
Wann ein Krancker wird gesund, ist Gesundheit Gottes Gabe,
Und dem Artztc kümmt nur zu, daß er für die Müh was habe.
*
16, 1 Dio Jugend gibt dor Welt guten Morgen, das Alter gute Nacht.
412
2L
AaM
PbuniB wil mit CbiitDB irmliGli in der Kiqip im Stalle Gegen,
Wann ein Stein nnr wehe kmnmen, der eB abo kfinte Algen,
Daß die Weisen kamen her und die Sdiitze legten anfV,
Und Ton Oduen inmier roll und ron Esdn tev sein Hana.
22.
Daa Weib lent wum neh iea lioe.
Nach dem Manne heiat das Wdb; wie wird dann mm die genennet,
Die der Minncr zwantzig hat, wolancli derer mebr noch kennet?
23.
Aktredadug.
Wil der Herr, dafi seine Fran ihre Magd ihm lege bey.
Maß er, daß der Knecht zur Fran möge krichen, stdlen htj.
24.
WerdieKranckhrit wil Terjagen,maß doiKrancken nnr Tertraben;
WokeinBaammidOrtTerhandai, wird aoch nichts nicht sejm und
bldben.
25.
Ab eile finfliehe Peraaa.
FrOhling ist deß Jahres Rose: Bösen sind deß FrfihlingB Zier,
Und der Bösen Bose-Fürstin seyd und hdsset billich Ihr.
26.
Deßgleiehen.
Fürstin, Euer Tagend Blumen, wer zu mahlen sich last dingen.
Wird auch alles Volck der Sterne zu Begister künnen bringen.
27.
VerehiVBgen.
Nicht gar nichts und nicht alles und auch von aUen nicht,
Sol Gab und Elhrung nehmen der, den man an drum spricht.
Zu-Gabe. 413
28.
ScMnlieit.
Schönheit kan den Degen
Manchmal nieder legen^
Manchmal auch erregen.
29.
Anff Simplum.
SimpluB kaufft ihm neulich KrejdC; die ihm nachmals ward zu
Kohlen-,
Seine Braut war schön in Augen, scheußlich aber sonst verholen.
30.
Feinde der SehSnheit
Schöne Weiber, ihr seyd Blumen; eure Spinnen sind die Tage,
Die euch eurer Blumen Blätter stechen zu der Niederlage.
31.
Auff Seneciouem.
Senecio hat eine Seuche, daran er sterben muß;
Es ist, wie ich berichtet worden, ein neuntzig-jährig Fluß.
32.
Terstellimgen.
In ein Brillen-Futter muß bey Hoflfe stecken
Augen, wer Gesichte lange wil erstrecken.
33.
Begierden.
Menschen sind wie Pferde, die zu alle Zeiten
Mit dem schärffsten Spomd die Begierden reiten.
34.
Anff Cannm.
Canus hat ein junges Menschlein voller Glut und Geist genummen;
Zu der Hochzeit wird manch Schwager, drauff der Tod zu gaste
kummeu.
414
35.
Fünten wcideo imTerlioIeny
AIb die Niedren, melir bestohleii.
Grosses Brot gibt groBse BiaMo,
Und von viel ist viel xn nissen:
Grosses HoUz gibt grosse Spine:
Ocfas, ils Sdul, wetst melir die Zifane.
So.
Dkistfertig^eit
Ob iedem ich nicht das kan thnn, wis er Ton mir begehret,
So ist mir selbst nicht aOe mal, was ich gleich nü, gewdiret.
37.
Feik Ctoethtigfcfttt
Wo gleich und recht sn Marckte feil,
Da kri^ ein armer selten TheiL
38.
Hofe-6oaL
Da einsmals sich die Gnnst entzoh der Hofestatt,
Da sah man lange Zeit bey Hofe keinen Bath.
39.
Ein eigdtadiidcr fiebraftch.
Niemand darff auß Engelland was von Beichtfaum mitte nehmen;
Niemand darff auß Deotschland sich, was o* wil, zn rauben schämen.
40.
Die lateinisehe Sprache.
Latein hat keinen Sitz noch Land wie andre Zangen ;
Ihm ist die Bürgerschafft dnrch alle Welt gelangen.
41.
Von einem Sc hmiede.
Ein Schmied verließ sein Weib, war aussen manches Jahr;
Indessen ward der Knecht und dieses Weib ein Paar.
Als wieder kam der Schmied, da theilten sie die Stelle:
Fflr Mdster arbte der, und jener för Geselle.
Za-Gftbe. 4^5
42.
Von der Sara. ^
Weiber wollen haben zwar, was dort Abraham
Von dem Herren, semem Gott, zum Befehl bekam,
(Was dir Sara sagt, dein Weib, sagte Gott, das thu!)
Wollen aber keine Magd Männern legen zu.
43.
Fleiß.
Wer immer angelt.
Dem nimmer mangelt.
44.
Tugend-Haß.
Von Redligkeit und Zucht wer viel ins Mittel bringt.
Dem trit man gerne bey, wie wem der Adem stinckt.
46.
Anff Ortrandnm.
Ortrandus war ein grosser Herr nach breite, nicht nach länge;
Sein Leben und sein Adelstand, die giengen gleiche Gänge.
46.
Auff Vitam.
Was denn mehr, das um dich, Veit, alles wie gantz golden sey?
Hartes Eisen ist dein Hertz, wie dein Sinn ist schweres Bley.
47.
Anff Hnmandnm.
Der Wein ist alter Leute Milch ; Humandus sauget täglich,
Ist wie ein Seugling um die Brust der Mutter gar behaglich.
48.
Von einem Braut-Bette, drinne eine Tochter erzenget.
Hier lieget eine Jungferschafft, die durch Gewalt zwar starb.
Doch gerne, weil sie Jungferschafft mit Jungferschafft erwarb.
*
1 Gen. 21, v. 12.
416 Zn^Gftbe.
49.
Von den entbUsten Brfisten.
Frauen- Volck ist offenhertzig; so wie sie sich kleiden ietzt^
Geben sie vom Berg ein Zeichen ; daß es in dem Thale hitst
50.
KenscUieit.
Wann nicht bey Kampfer Hierse liegt, so wird er sich verzehren;
Wann Jungfern Zucht nicht wohnet bey, wird lang ihr Stand
nicht wehren.
51.
Alte.
An der hohen Haupter Seite stehen graue Haupter schön;
Dennoch sind ietzt hohen Häuptern .graue Haupter ein Gehön.
52.
Ein Nachbar.
Nachbar heist ein Nahe-Bauer; gar zu nahe bauet der,
Der bey Nacht ins Nachbars Bette bauet eines andren leer.
53.
Auf Blandom.
Blandus ist ein Weideman; zu erjagen grössre Habe,
Führet er am Weidestrick: etwas Schenck und kleine Gabe.
54.
Anff Bonnam.
Bonna hat zu allen Schlössern Schlüssel an dem Gürtel hangen;
Nur zu dem, daß ihr am nützten, muß der Nachbar einen langen.
55.
Anff Yirosam.
Virosa ist zwar wol ein Weib, doch nicht ein schwaches Faß,
Weil keines Mannes Stärcke nie ihr konte schaden was.
Zu-Gabe. 417
56.
Der Neid.
Der Neid ist gar ein Wunder-Gast; denn wo er kehret ein,
Da ist das allerbeste Ding sein allerärgste Pein.
57.
Gereelitigkeit.
Das Recht schleust für die Armen sich in ein eisern Thor;
Schlag au mit göldnem Hammer, so kümstu balde vor.
58.
Zustand.
Beßres Glücke künt ich lejden; kümt es nicht, ich bin vergnügt,
Wann sichs, als ietzuud ichs habe, nur nicht ärger mit mir fügt
59.
Verwüste Güter.
Seinen Beutel baue vor, wer ein wüstes Gut wil pflügen!
Wann das Gut wird sein erbaut, wird der Beutel wüste liegen.
Wird sich kaum ums sechste Jahr wieder auß den falten fügen.
60.
Steuer.
Wann wir unsre wüsten Güter wieder bauen also theuer,
Was denn werden sie uns bringen? Steuer, Steuer, Steuer, Steuert
61.
Anff Weinholden.
Wann Weinholdens Hartzens- Wuntsch solte Ja und Amen seyn,
Würde zwar nicht alles Gold, wie dem Midas, aber Wein.
62.
Verdachte Dienste.
Wann Freundschafft und Gevatterschafft geht ein ins Amtmanns
Haus,
So geht gewiß deß Herren Nutz zur Hinterthüre nauß.
Logaa. 27
418 Zu-Gabe.
63.
Die Laster.
«
Nennt man Laster von der Last: warlich keine größre Last
Trägt die Erd^ als einen Knecht; der den Lastern ist verfast.
64.
Hofe-Proeeß.
Bey Hof in seinen Sachen ist der am besten dran,
Der, eh er wird verklaget; klagt lieber ander an;
Dann wer am ersten klaget, der trägt die Sieges-Fahn.
65.
Gelehrte Leute.
Die Gelehrten sind nicht gerne von den Alten und den Rothen;
Dann sie sind bey allen Zeiten imtermischet mit den Todten.
66.
Auff Simplieem und Duplicem.
Simplex ist ein grober Maxm; w^ er sagt, das pflegt zu seyn;
Duplex ist ein Hofe-Mann; was er sagt, hat blossen Schein;
Demnach acht ich Grobheit viel, Höfligkeit hingegen klein.
67.
Das Hanna. ^
Manna fiel am Sabbath nicht, sonst bey allen Morgen immer:
Wer sichGottesDienst entbricht, dem gedejt seinAnschlag nimmer.
68.
Hofe-Treu.
Treu, die aufi* der Zunge wohnet, Treu, die in dem Hertzen wohnt.
Diese wird bey Hofe selten, meistens jene wird belohnt.
69.
Auff Pravum.
Sicher wäre zwar bey Juden Pravus, weil er ist ein Schwein;
Weil er aber auch ein Ochse, würd er doch nicht sicher seyn.
1 Exod. 16, V. 26.
Zu-Gabo. 419
Jndaisehe Opffer.
Solten Christen Fairen, Wieder, Tauben opfFem ftLr die Sünden,
Wie hej Jaden , würden Christen derer kaum genugsam finden.
71.
Hofe-Moteu.
Zwar dasTuch zuFürsten-Eleidem wird genummen von dem guten ;
Dennoch dürffen sie ofFt neues; dann bei Hofe hats viel Moten.
72.
Von Probo.
Probus thu gleich , was er thu; taug doch nimmer, was er thut;
Ist er dann so böser Art? O, sein Richter ist nicht gut
73.
Auf Romricnm.
Rumrich ist ein Tausend-Künstler; was er wil, muß ihm gelingen;
Kau er eines, glaub ich alles: über seinen Schaten springen
Oder (ist ihm dieses lieber) pfeiffen und zu gleiche singen.
74.
Rathschl&ge.
Dieses ist der beste Rath, den man kan zu Wercke setzen;
Weißheit; die nicht würcken kan, ist ftir Thorheit nur zu schätzen.
76.
Die Gelegenheit
Der Will ist zwar ein Reisemann, der da und dort hin wil;
Spannt ihm nicht für Gelegenheit, so langt er nicht ans Ziel.
76.
Endernng der Kleider.
Die Mode gieng spatziren und kam zu einem Alten;
Da war ihr gar zu wider bei ihm sich auff zu halten.
Der Alte, der diß merckte, sprach: Liebe Freundin, dencke,
Mau legt dich nach sechs Monden gleichwol schon unter Bäncke.
27
«
420 Zu-GalHJ.
77.
A«ff Vannm.
Vanus ward gar schön gestrafFl;^ ders doch gröblich hat verschuldet;
Seine Straff ist eine FraU; zwar voll Runtzefai, doch vergoldet.
78.
Vom Cornelio.
Ihr Jungfern^ seht euch für; habt Achtung auff das schreiben 1
Die Zeit ist wunderbar ^ pflegt List und Kunst zu treiben !
Cornelius war weg und kunte doch zwey Erben
Vom Weibe durch drey Jahr mit Briefen nur erwerben.
79.
Die Jagt.
Grossen Herren gibt es Lust; wann die Hunde wacker jagen;
Grossen Herren gibts VerdrusS; wann die armen Leute klagen.
80.
Verkehrte Sitten.
Weiland war das seyn
Werther als der Schein;
Nunmehr ist der Schein
Werther als das seyn.
8L
Wie die Arbeit, so der Lohn.
Wer einem dient mit Sang und Klangt
Hat seinen Lohn an Lob und Danck.
82.
Von dem Stella.
Stella^ ist ein Handelsmann; Glücke lacht ihm ohne wanckcn;
Kein Verlust betrifft ihn ie ; dann er handelt mit Gedancken.
83.
Anff Hareum.
Marcus suchet Hofe-Dienst; ist ein Künstler nützer Sachen,
Kan auß Schnee gar scharffes SaltZ; kan auß Wasser Essig machen.
Zu-Gnbc. 421
84.
Auff Vitiim.
Veit hat ein wolberathnes HauS; dariiinen wol zu sehen an
In grosser Meng ein iedes Ding^ was man im finstren sclien kan.
85.
Tage-Jungfern.
Lerchen sind bey Tage minder als bey Naohte fett geacht;
Paula ist bey Tage Jungfer etwas mehr als bey der Nacht.
86.
Hofe-Speise.
Bey Ftirsten-Taifehi geht was auff, und wie der Zedel weist,
So werden Zungen inmier mehr als Hertzen da 1 . ^ '
® { gespeist
87.
Gewalt
Unbedaclit ist bey Gewalt; wer Gewalt hat, pflegt zu dencken,
Nachwelt muß ihm alles Frech gar vergessen oder schencken.
88.
Sache, nicht Worte.
Wo die Hand von uöthen ist, schafft man wenig mit der Zunge;
Wo das Ilertze liin gehört, da verriohtet nichts die Lunge.
89.
Der Mittel- Weg.
In Gefahr und grosser Noth
Bringt der Mittel- Weg den Tod.
90.
Spielende Würde.
Mancher kan durch Fleiß und iSchweiß dennoch nicht zu Ehren
kummen ;
Mancher wird in Schimpff und Schertz auff die Oberbanck ge-
nummen.
422 Za-Gabe.
91.
Von dem Sinan Bassa beym Jovio, im 17 Buche seiner
Historien.
Deo; dem Glücke günstig ist^ kan zum grossen Manne machen
EineSau^ die ihmbeist weg, draußder Mann ist Mann, die Sachen.
92.
Auff Ignavum.
Ignavus ist ein wirthlich Mann ; er siht der Arbeit fleissig zU;
Und wann er so dann müde wird^ so braucht er gerne seiner Ruh.
93.
Verdaeht.
Argwohn ist ein scheußlich Kind; wenn es in die Welt nur blickt,
Sols nicht schaden, ist es wehrt, daß man es so bald erstickt.
94.
Sieg.
Wann man feinden oben Uegt, sol man Feinde so besiegen,
Daß sie klagen, daß sie nicht eher selten unten liegen.
95.
Ratschläge.
Einem Fürsten ist gut rathen , der der Räthe Schluß und Rath
Für sich Selbsten kan ermessen, ob er Grund und Glauben hat.
96.
Jagend und Alter.
Jugend liebt und wird geliebt ; Alter liebt und wird verlacht ;
Liebe nimmt so leichte nicht Liebe, die nicht Liebe macht.
97.
Fremde Diener.
Fürsten, die auffs Fremde bauen und verachten ihren Grund,
Werden endlich innen werden, daß ihr Bau nicht ihnen stund.
Zu-Gabo. 423
98.
Eingeborne Diener.
Zwar man kan von fremden Bäumen dennoch haben eine Frucht;
Wer die Früchte sam den Bäumen eigen hat, hat mehr vermucht.
99.
«.
Anff Proenlam.
Es kam von fremdem Proculus, fand Ehr undNutz, so viel er suchte ;
Noch taug ihm nichts; so mag er zihn hin, wie er her sich finden
muchte.
100.
Von meinen Reimen.
Wann ich meinen Sinn-Getichten , sie zu schreiben, Ende gebe,
Mach ich Anfang, daß sich Witzel, sie zu tadeln, bald erhebe.
101.
Feinde der Keuschheit.
Tieffer Dienste Demuth, göldner Gaben Glantz,
Süsser Worte Zucker lassen Keusch nicht gantz.
102.
Der Soldaten gntes Werck.
Busse zeucht dem Kriege nach; wo das Heer nur li ingetreten,
Thun die Leut ak weinen nichts, nichts als fasten, fejern, beten.
103.
Dnpelter Simson.
Weil Onander Escls-Backen einen mehr als iSimson trägt.
Hört man, das zwej tausent Maden er bey einem Kese schlägt
- 104.
Anff Jungfer Lusthold.
Laternen trägt man auflfden Gassen; im Hause braucht man sel-
ten sie ;
Bey Leuten ist Lustolda züchtig ; im Winckel acht sie Ehre nie.
424 Zu-6abo.
105.
Aiiff FloridAnimi.
Floridan liebt mit Gewien; eh Gewien herfÜr mag brechen,
Sagt man, daß er seinen Gaul woU um einen Lauff besprechen.
Maurer pflegens so zu thun, daß^sie nach deß Bogens schliessen
Ihre Bock und andren Zeug ab- und weg zu reumen wissen.
106.
Jungfrauen.
Jungfern- Volck hat diese Sinnen: der zu erst ihr Kräntzlein nimt.
Bleibt gemeinlich stets der Liebste, gebe Gott, werfolgendskümt.
107.
Vormfinden.
Ist ein Vorn^und Air den Mund, werden Weiber ninuner mündig;
Wann nicht Mund und Grund versorgt, halten sie ihr Thun für
sündig.
108.
Betrug.
Betrug und Weiber-Schmüncke hat keines nie Bestand;
Die Warheit und das Wasser macht beydes bald bekant.
109.
Jungfern-Weise.
Lieber als zum Abend zu wenden Jungfern sich zum Morgen;
Wollen lieber ihre Wahr Jungen als den Alten borgen;
Meinen , daß sie ihren Kram mehr durch jung als alt versorgen.
HO.
Anff Lueidam.
Lucida , du klare Tochter , bist gewiß deß Lichtes Kind,
Mutter aber derer Wercke, die im finstren thätig sind.
111.
Die Rache.
Zugedackte Räch ist süsse; sie erwecket Freud in Leid;
Außgeübte Räch ist bitter; macht auß Freude Traurigheit.
Zn-Gaba 425
112.
Auff Porciam.
Porcia schont ihrer Augen; einen kleinen schlechten Mann
Sihet sie nur über Achsel ^ siht sie mit Verachtung au;
Kleine Schrifft vexirt die Augen ^ daß man übler sehen kan.
113.
Auff Plambinam.
Plumbinus ist ein Musicant; wer ihn was iVagt^ im tieffsten Thon
Und gleich als wie in langem Tackt bringt er die Antwort dann davon.
114.
Von der schönen; aber armen Asteria.
Asteria hat Tag in Augen; im Beutel aber hat sie Nacht;
Und diese Nacht hat jenem Tage bißher noch immer Nacht gemacht.
115.
y ermSgen.
Menschen wollen in der Welt ihrem Stand und allen Thaten
Nach der fromen Regel nicht; nach der göldnen Begel rathen.
116.
De Pyrinna et Olao.
Pyrinna ist ein Feuer;
Olaus ist eine Öle.
Mich dünckt; das Feuer theuer;
Mich dünckt; das Ole fehle.
117.
Auff Blandolam.
Blanduk; du Jungfer-Mutter ; kanst so schöne Kinder bringen;
Lieber treibs als ein Gewerbe^ mancher wird dir was verdingen.
118.
Ein nnbescbeiden Weib.
In deß Unglücks Rock hat sich der gekleidet;
Der ihm nam ein Weib; das Vemunfft nicht leidet.
426 Zu-Gabc.
119.
A«ff FlaviaBmn.
Ein Spiegel ist dein Hertz, du guter Flavian;
Es nimt die Bildungen von aller Schönheit an.
120.
Anff Ameam.
Amea ist so wunder hübsch; die Schwängern meiden sie:
Es gehet ab ohn Mißgeburt, wo sie begegnet| nie.
121.
Auf den nnbeständigen Volynlnm.
Deinem Hertzen und dem Monden, Volvulus, dient gar kein Kleid;
Beides bleibt nie, wie es wäre, wandelt sich zu aller 2^it.
122.
Hhiter-List.
Falschheit streicht sich zierlich an, ist auff Mäntel gar befliessen ;
Wer nur wil, der kennt sie bald ; denn sie hinckt auffbeyden Füssen.
123,
Liebe und Wollust
Wo die Lieb und Wollust bulen, zeugen erstlich sie vergnügen;
Aber bald wil Stieff-Geschwister, Schmertz und Reu, sich drun-
ter fügen.
124.
Auff Mutium.
Mutius ist eine Biene, fleucht herum auff allem süssen;
Ist nicht stoltz, was nur begegnet zu behertzen, zu bekUssen.
125.
Eine reiche Heurath»
Wer in Ehstand treten wil, nimt ihm meistens vor,
Drein zu treten, ob er kan, durch das goldne Thor.
^ Zu-Gabo. 427
126.
Streit-Händel.
Händel sind wie Fiscber-Reusen : leichtlich kümt man drein;
Leichtlich wieder rauß zu kummen^ kan nicht balde seyn.
127.
Eine spitzfändige Jungfran.
Welche Bulcr gar zu sehr wil mustern^
Die bleibt sitzen^ taug kaum endlich Schustern.
128.
Jungfraaen.
Gute Bißlein bleiben selten in der Schüssel liegen;
Jungfern bleiben selten sitzen ^ wann sie nur was tügcn.
129.
Gerechtfertigmig.
Daß die Wercke selig machen ; ist zwar nirgend zu verführen;
Daß hingegen sie dem Glauben, ist gar klar^ mit Recht gebühren;
Wer wil da viel Glauben glauben, wo sich keine Wercke rühren?
130.
letzige Gottesfurcht.
Hat das alte Gott-verehren Schul- und Kirchen aufl'gerichtct,
Hat des neue Gott-vergessen Schul- und Kirchen gantz vernichtet.
131.
Die heutigen Sehulie.
Schuh halb länger als der Fuß, wozu soUn sie nütze seyn?
Jungfern solln, ihr wist wol, was, (lacht nicht!) ihnen bilden ein.
132.
Das Wort Oottes. ^
Abbruch wil an seinem Wort unser Gott mit nichten leiden;
Zusatz sol bej seinem Wort auch sein Volck nicht minder meiden.
Gottes Wort nicht dürffen lesen, dieser Abbruch ist nicht klein.
Alles Thun, was Menschen setzen, wil ein starcker Zusatz seyn.
•
1 Deut. 4, V. 2.
428 Zu-Gabo.
133.
Vom Opitio.
Im Latein sind viel Poeten; immer aber ein Virgil;
Deutsche haben einen Opitz , Tichter sonsten eben viel.
134.
Anff Cajam.
Caja^ du berühmtes Wunder ; bist du doch wie Alabaster!
ledem aber liegstu unten wie ein schlechter Stein im Pflaster.
135.
Anff Vlaseam.
Vlasca ist mehr keine Jungfer, traget gleichwol einen Krantz;
Ej; sie pranget: brach die Jungfer, ist die Frau hingegen gantz.
136.
Pater-Noster-Körner.
Wann mau Pater-noster hätte von den zarten Jungt*er-KUssen,
War viel beten keine Straffe; ieder würde wollen büssen.
137.
Auf Laxam.
Laxa hat ein schönes Fleisch, eines von dem weissen;
Doch man saget, daß ihr drauff oflfte sitzen Schmeissen.
138.
Das Cflficke.
Unglück herrschet so die Welt, daß man auch sein toben,
Daß es noch nicht ärger ist, muß mit Dancke loben.
139.
Ein außgekUrtes Gemfite.
Besser als durch Ader-lassen kau man säubern sein Gel)lüte,
Wami mau kan die Sorgen meiden und sich freuen im Gemüte.
Zu-aäbc. 429
14<).
Kriegen.
Schlechte Kunst ist Krieg erwecken;
Schwere Last ist Krieg erstrecken;
Grosse Kunst ist Krieg erstecken.
141.
Höfe-Donner.
Donner, der vom Hofe-Hiinmel wird herab geschickt;
Trifft zuvor ; eh als man merckt, daß er hat geblickt.
142.
Glauben und Wereke.
Hastu einen Engels-Glauben ; treibstu aber Teuffels- Wereke,
Glaub ich gar nicht, daß dein Glauben, die du vorgibst, hat die
Stärcke.
143.
Kindbetterin.
Weiber wolln auch Hünner nagen.
Sollen sie ja Kinder tragen.
144.
Ein Umstand oder eine Magd.
Ein Umstand macht, daß Veit sein Weib nicht völlig liebt,
Und daß er , was der Frau gehört , der Magd vergiebt.
145.
Auf Firmnm.
Firmus ist ein treuer Buhl er; dann er hat Magneten- Art,
Daß er nie von einem Sterne hat zum andern sich gekahrt.
146.
Soldaten.
Krieger waren freche Teuffei, waren von derselben Zahl,
Die man durch Gebet und fasten hat vertrieben nie kein mal.
430 Zu-Gabe.
147.
Ein Verlennider.
Falsus ist ein guter Redner ; iedes Wort ist eine Blume
Von Verleumdung andrer Leute und von stoltzem Eigen-Ruhme.
148.
Anff Jastam.
Justuä lernet die Gesetz/ ob er gleich nun alle kWn^
Meint er doch, daß keines sey/ das ihn selbsten gehet an.
149.
FrantzSsische Kranckheit.
Planus ist gefahrlich kranck; aber die Gefahr
Trifft sein Leben nicht so wol, als sein krauses TIaar.
Anstand kan zwar manchmal auch mit der Kranckheit seyn ;
Aber Friede wil sie nie mit ihm gehen ein.
150.
Spiel-Karten.
Karten, die bey Tage streiten, liegen Nachts beysammen stille;
Weiber, die mit Männern zancken, stillt bey Nacht ein guter Wille.
151.
Hurerey.
Dir zu Hofe, Venus, ziehn,
Ist ein Dienst von viel Gewin:
Ist es nicht ein Liebes-Kind,
Ist es ein Frantzösisch Grind.
152.
Menschliche ünvollkommenheit.
Diese Welt ist unsre Wiege, drinnen liegen wir als Kinder;
Was wir wissen, ist nur Stück werck ; sind wir was, so sind wir Sünder.
153.
Deß Landes Schlesien Art.
Unser Land hat dieses Glücke: der, wann. er zu uns ist kummen.
Hatte lauter Staub im Beutel, hat voll Geld ihn weg genummeu.
Zii-Gal)C. 431
154.
Wassersnchi
WaBsersucht ist schwer zu heilen. Manchmal kttmt sie Jungfern an ;
Diese trägt man auff den Armen ^ biß sie Selbsten lauffen kan.
165.
Liebe und Zorn.
Lieb und Zorn zeugt blinde Jungen;
Anders ist es kaum gelungen.
156.
Von der Bella und Varna.
Bella ist ein schwartz Magnet; der das Eisen an sich zeuclit;
Varna ist ein weiß Magnet , der das Eisen inmier fleucht.
Bella liebt nicht; wird geliebt; Varna liebt; wird nicht geliebt ;
Jene gibt nicht; wann sie nimmt; diese nimmt nicht; wann sie gibt.
157.
Verleumder.
Wermit Weiber-Schwerdtem haut; schadet nicht deß LeibesLebcii;
Ean hingegen schnöden Tod unsrer Ehr und Leumuth geben.
158.
Verachtnng der Sehmach.
Manchen Frevel acht man nicht; manches Unrecht wird verlacht;
Selten rächt man einen Fleck; den uns Ochs und Esel macht.
159.
Die Liebe nnd der Todt.
Tod und Liebe wechseln offters ihr Geschoß;
Jenes geht auff junge ; diß auffalte los.
160.
Gerechtigkeit zum sauffen.
Stände soll man unterscheiden; sauffen soll nicht lederman:
Bauren straffe man ums sauft*en ; sauffen steht den Edlen an.
432 Z«-Qabo.
161.
Weiber-Eifer.
Weiber sind zum zömen hurtige und ihr Zorn ist nicht zu sagen;
Wann der Mann auß ihrer Küche Feuer wil in fremde tragen.
162.
Auff HcBehnm.
MoechuB ist ein milder Mann ausser Haus und karg im Bette ;
Seine Frau lernt diese Kunst; treibt sie mit ihm in die Wette.
163.
Von dem Magno.
Magnus hat mehr Hertz im Leibe ; als er Geld im Beutel hat.
Gar genug! ein kühner Muth findt zu Beichthum leichtlich Rath.
164.
Anff Rnmholdam.
Rumhold sagt von lauter stürmen^ schiessen^ stechen^ schlachten^
hauen.
Ey^ man hat ihn von der Mutter in die Welt bald fechten schauen.
165.
Zom-Urthel.
Wo der Zorn der Richter ist, hat Gerechter schon verspielt;
Weil der Zorn nicht auff daß Recht; sondern auff die Rache zielt.
• 166.
Schmeichler.
Wer wil einer fetten Küchel alle Mücken abetreiben?
Heuchler werden nie vergehen, weil die Höfe werden bleiben.
167.
Auff Futlnm.
Futlus sol mit semem Feinde, wie man sagt, den Degen messen^
Spricht : er hätte diese Künste vorgelemt und letzt vergessen.
fiesimte Briste.
Wahr isi nicht die beste, die im Gaden vomeu leii:
Dieses Pferd isi nicht das beste, das luan frev zn iiiarvkte reit.
Eure Brüste feil zu bitten, bringt euch kdnen Kaudinaun ein:
Gater Wein darff keines Krantzes, Jungfern, sondern sauer Wdn.
169.
Gnksfhrift eües Geitihalses.
Der nur einstrich ^ nie gab aus.
Hat allhier sein enges Haus.
Hast du Greld, so aih dich ftbr!
Nicht gar sicher stehstu hier;
Denn ietzt schneidet Beutel ab.
Der vor einen Greld-Wolflf gab.
170.
Aaff Brennui.
Brennus dienet keinem Herren, hat ihm selbstcn zu betehlen,
Und man wil ihm seinen Herren dennoch miter Narren zchlcn.
171.
lichter.
Tichter sind gemeinlich arm ; arm ist aber nimmer nicht.
Wer ihm selbstcn Geld und Gut, Würde, Ruhm und Hoheit ticht.
172.
Wnntsch.
Wann mich Gott für Schanden dort und für Schanden hier bewahrt,
Wann er an mir Seelen-Brot, wann er Mund-Brot nur nicht spart,
Geht mein Glücke, -wie ich wil, in der allerbesten Fahrt.
173.
Fremde Schutz-Herren.
Der, der uns für Ketzer holt, solt uns kriegen für den Glauben V
Freyheit solten schützen die, die uns Frcyhcit helffon rauben?
Außgang wird zu glauben dir Freyheit, was du wilst, erlauben.
Logfta. 28
434 ' Zn-Gabe.
174.
Ein Terdächti^r Richter.
Ist ein Esel zu erstreiten , ey , so suche dir zur Hand
Einen Richter ^ der nicht selbsten ist dem Esel anverwand.
175.
Diana nnd Dione.
Der Diana solte ruffen Elsa^ ruffte der Dione,
Solt ins Kloster, lag in Wochen vor mit einem jungen Sohne.
176.
Geraubte Jnngferschafft.
Diebstal kan man wieder geben ; abgenummen Jungferschaift
Kan man also wieder geben , wie dem Todten seine Krafft.
177.
Fremde Tracht.
Alaraode-Kleider , Alamode-Sinnen;
Wie sichs wandelt aussen, wandelt sichs auch innen.
178.
Au die Grossen. ^
Lieben Herren, wie so sehr habet ihr das Eitel lieb!
Und wie gerne haben auch Lügen bey euch ihren Trieb !
Lieben Herren, mercket drauff! lieben Henren, dencketnach!
Eitelkeit gebiert nur Reu; Lügen bringen Ungemach.
179.
Verfolgung.
Dieweil Religion bestehet im Gemüte,
Wie daß man sie dann sucht mit Eisen im Geblüte ?
180.
Auf Vitum.
Alten Glauben hälstu hoch , gibst ihn doch für neuen hin,
Veit? man gibt dir Würd und Gut außzuglcicheii zum Gewin.
1 Psal. 4, V. 3.
Zu-Gabe. 435
181.
Supim nnd Hnpim. ^
Supim, Hupim waren Brüder;
SäufFer hupffen hin und wieder.
182.
Ärtzte und Krancken.
Kranqkcn führen über Aertzte leichtlich nicht Beschwerden ;
Jenen können diese stopffen fein das Maul mit Erden.
183.
Grosser Herren Mahler.
Grosse Herren , wann sie blind , daß sie Mahlcr gerne zahlen^
Pflegen nach dem Durchschnidt sie oder schlafend sie zu mahlen.
184.
Äuff Atrinam.
Atrina ist Pech -seh wartz; damit sie wer berathe,
So sagt sie: schwartzcs Feld trägt gerne reiche Saatc.
185.
Trunckenbolde.
Die, die immer gerne trincken, müssen selten weit gedenckcn;
Wann sie ietzt getruucken haben, soll man ihnen wieder schencken.
186.
Stand nnd Wesen.
Wer den Beutel hat verloren, mag den Weg zu rücke messen;
Schwer ist neuer zu erwerben ; alter ist nicht zu vergessen.
187.
Verheischungen.
Wer mit viel verheischen zahlet,
Zahlt mit Gelde, das man mahlet.
1 1 Cbron. 8, v. 12.
28
436 Za-6abe.
188.
Güter deß Gemütes.
Wer ihm Güter handeln wil, der erhandle solchen Grund,
Den kein Brand, kein Baub verterbt, weil er im Gemüte stund.
189.
Liebhabende.
Ein Krancker hat nicht Witz, der seine Kranckheit liebet:
Ein Buhler raset so, der sich der Lieb ergibet.
190.
Verschwiegenlieit.
Wenig reden, viel verschweigen
Ist den Weibern selten eigen.
191.
Von der Aristea.
Aristea, du. bist schön; allen Leuten macht dich hold
Zier am Leibe, Zucht im Sinn, und im Beutel eignes Gold.
192.
Stadt und Land.
Städte sind die Beutel-Mühlen, und das Land ist Müller-Gast;
ledcm wird daselbst zu Staube , was sein Beutel in sich fast.
193.
Anff Frejam.
Freja soltc seyn die Thtire, da man durch zum Richter geht.
Weil ihr Dienst und guter Wille iedem immer oflfen steht.
194.
Amtlente.
Schösser, die in Amtern dienen, sind der Hen-en Kunst zu heisnen,
(AufF Lateinisch) weil sie manchen, auch die Herren selbst, be-
schmeissen.
Zu-Gabe. 437
195.
Der Christen Stern-Deutiing.
Christen dörfFen nicht Planeten;
Ihre Wercke sind Propheten,
letzt zu Segen, ietzt zu Nöthen.
196.
Menschen sind Menschen.
Trägt der Diener Menschen- Haut, trägt der Herr ein Menschen-
' Hemde;
Herren ist das fehlen auch wie den Dienern selten fremde.
197.
Hans-Friede.
Halt dich friedlich mit den deinen;
Trau nicht leichtlich fremden meinen!
198.
Rathschläge.
Wer deß Freundes treuen Rath nach dem Außgang achten wil,
Der muß selbstcn, kan es seyn, treten harte biß aus Ziel,
Muß ihm selbstcn wissen Bath, darff deß Freundes so nicht viel.
199.
Hitzige Rathschläge.
Rath, der gar zu spitzig, wil sich leichte setzen;
Rath, der nicht zu spitzig, last sich leichte wetzen.
200.
Haben nnd gehabt.
Haben ist ein reicher Mann, und Gehabt ein armer Mann;
Daß auß Haben wird Gehabt, ist öfft Haben Schuld daran.
201.
Gliickwnntsch an eine fürstliche Person Aber geschlossenem
Friede.
An von der Zeit, da das Heil
Uns durch Christum ward zu theil;
438 Zu-Gabe.
Hatte gleich den Bilder-Bogen
Und der zwölffer Thiere Zahl
5 Titan rüstig durchgezogen
Sechzehn hundert sechzen mal,
Herr und Fürst, da unsrer Welt
Euch der Herren Herr gestellt.
Zweymal drüber war die Sonne
io Durchgereiset diese Bahn,
Als Alecto Zunder spönne,
Drauß der lange Krieg entbran.
Herr, ihr dencket nicht ein Jahr,
Drinnen freyer Friede war!
15 Weil ihr dieses Liecht genussen,
Weil ihr diesen Hut besitzt.
Hat die Oder roth geflussen;
Denn das Land hat Blut geschwitzt.
Eurer Eirikunfft bestes war
20 Treu bey untergebner Schaar;
Liebe habt ihr außgegeben;
Liebe namt ihr wieder ein.
Eure Sorge halff uns leben.
Würden sonsten wenig seyn.
85 Denn was ietzund noch sind wir.
Euch habt billich dieses Ihr.
Was wol sonst fUr viel ermüden
Steht Regenten zum Genieß,
Dieses fraß der Wider-Frieden,
30 Daß er wenig übrig ließ.
Frevel, Boßhcit, Tölpeley,
HofFart, Neyd, Trug, Schinderey
Hat sich ofFt an Euch gerieben;
Den die Sau vor hörten nicht,
35 Wann er sie Stall-ein getrieben,
Der hat Fürsten ietzt vernicht.
Denn es gieug ein loser Mann
Offters einen beßren an;
88 Job 30.
Zu-Gabo. 439
Welcher unsrer Väter Hunden
Fürzustehen nichtig war^ io
Dieser hat sich unterwunden ^
Thron zu meistern und Altar.
Gott in Euch und Ihr in Gott
Wäret mehr als Drang und Spott;
Eure Brust voll Himmels-Sinnen 45
Lachte^ wann ein kotig Wurm
Eures Geistes hohen Zinnen
Bote spöttisch einen Sturm.
Weil an Gott rechtschaffen war
Euer Hertz nur immerdar^ 00
Hat es künnen frey gebitten,
Von dem Himmel, stets gestärckt^
Dieser Zeiten wildem Wüten,
Daß es immer Euh gemerckt.
Felsen, die mit Meer und Wind 55
Täglich gleich zu Felde sind,
Künnen täglich dennoch siegen;
Zuversicht, auff Gott gesetzt.
Ward von keinem unten-liegen
le bestritten, ie verletzt. eo
Gott sey Danck! Ihr seyd durch hin;
Seht nun traurig abeziehn
Das verruchte Raub-Geschmoisse,
Welches unsrer Wolfahrt Graß,
Und was wuclis von unsrem Schweisse, 65
Geitzig immer abe fraß.
Gott sey danck! deß Friedens-Thau
Feuchtet wieder unser Au,
Die deß Kriegcs-Brunst besenget.
Daß sich wieder frischer Safft 70
In die dürre Wurtzel menget
Und zum wachsen gibet Krafft.
Gott sey danck! sein Feuer-Heerd
Wird wievor nicht umgekehrt;
Seine Diener, seine Lieben, ^ft
Die für Drang, Zwang, Pein und Schmach
440 Zu-Oabe.
Endlich mehr kaum kunten giben^
Hoffen Lufft und mehr Gemach.
Fürsten werden Fürsten seyn;
80 Praler müssen legen ein.
Ehre darff nicht mehr der Schande
Wie bißher zu Hofe gehn)
Haupt wird in deß Hauptes-Stande,
Fuß wird zu den Füssen stehn.
85 Satzung; Ordnung, Gleich und Recht
Bleibt nicht mehr der Boßheit Knecht;
Diebe werden wieder hangen
Fest an Hanff und hoch an Holtz,
Nicht in göldnen Ketten prangen,
90 Arg im Sinn und frech an Stoltz.
Der dem Pfluge vor enüieff,
Bauren in den Beutef grieff
Und bey fremdem Tische schmauste.
Wird nun wieder müssen hin,
»6 Wo die Krä dem Schweine lauste,
Ochsen her flir Flegeln ziehn.
Unser ungesparter Fleiß,
Unser ungescheuter Schweiß
Wird uns ja was wieder nützen,
100 Daß wir nicht für raubrisch Maul
Wie bißher so bitter schwitzen
Und ernehren fremdes Faul.
Gott sey Danck! der Zornes Brunst
Hat gekehrt in Gut und Gunst,
105 Der vcrleyh uns wahres büssen.
Daß wir Argen Gutes thim.
Lange diesen Schatz gemessen
Und beständig mögen ruhn!
Herr, das jüngst-verfloßne Jahr
110 Zeigte das, was noch nicht war,
Da sich Friede, Ruh, vergnügen
In der Armen warmes Band,
Wie .Ihrs nimmer wüntschen mügen.
Euch von Strelitz her sich fand.
Zu-Gabe. 441
Da empfinget Ihr voran iis
Alles, was der Friede kan;
Diesen Außbund aller Gaben.
Diese wehrte, kleine Welt
Schaut ihr reichlich in sich haben
Mehr noch, als die grosse helt. lao
Weil ihr Friede nie gehabt,
Seyd Ihr desto mehr begabt:
Euer Hertz ist voll vergnügen;
Innen ist und aussen Ruh;
Kumt nur bald dazu das Wiegen, 125
Ist des Glückes Circkel zu.
Auch für dieses Friedens Zier
Sey dir Danck, Gott,- für und für!
Gib, das dieser duple Friede
Mög in steter Güte stehn, lao
Biß die Welt und Ihr seyd müde
Und wollt selbst zu Bette gehn!
443
SALOMONS VON GOLA W
DEUTSCHER
SINN-GETICHTE
DRITTES TAUSEND.
Carolus Scribanus Institut. Polit. Christian. Part. II Capit. XIV
pag. mihi 235.
Es ist fast keinerloy Art der Lehre, welche ihren Liebhaber mehr schmücke
und mehr Vorschub thue, alle andere Wissenschafft zierlich, verwunderlich
und lobreich zumachen, als die Pocterey. Von dieser borgen wir im Schrei-
ben und Reden solche Sachen, damit die Höhe der Wissenschafft mit fun-
ckelndem Qesteine, gleich wie ein andrer Himmel, 1)eänget und bestcmot
wird, ohne welche, so es wero, die Circkel der Wissenschafft blind und wie
entseelet stehen oder an allem Zierath Schiffbruch leiden müsten. Ob ich
iedor Wissenschafft ihren Glantz gleich lasse, so ist es doch die Poeterey
alloine, womit der andren ihre Stirnen gleichsam bekleinodet werden. Und
gewiß, ist irgend was von löblichen Geschichten, von Witz und Scharffsin-
nigkeit, von Schimpff und lustigen Erfindungen, von gelehrten Sprüchen
und Sätzen von Nöthen, der Leute Sitten und G^müther recht zu gestalten,
so muß solches hergenummen werden auß dem reichen Vorrath der Poeten.
Bey Aristophane fraget Äschylus den Euripidem: Weßwegen hat man
sich über guten poetischen Köpffen zu verwundem? Euripides antwortet:
Ihrer Geschickligkeit und guten Erinnerung wegen, dadurch sie die Leute
besser machen.
444 -^^ ^^^ Lesor.
AN DEN LESER.
Geneigter Leser, in der Ftirrede der ersten zwey Tausend
meiner Sinn-Getichte habe ich etwas weniges gedacht von der
Reim -Fügung; hier solte ich etwas erinnern von der Recht-
schreibung. Ich habe mich darinnen aber auch noch zur Zeit
bequämet unserer Übligkeit, um meine Sachen nicht gar zu un-
gewöhnlich zu machen, als der ich mehr auff die Art der Getichte
als etwas anders gesehen; wiewol ich nicht verwerffe, was von
fleissigen Sinnen, sonderlich von Herren Schottelio, welcher
meines ermessens wol die erste Stelle hat, dißfalls richtig ge-
wiesen worden. Ktinncn, günnen, kummen schreibe ich mit
einem ü und u, weil ich derer Gedancken bin, daß die meisten
Zeitworte der Deutschen von denen Nennworten, nämlich das
Thun vom Wesen sich herziehen und also von Kunst künstlich,
künnen abfliesse, von Gunst günstig, günnen herrühre, wie
auch von Kunft Ankunfft, AbkunflFt, Herkunfft kummen; es
sey dann daß man meine, diese Nennwörter wären auß den
Zeitwörtern, wiewol auch zu geschehen pfleget, hergestaltet, da
es doch abermal nichts hindern würde. Anderes mehr. Das c
für dem k behalte ich, weil es einem Deutsch-gebomen zu einem
k schone geläuffig ist, umstehe aber nicht, daß es einem Auß-
länder zu Erlernung unsrer Sprache leichter fallen dürffte, wann
das c außgemustert würde. Das i mit e in liegen, siegen und
dergleichen ist uns zu unsrer Mundart nicht beschwerlich und
wird unzerzogen außgesprochen, macht auch bißweilen einen
Unterscheid an der Länge oder Kürtze eines Wortgliedes. Das
y möchte zu einem End-Buchstaben wol hingehen, weil es in
vielen SchrifFten gefunden wird; doch wil ich ihm kein Schild
seyn. Sonst halte ich dafür, daß die Wörter, so auß anderen
Sprachen ins Deutsche angenummen werden, mit ihren eigenen
Buchstaben fUglich zu schreiben sind: als Christoph, Sophia,
An den Leser. 445
PhöbuB, damit wir nicht unser machen^ was nicht unser ist, weil
es nicht nöthig, in dem uns nichts mangelt. Die Geschlecht- Worte
brauche ich, wie sie bey ims üblich ; doch fange ich hierüber und
über andrem keinen Krieg an. Ich erkläre mich nur, daß weder
Zeit noch Meinung bey mir gewesen, solche Dinge vor und ietzo
zu beobachten, hingegen aber auch kein Fürsatz, sie zu ver-
achten. Bleib geneigt und gesund.
Der Verkleinernde.
446 Drittes Tausend
DESZ DRITTEN TAUSEND
ERSTES HUNDERT.
1.
Die ietzige Welt-Kunst.
Die Welt-Kunst ist ein Herr, das Christenthum ihr Knecht;
Der Nutz sitzt aufF dem Thron; im Kereker steckt das Recht.
2.
Mttssiggang.
ledes Haus hat seinen Ort, der gewiedmet ist zur Kuh;
Knecht- und Mägde haben Lust, Herr und Frau hat Fug dazu.
3.
Gesinde.
Zwar Gesinde sol man speisen, darfF es aber doch nicht mästen,
Soll sie brauchen uns zu helifen, soll sie brauchen nicht zu Gästen.
4.
Aoff Trepicordnm.
Trepicordus soll sich raufFcn, wil nicht kummen; denn er wil
Nicht verrücken, wil erwarten ihm von GOtt gesetztes Ziel.
5.
Hfilffe.
Eigner Fleiß und fremde HlilfFe fodem einen guten Mann;
Ob man einem fUr soll spannen, muß er selbsten spannen an.
6.
Das ABC der Liebe.
Wer das A B C wil lernen, muß es lernen biß aufFs Z.
ABC, das Buler lernen, geht nur biß A B: AufFs Bett.
Erstes Hnndert. 447
7.
) Auf Nepotem.
Nach der Sonne richtet ein Nepos allen seinen Rath;
Wann es früh, so wird er jung, ist vergangen, wann es spat;
Denn er dencket nur auff das, was er heute darff und hat.
8.
Auff Thrasmem.
Thraso wagt sich in den Krieg;
Seine Mutter wil nicht weinen;
Denn mit seinen schnellen Beinen
Stund ihm zu manch schöner Sieg.
9.
Bnle, versetzt: . Übel ; Bolen, versetzt: Beoln.
Schöner Bule, schnödes Übel, freches Bulen, schlimme Bculn,
Trifft zusammen, folgt einander, wie auff sichres lachen hculn.
10.
Danck, versetzt: nackd.
Danck ist nackd; drauß kan man schlissen.
Daß er hoch nicht zu genissen.
11.
Warheit.
Stinckend Kees und Warheit
Liegt bej Höfen abseit.
12.
Wein.
Kümmt Wein vom weinen nicht, so kümmt vom Weine weinen;
Das sauffen bringet Weh, das kan- mir Niemand neinen.
13.
Gutaehten.
Es ist zwar guter Rath mehr werth als groß Geschäncke ;
Doch jagt das schencken offt das rathen unter Bäncke,
Daß an das schencken mehr als guten Rath man dencke.
448 Drittes Tausend
14.
Gesehencke.
Wer das Recht denckt recht zu führen,
Muß die Räder reichlich schmieren.
15.
Hofe-Diener.
leder wii bey Hofe dienen; aber mehrentheils nur immer
Nicht beym sorgen, nicht beym dulden, sondern nur im TafFel-
Zimmer.
16.
Ein Hofemaim.
Bey Hofe wird kein Greiß,
Wer nicht zu heucheln weiß.
17.
Anders.
Wer bey Hof ist worden alt, gibt zu mercken an den Tag,
Daß er zwar mit schmecken viel, doch mit lecken mehr vermag.
18.
Von vier Hirtinnen.
Chloris, Doris, Iris, Ciris liebten einen Hirten alle;
Ihm zu weisen mit dem Wercke, daß er ieden wol gefalle.
Krönte Chloris ihn mit Blumen ; Doris bracht ihm Honig-Schnidte ;
Iris grüsset ihn mit lächeln; Ciris fasst ihn in der Mitte,
5 Küste seinen Mund-Rubin. Ihm behagte nur das küssen,
Nam von sich und gab der Ciris Krone, Honig und das grüssen.
19.
Die Saate der Warheit.
Wer bey Hofe Warheit säet, emdtet meistens Mißgunst ein;
Wächst ihm etwas zu von Gnade, wirfft der Schmeichler Feuer drein.
Erstes Handert. 449
20.
Fremde Kleidung.
Deutsch zu reden, deutsch zu schreibeu sind die Deutschen ietzt
beflissen ;
Wie sie sich recht deutsch bekleiden, ktinnen sie zur Zeit nicht
wissen,
Biß zum kleiden, wie zum reden, eine Gnoßschafft sie beschlissen.
21.
Anff die bekreidete Lucidam.
Lucida, du schöner Schwan, dran zu tadeln keine Feder,
Wann du nur nicht wie der Schwan drunter decktest schwartzes
Leder!
22.
Anff einen J!sopnm.
Es gläntzet dein Verstand, iEsopus, weit und ferne;
Wie schade, daß ihn fast so schmutzige Laterne!
23.
Irren ist menschlich.
Wer ist immer gleiche witzig? Witz ist warlich so ein Ding,
Das nicht allemahl zu Hause, das bißweilen schlafen gieng.
24.
Anff Vitnm.
Veit trägt eine Flegel-Kap über einer Knebel-Haut;
Höflich hat ihm abgesagt; dieses macht, daß er nicht traut.
25.
Verehrungen.
Wer fUr grosse Herren fischt, ktimt nicht an mit kleinen Fischen,
Sondern wo vom Maule her biß zum Schwantz ist viel dazwischen.
26.
Anff Harpacem.
Harpax kan nicht müssig seyn; wil ihm niemand was befehlen.
So erbricht er Thür und Thor, Lad und Küste, was zu stehlen.
Logan. 29
450 Drittes Tausend
27.
Das firome Alter.
Wann die Wollust uns verlast, klimmt uns dann die Andacht an;
Hinmiel hat den Alten erst, Welt hat vor den jungen Mann.
28.
SchSnlieit
Schönheit ist ein Vogel-Leim; ieder hanget gerne dran.
Wer nur fleuget, wer nur schleicht; wer nur manchmal krichen kan.
29.
Deß Mopsi Urtheil.
Egla war von blöden Augen; PhylHs war von stumpffen Ohren;
Nisa war von schwerer Zunge ; iede war also geboren.
Sonsten hatte Zier und Zucht unter ihnen gleichen Krieg;
Sonsten hatte Zier und Zucht unter ihnen gleichen Sieg.
6 Mopsus solt ein Urthel fallen über ihre drey Gebrächen,
Sprach: Das fühlen ist bej allen, und das andre nicht zu rechen.
30.
Selbgunst.
Seiblieb handelt immer recht; dann ihm gibet Recht und Bath
Rath und Richter an die Hand, den er in dem Spiegel hat.
31.
Gewissen ohne ss: Gewien.
Die sonsten nimmer nie zusammen gerne kamen.
Gewissen und Gewien, besitzen einen Namen.
32.
Welt-Gnnst.
Manchen treibet grosse Brunst
Durch geübte List und Kunst,
Welt, zu werben deine Gunst,
Die zu haben fast umsonst
& Und ftLr sich doch nichts als Dunst.
Erstes Hundert. 451
33.
Ein Hofemaim.
Wer redlich ist im Hertzen und mit dem Munde frey,
Der wisse , daß bey Hofe behaglich er nicht sey.
Wie man ihm vorgesaget, so sagt der Papagey;
Drum wer daselbst wil gelten, der trete diesem bey.
34.
Verstellung.
Wer sich bey der Welt hoch bringt an durch stellen,
Darff sich wol bey Gott tieflf hinunter fallen.
35.
Schmfincke.
Wolt ihr euch, ihr Jungfern, schmüncken? Nemet dieses zum
Bericht:
•• ^^
Nemet Ole zu den Farben; Wasser-Farben halten nicht.
36.
Ärmnt und Reichthnm. ^
Gib mir, wilstu mir was geben, Armut nicht, HErr, Reich thum nicht !
Dieses möcht auß deinen Furchten reissen mich in seine Pflicht;
Jenes dürffte zwingen mich, mich durch Unrecht zu ernähren;
Dorte dürfft ich leugnen GOtt, hier den Nechstcn arg beschweren.
Gib mir, was mir ist von nöthen ! wann dein Wort und Brot ich hab, s
Hab ich, was mich zeitlich stärcke, hab ich, was mich ewig lab.
37.
Alter Adelstand.
Weiland war deß Adels Brauch in dem Felde durch das Blut,
Nicht im Acker durch den Schweiß, zu erwerben Ehr und Gut.
38.
Gewalt für Recht.
Gewonheit wird Gebot durch Brauch imd lange Zeit.
Krieg hat durch dreissig Jahr Gewalt in Recht gefreyt.
*
1 ProTerb. 80, v. 8.
29*
ö
452 Drittes Taosend
39.
Nachdrückliche Worte.
Daß der Sinn es redlich meine, haben wir nur ein Gemercke:
Wann nicht Worte bleiben Worte, sondern Worte werden Wercke.
40.
Auf Onalnm.
Onalus (meint iedermann) sey ein Mann, dem Lob gebühre,
Wann er schweigt, dieweil er sonst filhrt den Esel fllr die Thtire.
41.
letziges Gewissen.
Unsrer Zeit Gewissen
Stehet auff genissen.
42.
Alte Jungfern.
Alte Jungfern mügen buhlen, künnen dennoch Jungfern seyn;
Dann weil Jung ist fern an ihnen, trifft es also richtig ein.
43.
Lebens-Satz.
Viel gedencken, wenig reden und nicht leichtlich schreiben
Kan viel Händel, viel Beschwerden, viel Gefahr vertreiben.
44.
Lebens-saat.
Canus ist zwar Lebens-saat; eh der Magen sich soll schliessen,
Wil er gleichwol zum Confect was von Jahren noch gemessen.
45.
Unterscheid.
Duplex, der mit Pfeiifen handelt, führet meistens schlimme Pfeiffen,
Die ihm aber wol gehu abe; denn er kan sie selbsten greiffen.
Simplex handelt auch mit Pfeiffen, derer kein ihm abe gehet,
Ob sie gleich sind wol gebrochen, weil er pfeiffen nicht verstehet.
Gleiches ist doch nimmer eines; gleiche handeln, gleiche seyn,
Gleiche seyn und gleiche handeln, trifft doch ninoimer über-ein.
Erstes Hundert. 453
46.
Anff Polyglottiuii.
Polyglottus kan viel Sprachen; wo viel Sprachen, da viel Worte;
Wo viel Worte, da viel Sinnen, und das Hertz an keinem Orte.
47.
Der Buchstabe 6.
Meistens alles auff der Erden, drauff die Leut am meisten streben,.
Stehet unter denen Dingen, die sich auff ein G anheben:
Gold, Geld, Gut, Geschencke, Gaben, Gunst, Gewin, Gewalt,
Geschicke,
Glaube, GlimpfF, Gesund, Gewissen und mit einem Worte Glücke
Wil sich alles drunter stellen. Wann zu diesem zu sich zehlet 5
Gott mit seiner Gnad und Güte, weiß ich nicht, was Gutes fehlet.
48.
Hofe-Witz.
Wer nicht bey den schlauen Höfen iedem Kopffe weiß zu kummen.
Der hat selbsten nicht nach Hofe was von Kopflfe mit genummen.
49.
Hingegen:
Wer da bey den schlauen Höfen iedem Kopffe weiß zu kummen.
Der hat zwar den Kopff nach Hofe, das Gewissen nicht, genummen.
50.
Klugheit und Thorheit.
ledermann hat zu Haußinnen zwey gar ungegleichte Gäste,
Einen Doctor, einen Narren, die mit seinem Brot er mäste;
Wil er nun nicht vor sich sehn und den Narren halten ein,
Wird er, als der Doctor, mehr an der Thür und Fenster seyn.
51.
Hofe-Wercke.
Was zu Hofe wol geht an.
Hat die Herrschafft selbst gethan;
Was daselbst gefehlet hat,
Dieses hat versehn der Bath.
464 Drittes Tausend
52.
Der beste Glaube.
Man helt letzt diesen Glauben hoch; der hohen Stand gebieret;
Drum halt ich diesen Glauben hoch; der biß in Himmel führet.
53.
Das Olfieke der Gottlosen.
Was hilfft es einen Dieb; der morgen hencken sol;
Ob er mit Speiß und Tranck versorgt ist heute wol?
Den Sünder hilfft es nicht; den Hölle sol verschlingen;
Wenn er gleich in der Welt lebt stets bey guten Dingen.
54.
Christen -Todi
Unser Tod; der ist ein Tod
Nicht deß Lebens ; nur der Noth.
55.
Grosser Hnnger.
Da ist; da ist erst zu sagen von den rechten Hungers-Nötheu;
Wann die Müller imd die Bäcker pfl^ dev Hunger auch zu tödten.
56.
ScMesier.
Wer sagt; das Schlesier nicht allzu höfflich seyn?
O; Schmeich- und Heucheley wil ihnen nur nicht ein!
57.
Christen-Complimenten.
Ja; Ja, Neiu; Nein sind ComplimenteU; die Christus Christen
fiirgeschrieben;
Wann Christus nur in Franckreich käme, so würd ihm bald ein
andres lieben.
58.
Anff Ronchiun.
ßonchus ist alleine klug ; Klugheit bleibt ihm auch alleine ;
Denn es sucht und holt bey ihm nun und nimmer keiner keine.
Erstes Hundert. 455
59.
Das Olfiek eis gemein Weib.
Das Glück ist wie ein Weib, die keinen völlig liebet,
In dem sie sich ietzt dem, ietzt jenem untergibet.
60.
Orabschrifft einer tngendhafften Franen.
Schaut diesen schlechten Stein!
Ein Demant solt es seyn;
Denn das, was er beschwert,
Ist mehr als dieses wehrt:
Hier liegt die Frömigkeit
Und harrt auff jene Zeit.
61.
Von vergangenem Kriege.
Die Wercke, die der Krieg bißher bey uns verübt.
Die wiesen, was für Plag es in der Hölle gibt.
62.
Die Freyheit.
Wo dieses Freyheit ist: frey thim nach aller Lust,
So sind ein freyes Volck die Sau in ihrem Wust.
63.
Der Welt Thorheit.
Eine Ranstat ist die Welt, drinnen fast ein iedes Haus
Heimlich doch, wo wißlich nicht, hat und heget einen Claus.
64.
Redligkeit.
Schlecht und Recht, wo find ich dich ? Unter keinem hohen Giebel,
Manchmal unter Leim und Stroh , zum gewisten in der Biebel.
65.
Auff RuMdam.
Rubida ist voller Scham: niemand wird sie baarfus finden;
Sonaten kümts der Mode zu^ das die Brust ist ohne binden.
456 Drittes Tausend
66.
m
Undanekbarkeit.
Der uns gibt die gantze Welt, der uns wil den Himmel geben^
Fodert nichts dafür als Danck, kan ihn aber nicht erheben.
67.
Eine Wittfran.
Wer ihm eine Wittfrau traut,
Schiäffet nie auff gantzer Haut.
68.
Gottes Gute.
Wann ims Gott, was wir verdienen, sonsten nichts nicht solte geben^
Würden wir von unsren Diensten ärmer als kein Betler leben.
69.
Auff Plntnm.
Wüntsch ich dir, Plutus, ein ewiges Leben,
Ist dir dieses wüntschen doch anders nicht eben,
Wann ich nicht wüntsche, deß Wuntsches ervöUen
Lange noch, lange noch spare den Willen.
70.
Lust und Sehmertz.
Freud und Leid, das Buler-Paar,
Henckt zusammen immerdar.
71.
Die Furcht.
Der Tod, für dem der Mensch so fleucht und so erschrickt,
Wehrt an ihm selbst so lang, als lang ein Auge blickt.
Deß Todes Furcht ist tod mehr als der Tod ; der Tod
Verkürtzt, was ihn vergällt: der Furchte bittre Noth.
72.
Amt-Schreiber.
Edelleute schinden Bauern; Schreiber schinden Edelleute;
Schreibern kununen wie den Gerbern Bauer- und auch Edelheute.
Erstes Hundert. 457
73.
Weiber-Hfitter.
Ohne Noth wird die bewacht,
Die auff Unzucht nie gedacht;
Nur vergebens wird bewacht;
Die auff Unzucht hat gedacht.
74.
Keuschheit.
Keuschheit ist ein Balsam; Weiber sind ein Glas;
Jener ist sehr köstlich; gar gebrechlich das.
75.
Bestechungen.
Alle Schlösser öffnen künnen
Ist ein Fund von schlechten Sinnen;
Denn hierzu ist diß der Rath;
Das man göldne Schlüssel hat.
76.
Auff Pontiam.
Du Scheusal; Pontia, du Unding aller Frauen!
Wie daß man dich so ehrt? ey, hör mich im Vertrauen!
Man helt dich für ein Biid, mit Golde starck beschmieret,
Dem einig imd nicht dir solch Ehr und Dienst gebühret.
77.
Auff Onrgitem.
Gurges, dein beweglich Gut sah man längst sich weg bewegen;
Unbeweglich, was noch war, wird sich ehstes gleichfalls regen;
Dieses macht der starcke Wein, dessen Geister drein sich finden.
Daß sich alles so bewegt, regt imd drauff wil gar verschwinden.
78.
Der sondere Stand.
Wer ruhig sitzen wil, der sitze nicht beim Gübel;
Wo Schwindel folgt und Fall, daselbsten sitzt sichs übel.
458 Drittes Taniend
79.
Eitelkeit
Nim weg die Eitelkeit von allen unsren Wercken,
Was wird dir übrig seyn und gültig zuvermercken?
80.
Die Liebe.
Wo Liebe kümmt ins Haus,
Da zeucht die Klugheit auß.
81.
HSfligkeit.
Was Höfligkeit versprochen;
Ist femer nicht zu suchen;
Sie machet keine Pflicht;
Ihr Band, das bindet nicht.
82.
Cfold.
Weil unter dem, was schwer, das Gold am schwersten wiegt,
Drum kümmt es, daß dem Gold ein iedes unten liegt.
83.
Weiber.
Die nicht Weiber haben,
Wüntschen ihre Gaben;
Die sie nun genossen.
Werden drob verdrossen.
84.
Alt nnd Jnng.
Das Alte klappert, das Junge klinget;
Das Alte schleichet, das Junge springet.
Erstes Hundert. 459
85.
Die Zeit
Was die Zeit ftir Urthel spricht,
Drauß wird alles Thun gericht.
86.
Auf frantzSsisch.
Alles, alles, was man thut; soll frantzösisch sejn geschehen;
Wie man Kinder zeugen mag auff frantzösisch; möcht ich sehen.
87.
Anschläge.
Was man für der Zeit erwehlet,
Sonst ist nichts ; das so sehr fehlet.
88.
Vergnflgligkeit.
Ein Leben bey vergnügtem Mut,
Ist immer gut; hat immer Gut.
89.
Adeliehe Geschlechter.
Ein altes edles Haus ist recht ein altes Haus;
Der Adelstand, der liegt; ein ieder geht drauff nauß.
90.
Ein alter Soldat.
Junge Krieger, alte Kriecher; Stärck und Mut ist auch ein Ding,
Das, wie sehr es vor geprachtet, endlich doch auff Krücken ging*
91.
An eine ffirstliche Person.
Fürstin, Ihr geht, wie es billich, inner Gold und Seiden her;
Dennoch seh ich, als die ELleider, nichts an Euch, das schlechter war.
460 Drittes Tausend
92.
Die Begierden.
Stündlich kämpfft man mit den Lüsten ; selten pflegt man ob-zu
siegen;
Wenig derer, die bestehen; viel sind derer, die erliegen.
93.
'Anff Caseam.
Casca ist wie Finstemüß, und ihr Gold ist wie die Sonne;
Ihr Gesichte bringet Grau, und ihr Beutel bringet Wonne.
Wer nun Sonn und Wonne liebet, muß sich machen auch bereit,
Daß er mit der Finstemüsse bringe zu bestimmte Zeit.
94.
Ein alt Weib.
Ein altes Weib, das schön, macht mit so seltnen Gaben,
Daß über ihr daher stets schweben weisse Raben.
95.
Anff Drancem.
Drances wüntschet seinem Weibe langes Leben; (dann ihr Geld,
Das sie hat, verdient es billich!) doch er meint, in jener Welt.
96.
Ffirsten.
Fürsten sind deß Vaterlandes Väter; drum wer ihre Scham
Wo entblöst und sieverschimpffb, hat den Fluch, wie weiland Cham.
97.
Wittiben.
Wer sich an ein Schinbein stösset, der hat grosse, kurtze Schmertzen.
Witwen, welchen Männer sterben, fühlen gleic}ies in den Hertzen.
98.
Lnst nnd Leid.
Was die Jugend hat erfreut,
Hat das Alter offt bereut;
Lust und Leid, die sind getreut.
Erstes Hundert. 431
99.
Gläubiger.
Ist Schuldrich gleich Blut-arm^ ob Niemand ihn gleich acht;
Wird er mit Mahnern doch bedient ^ begleit; bewacht.
100.
Hanger und Liebe.
Der Hmiger und die Liebe sind bejde scharffer Sinnen^
Sie finden leichtlich Mittel ^ ihr Futter zu gewinnen.
462 Drittes Tausend
DESZ DRITTEN TAUSEND
ANDRES HUNDERT.
1.
Weiber.
Schöne Weiber sind der Himmel; greuliche ^ die sind die Hölle;
Dort für Augen; hier für Sinnen. Wie man sich gleich nun geselle;
Halten beyde für den Beutel dennoch, Fegefeuers stelle.
2.
Das Olficke.
Glück ist keines Lehnman worden; hat auch keinem treu gelobet;
Kan das Lehn drum nicht verschertzen, wann es noch so feindlich
tobet.
3.
Liebe ein Feuer- Wereker.
Lieb; in deinen Feuer- Wercken
Sind viel Schwermer zu vermercken.
4.
Anff Clepacem.
Clepax legt sich nie ungestohlen nieder;
Was er Beichen stiehlt; gibt er Armen wieder.
GOTT; wird reichen Lohn ihm hingegen geben,
Daß er hoch erhöht wird in Ketten schweben.
5.
Henßligkeit.
Wer ein grosses Haus wil bauen, bau die Küchel erstlich klein;
Sonsten muß deß Beutels Fette nur der Küchel zinßbar seyn.
' Andres Hundert. 463
6. .
Anff Cnaspim.
Cnospus hat zwey tausent Golden auff sein Lernen angewand ;
Wer dafbr ihm funffzehn zahlet; zahlet gar mit reicher Hand.
7.
Wissenschafft.
Wen VemunflFt gelehrt gemacht,
Wird viel höher offt geacht.
Als den offt deß Buches Blat
An Vernunfft verwirret hat.
8.
Amt der Obrigkeit.
Weil Obrigkeiten sengen sollen,
Wie kümts denn, daß sie saugen wollen?
9.
Abwechselung.
Andren gehet auff die Sonne, wann sie uns geht nieder;
Wann sie andren nieder geht, kümt sie zu uns wieder.
Was uns GOTT nicht heute schenckte, kan er morgen schicken,
Kan uns, was er heute schickte, morgen auch entzücken.
10.
Verschwendung.
Für altes Geld ist junge Hand
Gemeinighch kein festes Band.
11.
Seoffer.
GOttes Werck hat immer Tadel; wem der Tag zu kurtz zum
trincken.
Diesen wil auch zum ernüchtern gar zu kurtz die Nacht bedüncken.
464 Drittes Tausend •
. 12.
Gef&lirligkeit.
Kohlen^ daß die Hand bleibt sicher ; fasset man mit Zangen;
Mit bedencken^ was gefährlich^ hat man an zu fangen.
13.
Der Rechts-Tittel vom Schencken.
Die Gesetze von dem Schencken
Woln Juristen nur gedencken^
Daß sie gehn auff ihr bequemen,
Nicht zu geben ; nur zu nehmen.
14.
H&ssigkeit
Wer massig leben kan, und wer ihm lest genügen,
Wird leichtlich, wird man sehn, zu keinem Schmeichler tilgen.
-15.
Der Weiber Hiigifft
Jungfern, wann man euch soll kauffen, must ihr Geld zu geben;
Die nichts zugibt, bleibt wol sitzen, ist niemanden eben.
16.
Uenraths-Stiffter.
L und L, List und Lügen
Kunten manche Heurath fügen.
17.
Auff Plansillam.
Plausilla trägt sich hoch, dieweil sie etwas schön ;
Wie würde sie so hoch, wenn sie wer ehrlich, gehn?
18.
Christas mein Alles.
Christus ist mir alles worden , ist mir so auch worden Ich ;
Ist er Ich nun worden mir, so wird Ich nicht lassen mich.
Andres Uundert. 4g5
19.
Der unendliche Oott.
GOTT war stets, wi^ er ist, wird, wie er ist, stets seyn;
Ich aber' soll auß Schuld in Busse treten ein.
Damit fiir Höll und Tod sey Heil und Himmel mein.
20.
Ärtzte nnd Juristen.
Ihr Artzt und ihr Juristen, habt euer bestes Wesen
Bey andrer Leute Schaden, Verlust und Ungenesen.
21.
Anff Plandrinum.
Plaudrinus sagt viel her von wunderseltnen Tauben ;
Auß Freundschafi't wil ich ihm, wer thet es sonste? glauben.
22.
Das Schwert
Ohn Ursach sollen wir nie zucken unsren Degen ;
Ohn Ehre sollen wir ihn draufF nie nieder legen.
23.
Schulden.
Wer Schuld mit Schulden zahlt, thut selten alles gut;
Der letzte, der ihm borgt, den zahlt er mit dem Hut.
24.
Göttliche Rache.
Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein-,
Ob auß Langmuth er sich seumet, bringt mit Schärff er alles ein.
25.
Betriegligkeit.
Bey Hoff ist alles, wers nur spüret.
Mit Falschheit zierlich tapeziret.
^g Drittes Tausend
26.
Danckbarkeit.
Danck tilr Wolthat ist ein Saame,
Der nicht überall bekäme.
27.
Heitz und Filtzigkeit
Wer mit den Zähnen machet Gold,
Hat Koth zu essen wol verschuld.
Ehre und Wfirde.
Schwer ists, auflf nach Ehren steigen,
8i*hwerer, sie zu haben eigen,
Und am schwersten, wann sie fleucht,
Wie man sie zu rücke zeucht.
29.
Liebe der AltfB.
Lieben hat selten viel Flammen geheget,
:>o sich auß Asche deß Alters erreget
30.
Gnitv Anfaig.
St'hen ist wol abgegangen,
Was nicht wol ist angefiängeii.
31-
Alf VitiM.
Quecksilber und das Bley gesellen sich nichi recht:
Was soll ein juug^ Kind dir, Veit, du alter KueehtV
32.
ti^BissIgte Stnffeii.
SimÄe soll sevn wie Salat«
Die mehr Gel ak Essig hat.
Andres Hundert. 4g7
33.
Soldaten.
Brot und Wasser gibt man Sündern, die am Gralgen sollen büssen;
Waren Krieger dann noch ärger, die es offte musten missen?
34.
Die Hoffnimg.
Ist ein Bettler mancher gleich,
Dennoch macht ihn Hofinung reich.
35.
Hunger nnd Dnrst.
Durst und Hunger, die sind Mahner, die man nimmer kan bestillen;
Morgen kummen sie doch wieder, kan man sie gleich heute vollen.
36.
Ungiflcke.
Bey einer guten Zeit denck an die böse Stunde,
Die sich der guten Zeit gern auff dem Rücken funde.
37.
Stehlen.
Stehlen darfF nicht viel Verlag und hat dennoch viel Genieß ;
Trägt es sonsten nichts nicht ein, ist doch Holtz und Hanff gewiß.
38.
Die gewandelten Dentsehen.
Wir werden nicht mehr starck und wie die Alten alt.
O, wann nur Glaub und Treu nicht auch war schwach und kalt!
39.
Wolthätigkeit.
WerWolthat gibt, soUs bald vergessen; wer Wolthat nimmt, soUs
nie vergessen;
Sonst ist um Undanck der zu straffen und jenem Hoffart zuzumessen.
30*
468 Drittes Tausend
40.
Entsehiildigimg.
Adams erstes Hosen-Tuch waren Blätter von den Feigen.
Sünde macht sich immer recht oder wil sich ja verschweigen.
41.
Vom Cominaeo.
Cominaeus ist, Ihr Fürsten, Euer Catechismus-Buch;
An dem Grunde wol zu herrschen, ist bey ihm fast kein Gebruch.
42.
Der Liebe Handels- Wahren.
Die süsse Liebes-Krämcrey, was führet die für Wahren?
Sie machen ihren Kaufiinanu glat und freycu ihn von Haaren.
43.
Heuchler.
Schmeichler sind wie Sonnen-Blumen,blicken nach dem Himmel hin,
Wurtzelii aber in die Erde, suchen Vortheil und Gewin.
44.
Karten-Spiel.
Wer mit Karten gerne spielt, hat daran den Reise-Brieff,
Üa er in das Armen-Haus frey und sicher mite lieff.
45.
Meuschliche Thorheit.
Jedem klebet Thorheit an;
Dieser ist am besten dran.
Der fein kurtz sie fassen kan.
46.
Anff Siccnm.
Siccus ist ein fromer Mann, und es ist die Sage,
Dali er (wann er nichts nicht hat) faste manche Tage.
Andres Handert. 4gg
47.
Räuber.
Auß dem grossen Satzungs-Buche plündert manchermehrdieLeute,
Als vielleicht ein armer Schlucker auß dem Pusche fischet Beute.
48.
Thorheit und Halßstarrigkeit.
Närrisch Hirn und harter Nacke dient für manchen klugen Mann ;
Denn sie machen durch ihr wüten, daß er was erwerben kan.
49.
Deß Jobi Weib.
Wann der Satan gieng von Job, ist sein Anwalt dennoch blieben
Jobs sein Weib 5 er hatte nie keinen bessern auflfgetriebeu.
50.
Eine reiche Alte.
• Reich und häßlich liebt man halb,
Ist Aarons göldnes Kalb.
51.
Müntze wider Traurigkeit.
Fraucn-Müntze heilt viel Leid,
Wer sie braucht mit maß und zeit.
52.
Auff den Verschwender Syrum.
Syrus war ein reicher Mann, muß nunmehr deß Glaubens wegen
Ein paar Schuh zum WettelaufF hinter seine Thüre legen.
53.
Verstand und Znstand.
Verstand, den ieder hat, helt ieder lieb und wehrt;
Der Zustand, den er hat, wird anders stets begehrt, .
Da jener, wie mich dünckt, doch mehr als der verkehrt.
470 Drittes Tausend
54.
Verbrieflter Adel.
Ein federliches Waffen; nicht väterlicher Schild
Ist ietzt vorauß gestellet, wo Feder-fechten gilt.
55.
Franen-Volek.
Weiber sind als wie ein Buch ; weil der Abdruck erst gefehlet,
Werden Fehler immer fort alle Bücher durch gezählet.
56.
Seltsame Jnngferschafft.
Es ist ein Hund, der Jungfern f rist ; doch wer ihn siht, der sihet immer,
Daß er stets düiT und mager sey ; fett aber siht ihn keiner nimmer.
57.
Anff Latimun. ,
Latinus halt doch an und sammle dein Latein!
Es wird den Winter durch vielleicht was theurer seyn.
58.
Lohn fflr Dienst.,
Treuer Dienst heischt seinen Lohn,
Ob er gleich nicht sagt davon.
59.
Der Erde und deß Wassers Hfilffe.
Die Erde speist das Wasser; das Wasser tränckt die Erde,
Damit der Mensch gespeiset; getränckt von beyden werde.
60.
Der Tod zu Hofe.
Bei Propheten Kindern war der Todt im Topfe;
Bey deß Hofes Heuchlern ist er in der Suppe.
Andres Hnndert. 47]^
61.
Fische sind nicht Fleisch.
Seinen Weg hat alles Fleisch in der ersten Welt vertcrbt;
Dnim hat durch den Stindenfluß Gott gar recht das Fleisch gesterbt.
Nur die Fische blieben leben; müssen also biUich schliessen,
Wer im Fasten Fische speiset; künne ja nicht Fleisch gemessen.
62.
Asche und Kohle.
Kohl und Asche sind Geschwister; Holtz ist Mutter, Vater Feuer;
Kohl ist Bruder, Asche Schwester; beyde sind cm Ungeheuer;
Denn der Vater wie die Mutter ist so bald durchauß verlohren,
Wann der Sohn und seine Schwester werden zu der Welt geboren.
Doch zur Rache kümt der Wirbel, treibt dieTochter in die Flüchte, 5
Und deßVatersBruder kümmet,mach t denSohn noch auch zu nichte.
63.
Aoff Gailnlam.
Gailula hält nichts vom sondern, hält nur von gemeinem;
Drum verbleibt sie allen willig, dienet nicht nur einem.
64.
Weiber sind Menschen.
Ob Weiber Menschen sind? Sie haben ja VernunfFt,
Sie lieben fort und fort; dann ^vilder Thicre Zunflft
Hegt nur zu mancher Zeit der süssen Liebe Brunfft.
65.
Ordnungen.
Wer Ordnung machen wil, der muß auch Leute machen,
Hey denen sie ein Ernst, und die sie nicht verlachen.
66.
Schmeichler.
Schmeichler haben keine Straffe, weil sie niemand io verklagt;
Sehmeicheln ist fast wie natürlich ^ weil es keinem mißbehagt.
472 Drittes Taugend
67.
Die Reichen.
Die mit Säcken voller Geldes sind behencket überall,
Kummen schwerlich in den Himmel ; dann der Steig ist gar zu schmal.
68.
Deß eiflekes Hanl.
Glücke hat ein weites Maul; was der gute Tag gesagt,
Hat manchmal der böse Tag kurtz hernach mit Reu beklagt.
69.
Lflgen.
Wer sein Kleid mit Lügen flickt, der befindt dennoch.
Ob er inuner flickt und flickt, da und dort ein Loch.
70.
Anff Nepotem.
Nepos geht in grossem Kummer, aber nur biß an die Knie;
Weiter last er ihn nicht dringen; biß zum hertzen künmit er nie.
7L
Der babylonisclie Tlmnn.
Dadie Sprache ward verwandelt, ward der Thurm nicht außgebaut.
Weil dieKleidung sich so wandelt, wird kein deutscherSinn geschaut
72.
Der Todes-Schlaf.
Wer Geld zu zehlen hat, der schläft nicht leichtlich ein;
Nur für deß Todes Schlaf wil Geld kein Mittel seyn.
73.
Die Kirche.
Hat beym grossen Hauflfen dann die Kirche Stelle?
Laufiik der grosse Hauflfe dann nicht in die Hölle?
74.
Tugend und Laster.
Tugend last sich nicht begraben; Laster sterben auch mit nichte;
Dieae leben durch die Schande, jene durch ein gut Gerüchte.
Andres Hundert. 473
75.
Anff Teteam.
Tetca wil, man soll sie loben; ihres Leibes schöne Stücke
Loben sich ja von sich selbsten; soll man loben ihre Tücke?
76.
Deß Arcadis Sehntzrede.
Areas sagt: Ich bin nicht schlau; doch last Einfalt nicht verterben ;
£h und mehr als Eselshaut siht man einen Fuchsbalg gerben.
77.
Vergnfigligkeit.
Wer^ was ihm nicht soll, kan meiden^
Kan auch; was nur künmit^ erleiden.
78.
Auff Fongoin.
Fongus ist ein Witwer; nicht sein Weib ist hin:
Nur er ist ein Witwer an Verstand und Sinn.
79.
Anff Marcum.
Marcus macht ein Testament, tröst sein Weib mit letztem Willen;
Sie macht auch ein Testament, ihren erstlich zu ervöUen.
80.
Das Urthel Paridis.
Daß Paris nicht recht klug im Urtheln sey gewesen,
Meint icdcr, der von ihm pflegt hören oder lesen.
Mich dünckt, daß heute noch ihm mancher fiele bey,
Wann Helena wie ihm, so manchem, stünde frey.
81.
Uimmel- und Hofe-Leben.
Hofegunst und ewig Leben
Wird nicht auß Verdienst gegeben.
474 DnUw TMuend
82.
Am eimen Freud.
Du bittest mich aoff morgen, ich Bolte seyn dein Gast;
Gut! wann du mich zu gaste nur nicht im Hertzen hast.
83.
Ffirsten-Liebe.
Grosse Herren lieben die, denen sie viel Wolthat gaben,
Lieben selten, die um sie sich gleich wol verdienet haben,
Wollen, daß man ihre Güte solle stets mit Pflicht entfinden.
Wollen sich für fremdes Gute selbst hingegen nicht verbinden.
84.
Ffirstliehe persSnliche Znsammeiikiiift
Grosse Herren solln sich kennen.
Als durch sehen, mehr durch nennen;
Was das Ohr hat groß gemacht,
Hat das Auge drauff verlacht.
85.
Der KSUer-eianbe.
Was die Kirche glauben heist, soll man glauben ohne wancken;
Also darff man weder Geist, weder Sinnen noch Gedancken.
86.
Eine Frage.
Ob mehr Augen, ob mehr Haare (wil man fragen) hat die Welt?
Ey, mehr Augen! zehle beydes du, dem dieses nicht gefeilt.
87.
Gewaltsame Bekehrung.
Wann durch tödten, durch verjagen Christus reformiren wollen,
Hett ans Creutz Er alle Juden, sie nicht Ihn, erhöhen sollen.
88.
Ein Weltmann.
Wer so wohnt in der Welt, das Welt in ihm nicht wohnt.
Der, weil er ihr nicht dient, fragt nicht, wie sie ihm lohnt
Andres Hundert. 475
89.
Trew, znrficke: wert.
Treu hat in sich ihren wert,
Wird von iedem zwar begert;
Die sie aber ietznnd geben,
Derer sind nicht viel in Leben.
90.
Beschenckmigeii.
Wer durch Gaben bey dem Richter denckt zu holffen seinen Sachen,
Suche lieber durch das schencken auß dem Feinde Freund zu
machen.
91.
Auff Picnin.
Picus nam die dritte Frau, immer eine von den Alten;
Wolte, mein ich, ein Spital, schwerlich einen Ehstand, halten.
92.
Das wanckende Grlficke.
Wandelt Glücke dann die Leute,
Daß sie morgen nicht wie heute?
Glücke hat es nie gethan,
Wann sich wandelt selbst der Mann.
93.
Die Gerechtigkeit.
Das Gerechtigkeit bestehe, muß man Köpffe dazu haben,
Theils die kluge Leute führen, theils der Hencker gibt den Baben.
94.
Die Welt darcks Wort.
Die Welt ward durch das Wort; die Welt ist Gottes Affe:
Das Cavalliers-parol itzt alles, wil sie, schaffe.
95.
Die Tagend.
Wo Tugend herrscht das Glücke, wo Weißheit zwingt die Fälle,
Hat Hochmut kein Gehöre, hat Unmuth keine Stelle.
476 DzitteB TaoMiid
96.
Die Hoffirnng.
Hoffnung ist der Menschen Granckler^ der uns immer Kurtzweil
macht;
Denn wir hoffen stündlich bessers; biß wir geben gute Nacht.
97.
An die Jungfern wegen der Sonne-Fleeken.
Schöne Jungfern^ dcncket nach! ist die Sonne voller Flecken^
Wie die Künstler durch ihr Glaß uns nunmehr gewiß entdecken,
Was für Mängel werden doch stecken unter euren Böcken?
98.
Ein Kuß.
DeßWeibesMaul ist ihresMannee, so weit es Trost undLabsal bringt;
DeßWeibesMaul ist ihrer selbsteD; wann auffdieZongeGalle dringt
99.
Von Albella nnd Nigrino.
Mit Kohlen schreibet auff Pappir,
Albella, stets dein Mann dir ftir;
Du achst es nicht, die Schreibe-Stunden,
Wann die nur keinen Abgang funden.
100.
Henrathen.
Eines darff deß andren um deß dritten ^MUeu ;
Sonsteu wäre weiter keine Zahl zu vollen.
Drittes Hundort. 477
DESZ DRITTEN TAUSEND
DRITTES HUNDERT.
1.
Das karge Alter.
Alter hilff); ftlr Thorheit nichts ; Alte sollen morgen sterben,
Wollen dennoch heute noch das vergraben, diß erwerben.
2.
Die Alten.
Die Welt ist alten Leuten gram und ehrt sie kaum mit einem Blicke,
Das macht: die Alten kummendrauff und weisen andrenihre Tücke.
3.
Alter, versetzt: Taler.
Ein Alter liebt die Taler; ein Junger liebt sie auch;
Nur jener zum verstecken, und dieser zum Gebrauch.
4.
Anff Siccnm.
Siccus ist ein Todtengräber, der das Geld mit Erde deckt,
Und sein Sohn, der ist ein Künstler, der die Todten aufferweckt. .
5.
Treu ohne t: Reu.
Wer hier nicht, weil er lebt, lebt seinem Gotte treu,
Den Inifft nicht nach dem t, das ist: dem Tode, Reu.
6.
Abfall.
Wer von Ehr und Geldes wegen Gott und Glauben übergeben.
Glaubet schwerlich was von Gotte, glaubet schwerlich jenes Leben.
478 Drittes Tausend
7.
EinbQdnng.
Wer alle Witz zu haben denckt; hat eben so nicht Witz;
Dann die hat nicht in einen Kopff verleget ihren Sitz.
'8.
Anff Vetlam nnd Jangnm.
Jungos Weib, die ist der Winter, und er selbst, der ist der Sommer;
Ob Hitz Eiß, ob Eiß die Hitze werde dämpffen, ist ein Kummer.
9.
Der heilige Olanbe und weltliche Glaube.
In dem Glauben fUr den Höchsten wil man Ketzern nichts gestchen ;
In dem Glauben für den Nechsten last man alle Falschheit gehen.
10.
An einen verstorbenen Alten.
Werther Freund, du lieber Alter, alt von alten Bidersinnen,
Alt von Jahren, Witz und Ehren, wir sind hier; du bist von hinnen,
Einzunemen Ehr und Gut, das durch Alt-seyn nicht vergeht.
Sondern mit der Ewigkeit immer in die Wette steht.
5 Alt von Jahren, frisch von Lastern ist die Welt bey unsren Tagen,
Pflegt das Alter zu begehren. Alten aber Hohn zu sagen.
Aber wann der reine Schnee alter Häupter so zerfleust,
Siht man, daß in gantze Länder trübes Wasser sich ergeust.
11.
An eine verlobte Witfrau.
Witwen küuuen noch wol dulden, wann die Männer gehn zun
Todten;
Dann die Licke zu ervölleu, hat Gott nirgend wo verboten;
Drum deß Todes bittres nemen kan durch süsses wieder nemen
Eine Witfrau ihr besüssen und den Tod also beschämen.
s Ihr,FrauBraut, habt auch genummcn; gebeGott,wasihrgenummcn,
Daß damit das Glücke selbsten euch sey in die Arme kummen!
Drittes Hundert. 47g
12.
Das Erdische nnd das Himmlisclie.
Zu dem; was weltlich ist, da bilden wir uns ein.
Daß unser Witz und Fleiß klinn alles thun und seyn;
Zu dem, was himmlisch ist, da bilden wir uns für,
Daß alles müsse Gott, und nichts verrichten wir.
13.
Angezogene Schrifft.
Wann der Hausherr, wann die Diebe weiten kummen, eigen wüste,
Würd er wachen; sagt ein Priester, als der Bischoff ihn begrilste.
14.
Anff Gallum.
Gallus meidet grobe Laster; eines hat er doch erkiest:
Daß man ihm nicht kan erleiden, daß er gar zu männlich ist.
15.
Anff Lucam.
Lucas ist ein Licht deß Landes; aber den er hat, der Schein,
Kumt ihm nicht von eignem Feuer, kümt von seinen Vätern ein.
16.
Gebrach.
Wer in Deutschland wil frantzösisch, wer in Franckreich deutsch
wil seyn.
Bildet ihme, wie man mercket, etwas Herschafft drüber ein.
17.
Anff Martham.
Martha, der von zweyen Augen kaum ein halbes übrig blieben,
Hat noch Augen in dem Beutel, hat noch manche, die sie lieben.
18.
Anff Vitnm.
Du habst ein schelmisch Angesicht, sagt iemand, Veit, so sprichst
du: ja;
Doch, meinstu, sey in deiner Brust ein gutes Hertz hingegen da.
480 Drittes Tausend
19.
Ein Weltverständiger.
Was deut ein wenig Wasser in einen starcken Wein?
Wer redlich, mag zu Zeiten gleichwol auch listig seyn,
Wann nur sein Ziel zum besten, zum argen nicht, trifft ein.
20.
Eben er.
Tapfire Männer sollen haben was vom Fuchse, was vom Löwen,
Daß Betrieger sie nicht fangen, daß sie Frevler etwas scheue.
21.
Erkftntnfiß.
Ohne Gott wird keiner wissen, das, was Warheit ist, zu nennen.
Ohne Christo wird nicht einer recht, was Gott sej, kiinnen kennen.
22.
Yorschnb nnd Hfilffe.
Wer dem Nechsten meint zu helffen und wil vor warum? erst fragen,
Dem geht Hülffe nicht vonHertzen, pflegt nur waszuBuhm zu sagen.
23.
Anff Nanam.
Nana zwar ist nicht gesehn, wer sie vornen sihet an;
Rückwerts ist sie hoch gesehn ; dennoch kriegt sie keinen Mann.
24.
Von Pluto nnd Ptocho.
Am Überfluß ist Plutus, am Mangel Ptochus kranck;
Ein ieder kan vom andren verdienen Docters-Danck.
25.
«eld.
Der Beutel ist ein Leib, die Scel in ihm ist Geld;
Was Seelcn-Sorger sind fllr sie in aller Welt!
Drittes Hundert 481
26.
Die Arbeit.
Arbeit ist der Sünde Fluch ; solte Piger viel sich mühen,
Würd er auff sich viel Verdacht eines grossen Sünders ziehen.
27.
Auff Stichum.
Stichus hat ein böses Weib, wil sie willig nur vertragen;
Meint, ihr Grimm werd endlich schwäch- und sich müden von den
plagen,
Da ihn sonst ein frisches Weib werde frisch auffs neue nagen.
28.
Nntz-Freundschafft.
FreundschafFt ist von dcnenüingen, die man bringt auß neuer Welt,
Die man zwar gar hoch muß kauffen, stehen aber nicht fürs Geld.
29.
Herren-Gewissen.
Ochsen spannt mau nicht anFaden ; denn er würde stracks zerrissen :
So auch lest sich schwerlich binden, wer Gewalt hat, an Gewissen.
30.
Anf f Thrasonem , auß dem Plante.
Thraso hat nechst Krieg geführt ipit den Völckern, die da fliegen,
Das bey sechtzig tausent Mann ihm zun Füssen blieben liegen ;
Denn er hat viel Vogel-Leim auß Musqueten außgeschossen.
Der an Federn seinem Feind ist behangen und zerflossen.
Wer von ihnen fiel herab , diesen stach wie wilden Hünnern
Ihre Federn er ins Hirn. Last euch dieses wol erinnern
Ihr, die ihr zu Felde dient, daß ihr wisset recht zu kriegen,
Waflen auch zu führen recht wider Leute , die da f-lügen.
31.
Das Gewissen.
Apollo schrieb nechst auß, daß ieder solte müssen
Bey ihm sich stellen ein , zu mustern das Gewissen.
Als diß Gebot ergieng, wie rein hat manche Hand
Gewissen vor geputzt mit Lauge, Stroh und Sand!
Logan. 3 1
482 Drittes Tausend
32.
An eine fttrstliche Person.
Ftirstin, Euren Ruhm zu preisen, ist ein Werck nicht meiner Sinnen,
Weil ich nichts thu, was die Leute durch und durch nicht auch
beginnen.
33.
Lob.
Ein sondres Lob ist diß, daß einer lobens wcrth,
Auff blosses Lob nicht siht und lobens nicht begehrt.
34.
Ohren-Bläser.
Fürsten, die die Ohren-Bläser lassen gern ihr Ohren vollen,
Künnen nie in Freyheit leben, dienen stets dem Widerwillen.
35.
Lebens-Lauff.
Deß Lebens Schiff laufft stets; kurtz lauff es oder lang.
So laufft es nirgend hin als gegen Niedergang.
36.
From und nnfrom.
Heuchler wächst in einer Erde leichtlich nicht und Biedermann;
Dann wo jeper hebt zu grünen, hebet der zu dorren an.
37.
Zungen-Freyl^eit.
Die Zunge braucht Gesandten-Recht, wil stets seyn unverletzt;
Wiewol, was Hertz ihr mite gab, sie manchmal sehr versetzt.
38.
Ansehen.
Pfauen ohne Schwantz, Fürsten ohne Scheu
Achtet ieder klein, thut es ohne Reu.
Drittcfl Handert. 483
39.
Der alten Dentschen Sclirifft.
Der Deutschen ihr Papier
War ihres Feindes Leder;
Der Degen war die Feder;
Mit Blute schrieb man hier.
40.
Die Tapferkeit.
Mannheit ohne Sinnen
Wird nicht viel gewinnen.
41.
Hofe-Werth.
Bey Hof ist mehr ein Pferd
Als offt ein Diener werth:
Manch Diener klimmt gelauffen;
Die Pferde muß man kauffen.
42.
Oiack und Recht.
Denen, die da schliffen, ist viel Glück entstanden;
Denen, die da wachen, klimmt das Recht zu handeu.
43.
Der H»llen-Weg.
Ob man schwerer in die Hölle als zuvor ietzt reisen kan?
Weil ein ieder sich bemühet, wie er Sechse spannet an.
44.
Von Cano.
Canos baut ein neues Haus, baut ihm auch ein Grab zugleiche;
Scheint, daß er ans weichen denckt, aber doch nicht gerne weiche.
45.
Sachen-Walter.
Man muß mit schmieren
Wie dürren Thüren
31*
484 Drittes Tausend
So Advocaten
Zorn meisten rathen;
Solln schweigen Tliüren,
Sie Reden fuhren.
46.
Anff Fungam.
Fungus Maul ist eine Mühle, die gar gäng an ihrem LaufF;
Mahlt ein Handvoll Witz kaum abe, schütet Wort ein Malder auff.
47.
Auff Trallum.
TruUus hat ein schönes Weib. Wann sie an der Thüre steht.
Sieht man nicht, das leicht ein Hund sich bey ihr ins Haus vergeht
48.
Tage- und Naelit-gleiche.
Dina wil, daß Tag und Nacht immer möge gleiche seyn,
Daß so viel am Tag ihr kumm, als ihr kümt deß Nachtes ein.
49.
Eigeu-WlUe.
Hunde, die an Ketten liegen, Menschen, die nach Willen leben,
Sind bedencklich ; beyde pflegen leichtlich Schaden auß zu geben.
50.
Auff Plunam.
Pinna ist ein rechtes Holtz: Holtz, das ist deß Feuers Kost;
Lieb ist Feuer; das zu ihr denn Niemand trägt Liebens-Lust?
51.
Sunden-Scheu.
Wer Sünde weiß zu scheuen,
Der darff sie nicht bereuen.
Drittes Hundert. 435
52.
Das Alte und das Neue.
Immer fragten wir nach Neuem, weil sich Krieg bcy uns enthalten;
Nun der Krieg von uns entwichen, fragen wir stets nach dem Alten.
53.
Auff Grlaucam.
Es stritten ihrer zwey, ob schön, ob Glauca heßlich?
Gemahlet ist sie schön; natürlich ist sie greßlich.
54.
Poeten und Mahler.
Man pfleget mehr, was Mahler mahlen.
Als was Poeten, zu bezahlen.
Da doch die Farben werden blind,
Beim aber ohne sterben sind.
55.
Das Mittel.
Der Mittelstand ist gut; die Erde ruht im Mittel,
Hat, daß sie böse sey, noch dennoch stets den Tittel.
56.
Vielfach-Ehe.
Die Heyden haben manche Weiber, so viel Hauen haben Hennen ;
Capaunen müssen sie verhüten ; wer wil hier Manne Haime nennen?
57.
Ein Weiser unter Narren.
Wer unter Narren wohnt, wie viel auch derer seyn,
Ist unter ihnen doch, als wer er gar allein.
58.
Auff Glaudulam.
Glandula wird für die Krone aller Weiber hier geschätzet;
Freylich, weil sie so mit Perlen und Bubinen ist versetzet.
486 Drittes Tausend
59.
Anff Papnliuii, einen Pfarr.
PapuluS; du nimst den Zehndeii; dich und alles Haus zu nehreO;
Obdugleich den zehnmal Zehndenkanst mit Lehrennicht bekehren.
60.
Anff Floram.
Flora hat zwar wol die Bltit ihrer Jungferschafil versetzet;
Was denn mehr ? es wird die Frucht, als die BlütC; mehr geschätzet
61.
Nahrnng vom Fener.
Feuer gibt uns zwar wie Lufft, Erd und Wasser keine Speise;
Daß uns alles dient und schmäckt, gibt es aber Hülff und Weise.
62.
Der Spiegel.
Der Spiegel ist ein Mahler, im mahlen gantz vollkummen,
Hat aber sein Gemälde stets mit sich weg genummen.
63.
Wieder-HalL
Wer dich, Echo, viel wil fragen,
Hat von dir doch nichts als sagen;
Was die Buler für dir lallen,
Kanst du listig wiederschallen;
Was du ihnen hast versprochen,
Drauff * hat keiner viel zu pochen.
64.
Männer-Mängel.
Daß ein Weib eh als ein Mann, macht der Krieg, zu zehlen sey ;
Weiber,dtinckt mich, stunden auch durch dieBuhlschafftKriegebey.
65.
Die Liebe.
Liebe darff nicht lernen mahlen, weil sie nicht die Farbe kennt.
Weil sie blaues oft ftü* rothes und ftü* weisses schwartzes nennt.
Drittes Hundert. 487
66.
An das Frauen-Yolck.
Lieben Weiber^ lasst mir zn^ daß ich sag: ihr seyd wie Nüsse.
Diesen ist in zarte Haut eingehüllt deß Kernes Süsse;
Drauff folgt gar ein harter Schild^ letzlich dann die bittre Schale :
So seyd ihr; ihr Weiber ; auch meistens (doch nicht allzumale);
Weil ihr Jungfern seyd und bleibt; seyd ihr gar von linden Sitten ; 5
Wann ihr Weiber worden seyd, muß man schlagen oder bitten.
Daß die Herrschafft Männern bleibt; wann ihr alt und schmutzig
heisset;
0, wie bitter wird es dem, der mit euch sich schwärtzt und beisset !
67.
Freyheii
Wer seinem Willen lebt; lebt ohne Zweiffei wol,
Doch also, wann er wil; nichts anders, als er sol.
68.
Anff Milonem.
Du bist ein grosser Mann! dein Hertz ist, Milo, klein;
Du sagst, es sey so recht und müsse billich seyn.
Dein Hertze, das zwar klein, sey doch ein solcher Gast,
Für den nicht nach Person, nach Werth, gehöre Rast.
So, so! sonst ist bekant, manch grosses Fürsten-Haus 5
Hat einen kleinen Zwerg für einen grossen Claus.
69.
Auf CalToni.
Calvus, der gantz kahl am Kopffe (meint man) werd ans Holtz noch
kleben.
Sorgt drum selbsten, wie der Hencker ihm wird doch die Husche
geben.
70.
Anff Priseam.
Prisca liegt in letzten Zügen, dennoch kan sie nicht von dannen ;
Wann ihr Mann nur Mittel wüste, wolt er gerne für ihr spannen.
488 Drittes Tausend
71.
Hofe-Falschheit.
Falschheit ist die Hofe-Gicht;
Artzt und Artzney heilt sie nicht.
72.
Anff Plamun.
Planus ist ein tapffrcr Kunde gegen Abend in dem Schuten;
Dann daselbst wird seiner Grösse um ein grosses eingerathen.
73.
Der Friede.
Solcher Fried ist schwerUch gut,
Der nicht Bauern sanffte thut.
74.
Fürsten-Gebot
Für Gottes Echo ist zu schätzen;
Was frome Fürsten sagen, setzen.
75.
Sanff-Seuche.
Wen die Feuers-Noth so plagt, wen nur immer dürsten wil,
Den führt endlich Wassers-Noth , Wassersucht, zu seinem Ziel.
76.
Der Apffel-Bieß.
Adam must in Apffel beissen, kunt es nicht verbessern.
Weil man noch zu seihten Zeiten nichts gehabt von Messern.
77.
Amts-Beschwer.
ledes Amt darff grosse Sorgen. Uhren richten ist wol schwer;
Als sich in all Ohren richten, weiß ich nicht, was schwerer wer?
Drittes Hundert. 4^9
78.
Ein alter Fall.
Ein alt Weib fiel die Stiegen ab; kein Wunder bildt euch ein!
Die Früchte fallen von sich selbst, die überständig seyn.
79.
. Redligkelt.
Redlich sejn ist so ein Amt, das man fUr das beste hclt;
Die, die dessen fähig sejii; sind gar sparsam in der Welt.
80.
Ein reich Weib.
Reiche Weiber hat es wenig; ieder ist, der eine wil;
Weil ihr nun viel außgesuchet, werden mehr nicht funden viel.
81.
Gesetzlinge.
Juristen sind wie Schuster, die zerren mit den Zähnen
Das Leder, sie die Rechte, daß sie sich müssen dehnen.
82.
Christliche Liebe.
Christen-Lieb ist reformirt; abgedancket sind bey ihr
Werck und That, die sonsten doch sind ihr Art und ihr Gebühr.
83.
Anff Mopsnm.
Mopsus kan von eignen Künsten nichts verrichten, nichts besinnen.
Wie sein Weib, die ohne Mutter niemals hat gebehren künnen.
84.
Anff Narribertnm.
Gut macht Muth ; wann Narribertus nur zwey Thaler bey sich hat,
Weiß er durch das Thor zu gehen keinen Raum und keinen Rath.
490 Drittes Taiuend
86.
Auf Orossui.
Thaler nennet man vom Thal, und wo Thal, da ist es niedrig;
Weil nun Grossus denckt Berg-an, sind die Thaler ihm gar wiedrig.
86.
Kleider-Praeht.
Gold auff Hosen, keines drinne
Macht Verdacht von armem Sinne.
87.
Auff Pralinnm.
Wie dein Kopff, Gelegenheit,
Ist, Pralin, dein Ehren-Kleid.
88.
Frenndsehafft.
Freundschafft ist ein theurer Schatz; immer hört man davon sagen.
Selten rühmt sich einer recht, daß er ihn davon getragen.
89.
Anff Cottam.
Cotta liebt sein liebes Weib ; aber ihre Haupt-Gebrechen
Ean er, als ein redlich Mann, dennoch ihr für gut nicht sprechen.
90.
Huren.
Wer sich selbsten liebt und acht, lasse Huren-Liebe fahren ; .
Huren geben immer dar für gut Geld gar faule Wahren.
91.
Sicherheit.
Schiffer, die am Buder sitzen, kehren da den Eücken hin,
Wo sie dennoch hin gedencken, wo sie drauff mit Kxäfften ziehn.
Menschen, die in Tag hin leben, dencken nimmer an den Tod,
Dem sie doch in bösen Thaten rennen zu mit gantzer Noth.
OrittOB Himdeit. 401
92.
KliSbeit
Nicht allemal hat Stand Verstand ;
Ein Niedrer hat oft mehr ericant
93.
Lkbes-Arkeit
Liebe ^ die^ die so gar mühsam dir in deiner Arbeit stehn,
Sind gemeinlich die, die fldaug andrer Arbeit müssig gehn.
94.
Klugheit nnd Kunst
Man hat dich^ Klug; und dich^ Gelehrt;
Weit abgesondert oflft verehrt
95.
Knechte und Herren.
Manches sind gebome Knechte , die nur folgen fremden Sinnen;
Manches sind gebome Herren ^ die sich selbsten leiten künnen.
96.
Thorheit.
Daß auff hohem Stule vielmal sitzt die Thorheit^
Ist erhört bey aller ^ und nicht nur bey der Zeit.
97.
Anff den geadelten Bibonem.
Drey Ballen Schnee in warmem Weine,
Diß Waflfen, Bibo, ist zwar deine;
Nicht weiß ich, wie die zwey beysammen
Auff deine Kinder werden stammen?
98.
Die Nothwendigkeit.
Noth ist unser sechster Siim; hat im Augenblick erfunden,
Wo zu vor die andren fünff in Gedancken stille stunden.
492 DrittoB Taiuend
99.
Die Farcht.
Die Furchte sagt gar selten wahr,
Leugt meistens, wo nicht unmerdar.
100.
Oesnndlieit nnd Faulheit.
Gesund und Müssigang, so viel man täglich schaut.
Wohnt und verträgt sich nie gar gern in einer Haut
Vindtes Hnndert.
493
DESZ DRITTEN TAUSEND
YIERDTES HUNDERT.
1.
Eine Hure.
Wem die Hur ins Hertze kümt, wird sie auch in Beutel kuramen;
Mag dennzehlen^ was dieNacht ihm geschenckt^derTag genuinraen.
2.
Verbrechen.
Grossen Fehlem ist ein Rath^
Daß sie deck ein göldnes Blat.
3.
Anff Bibonem.
Bibo ist der andre Monde ; stehet aber immer immer stille,
Nimmet an kein Viertel nimmer, bleibet immer in der volle.
4.
Wein.
GKiter Wein verterbt den Beutel, böser schadet sehr dem Magen;
Besser aber ist den Beutel, als den guten Magen plagen.
6.
Betrag.
Ist Betrug gleich noch so klug.
Gibt sich letzlich doch ein Fug,
Daß er nicht ist klug genug.
494 Drittes Taiuend
6.
Die Liebe deß Nechsten.
Der, den Christus lieb gehabt; daß er ihn mit Blut erworben,
Wie daß er durch unsren Haß vielmal schändlich ist vertorben?
Wann man seinen Nechsten hasset, wirfft man Christo gleichsam für,
Daß er den so wehrt geschätzet| den so wenig achten wir.
7.
Sflnden-Bekftntnfiß.
Herr, ich muß dir nur bekennen, das ich nichts als Sünde bin;
Werst du nun nicht lauter Güte, wer ich längsten schone hin.
8.
Deß Herren Abendmal.
Wie man ChristiLeib kan essen, wie man Christi Blut kan trincken,
Lest sich jener diß vernehmen, lest sich dieser das bedüncken.
Der denLeib gab selbst zurSpeise,der dasBlut gab selbst zu trincken.
Der wird leisten, was versprochen; ich wil glauben, du magst
düncken.
9.
Hencheley.
Wo das Hertz ist frey und die Zung ein Knecht,
Da geht Redligkeit, wie die Krebse recht.
10.
Vergnfigligkeit.
Gott gibt alles, was wir dürffen; daß sichs uns nu nimmer füget,
Macht die Wollust und Begierde, derer Stand sich nie vergnüget.
11.
Beten.
Wer mit demMunde,nicht mitHertzen zum Gebete sich wil schicken,
Der kehrt dem, zu dem er betet, nicht Gesichte, sondern Rücken.
12.
Die Armen.
Welt soll Armut ehren;
Welt wil Armut mehren.
Vierdtes Hundert. 495
13.
Der Olanbe.
Mancher wil in Glaubens-Sachen reiner sich als andre schlissen;
6at! obs wahr^ da lasse reden seinen Wandel und Gewissen.
Denn auß Wandel und Gewissen
Kan man erst den Glauben schliessen.
14.
Eitelkeit.
Eitelkeiten dieser Welt sind der falschen MUntze gleich^
Gelten endlich auch nicht hier^ weniger im Himmelreich.
16.
Sieherkeit.
Wer in Sünden hier entschläfft und im Schlaffe bleibet stecken^
Diesen muß in jener Klufi't höllisch Feuer endlich wecken.
16.
Die Welt ein Traum.
Ist der Welt ihr Thun ein Traum? O, so wird Noth, Leid und Tod
Auch ein Traum seyn, drauß wir dort wachen auff*bey dir, o GOTT.
17.
Die Begierden.
Unsre Sinnen sind die Hand; da wir willig mite nehmen.
Was uns zeigt die schnöde Welt an vermeintem Lustbequemen.
Wer Geschencke nur nicht achtet; wer die Hand für Gaben schleust;
Den wird Welt wol nicht verftlhren; daß er wo ihr Gifft geneust.
18.
Das Ende.
Unsrer Straffen Ende woUn wir gern erleben;
Wolln den Sünden Ende dennoch ninmier gebeu;
Lassen letztes Ende drüber einher schweben.
496 Drittes Tausend
19.
Der schwartze Schnee.
Griso hat ein graues Haiupt; Griso hat ein schwartzes Hertze.
Anaxagoras ist recht: deine Farbe^ Schnee^ ist schwartze.
20.
An eine ffirstliche Person.
Wann Ihr für dem Spiegel steht^ immer, Fürstin, zweiffeit mir,
Ob der Spiegel spiegelt Euch, ob dem Spiegel Spiegel Ihr.
21.
Anff Psendonem.
Pseudo leugt so trefflich sehr, daß ich ihm nicht glauben kan.
Wann er da gleich, wann er leugt, daß er lüge, saget an.
22.
Anff Onlonem.
Gulo ist sonst nichts als Maul, was er gleich ist um und an;
Dann sein Thun ist nichts als Dienst nur für seinen Gott, den Zahn.
23.
Von der Oalathea.
Weil man, zarte Galathea, einen alten Greiß dir gab.
Legte so man einen Todten in ein alabastern Grab.
24.
Die gastfreyen Schlesier.
Weiland waren wir geacht, daß wir rühmlich gastfrcj waren ;
Daß wir diesen Ruhm und Art nunmehr etwas schimpfflich sparen?
Gäste haben Haus und Wirth gantz vertilgt bey diesen Jahren.
25.
Die Cfelfiste.
Der Lüste beste Kost
Ist wiederholte Lust.
VierdtcB Hundert. 497
26.
Artzney der Liebe.
Thraso meint: Zu Amors Possen
Sey er viel zu viel verdrussen,
Lade Lieb in ein Pistol,
Schiesse sie ins weite Hol;
Wann er dieses fürgenummen,
Sey sie selten wieder kummen.
27.
Anff Stilponem.
StilpO; du geschwinder Kopff, balde weistu einen Rath,
Wie man sollen machen daS; was gefehlet etwa hat;
Weistu, wie man diese nennt, die nicht früh-klug, sondern spat?
28.
Anff Lallam, einen Fürsprecher.
Lallus, wo du Sachen hast, ist den Richtern allen bange,
Födem dich, nicht weil du recht, weil du redest grausam lange.
29.
Anff Largnm.
Largus zeucht sich an den Richter, wann die andern Recht anziehn ;
Parten, denen er bedienet, haben dessen viel Gewin.
30.
Die Zeiten.
Zeiten fodern wieder, was die Zeiten gaben;
Drum ists nur gelehnet, was wir Menschen haben.
31.
Erbschafften.
Wann Eltern Kinder wol erziehn und ihnen guten Namen lassen.
So ists genug, so ist es mehr, als Geld und Gold in Kasten fassen.
Lognn. 32
/
408 Drittes Tausend
32.
Freye Brttste.
Euer Brust, die ist ein Fenster; euer Brüste , die sind Scheiben,
Die ihr Jungfern so mit Fleisse pfleget an den Tag zu treiben.
Also kan , wie Momus vvolte , ieder euch am Hertzen sehn,
Wie ihr wüntscht, daß euch geschehe, was euch noch ist nicht
geschehn.
33.
Ein Olanbe nnd kein Glanbe.
Dejatschland soll von dreyen Glauben nunmehr nur behalten einen;
Christus meint, wann er wird kunimen, dilrfl't er alsdann finden
keinen.
34.
Anff die PhyUis.
Das so lieblich Augen habe, sonst so häßlich Phyllis sey,
Ist kein Wunder; Fensterscheiben stehn ja mehrentheils^im Bley.
35.
Himiuliches nnd erdisches Heil.
Daß im Himmel, wil man zwar,, dort ein ieder selig sey;
Daß auff Erden, wil man nicht, hier ein ieder lebe frey.
36.
Erd-Götter.
Obrikeiten heissen Götter, solln den Menschen Wolfahrt geben.
Wollen aber meistens selbsten von den Menschen Wolfahrt heben.
37.
Die Liebe deß JKechsten.
Wilstu für der Welt erweisen deines Glaubens Meister-stücke,
Ey, so sih, daß deine Liebe für den Nechston deutlich blicke.
38.
Hofe-Gnnst.
Herren-Gunst hat keinen Grund; dann es hat nicht immer Grund
Das, worauß sie erst erwuchs, das, worauff sie gerne stund.
Viordtes Hundert. 499
39.
Eben selbige.
Herren-Gunst und Vogel sind noch wol zu fangen ;
Herren-Gunst und Vogel sind geschwind entgangen.
40.
Von der Pietinna.
Pictinna ist gomahlt und ist doch nicht ein Bild;
Wie geht dann solches zu V Gedencke , was du wilt.
41.
Zeit-geförmte Barte.
Weil deß Bartes Stell ietzund, was der Bart sonst, gelten soll,
Gilt so viel als sonst das Haus auch deß Hauses Stelle wol?
42.
Auff Vitnm.
Veit, man nennt dich einen Ochsen; diß gefällt dir schwerlich halb.
Ochse Icanstu kllnfftig heissen ; bleib ietzunder noch ein Kalb.
43.
Auff Hippienm.
Hippicus zäumt Pferde wo) , kan nicht seine Zunge zäumen.
Die vonLügen,Schmachund Schand immer toben wiJ und schäumen.
44.
Mächtige Diener.
Den grossen Elephant führt offt ein kleiner Mohr,
Und grossen Herren auch schreibt offt ein Bauer vor.
45.
Feder-Pilsche.
Der Federn auff dem Hute trägt, der düncket sich was seyn;
Der Federn hinterm Ohre trägt, der düncket sich kein Schwein;
Mit dem, der Hut und Ohr besteckt, kümmt niemand überein.
32 *
500 Drittes Tausend
46.
Sich selbst besiegen.
Sich selbselbsten überwinden ist der allerschwerste Krieg ;
Sich selbselbsten überwinden ist der allerschönste Sieg.
47.
Anff Rnflnm.
Ob du; RuffiiS; in der Welt, oder ob die Welt in dir,
Ist nicht klar; doch ist gewiß, daß du rund bist gegen mir.
48.
Anff Nigricannm.
Niemand kan zweyen Herren dienen ; hierzu weiß Nigricanus Rath,
Der seinen Gott führt auff der Zunge , den Teuffei in dem Her-
tzen hat.
49.
Tadel-Richter.
Meine Reime richten keinen, noeine Reime richtet jeder;
Richte, wen zu richten lüstet; ieder wird gerichtet wieder.
50.
Herrschafft.
Was ist das Regiment? die gröste Sorgen-Bürde
Für andrer Leute lleil, Leib, Leben, Gut und Würde.
5L
Die Ärtzte.
Wie Gott seyd ihr, ihr Artzte! sagt heimlich zu dem Krancken:
Du must zur Erde werden! Und er muß noch wol dancken.
52.
Der enthärte Samson.
Samson schlief bey Delila und verschlief sein Haar und Stärcke;
Solcher Schlaf bringt auch noch heute solche Beut und solch Ge-
mercke.
Vierdtes Hundert. 501
53.
Anff die Thais.
Thais wüntscht gestreckt zu seyn unter Erde von drey Elen;
Was für Erd ? Ein Mensch^ ein Mann last sich auch für Erde zehlen .
54.
Sich hfiten.
Soll der Mensch ihm selbst verhüten, was ihm kan Gefahr erregen^
Muß er sich bloß auff das hüten, sonst auffkein Geschaffte, legen.
55.
Ffip-Witz.
Dulder du um mich dich kümmerst,säumst zu kümmern dich um dich *,
Kümmre dich um dich zum ersten, bleibt dir Zeit, alsdann um mich!
56.
Das Alte.
Altes Geld und alter Wein
Pflegen noch beliebt zu aeyn;
Sonsten acht man alte Dinge,
Wo nicht nichts, doch gar geringe.
57.
Bncher.
Die Werckc kluger Sinnen
Hat nie vertilgen künnen
Der Zeiten starcke Flucht,
Wie viel sie sonst vermocht.
Auff Stahl und Stein zu bauen,
Darff keiner sicher trauen;
Sie nemen eher Bruch
Als ein gelehrtes Buch.
58.
Neid.
Tugend ist deß Neides Mutter ; um der lieben Mutter wegen,
Sie zu haben, lasse keiner ihm das Kind an Weg was legen.
502 Drittes Tausend
59.
Der Hofe-Catechismus.
Bey Hofe keinem trauen, wer diese Regel kan,
Der kan den Hofe-Glauben und ist ein Uofe-Mann;
Der Hofe-Catechismus steht meistens drauff und dran.
60.
Liebes Artzney.
Massig und geschäfftig leben
Heist: der Liebe GifFt eingeben.
61.
Das Oernclite der Fromen.
Der Tod, der alles sterbt, den sterbt ein gut Gerüchte,
Das stirbt, wann gleich die Welt muß sterben, doch mit uichte.
Besteht mid hat den Ruhm für. Gottes Angesichte.
62.
Auff Parcipromiun.
Alle Künste sind zu viel ; eine Kunst recht fassen künnen,
Ist genug zu rechtem Ruhm, ist genug fiir Menschen-Sinnen.
Parcipromus machets so ; pflegt sram geben sich zu schämen,
Weil er solches nie gelernt, ist nur bloß gelehrt zum nemen.
03.
Eine Erbschafft.
Cynthia wil ihren Mann, wann sie stirbt, der Chloris geben;
Chloris wil die Erbschafft nicht weiter und zuvor erheben.
Biß ein Fund -Register da, (seht mir an den klugen Rath!)
Biß zuvor sie sey gewiß , was für Krafft die Erbschafft hat.
64.
Anff Bombonillam.
Bombonilla ist ein Schütze, wil nur stets all eine schissen,
Wil vom schissen bey dem fechten weder hören weder ¥ri9sen.
Vierdtes Hundert. 503
65.
Auff Onlonem.
Gulo ftlrt durch seine Gurgel täglich grosse Speise- Wagen,
Daß man meint, die Landes-Strasse geh vielleicht durch seinen
Magen.
66.
Zeit-Verlust.
•Red und antwort ist yi geben
Beym Gericht in jenem Leben
Für gesamte nütze Gaben,
Die wir her von oben haben.
O gewiß! das Zeit-vernichten
Wird man auch gar ernstlich richten.
67.
Giehtbrfichtige.
Wer sind die, die offtnials wohnen zwischen höltznen Wänden,
Die doch haben Stein im Leibe, wie den Kalck in Händen?
68.
Bnle-Kanst.
Wer sonst bult, der bult mit Reden, schreiben, wincken, tantzen,
pfeifFen ;
Bauren bulen gar viel näher ; bulen balde nur mit greiften.
69.
Die Welt.
Sündlich zu-, gepljigct in-, kläglich gehn wir auß der Welt;
Was ist der nur für ein NaiT, der die Welt fürs beste helt!
70.
Von dem Bubalo.
Bubalus treibt starck Gewerbe mit viel polscher Ochsen haufi'en*,
Neulich wolt ein WiderkäufBer ihn mit sam den Ochsen kauffen.
504 Drittes Tausend
71.
Anff Oinandrnm.
Gynander, deine Treu ist weiblichen Geschlechtes;
Bringt lauter Mißgeburt; gibt nimmer nie was rechtes.
72.
Bäthe.
Im rathen ist ein Pfuscher, der einen Eath zwar gibt,
Nie aber, was er rithe, hat selbsten außgeübt.
73.
Dreyerley .schädliche Leute.
Wo viel Fremde kummen hin, ist viel neues mite kummen ;
Wo viel Artzte Jcununenhin, gehn die Menschen weg mit summen;
Wo viel Advocaten sind, geht gerades nach dem krummen.
74.
Zeit-Kleider.
Wercke zeugen von dem Glauben; drum wird nach den Wercken
sprechen,
Wann den Stab bey letztem Tage Christus wirdgerichtlich brechen.
Wird es, die als einen nackten Ihn zu kleiden fUrgenummen,
So es nicht war nach der Mode, denen auch zu statten kunmien?
75.
Anff den Vannm.'
Vanus kümt in unser Land, wil, wir sollen alles machen,
Nur wie er es haben wil ; wil er , daß wir sollen lachen ?
76.
Boßheit.
Der schwärtzte Mohr, der schönste Mohr;
Der schlimste kümt am ehsten vor.
77.
Anff den trnnckenen Vitnm.
Man warff dich, Veit, die Stiegen ab, du aber achst es klein.
Sprichst; hett es nicht ein Mensch gethan, so hets gethan der Wein.
Vierdtes Hundert. 505
78.
Anff die Blancam.
Bianca dreuet weg zu ziehen ; schade ! schade ! laß sie gehn ;
Weil sie nur nicht ist die Sonne ; wird kein Finstemüß entstehn.
79.
An eine ffirstliche Person fiber der Gebnrt eines jungen
Printzen.
Fttrstin^ von den Obotriten einer deutschen Helden- Art
Hergesippt; gerechtem Stamme von Piastus zugepaart:
Der, den ihr geboren habt; dieser wolle, wie wir beten,
(Geb es Gott!) durch Muth und Recht allen Helden obentreten.
80.
Thorheit.
Unter Thieren ist kein Narr ; das die Affen gauckeln künnen,
Ist hej ihnen Ernst und Art, ist nur Thorheit unsren Sinnen;
Bleibt dabey, daß Menschen nur Thorheit bey Vemunffl beginnen.
81.
Von einem jungen Printzen Christian Albrechten.
Heilwärt, Adelwehrt sind Namen,
Die für Fürsten löblich kamen.
Ist recht Christenthum dabej.
Weiß ich nicht, was schöner sey.
82.
SchSnheit.
Ob Schönheit gleich nicht nähren kan.
So reibt man sich doch gerne dran.
83.
Einfalt und List.
Da Lamm und Fuchs nach Hofe kam^
Geschah es, daß man beyde nam:
Den Fuchs, der nachmals oben saß.
Das Lamm, davon ein ieder fraß.
506 Drittes Tausend
84.
Die Warheit.
Wie die Art der Warheit sey, sagen drey der ersten Littem,
Kehr sie um^ so heist es raw: Warheit hat stets was vom bittem.
85.
Das Hanpt.
Der Mensch; der ist die kleine Welt ; sein Haupt; das ist der Himmel.
Gar recht ! denn da entspinnt sich her manch Wetter und Getümmel.
86.
Jungfern-Sinnen.
Jungfern haben hertzlich gerne, daß man sie bedien und ehre;
Jungfern haben hertzlich geme,daß ihr Schmuck sich täglich mehre ;
Jungfern haben gerne Geld; Jungfern leben gerne gut;
Jungfern haben gerne Ruh; Jungfern haben gerne Muth.
5 Kumt nun denn ein alter Buler, der diß alles kunte leisten^
Sah man, wie so viel geliebtes sie sam ihm bey Seite weisten^
Nahmen einen Jungen an, wie es gleich um ihn bewand;
Ursach ist am Tage nicht , ist vielleicht der Nacht bekant.
87!
Gedancken.
Gedencken magst du alles, nicht alles daröstu sagen;
Das sagen pfleget Busse, das dencken nicht zutragen,
Wil nur nicht dein Gewissen dich für dir selbst beklagen.
.88.
Von der Gellnla.
Als Amor schuß die Gellula, ey, rieff sie, welche possen!
Daß nach mir würde, war ich da als wie ein Ziel, geschossen.
89.
Lebens-Regeln.
Dir Selbsten sey bekant.
Sonst keinem gantz verwand;
Denn so steht ietzt der Stand.
Yierdtes Hundert. 507
90.
Anff Pigrittam.
Pigritta brauchet gerne Buh; wie so? sie hat vemummen,
Der Mensch sey nur in diese Welt wie in ein Grasthauß kummen.
91,
Auf Altum.
Altus ist ein tapfirer Mann^ dessengleichen man kaum fUnde,
Were tapfirer ; wann er nicht; daß er tapfi^er^ so verstünde.
92.
Das Weinacht-Fest.
Kumt vom Weinen, ktimt vom Weihen, kümt vom Wein Wei-
nachten her?
So wie ieder ihm sie brauchte, kamen sie ihm ohn Gefehr.
Weil der Welt-Erlöser drinnen in die Welt ist kummen ein,
Selten sie Frei-nachten heissen, selten sie Freu-nachten seyn.
93.
Der Geborts-Tag Christi.
Der Christag fallt durch sieben Jahr auff alle Wochen-Tage,
Ob Christus dann mm siebenmal also geboren läge?
94.
Auff Morum.
Monis hat viel Geld und Gut, muß dabey doch hungrig fasten;
Ey , der Teuff*el und nicht er hat die Schlüssel zu dem Kasten !
95.
Armut.
Ob die Armut gleich nichts hat, hat sie dennoch reiche Gaben;
Dann sie kan stets Sicherheit und ein gut Gewissen haben.
96.
Zeitliche Güter.
Weltlich Gut wird von sich selbst, oder wird von uns verzehret,
Oder wird durch List und Macht, andren zu-, uns weg gekehret.
508 Drittes Tausend
97.
Fastnacht.
Unter allen hohen Festen hat die Fastnacht Oberstelle,
Weil man siht, daß ihr zu Ehren sich das meiste Volck geselle.
98.
Der Liebe Nahrung.
Ihr Buhler ; daß ihr bald die Lieb entzünden künnt.
So brauchet Gold als Holtz, so brauchet Lob als Wind!
99.
Der Liebe Blindheit.
Ein Kohl-Sack und ein Wolle-Sack, da die beysammen stunden,
Da schuß Cupido, und der Pfeil ward in dem schwartzen funden;
Die Lieb ist an die Farbe nicht, dieweil sie blind, gebunden.
100.
Flfichtigkeit aller Dinge.
Wie mühsam wird erworben Geld, Witz, Genade, Tittel!
Doch hüllt man sie zum letzten in einen schlechten Kittel.
Ffinfites Hundert 509
DESZ DEITTEN TAUSEND
FÜNFFTES HUNDERT.
1.
Vom NarcLsso.
Wann die Buler ihrer gelbsten solten zu Narcissen werden^
Hett es fast so viel Narcissen^ als es Menschen bat auff Erden.
2.
An den Mirnm.
MiruS; das die Kunst-Göttinnen alles Wissen dir gewehret,
Ist zu wenig; du hast völlig die Vollkummenheit geleeret.
3.
Auff Cascam.
Bey Männern ist er Weib, bey Weibern Cascus Mann;
Genug, daß er doch was, und so nicht gar nichts kan!
4.
Anff eines Freundes Oebnrts-Tag.
Es öffnet deinen Tag der Sonne göldne Kertze.
Mein Beim ist, Freund, das Band; die Gabe sey das Hertze.
Gibst du mir Hertz um Hertz und um die Reime Wqin,
So Solls gebunden so und so gelöset sein !
5.
Beliebliche Sachen.
Wo in der Schale springt der Wein,
Wo kluge Seiten spielen rein.
Wo süsse Küsse fallen drein^
Da kau man hertzlich lustig seyn.
510 , Drittes Tausend
6.
Anff Ynlpiniim.
Dein Hertz als ein Castell hat gar viel Aussen- Wercke;
Werdrein, Vulpinus, kümt; hat nicht gemeine Stärcke ;
Der drein noch kummen wer, ist keiner, den ich mercke.
7.
Anff Peponem.
Pepo fUrchtet alle Leichen ausser einer; denn er spricht:
Seines lieben Weibes Leiche woU er warlich fürchten nicht ;
Denn er hatte, weil sie lebte, sie zufllrchten schon venicht.
8.
Die Gicht.
Ein tartarisch Übel wird die Gicht genennt;
Gar ein türckisch Rasen ist sie, wer sie kennt.
9.
Hofe-«lieder.
Was dient bey Hoö'am meisten? der Kopf? nicht gar! die Zunge.
Was dient bej Hoff am treusten? das Hertz? O neini die Lunge.
10.
Das Gold.
Ist der Erdkreiß, wie man meint, ablangs rund als wie ein Ey,
Ist kein Wunder, daß in ihr gelbes Gold der Totter sey.
11.
Gold.
Der gelbe Kern .der Erde, das Gold, hat «ille Macht,
Daß alles sonst fllr ihme wie Schalen wird geacht.
12.
Anff Psendonem.
Wer, Pseudo, dir zum Ilertzen zu gleich stöst so manche Wunde,
Der trifft es nicht; du führst das Hertz am meisten in dem Munde.
FSniRes Hundert 511
13.
Abgehende Bfieker.
Wer Bücher achmben wil , die wol soUn ab^ehn.
Der seh; das drumen nur mag viel zum Lachen stehn.
14.
Ein JaBgling an die Jungfern.
Ihr Jungfern, wenn ich solte.
So wie ich gerne wolte,
Ihr würdet sehn, ich wolte
Nicht anders, als ich solle;
Denn diß wer, was ich soltO;
Was Euer Wille wolte.
15.
Der Sünden nnjEeUiche Aniahl.
Drey hundert sechtzig fiinfFe sind Tage von dem Jahre;
Wann siebenmal deß Tages der Frome fällig wäre,
Was meint man, was für Summen der Sünden werde spinnen
Der Böse, der stets frevelt mit Worten, Wercken, Sinnen!
Was meint man, was für Zahlen zu letzte dieser zehlet.
Der sechtzig, siebtzig Jahre fast augenblicklich fehlet!
Es bleibt dabey, ihr Menschen, daß Gott an euch nichts finde.
Was er nicht selbsten gibet, als Sünde, Sünde, Sünde!
16.
Anff Vetnriam.
Veturia schimpfft alte Leute ; wer ihr nur etwa wüntschen wil.
Daß sie der Tod mög ehstes holen, der saget warlich viel zu viel;
Wie kan sie durch ein altes Leben dann treffen auff einjunges Ziel?
17.
Der Tod.
Der sich nicht zu sterben fürchtet, der sich nicht zu leben schämet,
Dieser sorgt nicht, wie und wanno sich sein Sterben ihm bequämet.
512 Drittes Tatuend
18.
ABff Plojam.
Floja war ein schönes Weib; wann sie sich nur künte schämen!
Dann da künte sie von Scham eine schöne Röthe nemen.
19.
Ehrerbittnng.
Wer zu Ehren was stellt an,
Mag ersparen, was er kan.
Nur daß er an Ehren nicht
Etwas spart und abebricht.
20. ,
FrantzSsische Oeberde.
Wir kleiden ietzund, ihr Frantzosen,
Der Deutschen Ruhm in eure Hosen;
Ihr kiint es schwerlich anders machen,
Ihr müst zu unsrer Thorheit lachen.
21.
Das Vaterland.
leder ist dem Vaterlande schuldig alles Gut und Blut;
Mancher nam dem Vaterlande lieber alles Blut und Gut.
22.
Anff Orittnm.
Grittus solte Hochzeit machen, und es kam was andres drein,
Daß er ihm Gevattern muste unversehens laden ein.
23.
Tugend, stat Lasters.
Tugend ist nicht allen nütze; wann sich Thais schämen wil.
Hat sie noch von guten Nächten, noch von gutem Lohne viel.
24.
Vom eiotto.
Glottus ist ein guter Redner; was er redet, thut er nicht;
Dann er hat gar nimmer weile, daß er thäte, was er spricht.
Hat ihm einen aufigenummen, der das Thun fUr ihn verriebt.
FOnmcs Handert. 513
25.
Die FalseUieit.
Höfligkeit verlohr den Rock; Falschheit hat ihn angezogen^
Hat darinnen viel geäfft; hat manch Bieder-Hertz betrogen.
26.
Anff Clandiam.
Claudia, du reine Jungfer , daß du rein bist, ist gewiß;
Nur daß dieses , der es glaube , keiner sich bereden ließ.
27.
From seyn ums Lohn.
Umsonst ist keiner gerne from; wann Tugend nur was trägt;
So wird siC; weil sie Früchte bringt; geachtet und gepflegt.
28.
Zweyfaltigkeit.
Wer es so meint; wie er redet; redet, wie es Gott gefällt;
Wer es nicht meint; wie er redet, hält es, wies der Teuff'el hält.
29.
Zeit-Folge.
Wer lieblich singen wil, muß fallen bald, bald steigen;
Wer ruhig leben wil, muß reden ietzt, ietzt schweigen.
30.
Jugend.
Weil Junge denn Alte weit muthiger springen.
Weil Junge denn Alte weit lustiger singen.
Weil Junge denn Alte weit rüstiger jungen :
So pflegt es den Jungen bey solcherley Dingen
Bey Jungfern und Witwen für Alten gelingen.
Daß leichtlich sie niessen und leichtlich erringen.
Was pfleget zu schönen, was pfleget zu klingen.
31.
Jfinglinge und Greise.
Heurathen sollen Junge ; zurathen sollen Alte,
Auff" daß der Menschheit Wesen durch beyde sich erhalte.
I^ogaa. 33
514 Drittes Tausend
32.
Anff Cynfhiani.
Cynthia; das gute Mensch; ist und sagt nicht wo^ so kranck,
Darff , vermein ich , ein Recept drey (und drüber) Elen lang.
33.
Nachgeben.
Wer bey Hofe seinen Stand wol wil gründen,
Bau ihn nicht auß Eichen auff; sondern Linden.
34.
Reisen.
Wilst du reisen durch die Welt? O, so nim also den Strich,
Daß du alles wol beschaust und selbst führest dich durch dich.
35.
Kleider.
Kleider machen Leute; trifft es richtig ein,
Werdet ihr, ihr Schneider, Gottes Pfuscher seyn.
36.
Die Mode.
Unter so viel tausent Menschen schuff GOtt schwerlich derer zwey.
Drunter einer wie der ander durch und durch gar gleiche sey;
Nur die Mode wil es haben, das die Leute gar in ein
Sich solin kleiden und geberden oder gar nicht Menschen seyn.
37.
Der Welt Comedien-Spiel.
Die Welt spielt manches Spiel;
Sie spiele, was sie wil.
Sind Narren immer viel.
38.
Endernngen.
Heute ward das neue jung, gestern starb das alte Jahr;
So ergeht es aller Art, drüber Zeit die Mutter war.
Fünffltes Hundert. 515
39.
Von Vito.
Kumt gleich manches neues Jahr, dennoch klaget Veit; ihm bleibe
Fort und fort manch altes Jahr: nämlich bej dem alten Weibe.
40.
SchSidieit.
Trau der Farbe nicht zu viel; was Natur so schön gebildt;
Drunter hat sich Geilheit, Pracht, Thorheit, Faulheit offlk verhüllt.
41.
Eine köstliche Artzney.
Dlog und Reblis, das sind Kräuter, derer wunder-grosse Krafft
AUes künnen, alles haben, nur das Leben nicht verschafft.
42.
Anff Vitnm.
Vitus nennt sein Weib Gemahlin; billich! weil sie sich so mahlt.
Daß um Weisses und um Bothes jährlich sie viel Thaler zahlt.
43.
Die frantzSsische und dentsche Sprache.
Wer zu einer, die nicht ehlich ist geboren, sich verfreit,
Dieser macht, daß ihn bey Zunfften kein in ihrem Mittel leidt.
Weil frantzösisch, wie man saget, ist, Latein, dein Huren-Kind,
Wie dann, daß um sie bey Deutschen so viel tolle Freyer sind?
44.
Anff Picom.
Picus hat ein solches Weib, die zwar Augen sehen künnen,
Nur der selten Nachbarschafffc eine Nase wil vergünnen.
45.
Vom Crispo.
Crispus hat gereist, ist hurtig, ist gelehrt und wird veracht?
Ey, der neue Muster-Schneider hat ihm noch kein Kleid gemacht.
33*
516 Drittes Tausend
46.
Grosse Einfalt.
Wer sieb gar zu alber hält, wer sieb gar zum Lamme maclit,
Dieser wird als wie ein Lamm von den WölfFen abgescblacbt.
47.
Hofe-Ganst.
Hofe-Gunst wird niebt vernagelt, ist mit Waebse nur gekleibet,
Daß sie ietzund Zornes Hitze, Liebes Kalt ietzt runter treibet.
48.
An einen gnten Freund, zum drittenmal Bräutigam.
Ich, von Namen wol bekanter, gar nicht fremder von Gemüte,
Trete bey mit meinen Freuden deinen Freuden, nicht auß Bitte,
Sondern, Freund, auß Hertzens-Treuen. MeineReime sollen sagen.
Was von deinem Neu-Beginnen Sinnen für Gedancken tragen.
6 Freund, der kleine Flammen-Schütze hat das dritte Freuden-Feuer
Angeflammt in deinem Hertzen über Freuden, die sonst theuer;
Nämlich daß bey dreyen Ehen Liebes-Kertzen also brennen.
Daß man sie durch Haß und Grämen nimmer kan erloschen nennen,
Ausser wann der Tod geblasen. Zwar die dritte Fackel gläntzet
10 Dir im Hertzen nur erst neulich; daß mein Keim die Rey ergäntzet
Und die drey für voll genennet, ist verstattet den Poeten,
Die der innre Trieb von oben macht nicht selten zu Propheten.
Stiessen mich auch gleich Poeten auß von ihren klugen Zunfften,
Weiß ich schone, Freund, dein Arten, weiß ich deine Wol-
Vemunfften.
15 Keine Liebste kan dich hassen, weil ja du das Hassen nimmer.
Weil ja du mit vollem Hertzen treu zu lieben übest immer.
Allen ist es nicht zu rathen, die nach deinen Schriten schreiten.
Manchen hat bey dreien Fackeln wo ein Irrwisch wollen leiten
In den SumpfF der tieff'sten Sorgen; manchem wurden drauß
Planeten,
20 Die ihn wirr und irre machten, manchem blasse Leich-Cometen,
Die ihm in das Grab geleuchtet; (wann ichs ärger dürffte machen :)
Manchem worden, wolt ich sagen, solche Kertzen lauter Drachen.
Fttnflftes Hundert. 517
Dreymal freyen freut nicht leden ; haben nicht von allen dreyen
Plage-Geister sich gewandelt, kam doch einer wol nach zweven.
Waren alle drey nicht Graeen, waren sie nicht Gorgoninnen, 2:.
Waren sie nicht alle dreye Lebens-Faden-Reisserinnen,
War es doch zum minsten eine. Frauen sind nie so gegleichet,
Daß die eine gantz der andren Sinnen und Gesicht erreichet.
Aber stille, Freund, ichschertze! Bey dem niedren Pöfel-Hauffen,
Da die Ehen aufF Gewerbe, nach Gewinn und Vorthel laufFen, so
Da man an der Erde klebet, da hats dreymal drey Bedencken,
Dreymal Frauen bindlich werden. Die Gemüter, die sich schencken.
Weil sie auch von danneu bürtig, nur dem Himmel sich zu leiten.
Diese, wann sie diesem folgen, werden nimmer mißlich schreiten.
In der Tugend Frauen-Zimmer, da ists gut die Bräute wehlen, 35
Da kan etwa nicht die dritte, da kan nimmer keine fehlen.
Die zumahl sich so gewaschen durch viel tapffres Stamm-Geblüte,
Daß die Welt, der grosse Zeuge, selbsten zeugt von ihrer Güte,
Sie auch höher stellt als andre. Wo die edlen Sinnen-Güter
Becht nur in die Handlung kummen, wo das andre Schein-Geflitter, 40
Nur nicht wo die Witz vergauckelt, da ist, wies der Himmel schicket,
Einmal freyen, zweymal freyen, mehrmal freyen wol geglücket.
Werther Freund, du immer Einer, hast nur immer diß ermessen;
Drum ist nie (sie wird auch nimmer) deines Sinnes Frucht versessen.
Immer hin zum dritten male! was gedrittet ist vollkummen, 45
Drey sind aller guten Dinge; was nur gut, ist gut mit summen!
Wer nur sonst ist gut gesinnet, ist ein Zeuge meiner Sinnen,
Du hast der gestallt umarmet alle drey die Charitinnen.
Liebe! wie du pflegst zu lieben; lebe! das dich mancher neide;
Aber stets der HimmelLiebe wüntscht ein Freund in Lieb und Leide, so
49.
Der Poeten Brunnen.
Poeten sagen viel von ihrem Brunn-Gewässer:
Das Wasser ist der Wein ; der Brunnen sind die Vässer.
50.
Anff Asteriam.
Asterie, du Himmel, der nur mit Zierden blitzet,
Dir mangelt noch ein Atlas, der dich recht unterstützet.
518 Drittes Tausend
51.
Die rechte Hand.
Weiland ward das Hände-dupeln
Also viel, als Hertzen einen;
Nunmehr wann sich Hände kupeln,
Bleibt es auch bey duplcm meinen.
62.
Auf Virulentam.
Virulenta, dein Verstand
Ist wie ein seeländisch Land;
Wann die Gall es überdämmet;
Ist das gantze Land verschwämmet.
63.
Hochzeit- Wnntsch.
Wehrtes Paar, was an euch selbst dienen kan zu gutem Glücke,
Hat schon dieses Glücke, das dran nicht mangelt wol ein Stücke.
Was von aussen kummen soll, kumm euch auch mit mildem Hauffen :
Leben, Gnügen, Freude, Trost^ Segen, Hülle, Voll und Tauffen!
64.
Ein Kuß.
Phyllis schickte Thyrsis zu durch ein Brieflein einen Kuß;
Unter Wegcns ward er kalt, bracht ihm so nicht viel Genuß;
Drum so schrieb er, wann sie wolte,8olte sie zwar schrifFtlich grüssen,
Immer aber Selbsten kummen, wann sie wolt, und mündlich küssen.
66.
An die Frauen.
Krieg hat der Männer Zahl gemindert
Und Menschen- Wachsthum sehr verhindert.
Ihr ^Weiber sollt hier Rath zu schaffen.
Die Sinnen recht zusammen raffen
Und euch fein rund und kurtz erklären,
Ob ihr stets Zwilling wolt gebären.
Sonst oder Männern nicht verargen,
Daß sie nur nicht mit einer kargen.
Fünfftes Hundert. 519
56.
JnDgfern-Mord.
Gestern war ein Freuden-Fest; draufF ward in der späten Nacht,
Eh es iemand hat gesehn, eine Jungfer uingebracht.
Einer ist, der sie vermutlich (alle sagens) hat ertödtet,
Dann so oflPt er sie berühret, hat die Leiche sich erröthet.
57.
Anff Lnbidam.
Lubida, du bist der Himmel; der nach dir sich sehnet hin,
Darff auff keinem schmalen Steige, mag auff offner Strasse ziehn.
58.
Anff Matthaenm.
Matz wil mehr nichts gutes thun, weil er nie nicht wird bedanckt;
Danckens ist sein Thun nicht werth, weil er bloß damite prangt.
59.
Abfall.
Was hilffts, daß durch verlaugnen die Noth zwar geht fürüber.
Wann nachmals im Gewissen gleich wol entsteht ein Fieber?
60.
Schmfttzrichen.
Amor saß zu nechst betrübet.
Weil sein Pfeil was mißgeübet.
So doch selten sich begibet;
Sähe drauff zwei Mündlein ringen,
Hörte süsse Schmatzer klingen.
Da hub Amor an zu springen.
61.
Ungleiche Ehe.
Der junge Schnee der Haut kam zu dem Schnee der Haare,
Auff daß mit jenem der auff eine Zeit sich paare;
Das paaren gieng wol an, doch ward man zeitlich innen:
Der Haut-Schnee, der war Glut, der Haar-Schnee muste rinnen.
520 Drittes Tausend
62.
Die Mode.
Was ist die Mode für ein Ding? Wer kennt sie von Gesicht?
Ich weiß nicht; wer sie kennen kan; sie ist ja angericht
Nie morgen, wie sie heute war: sie kennt sich selbsten nicht.
63.
Das frantzSsische DeutscMand.
Daß Deutschland deutsche Kmder ^eugt? Sie haben so nur mehr
Beschwerden;
Sie müssen, solhi sie gelten was, Frantzosen dennoch alle werden.
64.
Aller Anfang ist schwer.
Phyllis solte pfeiffen lernen,
Wolte sich davon entfernen,
Ward beredet doch zum greiffen.
So der Grund ist zu dem pfeiffen.
6 Als sie dieses nun verstünde,
Lied sie auch die Pfeiff im Munde,
Wolte sie, war so beflissen.
Nimmer ausser Mundes wissen.
Liebte sonderlich die Lieder,
10 Die da gingen hoch, nicht nieder:
Also wil in allen Sachen
Nur der Anfang schwer sich machen.
65.
Einbildimg.
Ein Bild, das was bildt ab, kan nicht dasselbte Wesen selbsten sejm :
Noch lange nicht wird werden der das, was er ihm gleich bildet ein.
66.
Anff Hermetem.
Hermes ist der beste Bedner weit imd breit und um und um;
Ein Gebrechen ist bedencklich: manchmal ist er Silber-stunmu.
Fünfiles Hundert. 521
67.
Die dentseke Spraehe.
Kan die deutsche Sprache schnauben, schnarchen^ poltern, donnern,
krachen^ \(^^if^
Kan sie doch auch spielen, schertzen, liebeln, gUtteki, kUrmoln, .
lachen.
68.
Fastnacht und Ascher-Mitwoche.
Christen machet alle Jahr toll und närrisch eine Nacht,
Die der Tag, der kllrtzlich folgt, durch was Asche heilig macht.
69.
Der deutsche Krieg.
Du bist, Cypressen-Baum, ein Baum gerader Höhe,
Dran aber niemand sah, daß sondre Frucht viel stehe.
Dein Brauch war sonst nicht groß, als daß man dich gebraucht,
Wann weiland eine Leich im Feuer hat geraucht.
Was hat der deutsche Krieg, der sich so lang erstrecket, 6
Von Früchten und von Nutz doch immer außgehecket?
Er wuchs und wuchs fUr sich: hat aber den Entgelt,
Daß er dem deutschen Preis den Leichendienst bestellt.
70.
BSses flbertrifft Gutes.
Für ein eintzles, das man thut.
So es ist zu nennen gut,
Kan man zehen böser Stücke
Rechnen ab und ziehn zu rücke.
71.
Davids Lebens-frist.
Unser Leben wehret siebzig, wann es hoch kümt, achtzig Jahr;
Müh und Arbeit wäre köstlich, wo das Leben köstlich war.
72.
Erblicher Adelstand.
Eines andren Adel adelt;
Keines andren Tadel tadelt.
522 Drittes Tausend
73.
Aaff Hnldibertam.
Huldiberta hat kein Kind; weniger noch Kindes Kinder;
Mancher Scboßfall; wie man sagt; feilt ihr dennoch zu nichts minder.
74.
Ein Sperling.
Der Sperling, der ist imter Vögeln, was unter Menschen ist der
Bauer:
Ist ungeschickt, ist schlecht gezieret, hat Weitzen lieb, ist gar ein
Lauer.
76.
Von Como.
Cornus wil bey Hofe dienen; hat er etwa sondre Gaben?
Die, die denen sind gemeine, welche Hand und Füsse haben.
Gar genug! der ist der beste. Sieht man da aufF was, was innen,
Ist es etwa nur der Magen; denn man achtet keine Sinnen.
76.
Ein Trost.
Eine Fürstin starbe noch in bester Jugend,
War wie an dem Stande Fürstin auch an Tugend;
leder, der sie kante, obs gleich nichts gegolten, ^^^l^,^ ftt^ifuUI^
Hat deß Todes Toben, dennoch sehr gescholten. tj\. 0^
5 Einer klagte hefftig, das die Thränbach fTösse :
Ach sie ist gefallen, Babylon die Grosse!
77.
An die Knnst-GSttinnen.
Ihr, ihr süssen Zucker-Mägdchen, Ihr, ihr zartsten Pindus-Töchter,
Seyd nicht wie die andern Jungfern, die da treiben ein Gelächter,
Wann einHaar-bereiffter Buler, wann ein Gicht-gekränckter Freyer
Ihnen anzeigt seine Flammen, ihnen anstimmt seine Leyer.
5 Ihr, ihr schönen, Ihr, ihr lieben, habet Lust an reifFen Sinnen,
Wolt am ehsten die begunsten, wolt am liebsten lieb gewinnen.
Die durch vieler Jahre wissen, die durch vieler Jahr erfahren,
Innerlich sich schön und hurtig voller Geist und Witz gebahren.
Füllfites Hundert. 523
78.
Der gekarnisclite Friede.
Der Friede geht im Harnisch her; wie ist es so bestellt?
Es steht dahin; er ist vielleicht die Pallas unsrer Welt
79.
Aaff eine s&ngende Jungfrau.
Dein Augen sind Kohl-schwartz^ drauß dennoch Feuer blitzt,
Quintilla; deine Haut ist Schnee, der dennoch hitzt.
Du Jungfern-Wunder du! was macht die zarte Brust?
Sie gibt den Grossen Mut und einem Kleinen Kost.
80.
Tibi non eonpetit actio.
Polia hat manchen Handel; wer sie nur um was bespricht:
Du hast an micli keine Sache, sagt sie diesem nimmer nicht.
81.
Anff eines yerstorbenen Printzen Sarck, zur Rechten.
Allhier war ich ein Fttrst; dort hab ich eine Krön;
Bin dort ein Hinmiels-Kind ; war hier ein Erden-Sohn.
82.
Znr Lincken.
Wiewol ich nicht ward alt, doch war ich bald vollkummen;
Dem Himmel solt ich nur, der hat mich auch genummen.
83.
An einen Tyrannen.
Friß die Schafe selbst, (eine gute List!)
So erfährstu nicht, daß der WolflF sie frist.
84.
Anff Dumm.
Durus hört manch spitzig Wort, wird dadurch doch nichts bewogen ;
Hat den Ohren, wie man meint, einen Harnisch angezogen.
524 Drittes Tausend
85.
Lob und Ehre.
Wer Ruhm und Ehr erlangen wil, das leckerhafFte Gut^
Hat sonst kein andres Mittel nicht als nur Gehirn und Blut
86.
An die Yenns.
Wann die Sonne kümmt zu Bette^ wann die halbe Welt ist blind^
Wird alsdann zum besten sehend, Venus^ dein sonst blindes Kind.
87.
Von der Nigrana.
Nigrana wüntscht ihr offt ein schönes Angesicht;
Das wüntschen hat sie wol, das haben hat sie nicht.
88.
Vom Tode eines guten Freundes.
Der zuvor mein alles war, wird mir Angesichts
Durch deß Todes Morde-Stich nun mein alles nichts.
89.
Die Mittel zur Gesundheit.
Hunger haben, müde seyn
Würtzt die Speise, schläft wol ein.
90.
Wir gebens dem Krieger, versagens dem Priester.
Wann wir Kriegern musten geben, waren wir gezwungen reich;
Wann wir Kirchen sollen geben, sind wir willig Bettlern gleich.
91.
Anff Floram.
Flora wünschet, daß ihr Mann sich mit einer andren p^are.
Dieses thut nicht iedes Weib; stille nur! sie meint die Bahre.
Fünfites Hundert. 525
92.
Anff Bibonem.
Wann Bibo trincket Bier^ das heist er: Schlamm geladen;
Wann Bibo trincket Wein^ das heist er: abe laden.
Er ladet immer ein; er ladet unmer abe;
Er wird es immer thun^ ee sey dann nicht im Grabe.
93.
Ein Enß.
Gibt Clara einen Kuß; solls viel gegeben seyn?
So offt sie einen gibt; so nimmt sie einen ein.
94.
Von der Casca.
Wie daß ihr doch; daßüasca starb; die Schuld dem Artzte gebt?
Sie hat sich durch so lange Zeit zu Tode selbst gelebt.
95.
Von dem Luea.
Lucas nennet seine Liebste: seine Flammen; seinen BlitZ;
Seine SonnC; seinen Monden; (mercket!) seinen Bitter-Sitz.
96.
Vergnfigligkeit.
Alls treten unter sich und sich in sich verhüllen;
Ist sonst kein beßrer Schild für; Unfall; deinem Willen.
97.
Ein Kuß.
Dein Mund ist etwas blaß; das bringt dir; Doris ; spot;
Ich weiß wol; was hier hilft: von küssen wird er roth.
98.
Ein Neujahrs- Wnntsch.
Dokius war Hofe-Pfarrer, wüntschte zu dem Neuen Jahre
Käyser; Königen und Fürsten, wem auch sonst zu wüntschen wäre,
Diß und daS; vorauß den Frauen Alexanders Pferd für eigen.
Daß da auff sich keinen Herren als nur seinen liesse steigen.
526 Drittes Tausend
99.
Auf Vitum.
Da stackteBt; Veit; nechst unterm Dache
In einer unvergunten Sacbe^
Wofern du mehr wirst drinnen stecken;
So magst du dich wol besser decken;
Sonst möcht es sein vergunte SachC;
Daß man den Hahn zum Capen mache.
100.
Auf Morum.
Morus kam nach Hofe schmausen;
Ohne Wust und ohne Grausen
Fraß er viel von einem BabeU;
Den sie ihm zum Possen gaben.
Besser; daß ich dich verzehre;
Als daß ich dein Gastmal were!
Sprach er; daß es was bedeute;
Sagen aber alle Leute.
Sechstes Hundert. 527
DESZ DBITTEN TAUSEND
SECHSTES HUNDERT.
1.
Aaff Tnüluii.
Frauenzimmer soll man ehren ^ anders sind es grobe Sitten;
Wie daß nechst dann einer Jungfer TruUus so in Schild geritten?
2.
Von meinen Reimen.
Ich weiß wol^ daß man glaubt, daß einer gerne thu
Das, was er gerne sagt; allein es trifft nicht zu;
Die Welt ist umgewand. Ich kenne manchen Mann:
An Worten ist er Mönch; an Thaten ist er Hahn.
Mein Beim ist manchmal frech, die Sinnen sind es nicht;
Der eine Zeug ist Gott, der ander das Gerücht.
Ich höhne Laster auß, ich schimpffe böse Zeit;
Dann die macht grosses Werck von grosser Üppigkeit.
3.
Der Friede.
Wann wir immer wider uns, nimmer striten wider Gott,
Wäre Friede stets bey uns, wäre keines Streites noth.
4
Wann bey Friede nicht ist Busse,
Steht der Fried auff keinem Fusse.
5.
Balbierer.
Ihr Schärer, ihr seyd Ehren-Schänder, ihr schäret ietzt rein ab
die Barte,
DafUr ein Mann doch vormals immer, als wie für Ehr und Namen
werthe.
528 Drittes Tausend
6.
Die imbehutsame Jugend.
Die Jugend ist wol gut,
Ist voller Geist und Mut,
Ist voller Glantz und Zier;
Nur dieses mangelt ihr:
6 Sie liebt nur ihr Gemach.
DeBckt kündigen, nicht Bach.
7.
Das Leben.
Man klagt; daß unser Leben pflegt gar kurtz zu seyn.
Die Ewigkeit; schweig stille! bringt alles wieder ein.
8.
Auff Carponem.
Von Neid dein Hertz , von Schmach ist; CarpO; voll dein Mund;
Du bist ein htlndisch Mensch ; du bist ein menschlich Hund.
9.
Von der Chlorinda.
Chlorinda lebt und lacht; doch weist man sie zu Grabe:
Das Brautbett ist das Grab; der Gräber Venus Knabe.
10.
Ursprung der Bienen.
Jungfern ; habt ihr nicht vernummen,
Wo die Bienen her sind kummen?
Habt ihr doch vielleicht verstanden.
Was der Venus gieng zu banden,
6 Da sie den Adonis liebtC;
Der sie labt und auch betrübte?
Wann im Schaten kühler Myrten
Sie sich kamen zu bewirthen,
Folgte nichts als lieblich liebeln,
10 Folgte nichts als tückisch bübelu;
Welten ohne süsses küssen
Nimmer keine Zeit vermissen;
Sechstes Hundert. 529
Küsten eine lange Länge^
Küsten eine grosse Menge^
Küsten immer in die Wette; 15
£ines war deß andren E^ette^
Biß es Venus so verfügte,
Die diß Thun so wol vergnügte.
Daß die Geister, die sie hauchten,
Inmier blieben, nie verrauchten; 90
Daß die Küsse Flügel namen
Hin und her mit Heeren kamen,
VöUten alles Leer der Lüffte,
Wiese, Thal, Berg, Wald, Feld, Klüffte,
Parten sich zum küssen immer, S6
Hilten ohne sich sich nimmer,
Sassen auff die Menschen-Töchter,
Machten manches Mund-Gelächter,
Wann sie sie mit Küssen grüßen.
Wann sie sie mit Grüssen küßen. to
Aber Neid hat scheel gesehen,
Und Verhängnüß ließ geschehen.
Daß ein schäumend wilder Eber
Ward Adonis Todtengräber.
Venus, voller Zorn und wüten, 95
Hat gar schwerlich diß erlidten.
Als sie mehr nipht kunte schaffen,
Gieng sie, ließ zusammen raffen,
Aller dieser Küsse Summen,
Wo sie waren zu bekummen, 40
Machte drauß die Honig-Leute,
Daß sie geben süsse Beute,
Daß sie aber auch dadeben
Einen scharffen Stachel geben,
So wie sie das Küssen büssen 45
Und mit Leid verbittern müssen.
Sag ich dieses einem Tauben,
Und ihr Jungfern wolts nicht glauben.
Wünsch ich euch für solches Stücke,
Daß euch Küssen nie erquicke; so
Logau. 34
530 Drittes Tausend
Glaubt ihrs aber, o, so schauet^
Daß ihr nicht dem Stachel trauet!
IL
Beydcpley Adel.
Kunst und Tugend machet Adel; Adel machet auch das Blut;
Wann sie beyde sich vermählet , ist der Adel noch so gut.
Adel, den die Kunst gebieret, hat gemeinlich diesen Mut:
Daß er mehr für Geld als Ehre immerzu das seine thut.
12.
Englische Schärfe.
Daß ihr Angler Blut mit Blute gäntzlich zu verwaschen denckt?
Durch Geblüte wird die Rache nur ernähret, nicht ertränckt.
13.
Cber die deutschen tietichte Herren Wentzel Seh&rffers.
Kein Kraut dient flir das tödten;
Nein, sagen die Poeten:
Ein Blat von unsrem Krantze
Der frischen Lorber-Pflantze,
Ä Erwärmt von unsrer Stime,
Begeistert vom Gehirne,
Gibt Balsam zum genesen
Und trotzet das verwesen.
Nicht anders, ihr Poeten!
10 Der Tod kan keinen nöthen,
Den ihr und eure Sinnen
Nicht lassen wolt von hinnen.
Die alten, kühnen Degen
Gehn noch aufF unsren Wegen,
ift Die ihrer Druden Lieder
Nicht Hessen kummen nieder.
Was wüsten wir von Helden*
Und ihrer Thurst zu melden.
Wann nicht Poeten-Geister,
so Deß schwartzen Grabes Meister,
Sechstes Hundert. 53 j
Die Sterbligkeit verbürget,
Daß sie sie nicht gewürget?
Was war von tapfiren Thaten,
Was war von klugem rathen
Der Nachwelt kündig blieben, 25
Wann diese nicht geschrieben?
Es macht poetisch Ticjiten,
Daß alles bleibt im Liechten;
Sonst fiel in lauter Nächte,
Was Hertz und Witz verbrächte. so
Es sind zwar mehr der Kielen,
Die auflf daß ferne spielen.
Die hin nach Ewigkeiten
Gleichwol die Fahrt bereiten;
Doch dünckt mich, daß Poeten ss
Noch mehr als andre röthen.
Was Todten-Asche blasset.
Ihr Thun ist so gefasset.
Daß ihre süsse Sachen
Viel Buler ihnen machen; 40
Daß ihre Zierligkeiten
Die Sinnen mächtig leiten.
Sie zuckern alle Worte;
Es blüht an allem Orte;
Sie schreiben nicht, sie mahlen. 45
Die ungezälten Zahlen
Der andren Künstligkeiten,
Die künnen so bereiten
Gemüther zum verlieben.
Daß sie stets ihrer blieben, 50
Und die, die ihre bleiben.
Die künnen sich denn schreiben
Für Freunde derer Leute,
Dran Zeit hat kerne Beuthe.
Wie dein Poete singet 55
Und mit dem Alter dinget.
Dich, Brieg, und die darinnen
Vom sterben zu gewinnen,
34*
532 Drittes Tausend
Das zengen seine Lieder.
60 Was sonsten hin und wieder
Er künstlich; artlich spielet;
Daß Lust und Nutz man fühlet:
Diß kan genüglich zeigen^
Wie hoch Poeten steigen.
65 Brieg; ehre diß Beginnen^
Wilstu nach dir sejn künnenl
Zwar künnen ihr Gerüchte
Durch eigenes Gewichte
Verewigen die Tichter,
70 Doch durch bewogne Richter,
Die ihnen hold und günstig;
So wird ihr Trieb mehr brünstig,
Daß sich sie und die Ihren
Biß gar an Himmel führen.
14.
Auff Florindam, unter eines andren Namen.
Sind, Florinda, deine Wangen ein beblümtes Lust-gehäge,
Gibt mein Mund sich an zum Gärtner, daß er dieser Blumen pflege.
15.
Recht und Gewalt.
Lunten-Rech.t helt rechtes Recht nur für Lumpen-Recht;
Wo Gewalt zum Herren wird, ist Gerecht ein Knecht.
16.
FrantzSsisehe Eitelkeiten.
Deutsclie müssen ja gar from und ohn alles Eitel seyn.
Weil sie nach der Eitelkeit ziehn in Franckreich erst hinein.
17.
Anff Mcechnm.
TVfoechus ward mit Ernst vermahnt in ein andre Haut zu krichen;
Als er dieses nun gethan, ward er dennoch außgestrichen.
Seohfites Hundert. 533
18.
Von Fürst Ludwigen von Anhalt, Stiftern der frnehtbringen-
den Gesellschafft, nnnmehr lobsel. Gedächtnflß. f 1649.
Deutschland hat für längst geherrscht als ein Haupt der Christenheit ;
Aber deutscher Sprache wehrt lag in tieffer Dienstbarkeit.
Daß nun auch die Sprache herrscht^ höchlich gilt und lieblich schillt^
Dieses macht der theure Held, welchen altes Anhalt hilt;
Ludewig, der weise Fürst. Deutschland, Deutschland, wie mich s
dünckt,
Ist dein Mund gar viel zuschwach,daß sein Buhm durch dich erklingt!
Singe, was du weist und kanst; sage, was du kanst und weist:
Du wirst nimmer recht geschickt; Er wird nie genug gepreist.
19.
FrantzSsisehe Bränehe.
Ich kan es wol gestehen , daß zierliche Geberden
Und höfliches verhalten in Franckreich kündig werden;
Diß aber kümt zu wichtig, daß gar nichts sonst soll tügen.
Was Deutsche flLr sich selbsten an eigner Art vermügen.
Thu diß in Deutschland, thu, was man in Franckreich thut, n
Ich wett, es feilt so schön, ich wett, es ist so gut.
Die Übung fehlt uns nur, die Sinnen fehlen nicht;
Genug, wann iedes Volck sein eignes Thun verriebt.
20.
Anff Plctiam.
Daß Liebe brennt und kältet, gibt Pictia beweiß:
Den Brand macht das Gesichte; der Leib, der macht das Eiß.
21.
Frenndschafft nud Gold.
Gold und Freunde gelten gleiche : iederley von dieser Wahr
Sucht man mühsam, find man sparsam, hat man immer mit Gefahr.
22.
Gewonheit.
Gewonheit ist* die gröste Frau, beherrschet alle Welt;
Gar wenig gilt, gar wenig taug, was sie nicht ächte helt.
534 * Drittes Tausend
23.
DeutseMand.
Deutschland ist ein Apothecke; denn darinnen wird genuinmen
Manch Gesund-Trunck, der auch deme^ der nicht trinckt, soll
wol bekummen.
24.
Menschliche Betriegligkeit.
Was Thiere gleich nicht reden, das weisen die Geberden;
Die Menschen werden reden, was sie nicht meinen werden,
Sind also bey den Menschen, als Thieren, mehr gefitrden.
25.
Ein indianisch Branch.
Wann ein indianisch Mann stirbt und wird verbrennt.
Dann wird seines Weibes Treu richtig dran erkennt,
Wann sie springet in die Glut. O, in unsrer Welt
Springt kein Weib, dieweil sie sich einem andren helt
26.
Bficher-menge.
Deß Bücherschreibens ist so viel; man schreibet sie mit hauffen.
Niemand wird Bücher schreiben mehr, so niemand sie wird kauffen.
27.
Frennde.
Freunde, die das Glücke macht, sind kein rechtes Meister-stücke,
Wann sie nicht zuvor beschaut und bewehrt das Ungelücke.
28.
Verdächtige Sachen.
Ein versöhnter Feind,
Ein erkaufffcer Freund
Sind zu einer Brücke
Ungeschickte Stücke.
Sochstes Hundert. 535
29.
Wort-6esehwätz6.
Wo so viel Zentner Worte sind, da glaub es nur gar frey,
Das da nicht wol (ich sage viel!) ein Pfund vom Hertzen sey.
30.
ScbSnheit.
Tauscntschön , du liebes Kraut! iede Jungffer ist befliessen,
Daß sie dich (es hilfft sie auch) müg in ihrem Garten wissen.
Dennoch hat dich keine gar; so ein Astlein manche hat^
Ist doch derer eben viel; die da haben kaum ein Blat.
31.
SchSnheit.
Was macht ein Bildnüss gut? die Farbe nicht, die Kunst.
Ist Tugend nicht dabey, hat Schönheit keine Gunst.
32.
Aiiff Aeriam.
Aeria ist überirdisch; ist voll von Dunst und eitler Lufft;
Der Wind von West ist ihr Geselle: man siht ihn nicht; man
merckt ihn offt.
33.
Tfirckische Herrschafft.
Man sagt, deß Türeken Reich werd ehstes untergehen;
Was hilffts ? Weil Türckisch Art bey Christen wil entstehen.
34.
Glauben nnd Verniinfft.
lemehr der Athem weicht vom Munde, ie minder wird er warm
verbleiben ;
lemehr VcmunfFt weicht von dem Worte, ie minder wird der
Glaube glauben.
35.
Von der Ylasca.
Ylasca ist erschrecklich klug; Vlasca ist so grausam schön!
Wer sie siht, der hat ein Hertz ; wer sich fÜrcht, muß zeitlich gehn.
536 Drittes Tausend
36.
Frantzosen-Folge.
Narren-Kappen sam den Schellen; wenn ich ein Frantzose wer,
Wolt ich tragen ; denn die Deutschen giengen stracks wie ich so her.
37.
Das VerMngnfiß.
Wilstu dein Verhängntiß trotzen? ey, so wil nur, was es wil!
Ungeduld, Schreyn, Heulen, Schelten endert doch nicht dessen Ziel,
Macht vielmehr, was arg ist, ärger; macht auß vielem noch so viel.
38.
Anff den Selb-Lieb.
Selblieb klagt, daß alles Volck ihn so hasset ohne Schuld;
Holder wird man dir dann seyn , wann du dir wirst minder hold.
39.
Auff Yarinm.
Varius thu, was er thu, kan er dennoch nie nichts enden;
Eh er erstes hat gethan, hat er andres schon in Händen.
40.
Menschliche Zuversicht.
Der Mensch, der nichts kan für sich selbst, wil immer doch.au£f
Menschen bauen,
Wil Gott, der aber alles kan, noch dennoch selten viel vertrauen;
So starck zeucht unser Ursprung uns, herab auff Enle nur zu
schauen.
41.
Giltigkeit.
Die Grossen mUgen gütig seyn
Und Hoheit doch nicht legen ein!
42.
Klngheit
Daß wir Gutes recht erlangen.
Daß uns Böses nicht mag fangen,
Drauff soll Klugheit seyn gericht;
Ausser dem so taug sie nicht.
Sechstes Hundert. 537
43.
Mißgnnst.
MißguDst sej sonst; wie sie wil; dennoch ist ihr Eigenthuni;
Daß sie immer mehr verklärt; als vertunckelt unsren Ruhm.
44.
Die verachte Armnt.
Armut ist wie Aussatz arg; niemand greifil sie an zu heilen;
leder wil sich nur aeit-ab; wo die Armen stehen; theilen.
45.
Lfigen.
Lügen sind gemeine trächtig; weil sie pflegen dann zu jungen.
Sind zum minsten sieben junge, wo nicht mehr, herfÜr gesprungen.
46.
Das Zeit-Rad.
Die Zeiten sind als wie ein Rad; sie reissen mit sich um.
Wer sich an sie henckt; machen ihn verdreht; verkehrt, krum, thum.
47.
Das Leben.
Wann wir lebten hier stets nach unsrem WilleU;
Würde Lebens-Lust nimmer nie sich stillen.
48.
Aiiff Mornm.
Monis kennet Kräuter; Steine, Ertz und Vogel, Fisch und Thiere,
Kennt den Hasen doch nicht eigen, den er tränckt mit Wein und
Biere.
49.
Das Olfleke ein Weib.
Man mahlt das Glücke wie ein Weib schon her von vieler Zeit,
Weil sie beständig wie ein Weib in Unbeständigkeit.
533 Drittw Tatuend
50.
Die Wsrheit.
Die Warheit taug nur auff das Dorff, die grobe Bäuerin ;
Wo man frantzösisch höflich ist^ da taug sie gar nicht hin.
51.
Deß Krieges Fruchtbarkeit.
Wann mein Feld mir so viel Garben, als der Krieg trug Unrecht;
^ trägt,
Wil ich h<aben grosse Schätze gar in kurtzem hinterlegt.
52.
Anff Fartnni.
Wie kümmtS; daß Fartus doch ein Narr durch Weißheit ward?
Die Weißheit wuchs zu hoch ; drum wird sie umgekahrt.
53.
Die Oelegenlieit.
Es mangelt nie Gelegenheit; was gutes zu verrichten;
Es mangelt nie Gelegenheit; was gutes zu vernichten.
54.
Beginnen.
Fang alles an nur mit Bedacht; führ alles mit Bestand;
Was drüber dir begegnen mag, da nim Geduld zur Hand.
55.
Yerdaeht nnd Unverstand.
Ein fälschlicher Verdacht, ein blinder Unverstand,
Wo die Regenten sind, da räume man das Land.
56.
Schönheit.
Die Schönheit ist der Schönen Feind,
Wo fromer Smn sie nicht vereint.
Seohfltes Handert. 539
57.
Gewissen.
Wo du Lust zur Wollust hast^ kaustu sie nicht besser büsseu;
Als wann du dir legest zu ein schön Mägdchen ; das Gewissen.
68.
Unschnld.
Wer nicht selbsten kan betriegeu;
Wird gemein betrogen;
Wer nicht andre kan belügen,
Wird gemein belogen.
59.
Anff Psendonem.
Wann die Warheit sonst nur wolte, künte Pseudo sie wol freyen;
Weil sie ihm ist zugesippet gar mit keinen Stammes-Eeyen.
60.
Anff Pigrnm.
Immer ist der Tag zu lang, inmier dir zu kurtz die Nacht,
Piger, weil mit nichts-thun Tag, Nacht mit Schlaf wird zugebracht.
61.
Von einem Spiegel.
Heimligkeiten grosserLeute soll man, wie sichs ziemt, verschweigen.
Deiner Schönheit schön Geheimniß wil der Spiegel auch nicht
zeigen;
Daß bey Hof er sey gewesen, Formiruta, dünckt mich eigen.
62.
Oold anß der nenen Welt.
Daß so viel deß göldnen Staubes hat die neue Welt gestreuet.
Drüber ist noch nichts erschienen, daß die alte Welt sich freuet;
Dann das Gold der neuen Welt macht, daß alte Welt sehr narrt;
Jene macht wol gar, daß die gantz in ihrem Blute starrt;
Dann auff prachten, dann auff kriegen pflegt man allen Schatz zu 6
wagen;
Arme Christen zu versorgen; wil die gantze Welt nichts tragen.
540 Drittes Tausend
63.
Himmel nnd HSUe.
Der Himmel liegt gar weit^ ist leichte nicht zu finden;
Die Höll ist aber nah; es treffen sie die blinden.
64.
Die Pasiphae.
Freundin deß Ochsens, Pasiphae, höre.
Wie man dir böslich stahl weiland dein Ehre !
Üblich ists heute noch; artliche Kinder
Wehlen zu Männern wie Esel so Binder.
65.
Aiiff Longnm.
Longus ist der andre Bias; was er bey und an sich traget,
Dieses ists, das ihn ernähret und in weiche Bette leget.
66.
Regier-Ennst.
Der Grund, worauff ein Thron sein festes stehen fand,
Ist (was man auch sonst sagt) ein richtiger Verstand;
Um den bat Salomo; da den er kunte haben.
Da fehlt ihm sonsten nichts an königlichen Gaben.
67.
Nenernngen.
Was neu, ist angenem, wird widrig in der Eile,
Wann ihm nicht Gut und Nutz ^bt Krafft und länger weile.
68.
Ein Bnler und ein Sänffer.
Der Säuffer auff den Beinen, der Buler an den Sinnen,
Siht Wimder, wer drauff sihet, wie beyde torckeln künnen.
69.
Von meinen Sinn-Getichten.
Ob meine Siangetichte mit Tausenden gleich gehen.
So dencke, wie viel Tausend der Augen gegen stehen!
Ich lasse mir genügen, ob ihrer viel gleich fallen,
Wo nur noch Platz behalten die tüchtigsten von allen.
Secfastes Handert. 541
70.
Weiber-Arten.
Weiber; die man wacker neimt ^ sind gemeinlich schnöde;
Weiber ; die man from beniemt^ sind gemeinlich blöde;
Weiber^ die man wirthlich heist^ sind gemeinlich böse.
Schwer istS; wie mans treffen soll^ daß mans recht auflöse.
Welche böse bösem ist; die ist zu erwehlen^ 6
Und es mag am hurtig seyn und am from seyn fehlen.
71.
YSlIerey und Planderey.
Wer viel redet, muß viel trincken; welcher aber trincket viel,
Kan hingegen selten reden, was er wil, und wann er wil.
72.
Tag nnd Nacht.
Der Tag, der ist der Mann; sein Weib, das ist die Nacht;
Von denen wird die Zeit stets zur Geburt gebracht.
73.
Schlaf nnd Kost.
Es fragt sich: ob das essen besser, ob schlafen besser zu ermessen?
Ungessen wirstu wenig schlafen und ungeschlafen wenig essen.
74.
Wflrde.
Der Centner-schweren Bürde
Von Hoheit und von Würde
Wird emsig nach getrachtet;
Die Last wird nicht geachtet.
0, drunter nicht zu schwitzen, 6
Nur weich darauff zu sitzen,
Zu sorgen nicht, zu prangen
Ist alles angefangen.
Anff Bonnam.
Daß Bonna eine Jung-Frau sey, das glaub ich gar genau;
Sie war noch gar unglaublich Jimg, da war sie schone Frau.
642 Drittes Tausend
76.
Zeiten und Gebräuche.
Man hat gehört bej aller Zeit von bösen Zeiten sagen;
Die Sitten mag^ die Zeiten nicht; wer witzig ist; beklagen.
77.
Feile Ehre.
Weiland muste man um Ehre wachen^ bluten^ schwitzen^ schnauffen ;
Nunmehr ist sie zahmer worden^ lesset sich um Müntze kauffen.
78.
Auff Plannm.
Planus ist so hoch gewachsen ; daß er biß zur Sonne geht;
Für die Erd ists gar verterblich; weil er ihr am Lichte steht.
79.
Auff Cottam.
Die Seel ist Herr; der Leib ist Knecht; bekenn es, Cotta, frey,
Daß bey dir gar (wie ist der Herr?) der Knecht ein Schelme sey.
80.
Der Hof.
Man heuchelt sehr bey Hofe; man tadelt auch gemein;
Im Lobe muß das Böse, das G-ut im Tadel seyn.
81.
Die Aufferstehnng Christi.
Was hilfftS; das unser Haupt erstund, wann wir doch, seine Glieder,
Uns in der Sünden finstres Grab vergraben immer wieder?
82.
Auff Pnram.
Pura helt an ihrem Gott immer treu und feste;
Lit hingegen, wo sie kan, ihres Nechsten Peste.
Sechstes Handert. 543
83.
Die SehSpffer deß SehSpffers.
Der den Schöpffer weiß zu schaffen^ thäte wol so gut daran^
Wann er eine Welt auch schaffte, die ein solches glauben kaö.
84.
Anff Gniscnm.
Gniscus thut niemanden nichts; dennoch ist ihm niemand gut
Eben darum ; weil er nie keinem etwas gutes thut.
85.
Ackerbau.
Mit dem Pfluge Bergwerck bauen.
Gibt zum Beichthum recht vertrauen.
86.
Auff Blnmonam.
Blumona ward entjungfert; da solches war geschehen,
Verschwur sie Haut und Haare, sie hett es nicht gesehen.
87.
Yerlenmdung.
Daß ein Fromer dich geschmähet, trau nicht leichtlich auff Bericht;
Daß ein Böser dich geschmähet, wundre dich darüber nicht.
88.
Anff Vitnm.
Veit, gibt sich an zu dienen um schlecht-, ja keinen Sold;
Seht drauff nach wenig Jahren, was er hiedurch gewollt!
89.
Aie Gestalt.
Wer, Flora, dein Gesichte nennt, der hat ein schönes Gut genant,
Das aber, wann ein Febw kümt, in einem Nu ist w^gebrant.
544 Drittes TaoBend
90.
Ein henßlich Weib.
Ein Weib^ deß Abends wirthlich^ deß Tages aber faul^
Die bleibet nur beym Esel; sie kauffet keinen Gaul.
91.
Die Zeit.
Wer nichts thut, der hat viel gethan^
Daß er die Zeit so schlecht legt an.
92.
Ein babyloniseber Gebranch.
Zu Babel worden schöne Töchter auff freyem Marckte feil gestellt ;
Die ungestalten aber namen zur Mitgifft so gelöstes Geld.
Wann dieses heute noch bey Tage solt ebenmässig auch geschelm.
So wer es gut für solche Freyer; die nur auff schnöde Müntze sehn.
6 Ich aber^ wann ich diesem Brauchenach Willen solte pflichten bey.
So meint ich; daß allhier das geben viel seliger als nehmen sey.
93.
Die Yerwfistnng Troja.
Eine Stut tmd Hengst haben Troja umgekehrt :
Nemlich Helena und der Griechen höltznes Pferd.
94.
Anff Falsnm.
Ist Fabus ein Apostel? die Zung ist ihm zertheilt.
O nein! es ist nur sonsten ein Übel; das nicht heilt.
95.
Eine gleiche Henrath.
Cacus hat ein Weib genommen; die ist ihm an allem gleich :
Häßlich; bösC; faul imd diebisch; geil; versoffen und nicht reich.
96.
Anff Vauam.
Dein Mann; der ist der Finger; Frau Vana; du der Bing;
Schau, das nicht mit dem Ringe wer fölschlich siegeln gieng!
Sechstes Hundert. 545
97.
Von meinen Reimen.
Sind meine Reime richtig?
Sind meine Worte wichtig?
Nur daß nicht beydes nichtig!
Sonst sind sie gar nicht tüchtig.
98.
Der freye und knechtische Wille.
Männer sollen luthrisch glauben; Weiberwollen bäptisch seyn:
Männer solin den Willen binden ; Weiber wollen ihn befre)m.
99.
Uofe-Tugend.
Bey Hof ist alles sonst umsonst;
Die beste Tugend ist die Gunst.
100.
Lachen nnd Weinen.
Das Auge lacht die Wollust an; den öchmertz beweint es drauff:
Durch lachen ietzt, durch Weinen ietzt geht unser gantzer LaufF.
Lop^n. 3«)
546 Drittes Tausend
DESZ DRITTEN TAUSEND
SIEBENDES HUNDERT.
1.
Eine Graß-Krone.
Der sein Vaterland errettet, diesen krönte Rom mit Grase.
Blieb uns auch so viel von grünem , daß man wo zusammen läse,
Was zu einem Krantze notb denen, die das Vaterland
(Sonsten aber nichts davon) gleichwol Hessen, daß es stand?
2.
Ein böse Weib.
Ein böses Weib ist eine Wahr, die deutlich sagen kan.
Was für ein Narr der Käuffer war, der sie genommen an.
3.
Sehnecken.
Solln allererst die Schnecken
Die Hurtigkeit erwecken,
So mustu harren lange;
Sie würcken nach dem Gange.
4.
Dreyerley Glauben.
Der Bapst, der wil durch thun, Calvin wil durch verstehn.
In Himmel aber wil durch glauben Luther gehn.
5.
Gewien.
Wer dieser Welt wil recht genissen.
Der brauche Tück und kein Gewissen.
Siebendos Handert. 547
6,
Lob.
Eines Narrens Probe,
Die besteht im Lobe;
Seine Kunst zu weisen,
Schleust ihn auff das Preisen.
Menschliche Unwissenheit.
Wie sehr der Mensch nach Wissenschafft verborgner Dinge ringt,
So bleibt ihm doch unzehhch viel, davon er sagt: mich dünckt.
8.
Auff Blondnm.
Blondus hat ein Weib gesucht, hat sie endlich auch erkohren;
Als er sie nun hat gehabt, hat er drauff sich selbst verlohren.
9.
Das Schreiben.
Man schreibt auff weisses schwartz; doch bleibt als schwartzmehr
weiß:
Die Schrifft ist gut, die mehr von from- als argem weiß.
10.
Göttliche und christliche Liebe.
Wo es Gottes Liebe meint, wie es Christen-Liebe meint.
Wundert mich, daß einen Blick über uns die Sonne scheint.
IL
Auff Cacalum.
Cuculus, dein liebes Kind, solte diß ein Vogel seyn.
Wäre, wie man meint, daran schwerlich eine Feder dein.
12.
Der SpiegeL
Der Spiegel kan zwar weisen; doch kan er reden nicht;
Sonst bätt er manche Stoltzo im Lrthum unterriebt.
35*
548 Drittes Tansond
13.
Stnnden-Glocke.
Die Glock ist unser Wächter und saget uns die Stunden,
Nicht die, die kummen sollen, nur die, die weg sich funden.
14.
Der Glaube.
Soll ein Liecht recht helle brennen, muß man es zu weilen putzen :
Daß der Glaube recht sich stärcke, kan dasCrcutzihmmercklich
nutzen.
15.
Auf Qnintam.
Quinta ist der Männer Spiegel, nimmet alles Bildnüß an.
Nur daß bey ihr nebst dem sehen ieder auch noch fühlen kan.
16.
Auf Blennmn.
Blcnnus sor[»;t ftir seine Liebste um geschickte Schenck- und Gaben,
Kauft* ihr Bley weiß ; alle Tage muß sie dessen etwas haben.
17.
Von Nummoso und Biboso.
Da Nummoöus sterben solte, liefF er auff den Ober-Söller;
Da Bibosus sterben solte, liefF er nunter in den Keller;
Doch den schwartzen Knochen-Mann hilt nicht auff noch hoch,
noch tieff,
Daß er beyden nicht hinnach, diß er sie erhaschte, liefF.
18.
Grosser Herren biten.
Wann grosse Herren biten, wer deutsch alsdann versteht,
Versteht, daß hier das wollen nur bloß auff müssen geht.
19.
Ein Schein.
Manches, was zum ersten Wein,
Wil zu letzte Threnen seyn.
Siebendes Hundert. 549
20.
Aiiff Mopsnm.
Mopsus hat ein grob Verständnüß, meint; es sey ihm trefflich uützig ;
Dann was tölpisch, tauret lange; stumpff wird ieichtlich; was zu
spitzig.
21.
Weiberhaare.
Wie daß das Frauen voick so lange Haare flihren?
Sie sind der Zaum^ womit der Mann sie kan regiren.
22.
Auff Simonem.
Simon ist zu Feld ein Mann; schade! daß im Hause nicht
Einen Rock er zwingen kan, wie er einen Harnisch bricht.
23.
Der Sacarnm Gewohnheit.
Eh Jungfer mocht und Junggeselle sich weiland bey den Sacis
paaren,
Must eines vor doß andren Stärcke durch einen sondren Kampff
erfahren;
Wer überwand, war Herr im Hause. Bey uns begehren nicht auß
Stärcke
Die Weiber Vorzug, Ilerrschafft, Ehre, vielmehr dieweil sie
schwache Wercke.
24.
Die Gicht.
Was man auch der Gicht immer Schuld gleich gebe,
Ist sie fcchtrisch doch, macht manch Auffgehebe.
25.
Frfihling und Herbst.
Der Lentz kan alles regen,
Der Winter alles legen.
Dein Alte leget dir,
Wächst, Veit, dir was herfttr.
550 Drittes Tausend
26.
An den Leser.
Solin mein Leben meine Keime, wie zu wtintschen, überleben,
Wolstu Leser ihrem Geiste deine Gunst zum Geiste geben.
27.
An Scyllam.
Daß dein Augen, Scylla, blitzen,
Kan noch dir, noch andren nützen;
Leuchte nur und blitze nicht,
Suchstu anders Mannes-Pflicht.
28.
Brant und Bräntigam.
Lieb und Haß bepaart sich, die sich sonst gezweyt:
Liebe zur Gesellschafft, Haß der Einsamkeit.
29. ^
Auf Albidam.
Albida, du warmer Schnee, aber kalte Glut,
Ist dein weisser Leib gleich warm, ist doch kalt dein Mut.
30.
Finsternflß.
Der Monden stellt sich für die Sonne und macht sie finster eine Zeit:
Der Witz, der Gottes Rath wil dämpffen, erstrecket sich noch
lang, noch weit.
31.
Bnler.
Buler sind nicht gute Mahler ; wo die Farben nicht bald blassen,
Siht man sie ein Bild doch selten nach dem Augenmasse fassen.
32.
Die Ticht-Knnst.
Der Tichter Lorbcrbaum pflegt zwar gar frey zu stehen;
Ein ieder mag hinzu nach Lust und Willen gehen.
Der aber fluch ihm selbst, der Blätter denckt zu finden
Und greifft, weil er sie nicht zu finden weiß, nach Rinden.
Siebondos Handert. 551
33.
An den Leser.
Leser, ich wil seyn kein Tichter,
Wo nur du wüst seyn kein Richter.
34.
Sfisses und Bittres, oder der Weg deß Glückes.
Das Glücke weist die Wege gemeinlich unsren Füssen
Durch süsses zu dem bittren, durch bittres zu dem süssen.
35.
Das Reich der Tagend.
Durch das Reich der Tugend
Gilt noch Geld, noch Jugend,
Schönheit oder Würde,
Freyheit oder Bürde;
Wer viel Tugend übet.
Der wird viel geliebet.
36.
Die Neigungen.
Wer ist, den nicht zu Zeiten
Gleich wol die AfFen reiten?
Zum schlissen schadet Eile;
Zum schlissen dienet Weile.
37.
An Panlom.
Paulus ist ein Freund der Welt, aber nur der kleinen Welt,
Wann er sein geliebtes Lieb fest umarmt beschlossen hält.
38.
Regen.
Wen vergleicht man füglich Rosen, Jungfern oder Junggesellen?
Wo die Stachel sich befinden, ist das Urthel hm zu stellen.
552 Drittes Tausend
39.
Gespräche eines Pfarrers nnd Küsters.
Ein Küster sprach: Herr Pfarr, sie bringen eine Leiche.
Der Priester sprach: Wol gut! ists aber eine reiche?
Der Küster sprach : O nein. Der Priester sprach : Dcß Armen,
Dcß hätte sich der Tod noch mögen wol erbarmen!
5 Der Küster sprach: O ja. Der Priester sprach: zu legen
Dem Tode seinen Zoll, ist ieder unter wegen.
40.
Mann und Weib.
Die Weiber sind die Monden; die Männer sind die Sonne;
Von diesen haben jene Nutz, Ehre, Wärmde, Wonne.
Die Sonne herrscht den Tag; der Monde herrscht die Nacht;
Bey Nachte hat das Weib, der Mann bey Tage Macht.
41.
Anff Thaidem.
Thais sagt, daß ihres Liebsten Bildnüß sie im Hertzen trage.
Unterm Hertzen, wil ich glauben; dann so sagt gemeine Sage.
42.
Verdammang.
Daß man uns dem Teuffei gibet, darff sich keiner viel dran kehren ;
Wann wir uns nur selbst nicht geben, kan uns keiner sonst gewehren.
43.
(Gewandelte Frenndscliafft.
Der die Freundschafft auff kan heben.
Hat sie nie recht angegeben.
Der ward falsch ein Freund genennt.
Der sich von dem Freunde trennt.
44.
Wahren der Wollust.
Wer sich nach der Wollust- Wahren als ein Kauffmann wil bemühn,
Wird, wie witzig er gleich handelt, Reue haben zum Gewin.
Siebendes Hundert. 553
45.
Vorlehn.
Wer sich nährt mit Weiber borgen, ob er gleich die Zins abführt,
Muß er dennoch seyu zufrieden, ob man ihn gleich nicht quitirt.
Mancher hat das Glücke noch, daß der Schein nicht aussen blieben.
Daß er ihm an stat Papiers aufF den Rücken ward geschrieben.
46.
Frende.
Weil wir leben, ist die Freud uns zum Leben zwar gegeben.
So doch, daß (wie mancher wil) Freude nicht sey unser Leben.
47.
Vom Cnejo.
Cnejus hat bey seiner Liebsten, die er ihm hat ausserkoren,
Wie er fürgiebt, auß sich selbsten gantz in sie sich hin verloren ;
Wird, wann er sie nun wird haben, sich in ihr wol wieder finden.
Wird auch sie und sich zum andren auch wol mehrmal auß ihr
gründen.
48.
Der Leib nnd sein Schaten.
Deine Charis ist der Cörper; du, Myrtillus, bist der Schaten;
Wie wird aber, wann die Sonne geht zu Bette, dir gerathen?
Nächte haben keinen Schaten ; du hingegen gehst auff Nächte ;
Weil die Nacht deß Tages Schaten, kümmstu so durch sie zu rechte.
49.
Jnngfranen.
Ihr Jungfern, weil ihr seyd der Himmel voll Sterne von so schönen
Gaben,
Wie kümmts, daß sonst der Himmel eine, ihr aber zwo mügt Sonnen
haben?
Die eine, mattet sie die Männer, so soll die andre sie erlaben.
50.
Auff Dradam.
Druda brachte gleich wol Töchter, hatte sie gleich keinen Mann;
Eben darum, weil kein Vater, kamen lauter Töchter an.
554 Drittes Tausend
51.
Grabschrifft eines Artztes.
Hier Hegt ein Artzt; ist todt! der Tod in einem Nu
Schloß, eh er sich versah, die Apothecke zu.
52.
Auf Yitam.
Einem andren abgeliebet,
Einem andren abgediebet,
Einem andren abgelogen,
Einem andren abgetrogen,
5 Einem andren abgeeydet,
Einem andren abgekreidet
Weib, Geld, Gut, Vieh, HüUe, Völle,
Und was sonst erwarb sein Wille:
Diese, seine schöne Habe,
10 Nennet Veit deß Herren Gabe,
Wil von solchem Gott bescheren
Sich mit Gott und Ehren nähren.
53.
Sebnuck.
Weisse Perlen, gelber Hals stehen nicht gar schön;
Weisse Zähne, blaues Maul; wie soUn diese stehn?
54.
Kusse.
Juugfern-Mündchen sind dieMühlen,drauff mansüssenZucker reibe;
Icdcr wil hier seyn ein Müller, daß er Stein auff Stein aujQTtreibo.
55.
Reehts- Verständige.
Es ist daselbst nicht gut, wo viel Juristen leben;
Es muß daselbst viel Zanck und wenig Rechtens geben.
56.
Ein Kech.
Es dient ein schmutzig Koch der Gurgel, die so zart?
Sie schätz ^ schnieckt, nicht, was gcäehen ward.
Siebendea Hundert. 555
57.
Lohn und Straffe.
Besser; Gutes nicht belohnen,
Als deß Bösen wo verschonen.
58.
Die grosse und kleine Welt.
Die Welt ist voller jungen; die Welt ist voller Welten;
Die Mutter luit den jungen mag keines für Gott gelten,
Sind tüchtig nicht, sind nichtig, sind arg und falsch zu schelten.
59.
Stanpen-gesehlagner.
Einem ward ein Tantz mit Ruthen zu der Stadt hinauß gemacht;
Dieser danckte, daß man seiner gleich wol hätte da gedacht.
60.
Ein Untreuer.
Der, der keinem treu wil seyn,
Bild ihm Treu von keinem ein.
61.
Ein Weibling.
Wiewol sich Mann und Weib in einen Leib verleiben,
So darff sich doch der Mann deßwegen nicht verwciben.
62.
Auff Tlirasonem.
Die Sonn ist hoch; dein Lob ist über sie gestellt;
Ja, wann sie sich begiebet hin in die untre Welt.
63".
Anff eben ihn.
Thraso wil, daß seine Thaten sollen weit und breit erschallen,
Da sie hier doch keinem kündig. Dieses ist mir bcygefallen.
Wann er gienge zu der Oder, schriebe drein sein Thun und Wesen,
Würde man hi wenig Tagen solches in der Ost-See lesen.
556 Drittes Taasend
64.
Auf TrnUiuii.
Trullus zeucht sich auß dem Kriege, wil nicht läüger Wache stchn,
Nimmt ein Weib, wird, wil ich glauben, Wache stehen nicht entgehn.
65.
KenscUeit.
Wilstu Keuschheit wol verwahren für verführen, für verletzen,
Darffstu ihr nicht, mustu fleissig deiner Augen Wächter setzen.
66.
Gesnndlieit
Wer am Leibe nicht Gebrechen, im Gemüthe Lüste fund,
Dieser kan sich billich rühmen, daß er völlig sey gesund.
67.
Gefangene.
Schwerlieh theten so viel Schaden, die in Fesseln sind gefangen,
Als die offt auff Stülen sitzen und mit göldnen Ketten prangen.
68.
Grabschrifft eines Beutels.
Hier liegt ein Beutel, der ist tod; die Secl ist ihm entwichen;
Das Leben wird, thu Geld darein, bald wieder in ihn krichen.
69.
Auf Bovinnm.
Bovin ist hochgelahrt; er hat auch alle Winckel
Der Weißheit wol durchsucht; wer sagt es? o, der Dünckel.
70.
Eine Gasterey.
Man lud mich nechst zu Gaste; der Magen gieng mit mir,
Doch war er mir nicht nütze; den Miltz^ den durfft ich hier.
Siebendes Hundert. 557
71.
Worte.
Mancher schreibt mir: freundlich lieber ^ und es bleibt beym
schreiben;
Was der Landsbrauch mitte bringet^ mag man kühnlich treiben.
72.
Bekäntnflß der Sünde.
Das mancher ofFte beicht, geschieht es Andachts wegen?
Zugeben Neuem raum^ ist Altes abzulegen.
73.
Opitzes Oedächtnfiß.
Opitz Grab hat auch Gespäuste; daß ei* kein Poet gewesen,
Wil ich glauben^ wenn man nennet, welcher über ihn zu lesen.
74.
Ein Kamm.
Ein Bley-Kamm schwertzt die Haare,
Doch jungt er nicht die Jahre;
Das Alter kan er lügen,
Hilfft aber nicht zum wiegen.
75.
Uoffarth.
Hoftart wolte Menschen führen biß an Gottes stelle,
Fehlte greulich; von dem Wege führte sie zur Hölle.
76.
Lebens-Wandel.
Wiewol wir haben Fried im Lande, •
Zanckt icder doch mit seinem Stande.
77.
Meine Reime.
Meine Reime bleiben Jungfern, wo nur keiner bey-sich leget,
Der durch eignes böses meinen sie zu argen\ Sinn beweget.
558 Drittefi Tausend
78.
Fremdes 6ut
Es ist nur so bewand:
Was in der fremden Hand,
Das ^1 uns mehr vergnügen,
Und unsrcs wil nicht tügen:
Was uns das Glücke gibt,
Hat andren auch beliebt.
79.
Regiren.
Der kan andre nicht regiren,
Der sich selbst nicht recht kan fuhren.
80.
Auf einei Todgesoffeien.
Der vom Weine gestern tod, ist vom Tode heute tod:
Daß ihm Wein ins Handwerck fiel, hielt der Todt filr einen Spott
81.
Der Benf .
Wer dem, was ihm steht zu, wil rechte Folge geben.
Der muß zum minsten ihm, zum meisten andren leben.
82.
Ulk nd Sekuide.
Wen nicht zum guten zeucht das Preisen,
Treibt nicht vom bösen das Verweisen.
83.
EBrigkeit.
Man kan im ruhn
Doch etwas tfaun:
Man kan im Thnn
Doch gleichwol ruhn.
Siebendes Hnndert. 559
84.
Auf Timacem.
Timax war bey vielen Schlachten; dennoch ist er stets genesen:
Ist zum Treffen immer letzter; erster in der Flucht gewesen.
85.
Von Celso.
Celsus wer gekummen hoch, wann das Sterben nur gethan;
Dann er starb drey Jahr dafür , eh er ward ein Edelpoian.
86.
An den Nasonem.
Naso, dir ist deine Nase stat der Sonnen Uhr bereit:
Wann der Schatten weist gerade auff das Maul, ist Essenszeit.
87.
Anff Vitom.
Veit gieng mit einem Herren schwanger; eh der ward reiff, da kam
sein End;
Ich weiß nicht, ob er diesen Erben auch hat bedacht im Testament.
88.
Die Poeten.
Über seinen Schatten springen,
Kan dem Leichsten nicht gelingen.
Tichtem aber kans gelingen.
Über ihren Tod zu springen.
89.
Von einem Bräntigam nnd Pfarr.
Meine Braut war Jungfer-arm, sagt ein Mann; der Pfarr: welch
Wesen
Treibst du! was zuvor war hier, bringstu wieder her gelesen!
90.
Bathgeben.
Wer Selbsten Witz nicht hat.
Dem dient kein witzig Bath.
560 Drittes Tansend
91.
Anff Nepotem.
Nepos ist ein roher Mensch ^ weiß and helt von keinem schämen,
Pfleget, wil er erbar seyn, einen Mantel um zunehmen.
92.
An einen Henehler.
An dir ist löblich nichts, inn-, aussen, unten, oben,
Bist dennoch lieb und wehrt? du kanst gewaltig loben.
93.
An einen Frennd.
Stock, Honig, Stachel, Bienen: Buch, Keime, Feder, Sinnen;
So werden deine Wercke sich, Freund, vergleichen künnen.
94.
Von meinen Sinn-Getichten.
Chörilus hat sich verbunden, außzustehen einen Streich
Immer und von icdem Verse, der der Kunst nicht fiele gleich.
Ich, was werd ich Streiche leiden! von der Faust gestund ichs nicht,
Aber von der Zung am Rücken, schwerlich gleichwol ins Gesicht.
95.
Anff Schneidnffnm.
Schneiduffus brüllet wie ein Leu,^ist grösser als ein Leu;
Er ist ein Hirsch; wie sehr er tobt, so ist er doch auch scheu.
96.
Uenehler.
V7er nicht höret, hat nicht Heuchler; wer die Heuchler denckt zu
hassen.
Mag zwar ihnen Thor und Thüre, nur nicht Ohren offen lassen.
97.
Dienstbarkeit.
Wer alles thut, was man ihn heist, gestehet unbefragt.
Daß seine Freyhcit nicht sey frey, wie viel er davon sagt.
Siebendes Hundert. 561
98.
Mutter Eya.
Wie Eva durch den runden Apffel zu einer Göttin werden wil,
So düncken noch sich bey Corallen und Perlen manche Weiber viel.
99.
Der Menschen Abfall.
Gott schuff die grosse Welt, der kleinen Welt zu geben;
Gott schuff die kleine Welt, daß sie solt ihme leben;
Da ward die kleine Welt der grossen Welt so pflichtig^
Daß beyde sie filr Gott sich machten schnöd und nichtig.
100.
Die eiserne und die goldene Zeit.
Die eisne Zeit ist unter Leuten^ die göldne Zeit ist bey Gerichten :
Das, was der schwere Pflug erpflüget, geht alles auff Gehorsams-
Pflichten.
Logan. 36
562 Drittes Tausend
DESZ DRITTEN TAUSEND
ACHTES HUNDERT.
1.
Auf SinpeliiUB.
Simpel kau bey keinen Zechen irgend in ihr Mittel kämmen;
Seine Frau hat in ihr Mittel, eh sie ihn nam, wen genommen.
Obrigkeit-Schatz.
Die Vormündschafft der Untren verwalten < Jbrigkeiten :
r>ie müssen sie dort oben zu seiner Zeit verreiten.
3.
Krieg.
Auß Deutschland zeucht der Krieg ietzund in Franckreich hin;
Er wil das deutsche Volck dort auff die mode ziehn:
Doch si»llen nicht die Deutschen wie sonst daiiiir spendiren :
Die Deutschen soUn von ihnen den Sack gevollet tuhren.
4.
Eis Rifh. ^
Buch klimmet her vom Bug und Bogen vou dem bugen.
Wann sie man in ein Buch zusammen pflegt zu fägen.
r»ey Klugeu, du mein Buch, thu willig einen Bog
Und bitte sie um Gunst tilr das, was nicht hat Fug:
j Für deueu beuir dich nicht . die von den s:'>l3en Winden
IVr groben Dunckelev sich strotz- und trotzis: finden.
5.
Auf BaMiB.
Baldus führet alle Sachen, die er tuhret. aufis verschieben,
Wil sie ber dem Wek4.Terichte dann anff einen Tag anßaben.
Achtes Hundert. 563
6.
Auf Cflabriim.
Glaber liebet gerne junges, aber nicht den jüngsten Tag;
Diesem ist er so gehässig; daß er ihn nicht glauben mag.
7.
An eine Fürstin.
Heldin, soll ich Euch beschreiben und der Kürtze mich bescheiden?
Nichts ist an Euch, muß ich sagen, das nicht gleichen ist zu neiden.
Eben von I. F. G.
Momus sah nechst unsre Fürstin, rauffte drauff sein Haar,
Daß er kunte nichts ergründen, was zu tadeln war.
9.
An eine fürstliche Wittib.
Fürstin, ob die Tugend Euch, oder ob Ihr sie gelehret.
Zweiffeit der, der Euer Thun siht und solch Verständnüß höret.
10.
VÄter, Patres.
Es hat ietzund viel Patres,
Vermutlich auch viel Matres.
11.
Die Welt ein Bnch.
Die Welt, die ist ein Buch, ein ieder eine Letter;
Die Länder sind der Bund: die Zeiten sind die Blätter.
Li diesem fiiidt man mehr bethört als kluge Sachen;
In diesem fiudt man mehr zum klagen als zum lachen;
In diesem findt man mehr zu meiden als zu üben ;
In diesem findt man mehr zu hassen als zu lieben.
12.
Von meinem Bnche.
Sind in meinem Buche Possen,
Die dich, Leser, wo verdrussen?
Ey, vergünne mir zu schreiben.
Was du dir vergünst zu treiben.
36 ♦
564 Drittes Tausend
13.
Cfemischter Wein.
Wie Natur und Kunst sich paaren,
Hat man neulich hier erfahren.
Nämlich: Wein und Brandtewein
Künnen auch wol ehlich sejn.
14.
Eine missi^ Herrschafft.
Da niemand thun mag, was er wil, da geht es zu geschwinde;
Da ieder thun mag, was er wil, da geht es zu gelinde.
15.
ReichthiUB.
Eines ungerechten Erb oder selbst ein solcher Mann
Oder beydes auch zu gleich ist, wer Beichthum sammlen kan.
16.
Gelehrt
Wann einer meint, er lerne noch, so kümmt sein Witz en^or;
Wann einer meint, er sey gelehrt, so wird er ietzt ein Thor.
17.
Die Gedeick-Knst.
Die Kunst, die dencken lehrt,
Wird nicht gar hoch geehrt;
Kunst wird vielmehr geehrt,
Die das Vergessen Idurt
18.
Anweisug der Katir.
Wer der Natur Laterne
Geht nach, irrt selten ferne.
19.
Drer W.
Würffei, Weiber, Wein
Bongen Lmt and Pein.
Achtes Hundert 565
20.
Die Element
Wieviel sind Element? Man sagt von vier-, auch zweyen;
Nein, fiinffe; denn das Gold wil auch sich drunter reyen.
21.
Schencke nnd Sänffer.
Der Schencke schencket ein
Das Wasser, doch mit Wein;
Der Seu£Pzer seufft es ein,
Macht Wasser nur vom Wein.
22.
Anff Priscam.
Deine Schönheit liegt am Laden, gar nicht, Prisca, in der Küste ;
Was man siht, das ist das beste; mit dem innren steht es wüste.
23.
Die Liebe.
Die Lieb ist wie der Schwalben-Eat ;
Verblendet, wen sie troffen hat.
24.
An Nigrnm.
Was ihr, Hebreer, schreibet, das liest man hinter sich;
So muß man, wann du redest, verstehen das und dich.
25.
Anff Enclionem.
Euclio fand in der Biebel: gebet, so wird euch gegeben!
Wird gegeben, war ihm lieblich; Gebet, war ihm gar nicht eben.
26.
Anff Clansnm.
Clausus hält, was er verspricht:
Gibt es nun und nimmer nicht.
066 Drittes Tansend
27.
HOfligkeit.
Die Höfligkeit ist Gold; mau hält sie werth und theuer;
Doch hält sie nicht den Strich , taug weniger ins Feuer.
28.
An einfen Ungenanten.
Wie nenn ich dich dann recht; wann ich dich nennen muß?
Du heissest wie das Bild^ das dort Aaron guß.
29.
fifiitige Männer.
Da Adam noch in Unschuld war, da folgt er semem Gaten;
Was wunder, daß die Männer ietzt, was Weiber wollen, thaten.
30.
Anff Pntam.
Puta kan die Kunst zu tadeln; alles wird von ihr veracht;
Andre ktinnen Kunst zum spotten, und ihr tadeln wird verlacht.
31.
Die Pennal.
Die mit Federn gehen um, woUn sich viel nicht schmügen;
Schmügen steht nicht Vögeln zu ; Vogel wollen fliegen.
32.
Verdiente Diener.
Mahler, wann der Pensei alt, werffen ihn zur Seite:
Alte Diener liebt der Hof, wann sie in der Weite.
33.
Jungfrauen.
Jungfern- Volck sind solche Vogel: wer mit ihnen umgegangen.
Weiß, sie sind wol erstlich wilde, lassen sich doch letzlich fangen.
34.
Lang nnd knrtz.
Langer höhnte Kleinem; diesem sagte Kleiner:
Da ich ward gezeuget, war dabey nur einer.
Achtes Hundert. 567
36.
Tittel.
Taback und Tittel-Brauch
Sind beyderley nnr Bauch.
36.
Das andere Weib.
Viel Heber pflegt die ander als erste Frau zu seyn;
Das macht; es ist die erste nichts mehr als Asch und Bein.
37.
Henrathen.
Wer Weiber kauffen soll,
Der kaufft gemeinlich wol,
Wann er kaufFt nach Gerüchte
Und nicht nur nach Gesichte.
38.
Anff Tussinm.
Tussius saß in der Bnhlschafft, wariF herauß die grösten Flecke,
Sagt: es war ein Zahngewässer, weil er etwas gutes schmecke.
39.
Kleider.
Wann die Hure, wie die Frau, hat ein gleiches Kleid,
Hat die Schande von der Zucht keinen Unterscheid.
40.
Steuer.
Erwerb kiinimt ein mit Untzen; die Steuer geht mit Pfunden;
Mich wundert, wie die Leute bey solcher Last bestunden!
41.
Anff Parcnm.
Parcus hat sonst keine Tugend, aber Gast-frey wil er seyn;
Lässt, damit er diß erlange^ keinen in sein Haus hinein.
568 Drittes Tansend
42.
Anff Plntnni.
PlutuB hat gar schöne Gaben;
leder wil sie von ihm haben;
Kan sie^ wann er wil, verschencken,
Pflegt sich aber zu bedenckei).
43.
Anff Lneam.
Mit dem Zucker süsser Worte
Zahlet Lucs an allem Orte.
44.
Etliche Wnntsche an eine DnrcUanchte Person, nnter dem
Namen etlicher Tugenden in einem Spiel fOrgestellt.
Erfahrenheit.
Die Ihr bißher, o Fürst, bey vielen langen Jahren
Der Zwietracht bittre Frucht, sonst wenig Heil erfahren.
Erfahrt hinfUro nichts, als was Euch wol vergnüget.
Und was mit Eurem Wuntsch sich lieblich eint und füget!
45.
Einigkeit
Die Einigkeit, o Herr, der Grund zu hohen Häusern,
Muß aussen nimmer Euch, noch innen sich enteusem^
46.
Hoffiinng.
Held, was Ihr fUglich hofft;, das muß Euch nimmer fehlen;
Was Euer Fürsatz wehlt, muß auch der Außgang wehlen!
• * .
47.
Olanbe.
Deß Glaubens eigner Zweck, der Seele reiches Heil,
• Der Segen in der Welt, sey, Hertzog, Euer Theil.
Achtes Hundert 569
48.
Fiirsichtigkeit
Die Fürsicht ist gar gut; doch wer kennt alle Tücken?
Sich müsse Tück und Tnig, Herr, Euch zun Füssen bücken!
•
49.
eottliche Liebe.
Die Liebe, Fürst und Herr, die wir vom Himmel haben,
Die wohn Euch reichlich hej mit ihren edlen Gaben!
50.
Christlielie Liebe.
Niemand wird was bey Euch von Christen Liebe missen;
Ihr müsset, treuer Printz, so reiner Treu genissen!
51.
Anffrichtigkeit.
Was niemand sonst gewüntscht, und was nur zu begehren.
Daß woU Euch, hoher Fürst, der Höchste stets gewehren!
52.
Uneinigkeit.
Ich bin zwar ietzo hier; doch komm ich her nicht mehr;
Ich wüntsche, daß man mich noch seh, noch weiter hör!
53.
Aoff Marcom.
Man hat dir alles Gut genommen, wie das denn du noch bist genesen ?
Man hette dich wol auch geraubet, wenn, Marx, an dir yrsCb guts
gewesen.
54.
An eine DnrcUauckte Person.
Die menge macht mich arm; ich kan nicht Zierden haben,
Zustreichen zierlich auß die Unzahl Eurer Gaben!
55.
Bath.
Wo Rath nicht wird gehört, wo Rath nicht Folge hat,
Allda ist gar kein Rath der allerbeste Rath.
570 Drittes Tausend
56.
Befestigniig.
Unsre Festungs-Berge sinckBn;
O, ich ließ michs wol bedüncken,
Da ich hört und kunte schauen
Thren- und Seuffzen drein-verbauen;
Erdenbau kan übel längen^
Drein sich Wind und Wasser mengen.
57.
Reim««
Ich pflege viel zu reimen; doch hab ich nie getraut
Was bessers ie zu reimen als Bräutigam auff Braut^
Als Leichen in das Grab, als guten Wein in Magen^
5 Als Gold in meinen Sack^ als Leben ohne Plagen^
Als Seligkeit aüflF Tod. Was darflF ich mehres sagen?
58.
Wein nnd Cficht.
Schick mir auß dem Pferde-Brunnen, Fürst Apollo, eine Flasche,
Daß ich mir zu guten Reimen meine Sinnen tüchtig wasche;
Dann ich kan nicht reisig kummen auff dem blancken Tichter-
Pferde;
Gicht die hat mich außgestiefelt, daß ich ietzo Spom-loß werde.
59.
Von meinen Reimen.
Leser, das du nicht gedenckst, daß ich in der Reimen-Schmiede
Immer etwa Tag flir Tag, sonst in nichts nicht mich ermüde!
Wisse, daß mich mein Beruff eingespannt in andre Schrancken;
Was du hier am Tage sihst, sind gemeinlich Nacht-Gedancken.
60.
Entlehnete Weiber.
In Pegu^borgt man Weiber um ein gewisses Pfand;
Wie mancher wüntschte borgen auch her in unser Land!
Achtes Hundert 571
61.
Anff Bonosnm.
Bono'sus ist ein Stücke
In grosser Läng und Dicke;
Das ladet man mit Speise
Gemeinlich Centner-weise;
Stöst Wein mit Wein zusammen,
So speit es dicke Flammen;
Zwar niemand wird gekräncket,
Nyr jämmerlich bestäncket.
62.
Poeten-Krone.
Wo nur bloß die Lorber-Kron
Ist gelehrter Arbeit Lohn,
Ist kein Wunder, daß Poeten
Stecken offt in etwas nöthen.
63.
Anff Vetnriam.
Veturia rufTt ihrer Jugend mit seaffzen, wann sie an sie denckt;
Sie aber fleucht ie mehr zu rücke, weil jen im seuflFzen etwas stänckt.
64.
Lnst nnd Schmertz.
Freud und Leid sind Eeise-Leute, ziehen immer auß und ein;
Doch wil dieses immer länger, jenes ktirtzer bey uns seyn.
65.
Von meinen Reimen.
Wer, was Himmel hat, sol schreiben, muß dazu den Himmel fühlen ;
Ich muß nahe bey der Erde mich durch Gicht gefasselt fühlen.
66.
Von Umbrone.
Was Umbro schreibt, das schreibt er Menschen, die noch zur Zeit
nicht Menschen sind ;
Er schreibt vielleicht für keinen Alten; er schreibt vielleicht nur für
ein Kind.
572 Dritt« TftueBd
67.
Failheit
Wir sterben uns uns selbst vor ab ftlr unn-em sterben,
Wann Graben, die in uns, onaaßgeübt yerterben.
68.
Der wolthitige Gott.
Gott machts g^t und böse ¥rir;
& braut Wein, wir aber Bier.
69.
PUiderey.
Wo kein Brunn, da kans nicht flissen;
Wer viel redet, mnfi viel wissen.
Veit sagt viel, weiß nichts; er flicke,
Dünckt mich, Lügen für die Lücke.
70.
WoUnat
le seltner man der Lust geneust,
le mehr sie nachmab lieblich fleust:
Petulca hälts für keine Lust,
Wann Lust nicht hat die Lust zur Kost
71.
Ehestand.
Zwar ein Fleisch werden wol deß Mann- und Weibes Leib^;
Doch werden nicht zwey Mann und weniger zwey Weiber.
72.
Jungfern- WuBtscb.
Daß die Märter-Ej'on, die Haube, Charitea hat erworben,
Daß als eine keusche Jungfer sie zu einer Frau erstorben,
Hörte Chloris, seuffzte hertzlich: Wolt ich dodi für meine Sünden
Auch wol mich, wann GOTT nur wolte, mit dem «sterben abefinden !
Achtes Hnndert. 573
73.
Aoff Selmaiiboiiem.
Von Faust ist Schnaubo faul, doch rüstig in dem Sinne;
Ein Hertze hat er wol, doch wenig Hertzens drinne.
74.
Hofe-Wopte.
Wer geschmünckte Worte gibt, ist nur Freund von Angesicht;
Denn das Hertze liegt verdeckt; darff also der Schmüncke nicht.
75.
Äpffel.
Viel Obst ist ungesund; wir keuen alle dran,
Was eines Apffels Kost fUr Leid uns angethan.
-76.
Anff Möllern.
Dein Weib ist dir kein Weib, und du bist ihr kein Mann;
Wie daß, das Er nicht ihr,' Sie dir gewachsen an?
77.
An eine fOrstliclie Person.
Fürstin, der Euch denckt zu preisen unter denen, die Euch kennen,
Muß die Schuld uothwendig haben, daß er nicht kunt alles nennen;
Wer Euch wil bey denen loben, die vorher nichts von Euch wissen,
(Derer wenig ich vermuthe), wird den Glauben müssen missen.
78. .
Lob.
Wer zu loben von viel Sachen,
Da wil Lob sich schwerer machen
Als bey dem, wo nichts sich weiset.
Das man füglich rühmt und preiset;
Denn dort mangelts an den Worten,
Die man darflF zu soviel Orten;
Hier ermangelts an den Dingen,
Daß man bloß muß Worte bringen.
574 Drittes Tavead
79.
fieirittliMlakei.
Der den ledern Beutd häier ab d» Gk>ld im Beutel sdifttzt,
Der taug lun, wo man nach Wortzeln auff Antycir abenetEt;
Der deß Leibes Zierden putzt, last den Sinn im Kote li^en^
Dieser kan zum Königreich unter allen Narren tfigen.
80.
Bieher-ZuuMr.
Hier ist ein ApotheckC; darinnen rechte Sinnen
Sich an Gesundheit bessern , filr Eranckheit fiisten künnen.
81.
Cmvendübit.
Wer sich überall siht gerne, wer ach nirgend nimmer schämt,
K an demGlUcke sich bequämen,wannGl Qck ihm sich nicht bequamt.
82.
Vom FrUlng Ammo l«d2.
Dieser FrOhling ist gar kalt:
Welt wird nun zum bulen alt.
83.
Auf Vuta.
Vanus gehet auff den Wolcken hoch erhöht durch hohe Thaten;
O, daß nicht durch seine Schwere Wolcken in den Bruch gerathen!
84.
EkesUid.
Ein grüner Mann, ein rothes Weib, die färben wol zusammen;
Sie sind geschickt, im Wasserbau zu ziehen wol die Rammen.
85.
Auf SibmissaM.
Submissa sucht ein schnödes Geld durch gar ein schändlich Leben,
Meint: sej es schändlich gleich Tcrdioit, sejs ehrlich doch gegeben.
Achtes Hundert. 575
86.
Änff Cajam.
Caja lest anß einer Schüssel unterschiedne Vogel nissen;
Dennoch hat man nie gehöret, daß sie sich noch ie gebissen.
87.
Spanien.
Spanien liegt wie ein Seugling an der Ost- nnd Westen-Brust
Indiens; saugt Gold; was Leute betten gerne diese Kost!
88.
Die Zunge.
Eine Brück ist auffgebauet, drüber bringt man in die Stadt
ThierC; Fische, Vögel; Früchte, was man kaum zu nennen hat;
Dieses nicht; sonst aber manches; kümt zu rücke durch das Thor;
Doch nicht; was das Auge sihet; sondern nur vernimt das Ohr.
Für die Brücke; fUi' die Wahren wil der Bauherr keinen Zoll, 5
Ausser daß man seiner Güte hertzlich immer dancken soll ;
Einer thut es kaum von Zehnen ; fluchen mehr und lestern eh;
Er ist gütig; strafft nicht balde; endlich doch folgt ewig Weh.
89.
Stanun-Bnch.
Freund; ich soll dir auff Begehren etwas in dein Stamm-Buch
schreiben:
Stets solst du in meinem Sinne; mich laß stets in deinem bleiben.
90.
Waffen nnd Sehrifften.
Eisen schützet zwar den Mann,
Wann Gewalt ihn sprenget an;
Aber weder Schild noch Degen
Ean der Zeit sich wiederlegän.
Wann der Zeiten scharffer Zahn 6
Kluge SchrijBTten fasset an,
Dörffen sie sich ihm mit lachen
Sonst mit nichts entgegen machen.
576 Drittes Tausend
91.
Pappier«
Witzel wird mir Schuld beymegsen; daß ich schreib auff Lumpen
PoBsen;
Besser^ das Pappier verschrieben^ als beym Pferdefang yerschossen.
92.
Auff Fastnm.
Du machst dich; Fastus^ groß; ein ieder acht dich klein;
Die ElC; die dich misst; wird deine ^ mein ich , seyn.
93.
Hosen.
Man sagt; das weit an Hosen bleib immer oben stehn;
letzt siht man Hosen weiter um Bein als GHirtel gehn.
94.
Unrecht Cfnt.
Rapax lasset seinen Kindern grosse Güter; seine Seele
Wird hingegen Erbtheil haben in deß Plutons finstem Hole.
95.
Auff Bnneam. ^
Buncus ist gewaltig starck; gebe Bauren grossen NutZ;
Künten ihn zum Hebelbaum brauchen für das gröste KJotz.
96.
Artzt-Wasser.
Artzte bauen ihre Mühlen an die Menschen-Flüsse;
Selten sind sonst Wassermühlen; die man so geniesse.
97.
Küssen.
Wer küssen wil; küß auff den Mund; das andre gibt nur halb
gemessen ;
Gesichte nicht; nicht Hals; Hand; Brust : der Mund allein kan wieder
küssen.
Achtes Hundert. 577
98. •
Unglficke.
Wen das Glück in Rücken schlaget; dieser ist kein Mann;
Wer ihm nur entgegen stehet^ geht es minder an.
99.
WoUust.
Wer der Wollust sich lehn t au ß, wird er nicht umsHauptgut kummen^
Wird er Kranckheit haben doch stat der Zinsen eingenommen.
100.
Hoffart.
Pracht
Macht
Acht.
Logaa. 37
578 Drittes Tausend
DESZ DRITTEN TAUSEND
NEUNDES HUNDERT.
1.
Arbeit und Fleiß.
Die Welt ist wie ein Kram, hat Wahren gantze Hauffen;
Um Arbeit stehn sie feil und sind durch Fleiß zu kanffen.
2.
Gerfiebte.
Wer Gerüchte vom Geruch nennen wil, wird wenig fehlen;
Beyderley, wanns nicht recht gut, pflegt die Sinnen fast zu quälen.
3.
Ein redlieber Mann.
Sein Ruhm, der kan bestehu; und sein Gerücht ist acht,
Wer dieses sagt, was wahr, und dieses thut, was recht.
4.
Selb-Betrng.
Man sagte: du Betrieger! das wolte Frantz nicht leiden;
Man sagte: deiner selbsten; da must er sich bescheiden;
Den Selb-Betrug zu zeichnen hat Welt nicht so viel Kreiden.
5.
Gelegenheit.
Kleiner Anlaß macht groß Wesen ; Glaucus sah mit halben blicken
Eine Magd, der must er folgends für zwey Leiber Speise schicken.
6.
Verstand.
Witz, die nur auflF Vorthel geht, ist nicht Witz, sie ist nur Tücke;
Rechte Witz übt nur, was redlich, weiß von keinem krummenStücke.
Neundes Hundert. 579
7.
Der Nisa Ehestand.
Nisa nam ihr einen Mann. Nein^ man sagt; sie melde^
Daß sie habe keinen Mann : einen Sack mit Golde.
8.
Von Mopso.
Mopsus war ein guter Wirth, baute wol sein gutes Feld,
Aber nimmer trug es was; nimmer hatt' er etwas Geld;
Endlich ward die Sache kündig; (keine Deube bleibt verholen!)
Daß der Pflug, damit er pflügte, sam den Pferden war gestohlen.
9.
Anff Corinnam.
Corinna hat den Mann zwej Jahr lang nicht gesehen
Und brachte doch ein Kind? durch Wechsel ists geschehen.
10.
Fenersbrnnst.
Daß mein Hauß zu Asche worden, bringt mir darum nicht Verdruß,
Weil auch ich, der Wirthzuni Hause, kürtzlich Asche werden muß.
11.
Deutsche Sprache.
Was hilifts, daß deutscher Mund das Deutsche redet rein,
Hingegen wann der Sinn gleich wol wil grichisch seyn?
12.
Von Cajo.
Cajus hat ein zierlich Weib ; was nur ist von ihr die Sage,
Daß sie iede Woch im Jahr feyret sieben Fejer-Tage?
13.
Anff Dentatnm.
Deine Zähne, deine Zehen sind, Dentatus, Spießgesellen;
Fenen endern die zu gute balde nicht die Essen-Stelle.
37 ♦
580 Drittes Tausend
14.
Der Magen.
Unsre Magen sind wie Gräber, drein wir manchen Leib begraben ;
Was ists wunder, daß von Todten wir den Tod zum besten haben.
15.
Der Bauch hat nicht Ohren.
Der Bauch hat kein Gehöre; das ist zu viel gesprochen!
Lucina Bauch hat Ohren ; erwarthe nur zehn Wochen.
16.
Auff Spadonem.
Du bist kein Mann; du bist kein Weib; du bist ein solches Ding,
Darüber Mann, darüber Weib lacht, wenns ftirüber gieng.
17.
Ungleiche Henrath.
Der Junge nimt die Alte, damit er habe Kost;
Die Alte nimt den Jungen, damit sie habe Lust.
18.
Auff Grseam.
Grseaist gautz überhäßlich; drum sie dann auch fromm verbleibet,
Wo sie nur nicht mit Gedancken, wie man sagt, den Ehstand treibet.
19.
Eine Haube.
Alsbald die Haube deckt das Haupt, entdecken sich die Sinnen,
Die nicht, wie wann sie Jungfern sind, die Weiber bergen künnen.
20.
Die Liebe.
Was ist die Lieb? es ist die Lust zu dem, das uns gefeilt;
Das macht, daß mancher mit der Magd mehr als der Frau es holt.
21.
Blosse Brüste.
Weiber, die die Brüste blossen, sind von oben aller Leute
Das, was unten bleibt den Männern (mancher zweiffeit) zu der
Beute.
Neundes Hundert. 581
22.
Reiche Weiber.
Weiber, reich von Hirne,
Weiber, schön von Stime,
Überwegen Lasten
Aller vollen Kasten.
23.
Kflsse.
Küssen ist ein Kammer-Bothe, der uns auiF das Küssen rufft;
Sagt er nicht, was man begehre, last er fühlen, was man hofft.
24.
Anff Floridam.
Florida, dieweil sie schön, meint sie, daß ein eintzler Mann
Ihrer Schönheit nicht sey werth, beut der gantzen Welt sich an.
25.
Die Ennst.
Wo hat die Kunst ihr Haus? Der Kunst ihr Haus ist rund.
Steht allenthalben so, daß Sonne drüber stund.
26.
Ein langsamer Tod.
Der ärgste Tod ist der, der gar zu langsam tödtot;
Die ärgste Noth ist die, die gar zu lange nöthet.
27.
Auff den Säuffer Bonosom.
Bonosus ist ein Fleischer; das Glas, darauß er tranck.
Dran hübe sich ein andrer, der nicht ein Fleischer, kranck.
28.
An eine Ffirstin.
Fürstin, Euer Lob zu schreiben werd ich mich vergebens üben;
Euer Thun wird, wie man mercket, von der Ewigkeit beschrieben.
584 Drittes Tausend
42.
Alt, Jung.
Besser als ein junger Alter ist ein alter Junge^
Weil es selten einmal jenem ^ diesem offt gelange.
43.
Der Lorberbanm.
Zeus trifft nie den Lorberbaum mit den dreygeeckten Keilen;
Aber die, die dieser krönt, trifft er offt mit Armuths-Pfeilen.
44.
Oesebenckt Leben.
Wer im Kriege seinen Feind bittet um sein Leben,
Dem wird Leben nicht so wol als der Schimpff gegeben.
45.
Von meinem Baebe.
Wil der mein Buch nicht lieben,
Der beßres hat geschrieben,
Wil der mein Buch vernichten.
Der mehres kunte tichten.
So laß ichs so geschehen.
Doch wird man auch wol sehen,
Daß mancher etwas ärgers
Geschrieben, mancher kärgers.
46.
Ein Unmensch.
Dem kein Unfall nie stieß für.
Dieser ist ein Wunder-Thier.
47.
Auf Apitinm.
Apitius, dein Hunger ist grösser als dein Bauch;
Der Bauch wil nicht alleine, die Augen wollen auch.
Neondes Hundert. 5g5
48.
Die Onrgel.
Wir fressen manches Thier,
Das grösser ist denn wir;
Wir dürffen einen Baum
Von drey vier Elen kaum;
Noch ist kein Land genug; 5
Das unsre Kost uns trug;
Man muß sie suchen her
Durch alles Land und Meer^
Da doch für unsrer Thür
Ist Nothdurfft und Gebühr; to
Das macht der Gurgel KlniFt;
Die stets nach mehrem rufFt.
49.
An eine Fürstin.
Die Welt, die hat den Ruch; hier haben wir die Blum;
Diß Land hat, Fürstin, Euch; die Welt hat Euren Ruhm.
50.
Von der Pnllä.
FuUa hat in schwartzem Tuche bey drey Jahren zugebracht •
Um den Mann ; verstehts nur eigen ! dieses Tuch, das war die Nacht.
51.
Aiiff Clajam.
Gott nam, sagt Claja, meinen Mann;
Der Herr hat alles wolgethan.
Der einen frischen geben kan!
52.
Ehe-Wontseb.
Spanne meinen schwachen Mann, spann ihn auß, o Himmel, doch!
Seuffzet Moeris, und ihr Mann: Himmel, ach zerbrich mein Joch!
53.
Von Line.
Wann ins Wein-Haus Linus geht, solt er in das Bein-Haus gehn ;
Drauflf so wolte seine Frau nie durchs Tantz-Haus stille stehn.
586 Drittes Tausend
54
Auf Tetnmi.
Du bist ein feines Kind; hengst an Erynnis Brust;
Deß Neiders blaue Milch ist; Tetrus; deine Kost.
.55.
Jadas-Koß.
Wer mich grUst mit Judas-Küssen;
Mag nach seinem Willen grüsseu;
Wird wie Judas ehstes büsseu;
56.
Vermeinter Friede.
Wie sicher sind wir doch; als wann wir Friede betten!
Wir gehn in vollem Sprung und unser Heil an Ketten.
57.
Ein gezfichtigtes Weib.
Wann der Klöp£fel schlägt die Glockc; gibt es einen lauten Hall;
Wann der Mann das Weib casteyet; gibt es einen weiten Schall.
Diese GlockC; wann sie klingt; klingt sie meistens zu dem singen;
Selten aber; wann sie klibgt; wil sie zum Gebete klingen.
58.
Ein nengebomer und bald verstorbner Printz.
Unser Printz starb; kaum geboren; weil an ihm war so viel Himmel,
So gehört er nicht herunter in das freche Welt-Getümmel.
59,
Die gefangene Geilheit.
Seither der Geilheit Nest ward so mit Band verbunden;
Seither ward arge Brunst nie frey- und offner funden.
60.
Der Weiber Verschwiegenheit.
Weiber gehn mit Heimligkeit zur Geburt auff* alle Stunden;
Was sie bringen; lieget frej; nie in Windeln eingebunden.
Neondcs Hundert. 587
61.
EntbUste Brfiste.
Jungfern, die die Venus Hügel blösen unverholen,
Blasen zu dem Liebes-Feuer iedem auff die Kohlen.
62.
Von eben denselbten.
Ihr stellt das weisse Milch- Geföß, ihr Jungfern, an den Tag;
Ihr bettet gerne Milch darein und, was sie trincken mag.
63.
Ein andres.
Der jüngste Tag ist nicht mehr weit, weil, was verborgen lag,
(Deß Brust-gewächses Zwillings-Frucht) kümmt alles an den Tag.
64.
Äpffel.
Zuckeräp£fel sind zum schälen in gefärbtes Wachs bekleidet;
/ Evenäpffel sind zum locken ofFt mit Bleyweis überkreidet.
65.
Auff Rosellam.
Bosella, o du schöne Rose,
Ein Wurm ist in dir; das ist lose!
66.
Tadler.
Wer mich tadelt, gibt zu kennen, daß was gutes an mir sey;
Sonst) wer nichts ihm dran gelegen, dürflfte keiner Tadeley.
67.
Zunder der Hoffari
Was reitzet ims zur Ho£fart an? der Leute Heucheley,
Die alles preisen, was wir thun, es sey gleich, wie es sey.
68.
Überflnß.
Der Überfluß hat keinen Feind, der ärger sey als er;
Er last nicht nach, biß über sich den Mangel er führt her.
588 Drittes Tansend
69.
An einen Frennd.
Indem ich^ Freund^ dich liebe, so zahl ich etwas wol;
Ich zahle ; was ich zahle ; doch nimmer , was ich soL*
70.
Begr&bnfiß im Wein.
Wer in den Wein begraben liegt, wann der soll aufferstehn,
Muß offt, eh er gen Himmel taug, zuvor zu Bade gehn.
71.
Der Wein von sich selbst.
Man lacht mich lieblich an, man nimt mich willig ein ;
Geh unten ich gleich zu, bald wil ich oben seyn.
Wann ich nun also trau und wil recht ein mich reiben,
So pflegt man mich herauß für Sau und Hunde treiben.
72.
AnlF Cilancnm.
Um einen Sack voll Geld nam Glaucus, wie ich meine.
Sein außgefleischtes Weib, den alten Sack-voll Beine.
73.
Venns in der Muschel.
Venus ward auß einer Muschel, wie man schreibet, hergeboren;
Für den Schmuck hat Frauen-Zimmer Perlen darum außerkohren.
74.
Ein andrer Ursprung der Venns.
Satumus schniet dem Coelo auß und warff es in das Meer;
Vom Schaum, der auß dem Wurff entstand, da wuchs die Venus her.
Daher kümts iauch, daß Venus nun den Vater also liebt.
Dem ihr .zu gunst das Weiber Volck sich auch so gantz ergibt.
75.
Bnchdrncker-Knnst.
Weil das nütze Bticher-pregen unser Deutschland uns geschenckt,
Ist es. billich, daß für andrem Deutsches man zum T>ruck erdenck^
NenndeB Hundert. 589
76.
Ciasterey.
Dieses Mahl gefäUt mir wol, drauff sich frischt and speist
Nicht nur unser Aug und Leib^ sondern auch der Geist
77.
Weibes-Volek.
Pflegt ein gantzes Meer voll Lust von den Weibern her zurinnen^
Dünckt mich gleichwol immer auch^ daß viel Wunder spielen
drinnen.
78.
Weiber.
Muß man, Weiber zu emehren, bey dem Tage sorgen pflegen^
Ey, so künnen dann bey Nachte diese jene nieder legen.
79.
Auf Gorninm.
Cornius hat auif dem Haupt einen unbenanten Schaden;
Weiland in Cerastia waren Männer mit beladen.
80.
Artete.
Auff das Wirthshaus unsrer Seele sollen Artzte Sorge tragen;
Lieber als auß ihrer Küche speist beym Becker sich mein Magen.
81.
Christen-Tod.
Das Leben nicht; die Sterbligkeit
Legt ab, wer wol stirbt vorbereit
82.
Anff Tenebrionem.
Man soll dir die Nativität; Tenebrio, außrechen.
Zu rechnen^ wer dein Vater sey, das wil den Kopff zerbrechen ;
Wann, wo, auß wem du wordest jung,da8 kan man noch wol sprechen.
590 Drittes Tausend
83.
Viter.
Man gibt den Geistlichen gemein der Väter Namen ;
Nur daß nicht leichtlichen an Tag die Kinder kamen.
84.
Gleiche Ehe.
Die Mutter ist ein Narr; der Vater ist ein Thor;
Ejy welch ein lustig Stamm scheust hier so schön hervor!
85.
Anff Corbatnm.
Die Liebste lebt in dir; nun ist sie dir gestorben;
Ein andrer hat sie ihm zum Leben auch erworben.
86.
Der Neid.
Der Neid ist grösser als wol das^ worüber wir uns neiden;
Wir sind vielmehr zu jener Lust als diesem Wust bescheiden.
87.
Jagend.
Junge! Junge! Junge! Junge! schreyet aller Weiber-Scha^tr.
Wann doch einer einmal käme, welchem weder Zeit noch Jahr
An dem jung seyn etwas thäte! thäten es die Jahre nicht,
Würd er doch durch stetes brauchen mehr als Jahre hiugericht.
88.
Freandes-Hfilffe.
Dancke Gott, wer Hände hat, daß er sich kan selbst versorgen!
Der, der selbst nicht Hände hat, kriegt sie nirgend wo zu borgen.
89.
Hofe-Lente.
Mancher ist bey Hof ein Herr, tüchte Bauern nicht zum Scholtzen ;
T^er daselbst die Pferde putzt, ist der stöltzte von den stoltzen.
Nenndes Hundert. 591
90.
Anff Marcnm.
Marcus kunte baun ein Haus
Auff von Grund und auß und auß :
Kalck; der schwiert ihm auß der Haut;
Lenden ist der Stein vertraut;
Nägel stehn ihm fUr der Hand; 6
In der Blase führt er Sand;
Weil im KopflFe Schiefer steckt;
Hat er auch, womit er deckt;
Höltzern ist sonst sein Verstand:
Hat so alles bey der Hand. lo
91..
Feile Ämter.
Wer die Amter kaufft um Geld, diesem ist ja nicht benummen.
Daß er Recht zu Marckte führt; seinem Schaden fürzukummen.
92.
Besoldungen.
Mau lasse den Beamten begnügten Sold außzehleO;
So müssen sie sejn redlich; so dürffen sie nicht stehlen.
93.
Uofe-Diener.
Was muß doch manchen Tölpel so werth bey Hofe machen?
Man kan nicht alles mercken; o£E% sind es Kammer-Sachen.
94.
Fremde Hiilffe.
Man solt uns HüliFe thun. Da nam man ein Gebieß;
Das man in unser Maul; uns zu beschreiten; stieß.
Man riet uns hin und her; man ließ uns keine Ruh
Und sagte; daß man uns riet unsrer Wolfahrt zu.
Die Wolfahrt, die es war, die war also bewand, ß
Daß; eh man sie gefühlt; man nns zu Lager rand.
592 Drittes Tausend
95.
Üppigkeiten.
Wir kämen aufF den Krieg wol wieder was zu rechte,
Wann nutnicht AugundMund^Pracht, Schwälgerey uns schwächte.
96.
Fremde.
^ Grösser Thorheit kan J^aum sejn,
Wer in fremdes Land kümt ein,
Daß er wil^ daß alle sollen
Richten sich nach seinem Wollen.
Wer das fremde so veracht,
Wird von Fremden auch verlacht;
Wer nicht Macht hat zugebitten,
Tadelt närrisch andre Sitten.
97.
Religions-Haß.
Wer sonst bey Hofe treulich dient, und dem man nicht kan bej,
Trägt lauter Schuld, daß er nicht auch ein Glaubens-Heuchler sey :
Nim manchem nur die Gunst hinweg, nim ihm die Kost und Lust,
So wirst du sehn, was Glaub und Treu steck unter seinw Brust
98.
An einen Bräutigam.
Wann du die Braut ins Bette ruflFst, so wehrt sie sich beym bitten;
Nicht bitte! denn sie hat schon selbst viel vom Verzug erlitten.
99.
Oeborts-Tag Mannes und Weibes.
Das beste Binden ist sich binden mit den Armen;
Das beste Lösen ist in süsser Gunst erwarmen.
100.
Betrug.
Ein Versprecher und kein Leister
Ist nunmehr der beste Meister.
Zehendcfl Hundert, 593
DESZ DRITTEN TAUSEND
ZEHENDES HUNDERT.
1.
Anff Drudam.
Was kan man, Druda, thun, daß iemals dir gefeilt?
Du bist doch noch kein Land, viel weniger die Welt!
2.
Hofe-Gnnst.
Wer bey Hofe hat Genade, ist bey allen sonst verhast;
Ist es doch wie bey den Hunden, wann der ein ein Bein gefast.
3.
Ein Indianiseber Brauch.
Wann ein Indianer freyet, schencket er die erste Nacht
Einem Priester, der zum Segen einen guten Anfang macht.
Blondus freyet eine Jungfer, ob er gleich nun dort nicht wohnt,
Hat Ae dennoch ihm ein Pfaffe eingeweihet unbelohnt.
4.
Heutige Traehten.
Wie das so manche Moden an Kleidern ietzt sich finden?
Drum daß so manche Moden sich finden an den Sünden.
Wir machens, wie wirs machen, so künnen unsre Jacken
Und Unart keine Moden verkleiden, noch verstecken.
6.
Bficher-Zimmer.
Da in Bücher-Zimmern Bücher meistens an den Ketten liegen,
Würden offters die Gelehrten besser an die Ketten tügen.
594 Drittes Tausend
6.
Ein Flneh wider seinen Feind.
Sonst wil Blavus seinem Feinde keinen ärgern Unfall günnen^
Als daß der ihn halb zu Hause^ halb mag sonst wo wissen künnen.
7.
Handels-Lente.
Es ist ein sondrcr Pflug, womit die Händler pflügen
Das Feld der KaufimannschaflH;; wie heist er denn? das Lttg^.
8.
Frage.
Wie wilstu weisse Lilien zu rothen Rosen machen?
Küß eine weisse Galathe: sie wird erröthet lachen.
9.
Zanberin.
Man brennt ietzund viel Hexen ; der Teufl*el ist geschäfftig ;
Vor waren sie in Männern, sind ietzt in Weibern hefl^tig.
Es tobten sich im Kriege die Männer vormals müde ;
Drum halten nun die Teuffei der Männer Stell im Friede.
10.
Auff einen Bncherschreiber.
Man sihet deinen Schrifften groß Ehr und Sorge geben :
Man last sie zierlich binden; worein? in Spinne- Waben.
11.
Gnnst.
Für Körben bey den Jungfern, für Ungunst bey den Herren,
Weil sie sich vielmals ändern, soll Niemand sehr sich sperren.
12.
PSfel-Gnnst.
Der Pöfel hincket,
Wo ihn nicht düncket;
Der wird verführet,
Der ihm hofiret.
Zebendes Hundert. 595
13.
Gates.
Was ist es, das die Welt nennt mit dem Namen Gut?
Gemeinlich ist es das, was leder wil und thut.
14.
Begierden.
Begierden sind ein hartes Pferd, das seinen Reuter reitet,
Wann nicht VernunfFt sein Maul versteht und recht den Zügel leitet.
16.
Bewegung der Erdkugel.
Die Welt ist rund und lauflft herum;
Drum sind die Leute Schwindel-tum.
16.
Anff Faalmdam.
Faulinda geht spatziren, pflegt sonston nur zu ruhn;
Mich dünckt, daß ihre Zähne ein gleiches müssen thun.
17.
Stener-Sch&tznng.
In unsrem Land ist alles, ja auch das Nichts geschätzt;
Wir sind als Alchymisten in hohem Ruhm gesetzt :
Sie machen Gold auß Kupffer; wir aber geben Geld
Von dem, was gar kein Wesen, kaum einen Namen hält
18.
Von meinen Reimen.
Icfe schreibe Sinn-Getichte ; die dürffen nicht viel Weile,
(Mein andres Thun ist pflichtig) sind Töchter freyer Eile.
19.
Dienstbarkeit.
Die Dienstbarkeit ist letzt in Höfligkeit verkleidet;
Das gute Hertze thut das, was man thut und leidet.
38* '
596 Drittes Taugend
20.
Wechsel.
Man sähe manchen vor auff tapffren Hengsten reiten,
letzt aber sachte her bey Kinder-Pferden schreiten.
21.
Engel.
Ach; wann wir solten sehen^
Was uns künt offt geschehen,
Wann nicht deß Himmels Wächter
Uns stünden für Verfechter,
5 Wir würden uns entsetzen,
Und für gar blöde schätzen!
Hingegen wann von jenen ^
Wir hörten auch erwehnen.
Mit was fUr Thurst und Räncken
10 Wir Gott und sie so kräncken.
Wie würden wir erzittern
Und ftlr der StraflF uns schüttern!
Wer keines wil bewegen.
Der wird sich letzlich legen
16 Ins Bette, wo die Flammen
Gelm über ihn zusammen.
22.
Aaff Cfnlanum.
Weil Gulanus von dem Tode fort und fort Gedancken hat,
Isst und triuckt er ieden Abend sich sehr saat und übersaat;
Dann er meint, daß solche Mahlzeit werde sein Valete seyn,
Wil in sein sonst leeres SchiefFchen den Ballast vor schaffen ein.
23.
Gebreehligkeit.
Weil alles so gebrechlich, wer kan sie dann versprechen,
Daß Flora ihre Blume ließ als gebrechlich brechen?
Zehendes Hundert. 597
24.
Anff Zart-Lieben.
Zart-Lieb ist im Bett erzogen;
Hat sechs Ammen außgesogen;
Die von Hünem, Mandeln; Wein
Müsten stets geraästet sejn.
Zartlieb ist der Welt zu zärtig;
Eh er, dünckt mich; noch wird bärtig;
Werden mit ihm ihren Mut
Wurm und Schlangen machen gut.
25.
Kinder-Zncht
Es liebet nicht sein Kind;
Der keine Butte bind;
Das Hertzeleid belohnet
Den, der der Kinder schonet.
26.
Anff Tortom.
Tortus wendet immer für, daß er einer sey zu schlecht;
Nein; er ist mir gar zu krum; denn das halt ich nicht ftlr recht.
27.
Öpoß-Sprechep.
Warlich; ich muß derer lachen.
Die so breit und hoch sich machen;
Haben doch kein Zejsig Nest;
Da man nicht dabey gewest.
28.
Mfissiggang.
Brächte Müssiggang genüssC;
Wer er süsser als das SttssO;
Daß sich alles drauff beflisse.
598 Drittes TauBend
29.
Die Tugend.
Tugend, ruflfet Echo wieder, wer im Walde Tugend rufft;
Tugend ist bey meistern Volcke nur die blosse Wortes- Luflft.
30.
Widepgeld.
Gemeinlich geht es so: was einer vor veracht.
Daß thut er nachmals selbst; wird billich drob verlacht.
31.
Unerbare That.
Prava stund im Huren-Buche, bessert aber ernstlich sich;
Ward drauflF außgelescht im Buche ; dennoch aber bleibt der Strich.
32.
Anff Tetcam.
Tetca sitzt auff heissen Kohlen,
Muß ihr stets Erkühlung holen.
33.
Wissenschafft.
Nicht das viele wissen thuts,
Sondern wissen etwas gut».
34.
Jungfrauen.
AuflF Jungfern-Contribution bleibt immer noch ein Best;
•
Der irrt, der, daß sie gar gezahlt, sich ie bedüncken lest.
35.
Mit Gott.
Wer Gott nicht ruflfet an und wil ihm selbst nur rathen,
Dem wird sein Sinn ein Narr; sein Leib, der wird ein Schaten.
36.
Anff die MechthUde.
Mechthild bleibet immer sitzen, keiner nimt sie noch zu Bette;
Meint, es sey noch keiner kommen, der den rechten Handgrieflf hette.
Zehendes Hundert. 599
37.
Cfeitzige. Cleistlichen.
Viel dienen dem Altar;
Ich laß es bleiben wahr;
Doch dünckt mich gleichwol auch,
Altar sey manchmal Bauch.
38.
Ein Batli.
Ein Rath ist wie die Hand, die einen Leib emehret:
Was diese gleich erwirbt, daß wird aufFs Maul gewehret.
39.
Anff Delilam.
Lauter Lichtes-Kinder bringet Delila;
Immer war am Tage, der sie liebte, da.
40.
Treu nnd Glaube.
Weil Nein und Ja noch redlich war,
Da hatte Glauben nicht Qefahr.
41.
Der Neid.
Die Menschen sind wol Narren, die Neid so hefFtig treibt,
Daß sie sich selbst verfolgen um das, was keinem bleibt.
42.
Der Neid.
Man mahlt den blassen Neid mit Brüsten, die verschrumpen;
Es eyfFert sich der Neid um Sachen, die sich lumpen.
43.
BestecIrnngeB.
Auff goldenen Bericht wann bleyem Urthel feilt,
Ists recht? 0, nicht um recht, es ist zu thun um Geld.
600 Drittes Tausend
44.
Hofe-Freunde.
Wer Schencke, Becker, Koch bey Hofe hat zur Gunst,
lest mehr, als der sieh nehrt von einem Sack voll Kunst.
45.
Euch und KeUer.
Ktich und Keller sind die Gräber, drein man tieflF hat ein verholet
Grosser Herren volle Beutel, die daselbst sind abgeseelet.
46.
Anff Hyppophflom.
Hyppophilus ist ein Student, gelehrt zum Pferde putzen;
Es kan ihm mehr als Kunst, als Witz, als Treu bey Hofe nutzen.
47.
Jäger.
Ihr Götter der Wälder, ihr Schützen, ihr Jäger,
Die Fürsten und Herren sind gütige Pfleger
Für euer Altare; verehren so sehr
Nicht Pallas, Apollo, nicht, Consus, euch mehr.
48.
Uofe-estter.
Consus soll bey Hofe billich gehen vor;
Dennoch kümmet Comus immer eh entpor.
49.
Erkäntnttß Gottes.
Was von Gott und seinem Wesen, seinem Willen, seinen Ehren
Wir verstehen, wird verstanden nicht von uns, von seinem Lehren.
50.
Liebe zur Kunst.
Wer Lust zu lernen hat, dem mangelt immer was;
letzt wil er wissen diß; letzt wil er wissen das.
ZehendeB Hundert. 601
61.
Einbfldiiiig.
Mancher meinet; daß er tapfirer als ein hörnern Seyfried sej;
Das ein Säufried er mag heissen; bleibt zum minsien wo dabey.
62.
Sittsamkeit.
All-zulanger Glimpflf
Bringet endlich Schimpflf.
63.
Wäschhafftigkeit.
Weiber- Worte böse Müntze; wird mans Kupflfer davon nehmen;
Wird das Silber sich verkricheu; und dasEupffer wird sich schämen.
64.
Fflrspreclier.
Die durch reden werden reich.
Sind denselben Vögeln gleich.
Die im Munde tragen zu
Ein Gebäu zu ihrer Ruh.
66.
Ehestand.
Wer im Sommer ihm wil BlumeU; sonsten nichts nicht samlen ein,
Ey-; von was wil der im Winter nachmals saat und muthig seyn?
Wer beym freyen bloß auflF Zierden; Prangen; Stoltz und Großthun
denckt;
Was wird der ftir Tröstung finden, wann ihn grosser Unfall kränckt ?
66.
Umwecksel.
Alle Dinge wechseln sich; die vor diesem Huren waren.
Sind ietzund gar erbar Volck, mögen auch mit Sechsen fahren.
57.
Meelthan.
Mehrentheils weil Krieg noch wehrte, fiel ein Mehlthau alle Jahr
In die zarte Jungfern-Blüte, der der Wurme viel gebar.
602 DtHt« Taufend
68.
Nahmen.
Weiber- Voick pflegt auff dieTittel sich nicht wenig zu befleissen;
Jungfern wollen Junge-Frauen, Junge-Frauen Mütter heissen.
59.
Jungfern-Reim.
Wann man kam und bete.
Seh maU; wie man thäte.
60.
Lnst-Sekmertzen.
Feuer gläntzet mehr als Gold;
Doch verbrennt es sehr:
Ob die Wollust uns thut hold,
Doch verletzt sie mehr.
61.
6fesnndheit-Pflege.
Wann der Artzt last Seinen Erancken trincken, essen, was er wil,
Scheint es, daß der Artzt vermeine, Krancker habe nun sein Ziel.
62.
Redligkeit.
Ein Regiment besteht auff Grund und nicht auff Spitze:
Betrug betreugt sich selbst; die Redligkeit ist nütze.
63.
Straffen.
Die Straffen sind das Saltz, damit man abewehre.
Daß gute Zucht sich nicht in Faul und Stanck verkehre.
64.
Spielende Warheit.
Man kan die Warheit schwer bej Hof im Ernste fühlen ;
Ein Weiser bringt sie ein im schimpffen und im npielen.
Zehendes Hundert. 603
66.
Bfises und Gutes.
Eümt uns Heil, so schenckt es Gott;
Wir verdienens, kümt uns Noth.
66.
Hofe-SpieL
Daß man führt bey Hof ein Spiel: wie gefällt dir dein Geselle?
Schickt sich recht; man hebt daselbst einen gern auß seiner Stelle.
67.
Hnndes-Tren.
Hunde lecken fremden Schaden; Menschen sind viel minder treu:
leder muß ihm selbsten rathen; fremde tragen leichte Scheu.
68.
Anff Scaynm.
Scaevus wird mit Ewigkeit inuner in die wette leben ;
Tugend wird das Alter nicht, Bosheit wird ihm solches geben.
69.
Von der Pyrinna.
Du brennst flirLieb und bist doch blaß, Pyrinna; mich bedunckt;,
Der Brand zeucht sich von aussen ein auff seinen Mittel-Punct.
70.
Anff Basam.
ledermann, den Basa siht, muß ihr eine Feder lassen;
Fremde Federn darff sie wol, fnuß für eigner Blosse blassen.
71.
Ehrwürdiges Alter.
Junge solln die Alten ehren, weil auch sie bald alten müssen,
Daß sie auch in ihrem Alter von den Jungen Ehre nissen.
72.
Feinde der Traurigkeit.
Jugend ist deß traurens Feind, schicket wieder das ins Feld
Music, Bulschaflft, Wein und Spiel und den General, das Geld.
604 Drittes TaQMnd
73.
Jungtniken.
Ich kenn ein Bebe,
Dem flrey thut wehe,
Das nach dem fangen
Trägt ein Verlangen,
5 Das ungejaget
Ins Garn sich waget,
Das ihm ein Netze
Für Zierath schätze.
Das seinen Jäger
10 Nimmt in sein Läger.
Ihr Jungfern, stille.
Was euer Wille!
74.
Poeten-Henrath.
*
Jungfern, soUn sie Tichter nemen, wollen sie versichert seyn.
Daß sie auch, wie in dem Deutschen, so sind fertig im Latein.
Sollen binden, sollen schrencken auff gut deutsch; doch gleichwol
wissen
Auff lateinisch, was gehöre, daß die Verse gehn auff Füssen.
75.
Poeten.
Der Tichter sind genug; was aber sind für Sachen,
Die sie durch ihren Greist verewigt sollen machen?
Was gut, ist ziemlich karg an Tichtem und an Sachen;
Die bösen mögen sich auch über böses machen.
76.
eificke.
Glücke löst sich nicht beherrschen von dem Alter oder Zeit.
Manchem bringt es schone Früchte, wann er noch aufstecken reit;
Manchem hebt es an zu blühen, wann er schon an Krücken schleicht ;
Manchem ist es immer kmnmen; manchen hat es nie erreicht.
ft Wer nur so viel an sich findet, daß er weiter nichts begehrt,
AU TOn oben ihm geordnet, den hat Glücke nie geföhrt.
Zehendes Hundert. 605
77.
Cnpido.
Es mangelt bey der Wirthschaffi ietzt an Mägden und an Knaben ;
Der blinde Knabe, Venus Sohn, kan häufig Mägde haben.
78.
Rnluii.
Es ist kein grösser Buhni; als Schmach und Tadel leiden
Auß seiner Bosheit nicht, auß böser Leute neiden.
79.
HOren.
Ich höre manchmal viel;
Doch glaub ich, was ich wil;
Wer willig ist zum hören,
Kan Thorheit selbst bethören;
Ein unverdrußnes Ohr,
Lockt manche List hervor.
80.
Tadler.
Wer daselbst wil alles tadeln, wo er nichts hat zu befehlen,
Diesen kan ich nicht verwehren, in die Jecken-Zunfft zu zehlen.
81.
«
Von der Hnlda.
Was man liebt, das braucht man wenig, daß maus lange hab im
Brauch;
Hulda schont man zu dem nemen, ob man sie gleich liebet auch.
82.
Die Welt.
Junge lieben nicht die Alten, lieben aber doch die Welt,
Die fUr Alter vom Verstände hin in Schmach und Thorheit fitllt.
60g Drittes Tausend
88.
Anff Yaniilam.
Vannla wil einen Schönen, Edlen, Tapfiren, Klagen, Beichen,
Wolgereisten, Wolbesprachten, Wolgewachsnen, ohne gleichm;
Nun der Wuntsch kümmt zum gewehren, föllt viel ab von diebem
Willen,
Und den Mangel aller Stücke muß die Thorheit nur ervöllen.
84.
Zweyerley Natur.
Deutschen haben zwo Naturgn: dann die mode schaffet an,
Daß man, was man gleich nicht wäre, durch die mode werden kan.
85.
Aüff Glissam.
Glissa lieset gern in Büchern; Arndt, ihr liegt dein Paradiß
Stets zur Hand, doch für den Augen deine Biebel, Amadiß.
86.
Einbildmig.
Was wir sehen in der Welt, sehen alles wir durch Brillen;
Gut- und böses wird ersehn, wie es fUrkümt unsrem Willen.
87.
Von dem schneeichten Mäy Anno 1652.
Es fallt ein Schnee im halben Mäy; der Zorn deßHErren blühet,
Dieweil deß Friedens Gnaden-Frucht zum Fluch, ihr Leute, ziehet
88.
Fabeln.
Hohe, wider derer Wercke,
Warheit nicht genug hat stärcke.
Diese kan man füglich richten
Durch ein angenehmes Tichten.
Zehendes Hnndert. 607
89.
OleißBerey.
Bej krummen Gesellen
Ist nöthig das stellen^
Ist übel zu deuten
Bej Biedermans-Leuten.
90.
Ein Heuchler.
Ein Heuchler leugt nicht unS; er leugt ihm Selbsten so^
Wil ihm zu Nutz^ nicht uns, durch Lügen werden froh.
91.
dekanflte Freunde.
Fürsten, die euch die Geschencke, nicht die Treu pflegt zu verbinden,
Diese habt ihr nur so lange^ weil sie sich beschenckt befinden.
92.
Blosse Brfiste.
Jungfern, eure blose Brüste sind ein Spiegel zum entzünden,
Weil ihr meint, daß sonst die Männer keine Flammen an euch finden.
93.
Neider.
Die mich wißlich neiden,
Kan ich noch wol leiden;
Übel kan ich meiden,
Die mich heimlich neiden.
94.
eoid.
Weil das Gold liegt in der Erde, gehn wir drüber mit den Füssen;
Wann es raufi* kümt, kümts, daß selbsten wir ihm unten liegen
müssen.
608 Drittes Tausend
95.
Der Menscli ein geselliclit Thier.
Weil die Menschen sind geschaffen zum vertrann und zum Gesellen,
Wie denn daß mehr als die Thiere sie sich falsch und hemifksfa
stellen?
96.
Von Mopso und Mopsa.
Mopsus dencket auff* den Söller;
Mopsa dencket auff den Keller.
Mopsus denckt ins Himmels-Zelt;
Mopsa denckt ins Feuer-Feld,
n Wer wil demnach glauben doch,
Daß sie ziehn ein gleiches Joch,
Ob sie ihnen bilden ein.
Daß sie sonst gleich einig seyn?
97.
Das begrabne Deutschland.
Wir musten alle Völcker zu Todtenffräbern haben,
Eh Deutschland in sich selbstcn sie kunten recht vergraben. *
Noch sind sie mehr ietzt mühsam, den Cörper zu verwahren,
Daß in ihn neue Geister nicht etwa wieder fahren,
6 Daß seine Todtengräber es nicht sey wieder willig
lugleichem zu bestatten^ vielleicht auch mehr noch völlig.
98.
Auff Panlnm.
Paul ist fleissig mich zu fragen,
Ich verdrllssig was zu sagen;
Dann mit allem meinem sagen.
Stillt sich nimmer doch sein fragep.
99.
Der kalte FrfiUing.
Deß Mävens scharSer Frost
Ertrört der Deutschen Lust:
Wird weniger gleich Wein,
Wird mehr Yemunffi doch sevn.
Zehendes Hundert. 609
100.
Von meinen Oetichten.
Die Anzahl meiner Reimen ^ die macht ein Regiment;
Das weiland aufF drey tausent gericht ward und genennt.
Wo dieses wird gemustert, und viel von MannschaiFt fehlt,
So bleibts vielleicht bey deme, wie man sie ietzo zehlt.
So aber so sie tilgen, das wenig abcgeh,
So kan vielleicht ich richten ins künfftig ein Arme.
Logaa.
39
QIQ Za-Gabe.
DESZ DEUTEN TAUSEND
ZU-GABE.
1.
Eurtze Tage.
Wo die Tage kurtz, wo die Nächte lang,
Da, ihr Weiber, geht Phoebus euren Gang.
2.
Von meiner Zngabe.
Weil ich gerne gebe zu und bin frey mit schencken,
Wird man, daß die Wahr gar schlecht, leichtlich wollen dencken.
Guten wird doch alles gut. Bösen böse sejn;
Guten leg ich alles auß, Bösen alleS ein.
3.
Der schlesische Parnaß.
Schlesien, daß dein Zabothus worden ist für wenig Jahren,
Was den Grieben ihr Parnassus, Helicon und Pindus waren.
Daß deui Opitz ist Apollo, daß die andren klugen Sinnen
Deiner Kinder dieses worden, was sonst sind die Castalinnen,
6 Dieses ist dir ewig rühmlich. Glaube, was die Griechen tichten.
Wer da wil. Uns kan zum Zeugnüß Ort und Tag es selbsten richten.
4.
Anff Linnm.
Linus siht auß Jungfern- Augen ; wie es sonst um sie bewand,
Wird er ein Natur-Gelehrter oder Stern-Freund drum genant
Zu-Gabe. 611
5.
Wilürau.
Kümmt Witfrau her vom wütten,
Wann niemand sie wil bitten?
Manchmals trifft» überein^
Sols ja nicht immer seyn.
6.
Botmässige Weiber.
Für Gott ist nie kein Mann gerecht;
Für Weibern iederman ein Knecht.
7.
KSstlieh Wasser.
Wasser, die die Alchimisten brennen, sind gar hoch geacht,
Höher Threnen, die die Bräute giessen in der ersten Nacht.
8.
Aüff Granmandum.
Granmund sagt von h oben Dingen, von vi el thun und von viel wagen ;
Wachs zum siegeln werden Bienen, die sonst Zippelpeltze tragen.
Willig würcken, zu bestärcken, was uns Granmund pflegt zu sagen.
9.
Das beste Band zwischen Obren and Untren.
Wann Willigkeit im leisten und Billigkeit im heissen
Nur recht zusammen halten, wer wil diß Band zerreissen?
10.
Verheisehnngen und Leistungen.
Wann leisten und versprechen nur ehlich weiten werden.
Es würden ihre Kinder vertreiben viel Beschwerden.
11.
Mensehen-Sinnen.
Köpffe haben Dünckel;
Hertzen haben Winckel.
Prüfe, was du sihest;
Mercke, was du fliehest.
39*
612 Zu-Gabe.
12.
Wirthschaffts-Kosten.
Wi^ kostbar waren Krieger, die Länder außzuzehren!
Wie kostbar ist Gesinde, die Länder zu ernähren!
Was ist die gantze Wirthschafft? Ein kostbares Beschweren.
13.
Auf Fnrvam.
Furviis denckt sich groß zu baueu; legt den Grund von solchen
Stücken,
Die er andren durch verleumden weggezogen hinterm Rücken.
14.
Die Warheit.
Warh|3it last sich gar nicht mahlen; wer die Warheit etwa mahlt
Un^ verkaufft sie, nimmt die Lügen^nimmt die Warheit nicht bezahlt.
15.
Listiger Tod.
Der Tod kümmt von Natur und durch viel tausend Fälle;
Noch hat die Kunst und Witz hier auch zu Zeiten Stelle.
16.
Eine Rede.
Gute Reden sind wie Jungfern, die man nach der Grösse nicht.
Die nach Schönheit, nach Geschicke, nach Verstand man gerne rieht.
17.
Sterben.
Ob sterben grausam ist, so bild ich mir doch ein.
Daß lieblichers nicht ist, als nun gestorben seyn.
18.
Ein Hofemann.
Selten thut ein Hofemann, was er thut, nach eigner Art;
Hat sich meistens nach dem Wind und dem Wetter fortgekahrt.
Zu-Gabe. 613
19.
Nachgeben.
Wer das halbe Becht räumt ein; räumt das gantze lieber ein;
Wer deß halben schon ist Herr^ wil es auch deß gantzen seyn.
20.
Preiissen.
Preussen kan mit Jammer ^ träncken und mit Elend ' einen speisen.
O, wir dürfien nicht in Preussen! künnens einem hier erweisen.
21.
Anff Pnam.
Pua pflegt von fromen Sinnen^ Zucht und Keuschheit viel zu sagen ;
Niemand hat um guten Willen sie nur iemals wollen fragen.
22.
Anß Gutem BSses.
Viel böses klimmt gegangen vielmal auß guten Spuren:
Auß Engeln worden TeuflFel ; auß Jungfern werden Huren.
23.
Neu Edellente.
EdelleutC; die noch neU; pflegen gerne reich zu sejn;
Eurtz zuvor trug Wort und Schrifit; Rath und That noch Thaler ein.
24
Anff Franciscum.
Es schickt sich nicht zusammen dein Mimd und ; FrantZ; dein Hertz ;
Das ein ist wol verwechselt, gehöret anderwerts.
25.
Anff Dorconem.
Dorco sagt zu seiner Frau: O, ich wil es noch erleben.
Was dir wird dein andrer Mann für erlesne Stöse geben !
26.
Vergessen.
Schweigen ist nicht iedem leichte; doch ist leichter noch ver-
schweigen,
Als vergessen solche Dinge, die uns zu Gemtithe steigen.
20, 1 Jammer, eine art deß biers. 2 Elend, ein tbier.
614 Zu-Gabe.
27.
Auf Billam.
Billa ist gewiß gar heußlich : daß sie etwa modern nicht;
Leget sie der Liebe Pulster immerdar an Lufft und Licht.
28.
Hofe-Stab.
Wer bey Hof auff allen Wegen fort zu kummen sich nimt an,
Nehme nur den Stab vom HoltzC; das der Esel nennen kan.
29.
Die Liebe.
Ob Liebe gleich ist blind, wil Jung doch Alt nicht lieben;
Warum ists dann zu thun? O, um deß Liebens üben.
30.
Cretensische Weiber.
Wann ein Weib in Greta wo einen kratzet oder beist,
Muß er sterben; o, wie gut, daß sich hier nicht gleiches weist I
3L
Auff Levnlnm.
Levulus hat keinen Kopff ; sein Gesicht steht auff der Brust :
Was er denckt, und was er thut, ist nur alles Bauches Lust.
32.
Auff Gilvnlam.
Man vergleicht dich einer Lilgen, Gilvula; ich laß es seyn;
O, das gelbe, nicht das weisse bilde dir hierunter ein.
33.
Die Jungfern in Pegu.
Keine Jungfer ist in Pegu, wann sie gleich wer noch so klein;
Dennoch pflegt sie auch nicht Hure, pfleget auch nicht Frau zu seyn.
da, 1 Gothard part. 7, o. 39. Eist. Ind.
Zu-Gabe. 615
34.
Berg und Thal.
Berg und Thal kümt nicht zusammen; dieses Sprichwort trifft
nicht zu;
Wo sie nun zusammen kummen^ das weiß ich^ da rathe du.
35.
An den Leser.
O Leser, dir steht frey zu urtheln über mich.
Und andren stehet frey zu urtheln über dich.
Wie du dein Urthel nun von andren dir begehrest,
So sihe, daß du mir mein Urthel auch gewehrest.
36.
Anff Arcadem.
Areas rufffc viel Hochzeit-Gäste; wo denn hat er Geld genummen?
O, es sollen nicht die Gäste, die Geschencke sollen kummen.
37.
Anff Clitom.
Clitus nimt ein altes Weib; o, er wil das Bergwerck bauen,
Wil nach Gold- und Silberertzt in deß Weibes Beutel hauen.
38.
Anff Coginummum.
Coginummus ist ein Jude, Schweinenfleisch der gleich wol aß.
Aber nicht in seinem Hause: wann er wo zu Gaste saß.
39.
Anff Pornm.
Perus suff für gute Freunde mancherley Gesundheit ein.
Bald an Biere, bald an Weine, bald an starckem Brantewein;
Als er seine nun verloren, fiel er in die tieffsten Sorgen,
Keiner wolt ihm keine schencken, noch verkauffen, noch auch
borgen.
616 Zu-Qabe.
40.
Anff Poscümmmnm.
Was man guten Freunden scbencket^ ist verwahret; nicht yer-
schencket;
Also saget PoscinummuS; wann er was zu haben dencket;
Aber wann er was soll geben ^ o, so rühmt er hoch das sparen^
Daß man etwa nicht auffs Alter Noth und Armuth dörff erfahren.
41.
Auf Cloeliam.
Warheit kan nicht ieder hören; Cloelia kan keine sehen;
Um den Spiegel; der ihr weiset^ daß sie seh wartz sey^ ists geschehen.
42.
Auf eiicnm.
Glicus wolte gerne wissen ; ob sein Weib ihm halte Treu;
Solches aber zu erfahren^ trägt er gleichwol immer Scheu.
43.
Grabschrifft eines Reichen.
Hier liegt ein Reicher; meinest du;
Daß er nunmehr lieg in der Buh?
Mich dünckt; er sorgt, wie er noch Geld
Zusammen kratz in jener Welt.
44.
Anff Priseam.
Prisca pflegt nach alter Art stillen Mundes stets zu seyn;
Saget nur: ich weiß es nicht; saget ja und saget nein.
Weistu, was darhinder stecket? weil sie zu verhandeln stehet,
Das dem Kleeblat ihrer ZähnC; furcht siC; nicht ein Blat entgehet.
45.
Der Todt.
Wann wir auß dieser Welt durch sterben uns begeben,
^ laßaen wir den Ort; wir lassen nicht das Leben.
Zu-Gtebe. 617
46.
Vergnfigligkeit.
Seines Lebens und der Welt kan am besten der genissen^
Der das Grosse dieser Welt ihm begehret nicht zu wissen.
47.
Religion.
Was geht es Menschen an, was mein Gewissen gleubet?
Wann sonst nur christlich Ding mein Lauff mit ihnen treibet.
Gott glaub ich^ was ich glaub; ich glaub es Menschen nicht;
Was richtet dann der Mensch, was Gott alleine rieht?
48.
Anff Bnllnm.
Wer mit Bullo recht wil reden, sage stets nur: 0,0,0!
Sonsten wird er nichts verstehen; dann mit Ochsen redt man so.
49.
Die Welt.
Was ist die Welt? Diß ist sie gar,
Was sie wird seyn und Anfangs war.
50.
Der Himmel.
Wo wir auch sind in der Welt, pflegt der Himmel uns zudecken;
Der für seinen Augen kan, ist ein Künstler, sich verstecken.
51.
BUsse.
Wann wie in Indien die Leute bloß sich trügen.
So künte Schmünck und Schmuck nicht so betrieglich lügen.
52.
Anff Stilponem.
In deines Weibes Almanach steht, Stilpo, allewege
Trüb, Ungestüm, Platzregen, Sturm, Wind, Hagel, Donnerschläge.
618 Zu-Gabe.
53.
Die bekelirte Welt.
Was Bchreyen dann die Pfaffen viel^
Daß Welt sich nicht bekehren wil?
Der Falschheit ist gelegt der Laoff;
Seither politisch-seyn kam auff.
54.
Anff Ardellam.
Alles ^ was Ardella thut, thut sie nur deß Buhmes wegen,;
Doch ie mehr sie rühmens macht; pflegt sich Buhm ie mehr zu legen.
56.
Menschliche Geschaffte.
Beklagen ; was genummen,
Befürchten ; was soll kummeu;
Diß last der Menschen Thun
Nie oder wenig ruhn.
56.
Anff Vitom.
Veit hatte zwar fUnff Sinnen; doch sind ihm drey entlauffen;
Zwej suchen drey; ich zweiffei; er bringt sie nicht zu hauffen.
57.
Die Mode.
Wer und was nicht nach derMode^der und dieses muß sich schämen ;
Wo denn werden wir zu letzte einen Mode-Himmel nehmen?
58.
Über eines Freundes und seiner Liebsten Namens erste
Buchstaben: C. V. R. H. G. V. P.
Christus, Vnser Beichthum,
Höchster Glantz Vnd Pracht,
Gibt den besten Nachruhm^
Der uns ewig macht.
Zu-Oabe. 619
59.
Anders.
Chron Vnd Reich hat in dem Himmel^ wer der Welt nicht liegt
za Füssen ;
Herrlich Gottes Vorsicht Preisen, kan viel Trotz der Welt besüssen.
60.
Vom Jahr 1653.
Pfingsten ist schon längst fUrüber; dennoch gibts noch starcken
Frost.
Weistu nicht, die Kirchen Sonne hat von hinnen fort gemust?
61.
Cometen.
Wann man vor Cometen sähe, meinte man, es deute Plage;
letzo deutet es Gelücke; denn so geht nunmehr die Sage:
Weil die Welt ietzt Faßnacht lauffet und für Tugend Laster küsset,
Hält sie Unglück auch Air Glücke, biß die Thorheit hat gebüsset.
62.
Das Alter.
Zu Sparta war es gut, ein alter Mann zu sejn;
O, Sparta ist fUr längst der Welt gegangen ein.
63.
Hofe-Lente.
Leute, die bey Hofe dienen, düncken sich als andre mehr.
Mich bedünckt, daß der, der dienet, dem der frey ist, weicht gar sehr.
64.
Verachtung der Welt.
Hinüber das Gewölcke steiget der Beiger, daß er nicht beregne;
Wer Dunst der Eitelkeit nicht achtet, macht, das kein Unfall ihm
begegne.
65.
Die Warheit.
Wann die Frosch im finstren quasien, zünde nur ein Windliecht an;
Ey, wie werden sie bald schweigen ! Warheit stillt den Lügenman.
620 Zn-Oabe.
66.
Die gezuckerte Welt.
Der Zucker ist ietzt so gemein; Fisch, Vogel, Thier und Frucht
Taug nicht, wie die Natur es gab; im Zucker wirds gesucht;
ledoch der Zucker machet Schleim, undErafftmeel fölscht ihn oft.
Wer, was die Welt so süsse singt, drauff traut und sicher hofft,
5 Der hat nur Schaum, der nimt nur Schleim; es ist nur Leckerejr;
Der Schmack ist gut ; doch weist sichs klar, die Krafft ist nicht dabey.
67.
Zucker.
Man hat ietzt auffgeblasnen Zucker ; der ist zwar süß, ist aber leichte,
Wie wann deß Hofes süsse Zunge gar selten etwas ernst erreicht^?
68.
Falschheit.
Englisch reden, teuflisch dencken
Hat ietzt Ruhm von klugen Räncken.
69.
Leibeigenschafft.
Leibeigenschaffi; ist bei den Christen mit gutem Fug wohl abge-
schafft;
Doch Christo, der mit Blut uns kauffte, sind wir mit Leib und
Seel verhafft.
70.
HochjEeit-Wontsch.
Werthes Paar, die Gott und Tugend selbst zusammen hat gepaart,
Nemet hin durch lauter Segen zu der Ewigkeit die Fahrt;
Lasset aber eure Tugend einem und dem andren hier,
Das euch gleiche sey gestaltet und gesinnet so wie ihr !
71.
Lob.
Es war mir gar nicht lieb, wann iederman mich liebte;
Daß Gut- und Böses ich, trüg ich die Schuld, verübte.
Zu-Gabe. 621
72.
Weibep-Threnen.
Wann böse Weiber ihre Tücke wolhi bescheinen;
So wissen sie kein beßres Mittel als das weinen.
73.
Geschwister.
Wie kümmts, daß doch Geschwister so selten einig lebet?
Weil iedes gern alleine für sich die Erbschafft hebet.
74.
Anff Phanicum.
Phanicus führt so viel Tittel; dennoch mangelts offt an Brot;
Dacht ich doch; wer diese hätte, hätte sonsten keine Noth.
75.
De Moro.
Morus war in hohen Ehren, wagte, was er hat, auff Ehr;
^Is er alles nun verprachtet, als er nichts sonst hatte mehr,
Wolt er Ehre selbst verpfänden, hatte nirgend kein Gehör.
76.
Vom Harsya.
Als zu singen wie Apollo Marsjas ihm hat getraut,
Hat er nichts hierdurch gewonnen, hat verloren seine Haut;
Doch beweinten ihn die Nymphen. O, wer wird wol mein Papier,
Wann es Hochmut wird beschimpffen, gleichwol etwas achten hier?
77.
Kflssen.
Bienen küssen schöne Blumen, und die Blumen bleiben schön.
Schöne Jungfern, last euch küssen, nichtes wird euch abe gehn!
78.
Biedermaim.
Ein Biedermann, ein BeidermannI diß war ein alter Tittel.
O, derer die bald schwartz, bald weiß; hats noch in unsrem Mittel.
622 Zu-Gabe.
79.
Von einem fftrstUchen Bilde.
Fürstin, ihr habt zwar gefanden einen Mahler, der Euch trifft;
Eure Tugend zu beschreiben, wird genug seyn keine Schriffl;.
80.
Poeten.
Es heUFen grosse Herren Poeten zwar zum Leben;
Die aber ktinnen jenen, daß sie nicht sterben, geben.
81.
An einen Frennd.
Ach, daß du leben mögst nur noch ein eintzig Jahr,
Doch daß nicht kürtzer sej, als deß Flatonis war!
82.
Die Welt.
Die Welt hat grossen Mangel, die Welt hat grosse Menge
An frölichem Vergnügen, an kläglichem Bedränge.
83.
Lügen.
Der ihm deß lügens nur zu Nutz, zu Schaden keinem, hat gepflogen
Was meinst- und hälstu wol von dem ? Ich meine doch, er hat gelogen.
84.
Sinnen.
Mancher dünckt durch seinen Witz sich zu seyn ein Fuchs ;
Mancher sitzet wie ein Schaf, sihet wie ein Luchs.
85.
Sclunfincke.
Wann sich Weiber schmüncken.
So ists wie ein Wincken,
Das man auffgenommen.
Wolle man ja kummen.
Zu-Gabe, 623
86.
Anir üdnm.
Udus seufft; den gantzen Tag; wann er drüber wird besprochen^
Spricht er: einen halben Tag hab ich mich am Durst gerochen;
Drauff den andren halben Tag pfleg ich zuvor an zu saufien^
Wann mich ja deß.Durstes Trotz wolte wieder überlauffen.
87.
Die Liebe.
Daß die Lieb ein Feuer sej, bleibt daher bekant^
Daß so viel auß ihrer Glut nehmen einen Brand.
88.
An Plntom.
Eine GrabschrifFt ist von nöthen, nöthig^ das man Glocken leute;
Geld ist dir zwar zu gestorben, dran hat niemand keine Beute;
Dann du wirst doch keinem helffen, hast es in den Sack vergraben,
Wird, wann du wirst seyn gestorben, erst die Auferstehung haben.
89.
Die Liebe.
Liebemacht den Ehstand offt ; doch macht Ehstand nicht stets Liebe;
Diese wil befireyet seyn, daß sie stets was neues übe.
90.
Die Magd, die stieg auffs Heu; der Knecht, der stieg ihr nach;
Sie ward gar sehr erhitzt , zur Rache ward ihr gach,
Grieff eine Hand-voll Heu und warfF es durch die Lufft,
Sprach: Vogel, da! nun nun nim, was du hast gesucht.
91.
Wtrte.
Man gibt den Weibern Schuld, daß ihre Worte leichter
Als leichte Bletter sind, daß ihre Sinnen seichter
Als Regenbäche sind. O, Männer künnens auch!
Viel Worte, wenig Hertz ist ein gerühmter Brauch.
624 Zu-Gabe.
92.
Huren nnd Soldaten.
Soldaten und die Huren ; die dienten beyd ins Feld;
Denn jene leerten immer; die mehrten unsre Welt.
93.
Anff Paetnm.
PaBtus ist gar milder Hand; hat er^ gibt er auch
Einen Theil für manche Hur^ andren für den Bauch.
94.
Enderang der Zeit.
Vormals ward auß pflügen kriegen;
Nunmehr wird auß kriegen pflügen.
Vormals worden Egen- Degen;
Nunmehr werden Degen-Egen.
Vormak ward auß pflantzen schantzen;
Nunmehr wird auß schantzen pflantzen.
Vormals ward auß nehren zehren;
Nunmehr wird auß zehren nehren.
95.
Verzeihung.
Wie du gibst; gibt man dir. Gib mir geneigten Blick,
Vielleicht versiht man dir auch ein versehnes Stück.
96.
An mein Buch.
Geh hiu; mein Buch; in alle Welt; steh auß; was dir kummt zu!
Man beisse dich; man reisse dich; nur daß man mir nichts thu.
97.
Vom Hofe-Leben.
Wer ihm selbst kan frey befehlen,
Wer ihm selbst gehorchen kan.
Mag sich unter diese zehleu;
Die der Himmel lachet an.
liOgaa.
Zu-Gabe. 625
Wer sein selbst kan füglich seyn, 5
Geh kein andre Pflichten ein.
Der^ der andren denckt zu leben^
Dem bleibt von ihm selbst nicht viel,
Muß ihm Selbsten Urlaub geben,
Darff nicht wollen, was er wil: 10
Wer sein selbst kan füglich seyn,
Geh kein andre Pflichten ein.
Grossen Herren sich verbinden,
Heist für seine Müh und Treu
Ungunst erndten, Unruh finden 16
Und verdienen nichts als Reu:
Wer sein selbst kan füglich seyn.
Geh kein andre Pflichten ein.
Hohen Ohren recht zu singen.
Muß der Thon gar linde gehn; 20
Kein Gesang wil lieblich klingen,
Wo der Warheit Noten stehn:
Wer sein selbst kan tTüglich seyn.
Geh kein andre Pflichten ein.
Hohen Augen wil behagen 26
Nichts, was nicht von Farben ist;
Der wird weg viel Flecken tragen.
Der das reine Weiß erkiest:
Wer sein selbst kan füglich seyn.
Geh kein andre Pflichten ein. so
Reiche Worte, breite Tittel
Sind deß Hofes süsser Brey
Und die Wiege, die man schüttel,
Biß das Kind entschlafen sey:
Wer sein selbst kan füglich seyn, 35
Geh kein andre Pflichten ein.
Wer sich nicht wil stillen lassen.
Der ist mehr kein liebes Kind;
Der muß mehr, wer Gunst wil fassen.
Kindisch seyn als Kinder sind: *o
Wer sein selbst kan füglich seyn.
Geh kein andre Pflichten ein.
40
326 Za-Gabe.
Ob er viel hat außgerichtet;
Hat er doch nur diß verricht:
45 Daß^ ie mehr man ihm verpflichtet;
Sich ie mehr von ihm entbricht:
Wer sein selbst kan füglich sein,
Geh kein andre Pflichten ein.
Wer bey Hof am minsten wäget,
60 Steigt am meisten in die por;
Dem wird Gnade beygeleget,
Der sonst leichte wie ein Eohr:
Wer sein selbst kan füglich seyn,
Geh kein andre Pflichten ein.
55 Hier steht stets der Glückstopfl* ofl*en,
Drauß man meistens leer Papier,
Wie es nur wird angetrofi'en,
Langt herauß und legt herfür:
Wer sein selbst kan Aiglich seyn,
60 Geh kein andre Pflichten ein.
Wer durch Ehr um Ehre wirbet,
Suchet, was er hier nicht findt;
Der verleuret, der vertirbet,
Der sich an die Tugend bindt:
65 Wer sein selbst kan fdglich seyn.
Geh kein andre Pflichten ein.
Endlich, wann man viel gewunnen.
Wird mau grau, und wird man kranck,
Und die Zeit ist hingerunnen
70 Ohne Namen, ohne Danck:
Wer sein selbst kan fliglich seyn.
Geh kein andre Pflichten ein.
98.
Kenne dich selbst.
Frey von eigner Lieb und Gunst,
Sich von aussen und von innen
Kennen, ist das beste künnen
Und passirt für alle Kunst.
Zu-Gabe. 627
Andrer Leute Mängel richten, 6
Seine schlichten^
TieiF zu andren sehen ein,
Ihme Selbsten fremde seyn,
Taug mit nichten.
Viel zu zärtlich buhlt ihm der, lo
Der sich in sich selbst verliebet,
Daß er alles günnt und gibet
Ihm, was sonsten andrer war.
Der ihm nichts nicht ab kan schlagen
Zum behagen, is
Der sich, wie er sich gebildt.
Wann er nicht bey andren gilt,
Wil beklagen.
Andrer Mann hat auch ein Haupt,
Sein Gehirn und sein Gemercke; 20
Wie? wann ihm auch deine Wercke
Durch zu suchen war erlaubt?
Wer die Zung auiF Hohn außstrecket.
Der erwecket
Einen, der den Kopff hebt auff 25
Und ihm auch für seinen Lauff
Lichter stecket.
Wem der Himmel was geschenckt,
Dencke nicht, er sejs alleine;
Andrem ist von solchem Scheine 30
Auch vielleicht was zugelenckt.
Viel ist manchem zugezehlet;
Viel noch fehlet.
Daß er noch nicht alles hat:
Gott hat keinen ohne Rath ss
So gewehlet.
99.
Gut Gewissen.
Ohne Leben lebt der Welt,
Wer nicht gut Gewissen hält;
40
628 Za-Gabe.
Gut Gewissen in der Zeit
Hebt schon an die Ewigkeit.
5 Gut Gewissen traut aufF GOTT,
Trit für Augen aller Noth,
Ist verschildwacht allezeit
Mit der freyen Freudigkeit.
Gut Gewissen wird nicht blaß
10 Für Verhöhnung, Schmach und Haß,
Steht im BündnUß allezeit
Mit der weissen Redligkeit.
Gut Gewissen achtet nicht,
Was Verleumdung ticht und rieht;
15 Warheit steht ihm an der Hand,
Macht sein Unschuld noch bekant.
Gut Gewissen wancket nie.
Beuget auch kein knechtisch Knie
Für der runden Menschen-Gunst,
20 Die man kaufi% durch Schmeichel-Kunst.
Gut Gewissen segelt fort
Immer auflf den rechten Port,
Ob ihm gleich partejisch sind
Welle, Klippe, Strudel, Wind.
25 Drum wer stets vergnügt wil seyn,
Lad ihm gut Gewissen ein:
Welt hat keine beßre Lust
Als den reinen Wolbewust.
100.
Von einer Fürstin.
Alles, was heilsam, was löblich sich nennet,
Was sich selbst herrlich und witzig bekennet,
Kumme mit Eile , den Fehler zu btissen,
Lege der Fürstin sich nieder zun Füssen.
5 Alles, was gläntzet, was funckelt, was strahlet,
Alles, was schmücket, was zieret, was mahlet,
Kumme mit Eile, Genade zu flehen.
Lasse demütig und dienstbar sich sehen.
Zu-Qabe. 629
«
Schämet euch^ daß ihr euch dessen gerühmet;
Was euch nicht eignet; und was sich nicht ziemet! lo
Ej; wie so habt ihr euch schändlich vergessen;
Was ihr nicht wäret; euch doch zu vermessen!
Alles ; was heilsam; was löblich zu nenneu;
Alles ; was herrlich; was witzig zu kennen;
Hat sich an unsere Heldin verbunden; 15
Anderswo wird es so tauglich nicht funden.
Alles ; was gläntzet; was funckelt; was strahlet;
Alles ; was schmücket; was zieret; was mahlet;
Hat sich an unsere Göttin ergeben;
Bej ihr zu dienen; ihr eigen zu leben. ao
Kummet und schauet deß Landes Gerühme;
Kummet rmd rühmet der Schönheit Geblüme;
Kiunmet und sehet den Spiegel der Jugend;
Kummet und schätzet die Schätze der Tugend!
Alles ; was schallet; was singet und klinget; 25
AUeS; was fleuget; was wandert und springet;
Freue sich solcherley himmlischer GabeU;
Die wir zu Hulden und Gnaden uns haben.
101.
An dem Tanfftage eines jungen Printzen.
König der Tage, du herrliches Licht!
Drinnen man jauchzet; sich muntert und spricht:
Briegische Cedern verneuen das steigen;
Steigen gen Himmel mit jüngeren Zweigen.
Es wachse die PflantzO; das fürstliche Blut; 5
Sie ziere mit Glantze den fürstlichen Hut!
Stütze deß Hauses ; Piastisches Kind;
Deme gewierig und pflichtbar wir sind;
Bessert von neuem die schutzbaren Zinnen,
Drunter wir Segen und Ruhe gewinnen. 10
Es stehe die Mauer, drauff vieles sich stützt;
Das länger so tauer; was vielen so nützt!
Zucker der Zeiten; die liebliche Frucht;
Die wir mit sehnen und seuffzen gesucht;
630 Za-Gabe.
15 SilBset die Galle der Schäden und Plagen,
Die wir auß Frevel deß Krieges ertragen.
Es bleibe die Freude, die alles erfrischt,
Die mancherley Leide, die Threnen abwischt!
Segen deß Himmels, das frömste Geschlecht,
20 Dem es an Güte nie mangelt und Recht,
Günnet uns, ferner so heilsame Gaben,
Htilflfe, Schutz, Ehre, Vergnügen zu haben.
Es gründe sich feste für Tücken und Neid
Die Hoffiiung, das beste der künffligen Zeit!
85 Gib wachsen, gib bleiben, gib stehen, gib Grrund,
Herr, wie wir es wüntschen von Hertzen in Mund!
Mehr Zweige, mehr Stützen, mehr Zucker, mehr Segen,
Dran Alten und Jungen ein grosses gelegen!
Es lebe der Erbe, den Gott uns geschenckt!
30 Der Böse, der sterbe, der böses gedencktl
102.
Beschreibung der FachssGhw&ntzerey.
Auß Joseph Hallens Charactere Yitioram et Yirtutam, zum theil
übersetzt.
Ich kenn ein höllisch Volck, die Brüder der Erinnen,
Ein Art, von aussen Gold und lauter Koth von innen;
Von diesen trägt mein Sinn mich was zu singen her;
Wird iemand abgemahlt, geschiht es ohngefehr;
5 Es ist niemand genennt. Ich nenne sie Poeten
Der Freundschafft und der Treu, die nimmer nie erröthen
Vom Blut der ßedligkeit, die in der schnöden Kunst
Der Schmeich- und Heuchele^ gelehrt sind, die die Gunst,
Die keiner keinem trägt, bey andren dennoch suchen
10 Durch Dienst und Höfligkeit, der starck wird widersprochen
Von Erbarkeit und Zucht, die mit der Kauffmannschaffit
Und schmutzigem Gewerb in Worten sind verhafft,
Die hinten sauer sehn und fernen liebekosen.
Die Dömer in dem Sinn, im Munde fUhren Rosen,
15 Bey denen Zung und Hertz zum Ehbruch einig sind,
Daß iedes Wort, das wird, ist wie ein Huren-Kind.
Zu-Gabe. 631
Und hier hat nan der Fuchs ^ der arge Fuchs, die Ehre,
Daß er mit stummem Mund uns derer Würde lehre,
Von denen Musa singt, so daß sein rother Schwants
Bleibt ihrer Thaten Krön und eigner Lorberkrantz. 20
Ich solte zwar die Zeit so nichtig zu vertreiben.
Die Feder solt ich auch vergeblich ab zu schreiben
Noch in bedencken stehn; deß Hofes Erätze^Sucht
Wird billich nicht beschaut, wird billich nur verflucht;
ledoch was gleich nicht gut, ist dennoch gut zu nennen, sis
Ist nützlich za verstehn, ist nöthig recht zu kennen;
Drum fahr ich weiter fort zu bilden einen Mann,
Der Reinkens Hintertheil im Wafien führen kan.
Sein Augen triiFen stets; er wii mit nichten sehen,
Was unrecht, schlimm, krumm, falsch, was billich zu verschmähen so
Und wider Tugend stöst; die Zunge, die spatzirt
Den Weg durch lauter Lob, lobt, was sich nicht gebührt
Und lästert, was doch taug, und tauscht für fette Lügen
Die dürre Warheit auß. Es muß sich zierlich fügen
Furcht, Eifer, Wunderung bey seinen Beden ein; 95
Mit Blumen muß sein Wort als wie bekräntzet seyn
Von Ach! O! Ey! und Ja! er kan die Tittel mästen.
Trägt stets den fetsten aufF, zeucht stets herfÜr den besten,
ledoch nur, wann man da; der Rücken siht es nicht;
Der Stirne steckt er für solch helles Ehren-Licht. 40
Sein Hertz ist leer von Mut, von Tapflrigkeit die Sinnen;
Drum thut er nichts um Ehr, nur alles um gewinnen;
Die Zung ist ein Soldat: sie dient und bringt hervor.
Was nur um Sclaverey hört gern ein fremdes Ohr;
Obs wahr sey, was er sagt, drauff mag ein andrer fragen; 4^
Er fängt es drauff nicht an ; er wil nur dieses sagen.
Was Anmut gibt und Gunst; er hat nur diß »tudirt.
Wie mit Ergetzligkeit man treugt, berückt, verführt.
Er treibt Philosophey, die auff die Kunst zu lügen
Gibt Regel und Gesetz, die schicken, schmügeu, biegen, 50
Um zu gefallen, lehrt, die allen Fluch und Schwur
Dem Wasser und der Lufft heist geben in die Spur.
Drauß nimmt er alle Witz; die braucht er, eitle Smnen
Zu treiben auff mit dem, was sie nicht fassen künnen,
632 Zu-Gabe.
66 Als wie der albre Frosch sich streckt, hebt, bleht und schwellt
Und sich und sein Coax für Ochs und brüllen hält,
Daß sie, die höher so sich halten als sie gelten,
Muß billich alle Welt, er selbst für Jecken schelten.
Er kitzelt seinen Freund, biß daß er ihn ersteckt,
60 Last schlafen ihn zu tod , in dem er ihn nicht weckt
Durch Warheit auß dem Wahn, pflegt Zeitung um zu tragen,
Macht theuer, die er trägt, sagt selbst, last von sich sagen,
Er sey der beste Freund, dem Namen nämlich nach.
Leibeigen wird er dem, bey dem er gut Gemach
65 Für seinen Leib veimerckt, und der ihn außstafilret
Mit dem, was Vorthel bringt, mit dem, was Speck gebieret.
Sagt aber nichts der Zeug in seiner lincken Brust?
Zu diesem spricht er: Schweig, schweig! wilstu nicht, du must!
Trit sein Gewissen aufF, wil Klag und Urthel führen,
70 O, das gesteht er nicht, es wil sich nicht gebühren.
Daß einer Kläger, Zeug und gar auch Richter sey.
letzt stopfft er ihm das Maul durch süsse Schmeicheley
Und heuchelt ihm so selbst; letzt reist mit allen Kräfften
Der Furcht für Gott wol gar er endlich auß den Hefften.
76 Sonst ist ihm alles Thun ein leichtes Thun. Ein Stein
Von Farben, wie er wil, muß ein Geselle seyn
Dem schlauen Polypus; so fein kan er sich schmügen
Nach seinem Fug und Nutz ; so fein kaa auch sich fügen
Zu Orth, Zeit und Person der bundte Heuchelmann,
80 Der sonst für sich ist nichts als wie ihn nur zeucht an
Sein grosser Gunst-Patron ; der ist nun seine Sonne,
Nach dem sich rieht und kehrt der Schaten seiner Wonne,
Und er ist dessen AfF und schwätzig Papagey,
Der, was er thut und sagt, thut, sagt und glaubt, es sey
85 Das ärgste, köstlich Ding, so daß er seinen Geifer
Für himmlisch Nectar leckt. Zu allem muß seyn Eifer
Zur Folge blicken rauß. Spricht wo sein grosser Mann :
Mir ist gewaltig warm! so trucknet er die Stirne,
Eröflfnet sein Gewand, entdecket sein Gehirne^
90 Ob schon fUr grimmen Frost deß Daches Nagel springt.
Spricht jener: mir ist kalt! ob gleich die Tropffen zwingt
Die Hitz auß seiner Haut, so wird er dennoch zittetn
Zn-Gabe. 633
Und Heß ihm auch Im Angst sein Kleid mit Füchsen füttern.
Geschieht es, daß zur Zeit sein halb-Gott außspatzirt,
So ist er wie sein Ziel, drauff er zusammen führt 95
Sein Augen, Zung und Sinn; es ist ein himmlisch Glücke
So sonsten, wen er labt mit einem Wort und Blicke
Und nickt ihm mit dem Kopff. Er kennt sich selbsten nicht,
Wie lang da sey sein Maß, wie schwer sey sein Gewicht,
AufF daß er, wann er sich für gar zu glücklich schätzte, 100
Nicht etwa ohngefehr und wüst wo abesetzte
Von angenommner Art. Wann er sein eignes Lob
Wie wider. Willen zehlt, so macht ers nicht zu grob;
Er braucht Bescheidenheit , gibt aber zu vermercken.
Es stecke mehr im Sack, und er sey nach den Wercken, 105
Nicht nach den Worten werth. An seines Günners Mund,
Wann dieser etwas spricht, ist er durch festen Bund
Verklammert und verschraubt; als wann mit Honig-Flüssen
Und andrem süssen naß die Lippen sich ergüssen.
So leckt, so schmutzelt er, thut, wie vor Zeiten that, 110
Der auß dem Dreyfuß her zu Delphis lauscht aufF Rath.
Sagt jener aber was, das billich ist zu loben:
Hilff Gott, wie hebt er an zu gauckeln und zu toben!
Zu wenig sind die Hand, es ist kein Glied befreyt.
Das ihn mit wundrem Brauch nicht ehrt und benedeyt. u&
. Manchmal da preist er auch den, der gleich nicht zur Stelle, .
Schaut aber, daß alsdann er dieses Urthel fälle.
Wann wer verbanden ist, der solches bald trägt hin;
Zu Zeiten pflegt er dann mit sich seitab zu ziehn.
Dem seines Meisters Ruhm in sichres Ohr er lege lao
Doch also, daß der Schall noch finde seine Wege
Auch in deß Freundes Ohr, der dort von ferne steht
Und merckt, daß so sein Nam ie mehr ie ferner geht.
Wolan, hierum wolan! man lasse mir passiren
Den, der durch so viel klug sich sicher ein kan führen • 1«*
Bey dieser Zeiten Sturm ins guten Glückes Porti
(Hier geht es ziemlich an; doch weiß ich nicht, wie dort.)
Allein es ist noch mehr, daß diesen Proteus zieret
Und aiiff die hohe Banck der Weisen einquartiret:
Es ist ein heilsam Artzt, der solche Salb ertheilt, 130
634 Za-Gabe.
Die alle Wunden schmiert (nie aber keine heilt);
Er putzt ein iedes mahl; er schmüncket alle Flecken,
Weiß iedem seinen Fehl und Ungestalt zudecken ;
Er ißt ein Huren- Wirth und kuppelt iedem bey
135 Von Schanden/ was er wil, von Sünden mancherley.
Ein Mahler ist er auch, der alle Laster schönet
Zu einer Helena, der alles Arg versöhnet
Und gerne selbsten stifffc, und nimmt sich ernstlich an^
Der Bosheit auff den Dienst zu warten, wie er kan.
140 Bekennt er, böses ]thun sey nicht für Nutz zu rechen.
Gesteht er, grober Fall sey nur ein klein Verbrechen,
So hat sein Ansehn er nicht schlechtlichen gekränckt
Und mehr von seinem Becht, als ihm gebührt, enthenckt.
Ein wohlgeschickter Kopff und dessen sondre Gaben,
145 Die haben es verdient, daß sie die Freyheit haben
Zu thun, was sie gelüst: die Jugend ist ja werth.
Daß man an ihr den Zaum nicht allzu kurtz begehrt;
Soll böses böse seyn, hats dennoch diese Güte,
Daß es dem Leibe leicht und unschwer dem Gemüte,
150 Daß es gefällig sey, und daß es lieblich sey
Und von gemeiner Zunfft macht höhre Geister frey.
So meint er und gibt für, daß Bedligkeit der Sinnen
Nur tölpisch Einfalt sey und bäurisches Beginnen;
Die Büß ist Aberwitz; die Zucht ist thörlich Ding;
155 Die Tugend ist ein Wahn bey dem, der niedrig gieng
Und nicht entpor sich sehnt. Becht! Becht! wer wil nun schlissen,
Was unsrer feiner Mann für Tittel soll gemessen?
Er ist ein Kleider- Wurm bey dem, der gerne zehrt,
Ein Hahn im Faß bey dem, dem Haab und Gut beschert;
160 Die Küchel ist sein Haus; er ist daheim im Keller;
Er ist deß Hofes GiflFt, ein Sclav und Freund beym Teller.
Kurtz : Sein Verdienst verdient, daß man ihn zieh hervor
Und weiter fbdre fort dem Teuffei zum Factor.
l«><Nirtk ^l;^
FOLGENDE SINNMJKTICHTE SIND l NTER WVAh
RESDEM DRÜCK EINGELAUFEN.
1.
Htfedieist
Nicht dencke, idaß da was verdienen soUest kttnneii!
Bej Hofe lohnt man nicht; was kümt, das kümmt durch günnen.
2.
Geber^ Haare.
IVanckreich traget zwar die Schuld^daß es manchem nimt seinllaari
Weiset aber^ wie man braucht das, was eines andren war.
3.
Verleuidiiiigen.
Wer viel Verleumder hat, bey diesem ist gewiß,
Daß er die Tugend hält, und Tugend ihn nicht ließ.
4.
Ffirstliche Ruinen.
Fürsten Hertz ist so ein Ort, der sich nimmer so soll ftigen.
Sondern viel zu köstlich ist, drein zu lassen falsche Lügen.
5.
Ehre.
Wann Ehr und Eigennutz in einer Sache streiten,
So sihe, daß du stehst der Ehr an ihrer Seiten.
6.
Mittelstand.
Viel Glücke hat viel Neid; viel Gut hat viel Gefahren;
Ein mittelmässig Stand kan manche Noth ersparen.
636 Zu-Gabe.
7.
Demntli.
Em hoher, starcker Baum muß von dem Winde liegen;
Ein niederträchtig Strauch, der bleibet stehn durch biegen.
8.
Gewissen.
Was Niemand wissen soll, soll Niemand auch begehen;
Ein iedrer soll ihm selbst statt Ij^usend Zeugen stehen.
9.
Annuth.
Franckreidh mag durch seinen König zwar der LeuteKröpffe heilen ;
Armut aber kan was beßres: kan der Hoffart Kropff zertheilen.
10.
Aoff Lycnm.
Ljcus kan die Sachen richten, wann er gleich kein Theil gehört;
Dieser hat gerechte Sache, der am meisten ihm verehrt.
11.
Unwissenheit.
Zwerge sind gemeinlich stoltz; wo am minsten von Verstand,
Hat der falschen Meinung Trotz mehrentheils die Oberhand.
12.
Hofe-finnst.
Hofeguust brennt wie das Stroh: gibt geschwinde starckeFlammen,
Feilt in Asch, eh als man meint, zeitlich aber auch zusammen.
13.
Anff Stnltinam.
Ob gleich alle sehen ernst, wil Stultina immer lachen ;
Weil sie weisse Zähne hat, wil sie sich beliebet machen.
14.
Anff Angelieam.
Angelica ist wie ein Engel, und englisch sind auch ihre Sünden,
Wie Engel, die zu Teuffein worden,voll Hoffart waren zu befinden.
Zu-Qabe. 637
15.
Verleiimdaii^.
Wer mich hasset^ wer mich schimpfft; dessen Boßheit gibt an Tag,
Daß ihr meine Redligkeit wo zn wider lauffen mag.
16.
Die Wapheit.
Bej Hofe sagt man nicht von Warheit albsn viel ;
Es wil nicht; der da darff; es darff nicht, der da wil.
17.
Anff Vagnm.
Vagus liebet Weiber, Witwen, Jungfern, Mägde, was ihm kümt;
Christen-Lieb ist so geartet, daß sie kein Bedenckcn nimt.
18.
Vollkommene Wissenschafft.
Wer alles kan, der ist ein Phoenix unsrer Jahre;
Ich glaube nicht, daß der, noch jener iemals wäre.
19.
Von mir selbst.
Den besten werden gleich, das bild ich mir nicht ein.
Hoff aber, besser doch als böse noch zu sejn.
20.
Die Oicht.
Die Gicht hat Hofe-Sinnen: sie last ihr gar nicht rathen,
Wil , daß man ihr gehorsam und duld ihr alle Thaten.
21.
Reickthnm.
Beichthum soll man zwar nicht lieben, mag es, wann es kUmt,
doch fassen,
Mag es in sein Haus zwar nehmen, aber nicht ins Hertze lassen,
Mag es, wann mans hat, behalten, darff es nicht von sich verjagen.
Mag es ein in sein Behaltnttß; sich nur nicht in seines tragen.
638 Zn-Gabe.
22.
Von Qnodam.
Quidam ist durch schnelles Feuer in die Asche hin begraben,
Hat bekummen ein Begräbnüß, wie die gantze Welt wird haben«
23.
Anff Nnllnm.
NuUus ist ein Zwerg von Leibe, noch dazu ein Narr von Sinnen;
Also wird man Nichts den Nullum, Nullum Nichts benamenkünnen.
24.
An Bkodiam.
Rhodia, nicht geh ins Feldl werden Bienen deiner innen,
Wird sich dein Gesicht und Mund ihrer nicht erwehren kttnnen;
Werden lassen Ros und Klee, werden alle Blumen lassen,
Werden deinen Honig nur, werden deinen Zucker fassen.
25.
Jungfraaen.
Ihr macht, ihr Jungfern, Wunden,
Die werden nicht verbunden;
Euch seyn denn vor verbunden,
Ihr Jungfern, eure Wunden.
26.
Anff Gallieanam.
Du bist der Baum im Paradies: wer deine Frucht geschmecket,
Hat nicht alleine sich verterbt, hat andre auch beflecket.
27.
Amt einer Ehefrauen.
Nicht herrschen, auch nicht dienen, freund-, hiilfl- und tröstlich seyn
Diß ziemet sich den Weibern, gibt ihrem Ruhme Schein.
28.
Leben and Sterben.
Wer noch kan und wil nicht leben.
Dieser fehlt so gut und eben.
Wie wer, wann der Tod kümmt an.
Nicht wil fort die letzte Bahn.
Zu-Gabe. 639
29.
From und Klug.
Ein Fromer und ein Kluger, die sind nicht immer einer;
Viel besser ; daß der Klugen^ als daß der Fromen keiner.
30.
Jflngste Tage.
Der jüngsten Tage zehl ich zwey : den einen^ da die Welt geboren,
Den andren, da sie durch die Glut wird wieder endlich gehn verloren.
31.
Zeitlich Gut.
Was ist doch Ehre, Macht, Pracht, Schönheit, Lust und Geld?
Ein gläsernes Gepräng, ein Tockenwerck der Welt.
32.
Christenthum.
Christenthum besteht im Thun ; drum so bitt ich um Verlauben,
Daß beymGlauben,der nichts thut, ich nicht darff dem sagen glauben.
33.
Die Pflege seiner selbst.
Wer seine Seele liebt und liebt auch seinen Bauch,
Der liebt ein ehrlich Mensch und einen Schandbalg auch.
34.
Neidhart.
Wie kümmst dann du dazu, daß Gott dir Gutes thut?
Du günnst ja nun und nie und keinem, was da gut.
35.
Wissenschafft.
Viel wissen ist wol schön; doch wer zu viel wil wissen.
Muß Ruh und gut Gemach, wol Gut und Blut vermissen.
640 Zu-Gabe.
36.
WnntsGli, in eines andren Namen. An eine Damae-
Gott geb dir alles gute und gebe mir noch dich !
So dann hab alles wieder und mehr dazu noch ich.
37.
Ein Brief.
Dein Brieff begrtiste mich; mein BriefF begrüst dich wieder;
So wissen bejde wir, daß keiner todt liegt nieder.
38.
Bildnfisse.
Grosse Herren geben Bildnüß wolgeprägt nach allem leben,
Wann sie ihre Hofe-Mägde manchmal ihren Dienern geben.
39.
Vertriebene.
Wer Tugend hat und Kunst wird nimmer nie vertrieben,
Ist, wo er immer ist, als wie zu Hause blieben.
40.
Anff den Veit.
Das Gold steht Feuer auß ; Veit duldet alle Flammen,
£h er last Gold und sich mit Willen thun von sammen.
41.
Die . Natnr.
Wann hat uns die Natur die gröste Treu gethan ?
Ob, wann wir gehen ab? Ob, wann wir kummen an?
42.
Anff Paulam.
Man liebt dich, Paula, nicht nach riehen;
Der Bock ist bey dir eingeschlichen.
Man liebt dich, Paula, nicht nach hören;
Dein Witz ist zinsbar dem bethören.
Zu-Oabe. g41
Man liebt dich ^ Paula^ nicht nach schmecken; 6
Dein Mund wil böse Feule decken.
Man liebt dich; Paula^ nur vom sehen;
Dein Antlitz ist nicht zu verschmähen.
Zum fühlen möchstu auch passiren ;
Laß sehu; welch Sinn wird heim dich führen? lo
43.
Fliegen.
Kleinre Fliegen hat das DorfF; größre Fliegen hat die Stadt^
Darum daß es hier als dort beßre Nietligkeiten hat.
44.
Vergnfigen.
Die Schafe gehn im weiden und suchen beßres immer ;
Die Menschen sind vergnüget mit ihrem Stande nimmer:
Also sind kluge Menschen^ als albre Schafe ; tümmer.
45.
Anff Dnplicinm.
Duplicius ist zwar ein Mann gar tüchtig unter Leute^
Nur daß ihm seine rechte Hand steht an der lincken Seite.
46.
Thorheit der Verständigen.
Der Weitzen ist ein edle Frucht; doch hat er manchmal Brand:
Bißweilen kümt dem klügsten Mann auch Thorheit an die Hand.
47.
Krippen-Beuter.
Es ist ein Volck^ das seine Pferd an fremde Krippe bindet;
Daß sich bey fremdem Feuer wärmt, zu fremdem Teller findet.
Verhön sie nicht! es ist das Volck, das uns im Wercke weiset,
Wie daß der Mensch hier nicht daheim und wie durchbin nur reiset.
48.
Anff Scythicnm.
Scythicus führt keine Sorgen, lebet immer in den Tag;
Nein, er sorgt deß Morgens ängstlich, wo er den Tag nehmen mag
Ftlr den Hund, für sich, für Pferde sam dem Knechte den Verlag.
Logan. 4 1
G42 Zn-Gabe.
49.
Eselshant.
Ob der Esel gleich ist grob; ist die Haut doch gut;
Daß man drauff verzeichnen kan^ was von nöthen thut.
Wer auß Grobheit Kunst veracht, fallt ein Zweiffei ein,
Dem muß doch ein kluger Kopff hülff- und rathsam seyn.
50.
Handwereks-Lente.
Handwercks-Leute haben Zunfften, haben Ordnung und Gesetze,
Daß sich Niemand in ihr Mittel , sein Gewerb zu treiben, setze,
Der nicht ehlich ist geboren, ob er sonsten gleich ist tüchtig.
Der auch ausser seiner Ehe nicht gelebet allzu richtig,
5 Ob gleich Busse drauff erfolget, welcher einen Uund erschlagen,
Obs gleich ohngefehr geschehen, der die Kosten nicht zu tragen
Zum Gesäuff und zum Gefrässe, der nicht Meisterstücke machet,
Macht ihn gleich das Werck zum Meister; mehres ist, darob man
lachet.
Aber daß man Warheit meidet, daß man schindrisch übersetzet,
10 Daß man Falsch für Gut gewehret, daß man Treu und Schwur
versetzet:
Dieses heist, sich klüglich nähren. Lieber! sind es Handwercks-
Stücke,
Sind es doch nicht Christen- Wercke; sehet zu, wies droben glücke!
51.
Friedens-Beschwer.
Der Fried ist zwar gestifft, die Krieger handeln linde;
Die Steuer trillt uns noch, noch Arbter und Gesinde.
52.
Steuer.
Andre Länder geben Steuer nach dem Kopff und nach Genieß;
Wir, nach dem sich unbesonnen weiland einer schätzen ließ.
Wer das Leben kaum noch hat, wer sonst alles hat versetzet.
Muß noch dennoch tragen Last, darum daß er ist geschätzet.
!» Ists dann billich, ists dann christlich? 0, es sey gleich, wie es wil,
Fromts nur einem und dem andren, hats zu deuten sonst nicht viel!
Zu-Gabe. 643
53.
Die Ehre.
Die Ehre kennet keinen Obren ; wer ihr zum Nachtheil was gebeut;
Da sihe zu^ daß dich dein Leben zum Schutz der Ehre nicht gereut.
54.
An die Amaryllis.
Deine Schönheit wohnt zu Felde, ßo wie offt ein edler Stein,
Wie er solt, an seinem Orte nicht ist recht gefasset ein.
56.
Bathsehl&ge.
Uhren gehn nicht imm^f gleiche, ob sie gleich sind wol gericht;
So auch haben gute Schlüsse dennoch gute Würckung nicht.
56.
Das Dorf.
Mein Gut besucht ich nechst; das Feld war voller Segen;
Sonst war mirs nicht so gut, wie in der Stadt, gelegen:
Mein Tisch, der war ein Bret; mein Bette kunte gehen;
Ich hatte fromen Tranck; zur Speise hatt ich stehen
Ein Kind, ein solches Kind, daß, wann es ietzt geboren, 6
Die Mutter drüber singt; ich hatte mir erkoren
Den Platz, worauff der Grund zur Music wird geübet;
Noch dennoch war mir wol und alles viel geliebet,
Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen,
Der Überlauff deß Volcks, deß Hofes Schwelgereyen, lo
Verleumdung, Neid und Haß, Trug, Heucheley und Höhnen,
Die außgeschmückten Wort und falschliches beschönen,
Das hatte hier nicht stat; ich kunte seyn mein eigen
Und alle meine Müh zu meinem besten neigen.
0 Feld, o werthes Feld, ich muß es nur bekennen, is
Die Höfe sind die HöU, und Himmel du zu nennen!
56. 3 eine Kalesse. 4 Wasser. 6 ein £y. 7 das Tenne.
41*
644 Zu-Gabe.
57.
Anff Fallmmidiim.
Fallmund leug^t; was er sagt; stets und aller Orte;
Dann er wil kein Sclave seyn seiner eignen Worte.
58.
WÜÄ.
Weiser Sinn und weisses Haar
Sind ein wol gepaartef Paar.
59.
Nisns und Nisa.
Nisus buhlte starck um Nisam; dieses gab ihr viel Beschwerden^
Wolt ihn nicht; sie freyt ihn aber, seiner also loß zu werden.
60.
Von einem yerstorbenen Kinde.
Daß der Tod die Kinder würgt, ist ein kindisch Stücke;
Nein, es ist deß Todes Gunst, ist der Kinder Glücke,
Eh die Boßheit ihren Sinn, sie dem Heil entrücke.
61.
Von meinen Reimen.
Meine Keime rüchen nicht
Noch nach Ole, noch nach Wein;
Beydes kan gar schwerlich se}^!.
Jenes wegen Amtes Pflicht,
Dieses wegen schlinmier Gicht.
62.
An eine fürstliche Person, nebst andren.
Gebet,Herr, dieSchuld demBrauche, wann wirDiener uns erwinden.
Wir, die wir Euch selbsten pflichtbar. Euch noch dennoch anzu-
binden!
Nehmet hin, so viel an uns, unsrer Treue weisses Band!
Was Air Euch und uns sich schickt, ist uns beßres nichts bekant.
Zu-Gabe. 645
63.
Lebens Jahr.
Weil taußent Jahr für GOTT sind wie ein gestrig Tag,
So einer hundert Jahr der Welt gemessen mag,
So rechne, wieviel Zeit er lebt für seinem GOTT,
Lebt aber solche Zeit o, in wie vieler Noth!
64.
Liebhabere.
Die Liebe treibt ins Elend auß die, die sie wo belohnet;
Denn der ist nie bej sich zu Haus, der in der Liebsten wohnet.
65.
Wittiber nnd Wittiben.
War freyen Dienstbarkeit, war nicht was freyes dran, -
Es gienge keine Frau, kein Mann mehr diese Bahn.
Sie gehen aber drauff oflFt mehr als zweene Gänge;
War nun nichts gutes dran, man miede ja die Menge.
66.
Hoffart.
Hoffart heget nicht Vemunfft ; wer auß Hoffart wen veracht, *
Dessen lacht man, wie es Brauch, das man eines Narren lacht.
^ 67.
Falsche EhrerbittnBg.
Mancher blöst für mir sein Haupt; gieng es ihm nach Sinn,
Wüntscht er, daß mein eigner Eopff wäre längst dahin.
68.
An Braut und Bräutigam, eine yon Mfihlheim nnd einen
von Sack.
Jungfrau Braut, ihr habt daheim eine Mühle gut zu Sacke;
Mahlet, das man jährlich drauß Strützel in die Wiege backe!
69.
Der Liebe Zunahmen.
Man nennt die Liebe süsse; gesaltzen wer sie nennt.
Hat noch am allerbesten sein schmecken angewendt.
646 Za-Gabe.
70.
Der Waliii.
Bey uDsren Sachen ist der Wahn
Gemeiniglich der Ober-Mann.
71.
An eine Ffirstin.
Fürstin , warum braucht ihr Schmuck ? wolt ihr denn der Welt
nicht gUnnen,
Daß sie Eurer Stralen Licht ohne Wolcken schauen künnen?
72.
Frenndsehafft.
Alten Freund für neuen wandeln
Heist: für Früchte Blumen handeln.
73.
Weiber.
Weiber sollen an der SeitC; nicht zum Haupten Männern liegen;
Denn die Eiebe^ drauß sie worden^ soll an ihren Ort sich fügen.
74.
Beruf.
Die Person^ die ich ietzt führe^ auff dem Spielplatz dieser Welt^
Wil ich nach Vermügen fUhren^ weil sie mir so zugestellt;
Denn ich hab sie nie gesucht. Wird was andres mir gegeben^
Wil ich nach deß Schöpffers ruff; nie nach meinen Lüsten leben.
76.
JnngfersehalK.
Jungferschafft; die ist ein Garte ; Jungfern sind die Blumen drinnen ;
Manche gibt ftir Bienen Honig; manche gibet Gifft flir Spinnen.
76.
Weiber.
In der Jugend zum erlusten^ in dem Alter zum erlaben
Sind die Weiber ; wollen lieber dort als da zu schaffen haben.
Zu-Gabe. 647
77.
Auf Fnrviun.
Furvus lobt mich unter Augen; hinter Rückens schimpfft er mich;
Was zu thun ? An ihm und andren wil mich redlich rächen ich^
Daß im Rücken er soll lügen und für Augen reden wahr;
Wolln uns theilen^ daß das loben mir; der Schimpff ihm bleibe gar.
78.
Lachende Erben.
Wann Erben reicher Leute die Augen wäßrig machen.
Sind solcher Leute Threnen nur Thronen von dem lachen.
79.
Deßgleiehen.
Die Römer brauchten Weiber, die weinten fllr das Geld;
Obs nicht mit manchem Erben sich eben so verhält?
80.
Anff Annam.
Anna hat die Jungferschafft Air den Ehstand ihr erkiest,
Weil sie keiner, auch geschenckt, anzimemen willig ist.
81.
Von Cnrtio.
Wie die Kinder sich begehn, also hält den Brauch
Curtius mit seiner Frau: Kinder kratzen auch.
82.
Von der Clodia.
Clodia taug nicht zum sieden, ob sie etwa taug zum braten?
O, man laß sie roh den Wurmen ; besser kan ich keinem rathen.
83.
Anff Crassmn.
Crassus hat gar bösen Ruff; daß er mög auß diesem kummen,
Hat ein ärgres Bubenstück er hingegen fürgenummen.
648 Za-Oabe.
84.
Auf Cfnlonem.
Gulo hat Gedärm im Eopff and Gehirn im Bauche;
Dann zu sorgen ftlr den Bauch; hat er stets im Brauche.
86.
Wie heist man die bey Hofe, die alle Gunst weg tragen?
Man heist sie da die Hertzen; ich nenne sie die Magen.
86.
Fflrsten.
Fürsten mügen leben herrlich;
Dann sie leben auch beschwerlich.
Weil sie andren Wolfahrt geben^ -
Mügen sie vergnügt ja leben.
87.
Brftder.
Einander stets zu wider^
Das ist die Art der Brüder.
Sie selten seyn wie einer;
Das war viel nütz- und feiner.
88.
Die Laster.
Alles in der Welt veraltet; nur die Laster jungen immer.
Wann ein £ü*ancker ab soll drücken, wird die Eranckheit immer
schlimmer.
89.
Wein.
Der Wein ist unser noch, wann ihn das Faß beschleust;
Sein aber sind dann wir , wann ihn der Mund geneust.
90.
Wasser.
Wer zum Tischtrunck Fischtrunck nimmt,
Selten dem die Fuß-Gicht kümmt
Zu-Gabe. 649
91.
Anff Brntiim.
Brutus zoh mit vollem Beutel ^ daß er Wissenschafilen lerne^
Kam auch wieder^ wüste dieses^ daß sein Geld blieb in der Feme.
92.
Glaubens-Zwang.
Zum glauben ist nicht müglich; die Sinnen zu bezwingen;
Zum heucheln ists wol möglich ^ die Sinnen anzubringen.
93.
Der Hnnger.
Mir ist ein Gast bekant^ der dringt durch freches Plagen^
Daß ihn ein frommer Wirth soll auß dem Hause jagen;
Wann dieser es nicht thut; ist jener nimmer stille^
Biß daß man Gast und Wirth in eine Grube vülle.
94.
Hanpt-Straffen.
Krieg, Hunger ; Pest sind Straffen deß Leibes biß zum Tode;
Der Seele zum Verterben ist Straff ietzund die Mode.
95.
Ehestand.
Das Weib ist ihres Mannes Hertz ; der Mann ist seines WeibesHaupt ;
Daß eines einem andern lebt, ist keinem ihrer nicht erlaubt.
96.
Weiber-M&ngel.
Weibern sind Gebrechen
Sonsten nicht zu recheu;
Ausser wann sie fehlen
Und die Manne zehlen.
97.
Von Potipliars Weib.
Heute sind die Weiber klüger als deß Potiphars sein Weib :
Greiffen selten nach dem Kleide , greiffen lieber auff den Leib.
650 Zu-Gabe.
98.
Hanne.
Hannen sind die Frauen günstig; weil sie ihre Männer lehren,
Wie sie ihnen sollen locken ; sie mit Lust und Kost verehren
Und fein rüstig £rü anfangen; sonsten ist nicht zu vergessen.
Daß nicht minder junge Frauen gerne junge Hüner essen.
99.
Von einem Hofe-Hnnde.
Unser Hund frist Feigen, Trauben, Zucker, was nur Menschen
schmecket ;
Warum war er Hund bey Hofe, da man auch den Speichel lecket?
100.
Der Welt-eianbe.
Es mangeln nur noch zwej, so bin ich funfftzig Jahr;
So bald ichs nun verstund, so nam ichs eben wahr.
Das meistens ich gar wol getroffen in das Ziel,
Wann ich geglaubt eh nichts als etwa gar zu viel.
101.
Cfeseliwinder Tod.
Schneller Tod ist böse Bösen,
Fromen aber schnell erlösen.
102.
Grabschrifft eines Artztes.
Hier liegt ein Artzt begraben von redlichen Gedancken;
Viel hatt' er Patienten und starb für allen Erancken.
103.
Rache.
Es ist ein Art der Bache, zur Zeit geduldig seyn;
GOTT, der Verleumdung hasset, biingt alles statiich ein.
104.
Leben nnd Tod.
In dem Leben wohnet Sterben; in dem Sterben wohnet Leben;
Lasse dir das Sterben lieben du, dem Leben nur ist eben!
Za-Gab«. 651
105.
An den Liebhold.
Liebhold, meiner Freundschaffik Seele, wihit du von mir scheiden hin,
So gedencke, das ich armer bloß ein kalter Cörper bin.
\ 106.
Wein.
Wilstu eine Lust dir kauffen? Eauff ein Faß voll guten Wein,
Bitt ein Anzahl gute Brüder: ach, was werden Narren seyn!
107.
Neid.
Wer mich neidet, lobet mich,
Eränckte sonst mit mir nicht sich.
108.
Ärtzte und Poeten.
. •
Dich, Apollo, ruffen Artzte; dich, Apollo, ruffen Tichter;
Wem du soltest vor erscheinen , darff es einen rechten Eichter.
O, die Artzte tichten auch, machen offl die Eranckheit arg,
Daß der Erancke, wann er frisch, sej zum schencken minder karg;
Was sie gröblich offt versehen, hat gethan der Eranckheit Stärcke ; 5
Wo sie gleich gar nichts geholffen, thatens dennoch ihre Wercke.
Hat, Apollo, dich ein Artzt wo geruffen, kumme bald!
Tichten hat nicht viel Verlust; kranck seyn aber braucht Gewalt.
109.
Beieliten.
Deiner Sünden menge beichten,
Ean die Sünden Last zwar leichten;
Aber schau, daß Heuchelej
Nicht zu Steinen lege Bley.
110.
Vergebung der Sflnden.
Der Herr vergibt die Sünde; der Priester zeigt es an;
Der Sünder muß sich bessern, sonst ist es nicht gethan.
652 Zn-Qabe.
111.
Der Beroff.
Ein Hencker wil das Dohnen-Siellwerck in einem nahen Walde
dingen;
Weil hencken nun nicht mehr ist bräychlich; so nährt er sich gleich-
* wol mit schlingen.
112.
Grabsebriflt eines Fleiseliers.
Weil ich lebte^ kunt ich Beine wol so hoch als Fleisch verkauffen;
Wurmen schenck ich ietzt; was fleischicht; Beine bleiben überm
Hauffen.
113.
Grabschrifft eines hSltzernen Mnsicanten.
Ich habe mit dem Hackebret viel Lebenszeit vertrieben ;
letzt klappert nun der schlimme Eerl^ der Tod; mit meinen Rieben.
114.
HeneUer.
ObbeyHof ein iedesschmeichelt, schmeicheln doch die Pferdenicht,
Die den Herren selbst abheben ^ wann er reitens nicht Bericht.
115.
Grabsehrifft eines Sänffers.
Der allhier liegt , ist wol tod; hätte sönsten längst geruffen:
Ist dann niemand nimmer da^ der mir eines zugesuffen?
116.
Grabschrifft eines Sangmeisters.
Hier trinckt, hier singt nicht mehr ein Singer;
Sein Hals ist mit ihm wol zu friede.
Sein Herr war auch zugleich ein Schlinger,
Und er stets roh von Trunck und Liede.
117.
GrabschrifEt eines Schusters.
Künte man das Leben strecken, wie man kan das Leder dehnen,
Hätt ich, daß ich hier nicht läge, trauen künnon meinen Zähnen.
Za-Gabe. 653
118.
Grabschrifft eines Fischers.
Hier fischt einFischer letzt ImSande, dervor im Wasser hat gefischt ;
Der Tod hat ihn^ wie er die Fische, nunmehr in seinem Garn
erwischt.
119.
Grabschrifft eines Schmiedes.
Der Tod ward Schmied , der Ambos ich;
Draoff schlug er wie das Eisen mich;
Mein Blasebalg gab mehr nicht Wind;
Deß Pulsses Hammer fiel geschwind;
Die Kohlen leschten gäntzlich auß;
Auß Eisen ward mir Erde drauß.
120.
Orabschrifft eines alten Deutschen.
Es stürbe sich; der hier ietzt li^, noch endlichen zu tode;
Der Pompsack kunte nimmer nie sich schicken in die Mode.
121.
Obergabe etlicher Getichte an eine Fflrstin.
Fürstin, hier ist nur der Wille; hier ist, Fürstin, kein Vermügen,
Das in etwas Euch zu Ehren meine Reime selten tügen.
Nehmet hin den schlechten Willen, gebet nur ein klein Belieben,
Ej, so wird ein ieder glauben, daß ich köstlich Ding geschrieben.
122.
An I. F. G. femer.
Fürstin, Euer Lob zuschreiben, muß ich einmal stille schweigen;
So ich dem gleich nach stets steige, desto mehr ist noch zu steigen.
123.
Grabsehriflt eines Müllers.
Der Tod hat einen Müller hier zu Staube gantz gemahlen ;
Doch darff er ihm die Motze nicht deß Hand wercks halben zahlen.
654 Zn-Gabe.
124.
Grabsdirifft eines Koelies.
Bey Hofe frist man Küche jungen; in diesem finstren Loch
Frist ietzt deß Todes Hofepursche wol gar den guten Koch.
125.
Orabsehrilft eines Artctes.
Hier liegt ein Artzt; vom Wadser hat er zuvor sein Leben^
letzt hat er von dem Wasser den Geist hin müssen geben;
Schau ; wie wir ofi^ von einem ietzt Nutz^ ietzt Schaden heben!
126.
Poeten.
Hippocrene soll euch träncken,
Und; ihr Tichter^ wollt nur dencken
An Ljaeus süsse Kost?
O; es ist euch wol bewust,
5 Hjppocrene macht den Meister;
Bacchus ; der erhält die Geister.
127.
Weintranben.
Wann ist die Speise Tranck? wann ist der Tranck uns Speise?
Sprich Bacchum drüber an^ daß er dir solches weise.
128.
Die verhennthete Venns.
Ihr, die ihr die Venus honet, daß sie ihr zum Mann erlesen^
Der da lahm, grob, starck und tölpisch, der ein Hanmierschmid
gewesen,
Wist ihr nicht, daß Götter- Augen tieffauch ins verborgne dringen?
Venus wüste, was ihr diente, sehnte sich nach andren Dingen,
6 Als ein albres Mensch gemeinet. Ihr Vulcanus war gefasset
Mit Gezeug und Haußgeräthe, so ihr auch lieb. Sonsten lasset
Ihr in gutem hin nur gehen, wann sie auff die derben Speisen
Ihrem Magen mit Confecten etwas nietlichs woUn erweisen.
Zn-Gabe. g55
129.
Meine Herren.
Zu dienen zweyen Herren, ist schwer; ich diene dreyen
Und darff mich doch bey keinem der Redligkeit verzeihen.
Gott dien ich mit dem Hertzen nach meinem besten kttnnen.
Dem Fürsten mit dem Eopffe nach meinen besten Sinnen,
Dem Nechsten mit den Händen durch Hülff auß gutem Willen ; 5
Ean hoffentlich bey allen so meine Pflicht ervöllen.
130.
Von meinen 8inn-6etiehten.
Ich mach es wie die Türeken, wann sie zu Felde ziehen:
Sie schicken halb Armeen, die nennen sie Partyen.
Drey tausent Sinn-Getichte, wol mehr noch, sind gegangen.
Um hin und her zu streiffen und Nachricht wo zufangen.
Ob achten, ob verachten bey Klugen zu erlangen. 5
131.
Von mir selbst.
Ich J^an es noch nicht thun, daß ich mich solte stellen
Hin zur Poeten-Rey; ein Urthel mag vor feilen.
Der selbst ist ein Poet mit recht und durch die Kunst;
Feilt dieses nun für mich, so ist mirs sondre Gunst;
Wo nicht, so stets dahin. Zu Übung meiner Sinnen 5
Ist alles angesehn, verfehlet gleich das künnen.
Zu mal mich sonst noch ehrt ein anderes Beginnen.
132.
Falseliheit.
Hertzlich hassen, mündlich lieben
Ist der Menschen meistes üben.
133.
Grosse Birnen.
Zu Quinsay hat es Birnen, die wägen auff zehn Pfund;
Es wird davon geschrieben, hats aber auch wol grund?
Die Stadt hat hundert Meilen; daß eine solche Stadt,
Ist billich, nach der grosse so grosse Birnen hat.
656 Zu-Gabe.
134.
Liebe und Gold.
Danae entfing vom Golde; Lieb und Gold sind solche Stücke:
Dem, der sie bej Jungfern brauchet, geht kein Anschlag bald
zurücke.
135.
Von der Anrella;
Aurella geht und beichtet o£Bt, daß man sie from soll zehlen;
Es scheint, wer ofi^ zu beichten hat, der muß gar offte fehlen.
136.
Haar-Pondre.
Welt ist mit ihr selbst nicht einig; grauen macht ihr sonst ein
Grauen;
letzo siht man grau sich machen junge Jungfern, junge Frauen.
137.
Anders.
letzo wil ein iedre grauen, ob sie gleich nicht grauen soll;
Wolln sie Augen oder Nasen (wer verstehts?) gefallen wol?
138.
Knrtzweilen.
Andre mügen Gläser stUrtzen; Andre mügen Hund anbeten;
Andre mügen näschig geilen da bey Greten, dort bey Keten,
Mügen Glück auif Blätter bauen, mügen blicklich Kleider wandeln,
Mügen bey der Sonnen-Thüre Stein, B6in,Glas und Fadem handeln,
5 Mügen sich leibeigen geben ihrer Lüste törchten Grillen :
Meine Lust soll immer bleiben, mich mit Tichterey zu stillen.
139.
Zweiffei an der Seligkeit.
Die an ihrer Seligkeit Selbsten Zweifiel tragen,
Woher künnen die, daß wir sind verdammt, dann sagen?
Zu-Gabe. 657
140.
Von meinem Biiclie.
Daß ich nicht in meinem Bnche mancher guten Freunde dencke?
Weiß ich doch noch selbst nicht eigen^ was man mir von Ruhme
schencke. '
141.
Freunde.
Was sind ietzt gute Freunde?
Sie sind vermumte Feinde;
Wann von mir weicht mein Glücke,
So blöst sich ihre Tücke.
142.
An den Tod.
O Tod; du schwartzer Tod, du Schauer unsrer Sinnen!
O; thu ich dir zu viel? Ja, ja; du kanst gewinnen
Ein englisches Gesicht. Dann du bistS; der erfreut;
Du bistS; der uns entzeucht dem Toben toller Zeit;
Du bistS; der uns den Hut der göldnen Freyheit schencket; 5
Du bistS; der um ergetzt und unsre Feinde kräncket;
Du bistS; der unsren Stuhl hin zu den Sternen trägt;
Der aller Frevler Trotz zu unsren Füssen legt;
Du bistS; der unsre Klag in lauter Jauchzen kehret;
Du bistS; der uns für Zeit die Ewigkeit gewehret; 10
Du gibst unS; wann du ninunst; dein so gefurchter Stich
Bereitet uns durch dich ein Leben ohne dich.
143.
Ehre.
Wer Ehre hat erlangt , gab Ehre manchmal drum.
Er kunte, wie er kam, auch wieder kehren um.
144.
Frenndscliaflt.
Wo Nutz sich nicht erzeigt; wo kein Gewinn sich weist,
Ist Freundschafft nicht daheim, ist über Land gereist.
LogMi. 42
658 Zu-Gabe.
145.
Die Welt-Frenndscliaflt.
Ich wil nicht Dämon seyn; die Welt darff auch nicht werden
Mein Pythiaa; wir sind von zweyerley Geberden:
Mein Sinn steht auffgericht; die Welt geht krumm gebückt.
Mein Sinn ist ungefärbt; die Welt ist glat geschmückt.
6 Mein Mund hat eine Zung; ich kan nicht warmes hauchen
Und kaltes auch zumal; die Welt pflegt Ja zu brauchen
Wie Nein und Nein wie Ja; dann ihre Zunge bricht
Die schöne zwischen Mund und Hertz gepflogene Pflicht.
146.
Das Crentse.
Ein sondrer Christ ist der^ der nimmer nichts wil leiden^
Der sich nicht wil von Christ und doch vom Creutze scheiden ;
Noth thut esy daß ihn Christ in einen Himmel weist,
Durch Bösen drein man tantzt und nicht durch Domer reist.
147.
Das Hans Österreich.
Ihr Töchter Hesperi, nicht rtlhmt die goldnen Früchte!
Zweyträchtiges Geschlecht der Bäume , bleib vom Lichte,
Du und Alcinous! Die Epicurus hegtC;
Auch die Mäcenas baut, und die Lucanus pflegte^
5 Ihr Gärt und Gärtner all^ ihr sevd mit Buhm zu schonen :
Der Garten Osterreich trägt lauter Eäjser-Kronen.
148.
Auff eine woUflstige Person.
Wann du wärest nicht ein Mensch^ lieber, wozu wärstu tüchtig?
Nur zur Sau, die ist durchauß, als zum fressen, sonsten nichtig.
149.
Auff Basam.
Einen Trostspruch auß der Schriffb hatte Basa ihr erwischet,
Daß man dort mit Abraham, Isaac, Jacob ewig tischet;
Freuet sich auff beßre Speisen ; als man hier erjagt und fischet
Za-G«be. g59
IBO.
Die Liebe.
Die Liebe siht; sie siht auch nicht; sie sihet meistens nicht
AuffTugend-Glantz, der stets besteht, siht auff vergänglich Licht
161.
Poeten.
Daß Poeten phantasiren, ist es dann von nöthen?
Daß Phantasten, ist es nöthig, müssen seyn Poeten?
152.
Ärtste.
Artzte sind den Menschen gut, daß flkr derer Menge
Endlich nicht die gantze Welt werde gar zu enge.
163.
Ein verlorner Frennd.
Mein Freund ward nechst nach Hof in Ehrendienst erkoren.
Die Ehre günn ich ihm; doch ward der Freund verloren.
154.
Siegel.
Fürsten solln mit Stahle siegeln; was zu Siegeln sie erkiest,
Soll wie Stahl so feste halten, daß es nicht zu beugen ist.
155.
Mannbare Jnngfranen.
Junge Töchter sollen freyen; sonsten kümmt das Jungfern-Fieber
Oder gehn beym Jungfern-Schlosse auff das freje Feld fürüber.
156.
Eine nnglflekliebe Ehe.
.Wann das Weib ist arm und der Mann ein Narr,
Hilfflt der Segen kaum, welchen spricht der Pfarr.
42 •
660 Za-Ckibe.
157.
Jungfern.
JungferD; sejd ihr blind an Augen^ daß ihr nicht am Fenster lieget^
Jungfern^ seyd ihr taub an Ohren, daß ihr nicht für Kuppler tüget,
Jungfern, seyd ihr lahm an Füssen; daß ihr nicht die Stadt durch-
streichet,
Jungfern, sejd ihr krunun an Händen, daß ihr nicht nach Gaben
reichet:
5 O, so sejd ihr, wie ihr sollet, weil ihr euch der Tugend gleichet
158.
ScbSnlieit.
Die Schönheit ist der Schirm, da Falschheit hinter stecket;
Ist Liebe gar zu blind, wird Falschheit nicht entdecket
169.
Anff Jungfer Picam.
Pica ist ein Feuerspiegel, brennt zum ersten auff die Augen,
Daß, was sie im Schilde führet, sie zu sehen nicht wol taugen.
160.
Lob.
Loben ist noch weit nicht lieben;
Ehr-Wort ist kein Wahr- Wort nicht;
Compliment macht keine Pflicht,
Ist bey Hof ein höflich üben.
161.
Walirbeit.
Wahrheit ist ein Tuch zum kleiden , zwar das allerbeste,
Gleichwol nicht auff alle Tage, nur auff hohe Feste.
162.
Anff eine Jnngfran.
Jungfer, o, ihr seyd die Schönste, wann ihr steht allein im Winckel ;
Emnmt ihr etwa rauß ans Lichte, siht man, daß ihr feil habtDttnckel.
Zu-Gabe. 661
163.
Wein.
Weh, Weinen, Winseln, Hände windep
Ist da, wo Wein nicht ist zu finden.
164.
Auf Harcnm.
Mahler mahlen manchmal Engel ; Mahler mahlen manchmal TeulSel.
Marcus lebt ietzt from, ietzt schelmisch, macht ihm drüber keinen
Zweiffei.
166.
Die Dentscben.
Die Deutschen sind nicht männisch mehr, thun Kindern alles nach,
Die, wann sie etwas neues sehn, thun töblich, thmn und gach.
166.
Gfegenw&rtiges und Znkfinfftiges.
Was vorigmal geschehen war,
Geschieht wol mehr ein andres Jahr.
167.
Kleider.
Was istS; was uns bedeckt und gleichwol auch entdecket?
Das Kleid bedeckt den Mann und weist, was in ihm stecket.
168.
Anff Parcnm.
Parcus wil sich gastfrej rühmen, wil wieLoih die Engel speisen.
Die nichts essen und nichts trincken, wann sie sich zu Gaste weisen.
169.
Religion.
Daß man mag m Haß und Neid wider seinen Nechsten leben,
Soll uns die Religion einen schönen Mantel geben.
Ehr mir Gott Religion, die gleich rein und heilig glaubet,
Immer aber Haß und Ndid wider ihren Nechsten treibet I
662 Zu-<}abe.
170.
Neid.
Gut; nicht bös ists, sonst nichts leiden,
Als daß einen Bös^ neiden.
171.
Feile Cfereehtigkeit.
Sind deß Richters Ohren zn? Mache dn die Hand nur auff,
Recht hat ietzt wie alles Ding einen eben hohen Kauff.
172.
Leben und Tod.
Der Tag hat grosse Müh; die Nacht hat süsse Ruh:
Das Leben bringt uns Müh, der Tod die Ruhe zu.
173.
Auf Pingvinnm.
Pingvinus ist gelehrt; die ihn gelehrt; die leben;
Nur dieses merckt man nicht, ob was ist blieben kleben.
174.
Besonnenlieit.
Wilstu einen Wächter haben, der für Schaden wacht?
Nim dir an zu einem Diener nur den Wolbedacht.
175.
Falseklieit.
Man meint, die Welt sey gar zu neu; sie habe nichts vom alten.
Ich sage nein; man muß die Zeit nur recht zusammen halten.
Die alte Welt hat ihre Witz in Fabeln eingerichtet;
O, was die neue Welt uns sagt, ist mehren theils ertichtet.
176.
Irrfhflmer.
Die Welt irrt nicht; es irrt, der, daß sie irret, streitet;
Sie trifft den W^ genau, der zu der Hölle leitet.
Zu-Gabe. 663
177.
Anff Panlam.
Paula klaget; daß die Strasse dieser Welt sey gar zu breit;
Gingen drauff gleich Junggesellen ^ gingen sie ihr doch zu weit.
178.
Vom KSnige in Engeland.
Daß König Carl in Engeland ließ einen Eopff und drej der Kronen^
War viel; ist mehr, daß dran man lernt die Majestäten nicht
verschonen.
179.
Hell- und engelftndischer Krieg.
Ihr, gesaltznes Herings-Heer, gebet grossen Hertzens-Danck
Fttr in Holl- und Engeland aulSgerührten Waffens-Zanck.
Weil sie bejde selbst sich fressen, künnen sie nicht euch verzehren,
Künnen euch auß eignem Saltze nicht in fremdes mehr gewehren.
180.
Wite.
Saltz im Tode, Saltz im Leben
Ist dem Hering immer eben:
Witz in Freuden, Witz im Leiden
Sollen Menschen nimmer meiden.
181.
Wnntsch.
Für fremdem Brot,
Für grossem Spot,
Für Seelen-Noth,
Für bösem Tod
Bewahr mich Gottl
182.
Sftnffer.
Im trincken ein Hart-Sänger,
Im hincken ein Schleich-Gänger.
664 Za-Gabe.
183.
Anff Rasam.
Basa hat zwey seh wartze Geister, hier zum lügen, da zum prassen ;
Keinen weissen kan sie haben, weil die weissen schwartze hassen.
184.
ungleiche Gfesellscbafft.
Unter Tollen sollen klug, unter Vollen nüchtern sejn,
Wers nicht glaubt, versuch es nur, was es sej fUr schwere Pein.
185.
Von der Rasa.
Einen Lobspruch, bittet Basa, soll ich ihr zu Ehren sagen!
Ej, so kan ich deutlich sprechen, Basa sej ein guter Magen.
186.
An Helenam.
Helena, so schön da war deiner Schönheit Schein,
War es dennoch gar nicht schön, daß er so gemein.
187.
Heünliclier Saß.
Wer mich hasst und sagt mirs nicht.
Dieser hat sich selbst gericht,
Daß der Neid hat was erticht.
188.
An das Olflcke.
Wer sich dessen, was da kümmt, schone hat versebn,
Diesem ist kein Possen nie. Glück , von dir geschehn.
189.
Nenligkeiten.
Es machen kleine neue Dinge
Offt alte grosse gar geringe.
Za-Chibe. 665
190.
Zorn.
Wo Zorn nimt überhand, da steigt ein Nebel auff,
Der den Verstand verblend und wehrt ihm seinen Laaff.
191.
Auf Morinnm.
Es sitzt zwar Salomon, Morin, in deinem Munde;
Doch sitzt der Nabal mehr in deines Hertzen gründe.
192.
Auf Tbrasonem.
Thraso geht wie Hercules mit der Lewenhaut bedeckt;
Sags nur nicht! ein Hasenbalg ist zum Futter unterstreckt.
193.
Schweren.
Weil Ja nicht mehr ist Ja, so soll das Teu£fel holen
Dem Glauben, der sonst liegt, verhelffen auff die Sohlen.
194.
Verdacht.
Mancher, der nichts weiß zu rathen, weiß doch viel Verdacht zu
machen;
Weiß sonst, daß er klug mag scheinen, nicht zu helffen seinen
Sachen.
195.
Drey Faenlt&ten.
Juristen, Artzte, Prediger sind alle drej beflissen.
Die Leute zu purgiren wol an Seckel, Leib, Gewissen.
196.
Ihrcen.
Ists deutscher Art gemäß, mit Worten so zu spielen?
Wir heissen Einen Ihr und reden wie mit vielen.
666 Za-GhOie.
197.
Die Mode.
Die Mode wil nach Ihren Sinnen auch gantz deß Leibes Glieder
zwingen;
Kein beßrer Bath: Das Kinder zeugen ist nur Frantzosen zu
verdingen.
198.
^HSfligkeit.
Leichtlich ist es zu verrichten , daß man Blej und Silber scheid;
Schwerlich ist zu unterscheiden Höfligkeit von Eitelkeit.
199.
Die leiste Zeit.
Mein Gott, die letzte Welt, wie kindisch wird sie doch!
Bühmt ihre Lapperey für alle Weißheit hoch.
Wer Sinn und Witz noch hat, ist trefflich übel dran,
Daß er nicht bey der Welt auch mite kindein kan I
200.
Verwuideliing.
Daß auß Menschen werden WöUFe, bringt zu glauben nicht
beschwerden;
Siht man nicht, das auß den Deutschen dieser Zeit Frantzosen
werden ?
201.
Deutsche FrantEosen.
Daß unsre Deutschen ihreEinder nicht dürffen mehr in Franckreich
' schicken.
So werden sie nun selbst Frantzosen: seht welch ein Vorthel lest
sich blicken!
202.
Anff Thumniiim.
Thummius wil alle Tage sich in Bitterstieffeln weisen ;
Denn erpflegtdurohStubundKammer tägUchaußund einsareisen.
Zu-Gabe. 667
203.
Trftchteii.
Ob wir Deutschen unsre Trachten alle Jahr gleich neu erlesen^
Dennoch ist noch nimmer keine nur ein Jahr durch recht gewesen ;
Abends für dem jüngsten Tage^ was wir damals; wil ich glauben,
Werden zu der Tracht erwehlen, wird ja müssen endlich bleibei^.
204.
Todesftirebt.
Wer Sterben ängstlich fUrcht; der höre meinen Bath:
Er lebe wol; was bleibt, wofür er grausen hat?
205.
Andreas-Abend.
Wann S. Andreas-Abend kümt; pflegt ieder, der sich wil beweiben,
Auch die, die sich bemannen wil, ein hitziges Gebet zu treiben.
Andreas, der sich nennt vom Manne, kan Weibern, glaub ich,
rathen wol.
Weiß aber nicht, wie seines gleichen,alswieein Weib, er rathen soll.
206.
österreicli.
Osterreich heist Osten-Beich; denn hierauß entsteht das Licht,
Drauff das gantze deutsche Beich Wesen, Wolfisdirt, Wachsthum
rieht
207.
Ein Neidischer.
Ein Neider gieng nechst für mir bej; ich sah, er werde roth;
Mir aber wiederfuhre nichts; er macht sich selbst zu spott.
208.
Erfahrang.
Wer das böse vor gekost,
Hat am guten duple Lust.
668 Za-Qabe.
ao9.
Der Tod.
Man yerstecket uns in Särcke; man verscharret uns in Erde,
Daß der arge Lohn der Sünde nicht so gar erschrecklich werde.
210.
eeld.
Geld bedarff man nur zum gelten, daß man drum die Nothdurfft hat ;
Wanns im Kasten liegt verkerckert; gilt es, was ein Nessel-blat.
211.
Von meinen Cfeticliten.
Jungfern; Frauen, Witben, Witbem, Männern, Junggesellen
Milchten, wie sie milchten meinen, meine Reime stellen
Da und dorte Mercke-Puncten. Weil die Laster wohnen
Li Personen, nicht in Häusern, wessen soll man schonen?
212.
Anff Bardnm.
Bardus strebt nach grossem Namen, ist von allen Gaben bloß;
Dieses kan man ihm wol gUnnen, daß er heisse Gernegroß.
213.
Heine Reime.
Natur that nichts umsonst; sie brachte, was kan fliegen.
Bracht auch, was krichen kan; ein iedes kan was tilgen.
Mein Reim kan wo durch kruch, ob nicht durch flug vergntigen.
214.
Tneliten.
Weil sich grosse Potentaten von Frantzosen lassen zwingen.
Das so knechtisch sie sich beugen nachzufolgen ihren Dingen,
Scheint es, daß sie wie dieAIten wenig scheun derFreyheit schling^i.
215.
Anff TSlplinen.
Für Lauten hat und fUr Violen Tölplin den polschenBock erkohren ;
Denn jene kunten ihm nicht fUllen die hohen, weiten, tieffen Ohren.
Zn-Gabe. QßQ
216.
Jobannis-Tag.
Johannes Ist ein durstig Mann; wann er kümt an und trincket,
So siht man; wie ein grosser Teich; ofi% auch ein Fluß versincket.
217.
Von der Charit^.
Charit^, du bist ein Spiegel; wer dich an und in dich siht;
Siht das ejgne Bild der Tugend; wie es gläntzt und wie es blüth.
21d.
Von der Castnla.
Castula; du Jungfern-Bild; gleichwol auch du frome Frau,
Zucht erzeugt auß dir die Scham; da sie gieng mit dir zur Trau.
219.
Anff Crispmn.
Da Crispusnoch war nicht bekant;hilt man ihn böse nicht; nochgut;
Nun er bekant; weiß iedermaU; den Schelmen deckt der breite Hut.
220.
An die Dentschen.
Bleibt beym sauffen! bleibt bejm sauffen! saufft ihr Deutschen
immer hin!
Nur die ModC; nur die Mode last zu allen Teuffein ziehn!
221.
Von meinem Buche.
Gut Gerüchte; scharff Gerichte werden sich an diesem übeu;
Was zur Lust; und was zu Nutze ward in dieses Buch geschrieben.
222.
Von meinen fietichten.
Ich schreibe kurtze Sinn-GetichtC; damit die Bösen minder böse;
Auch daß zu wichtigem Beginnen ich desto eh mich abelöse.
670 Zn4hhe,
223.
DlM Leben.
Hier ist deß Lebens Schatten; dort ist der Leib deß Lebens.
Man greiffe nach dem Leibe , zum Schatten ists vergebens.
224.
Anff Pincam.
Deiner vollen Brost Geschwister kttnte vor zu sammen spielen;
Was bedeutSy daß sie von sammen^ Pinea, letzt hinab verfielen?
226.
Anff Fleram.
Flora klagt, das grosse Schmertzen
Liebe mach in ihrem Hertzen;
O; das Hertze, das sie kränckt.
Liegt gar tieff hinab gesenckt.
226.
Hefe-Art.
Bey Hof ist der am besten dran,
Der aulSf Verschwendung rathen kan;
Bej Hof ist der der schlimste Mann,
Der was von Sparsamkeit bringt an.
227.
TitteL
Die Tittel ohne Mittel sind wie ein schwäbisch Latz,
Da offt ein schlechter Juncker braucht einen grossen Platz.
228.
Hofe-Lente.
Die Schweine fressen Eicheln, so viel für ihnen liegen;
Sie fressen ohne Sorgen und schaffen ihr Vergnügen;
Wie lang es werde wehren, wo mehr sey her zunehmen,
Das ist nicht ihres Wesens. Sich herrlich nur bequemen,
6 Li vollem sause leben, nur schlemmen, demmen, zehren,
Ist hofemässig; sorgen, wo her es zu gewehren.
Damit sind ihre Eöpffe mit nichte zu beschweren.
Za-Gabe. 671
229.
Reisen.
Land und Leute zu beschauen; zieret einen Edelman
Nur 80 weit; so weit er sonsten noch was mehres weiß und kan.
230.
Reisen.
Weiland war fürs Vaterland Gut und Blut gelassen ;
Gut; nicht Blut wird ietzt verthaU; aber nur zum hassen.
Man verreiset grosses Geld; was man bringt zurücke,
Braucht man, das man schimpffen kan redlich deutsch geschicke.
231.
Anff Oalennm.
Galenus wird gesund; wann andre werden kranck;
Er gibt ftir gutes Gold kaum einen bittren Tranck.
232.
Anff Solinnm.
Solinus hat zwar manches Buch;
Zum Mantel aber schlechtes Tuch.
233.
Anff Fetrinam.
Petrina wüntschet einen ManU;
Der sich der Wirthschafft nimmet an;
Sey hinten stets und fernen dran.
234.
Ffirsten.
Fürsten pflegen zu gebitten über Grafen; Herren, Edel;
Über Bürger; über Bauern; und wer sonsten kümt in Zedel;
Sonsten über grosse Summen derer; die nicht auflgeschrieben,
(Stecken etwa unter jenen) nemlich von den schlauen Dieben.
236.
Anff Harpagnm.
HarpaguS; der hat ein Auge, grösser als sein Bauch;
Dieses, was ihm gleich nicht ndtig; das b^;ehrt er auch.
672 Za-Qabe.
236.
Von meinen Versen.
Ein Zufall kam mir neckst^ daß ich den Schmack.verlohr;
Es schmäckte mir wie Eoth^ was lieblich schmackte vor^
Doch meiBtens Fisch und Fleisch; o^ wann nur meine Sachen
Dem Leser allen Schmack nicht weiten graulich machen!
237.
^ Tranekgeid.
Wie kümts^ daß ein gemeiner Mann um Tranckgeld pflegt zu bitten ?
Auff Essegeld beehrt er nichts: es sind noch deutsche Sitten.
238.
Juristen.
Gott ehr mir die Juristen! wann die an einem fehlen^
Ists nicht um Seel und Leben; es ist nur um das zehlen.
239.
Einder-Werck.
Hans und Greta ktLssen sich; da und dorte gibts Vermerck;
Was denn mehr? man weiß ja wpl^ daß es nur ist Einderwerck.
240.
Kinder-Possen.
Veit und sein Weib; die haben Blut und Thronen offt vergussen;
Noch dennoch; wann es worden Nacht, begehn sie Kinder-Possen.
341.
6eld.
Wer nichts thut, wo nicht Geld gefeilt,
Thut alles, wann ihm nur kiimt Geld.
242.
N«id.
Der Neid, der macht ans arm; wir hilten mis flir reich,
Wami andre neben uns uns weren alle gleicL
Zu-Gabe. 673
243.
Diebstahl.
Eines andren Ding ergreifFcu wider seines Herren willen,
Ist ein Dtebstahl. Wie, wann aber nur die Frau ist zu bestillen? ^
244.
Die Welt.
Wann der Welt ihr Thun ich schaue^ kiimt mirs für als wie ein Spiel,
Doch darinnen Pückelhäring stets den Vorzug haben wil.
245.
Reichthnm.
Wer das rothe liebt zu sehr, kan das gelbe selten haben;
Wer sich scherat, der wird nicht reich; Beichthum fodert freche
Gaben.
246.
Trinck-Knnst.
Wer einen guten Trunck vermag, hat er denn einen Ruhm?
Ja, wann er trinckt, daß doch VemunfFt behelt das Mcisterthum.
Bey Hofe nützt ein solelier KopfF, der also trincken kan,
Daß er entdeckt sich selbsten nicht, vielmehr den fremden Mann.
247.
Aoff Priscam.
Priscus liebt die Poesy,
Treibt sie fleissig, schreibt auch viel
Aber also, daß er nie
ßecht verstanden werden wil.
248.
Von meinen Reimen.
Ihr Reime, die ihr hinten steht, habt einen guten Muth!
Niemand kümt zu euch letzten her, wann nicht die ersten gut;
Sind aber nur die ersten gut, so geht ihr euren Schritt,
Im fall ihr gleich nicht forder seyd, doch unter andren mit.
*
1 Partum est contrectatio rei alien» invito domino.
LogM. ^3
674 Za-Gabe.
249.
Hofe-MaUer.
Bey Hofe hats viel Mahler ^ die einen abemahlen
Oemeiniglich mit Kohlen; sie fodem kein bezahlen;
Sie thun es ungeheissen ; sie thuns von freyen stücken ;
So darff man auch nicht sitzen ; sie künnens hinterm Rücken.
250.
Auf SchmeicUldam.
Schmeichild lebt ein reiches Leben ; alles, was sie darif , ist da,
Thut sonst nichts; sie spricht nur immer durch das gantze Jahr
durch: Ja.
251.
Hofe-Bediente.
AUc; die bey Hofe dienen ; achten sich, als andre, höher;
Kluge rühmen, als die Dienste, ihre Freyheit billich eher.
252.
Hofe-Gunst.
Bey Hofe trifft die Gunst
Nicht nach Verdienst und Kunst;
Sie helt kein rechtes Ziel;
Sie feilt nur, wie sie fiel.
253.
Von Largo.
Largus wüntschet seinem Feinde, daß er ein Ducaten sey
In den Händen eines Filtzes; denn da würd er nimmer frey.
254.
Die Menge menscUiclien Ffirhabens.
Kein Deutscher hat noch nie (ließ ich mich recht berichten)
Gevöllt ein gantzes Buch mit lauter Smn-Getichten.
Was mache denn nun ich, daß ich sie heuffig bringe
Und mache sie durch Meng und Überfluß geringe?
6 O, lieber, wie viel ists, das ich pflag zu besinnen?
Geh, zehle mir die Stern und menschliches Begifinen!
ZQ-Gkbe. 675
255.
Neuer Calender.
Zehn Tage wird eher in Himmel kummen^
Der neuen Calender hat angenummen.
256.
FrantzSsiseh.
Ein Wind-Ey legt die Henne ^ die keinen Han nicht hat;
Schlecht Ding ists^ was ein Deutscher und nicht ein Frantzman that.
257.
An den Leser.
Also wird nunmehr zum Urthel; lieber Leser ^ hier geschlossen ;
Mir genügt; wo dir nichts genüget^ wann dich auch nur nichts
verdrossen.
43
676
ANHANG.
ZERSTREUTE ODER BISHER UNBEKANNTE GEDICHTE VON
FRIEDRICH VON LOGAU.
1. In der ersten ausgäbe Yon 1638 befinden sich noch
folgende ; in die spätere^ größere sammluug von 1654 nicht
aufgenommene epigramme:
1.
Motto: Nnlla dies sine Hnea.
Wer in Zeit ohne Zeit hin lebt,
Soll dies erwerben:
Daß er noch für der Zeit, eh er
Stirbt, müsse sterben.
2. (I, 39.)
Tempornm iniqnitas.
Harte Zeit macht harte Leute;
Arme Zeit gibt reiche Beute.
Jene schafft Beständigkeit;
Diese gibt die Seligkeit.
3. (II, 22.)
Salvifleinm.
Ein Schneider, der ihm selbst sein Kleid nicht recht kan machen^
Den muß ja alle Welt verspotten und verlachen.
Wie? ob man auch wol den mit Recht verlachen kan,
Der Andre selig macht und flir sich zweifelt dran?
Anhang. 677
4. (n, 25.)
Bona opera.
Christus ist des Lebens Weg.
Wer auf eigner Wercke Steg
Ihm hat närrisch flirgenommen
Sich für sich selbst zu begeben,
Der darf wol nach Hinters-Leben
Nicht nach Haders-Leben kommen. ^
5. (H, 90.)
Hilites levis armatur».
Es wil sich in der Welt iezt alles Ding verkehren:
Die Römer führten Volck, die führten leichte Wehren;
Wir fuhren ietzund Volck, die führen leichte Sinnen;
Sie waren leichte dort von außen, hier von innen.
6. (n, 95.)
Honores mutant mores.
Wer auf hohem Stuhle sitzt
Und sich auf beid Armen stützt.
Der ist schwerlich aufzubringen,
Den Bedrängten bejzuspringen.
7. (H, 100.)
Contribntio.
Wie weise Salomon gleich sonstefi war geachtet,
So hat er dieses doch nicht gar genau betrachtet:
Daß derer Dinge Zahl, die keinmal werden satt.
Die Steuern er nicht auch noch beigesetzet hat.
IL Anna Sophia, oder nntersehiedene Getiehte zu Ehren
der Durchlauchten Hochgebornen Fürstin und Frauen, Frauen
Anna Sophia, gebomer von Meckelburg, vermähleten Her-
*
1 Hab dir das Leben. 7. 1 sonsten gleich ward Salomo. 2 er
doch in dem nicht aUes recht. 3 die niemals.
678 Anliang.
tzoginn in Schlesien zur Liegnitz und Brieg; Fürstin zu Wen-
den^ Gräffin zu Schwerin, 4or Lande Bostock und Stai^art
Frauen geschrieben von Einem Gehorsamen Unterthan. (Bresl.
Stadtbiblioth. 4 F 1092 Nr. 7.) »
8. (12.)
Als I. F. 0. von dero Herren und Gemahl erstlich bedienet
worden.
Das Urtel; das erschal
Vom königlichen Hirten
Im Schatten kühler Myrthen
Aus Ida dunklem Thal,
6 Darff keiner Glaubenspflichten;
Bleibt bloß ein griechisch Tichten,
Bei denen Glaub und Treu
Stund stets auf runder Beu,
O Himmel; schlecht bestellt;
10 Darinnen drei Göttinnen
Nichte iede iedes künneu;
Was Sterblichen gefidlt;
Der Pallas Wissenheiteu;
Der Juno Herrlichkeiten^
15 Der Venus Lieblichkeit
Macht Neid und Unterscheid.
Der edle Strand am Belt,
Den muthig stets bestritten
1 Folgende gediohte dieser Munmlung sind in der ausgäbe Ton 1654
wieder abgedruckt: das widmungsgedicht = ZD 121. 1 = I, 10, 19. 2 =
I, 10, 20. 3 = 1, 10, 34. 4 = n, 2, 3. 6 = n, 2, 42. 6 = U, 2, 44. 7 =
n, 5, 79. 8 = n, 6, 4. 9 = n, 6, 5. 10 = II, 6, 71. 11 = H, 9, 5. 14
= n, 1, 20. 15 = n, 1, 22. 16 = n, 9, 79. 17 = 1 Z 25. 18 = 1 Z
26. 19 = in, 1, 91. 20 = I, 8, 96. 21 = 1 Z 18. 22 ='m, 3, 82.
28 = m, 4, 20. 24 = in, 6, 79. 26 = m, 8, 77. 26 = HI, 8, 64.
27 = m, 8, 7. 28 = in, 9, 28. 29 = HI, 9, 49. 80 = IH, 10, 58.
31 = m, 8, 8. 32 = 2 Z 79. 83 =s ZD 71. 34 = 2 Z 101. 85 s=
I, 10, 72. 36 = 2 Z 100. 42 ss HI, 8, 44. 48 = HI, 8, 46. 44 = m,
8, 46. 45 = in, 8, 47. 46 = m, 8, 48. 47 = m, 8, 49. 48 = HI, 8, 60.
49 = m, 8, 62, 50 = m, 8, 51.
Anhang. . 679
Die kühnen Obotriten^
Ist noch so wol bestellt, 20
Da eine der Göttinnen
An Art; Gestalt und Sinnen
Hält Majestät und Witz
Sam Schönheit im Besitz.
Ihr Preis, der Grenze hält, sa
Nicht wo die Ostsee endet.
Noch Elb und Oder wendet.
Vielmehr mit aller Welt,
Hat herrlich auch beleuchtet.
Was Guttalus befeuchtet so
An edler Weid und Hut
Dem Piasteer Blut.
Ihr Glanz entzückt in Eil
Den königlichen Hirten,
Zu dessen Dienst sich gürten S5
Den Quaden großes Theil,
Daß er den Weg betreten.
Dies Wunder anzubeten.
Und flir ihm aufgericht.
Zu globen Treu und Pflicht. 40
Zwar Er bringt keine Frucht,
Die Eris eingeschoben.
Die Venus hat erhoben,
Die Troja hat verflucht;
Er weiß, daß göldne Gaben u
Noch Werth und Würde haben,
Zu kommen ins Gesicht
Für ein so himmlich Licht.
Sein Herze trägt er flir
Und wünscht, es möge tügen, so
Die Göttin zu vergnügen
Mit pflichtbarer Gebühr,
Weil Göttern ist gelegen
Für ihrer Güte Segen
An keinem andern Lohn s»
Als an Devotion.
680 Anhang.
9. (13.)
In Person I. F. 6. Herrenfii nnd Gemahles.
Anna Sophia ; Gott hat uns verbunden
Meistens noch immer zu fröhlichen Stunden;
Anna Sophia^ du liebest ja mich?
Drauf küsse ; drauf küsse ; drauf küß ich dich.
5 Anna Sophia ^ Gott hat es gefüget^
Daß uns die Liebe so lieblich vergnüget.
Anna Sophia^ du liebest ja mich?
Drauf küsse ; drauf küsse ^ drauf küß ich dich.
Anna Sophia ; Gott hat uns gegünnet^
10 Daß wir so einige so treulich gesinnet.
Anna Sophia^ du liebest ja mich?
Drauf küsse ; drauf küsse ^ drauf küß ich dich.
Anna Sophia^ dein edles Geblüte
Hat dir verbunden mein treues Gemüthe.
15 Anna Sophia^ du liebest ja mich?
Drauf küsse ^ drauf küsse ; drauf küß ich dich.
Anna Sophia^ dein treues Gemüthe
Hat dir verbunden mein edles Geblüte.
Anna Sophia^ du liebest ja mich?
20 Drauf küsse ^ drauf küsse ^ drauf küß ich dich.
Anna Sophia, dein himmlische Gaben
Lasse mich lange mich^ lange mich laben.
Anna Sophia^ du liebest ja mich?
Drauf küsse ; drauf küsse^ drauf küß ich dich.
25 Anna Sophia^ wir wollen uns lieben;
Neidische mögen sich drüber betrüben.
Anna Sophia^ du liebest ja mich?
Drauf küssC; drauf küssC; drauf küß ich dich.
Anna Sophia, wir wollen uns herzen;
80 Redliche mögen sich drüber ergetzen.
Anna Sophia, du liebest ja mich?
Drauf küsse, drauf küsse, drauf küß ich dich.
Anna Sophia, so mischen wir küssen;
Daß es nie keiner zu zählen soll wissen.
85 Drauf küsse, drauf küsse, drauf küß ich dich;
Drauf küsse; drauf küsse, drauf küsse mich!
Anhang. 681
10. (87.)
Als I. F. 6. ein Oespr&chspiel von Begierde nnd Verniuift
gebracht wurde.
In Person der Üppigkeit.
Was sollen die Menschen denn anders beginnen^
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen?
Die runde Burg der Welt^ das allgemeine Haus^
Lockt uns zu lauter Lust; gibt lauter Freuden aus.
Was sollein die Menschen denn anders beginnen^ 5
Als laben mit Lüsten und Freuden die. Sinnen?
Der Sonne reines Gold, der klaren Luft Saphir^
Der Sternen Diamant lehrt uns den Schmuck imd Zier.
Was sollen die Menschen denu anders beginnen^
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen? lo
Die Erde kleidet sich viermal durch iedes Jahr;
Sie weiset es an ihr^^ was uns erlaubet war.
Was sollen die Menschen denn anders beginnen;
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen?
Der Erde schwanger Bauch gibt das Metall herfÜr; ift
Dadurch ein ieder hat; wozu er hat Begier.
Was sollen die Menschen denn anders beginnen;
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen?
Wem sol so manches Thier; Fisch; Vogel, Kraut und Frucht?
Daß dieses einem schmeckt; wer jenes nicht gemocht. so
Was sollen die Menschen denn anders beginnen;
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen?
Der edlen Säfte Kraft; der Trauben süße Kost
Macht unsre Leiber frisch; gibt unsrem Muthe Lust.
Was sollen die Menschen denn anders beginnen; ss
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen?
Der Thiere Sprung und Scherz ; der Vogel spielend Chor
Geht uns zu Sang; Klang, Tanz und guten Dingen vor.
Was sollen die Menschen denn anders beginnen;
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen? so
Daß ieder Creatur; die lebet; ist ein Paar,
Das macht; daß wir in ihr; und Welt um uns noch war.
682 Anhang.
Was sollen die Menschen denn anders beginnen^
Als laben mit Lüsten und Freuden die Sinnen?
S5 Natur fsLbrt immer fort; wird dessen nimmer satt;
Daß stets maU; was man darff; zu Lust und Freuden hat.
11. (38.)
In Person der Yemanft.
Ach, die große Stadt der Welt,
Was hegt die ftlr starke Zünften
Voller toller Unvemunften,
Die fllr lauter Witz man hält,
5 Drauff man alles Wesen stellt!
Handel, Wandel und Gewerb
Steht nach lauter guten Dingen-,
Wann wir die zu Bathe bringen,
Geht das ander auf den Kerb
10 Ungeachtet den Verterb.
Aller weichen Zärtelei
Pflegen wir den Fuchs zu streichen,
Gut Gemach nur zu erreichen;
ledes Laster, wie es sey,
15 Gehet frank und handelt frei.
Eigenwil ist Bürgerrecht,
Wie uns die Begierden winken.
Dieses wil uns gut bedünken;
Trotz und Macht hat Oberhand;
so Gleich und Becht ist unbekannt.
Also zeucht sich alles Ziel
Bloß dahin nur, daß aufs beste
Unsren Leib, den Knecht, man mäste.
Was der Herr, die Seele, wil,
«6 Drauff versteht man sich nicht viel.
Solche Waaren führt man nicht.
Draus sich reichem die Gemüther;
Die Vernunft hat, diese Güter,
Bannet man vom Tage-Licht,
so Günnet ihnen kein Gesicht.
Anhang. 683
Was in Wahrheit gut und werth,
Diesem zeucht man vor^ was scheinet,
Und was bloß der Wahn vermeinet.
Schwerlich ie wird das begehrt,
Was uns Ewigkeit gewährt. ^5
Wer Vernunft hat, schafft ihm ein,
Was durch allen Stand bestehet,
Das mit keinem Glück vergehet.
Das noch stehet, wenn kein Schein
Und kein Eitles mehr wird sein. ^o
12. (39.)
Als L F. G. ein Spiel von den vier Altem hielten.
Wer der Jugend Blumenarten
Pflanzet in der Tugend Garten,
Brauchet so der Jugend Mai,
Daß ps ohne Nachtheil sei.
Y^tr der Jugend Blüth und Rosen 5
Braucht, der Lust zu Liebe kosen.
Dieser bindet eine Eron
Nicht zu Ehren, sondern Hohn.
Wer der Jahre frische Stärke
Leget an die Standeswerke, 10
Stehet so in runder Welt,
Daß er steht, wenn sie gleich ftllt.
Wer die Kraft der mannbam Jahre
Leget nur an faule Waare,
Dieser wird durch Müßiggang 15
Werben des Verterbens Zwang.
Wenn des Hauptes Haare weißen,
Soll man billich klug uns heißen;
Weiser Sinn und weißes Haar
Sind ein wol gepaartes Paar. so
Wann die Laster sich verjüngen.
Da die Jahre höher dringen.
Wachset Dom und Nesselfrucht,
Wo man Weizen hat gesucht.
12. 19 of. ZD 58.
684 Anhang.
25 Wenn man endlich dann dem Leben
Soll die Hand zum Abscheid geben^
Wandert fröhlich von der Statt,
Wer Gewissen sauber hat.
Wer der Welt sich so verpachtet,
so Daß er keines Himmels achtet,
Lehnet sich an eine Wand,
Die nicht hat, noch hält Bestand.
Zeit, die war, und die sol werden,
Hat itzt Nutz und izt Beschwerden;
85 Wie wirs machen, so ist Zeit
Uns zu Lieb und auch zu Leid.
13. (40.)
Als L F. 6. Hertzog Ladewig das erste Mal durch Polen
gegen Meckelborg reiseten.
Der Hirte Lysis reiste hin
. Zu seiner edlen Schäferin,
Ihr Sarmaten, durch eure Wälder
Und dürre, bleiche Sändefelder.
•i Die mit ihr(!) waren im Geleit,
Die lobten nicht zu aller Zeit
Die langen, krummen Schlangemeilen,
Die Zeit und Kuh so sehr verweilen.
Theils sagten: Wen die Liebe sticht,
10 Dem tUgen diese Meilen nicht.
Er wünscht vielmehr durch kurze Meilen
Zu seiner Freundin fort zu eilen.
Der, den der heiße Magen neckt
Und dürre Zeit im Mund erweckt,
t5 Der wollte diese polsche Meilen
Ein iede gern in viere theilen.
Wen liegen ncässt und Sonn erhitzt
Und polscher Bruch den Fuß bespritzt.
Der wünschet, daß der .Meilenmesser
20 Liegt in dem tiefsten Sumpfgewässer.
Wer einen zarten Schläfer gibt
Und ungeuTte Ruh beliebt,
Anhang. 685
Der wil den Meilen aus Verdrießen
Zu Trotz die Augen stets verschließen.
Theils meinen: Wer das zarte Band, 25
Der Liebsten Hand; hätt in der Hand^
Dem diente doch zu kurzen Freuden
Der allerlängsten Meile Scheiden.
Wann iede Meile war ein 61äS;
GevöUt mit süßem Bebennaß; so
Dann würden diese Meilen Allen
Vielleicht nicht leichtlich mißgefallen.
Wann eine Wurst reicht alldahiu;
Wo diese Meilen fort sich ziehu;
Wie würde mancher fleißig beißen 35
Und diese Meilen päßlich heißen!
Wem Geld zu raffen wer geschenkt.
So lang sich eine Meile längt;
Wie fröhlich würd er sich gebaren
Und langsam diese Meilen fahren! 40
Also gehts her in dieser Welt;
' Daß ein Ding wol- und mißgefallt;
Daß arg bald gut, gut arg muß werden;
Nachdem es Nutz bringt und Beschwerden.
14. (41.)
Fürstin; Euer Lob zu schreiben; muß ich einmal stille schweigen;
So ich dem gleich nach stets steige; desto mehr ist noch zu steigen. ^
15.
III. Frendengesang ttber Von Löblicher Peregrination
Glücklicher Wiederkunft der Durchsuchten Hochgebomen
Fürsten und Herren; H. Georgens und H. Ludewiges Ge-
brüder und Hertzoge in Schlesien zur Liegnitz und Brieg;
unsrer genädigen Landes Fürsten unnd Herren. Friedriches
von Logaw. (1631?)
Theure Prinzen; göldne Früchte
Aus Piastus edlem Garten
*
14. 1 werd ich mich vergebens üben. 2 £uor Thun wird, wie man
mercket, von der Ewigkeit beschrieben. cf. III, 9, 28.
686 Anbang.
Ey, wie lang war uüb zn warten
Auf das himmlisch Angesichte^
5 Das bisher ein fremdes Land
Mit Verwundem hat erkannt!
Ej; wie schwer war uns zu dulden^
Daß -die Sonnen unsrer Erden
Uns entfremdet selten werden
10 Und ein fernes Feld vergolden;
Daß bei uns ohn ihren Schein
Solten lauter Nächte sein.
Phöbus kont uns wenig dienen^
Waan die süßen Vaterauen
15 Solten einen Frühling schauen
Und ein wenig wieder grünen^
Daß -auf rauhes Winter-Eis
Folg ein lieblich Sommer-Preis.
Mitten zwischen Schweiß und Batze,
20 Wenn der heißen Flammen Wüthen
Sirius wolt auf uns schütten,
War uns Aolus nichts nütze;
Aller Saft war ausgebrannt,
Weil die' Kühlung ganz verschwand.
95 Unser Hoffnung war enthalten,
Bald wo Bhodanus geflossen,
Bald wo Thule liegt beschlossen
In der Amphitrite Falten,
•Bald wo des Iberus Pracht
so Frei und reich die Leute macht,
Bald wo in den ebnen Felden
Lechus seine Wohnung fand
Und ihm baut ein neues Land
Mitten in den wilden Wsdden.
85 Also weit war unsre Hand,
Die uns schützen solt, entwand!
Nun der Meister dieser Bunde
Hat die Kugel umb gewendet,
Hat uns wieder zugesendet
40 Eine liebe Lachestunde;
Anhang. 6g7
Unsre Freude blüht hervor;
Unser Bestes wächst empor;
Unser Glücke, wie wir hoffen.
Hat durch himmlisches Erbarmen
Zu uns in begierig' Armen 4<^
Wieder einen Weg getroffen;
Es kehrt wieder bei uns ein
Unsrer Wohlfahrt Sonnenschein.
O; es muß an diesem Tage
Juno keinen Caurns leiden, 50
Noch sich Cynthius verkleiden
In die schwarze Wolken-Klage!
Zeuch an, Flora, deinen Eock
Und den ersten Frühlings-Schmuck!
Laß uns neue Kosen blühen, 6&
Laß uns Lilien entsprießen.
Gib uns wieder die Narcissen,
Laß sich deine Hand bemühen
Uns zu binden eine Cron',
Wie du sonst gibst dem Favon, eo
Daß wir diesen Tag schön schmücken.
Des Sjlvanus Hausgenossen
Müssen auch zusammenstoßen
Mit .den schönen Cantorstücken;
Drunter sei dein kluger Schall, es
Königliche Nachtigall!
Ist Arion wo vorhanden,
Ist wo Orpheus und Sein^leichen,
Ist Amphion zu erreichen
In Cybelle weiten Landen: 70
So komm ieder bald herbei,
Daß man den Tag fröhlich sei.
Heiße deine zarte Nymphen,
Guttalus, umb deine Grenzen
Mit gehegten Freudetänzen ^ 76
In dem grünen Gras umbschimpfen.
O; daß diesen Tag dein Strand
Führen müsse göldnen Sand!
688 Anliang.
Und ihr keuBchen Pierinnen,
80 (Derer himmlisches Geschlechte
Mars gern in Vergessen brächte
Durch maiicli tVevcIes Beginnen)
Öffnet wieder Pindus Thor,
Geht mit Sang und Klang hervor!
85 Lasset Aganippe Quellen
Wieder unverhindert fließen
Und ein dürres Land begießen;
Lasset eine Ceder fällen^
Drauf ihr diesea Tages Zeit
90 Schenken mögt der Ewigkeit!
Steig hernieder von den Sternen,
Daß; Asträa, deine Waage
Recht und Unrecht überschlage!
Laß dich nichts mehr uns entfernen;
95 Schau ; wie ein dreifacher Schild
leden Pfeil fangt, der dir gilt.
Doch vergiß nicht nach zu denken,
Wie man dieses Tages Gaben,
Daß wir dich nun wieder haben,
100 Möge dankbarlich beschenken.
Gib, kanstu, daß diesen Tag
Niemand keinmal zanken mag.
Du, Gradivus, wil ich glauben.
Wirst uns auch was milder werden.
105 Deine saure Blutgeberden,
Deiner Nasen Feuerschnauben
Wird, wie diu'ch Vulcanus Kunst
Eingeschlossen, sein umbsonst.
Ey, wir wollen ehstes schauen,
110 Wie umb deinen Schild und Degen
Wird ihr Web' Arachne legen.
Wie in deinen Helm wird bauen
Dieser Vogel sein fromm Nest,
Der der Vßnus lieb gewest.
115 Deine Waffen werden wüthen.
Aber nicht in Fleisch und Blute,
Anhang. 689
Sondern Fleisch und Blut zu gute
Helfen pflügen und zerrütten
Unsrer Acker wildes Feld,
Daß es bringe Brot und Geld. 120
Es muß ja der herrlich Orden
(Draus vom Acker und vom Pflügen
Zum Triumph nach schönen Siegen
Manchmal ein Dictator worden)
Nicht mehr, Mars, durch deinen Trutz 120
Liegen ohne ]^uhm und Nutz.
Tityrus muß einmal können
Wieder ruhn in kühlem Schatten
Und von seiner Götter Thaten
Ihm ein fröhlich Lied ersinnen; iso
Daß der süße Vatergrund
Ihm nun wiedei* sei vergönnt.
Du nur, großer Gott der Götter,
Der du lachen läßt nach weinen,
Der du läßt die Sonne scheinen iss
Auf ein frostig Hagelwetter,
Gib, daß unsrer Hoffnung Schein
Keinmal mehr darf finster sein.
Laß die königlichen Pflanzen,
Die du unter uns zu setzen uo
Uns hast würdig wollen schätzen,
Durch der Engel Dienst umbschanzen;
Gib, daß niemand diese Frucht
Sonst wo, als bei uns, mehr sucht!
Geuß aus Deiner Güte Segen, 145
Daß sie mit den schönen Zweigen
Bis zun Sternen mögen steigen;
Laß sie keinen Sturm bewegen,
Sondern gründe fest ins Land
Das Geschenke Deiner Hand! 150
Palmen müssen umb sie grünen;
Daphne müsse sie umbschränken;
Ist was sonsten zu erdenken.
Das muß ihren Ehren dienen,
liOgau. 44
690 ABhu«.
1S5 Nur daß hier nicht finde Bamn,
Taxus, dein veigifiter Baum.
Gib, Gott, daß dein Nam und Lehre
Reichlich unter ihnen Wohne,
Daß dein Grimm ihr Land verschone,
160 Daß sich Laeb und Treu vermehre.
Daß mit Menschen Fried entstdi
Und mit Lastern Kri^ angeh! *
16.
lY. Aus: Vollsttidige Kireken- mi Hais-Musik, darinn
außerlesne Gesänge, Psahnen und Hymni u. s. w. zum Sieben-
denmal anßgefertiget. Breßlau in d. Baumannischen Erben
Druckerei druckts Johann Günther Hörer, s. 650 — 651.
Gott, der du bist ein Freund der Menschenkinder
Und ein Erbarmer der zerschlagnen Sünder,
Schau uns doch an, wie wir gedrQcket werden
Durch viel Beschwerden.
5 Wir haben bisher bei viel langen Jahren
Auf unsrem Rücken deine Streich erÜEdiren,
Und deine Hand war uns zur harten Plage
Bei Nacht und Tage.
Krieg hat dies schöne Land ganz umgekehret
10 Und unser Fleisch und Mark rein ausgezehret;
Pest hat auch unsre Brüder weggenommen
Mit großen Summen.
In Hungersnoth sind ihrer viel vergangen;
Wir, die wir übrig, .sind zu rings um£uigen
15 Mit Nattern ; die uns ohne Maaß und Zahlen
Martern und quälen.
O Herr, wie hastu dich uns doch verwandelt
In einen, der sehr streng und grausam handelt?
Ach ! wo ist doch dein väterlich Gemüthe
so Und milde Güte?
1 Stadtbibl. so Breslau CoU. VoL m. Nr. 7 (4 E 329).
Anhang. 691
Wir mtisBen zwar ftLr nnsrer Noth erblassen;
Daß wir so schändlich dein Gebot verlassen ;
Aber wir kehren um und sind beflissen
Herzlich zu büßen.
So kehr auch du zu uns nun mit Genaden, ss
Wend unsem Jammer und heil unsem Schaden.
Sey unser Gott, wie du vor bist gewesen,
Daß wir genesen!
Die hier auf Erden deine Stelle halten.
Die wollen höher, als sie sollen, walten; so
Die Seele, die dir, Gott, nur wil gebühren,
WoUn sie regieren.
Drum nimm dich dessen an, das dir gehöret,
Erhalt uns das, was dein Mund uns gelehret;
Laß uns von dir durch Zwang, Gewalt und Leiden 8&
Keinmal abscheiden.
Sondern tritt freundlich uns zu unsrer Seiten;
Hilf wider dein' und nnsre Feinde streiten.
Die sich zusammen rotten und stark kämpfen
Dein Wort zu dämpfen. 40
Wir wollen hier nach deinem Willen dulden,
Was du uns zuerkennst für unsere Schulden,
Nur daß uns der Kampf, der uns zu dir bringet.
Selig gelinget. *
17.
y. Cnrienses Snpplemeiitaii der Liegnitziseken Historie,
zeigend das Fürstliche Andenken bei den Sophienthalischen
Sinnbildern, welche auf gnädigstes Begehren der weyland Durch-
lauchtigen, Hochgebohrnen Fürstin und Frauen, Frauen Anna.
Sophia, Hertzogin in Schlesien etc. von unterschiednen Personen
g6setzet sind. Liegnitz. Anno 1719. (In dem der herzogin
Anna Sophia gehörigen Vorwerk Sophienthal bei Liegnitz waren
in mehreren sälen zahlreiche bilder mit versen, von verschie-
dnen personen gewidmet, aufgehängt, unter ihnen auch fol-
#
1 Wuttke, die entwicklang der Sffentliohen yerbttltniBBe SchlesienB. bd. II,
8. 59. 60.
44 •
692 Anhang.
gendc; ohne zweifei von Logau herrührende: für rieh, Beine
gemahlin und seine drei töchtcr.)
Auf einer seite die aufgehende sonne ^ auf der andern
ein finsterer pusch; in welchen fledermäuse fliegen:
Wahrheit bricht noch endlich ein;
Falschheit muß doch flüchtig sein.
Friedrich von Logau.
18.
Ein Weinglas, in welehem eine spinne Heget , woraa
die sonne scheinet.
Aussen Glantz/ innen Qifft.
HelenaLogauin geb. Knobelsdorffin.
19.
Eine partie schlangen, nnweit davon ein paar minier,
welche in feindscbafft leben ; mit der beysehrifiifc:
Schlangen können Schlangen leiden;
Nur der Mensch steckt voller Neiden.
Anna Helena geb. Logauin.
Anno 1655.
20.
Ein hertz, auf einem tiselie liegend , wozn eine hand
aus den wölken mit. 'einer scheere ein muster von weiß-sei-
denem zeuge nimmt:
Wil ein Hertze sich bekleiden;
Steht es schön in weisser Seiden.
Dorothea Magdalena geb. v. Logau.
21.
Ein wandersmann, weleker unf seinem pnekel einen
sack traget, worinnen ein kerl mit einer narrenkappe steckt,
worauff* geschrieben steht : „Eigne Mängel" ; ferne aber hängt
ein sack, worin ein eichhörnlein sitzt, auf welchem die worte
stehen: „Frembde Mängel." Unten aber:
Laß frembden Sack,
Ninun eignen Pack.
Anna geb. Logauin.
Anhang. 693
22.
VI. Auf den Bttr^ermeister Hertwig in Liegnitc. f 1654.
Das Alte Leute sterben ^ diß thun ist zwar nicht neu,
Helt doch der Todt den Kindern zu sterben keine Treu;
ledoch wenn Alte sterben , die die Erfahrenheit
Hat reiff und gar gemachet durch Fälle, Wercke, Zeit,
Da stirbt mit ihrem sterben viel raht, that und Verstand, »
Viel Sorge fürs Gemeine, viel treu fUrs Vaterland.
Dein Hertwig, Lignitz, lieget, der durch so manches Jahr
Zu deines Nutzes Besten dein wachsam Vater war;
Daß ist fhr dich gar Kläglich. Ich bilde mir wol ein.
Es wird in vielen Stücken da, dort schon mangel sein m
An seinen Wissenschaften, an guten Unterricht,
Und was ein muntrer Wächter nützt mehr durch seine Pflicht.
Man kan zwar Wunden heilen; doch dieses ist gewiß.
Das immer eine Narbe sich dennoch mercken ließ.
Zu verdientem Ehrengedächtnüs deß
Sehlig Verstorbenen, Satzte
dieses
Salomon von Golaw. ^
1 Liegn. Rathsarohiv Nr. 1496, 4o. Vgl. H. Kra£fert, Jahrb. für philol.
und pädag. bd. 108. 104. 3 heft b. 142.
694
SCHLUSZWORT DES HERAUSGEBERS.
LOeAüS LEBEN.
In hohem grade auffallend ist die erscheinung, daß von dem an-
erkannt uralten, yielverzweigten und zahlreichen geschlecht von Logau,
von dem einzelne mitglieder durch litterarische, besonders poetisdie
leistungen ihrer zeit berflhmt waren, andere hochansehnliche Stel-
lungen in Staat und kirche bekleideten, nur sehr dürftige und oft
nicht einmal zuverläßige nachrichten sich erhalten haben. Seit Lea-
sings entmutigendem bekenntnis, alle seine nachforschungen ttber die
lebensumstände unsers dichters Friedrich von Logau, „dieses wür-
digen mannes^', seien nur schlecht belohnt worden, hat es daher auch
kein litterarhistoriker mehr fbr wert gehalten, die Untersuchung
noch einmal zu beginnen, 'und so blieb das wenige, was Lessing er-
mittelt hatte, und was sich in eine geringe anzahl von Zeilen zu-
sammenfaßeu läßt, die einzige nachricht Aber das leben desselben«
Dem herausgeber der vorliegenden, vollständigen ausgäbe ist es in-
dessen geglückt, manches, was sich der kenntnis früherer forscher
entzogen, aufzufinden und so ein vollständigeres bild von des dichters
Leben entwerfen zu können.
Der nachweislich älteste ahnherr de&jenigen logauischen zweiges,
1 Die für diese biographie zum mtenmal benutzten quellen sind: eine
handschriftliche chronik ans der bibliothek zu Fürstenstein (,,be8chreibang
deß uraltten Logauischen geschlechtes, so Johann Heinrich Wcntzel Ton
Logau und Alttendorf aus ^unterschiedlichen alltcn büchern, schrifften und
epitaphiis zusammengetragen"); zwei die familie Logau botreffende Stamm-
bäume, auszüge aus testaments-r^g^tem, sowie erbschafts-, schenkungs-,
cessions- u. s. w. Torträge aus dem Staatsarchiv und der Stadtbibliothek sa
Breslau.
Logaos leben.
695
welchem unser dichter entstammte, ist Georg ^ (1473 — 1541), senior
1 Georg von Logau
1478—1541
mit Biargareta
Ton Bastelwitz.
Wentzel.
Georg,
Domherr zu
Breslau und
Comes Palati-
nufl. t 1552
1 1 April.
Valten. Hedwig. Anna.
Eva Ton Nimptaoh.
Ton Schwett-
ling.
y^mf
? Helene. Barbara. Friedrich. Anna. Ludwig.
Leonhard Christ. Be- 1558—1615 Melchior 1) Katharina Ton
▼on Mühl' 1er. 5 Februar von Schliebitz. Packisch,
berg. Anna 2) Anna Maria
Ton Tschesch. vonKaltenhoff.
^
1) Georg. 2) Anna. 8) Margarete. 4) Hedwig. 5) Eva.
t 1605. t 1614. Christ. vonRe- Wolf von 1) Balom. von
Anna von Hans Ulrich gcnsptu-g. Rödem. Korkwitz.
Beydeburg. vonKitschkau. 2) Grottfr. von
I Donnigk.
Anna Marie. Ludwig auf Crayn.
t 1638. 1 Dec. 1610 bis
Christ, von 27 März 1682.
Bielau. Anna Marie
von Knobeisdorf.
FriedricL
1^04—1655.
2) Helene von
Knobeisdorf.
1) Balthasar 2) Anna 3) Dorothea 4)AnnaHelene. 5) Sophie
Friedrich. von Magdalena. 1649—1712. Eleonore.
von
Gers-
dorf.
Ernst Frie-
drich.
1645—1702
9 Februar.
1) Anna El. von
ZoUikofer. f
1682.
2) Helene von
Posadowsky.
3) Christ, von
Nickisch. f
1695.
4) Maria EUs.
Sidon. von
Rödem.
1) Heinrich Friedrich,
geb. 1697. Graf 1738.
Julie Sophie von Lütt-
witz (Reuthau).
1) von Carmer l)v.N]mptsch.
(Banner?) f 1693.
2) Gustav von 2) G. Mor. von
Rose. Rohr.fniO.
t 1653.
696 • Scbloßwort des heraosgebers.
auf Brockut bei Nimptsch, in dessen besitz er sich schon 1506 und
noch 1529 befindet. Von seinen fbnf kindern ist der zweite söhn
derselbe, welcher unter dem namen Qeprgins Logns_aJ8 lateinischer
dichter eine nicht unrtthmliche stelle einnimmt, und dem wir auch die
erste ausgäbe des Gratius und Nemesianus sowie die von Ovids ba-
lieuticon ^ verdanken. Er war hofmeister des nachmaligen kaisers
Maximilian IT gewesen, darauf von kaiser Ferdinand öfter zu ehren-
vollen gesandtschaften verwendet worden und starb als domhcrr und
p&lzgraf am 11 April 1552 zu Breslau, wo sich noch jetzt in der
kreuzkirche sein grabdenkmal neben dem seines in Schlaupitz bei
Qeichenbach begrabnen vaters befindet, beide epitaphien mit den
zierlichen lateinischen versen des sohnes versehen. Der jüngere bmder
Valten, zu dessen gunsten Georg „nach laut der alten briffe aufsein
vätter- und mtltterlichen erbtheil an Brockutt und Roßkowitz" im
jähre 1542 verzichtet, und dem auch die beiden Schwestern Hedwig
und Anna ihre autheile abgetreten hatten, erhielt aus seiner ehe mit
Eva von Schwettling vier töchter und zwei söhne, von denen der
ältere, Friedrich (1553-^1615), der großvater, nicht, wie man
bisher angenommen, der vater unsers dichters ist. Die dürftigen
Vermögensverhältnisse des letzteren, deren wir später noch öfter su
gedenken veranlaßung haben werden, scheinen indessen nicht allein
durch die schuld des dreißigjährigen krieges herbeigeführt worden
zu sein, sondern schon jetzt in der allmählichen Verarmung dieses
Zweiges der Logau ihre begründung zu finden. Während fiEtst zu
derselben zeit (1569) Matthäus von Logau aus einer Seitenlinie im
verein mit seinen brQdern vom herzog Carl Christoph von Öls das
färstentum MOnsterberg für 180000 gülden zu kaufen vermag, bittet
der oben genannte Friedrich, Yaltens söhn, den herzog Georg II von
Brieg inständigst um nachlaß der summe von 40 reichsthalem, die
er als hilfsgelder zu zahlen hatte, und begründet sein gesuch durch
den hinweis auf seine vielen schulden (1577). Ja wenige jähre
später wird er sogar von seinem schwager Sigmund wegen 74 reichs-
*
1 Sie waren von Sannazar aus Frankreich gebracht worden, in longo-
bardiBchen buchstaben gesollrieben ; Lucretius Asiander copierte sie und über-
ließ sie Logau, der sie bei Paulus Manutius 1534 in Venedig herausgab
zugleich mit ihnen: Aurel. Olymp. Nemesiani Carmen bucolic, Calponüi
Sicull Bucolica und Adriani Cardinalis venatio, sammtlich Anton Fugger
dediciert.
LogauB leben. # 697
thaler verklagt (1583). Vielleicht war es also mitgefahl mit seiner
bedrängten läge, was seine drei Schwestern sowie seinen schwager
Leonhard von Mtthlberg veranlaßte, lant der in den jähren 1581
and 1583 ausgestellten nrknnden anf ihre antheilo an dem väterlichen
erbgnt Brocknt za seinen gansten zu verzichten, ohne daß hierbei
irgend welcher entschädignng ihrerseits gedacht wflrde. Aach seine
gemahlin Anna von Tschesch aas dem haase Tiefensee scheint ohne
vermögen gewesen za sein; denn aus der noch vorhandenen erb-
beredang vom 13 Jani (1577?) geht hervor, daß ihre ganze mitgift
in 600 angarischen galden bestand. Dieser ehe entsproßte ein söhn
and vier töchter, von denen der erstere, Georg, sich nachmals mit
Anna voa Reydeburg vermählte and der vater ansers dichters Friedrich
von Logaa warde, der im monat Jani 1604 za Brockat geboren
warde. Er blieb das einzige Idnd dieser ehe, da sein vater schon
im nächsten jähre in noch jagendlichem alter starb. Über Friedrichs
kinderjahre ist ans keine nachricht erhalten. Seine matter hatte sich
nach verlaaf einiger zeit aafs neae mit einem herrn von Hohberg ver-
mählt, und ihr söhn aus erster ehe ward nun zu seiner geistigen aus-
bildung auf das gymnasium nach Brieg gesandt, wo er am 13 October
1614 von dem rector Melchior Laubanus, einem vielgefeierten ge-
lehrten, der erst wenige monate vorher, am 17 Jani, von Danzig
berufen worden war, in die quarta aufgenommen wurde.
Hier in grieg fand Logau, wahrscheinlich auf vcnvendnng seines
mütterlichen oheims Heinrich von Reydeburg, welcher herzoglicher
rath war, in dem damaligen landesfbrsten Johann Christian und seiner
gemahlin Dorothea Sibylla, vom volksmund „dieJiebeJDorel" ge-
nannt, die freundlichsten und liebevollsten gönner, welche die reiche
entWickelung seines geistes und herzens mit inniger freude verfolgten.
Sie hatten sich des knaben völlig angenommen, „weil es eine waise
und das väterliche erbe unterdeß in cridam gefallen sei'\ und Fried-
rich war hofejunker oder page der herzogin geworden. Die anmuti- ^
gen geschichtchen aus der zeit dieses frauendienstes, deren ich bereits ^]
an einem andern orte ^ ausfflhrlich gedacht, tibergehe ich hier, weil
die glaubwflrdigkeit ihrer quelle ' mit recht so lange angezweifelt
1 SinDgediohte von Friedrich ron Logau, herausgegeben von Gustav Eitner.
(3 band der deutschen dichter des 17ten Jahrhunderts, Leipzig, Brockhaus.
1870.) 2 Die Ton dem Brieger rothgerbermeister Valentin Qierth hinter-
'.-^j
H'
398 ^ Bchlnßwpfl des hirtusgeben.
werden rnnßi bis unwiderlegliche beweise für die ecfatheit ihrer flber-
lieferung vorhanden sind.
Am 13 Mai 1617 wnrde Logan nach secnnda und am 26 März
des folgenden Jahres nach prima vorsetzt. Dieser klasse gehörte et
sieben jähre an, weil sein scholbesndi durch die kriegsunruhen, wah-
rend deren der hof öfters die Stadt zu verlaGen genötigt wurde
und z. b. das ganze jähr 1.621 abwesend war, häufig unterbrochen
wurde. Aus dieser zeit haben uns die acten des Brieger gymnasiums
folgende notizen Aber Logau aufbewahrt: am 1 Februar 1620 ^decla-
mierte^ er die invective des Priamus gegen Pyrrlius und erhielt den
Vorrang Aber Johann Dietrich von Skrbensky; den 19 September
1620 das gebet des Äneas an den delischen Apoll (Aen. m, 374 ff.)
und wurde von Johann Lukas besiegt. Am 25 März 1623 hielt er
mit Oeorg Buchwälder im namen der Juno eine rede, in welcher sie
<> die Venus zu bereden sucht, Äneas mit Dido zu vermählen. Den
29 April 1623 war er respondent in einer 4isputajio.n: De felicitate
morali, von M. Johann Buchwälder gehalten. Den 8 Juli 1628
wurde er in den scbiüsenat gewählt. Zur Unterstützung der schul-
zucht bestand nämlich damals auf dem gymnasium zu Brieg dn, wahr-
scheinlich nach trotzendorfischem muster eingerichtetes, aus schülem
zusammengesetztes schnlgericht (Judicium schoksticum), welches die
1 formen der römischen Staatsverwaltung fär die schule adoptiert hatte.
Dasselbe wnrde von den schfilem der ersten klasse (populus scho-
lasticus) gewählt und bestand aus sechs mitgliedern derselben (judioes
oder senatus scholasticus). Den umfang der dem forum dieses schfller-
gerichts zugewiesenen angelegenheiten bezeichnet die über dem ge-
richtstische angebrachte inschrift: Judicia scholastica, in quibus ac-
tionum forensium exhibentur principia, faciunt ad discipliuae conser-
vandae constantiam, ad excitandam in tardis diligentiam, ad ez-
suscitandam in biliosis concordiam, ad augendam in ordine politico
reverentiam. ^ Den 9 Mai 1624 trug er in des rectors Wohn-
zimmer eine rede der Dido an ihre Schwester Anna vor, des Inhalts:
*
laßene handschrift, welche der ehemalige Syndikus Koch in Brieg beseßen
haben will, obwol auch in seinem nachlaß keine spar mehr davon gefanden
warde. Man vergl. IBL Wattke, über das haus- und tagebiich Valentin Gierths.
Breslau 1838. Kaiser, noch ein wort über des angeblichen Yal. Gierth
denkwürdigkeiten. Brieg. 1889.
1 SchOnwälder, naohrichtan von Brieg II, 494 ff.
Logaus leben. 699
auf jeden fall den Äneas von der abreise abzuhalten. Lanbanos
nennt diese rede: yerbis et sententiis lecta atqae omata, laudemqae
singularis industriae promemit Den 20 Fjdbmar 1624 tmg er mit
Valentin Gerhard eine oratorisdie darstellong des Wettstreites der
trojanischen schiffe bei den spielen zn ehrea, des Anchises vor.
#
Aach in Schauspielen trat er aaf| so z. b. als Midian in Frischlins
Snsanna.
Im jähre 1625 verließ Logan endlich das gymnasiam. Mit
welchem eifer und erfolg er sich den Studien ergeben, trotzdem gerade
damals die Innern und äußern verh<nisse und zustände des Brieger
gymnasiums keineswegs sehr erfreulicher natur waren, das bezeugt
noch jetzt die uns durch Weinschenk ^ flberlieferte, von dem rector
Laubanus ihm eingehändigte abschieds-matrikel, deren Schluß lautet:
„die 26 Junii publice valedixit ill. gymnasio Fr. a Logau, optimae
notae multorum annorum discipulus, cujus studiis merito fausta et
salutaria precamur omnes gymnasii professores.*^
Nach seinem abgang von der schule widmete sich Logau dem
Studium der Jurisprudenz, wozu damals fünf jähr erforderlich sein
mochten, wie man aus seinen eigenen Worten entnehmen kann:
Wenn einer wil das Recht stndiren,
So muß fünf Jahr er dran rerlieren. *^
Auf. welcher Universität dies gesdiehen, dafftr ist nirgends eine
andeutung zu finden; doch liegt die Vermutung nahe, daß er gleich
den herzoglichen prinzen Georg , Ludwig und Christian , die erst ein
jähr vorher wieder nach Brieg zurückgekehrt waren, die hochschule
zu Frankfurt a. 0. besucht habe. Daß ihn aber ebenso wenig, wie
so viele andre deutsche dichter vor und nach ihm, innere neigung
diesem berufe zugeführt, ist kaum zweifelhaft. Wie wäre es sonst
wol möglich, seine oft so bittem und sarkastischen bemerkungen, die
er in reichlicher fülle und mit unsäglicher Verachtung gerade überl
diesen stand ausschüttet, zu erklären? Und wenn er, dessen sitt- '
liebes gefühl von der laxen moral seiner zeit ohnedies auf das schmerz-
lichste berührt wurde, ^uch gar bald den ricbterstand der allgemeinen
Verderbnis verfallen und das geheiligte recht zur käuflichen waare
*
1 M. J. G. Weinschenk, luBt nachrichten von der stiftnng und den
Bchioksalen des königl. briogisohen gymnaaioms. Brieg 1764. s. 38. 3 1, 7, 14.
700 Schlußwort dee heratugeben.
herabgewürdigt sehen moste, dttrfen wir uns dann wnndem, wenn
er mit stiller resignation dem glauben an seine wißenschaft, die ihm
dieses namens überhanpt nicht mehr wflrdig erscheint, entsagt? ,,0b
der rechte rechtSTcrstand (heißt es in einem epigramm) ^
le sei worden wem bekannt,
Ist zu. sweifieln; allem meinen
Wil stets was zuwider scheinen;
Ist also, was sweiffelhafit,
Schwerlich eine Wissenschaft.
Wir werden also wol kaum fehlgreifen, wenn wir die yermutiuig
aussprechen, daß auch ihn, wie so viele andere, lediglich die be-
drängnis seiner dflrftigen läge und die aussieht auf eine seinen flihig-
keiten wie seiner gehurt entsprechende lebensstellung, kurz die ma-
terielle Versorgung dem Studium der rechte zugeführt hat. Das fa-
miliengut Brgckut, das wol schon damals tief verschuldet sein mochte,
war nach dem tode seines großvaters Friedrich (1615), der seinen
söhn Georg zehn jähre überlebt hatte, laut testamentarischer bestim-
mung in den gemeinsamen besitz seiner drei hinterbliebnen töchter
Margareta, Hedwig und Eva übergegangen, (die älteste toditer
Anna war bereits 1614 verstorben) von denen es Hedwig, die an
Wolf von Rödem verheiratet war, am 29 März 1616 durch kauf
allein in besitz nahm. Für ihren neffen Friedrich war im testament
ein legat von 10000 reichsthalem ausgesetzt, welches auf dem gute
haftete, und unter normalen Verhältnissen hätten die zinsen dieser
für damalige zeiten nicht unbedeutenden summe sicherlich hingereicht,
ihn standesgemäß seine ausbildung verfolgen zu laßen, ja ihm eine
gewisse Unabhängigkeit von einem sogenannten brotstudium zu sichern.
Allein die durch den krieg herbeigeführte, von jähr zu jähr zuneh-
mende entwertung des grundbesitzes machte jene großväterliche be-
stimmung ohne zweifei völlig illusorisch. Beweise dafür liegen vor.
Laut einer noch vorhandenen Schuldverschreibung vom 1 Juli
1631 sieht sich Friedrich, der eben seine Studien beendet, genötigt
von seinem mütterlichen oheim Heinrich von Reydeburg 1000 reichs-
thaler auf sechs jähre zu leihen, für welche summe er sein ganzes
großväterliches legat verpfändet I ' Ob diese schuld jemals zurück-
bezahlt worden, ist mehr als zweifelhaft; dagegen wird nach dem
1 II, 9, 62. vgl. H, 9, ^a.
Logaus leben. 701
schon im nächsten jähre erfolgten tode dieses oheims die Schwester
desselben, Logaus matter, laut testamentarischer verfflgnng mit einem
legat von 1000 reichsthalern bedacht, „wofür ihr söhn Friedrich,
wenn sie seinen (des bruders) tod nicht erlebte, substitairet würde,
welcher anch die bibliothek ererben solle/^ ' Seine matter hatte
sich schon früher, wie bereits' oben bemerkt, anfs neae mit herrn
von Hohberg verheiratet, und so hatte anch sie wol nicht vermocht,
dem söhne einen schritt zn ersparen, den er nicht mit dem enthusias-
mus einer dm*ch neigung entschiedenen berufswahl thon konnte.
Leider sind die quellen der lebensgeschichte Logaus während des
ganzen Zeitraums, der sich vom beziehen der Universität bis zur selb-
stfindigen Verwaltung eines öffentlichen amtes erstreckt und ungefähr
fün&ehn jähre umfaßt, eines Zeitraums, der für die beurtheilung
seiner geistigen entwickelung ebenso wichtig als interessant wäre,
fast völlig versiegt. Nur wenige notizen spenden die erhaltenen
akten, karg und dürftig, wie die läge dessen, von dem sie handeln.
Obwol er ungefähr 1633 den besitz des familiengutes Brockut an-
getreten hatte, war er damit keineswegs dem ferneren kämpf mit der
äußern not des lebens entronnen; vielmehr erwuchsen ihm daraus
immer neue Verlegenheiten, wie neue Verluste, die es ihm zuletzt
wünschenswert erscheinen ließen, auf den freihermtitel, den seine
vorfahren von kaiser Rudolf im jähre 1605 erhalten hatten, fortan
zu verzichten. ^ Konnte er doch nicht einmal die verhältnismäßig
geringe summe von 1500 thalern, welche seiner cousine Anna Marie
von Kitschkau nach dem großväterlichen testament schon seit dem
jähre 1616 zustand, aufbringen; vergeblich warteten die erben der-
selben noch 1638 auf die endliche ausgleichung der angelegenheit. '
Wie hätte es auch anders sein können in jenen traurigen zeiten, in
denen die allgemeine not für die not des einzelnen kaum noch ein
gefühl des mitleids übrig ließ! Seit dem jähre 1632 hatte general
Arnheim, nachdem er aus Böhmen vertrieben worden, den kriegs-.
Schauplatz nach Schlesien verlegt, das nun jahrelang nach allen
*
1 Extract aus der testamentsregistratur s. 184. 2 Des dichten söhn
Balthasar Friedrich erhielt diesen titel von neuem im Jahre 1687; Baltba-
sars söhn, Heinrich Friedrich, wurde 1733 in den grafenstand erhoben.
Beide Originalurkunden befinden sich im besitz des herrn grafen Logau auf
Reuthau. 8 Extract aus den testamentsregistem s. 212 im Staatsarchiv
EU Breslau.
702 SohlnßwoiH; des heraiugeben.
richtnngen hin bald durch die heereszOge der Schweden nnd Sadoen,
bald dorch die der kaiserlichen die gnt^^i^l^ci^ ^^^ barbarei der da-
maligen unmenschlichen kriegfühning zu erdulden hatte. Wfthrend
Falkenberg, Strehlen und Grottkau der wut der schwedischen Sieger
erlagen (1633), hatten Wallensteins schaaren Nimptsdi ferheeti
und hierbei ohne zweifei auch Brockut ausgeplündert und yerwflstet
£rst etwa drei jähre später, im firQhling 1637, sah der dichter sein
gut zum ersten male wieder. Mit welchen empfindungen er es be-
grüßte, wie sehr sein herz blutete, als er das wenige, was er sein
nennen konnte, niedergetreten und vernichtet sah, das hat er uns
selbst in einer seiner Tortrefflichsten und tief empfundensten elegien, ^
die mit den Worten beginnt:
Glück zu, du ödes Feldl Glück zu, ihr wüsten Auen
Die ich, wann ich euch seh, mit Threnen muß hethauen,
und die wir noch heut nicht ohne die innigste theilnahme zu lesen
vermögen, geschildert. Und dennoch ist er glücklich und zufrieden;
er vermag noch darüber zu scherzen, daß er vor kurzem wegen rück-
ständiger steuern mi^ execution bedroht worden, als ob man ihn seiitier
armut wegen zur strafe ziehen wolle. * Darf er doch hier, an den
heimischen laren, am bnsen der natur, aufathmen von all dem weh,
das ihn in der Stadt, am hofe, in seinem amte niedergedrückt!
Gehab dich wol, o Stadt! die du in deinen Zinnen
Hast meinen Leib gehabt, nicht aber meine Sinnen.
Gehab dich wol! mein Leib ist nun vom Kerker los;
Ich darff nun nicht mehr seyn, wo mich su seyn rerdroß.
Ich habe dich, du mich, du süsse Yatererde.
Mein Feuer glänzt nunmehr auff meinem eignen Herde u.s.w.
In der that geht aus dem weitem Inhalt des gedichts hervor, daß
Logau bereits längere zeit eine öffentliche Stellung am herzoglichen
hofe zu Bricg eingenommen haben muß. Landesfürst war damals
noch Johann Christian, freilich nur dem namen nach. Denn bereits
im anfang des Jahres 1635, als die folgen der verlornen schlacht
bei Nördlingen auch die Protestanten Schlesiens hart genug trafen,
war derselbe mit einem theil seiner räthe nach Thorn und später nach
Osterode in Preussen geflüchtet, während sein ältester söhn Georg
1 I, 8, 4. 2 I, 8, 87. vgl. I, 5, 21. 5, 81.
Logans leb«n. 703
die regentschaft in Schlesien übernommen hatte. £r8t als der vater
am weihnachtstage 1689 plötzlich in Osterode gestorben war» traten
die drei brtlder Georg HI, Lndwig and Christian gemeinschaftlich die
regiemng des herzogtoms Brieg an, die sie, unter einem dadie
wohnend, in seltner einigkeit und tlbereinstimmung bis zum jähre
1658 gemeinsam führten. ^ Jeder von ihnen hatte jedoch seinen
besondern hofhalt, seine besondem beamten, nnd unter denen des
herzogs Lndwig finden wir auch Friedrich von Logan, anfangs in
untergeordneter Stellung, bis er im jähre 1644 zum rath befördert
wurde. Das noch Yorhandene bestallungsdecret, * das unterm 29
September, dem tage Michaelis gedachten jahres ausgestellt ist, lautet:
„Von Gottes gnaden. Wir Ludwig, hertzog in Schlesien zur Liegnitz
und Brieg, Bekennen öffentlich hiemit für jedermenniglich, Nachdem
Wir seiter antretung der Regierung Ynsers Fürstentums, dahin für.
gesonnen, welcher gestalt wir Ynsem stat formiren vnd zu einem ge-
wießen zweck accommodiren möchten, fümemlich wie nebens Kirch
und Schulen, auch Vnser politisch regiemeni bestellet, vnd mennig-
lichen ohne corruption, durchgehende Justiz administriret werden
könne, das wir diesemnach wahrgenomben vnd erwogen, die gutten
qvaliteten, angeborene Tugendt und aufrichtigkeit, damit der Gestrenge,
Ynser lieber getreuer, Friedrich von Logau auf Prockodt, von Gott
begnadet, vnd darumb Ihne, als auch aus andern Bewegenden Ursachen,
zu Ynsern Rhatte erkieset und angenomben, derogestallt : daß Er iziger
Zeit Beschaffenheit nach bey Ynser fürstlichen Ganzley, neben andern
rhätten, den Justitzsachen beywohnen, dabey alle und jede Ynsere
gesambte fürstliche Regierung concernirende angelegenheitten , wie
nichts weniger in Ynsern privat [und wirthschafft] geschefften, oder
worinnen wir Yns sonst seines Rhates pflegen möchten, zu Ynsrem auf-
nehmen und conservation , seinem besten vorstände nach treulich und
aufrichtig, mit sonderer dexteritet und bescheidenheit, Rhatten nnd
thaten, in acht nehmen, fördern vnd fortsteilen helffen solle, Ynd ob
wir Rhates würden, Ihne von Logau, inner oder außer Landes, in
vorschickungen, oder wie es Ynser anliegen erfodem mocht. Zu ge-
brauchen, sol Er sich nichts minders darinnen aller embsigen Treu und
willfehrigkeit, doch allewege auf Ynsere kosten zu zeigen, in allem
1 Schuck, Q«org nt, henog in Bohlesien 8. 10. 2 Es befindet sieh
im besits des D. Toi^iM in ^ttan.
704 Schlußwort des heraosgebera.
aber, was Vns von Ihm zu schuldigem Dinst gereichen mag, in d»ne
daßelbe in specie hierinnen zn begreiffen nicht wol möc^cfa, Ynaer
Bestes zn trachten, vnd schaden vnd nachtheil Vnserem in Ihn ge-
sezten gnedigen vortrauen nach, abzuwenden, schuldig und Yor-
bunden sein.
Dagegen wollen wir Ihme von Logau für seine mflhe und Bedie-
nung, zu einer jährlichen besoldung, von in stehent Michaelis an, be-
nantlichen Drey hundert vnd Sechs thaier, Schlesisch, jeden derselben
zu 36 gr. in gnaden gewilliget vnd versprochen haben, davor Ihme
akeit wöchentlich Drey thaler, anstat des kostgeldes, vnd dan quatem-
berlich Sieben vnd Dreyssig thaler. Achtzehn groschen. So wol vnd Aber
dis absonderlich, .wöchentlich Ein Vdßlin Bier, vnd fflr den Jungen
Zwey vnd zwantzig groschen Sechs heller gereichet, Jngleichen zn
einem Jährlichen deputat, Zwantzig Locktem Brenholtz, vnd Zwey
("uder Hew, durch die Ynterthanen Zubrachtt, Er auch mit gewdnlicher
Wohnung, vorsehen werden solle.
Wofern auch Vns kflnfitiger Zeit nit gelegen seyn solte, dene von
Logau in solchem Dinst weiters zu behalten, oder auch Er darinnen nit
lenger vorbleiben wolte, Sol ein Theil dem andern ein virtel Jahr von
des ganzeh Jahreß ausgang solches anzusagen, und die bestallung anf-
zukflndigen, schuldig vnd verbunden seyn.
Alles treulich vnd.vngefehrlich, VhrkOndlich mit Vnser eigen
Handt unterschrifit vnd fflr gedruckten fflrstL Secret ausgeferttiget,
Brieg dem 29 September: war der tag Michaelis Anno 1644.
Ludwig mpp. (L. S.)
So spärlich schon bis hierher die quellen f&r die darstellung von
Logaus äußeren lebensnmständen gefloßen sind, so versiegen sie doch
grade jetzt, wo sie uns bei der vollen manneskraft des dkhters am
wünschenswertesten erscheinen müßen, fast gänzlich, und nur eine
spendet uns noch hier und da eine mflhsam erworbene notiz: seine ge-
dkhte. Aber auch der wert des hier gefundenen würde in mehr ate
einer hinsieht ein nur zweifelhafter sein, wenn der verMer diestf zeilen
im laufe seiner Untersuchung nicht die erfreuliche Wahrnehmung ge-
madit hätte, daß die in der zweiten ausgäbe von 1654 veröffentlichten
gedichte genau chronologisch geordnet sind, wodurch für die fest-
Stellung mancher an sich dunklen beziehung ein sicherer anhält ge-
wonnen vrurde. Besonders schätzenswerte auÜBchlQße erhalten wir
hierdurch Aber das Verhältnis des dichters zum herzoglichen hause, n
Lognns leben. 705
seiner Umgebung am hofe und za seinen freunden, ein anschanliches,
wenn anch unendlich trauriges bild von den politischen wirren und dem
namenlosen elend seiner zeit, sowie endlich andeutungen Ober ihn selbst
wie Ober seine familie. Was zunfichst letztere betrifft , so hatte auch
in dieser beziehung das geschick seinem tief empfindenden herzen
manches schwere weh bereitet. Ein frflhzeitiger tod hatte ihm die ge-
liebte seiner jugend nach kurzer, aber überaus glücklicher ehe entrißen
(wahrscheinlich um 1640), ' und selbst die zeit vermochte diese wunde
nicht völlig zu schließen; sie blutete wieder von neuem noch fünf jähre
vor seinem eignen tode, als eine freundin und verwandte der verstorb-
nen ins grab sank, und der dichter ein rührendes, von echt poetischem
geiste durchwehtes trostgedicht an den trauernden gatten sendet. ^ In
pietätvoller eriniierung weiht er eine der schönsten bluten seiner poesie
dem verklärten bilde der früh vollendeten, ein gedieht, ' das mit den
Worten beginnt:
Treues Herze, du zeuchst abe
Auß der Welt und gehst zu Grabe,
Einznnemen Freud und Ruh,
Die der Himmel richtet zu,
und das in schlichter einfalt ein erhebendes zeugnis von dem wahrhaft
innigen familienglück, das nun auf immer zerstört war, wie von der
rührenden dankbarkeit des dichters liefert:
Habe Dank für deine Liebe,
Die beständig war, wanns trübe
So, wie wann es helle war.
So in Glück als in Gefahr!
Habe Dank für deine Treue,
Die stets bliebe frisch und neue!
' Habe Dank für Müh und Sorgen,
Die biß Abends an Tom Morgen
Deine weiße Kedligheit
Pflöge mir zur Nutzbarkeit!
Habe Dank, daß deine Tugend,
Habe Dank, daß deine Jugend,
Ob wol eine kurtze Zeit,
Mir 80 Tiel gab Gnüglichkeit!
1 Vgl. I, 5, 91. 8, 8. 10, 8. 2 H, 2, 70 aus dem anfang des Jahres
1650. 3 I, 8, 69.
Logan. 45
706 Schlußwort des herausgeben.
In der that stehen Logaus auschauungen Aber die heiligk^t des
ehelichen bOndnisses auf einer solchen sittlichen höhe, wie sie grade
in damaliger zeit, die nns anch hierin, zumal in den höheren ständen,
fast überall den tiefsten verfall, die schrankenloseste Terhöhniing und
anflösnng aller moralischen bände offenbart, sicherlich nnr von wenigen
getheüt wurden. Kein schätz, sagt er, ^ wie groß er anch sei, kein
irennd, wie gut er immer sei, darf dem herzen des mannes so nahe
stehen als sein weib;
— dann die angetraute Treu
Herrschet über Leid und Zeit, wird durch altseyn immer neu.
Daß dieser ehe ein kind entsproßen, geht offenbar aus einigen versen
des oben angeführten abschiedsgeidichts hervor:
Habe Dank fürs werthe Pfiuid|
Das du lAst in meiner Hand,
und noch deutlicher weiter unten, wo er die vortrefflichen eigensebaften
der mutter auf sein kind vererbt sehen möchte:
Fahr im Friede! Gott wils haben;
Aber lasse deine Gaben
Deme, daß sum Tröste mir
Übrig blieben ist Ton dir!
Indessen scheint dieses kind die mntter nur kurze zeit überlebt zu
haben, da es später nirgends vrieder erwähnt wird. Im jabre 1643
vennählte sich Logau zum zweiten mal und zwar mit Helene von Knobcls-
dorf , einer tochter des briegischen hofmarschalls Balthasar von Knobels-
dorf auf Fritzendorf und Wohnewitz. Ob diese ehe jedoch eine besonders
glückliche gewesen, dürfte wol mehr als zweifelhaft sein, wenn wir
uns die offenbar nur dem gepressten herzen eines geplagten ehemannes
entschlüpften Stoßseufzer über böse und zänkische bansfrauen, aber
das weh der ehe u. dgl. , welche sich so zahlreich in seinen gedicbten
finden, vergegenwärtigen. Man wende doch ja nicht ein, dergleichen
ausfälle seien aUgemein ausgesprochen, wenigstens sei kein zwingender
grund vorhanden, sie auf den verfaßer selbst zu beziehen! Aber grade
in dem Charakter des epigramms liegt mehr als in jeder andern dich-
tungsart die subjective färbung; es ist ein Stimmungsgedicht, dessen
1 II, 2, 70 T. 18 f.
Logaus leben. 707
korz zusammengedrängter, oft leicht hingeworfener gedanke grade die
augenblickliche Seelenbewegung und empfindang des dichters reflectiert.
Es ist dann in der that die bedeutungsvolle Überschrift zu einem lebens-
kapitel, oft gar das ergreifende kapitel selbst. Und wenn uns der
dichter an mehreren stellen ^ versichert, daß es ihm oft bedürfnis sei,
seiner aagenblicklichen Seelenstimmung in einigen vcrsen einen poeti-
schen ausdruck zu verleihen, so dürfte wol die Vermutung gerecht-
fertigt erscheinen, daß der Inhalt der hier gemeinten epigranmic in
nicht allzu entfernter beziehung zu ihm selbst gestanden habe. Aus der
reichen auzahl derselben hebe ich nur einige hervor, deren Inhalt nur
durch die beziehung auf den dichter eine tiefere bedeutung, ein epi-
grammatisches geprage gewinnt.
Sol W })ci Eho sein, ist besser, man begrabet
Ein from Weib, als daß die, die bös ist, immer lobet. '
Ein böses Weib ist eine Wahr, die deutlich sagen kan.
Was für ein Narr der KAufFer war, der sie genommen an. ^
In deß Unglücks Rock hat sich der gekleidet.
Der ihm nam ein Weib, das Vcrnunfft nicht leidet. *
Ist ein Fegefeuer wo, darf doch dieses keiner dulden,
Der ein böses Weib hat hier, Armut, Darmgicht, große Schulden. ^
Grade das zuletzt angeführte epigramm ist für Logau bezeichnend.
Armut, gicht und schulden sind seine beständigen begleiter durchs
leben gewesen, und nur das vierte übel, „das böse weih", sollte allein
nichts weiter als eine allgemeine poetische reflexion gewesen sein? Und
doch hätte sich grade ein so liebevolles und liebebedftrftiges gemüt wie
das seine in der anmutigen atmosphäre einer traulichen häuslichkeit so
reich und so beglückt gefühlt , hätte so gern im frieden des hauses und
im kreise der seinen die stürme der zeit und das weh des eigenen lebens
vergeben, das ihn fort und fort schmerzlich genug berührte. Schon
oben ist bemerkt worden, daß er sich in seinem amtlichen Wirkungs-
kreise nicht glücklich fühlte; allein noch andre umstände traten hinzu,
die ihm seine Stellung völlig verleideten und so viele seiner gedichte mit
jenem bittern sarkasmus, mit jenem menschenverachtenden spott er-
1 m, 8, 69. 10, 18. ZD 61. 222. 2 I, 8, 8. v. 5. vgl. I, 6, 47.
3 III, 7, 2. 4 1 Z 118. vgl. II, 8, 47. I, 9, 76. ö II, 3, 2.
45*
708 Schlußwort des hermiugeben.
füllten, der ihn die hoffnangslosigkeit seiner läge oft kmm nodi mit
stiller resignation ertragen ließ. Angefeindet von dem add des liofei,
dessen gesinnnngslosigkeit, Schmeichelei nnd bohlen um gonst die pfeüe
des Satirikers von selbst hei^nsforderten, ^ beneidet von onbernfeiies
nnd eifersüchtigen kritikem , welche den nnmnt Aber seine fiberlegen-
heit wie die bloßen eigner nnfi&higkeit nicht deutlicher Terratfaeii konDten,
als dadurch, daß sie ihm den rath gaben, lieber das corpus joris
eifriger zu studieren als Ycrse zu machen, * verleumdet bei den brQdeni
seines herzoglichen gönners, welche ihn oft genug empfinden Uefieo,
wie leicht verletzt und wandelbar die gunst der fürsten sei, ' Temtliei
von denen, welchen er sich mit dem vertrauen eines arglosen harzen
hingegeben hatte, verkannt und missverstanden in seinen eddsten be»
strebungen , steht Logau, bald mit dem ztünenden unmut des redlidien
mannes, der den glauben an die beßre natur im menschen zn Terlieren
beginnt, bald mit der hoffnungslosen entsagung eines tief verwundeten
gemüts , das sich scheu vor dem unlautem treiben der weit in die arme
der natur flüchtet, Cast allein und vereinsamt da auf seiner sitUidien
höhe. In einer solchen zeit und Umgebung muß es daher fllr ihn ein
wolthueudes geföhl der befriedigung nnd des trostes gewesen sein, sich
grade von den^jenigen verstanden zn wißen. dem treu und ergeben zn
sein, schon seine dienstpflicht gefordert hätte, auch wenn sie nidit das
ungleich ft^^terc band gegenseitiger hochachtung nnd weitschilznng mit-
einander verbunden : wir meinen den herzog Ludwig, Johann Cbristians
zweiten söhn, zu dessen hofetaat nnd rithen, wie oben bereits beincikt
worden, unser dichter gehörte. So oft Logan seiner gedenkt, gesckielift
es stets in ausdrücken ungehenchdter liebe und daniLbarer anerkenn»^
fikr die väterliche sorgfih, mit welcher der ftet die leiden des kiiegcs
auch dem geringsten seiner unterthanen weniger fUilhar zn m^^^Ktn be-
strebt var, * aussprüche, welche einen mann von so biederem nnd
gndem wesen vor dem verdadit niedriger schmeidielei nm so
1 L S. 29. 10. 44. 10, 45. *. 79. U. S. 42. 4. TS. 7, *«. 9, IS.
9. 70. 1 Z 10. 71. m, 1. 16. 1, 49. 3. 25. 3. 71. i^ 80. ZD 99. MS.
251 u. T. 4. 2 1. 5. S «Bf. n. 1. i5. 1. 36. 3 O. 2, 79. 3, 43.
6. 15. m. 2. S3. 4 Haa TCfgL 1 Z 201. r. 21 C
Liebe habt ihr ■■ii^i^itiL»,
Liebe BABt ihr vieder tic
En« SMjge küf «M kbc&
■.SV.
Logaus leben. 709
sicher stellen müßen, als seine natürliche freimtttigkeit ohne scheu and
furcht auch fürsten den ernst bittrer Wahrheiten und gerechten tadeis
nicht vorenthielt. Wie herzlich heißt er diesen gönner in der heimat
willkommen, als derselbe mit seinem bruder Georg von seinen reisen
durch Deutschland, Frankreich, England und die Niederlande zurück-
kehrte ! ^ Und als der junge fürst seine gemahlin Anna Sophie von
Mecklenburg-Strelitz im Juli 1649 in Brieg eingeführt hatte und auch
Logau von der anmut, dem liebreiz und den reichen herzensgaben
dieser fürstin gefeßelt war, da ist sie ihm, dem im eignen hause das
glück einer verständnisinnigen ehe versagt war, das ideal aller weib-
lichen tngend, und mit der schwärmerischen überschwänglichkeit eines
Jünglings legt er manches sinnige,, lyrische blümchen, zu einem vollen,
duftenden strauß vereinigt, zu den fClßen seiner herrin nieder. Ein dem
jähre 1653 augehörendes epigramm (ZD 121) hatte in der that in dem
verfaßer dieser zeilen sogleich die Vermutung erweckt, Logau müße
für die herzogin eine besondre Sammlung von gedichten verfaßt und
derselben überreicht haben, eine Vermutung, welche ein glücklicher
fund auch bestätigt hat. In einem foliobande der Breslauer stadtbiblio-
thek * entdeckte sohreiber dieses eine anonjrm erschienene und nur
„von einem gehorsamen unterthan^^ unterzeichnete Sammlung von
50 epigrammen und größeren gedichten unter dem titel: „Anna Sophia
oder unterschiedene getichte zu ehren der durchl. hochgeb. fürstin und
frauen, frauen Anna Sophia" etc., deren inhalt, sprach- und aus-
drucksweise über den verfaßer um so weniger zweifei erregte, als sich
eine anzahl der hier aufgefundenen epigramme in der letzten ausgäbe
Logaus von 1654 wieder fand. '
An wichtigen äußern ereignissen während dieser zeit ist nur eins
zu unserer kenntnis gelangt: seine im jähre 1648 erfolgte aufnähme in
den palmenorden oder die fruchtbringende gesellschaft zu Weimar, eine
an sich wol ehrenvolle auszeichnung, die aber höchst wahrscheinlich
weniger dem dichter als vielmehr dem rathe und freunde des herzogs
Ludwig galt, welcher damals gleichfalls zum mitglied der gesellschaft
ernannt worden war. * Schon sein symbol, „das milzkraut", sein ge-
] In dem ältesten uns erhaltenen gedichte Logaus, auf der stadtbiblio-
thek zu Breslau befindlich (collect vol. DL nr. 7). Siehe anhang nr. 15.
2 4 F. 1091 nr. 7. 3 Über diese sammlang wird später ausführlicher
gesprochen werden. 4 Als solches führte Ludwig den beinamen „der
710 Schlußwort des herausgeben.
sellschaftsname, „der yerkleinernde", sowie seine ordensdevise ent-
halten nicht die geringste hinweisnng anf seine poetischen Verdienste,
die etwa anf die heransgabe der ersten sammlang „zweihundert tent-
scher reimsprflche" vom jähre 1638 hätten begründet werden können,
sondern nur der liebenswürdigen bescheidenheit seines äußern anf-
tretens wird ehrend gedacht. Die devise oder das reimgesetz anf ihn
lantet n&mlich nach Eranses erzschrein: ^
Die aufgeschwollne Mutz das Miltzkraut kleiner macht,
Vorkleinemd hab' ich drom den Nahmen auch empfangen;
Daß man demÜthig sey, das ist sehr wohl bedacht.
Man kan zu höherm Standt dadurch viel ehr gelangen,
Als wan man boy sich hegt nur stoltzen muth und prmcht.
Drum laßct uns mit Fleiß all an der Demuth hangen,
Den die Erfahrung giebts, daß wer demütig lebt.
Der wird mit reicher Frucht geehrt sein und erhebt.
Heiß ersehnt von nnserm dichter wie von tausend andern, die fllr
die allgemeine not noch herz und gefühl behalten hatten, war endlidi
nach dreißigjährigem morden der friede wieder eingekehrt. Aber jetzt
erst übersah man auch mit entsetzen, bis zu welchisr tiefe das materielle
und moralische elend herabgesunken war.
Wann mein Feld mir so viel Garben, als der Krieg trug Unrecht, trägt,
Wil ich haben grosse Schätze gar in kurtzem hinterlegt. <
Treu und Glauben ist zerrissen.
Dran die Welt zusammenhing, ^
klagt voll Wehmut der dichter, und wir dürfen ihm wol glauben, daß
die ersten friedensjahre nicht geringere leiden enthüllten, als selbst
der krieg. Den kaum erträglichen Steuerdruck, der auf den ausge-
plünderten Provinzen lastete, die aUgemeine Verarmung, welche nament-
lich in den letzten jähren des krieges in erschreckender weise zugenom-
men hatte, die zuchtlosigkeit und sittliche entartung, die alle stände
mehr oder minder ergriffen, die Verwilderung und brutale roheit der
herrenlos umherziehenden, räuberischen landsknechte, kurz den ganzen
heilsame", sein ordenssymbol war die röthe mit ihrer wurzel und der In-
schrift: „innerliche wunden".
1 Der fruchtbringenden gesellschaft Altester erzschrein nach den ori-
ginalien der herzoglichen bibliothek zu Gotha herausgegeben von Krause.
Leipzig 1855. 2 m, 6, 51. 3 11, 1, 57.
Logaas leben. 711
Jammer dieser eisernen zeit finden wir in Logans gedichten mit der er-
greifenden darstellongskraft eines angenzeagen gescliildert; ja aus
ihnen allein könnten wir, auch wenn uns nidits weiter über jene zeit
überliefert worden wäre, ein getreues, freilich anendlich trauriges bild
jener tage entwerfen.
Nicht minder traurig ist jedoch das bild von des dichters letzten
lebensjahren. Auch er ist noch ärmer geworden als er es sonst schon,
war. Seine ehe war mit fünf kindern, einem söhn, Balthasar Friedrich,
und vier töchtern gesegnet worden, während die einkünfte von seinem
gute Brockut immer kärglicher wurden und zuletzt wol ganz aufhörten.
Es ist niedergetreten, verwüstet und auf jähre hinaus ertragsunfähig.
Auch seine gemahlin Helene von Knobeisdorf scheint ihm kein vermögen
zugebracht zu haben; denn die mitgift ihrer Schwester Anna Marie, die
im jähre 1647 sich mit einem verwandten des dichters, Ludwig von Logau
auf Crayn, verheiratete, beträgt laut ehe vertrag vom 17 September
gedachten Jahres ^ nur 1000 rthlr. schles. (den thaler zu 36 groschen,
diesen zu 12 heilern gerechnet). Zwar erbt Friedrich 1648 aus dem
nachlaß einer verwandten, „der Jungfer Catharine von Reydeburg das-
jenige, was sie auf dem schmoltzischen gutte zu Strachau zu fordern
hat;^^ * wie viel die summe jedoch betragen, oder ob er sie überhaupt
erhalten hat, ist nirgends ersichtlich. Vielmehr ist er schon im näch-
sten jähre 1649 genötigt, zu den schon früher von seinem oheim
Heinrich von Reydeburg geliehenen , offenbar aber noch nicht zurück-
bezahlten 1000 thalern neue 400 thaler auf das gut aa&unehmen \
trotzdem er um dieselbe zeit eine allerdings nidit erhebliche verbeßemng
seiner einkünfte durch ein vermehrtes deputat erlangt hat ^. Auch eine
feuersbrunst sucht ihn heim: aber alle diese herben schidsEalsschläge
vermögen seinen mut, sein gottvertrauen nicht zu beugen. Er, der
andre mit dem trefflichen Sinnspruch:
Leichter traget, was er traget,
Wer G^uld znr Bürde leget,
ermutigt und getröstet hat, weiß auch sich jetzt in geduld zu faßen.
1 Auf diesem Schriftstück im Staatsarchiv za Breslau befindet sich
noch die eigenhändige namensunterschrift Friedrichs von Logau, der als
zeuge der braut mitunterzeichnet hat. 2 Extract aus dem testaments-
register s. 216. 3 Grnndaoten von Brockut im Staatsarchiv. 4 d.
d. 26 November 1649.
712 Mäntmr^ 4<»
IhA o^sm Hmob za ÄMthe woidoi, brisfl mb
Wal Meb ieb, der Wirtb zum Hnne, kfirtdiek
Freilich entseblftpft ihm wol iswdlea ä wmber tbcr das drt-
ckende jach der ammt:
Ist man arm, was lulft die Jugend?
Ict man ann, was hilft die Togoid?
I«t man ann, was hilfet Sehte?
Ist man ann, was hilft Tentehn? '
Und wenn das silber dem monde und das gold der sonne gleidit,
wie lummi es, daß ihm niemals der ToUmond, niemals die helle sonuner-
sonne scheinen will? ' Aber noch hat er sich den mnt zn leichtem
scherz zu erhalten gewost; seine armnt, „das merkmal aller poeten",
ist ihm eine anweisnng für den himmel, dorch dessen enge pforte die
mit geldsäckeu beladenen reichen nicht eingeben können:
Die mit HSckcn voller Geldes sind behenket überall,
Kummen ficliwerlicli in den Himmel; dann der Steig ist gar an schmal. *
Überdies hat sie ihm, wenn sie ihm auch sonst nur sorgen nnd
kummor gebracht, doch auch ein unschätzbares gnt bewahrt, ein
reines gowliSen. ^
Ein schlimmerer feind indessen als selbst die dflrftigkeit seiner
änOorn läge dringt jetzt immer hartnftckiger auf ihn ein, nntergrftbt
in Bchmorzensreichon tagen die starken wurzeln seiner manneskraft
und lAbmt den freien flagelschlag seines poetischen genius: es ist die
gicht. Wie Jakob Bälde, sein lateinisch dichtender zeitgenofie, der
im hinblick nnf seinen immer mehr schwindenden körper den schen-
haften ordeii „der dürren** (macilentomm) gestiftet hat, so spottet
auch liOgau im anfang noch seine leiden hinweg. Er schiebt die
schuld auf den wein; aber beim waßertrinken , meint er, könne man
doch nicht dichten, und dennoch werde er letzterem wol noch ent-
sagen müßon, *^ wenn ihn Apollo nicbt etwa durch eine flasche hippo-
krcno begeistere, da er mit dick verpackten fußen und ohne stiefd
und sporn das diditerross nicht besteigen könne. ^ Allein bald wollen
ihn die schwingen seiner phantasie nicht mehr gen himmel führen;
sie vermögen nur noch „nahe bei der erde** sich zu halten, * nnd so
1 m, 0, 10. 3 I, 7, SS. 8 II, 1, 53. 1, 54. 4 m, 2, 67.
5 m, 4, 95. 6 II, 1, 7. ZD 90. 7 m, S, 5S. 8 III, 8, 66.
Logaas leb«n. 713
fließen unter leiden mannichfaltiger art des dichters letzte lebensjalire
hin. Wol fand er in dem kreise weniger aaserlesener und bewährter
freunde, wie in dem umgang mit gelehrten, denen er bei besonderen
veranlaßangen manches herzlich und tren gemeinte lied widmet, und
anter denen besonders der als dichter nicht anbekannte Organist
Wenzel Scherffer von Scherffenstein in Brieg hervorzuheben ist, ^ eine
anspruchslose erholung. Aber auch der verkehr mit ihnen vermag
nicht eine immer bestimmter, immer inniger ausgesprochne Sehnsucht
nach dem tode zu verscheuchen. Und wenn er auch nicht, wie ödipus
oder Lactantius, es für das gröste unglück des menschen erklärt,
geboren worden zu sein, so spricht er gleich wol unumwunden aus:
Das Beste, das ein Mensch in dieser Welt erlebet,
Ist: daß er endlich stirbt, und daß man ihn begrabet.
Die Welt sei, wie sie wil, sie hab^ auch, was sie wil:
War sterben nicht dabei, so g^te sie nicht viel. '
Die Jugend ist verronnen, heißt es in einem andern gedieht, '
das alter drin^ heran, und so will er, dem sorge und kummer früh-
zeitig das haar gebleicht, ^ nur noch dahin denken, wo ihm eine neue,
ewige Jugend erblühen, wo kein alter ihn mehr beschleichen wird.
Matt und lebensmüde , heißt er desshalb den tod freudig willkommen,
der ihn „entzeucht dem .toben toller zeit*^ der ihm „den hut der
goldnen freiheit schenket'*; ^ denn:
Sterben wer wol immer lieb dem, der dorte sucht zu leben,
Der da wüste, daß die Welt ihm und er nicht ihr gegeben.
Daß Gast er und sie sei Wirth, daß auch seiner Wohlfar Lauif
Hier im Thale nemo Ruh, weiter aber geh bergauff. ^
Doch bevor noch seine Sehnsucht und vielleicht früher, als er
selbst geahnt, in erfüllung gieng, sollten die bedeutenden Verände-
rungen, welche sich damals am herzoglichen hofe zu Brieg vorbe-
reiteten, auch auf seine äußern Verhältnisse nicht ohne einwirkung
bleiben.
Am 14 Januar 1653 war Georg Rudolf, der oheim der herzog-
lichen brüder von Brieg, ohne männliche nachkommen zu hinterlaßen,
gestorben. (Bei der am 14 Mai desselben Jahres zu Liegnitz erfolgten.
1 lU, 6, 13. U, 8, 55. 2 I, 8, 6. vgl. H, 10, 24. 3 11, 3, 78.
4 m, 5, 77. 5 ZD 142. 6 I, 8, 61 anf.
714 Schlußwort des tieransgeben.
feierlidier beisetznng wird auch Logau unter den hinter denn filrBi-
liehen leichenwagen einherschreitenden marschällen genannt; außer
ihm noch Balthasar von Enobelsdorf, sein Schwiegervater, und Jonas
von Lilgenau ^.) Seine beiden auf diese weise erledigten herzogtOraer
Liegnitz und Wohlau fielen nun den drei brüdern zu Brieg , als den
nAchsten erben, zu. Noch immer regierten diese gemeinschaftUcli mit
einander, obwoljschon früher einmal, im jähre 1642, bei ihnen die
absieht hervorgeti*eten war, sich in die lünterlaßenschaft ihres vaters
Johann Christian zu theilen. Die eindringlichen brieflichen Vorstel-
lungen ihrer Schwester Sibylla Margareta, vermählten grftfin Ton
Denhof, hatten jedoch nicht wenig dazu beigetragen, diesen entschlaft,
den vielleicht misshelligkeiten hervorgerufen hatten, ' nicht zur aus-
führung kommen zu laßen. Jetzt aber schien der besitz von drei
herzogtttmem gewissermaßen von selbst zur theilung anzuregen, und
zwar sollte das loos, „als das bequemste mittel, wodurch aller Zwie-
tracht könnte. vorgebaut und abgewehrt werden' ', entscheiden. Der
losungsakt fand am 3 Jani 1654 auf dem schloße zu Brieg statt.
Nachdem der Brieger Superintendent Biermann über Sprflcbe
Salom. 16, 33: „das loos wird geworfen in den schooß, aber es fiUlt,
wie der Herr will'S gepredigt, begab man sich in das dazu besonders
eingerichtete zimmer. In der mitte desselben stand ein mit einer
rothsammtnen decke belegter tisch, auf ihm eine verdeckte, goldene
schale, in welcher drei, mit dem namen je eins der drei fürstentümer
Liegnitz, Brieg und Wohlau versehene zettel zusammengerollt lagen.
Hierauf führte der marschall einen armen Waisenknaben, Georg
Paschke, eines brauers söhn, an die urne und gab ihm anweisung,
wie er die zettel nacheinander herausnehmen und jedem der forsten
einen derselben mit reverenz überreichen solle. Die herzöge gaben
die empfangenen zettel ihren räthen, und nun ergab es sich, daß
Georg das herzogtum Brieg, Christian Wohlau, und Ludwig, der
gönner Logaus, Liegnitz erhalten hatte, wohin derselbe auch kurz
darauf mit seinen räthen und seinem hofstaat übersiedelte. Doch noch
ehe diese Übersiedelung nach Liegnitz vor sich gieug, hatte der her-
zog in dankbarer anerkennung auch unsers dichtcrs gedacht und ihm
in einer am Johannistage 1653 ausgefertigten Urkunde, ^ eine nicht
1 Luc», Schlesiens curieuse dcnkwürdigkeitcn s. 1325. 2 Vgl. I, 9, 88.
8 Dm original derselben befindet sich ebenfalls im besitz des dr Tobias
I ZitUo.
LogauB loben. 715
onbedeutende gelialtsverbeßerung gewährt. Die Urkunde lautet: „Von
Gottes Gnaden Wier Ludwig, Ilertzog in Schlesien zur Liegnitz und
Brieg bekennen öffentlich hiermit fQr Jedermänniglich; Nachdem Wir
im Jahr 1644 den 29 September zu Vnserm Ratlie erkieset und an-
genomen, den Gestrengen Vnsern Lieben Getreuen Friedrichen Von
Logaw auff Brockgut, Ihme auch eine gewiße Bestallung gemacht nach
damahligem Vnserm Zustande; Welche Wier Anno 1649 den 26 No-
vembris mit einem daselbst specificirten Deputat verheuert; daG in
sondrer Anmerckung, wie durch Vnsere folgende Verheurahtuug Vnsere
Hofestat sich vergrößert, dann auch durch Anfall deß Liegnizischen
Fürstenthums fttr Vnser Theil die Vorrichtungen bey Canzelley, Cammer,
Hoffund Wirtschaffl gewachsen: bevoraus deßen Von Logaw Trew und
Redlichkeit mitter Zeit erkennet, Wir Ihme, um sich desto beßer auß-
zubringen und seines fleißes eine ergezung zu haben, über vorige
Besoldung und Deputat, noch einen Nachsaz von zwey Hundort Thalern
Schlesischer Wehrunge gegönnet und gegeben, die der von Logaw mit
unterthänigem danck angenommen, [und sich hingegen gehorsam ver-
pflichtet, nebenst Seinem Vorigen und in erster bestallung angezogenen
Obliegen, auch die Inspection bey Vnser fürstlichen Gammer und Hofe
Wesen, nebst dazu absonderlich verordneten Personen, zu übernehmen:]
und dann sonst wie vormals mit aller Trew und gewierigkeit Vnser
bestes zu fördern und Vnsern schaden zu verhütten.
Hierüber haben Wir nun mit Ihme diese neue bestallung aufge-
richtet und Vhrkündtlich mit Vnserer Handschrifft und fürstlichen für-
gedrucktem Secret außgefertiget und bekrefitiget. Brieg, am tage
Johannis Baptistse anno 1653.
Ludwig mpp. (L. S.)
Über seine nunmehrige, offenbar einflußreichere Stellung spricht
er sich mit der ihm eignen bescheidenheit und frommen ergebung fol-
gendermaßen aus:
Die Person, die ich letzt führe auf dem Spielplatz dieser Welt,
Wil ich nach Vermügen führen, weil sie mir so zugestellt;
Denn ich hah sie nie gesucht. Wird was andres mir gegeben,
Wil ich nach deß Schöpfers ruff, nie nach meinen Lüsten leben. *
Dasselbe Jahr jedoch, welches ihm nach der bisherigen bedräng-
nis seiner dürftigen läge endlich die aussieht auf eine sorgenfreiere
1 ZD 74.
716 Schlußwort des herausgeben.
Zukunft eröffnete, sollte auch nicht ohne betrübende ereignisse vor-
übergehen. Am 15 Jnni war sein Schwiegervater Balthasar von Kno-
belsdorf gestorben, und wenige wochen darauf, am 5 August, folgte
ihm Logaus jüngstgebornes töchterchen Sophie Eleonore in dem zarten
alter von 17 wochen und 3 tagen, „dessen abgeseeltes kOrperlein'\
wie es in dem von Wenzel Scherffier verfaßten trauergedlcht heißt, ^
„den 8ten tag gedachten monats, bey der Fürsü. Brieg. Schloß
Kirchen Christ-Adelich beerdiget worden'^ *.
Im frühling des nächsten Jahres 1654 war Logau endlich die
frende zu theil geworden, die große Sammlung seiner epigramme und
gedichte, von ihm selbst mit Sorgfalt chronologisch geordnet, beendet
und unter dem pseudonym „Salomon von Golaw'^, gedruckt vor sich
zu sehen. 3560 nummern enthaltend und einen Zeitraum von min-
destens 25 Jahren umfaßend, läßt sie uns jetzt einen lohnenden blick
in die werkstätte schaffiender gedanken thnn, in welcher der dichter,
erlöst von dem drückenden joche des amtes, in der stille der nacht
trost und vergeßenheit sucht vor dem elend seiner jammerreichen zeit;
sie steht demnach in bedeutungsvollstem Zusammenhang mit seinem
leben, das nach der Vollendung dieses Werkes nun selbst seinem ende
entgegeneilt.
Mit der Übersiedlung des herzogs Ludwig nach Liegnitz im
Sommer des jahres 1654 war auch für Logau die notwendigkeit ein-
getreten, Brieg, in welchem er den grösten theil seines lebens zuge-
bracht, noch jetzt am abend seiner tage zu verlaßen, und sicherlich
ist ihm das scheiden von dieser Stadt, welche seine theuersten jugend-
erinnerungen umschloß, welche später in freud und leid, in friede und
kriegsdrangsal des mannes streben und wirken, kämpfen und dulden
gesehen, nicht leicht geworden. Wie schmerzlich es allen denen ge-
wesen, die ihn näher kennen gelernt, das bezeugt noch ein, nachmals
auf seinen tod verfaßtes trauergedlcht, in welchem es unter anderm
heißt:
1 Trauer- und Trostsprucb an den Uoch- und Wohl Edel Grestrengen
Herrn Friedrich Ton Logau u. b. w. 2 Das gedieht ist übrigens poeüach
gänzlich wertlos; ich citiere daraus nur folgende verse:
O hett' hochedles Hauß, mein kiel dießmal die Krä£fte
Zu richten wieder auf dich in dem leidgeschäffte,
Das kurtzhin dich nun zwier zur Erden gleich gc1)cugt!
Logaofl leben. 717
Was wird das große Brieg itzt anch vor Kummer rfthren!
Ja wohl! Was ließ sich nicht Yor wohmat damals spüren,
Alß Er sich nur der Stadt gedachte bu entbrechen? <
Nur noch ein jähr war es ihm indessen vergönnt, an dem neuen
schanplatz seiner thätigkeit zu wirken. Er starb in Liegnitz schon am
24 Juli 1655, ^ im alter von 51 jähren nnd 6 wochen; in der kirche
zu St. Johannis wnrde ihm in dankbarer pietät ein epithaphinm er-
richtet. *
Logaas hinterlaßene witwe blieh nach ihres gatten tode im
besitz des famüicngntes Brocknt für ihre vier kinder, über welche der
yetter nnd schwager des verstorbnen, Lndwig von Logan auf Crayn
die Yormnndschaft führte. Das älteste dieser kinder, Balthasar Fried,
rieh, hatte eben das zehnte lebensjahr zurückgelegt, während das-
jüngste, Anna Helene, kaum sechs jähre zählte. Die älteste tochter
Anna hat sich nachmals mit einem herm von Gersdorf vermählt; die
zweite, Dorothea Magdalena, war in erster ehe mit einem von Banner
(Carmer?) auf Grnndorf, in zweiter ehe mit Gustav von Rose ver-
heiratet, die jüngste endlich, Anna Helene, gieng ebenfalls nach dem
tode ihres ersten mannes, von Nimptsch auf Habendorf (f 1693), eine
zweite ehe ein und zwar mit Georg Moritz von Bohr (f 1710), den
sie noch um 2 jähre überlebte. Auch nachdem sich die mutter 1661
mit dem fürstlich ohlauischen rath Heinrich Ernst von Rössler auf
Langenwalde und Jakohsdorf zum zweiten male vermählt hatte, wird
ihr der weiterbesitz des gutes bis zum jähre 1668, also his zur Voll-
jährigkeit des Sohnes, verlängert, wogegen sie sich schriftlich ver-
pflichten muß, den „söhn in triviali zu unterhalten, wenn er^ um
seine Studien zu continuiren, auser Landt sich begeben sollte und ihme
Jährlichen Ein hundert Taler Schles. zu seiner alimentation de proprio
zu geben.'' ^ Allein des vaters kämpf gegen die immer bedrohlicher
auftretende Verarmung der familie scheint sich auch auf den söhn ver-
erbt zu haben, trotzdem derselbe eine äußerlich glänzende und ein-
flußreiche Stellung als rath des herzogs von Nassau-Dillenburg be-
kleidete. Noch liegen uns mehrere aktenstücke vor, in denen er
1 Thrftnen-Gotichte auf den fHlh2eitigen nnd traurigen Fall u. 8. w.
(Stadtbibliothek zu Breslau 4 F. 1091. nr. 59). 2 Nicht, wie Lessing und
nach ihm andre angeben, den 5 Juli. 8 Sinapius, schlesische ou-
riositttten II, s. 371; Yon diesem epitaphium ist jetzt nirgends mehr eine
spur aufzufinden. 4 Vertrag Yom 12 December 1661.
LogauB Charakter. 719
rigen, die poesie zur vertrauten freundin geworden, der rQckhaltlos
seine schmerzen and freaden, seine empfindnngen und betrachtungen,
seine wünsche und hothungen mitzutheilen ihm. eine süGe gewohnheit,
ein tägliches bedürfhis geworden war.
Friedrich von Logau ist eine der edelsten erschdnungen seiner
zeit, und je mehr die sittliche Verkommenheit in der ersten hälfte des
17 Jahrhunderts zugenommen, je unaufhaltsamer der verfall in sitte,
religion und leben sich öffentlich wie im schooß der familie offenbart,
desto höher muß der wert seiner einsamen tngend angeschlagen
werden. Es gilt wenig, in einer tugendhaften zeit nicht zu den la-
sterhaften zu gehören; aber inmitten des politischen, socialen und
sittlichen elends, welches der langjährige, verheerende krieg herauf-
beschworen, und welches in zersetzender, innerer fäulnis alle stände
ergriffen hatte, seiner edlern gesinnung treu zu bleiben, noch da den
glauben an die heiligsten gttter des herzens unwandelbar zu bewahren:
das vermag nur ein mann von strengen and edlen grundsätzen, ein
mann von bewährtem Charakter.
Die liebenswürdigkeit seiner persönlichen erscheinung spricht
sich vor allen dingen in einer ansprochslosigkeit und bescheidenheit
aus, welche bei ihm den kern und mittelpunkt seiner ethischen grund-
sätze bilden.
Wodurch wird Würd und Glück erhalten lange Zeit?
Ich meine durch nichts mehr als durch Bescheidenheif. *
Nicht nach den stolzen höhen irdischer herrlichkeit trägt sein
herz verlangen; vielmehr:
Auf schlechter, ebner Bahn ist gut und sicher wallen;
Wer hoch gesessen ist, hat niedrig nicht zu fallen. ^
Nicht hoheit, reichtum und äußere ehren können ihn verlocken,
sein eignes selbst zu verlieren.
Seines Lehens und der Welt kan am besten der genissen,
Der das Große dieser Welt ihm begehret nicht zu wißen. '
Sein ehrgeiz reicht nicht weiter, als bis zu der stillen hatte im
thal, in welcher weit öfter das wahre glQck wohnt als auf des lebens
höhen und in stolzen marmorpalästen.
1 II, 5, 48. 2 I, 1, aO. 8 2 Z 46.
^Vi hsiitiJfwr. 6*»
ifiiL wslusälfnnisver ääim^. um 'vcftdMr «r ieai
— Ißk mäauut mbnat
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Wm (irtiB if^ jMiBL JUEC. flou Xfifiiiginr od aaiä
yvr in f^jlfs studier lebenBikaRäiiiBa^a kmade
liejt berrostretien . veldie um aal der Mrfiä^aät
mir rOlLf snsbäun. vjDden £ewibe sofir
Im^ekfceit «Kni«tiitten woL. Wo! rep adk
der wxaiydi ztkdi «dser wwgeii&taera, adi te
ioniieaD singctoes ezisienz. vd fifibe er, ait
gribdt ggid mdit nsgero is mümb besitz: ' ibcr hali
Bidi der ernst heines vmocbeE n sdieraeBder iroaie:
Wer am nueii akte k«a iodoi.
I>cr nm^ nur tanwad Pfand md nodi w> räS besAeifai, *
oder er rer^amxDt is der bershigenden enrignng:
Wer ireiß. w&f nkcir ixur »o2? '
K«Mdi iFt. Ter efariicb hier, durt KÜp kbes kaa. *
oder wie es an ciiier indem EteUe heilA:
Ikfin» Glucke kuxuot* ich lejdeo: kfijnmt es nichL bin ieb Tcqpiägt,
Wuin licbf . all letzund icbi habe. Bor nieht Hi^cr mit aür Agt. '
Empfindet der doch nimmer, daß ihm manches gebridit, der
nicht mit traner seines mangels gedenkt * Ist nur der gute nane
gerettet und rein das gewißen,
80 ifti genng, fo ist et mehr, ala Geld nnd Gold in Kuten laAeo. *
1 m, 1, 78. 2 1, 8, 19. 3 I, 3, 37 r. 5. 4 Ibid. r. 3. 5 II, 9, H.
6 I, 3, 37 V. 14. 7 1 Z 56. 8 II, 9, 90. 9 UI, 4, 81.
Logaus Charakter. 721
Mäßig und einfach in seinen bedflrfiiissen kann er des prun-
kenden reichthums entrathen ; th&tig and rastlos in den beschwerden
seines amtes, bedarf es keines lacnllischen maliles, um ihn zufrieden
zu stellen; denn der hnnger wflrzt seine pranklose tafel, die weder
des bäckers kanst noch des krämers leckerbiüen kostbar bereitet, ^
and daram sehnt er sich so oft nach dem idyllischen frieden des land-
lebens, in welchem er, fem von dem lauten geräusch der Stadt und
den stürmen der rauhen zeit, die einfachen gaben der natur genießen
und dabei das allgemeine wie das eigne leid vergeßen darf. So redet
er die fichte auf seinem gute an:
Indessen bin ich froh, wann mir yergünt die Zeit,
Daß da habst Preis durch mich, daß ich durch dich mein Leid,
Das allgemeine Leid in etwas mag yerschieben,
(Vertrieben wird es nicht.) Wann Unmnt mich wil üben
In seinem engen Kreiß, so nem ich ihm den Zanm
Und suche mir für mich und mein (^emüte Raum.
Ich pflege mich dir bei in freies Blau zu paaren
Und lasse meinen Sinn hin mit den Augen fahren,
Die purschen weit und breit, erforschen diß und das
Und haben ihre Lust an Himmel, Waßer, Ghras,
An Waiden, Berg und Thal, an Felden und an Auen
Und was Natur noch sonst hat künstlich künnen bauen;
Dann bin ich nicht daheim, und die Melancholei
Muß warten, biß ich sonst zu Haus und müßig sey. ^
Vermöge der eben geschilderten, mehr den traulichen kreis einer
bescheidenen häuslichkeit zierenden eigenschaften war Logau von
beginn seiner juristischen laufbahn seinem berufe, noch mehr aber
dem leben an einem hofe abgeneigt. Hier wie dort muste er in eine
Öffentlichkeit heraustreten, welche seiner stillen natur wenig zusagte;
hier wie dort muste er der persönlichen Unabhängigkeit, welche er für
das gröste glück eines mannes erklärt, für immer entsagen.
Ist Glücke wo und was, so halt ich mir für Glücke,
Wenn ich mein eigen bin, daß ich kein dienstbar Ohr
Um weg verkaufite Pflicht darf, recken hoch empor
Und horchen auff Befehl. '
1 I, 7, 8. 8, 4 T. 26—80. 8, 80. 2 I, 8, 99 t. 71—84. 8 I, 8.
19 anf.
Logau. 46
722 Schlußwort des heraufgoben.
loh biege keine Knie und rficke knne Kappen
Für aoffgeputzter Ehr* und angeetrichner Ghinst,
Die mancher snöht mit Müh* durch schnöde Schmeichelkunst.
(}enug, wann ich mir selbst in Friede kan befehlen
Und darf zu fremder Pflicht nicht Tag und Stunden schien.
Ein König bin ich so, mein Haus ein Königreich,
Da weder Hold noch Gram mich roth macht oder bleich. *
Man yergleiche damit das für Logan ganz besonders charak-
teristische gedieht „vom Hofeleben**, • in welchem er seinem nnmnt
über alle die traurigen erfahrnngen, die er am hofe gemacht, er-
greifende werte leibt, and in dem es unter anderm heißt:
Der, der andren denkt lu leben,
Dem bleibt Yon ihm selbst nicht Yiel,
Muß ihm Selbsten Urlaub geben,
Darff nicht wollen, was er wil.
Endlich wenn man yiel gewunnen.
Wird man grau und wird man krank.
Und die Zeit ist hingerunnen
Ohne Namen, ohne Dank:
Wer sein selbst kan fOgliöh sein,
Qeh kein* andre Pflichten ein.
Diese abneigung muste natürlich immer mehr nabrung gewinnen,
als er in Brieg hinreichende gelegenheit gefunden, das hofleben in
seinen dunkelsten Schattenseiten kennen zu lernen, und von nun an
bildet es ein unerschöpfliches thema für seinen spott und seine satire.
Bald in launigem humor, bald in beißender Ironie, öfter aber noch
von eckel und absehen erfüllt, geiselt er das widerwftrtige Schauspiel,
das die niedrige denkungsart des grösten theils seiner Umgebung ihm
täglich bot, und das den moralischen bankrott seiner zeit nicht scho-
nungsloser enthüllen konnte. Das buhlen um die gunst der fürsten,
die schamlose Schmeichelei, die charakterlose, kriechende demut,
welche gleichwol mit hochmütiger Überhebung und hartherzigem drudc
gegen untergebne auftritt, das gesinnungslose haschen und jagen nach
amt oder auszeichnung, die bestechlichkeit der richter und hofbeamten,
ihr neid gegen den begünstigten mitbewerber, die heuchelei, die sich
im gewande der tugend brüstet, die offenbare ehrlosigkeit, die sich
zu verhüllen verschmäht und sich zu sch&men verlernt hat, das ist
1 I, 5, 8 T. 88—44. 2 2 Z. 97.
Logaus Charakter. 723
der Stoff, den er In hnndertfftltiger variatioD mit dem schmerz und
dem unmat eines lautem gemfits behandelt
Zwar selbst dnrchdmngen von der bedentnng seiner adlichen
gebort nnd nicht frei von manchen yomrtheilen seiner standesgeno&en,
deren gerechtsame er sogar bis auf ihre flblen gewohnheiten und
fehler gewahrt wißen will (wie z. b. wenn er dem adel allein das
recht sich zu betrinken vindiciert ^), gilt ihm andrerseits doch nur
der adel der gesinnung, der edle schmuck des herzens als das wesent-
liche merkmal echter abstammung, nicht die lange reihe der ahnen,
deren ältester doch nur daran mahnt, daß unser aller „Ursprung erde
sei/' ^ Kann es ein vortrefflicheres, ihn selbst ehrenderes zeugnis
für seine anffaGung geben, als das, welches er in folgenden werten
niedergelegt?
Die Tugend alleine gibt tficbtigen Adel;
Das Waffen GemAld
An Helm und Feld
Bedecket vergebens den inneren Tadel.
Die Wiege des Cyrus wie Ims ist Thon.
Ein leeres Gekl&nge,
Ein gl&sem Gepränge
Sind Ahnen, wo Tagend ist ferne dayon. '
Aber eben darum, weil er den Vorzug und die wttrde seines
Standes ausschließlich in dem adel der gesinnung und der tbat, nicht
in dem zufall der gehurt, noch in stolzer flberhebung andern gegen-
über sieht, wacht er eifrig über die reinerhaltung der Standesehre,
die ohne zweifei durch die gerade damals so häufig gewordne Unsitte,
ein adelsdiplom zu kaufen, nicht gewinnen konnte, und unbarmherzig
schwingt er die geisel seines oft drastischen spottes über die lands-
knechte, die nun landesherren, über die bauem, die nun edelleute
und grafen geworden. So heißt es unter anderm:
Was gab der deutsehe Krieg für Beate?
Viel Grafen, Herren, Edelleute.
Das deutsche Blut ist edler worden,
Weil so geschwächt der Bauerorden. ^
Da sonste nichts fast wuchs, wuchs was doch reich herfOr,
Wohin man nur gesehen. Ei was? Ein Kayalier, ^
1 1 Z. 160. 2 I, 2, 99. 2, 100. 8 I, 7, 98. m, 9, 39. 4 II, 3, 60.
5 II, 6, 50
46»
724 Schlußwort des herausgeben.
Freilich der langjährige, blutige krieg hatte alle jene sittlichen
niederlagen zum theil mit verschuldet, und es war eben nur wenigen
starken Charakteren möglich, ihr herz und gewißen von dem allge-
meinen schmutz, der den' vornehmen wie den niedrigen pöbel ergriff,
rein zu halten.
Aber gerade darin lag auch die veranlaßung, diejenigen anzn«
feinden und zu verleumden, die ehrenvoll, wenn auch spärlich unter
solchen zeitgenoßen hervorragen, und wir mflsten auch diese bittem
erfahrungen bei Logau als selbstverständlich voraussetzen, selbst
wenn er sich nicht so vielfach darnber beklagte. Gewiss war es vor
allem sein edler freimut, mit welchem er sich schonungs- und rflck-
haltslos gegen alle jene gebrechen seiner Umgebung, selbst die der
fürsten nicht ausgenommen, erklärt, der seinen gegnern die wirk-
samsten Waffen in die bände gab. Wol hatte auch er gelegenheit
genug zu beobachten, wie fdrstengnnst und freundschaft sich meist
nur denen zuwendet.
Die mit gemahlter Zung und krummem Knie sich weisen;
Bey welchem freyes Wahr, der Freundschafft Seele, wohnt,
Der bleibt von ihrer Qunst gar sicher und verschont. >
Aber die Wahrhaftigkeit und Uiuterkeit seiner gesinnung erkennt
nur darin den wahren heldenmut,
schwarz, schwarz, weiß weiß zu nennen,
sieht nur in dem einen echten, tapfem mann,
Der keinen Umschweiff braucht, der keinen Mantel nimmt.
Der allem gegen geht, was wider Wahrheit kümmt. '
Und so kann Weder anfeindung noch neid und Verleumdung ihn
in seinen grundsätzen irre machen; wol geht er vereinsamt seinen
pfad; aber die höhe, auf welche seine sittliche kraft sich in solcher
zeit ^hebt, umflicht seine stim mit einem unverwelklicheren kränz
als der lorbecr, der ihm als dichter gebührt. Nur ein mann wie er
hat dann das recht, gehoben von seinem beßeren bewustseln, der
ganzen weit den handschuh hinzuwerfen, Weil ihre wege nicht mehr
die seinen sind :
Mein Sinn steht auffgericht; die Welt geht krumm gebückt.
Mein Sinn ist ungefibrbt; die Welt ist glatt geschmückt.
1 n, 6, 16 T. 6 ff. m, 2, 83. 2 H, 7, 60.
Logans oharakter. 725
Mein Mtind hat eine Znng'; ich kan nicht Warmes hanchen
Und Kaitee auch snmal; die Welt pflegt Ja zu brauchen
Wie Nein und Nein wie Ja; dann ihre Zunge bricht
Die schöne zwischen Mund und Hertz gepflogne Pflicht. >
Unbeirrt von verlockendem vortheil geht daher sein weg gerade-
aas auf der schmalen Straße der pflicht:
Ich bin nicht wol gewandt; ich muß nur bleiben stehen.
Da wo ich nicht rermag geradezu zu gehen. '
Logan ist eine echt religiöse natnr; seine hierher gehörigen epi-
gramme und lieder offenbaren eine tiefe des gemüts, eine Innigkeit
and Wahrheit der empfindang, daß man sie anbedenklich den besten
prodakten ihrer gattang ans damaliger zeit gleichstellen darf. Sei es
daß er in kindlichem gottvertraaen seine hoffnang anf den herrn setzt,
dessen barmherzigkeit and gute aach ihm den vollen becher reicht ',
„bei dem viel hahdert mann ein brot, daß noch ein korb bleibt übrig,
speisen kan*' ^, sei es daß er in zuversichtlicher ergebenheit in gottes
willen seinen lebensgang and sein geschick ihm anheimstellt ^, sei es
daß er den geoffenbarten glaaben als einen baa besingt, der in ewig-
keit nicht vergehen wird ^, oder sei es endlich, daß seine seele zam
gebete sich erhebt, das bald in schlichten worten, bald in begeistertem
jubelgesang dem born seines dankerfüllten herzens entströmt ^, tiberall
weht ein haach wahrer frömmigkeit, die kindlich und laater ihn aaf
den schwingen der andacht hoch Aber die schatten des erdendaseins
erhebt. Aber eben darum , weil er nur eine religiosität des herzens
kennt, welche ein gemeingut aller menschen sein soll, verhält er
sich abwehrend and kühl gegentiber den kirchlichen und confes-
sionellen bewegangen seiner zeit. Fest auf dem Standpunkt des ge-
offenbarten glaubens stehend und speciell Protestant ^ sind ihm alle
dogmatischen fehden zanksüchtiger theologen verhaßt. Mit recht
fürchtet er, daß bei dem erbitterten streit um den glaaben der rechte
glaube des herzens verloren gehe, und wenn Christus wiederkehrte,
„dürit er alsdann finden keinen.'' ^
Luthrisch, Päbstisch und Calrinisoh, diese Glauben alle drey
Sind vorhanden ; doch ist Zweiffei, wo das Ghristenthum dann sey. *^
1 ZD 145. 2 n, 6, 87. 3 H, 2, 58. 4 I, 9, 49. 6 I, 2, 84.
2, 86. 3, 63. 6 I, 3, 47. 7 I, 1, 6. 1, 7. 10, 96. H, 8, 75. 8 HI, 7, 4.
9 UI, 4, 33.^ 10 n, 1, 100. •
726 Bohlnßwori des btriraigeben.
Vor allen dingen »ber will er die fireiheit seiner rdigiösen Über-
zeugung in vollem maße gewahrt wißen; sie ist des menschen hei-
ligstes gut, Aber das er keinen andern als den richterstuhl Gottes
anerkennt:
Was gebt es Menschen an, was mein Gewißen gleubet?
Wann sonst nur cbristlicb Ding mein Lanff mit ihnen treibet.
Gott glaub* ich, was ich gl&nb*; ich glftub* es Menschen nicht;
Was richtet dann der Mensch, was Gott alleine rieht*? ^
Diese forderung der glaubens- und gewißensfreiheit, welche er
mit eben so viel berechtigung als entschiedenheit für sich in an-
spruch nimmt, gesteht er natürlich auch jedem andern zu, und so
predigt er im sinne echter, christlicher liebe mit wahrer, innerer
Überzeugung eine der erhabensten tugenden schöner humanität, re-
ligiöse duldung, in einer zeit, in welcher der gröste und blutigste
krieg, den jemals religiöse Intoleranz hervorgerufen, noch imm^
Deutschlands gauen verheerte und die gemüter seiner bewohner gegen
einander entflammte. Mitten in den wilden kämpf der parteien ruft
er das milde wort der Versöhnung; nicht durch Verfolgung und Ver-
gewaltigung habe Christus seine kircfae gegründet ', und wir, die
wir uns seine jünger nennen, wollen, gleichwie der schalksknedit
im evangelium, dem sein herr eine große summe erlaßen, und der
gleichwol um kleiner schuld mit seinem mitknecht übel ver&hrt, die-
jenigen, die wir fdr ketzer halten, haßen und verfolgen, wfthrend
uns doch gottes liebe, nachsieht und langmut trügt! '
Eben weil Logau eine durchaus fromme und lautere natur ist,
verabscheut er alle frömmelnde scheinheiligkeit und heuchelei. Die
Schilderung, welche er von ihr entwirft, passt noch genau auf ähn-
liche erscheinungen unsrer tage; sie passt auf alle zeiten: •
Kirchen-gehen, Predigt-bören,
Singen, beten, andre lehren,
Senffisen und gen Himmel schauen,
Nichts als nur Yon Gottvertrauen
Und vom Glauben und vom Lieben
Und Yon andrem Gutsverüben
Beden führen,
dabei aber gleichwol hinterm rücken lüstern.
1 2 Z 47. 2 m, 2, 87. 8 II, 6, 68.
LogauB Charakter. 727
Seinen Neohsten hassen, neiden,
Dessen Bestes stets yermeiden.
Dessen Naohtheil emsig stifiten,
Znngen-Honig, Hertzens-GiflFten,
Jenes außen, dieses innen
Lieblioh, tückisch fOhren kfinnen:
Meinstu, daß dem Christenleben
Beydes Ähnlich sey und ehen? '
Allerdings vennag auch er in einer beziehong den söhn seiner
zeit nicht gänzlich zu verleugnen; auch er zahlt der herrschend ge-
wordnen Unsitte des 17 Jahrhunderts seinen tribut, indem er frivole
und obscöne bilder und Stoffe in einer nicht geringen anzahl seiner
gedichte behandelt. Und dennoch ist auch hierin ein großer unter-
schied zwischen ihm und andern dichterischen zeitgenoßen nicht zu
verkennen. Während Hoffinannswaldau , Lohenstein und andre die
poetische Sinnlichkeit so oft mit der gemeinen verwechseln und mit
widerlichem behagen in dem schmutz der obscönität wQhlen , tritt bei
Logau doch fast überall die absieht des eplgrammatikers und Satirikers
in den Vordergrund, die schaden und laster der gesellschaft dadurch
zu heilen , daß er sie in ihrer ganzen häßlichkeit zur schau stellt und
mit spott geiselt. Ohne zweifei hat er selbst den Vorwurf, den ihm
die behandlnng solcher Stoffe zuziehen könnte, vorausgesehen; denn
er hält es fllr nötig, sich ausdrücklich deshalb zu entschuldigen und
vor allem den verdacht eigner unsittlichkeit zurückzuweisen :
Ich weiß wol, daß man glaubt, daß einer gerne thu
Das, was er gerne sagt; allein es trifit nicht su.
Mein Beim ist manchmal frech, die Sinnen sind es nicht;
Der eine Zeug ist Gott, der ander das Qerücht.
Ich höhne Laster auß, ich schimpffe böse Zeit;
Dann die macht großes Werck ron großer Üppigkeit. '
Und eben weil er nur darüber schreibt, was andre wirklich
thun ', so dürfe der sittliche zweck seiner verse nicht angezweifelt
werden :
Ich rede frej von dem, was Schande heist und bringt;
Vielleicht ist wer, den Scham von Schanden abezwingt. *
Aber nicht nur in gesinnuQg und gefühl äußert sich Logaus
religiosität, sondern auch lebendig durch die that:
1 I, 8, 74. 8, 26. 2 m, 6, 2. 3 EI, 8, 12. 4 I, 10, 74. 4, 91.
vgl. 1 vorrede.
728 Schlußwort des heransgebeni.
Denn anß Wftndd und Oewinen
Kan man erat den Glauben soUiefien, ^
oder wie es an einer andern stelle heißt:
Daß der Sinn es redlich meine, haben wir nur ein Gemerke:
Wann nicht Worte bleiben Worte, londem Worte werden Wercke. *
Und so erklärt er als die alleinige richtschnnr filr ein praktisches
Christentum vor allem das erhabne gebot der liebe, welches die heilige
Schrift selbst die hanptsnmme aller geböte nennt, darinnen das ganze
gesetz und die propheten begriffen sind, liebe zu gott und dem
nächsten.
Halbe Christen sind zu nennen,
Die da Qott und Nechsten trennen; '
Denn Gott und Nechsten sind verknüpft in eines Band. *
Scherzhaft sagt er daher, er diene nicht blos zween, sondern
sogar dreien herren : gott mit dem herzen, dem fttrsten mit dem köpfe
und dem nächsten mit den bänden ^, oder an einer andern stelle:
Dem Herren herzlich,
Dem Fünten treuliöh,
Dem Nechsten redlich!
Besonders in der strengen anfä^nng seiner yerpflichtungen ge-
gen den nächsten steht Logau an sittlicher große neben den besten
seiner zeit; dieselbe muß um so höher angeschlagen werden, weil
sie mit dem herzlosesten egoismns, welcher bei dem elend des langen
krieges erbarmungslos alle stände ergriffen hatte, in einem um so
wolthuenderen gegensatz steht. Wenn er schon im allgemeinen klagt,
es gäbe kaum noch ein größeres wander,
als daß ein frommer Mann
Bey dieser bösen Zeit from seyn und bleiben kan, *
SO mag es sicherlich um eine uneigennützige, selbstsuchtlose Pflicht-
erfüllung dem mitmenschen gegenüber nicht minder traurig gestanden
haben. Ihm ist jedoch die liebe zum nächsten geradezu der einzig
berechtigte maßstab wahrer frömmigkeit:
Man merckt, wie gegen Gott der Glaube sey bestellt,
Auß dem, wie Glaub* und Treu man seinem Nechsten hält ^
1 m, 4, 13. 2 m, 1, 89. 8 I, 8, 74 t. 28. 4 I, 9, 60,
4 ZD 129. 5 I, 5, 22. 6 I, 3, 46. 7 H, 7, 80.
LoganB Charakter. 729
Oder:
Wilstu für der Welt erweisen deines Glaubens Meisterstücke,
£7, so sieh, dafi deine Liebe für den Nechsten deutlich blicke. ■
„Ich diene, wem ich kan, bin eines ieden knecht'' ', darf er
daher ohne eitle ruhmredigkeit von sich sagen; denn wie heiliger ernst
es ihm um die lebendige betfaätigang dieser tagend war, das erhellt
allein schon ans den worten :
Wann man seinen Nechsten hasset, wirfft man Christo gleichsam für,
Daß er den so wehrt geschäteet, den so wenig achten wir. '
Noch eine seite endlich dürfen wir bei der charakterschildemng
nnsers dichters nicht unberührt laßen, seine liebe zum vaterlande.
Freilich kann sich dieselbe nicht in stolzem nationalgefilhl kundgeben;
was hätte damals dazu berechtigt? Aber in bittern klagen trauert
er über Deutschlands schmach und tiefen fall, mit ihm die besten
seiner zeit, deren eigne not das gefflhl fQr die leiden des Vaterlandes
noch nicht hatte verstummen laßen. Bald gedenkt er des reiches
alter herrlichkeit und seines volks verschollener tugenden, deutscher
biederkeit und treue;
Deutschland bey der alten Zeit
War ein 8tand der Redligkeit)
Ist letzt worden ein (Gemach,
Drinnen Laster, Schand und Schmach,
Was auch sonsten auß-man fegt,
Andre Völker abgelegt. ^
»
Die Deutschen wüsten wenig für Zeiten Yon dem Golde;
Sie trugen Treu und Qlanben für allem alle Hulde.
letzt wissen Deutschen wenig vom Glauben und von Treue ^;
bald klagt er über die herabwürdigung , über die politischen und sitt-
lichen niederlagen , welche Deutschland in seinen tagen erfahren , so
daß es mühselig unter der last fremder feßeln seufzt.
Ein Schouland bistu letzt, o liebes Teutschland, worden
Durch Zorn, Neid, Krieg, (Gewalt, durch rauben und durch morden. .
Ein ieder scheut sich nun in dich lu bauen ein.
Weil mehr kein Mensch in dir, nur lauter Teufel seyn. ^
Weil das nütze Bücher prUgen unser Deutschland uns geschenkt,
Ist es billich, daß für andrem Deutsches man zum Druck erdenckt. ^
1 III, 4, 37. 2 I, 5, 3 T. 47. 8 UI, 4, 6. 4 I, 6, 18. 5 n, 8, 81.
6 I, 3, 52^ 7 m, 9, 76.
730 Schlußwort des henuugebers.
Die edle, kraftvolle mnttersprache ist ontergegaDgen, verdorben
und entstellt dnrch die armseligen , bunten läppen fremder zungen.
Wol ist Deutschland „blutarm'^ geworden, bekennt er schmerzlich,
drum geht es so geflickt/' ^ Was hilft's auch, wenn einzelne sprach-
beOrer sich bemühen, die reinheit des deutschen ausdrucks meist in
gekünstelter und unnatürlicher weise wieder herzustellen, werden sie
auch damit den verloren gegangnen deutschen gehalt, deutsches
gemüt und deutsche gesittung wieder schaffen ?
Was hilftfl, daß deutscher Mund das Deutsche redet rein,
Hingegen wann der Sinn gleichwol wil griechisch seyn? ^
Die schmucklose, aber ehrbare kleidertracht hat äer leichtfer-
tigen französischen mode weichen müßen, die leider audi noch in
unsern tagen ein demütigendes denkmal deutscher knechtschaft ge-
blieben ist; von ihr sagt Logau so treffend:
Diener tragen ingemein ihrer Herren Lieverey;
Sols dann »eyn, daß Frankreich Herr, Deutschland aber Diener sey?
Freyes Deutschland, schäm dich doch dieser schnöden Knechterey! '
Viel eher noch will er den alten erbfehler unsrer nation, die
trinksucht, ertragen, als die mode.
Bleibt beym Sauffen! bleibt heym Sauffen! saufit, ihr Deutschen, immerhin 1
Nur die Mode, nur die Mode laßt au allen Teuffein dehn! ^
Mit entrüstung und spott weist er daher auf die frauen hin, die,
schamlos entblößt, mit dem ehrbaren kleide auch die ehrbare sitte
abzulegen ge&hr laufen; denn „wie sichs wandelt außen, wandelt sichs
auch innen'S und so macht er mit recht diese beklagenswerte sucht
fremdes nachzunehmen, fiUr den tiefen verfall deutscher art und sitte
verantwortlich.
Weil die Kleidung sich so wandelt, wird kein deutscher Sinn geschaut ^
Das ist in allgemeinen und großen umrissen das bild von dem
Charakter und dem moralisdien gehalt unsers dichters, wie es sich
aus den in seinen diditungen enthaltenen einzehien zügen entwerfen
ließ. Um es noch einmal mit den treffenden worten eines andern '
kurz zusammen zu faßen: „Er war nicht bloß ein gelehrter poet^ der
1 I, 8, 67. 2 m, 9, 11. TgL n, 8, 47. 3 I, 9, 83. 4 ZD
280. 287. 5 m, 2, 71. 6 Bibliothek der deutschen UaMiker. Hild-
bnrghausen. HI, s. 188.
tiOgan Charakter. 731
nur die weit ans seinen bttdiern kennt; er kannte das leben, die
gebrechen, bedür&üsse and leiden seines Vaterlandes und fühlte in
sich den drang, mehr seiner seit zu nützen als in ihr zn glftnzen.
Seine edle nator ist erzflmt ttber alles höfische, henchlerische, krie-
chende wesen. Aber Jeden religi(toen und politischen druck, dabei
heiter gestinunt zum lebensgenuße, genttgsam und zufrieden mit dem,
was er war und hatte, th&tig in seinem berufe und erfttllt von liebe
fikr seine heimath und sein gro&es, unglflckllches yaterland/^ Auch
unter sein bild dflrfen wir daher keinen anstand nehmen des dichters
wort zu setzen:
Nehmt alles nur in allem! er war ein Mann.
oder wie es in dem auf seinen tod verfaßten trauergedicht heißt:
Hier starb ein Ebenbild der deutschen Treue!
LOGAÜS LITTERAMSCHE BEDEUTUNG.
Friedrich von Logau ist keineswegs ausschließlich epigram-
matiker, wie man allgemein anzundmien pflegt; vielmehr steht seine
begabung fflr lyrische poesie jener mehr verstandesmaßigen riöhtung
fOr den Sinnspruch, das epigramm und die satire nicht nach; ja er
scheint sich in seiner jugend jener anssdiUeßlicfa gewidmet zu haben.
Seine frühesten gedichte sind nach seinem eignen zeugnis ^ liebes-
lieder gewesen, über weldie wir allerdings kein urtheil mehr zu
ftUen vermögen, da sie sämmtlich eine beute des krieges geworden.
Was in meiner Jugend Ifayen
Von der Venus Kindeleyen
Ich geseichnet auff Papier,
auch entfuhrt pt mir. ^
Ihren verlust haben wir indessen wol kaum zu beklagen Ursache,
da sie selbst der dichter nur als „iappereien'' bezeichnet Doch auch
in den noch erhaltenen gedichten findet sich eine nicht geringe anzahl
lyrischer lieder, welche sich ebenso durch Zartheit und Innigkeit der
empfittduttg, durch Wahrheit des geAlhb und tiefe des gemUts, wie
durch leichtigfceit und gefiUligkeit iif der fonn auszeichnen , von eiaem
hauche echter poesie derartig durchweht, daß sie mit recht neben die
besten lyrischen erzeugnisse ihrer zeit gestellt zu werden verdienen.
1 U, 2, 60, 2 IMl
732 SchlnfWfort des heraoBgebert.
Ich verweise, um nur ein beispiel anzufahren, anf das tor-
treffliche, tief empfundene gedieht, welches er dem andenken seiner
firflh verstorbnen ersten gemahlin widmet ^
Die zunehmende menge seiner amtsgeschftfte, die wol nichts weni-
ger als poetischer natur waren, legte indessen sp&ter dem flog seiner
dichterischen begeisterung bald durch mangehdde Stimmung, bald durch
spärlich zugemeßne mußestunden hemmende feßeln an, so daß er rar
noch in der stille der nacht sich seinen poetischen neig^iugen hinsn-
geben vermag. „Mein beruf spannt mich ein in andre schranken",
ruft er dem leser zu; „was du hier am tage siehst, sind gemeinüdi
nachtgedanken'' K „Ich schreibe sinngetichte^S ^^^^^ ^ ^^ einer an-
dern stelle \ „diedflrffen nicht viel weile, (mein andres thun ist pflichtig)
sind töchter freyer eüe/^ Er muß sich daher begnflgen, in wenigen
versen, in knapper, gedrängter form, in scharf ausgeprägten gedanken
so zu sagen die hauptsumme seiner poetischen Stimmung niederzulegen,
und das führte ihn auf natürlichem wege dem epigramm zu, dessen
inhalt ebenso natürlich die ereignisse des tages, wie die eignen erleb-
nisse in freud und leid, die politischen wie die socialen zustände, das
elend wie die gebrechen seiner zeit bilden musten. Und gleidiwie
Juvenal in seiner sittlichen Indignation über den immer offenbarer er-
scheinenden verfall des altrömischen lebens in Staat und iamilie&st
wider willen zum Satiriker wird, so bietet auch unserm dichter die Ver-
kommenheit der politischen zustände Deutschlands wie die entartong
seiner zeitgenoßen ebenso oft den Stoff für seine epigrammatischen pAUe,
als sie ihn andrerseits durch stilles versenken in poetische betrachtongen
auf augenblicke wenigstens in ein willkommenes vergeßen aller not ein-
wiegen. In der that begünstigte die gestaltung der damaligen zeitver-
hältnisse das gedeihen und die pflege der epigrammatischen diebtung
in hervorragender weise. Was an gemüt noch vorhanden war, flüchtete
sieh in die lyrischen, halbdunklen hallen des kirchenliedes; das ver-
standesmäßige dagegen schritt mit dem griffel der satire, des witieB
und Spottes auf den markt des lebens, unter das gedränge der leute,
um hier die typen für seine Charaktere aufzusuchen. Von Julius Wllhetan
Zinkgref an, dessen „deutsche apophthegmata^^ 1626 erschienen waren,
und die Gervinus nicht mit unrecht „die vaterländischen erstlinge des
epigramms^' nennt, mehrt sich zusehends die zahl der dichter, wddie
1 I, 8, 69. 2 m, 8, 69. 3 m, 10, 18.
Logaus litterariRche bedeutnng. 733
dem Sinngedicht ihre aufmerksamkeit zuwenden, so Rudolf Weckherlin,
Martin Opitz, Paul Flemming, Christoph Homburg, Philipp Zesen,
Georg Philipp Harsdörffer, Oeorg Chrefflinger, Daniel von Czepko,
Wenzel Scherffer und Tiele andre. Der Römer Martial und der Brite
Owen, gelegentlich auch wol Dionysius Cato und die neueren Lateiner,
wie Muret und Scaliger, werden vieUiach flbersetzt und geplflndert
Von Johann Rist aus Ottensen erscheint 1634 eine auswahl von epi-
grammen aus dem eben genannten englischen dichter; ihm folgen Johann
Peter Titz aus Liegnitz 1643 mit einer „Centuria florilegii Oweniani'',
Simon Schulz aus Thom 1644 mit einer Ähnlichen blumeniese aus
Martial und Owen und 1647 Michael Fend aus Mannheim mit drei-
hundert epigrammen zum lobe der schreibfeder ^ Allein alle diese
erscheinungen sind unbedeutend gegen die nächsten drei, in kurzen
Zwischenräumen aufeinander folgenden, größern Sammlungen von Sinn-
gedichten. Im jähre 1653 gab Valentin Löber aus Bremen (f 1685)
eine vollständige Übersetzung owenischer epigramme heraus; noch in
demselben jähre erschienen die deutschen madrigale von Kaspar Ziegler
aus Leipzig (f 1690) und ein jähr später Friedrichs von Logau „deut-
scher sinngetichte dreitausend.'^ Auch bei letzterem ist, wie bei den
vorhergenannten, der begriff des epigramms allerdings in dem weitesten
umfang gefaßt; alle ihm verwandten gattnngen, das Sprichwort, der
Sinnspruch oder die gnome, das madrigal und die satire wechseln in
buntester reihenfolge mit einander ab, ja selbst die mittelatterilchen
priameln finden wir in form und Inhalt ^nieder aufgefrischt Man war
eben damals in der trennung und Unterscheidung dieser einzelnen arten
nicht allzu ängstlich; entschied doch z. b. zwischen epigramm und satire
lediglich die äußere ausdehnung, indem man das epigramm als eine
kurze satire, diese als ein langes epigramm definierte K
Daß bei der großen zahl von Logaus gedichten nicht alle^von
gleichem wert sein können, ist einleuchtend. Lessing und Ramler er-
klären ein neuntheil von ihnen fär vortrefflich, ein neuntheil fär gut
und noch ein neuntheil für erträglich, immerhin ein resultat, welches
ehrenvoll für unsem dichter genannt werden muß. Er selbst dachte
bescheiden genug von sich und sdnem poetischen talent, so daß er es
nicht einmal wagt, sich fär einen dichter zu halten,
♦
1 GervinuB HI, 8. 807. 2 Opit«, poeterei c. v. Vgl. vorrede su dem
1 tauseod.
734 Sehlnfiwort des henraigalMn.
. ein Urtel mag vor fftUen,
Der selbst ist ein Poet mit Beoht und durch die Kunst. '
Fällt die entscheidmig für Um ans, so will er es ab eine besondre gonst
ansehen; wo nicht, so ist er anch damit znfirieden. Schreibt und diditet
er doch, wie er so h&ufig erklftrt, nur zn seinem nnd seiner frennde
vergnttgen, „znr flbnng seiner sinnen*', wie er es nennt.
So ich Reime wo gesehrieben,
Schrieb ich nur de, mich bu flben.
So sie andren wo belieben,
Sind sie andren anch geschrieben, '
oder anch wd, am sich den nnmnt ob der zelten weh zn versdaeoGhen.:
... so sey es mir vergnnt,
Auf daß der Zeiten Weh, darinnen wenig Grund
Zum From seyn fibrig ist, Ich etwas mag besfissen
Durch das, was ieder Zeit fUr ein gerahmtes Wissen
Gesch&tset ward und wird. <
Frei von dichterischer eitelkeit oder selbstflberschätznng ist er
daher völlig befriedigt, wenn bei vielem mislongenen anoh nur einiges
gut und tfichtig erfanden werde:
Ich laße mir genügen, ob ihrer yiel gleich faUen,
Wo nur noch Fiats behalten die tüchtigsten von allen. *
Bescheidenheit pflegt indessen meistens das attribni des wahren
talents zn sein, das sieh in seiner knnst die höchsten aofgaben stellt
and dämm bei der anzniftnglichlmit menschlichen Vermögens hinter
seinem ziel ond den eigenen erwartangen zarQckbleibt. Allerdings fehlt
es aoeh bei Logaa nicht an geistlosen and dürftigen gedanken, an an-
poetischen, nüchternen nnd phitten einfallen, an wolfeilen Wortwitzen,
an fieuien Spielereien, welche sich besonders in den damals sehr beliebten
bachstabenversetzangen nnd figarengedichten kond gaben, an sprach-
lichen and metrischen m&ngeln; allein alle diese gebrechen werden bei
weitem aofgewogen darch die erstaanliche firnchtbarkeit der erfindnng,
welche nene and überraschende gedanken, kühne and treffonde bilder,
angesachten nnd schlagenden witz, geschickte and feine wendangen in
nnerschöpflicher manigüedtigkeit aneinanderreiht Dabei hat er nicht,
wie die meisten seiner Vorgänger im epigramm, bloß die sparen andrer
breit getreten; denn wenn er aach hie nnd da entlehnt oder nachahmt,
IS
1 ZD 131. 2 I, 6, 66. 8 I, 5, 3 V. 23 ft 4 III, 6, M»
Lof^tts littorarische bedeutong. 735
80 darf er doch ndt vollem recht von seinen gedichten sagen, daß sie
zum grOsten theil sein eigentnm and nicht „fremde beate^* seien.
Ist in meinem Baohe was, das mir gaben andre Leute,
Ist das meiste doch wol mehi imd nicht alles fremde Beute.
ledern, der das Beine kennet, geh ich willig seines hin.
Weiß wol, daß ich Aber manches dennoch Eigner bleib nnd bin« '
Orade nm dieser originalitAt willen bemerkt daher Lessing von
ihm, daß wir in Logan allein einen Martial, einen Oatnll and Dionysias
Gato besitzen. Seine satire ist von großartigen gesichtspankten anfge-
Mt nnd enthalt ein getrenes Spiegelbild seiner ganzen zeit, das fllr die
coltnrgeschichtie des 17 Jahrhunderts als eine klare ond ungetrübte
quelle benutzt werden kann. Enmt und sinnigkeit, anmut und leich-
tigkeit, beißender spott und kedcer, zuweilen derber witz, fast immer
aber ein reicher sdiatz glflcklicher gedanken flihren den leser aus der
trostlosen, gedankenarmen wüste, welche die litteratur dieses Jahr-
hunderts darstellt, zu dem frisdien, wolthuenden grün einer oase, in
deren schatten er sich mit behagen niederläßt. Grade das epigramm
duldete nicht, wie Gervinus sich ausdrückt ', „die leere an gedanken
und gehalt, die wir sonst überall fanden, duldete nicht das gespreizte
wesen, noch die breite der übrigen zweige, so daß hier der schönste
gegensatz wolthuender kürze gegen die sonstige weiU&ufigkeit und auch
der bescheidenheit gegen die sonstige großsprecherei vorliegt.^* Aller-
dings würde die Wirkung einer erscheinung wie Logau noch bedeutender
und nachhältiger geworden sein, wenn er mit der rücksichtslo^gkeit,
wekhe der epigrammatiker ebenso wenig wie der Satiriker entbehren
kann, seine spitzen pfeile direkt gegen die personen selbst und nicht
bloß gegen ganze gattnngen gerichtet, wenn er seiner satire statt des
allgemeinen, unterschiedslosen colorits bestimmte, individuelle züge
verliehen hfttte. In dieser hinsieht ist er mit Wilhelm Rabener zu ver-
gleidien, der hundert jähre später mit der entschiedensten befilhigung
zu d«n grösten deutschen Satiriker auftrat, und dessen befangenheit
und rücksichtsvolle Peinlichkeit ihn gleichwol nur verbkßte gestalten
ohne individuelles leben und gepräge schaffen ließ, ihn über die Sphäre
kleinbürgerlicher alltäglichkeit nicht erhob.
Logaus spräche steht auf der hübe seiner zeit; sie ist der der
besten Schriftsteller des 17 Jahrhunderts völlig ebenbürtig, und wenn,
IS
1 n, 7. 98. 2 Oerrinns III, s. S06.
736 SchluAwort des henuugelMn.
wie Lessing bemerkt, die erste stelle nach Opitz Andreas Tsdieniing
gebohrt, so gebflhrt die erste stdle nach Tscheming nnserni Logao.
„Das sinngedidit, fiUirt Lessing fort, konnte ihm die beste gdegenhdt
geben, die schicklichkeit za zeigen, welche die deotsche spradie zn
allen gattongen von materie unter der bearbeitong eines kopfies erhält,
der sidi selbst in alle gattnngen Ton materie zu finden weiß. Seine
werte dnd flberall der sache angemeßen: nachdrlU^di nnd kOmiditi
wenn er lehrt; pathetisch und vollklingend, wenn er straft; sanft, ein-
schmeichehid, angenehm tändehid, wenn er v<m liebe spridit; kamwdi
und naiv, wenn er spottet; possierlich und lauiisch, wenn er bloft
lachen zn erregen sndit^' ^ Glekhwol unterscheidet er sidi von seinen
zeitgenoßen durch eine menge von q^rachlidien eigentttmUdikeiten,
deren beobaditung bei dem gegenwärtig so lebhaft hervortretenden
Interesse, welches die entwickdungsgeschidite unsrer spräche in an-
spruch nimmt, eine besondre Wichtigkeit gewinnt Gegenüber der
bunten sprachmengerei, wdche die beklagenswerte abhängigkeit Deutsch-
lands vom auslände auch auf diesem gelnet offenbarte, tritt er mannhaft
fkr unsre edle, unverftlschte heldensprache ein, die fireOidi damals,
wie er klagt, so arm und mager geworden, daß man ihr aus Frank*
reidi, vom Tiberstrom und vom Iber zutragen muß, was sie bedarf '.
Was er deutsch auszudrücken vermag, dafür braucht er kdn erborgtes,
frondes w(Mrt; ja manches längst eingebürgerte fremdwort hat er nicht
unglücklidi übersetzt So nennt er substantivum das eigenständige,
adljectivuffl das zusetsdiche wort, aocentus beilaut, äther himmelsldar,
inventariumfnndregister, capital hauptgut; Bmoll übersetzt er geschidct
mit lindes B, debitum mit „das sdl'S muhiplicare mit vervielen; fiUle
bezeichnen bei ihm nach analogie des lateinischen casus auch unfiUle
u. dgl. Andrerseits war er kein Übertriebner purist, wie Philipp von
Zesen und die zahhreichen sprachverbeßerer der damals mode gewor-
denen Sprachgesellschaften, doren zu weitgehende und gewaltsame
neuerungen er lächerlich macht (Vgl. „Venus soll man nicht mehr
sprechen; nur Lustinne soll man sagen" u. s. w. *) An dner andern
stelle ^ nennt er Zesen sogB^r einen
Gerne klag, der, wean der Geist Sm rührt,
letst dieeei Prakfwort, iMt Jenes 'rmus gebiert.
4t
1 Leanng, wSrterbiich über Fr. von Logaos Sinngedichte. 2 I, 8, 57.
8 Q, 8, 47. 4 1, 8, 57. rgh U, 7. 59.
Logaas litterarisohe bedentung. 737
Aber auch manches längst vergeßne, kraftToUe deutsche wort sucht
er aus den litterarischen denkmälern vergangner zeiten wieder hervor
und führt es von neuem ein, wie die mittelhochdeutschen Wörter:
deube (diube) diebstahl, bruch (bruoch) die hose, bor die höhe, die
thurst (ahd. kiturst) ktthnheit, reitnng rechuung; du tharst, er thar
(von türren) du darfst, er darf, bis (mhd. bis, wis) sei, er taug (touc)
taugt, prset tüchte (tohte) u. v. a., wodurch seine ausdrucksweise
eine eigene altertümliche färbung erhält; oder er bereichert gebräuch-
liche wortformen und ausdrücke mit neuen, übertragnen bedeutungen
und bringt so neues leben in die starr gewordnen formen. Eine ganz
besondre energie des ausdrucks aber, verbunden mit oft plastischer
anschaulichkeit, entfaltet Logau in Zusammensetzungen von großer
kühnheit, wodurch er oft eine ganze gedankenreihe durch eine treffende
bezeichnung zu ersetzen versteht. So spricht er von einer augenschuld,
d.h. einer schuld, die man mit den äugen wahrnehmen kann, also
einer offenbaren schuld im gegensatz zu herzensschuld, einer heim-
lichen, von andern nicht gesehenen schuld K In ähnlichem gegensatz
führt er an: zungenhonig, herzensgiften für: honig auf der zunge,
gift im herzen ^. Genießleute des friedens nennt er diejenigen, welche
durch den frieden den meisten nutzen haben werden ^. Mit dem aus-
druck zweifelkind bezeichnet er sehr treffend ein kind, dessen echte
geburt angezweifelt wird ^; in einem andern gedieht ^ nennt er solche
kinder ungewisse, weil deren vater ungewiss, nicht zu ermitteln ist.
Luntenrecht ^ ist ihm ein durch Waffengewalt aufgezwungenes gesetz;
silberstumm ^ nennt er in vortrefflich bezeichnender weise den redner,
der sich durch Silber, durch bestechung hat stumm machen laßen.
Ähnliche bildungen sind bullen-edel ®, durch eine bulle, ein diplom
geadelt; gnadselig ^ ein diener, den sein herr mit seinem ganzen ver-
trauen begnadigt hat (Lessing s. h. v.); schwindeldumm ^®, durch
drehende bewegung seh windlich und besinnungslos gemacht. Auch bei
poetischen Umschreibungen ist der dichter in neuen Wortbildungen glück-
lich; so nennt er den krieg widerfrieden ^^ zins von zins wiederzins '*,
Willkür blinden willen ^^ die nachkommen kindes-kindeskinder ^*, ein
kraftvoller ausdruck, den auch Losging bekanntlich im Nathan (III, 7)
11,9,93. 2 1, 8,74 V. 14. 3 1,9,98. 4 11,5,40. 5 11,9,69.
6 m, 6, 15. 7 III, 5, 66. 8 I, 6, 97. 9 II, 2, 81. 10 HI, 10, 15.
11 1 Z V. 29. 12 II, 6, 68. 13 U, 2, 91. ' 14 I, 1, 16.
Logaa. 47
738 ScUoftwort des herftosgeben.
wieder aufgenommen hat. In dem beigefügten Wortregister ist nun in
weiterer ausfdhrlichkeit und mit möglichster Vollständigkeit der reich-
tum dieser schöpferischen thätigkeit Logaus auf sprachlichem gebiet
wiederzugeben versucht worden.
In der beobachtung der r3rthmischen gesetze, der sprachlichen
und metrischen formen dürfen wir bei Logau um so weniger eine allzu
große strenge voraussetzen, als er selbst deren vernachl&Gigung durch
den hinweis auf den Inhalt für genügend entschuldigt hält. Ob er hie
und da eine lange silbe kurz, oder eine kurze lang gebraucht, erklärt
er im gegensatz zu dem „großen häufen der reimenkünstler'S die zu
der strengen schule Opitzischer theorie geschworen, für unwichtig und
bedeutungslos:
Wann nur der Sinn recht fällt, wo nur die Meinung recht,
So sey der Sinn der Herr; so sey der Reim der Knecht. ^
Aber grade diese absichtlich ausgesprochne geringschätzung der
formellen kunst, auf welche immer in solcher zeit ein um so größerer
wert gelegt zu werden pflegt, je armseliger und dürftiger sie selbst an
geist und inhalt auftritt, hatte ihm derartig die Verfolgung der zünftigen
kritik zugezogen, daß sie ihm überhaupt jede befähigung zum dichter
absprach, ihn vielmehr kategorisch auf sein corpus juris verwies •
Es ist wahr, Logau gestattet sich manche Freiheit in der behandlung
des reims, manche Willkür gegenüber prosodischen bestimmungen,
manche verstoße gegen leichtigkeit und fluß des Versbaues, namentlich
durch übermäßige anhäufung einsilbiger Wörter; es fehlt bei ihm nicht
an ungewöhnlichen härten im ausdruck, an gezwungenen, oft fehler-
haften Wortstellungen, an Unklarheit und dunkelheit der gedanken, an
constructionen, welche ihren lateinischen Ursprung nicht verleugnen:
aber auch er ist keineswegs so unempfänglich gegen die Schönheit der
form, als es nach seiner oben angeführten äußerung scheinen möchte;
auch er kennt und wendet hilfsmittel an, um poetische Wirkungen her-
vorzurufen; beabsichtigte alliterationen, annominationen, wirkungsvolle
1 n, 8, 70. n, 6, 26. Vgl. die vorrede lu dem 1 tausend. 2 m, 5, 48
T. 13 „Stießen mich auch gleich Poeten aus von ihren klugen Zonfften*';
I. 5, 3
Man hält mir nicht für gut, die Poesie zu üben,
Das Buch, das große Buch, darinnen aufgeschrieben
Der Bömer langes Recht, solt eher meine Hand durchsuchen n. s. w.
Logaas litterarische bedeatang. 739
antithesen, metaphern and onomatopoietiscbe klänge laßen sich zahl-
reich nachweisen. Ja in mancher beziehnng erscheint er sogar als
strenger pnrist, der die äußere form doch eben nicht mit jener ausge-
sprochnen geringschätzung behandelt. So elidiert er, nm nur ein bei-
spiel anzuführen, ein auslautendes e ausschließlich nur vor einem vocal.
Er fühlt endlich, daß er in die einförmigkeit und monotonie des damals
noch fast allein gebräuchlichen Alexandriners, der sich allerdings schon
durch die strenge der cäsur nach der arsis des dritten fußes und die
dadurch bewirkte theilung in gleiche halbverse zu antithesen und
parallelismen für das epigramm nicht ungeeignet erwies , Wechsel und
bewegung durch anwendung andrer metra bringen müße, und wir
könnten nur wünschen, daß er sich von diesem richtigen gefühl für
wollaut und abwechselung noch entschiedener hätte leiten laßen.
AUSGABEN UND BEARBEITUNGEN DER GEDICHTE LOGAUS.
Orjginalausgaben^von Logaus Sinngedichten sind drei erschienen.
Die erste, unter dem titel: „zwei hundert teutscher reimensprüche
Salomons von Golaw'^ (in Verlegung David Müllers buchhandlung seel.
erben in Breßlaw MDCXXXYIIl) stammt aus dem jähre 1638 und ist
gegenwärtig eine bibliographische Seltenheit geworden. Lessing be-
nutzte noch ein exemplar dieser ausgäbe aus der Rhediger^schen biblio-
thek zu Breslau ; sein leihschein ist noch vorhanden , das buch selbst
aber bei der Übersendung an Ramler auf dem wege nach Berlin verloren
gegangen. Vielleicht ist es dasselbe exemplar, das sich gegenwärtig ^^
in der breslauer Universitätsbibliothek befindet. Mit ausnähme von
sieben epigramroen ist der inhalt dieser Sammlung, allerdings oft mit
wesentlichen abänderungen, welche in der vorliegenden ausgäbe unter
dem text angegeben sind, in die größere Sammlung von 1654 über-
gegangen.
Eine zweite, bisher nicht bekannt gewesene anzahl logauischer |
gedichte, welche der herausgeber in einem collectaneen-bande ^ der
breslauer Stadtbibliothek aufgefanden , erschien anonym und nur „von
Einem Gehorsamen Unterthan'^ unterzeichnet. Sie gehört ohne zweifei
in das jähr 1653 und war eine huldigung für die gemahlin seines gön-
ners, des herzogs Ludwig IV von Brieg, Anna Sophia, deren name
«
1 4 F. 1091 Nr. 7.
47*
740 Solllaßwort des henmsgebera.
auch als titel der ganzen sammlang vorangesetzt ist. Derselbe lautet
vollständig: „Anna Sophia oder Unterschiedene Getichte zu Ehren der
Durchl. Hochgeb. Fürstin und Frauen, Frauen Anna Sophia, Geb. von
Meckelburg, Yermähleten hertzoginn in Schlesien zur Liiegnitz und
Brieg, Fürstinn zu Wenden, Gräfinn zu Schwerin, der Lande Rostock
und Stargart Frauen geschrieben von Einem Gehorsamen Untertban.'^
Wahrscheinlich sind diese gedichte nicht für das größere publiknm
bestimmt gewesen und nur in wenigen exemplaren abgedruckt worden;
neun aus der zahl dieser gedichte, und zwar die umfangreicheren,
waren bisher nicht bekannt, wählend die übrigen, gleich denen der
ersten ausgäbe von 1638, in die große gesammtausgabe wieder auf-
genommen sind. Diese: „Salomons von Golaw deutscher Sinn-Getichte
drei Tausend'' (Breßlaw, In Verlegung Caspar Kloßmanns, Gedruckt
in der Baumannischen Druckerey durch Gottfried Grtlndem) ist zwar
ohne angäbe der Jahreszahl; allein der umstand, daß die letzten, wäh-
rend des drucks verfaßten gedichte bis gegen ende von 1653 reichen,
sowie der name des druckers (xottfried Gründer, der die Baumann'sche
officin bereits im folgenden jähre wieder verließ, ergeben mit Sicherheit
1654 als das jähr ihres erscheinens, und zwar gleich den anfang des-
selben, wie aus einer handschriftlichen notiz in dem von dem heraos-
geber vielfach benutzten und der jetzigen Stadtbibliothek zu Breslau
gehörigen exeraplar hervorgeht, nach welcher der erste besitzer das
buch im monat Mai 1654 für 24 ggr. gekauft hat. Es ist ohne zweifei
4asselbe, welches auch Lessing benutzt hat, da seine besdireibong bis
auf alle einzelheiten genau auf dasselbe passt, und das er, wahrsdiein*
lieh wegen der zahlreichen, handschriftlich bemerkten abänderungen
und corrccturen in demselben, f^ das handexemplar Logaus bilt. Diese
nqdi vom dichter .besorgte ausgabegewinnt ftlr uns dadurch an bedeutong,
daß, wie Schreiber dieser zeilen bald wahrzunehmen gelegenheit £uid,
ihr inhalt chronologisch geordnet ist, und zwar sind die spuren ikrer
fSortlaufenden entstehung theils durch die ausdrflcklicheu angaben Logiis
selbst, theils durch die angedeuteten oder behandelten hislorisdies
ereignisse, theils endlich durch die unmittelbaren eindrttd», weldie
das gemOt des dichters aus dem wediselnden leben der nalnr je nach
den jahresieiten empfing, derartig genau zu verfolgen, daß wir mdit
nur die etnzdneu Jahrgänge, sondern innerhalb derselben meist aack
noch die einzdnen monate festzustdlen vermögen. Damacfa erigielit skk
folgoide duponologisdie ibersidil:
Ansgaben nnd bearbeitimgcn der gediehte Logans. 741
I, 1, 1 bis 3, 42 bis 1637
3, 43 bis 4, 72 1638 und 1639
4, 73 bis 6, 57 1640 und 1641
6, 58 bis 7, 100 1642 bis 1645
6, 91 Franz Albrecht von Sachsen in Schlesien Mai 1642.
6, 100 belagerung von Brieg durch Torstenson 1642.
7, 50 frtthling 1643.
7, 83 November 1643 schlacht bei DutÜingen.
8, 1 bis 9, 100 1646 bis 1648
8, 2 erneuerte friedensunterhandlungen anfang 1646.
8, 57. 59 fortsetzung derselben.
8, 96 erste erwähnung der herzogin Anna Sophia sommer
1648.
10, 1 bis II, 2, 3 1649
10, 5 neigahr 1649.
10, 19 Anna Sophia in Brieg sommer 1649.
n, 1, 13 der naße sommer 1649.
1, 67 entlaßung der Soldaten 1649.
2, 3 bis 8, 84 1650
2,
1; 2?) "^^^^
^_. ir 1650.
t, 421
I, 70)
2
^' IT! Januar 1650.
2,
3, 15 fastnacht 1650.
3, 54 heimzug der Schweden frühjahr 1650.
3, 80 anfang April 1650.
4, 34 Mai 1650.
4, 97 friedensexecutionshauptrecess zu Nürnberg Juni
1650.
6, 10 martini 1650.
7, 92 Winter 1650.
8, 83 Sylvester 1650.
8, 84 bis m, 5, 37 1651
8, 84 neujahr 1651.
10,2 I
IZ 7 j
Januar und Februar 1651.
III, 94, 7 geburt des prinzen Christian Albert den 5 No-
vember 1651.
742 Behliißwort des bermmgeben.
n, 4, 92. 93 Weihnachten 1651.
m, 5, 38 bis 10, 100 1652
5, 38 nenjahr 1652.
5, 68 fastnacht 1652.
5, 81. 82 auf den tod des Prinzen Christian Albert
Februar 1652.
6, 81 ostem 1652.
8, 82 frühUng 1652.
10, 87 Mai 1652.
2 Z 1 Winter 1652.
2 Z 1 bis ZD 257 1653
2 Z 60 nach pfingsten 1653.
ZD 60 tod seiner tochter Sophie Eleonore, Aogust
1653.
ZD 74 gebaltverbeßerung sommer 1653.
ZD 121 Übergabe von gedichten an die herzogin
Anna Sophie.
Ans welchen gründen Logau sich bewogen gefühlt, seine Sinn-
gedichte anter dem angenommeneu namen .^Salomon von Golaw** zu
veröffentlichen, darüber fehlt uns jeder sichere anhält; nur die Ver-
mutung wagen wir auszusprechen, daß auch diese pseudonymität viel-
leicht aus der ängstlichen scheu entsprang, mit welcher er selbst den
schein eines persönlichen angriffs auf seine gegner zu vermeiden suchte l
In keinem falle aber bietet sie eine erklärung für die unbegreifliche
vernachläßigung, mit welcher schon seine zeitgenoßen ihn der ver-
geßenheit anheimfallen ließen. Noch nie hatte sich bis dahin ein
deutscher dichter so ausschließlich dem epigramm gewidnvet; denn selbst
die hervorragenderen seiner Vorgänger in dieser gattung konnten ent-
weder nur als Übersetzer fremder originale gelten, oder sie hatten nur
zur abwechselang und vorübergehend dem epigramm ihre aufmerksam-
keit zugewendet, so daß er wol mit recht von sich sagen durfte:
Kein Deutscher hat noch nie (ließ ich mich recht berichten)
GevÖllt ein gantzes Bnch mit lante'r Sinngctichten ; '
und daß dieselben nicht spurlos und unbeachtet vorübergegangen, son-
dern nach den damaligen laxen begriffen von geistigem eigentum viel-
1 Vgl. die Yorrede zu dem 1 tausend. 2 ZD 254.
Ausgaben und bearbeitungen der gedichte Logaus. 743
fach von andern geplündert worden waren, bestätigt der dichter selbst:
„ich seh in fremder schrifit, daß sie wol gastiret waren/' ^ Wol fehlt
es auch nicht ganz an Zeugnissen, welche in anerkennender weise
Logaus gedenken; so heißt es in dem bereits oben angeführten trauer-
gedicht auf seinen tod:
Bedenke Schlesien, was du doch wol yerloren!
In einem andern, den palmenorden verherrlichenden poem * wird
auch er wenigstens genannt: „Auch Logau strahlt hervor" u. s. w.; ja
Ephraim Heermann erhebt sich in einem hochzeitscarmen ' zu ehren
Balthasar Friedrichs von Logau bis zu der poetischen hyperbel:
Der edle Logau, der von altem Stamm entsproßen,
Und dessen Vaters Ruhm erst mit der Welt vergeht.
Auch andre bei derselben gelegenheit verfaßte gedichte erinnern
an Friedrich von Logau zum theil in überschwänglicher weise; so
heißt es in einem derselben : ^
Obgleich deß Vaters Euhm bekrönt die Ewigkeit,
Der klugen Rath und Tat ließ Schlesien erfahren
Und Fürsten hat gedient mit deutscher Redlichkeit u.s.w.
Ferner singt David Camerarius, ein briegischer professor: *
Vovet hanc Tibi Magister
PrsBfectus a Parente
Generosiore quondam,
Gonsoque Lignicensi
Brigensi et inde claro
Musis Opitianis
Euergeta benigne,
Pietate quem colebas etc.
Ja in einer den herzog Ludwig und seine räthe feiernden Samm-
lung von gedichten ^ widmet Abraham Hofmann vier jähre nach des
1 II, 8, 72. 2 Entsproßende Teutsche Palmen des durchlauchtigsten
und Welt beruffenen Pabnen-Ordens u.s.w. 1670, s. 16. 3 Vergnügtes
Eltern Herz u. s. w. von Ephraim Heermann. (Breslauer Stadtbibliothek 2 F.
476 nr. 51.) 4 Die Logau-Zollikoferische Hoch- Adeliche Vermählung u.s.w.
(Breslauer Stadtbibliothek 2 F. 476 nr. 47.) 5 Felices Nupti» u. s. w.
(2 F. 476 nr. 49.) 6 Ad Illustr. Celsiss. Princip. Dn. Ludoricum Duoem
Silcsiffi etc. hujusque cels. Illustr. inclutum consiliariorum Status collegium.
Acclamatiuncul» Votivse Charitum Jenianarum. Vratisl. 1659. (Breslauer
Stadtbibliothek 4 F. 1091 nr. 2.)
744 Schlußwort des heransgeben.
dichters* tode seinem andenken folgende in verschiednen sprachen ab-
gefaßte, freilich recht abgeschmackte und inhaltlose verse:
4>PIAEPIKOS AOFATIOr (sie)
avaYpa[A(jLaTt(j6e(?
f iXo; SixaCou Y^pp^^*
E?v\ SixaioaiivT) auXXi[ß8»)v Tcaa' «p^arrj 'oti,
Mouaa rv(o{i.0Ypa90u OeöyviSo^ {lr.6 ao^ou.
ET;c£ xa\ atp£x^b>(: 'AyaObc 8ia tooto 8ixaio(
'Eaxtv oma^ douXo; tou Oeou i^Sk ßpoTou.
03toc avijp ^Ev AQPAriOS, 1^$^ Sixaiou
r^^^ou, xa\ tpou ^iJ(iaTO( ^e 91X0;.
Fridericus ä Logau
(Dominos in Brnckot etc. Consiliarius Lygio-Bregensis)
Fulgor audis Curise.
Vir ut ortu Nobilis Fulgor aadis Caris
Sic et arte Nobilis; Ciirisd Phoebe'ise.
Fulgor audis Cnri», Vera cert^ singula,
CurlsB Sioni»: Vera sunt ut omnia!
Fulgor audis Curi», Vir ut ortu Nobilis
Curifls Dices De»: Sic et arte Nobilis;
Fulgor audis Curi».
Friederich von Logau,
Fro, Reich, Viol, Auge.
Man sehe, wie Ich tauge
Fro, Reich, Viol und Auge!
Fro-Reich ist meine Seele
In Jesus- Wunden-Höle:
Fro-Reich ist mein Gewissen,
Das mich niemals gebissen.
Diß macht mich fro im Leben,
In dorn Ich Gott ergeben.
Von diesem Gnaden-Auge
Kömmt mir*s, daß ich wol tauge.
Von dieser Gnaden-Sonne
Kömmt mein Gerücht und Wonne.
Endlich erinnert noeh Christian Gryphius in einem an Heinrich
Friedrich, den enkel des dichters, gerichteten geburtstagsgedicht *
an unsem Logau mit den werten:
1 Christ. Gryphius, poetische wälder 2 th. s. 306. Ähnliche orinnemngeB
an Logau finden sich noch in D. C. v. Lohonstein hyaeinthen t. 76— -87.
Ausgaben und bearbeitungen der gediohte Logaus. 745
Des Vaters kluge Sinnen
Und Salomons von Golau Tichter-Kunst
Die werden dir, o Mars, leicht abgewinnen,
Dein Wesen ist vor sich ein leerer Dunst.
Allein das alles sind nur sehr vereinzelte stimmen, die noch
dazu nicht einmal das gewicht einer litterarischen bedeutung in an-
sprach zu nehmen berechtigt sind. Mit recht darf es daher wol seinem
söhne, dem hochangesehenen, viel vermögenden manne, der als
mäcen der schönen wiGenschaften gerühmt, ja selbst als Schriftsteller
über gebühr gepriesen wird, zum Vorwurf gemacht werden, daß er
entweder seines vaters bedeutung gar niclit erkannt oder, was noch
schlimmer ^Yäre , geflißcntlich nichts für die erhaltung seines ruhmes
gethan hat. In würdiger weise gedenkt dagegen ein späterer ver-
wandter, Heinrich Wilhelm von Logau, der im jähre 1724 eine nicht
unbeträchtliche anzahl von gedichten unter dem titel: „poetischer Zeit-
vertreib", sowie ein Schauspiel: „Hildegardis", herausgab, unsers
dichters, indem er in der vorrede sagt: „ich folge in meinem vorhaben
denen ehrenvollen fnßstapffen herrn Salomons von Golaus, als eines
berühmten Vorgängers in der deutschen poesie aus meiner familie,
dessen lobens-werthe asche alleine fähig ist, meiner arbeit ein an-
sehen zu machen. Und ob ich in seinen gelehrten- und sinn-reichen
gedanken gleich nicht vermögend bin, die wage zu halten; so hoffe
doch keiner tadelhaften Verwegenheit beschuldigt zu werden, wenn
ich mich, sein schätzbares andenken, wiewol nur im schatten, bey
der poetischen weit fortzupflantzen, bemühe.^' Um so ungerechter
jedoch wurde Logau von der litterarischen kritik behandelt, deren
Vertreter ihn entweder mit wenigen nichtssagenden zeilen, denen man
die offenbare unbekanntschaft mit dem dichter anmerkt, abfertigt
oder gänzlich mit stillschweigen übergeht. Wenn D. Oeorg Morhof ^
Logaus ganze bedeutung noch mit dem allerdings mehr als dürftigen
urtheil abfertigt: „es fehle seinen epigrammen nichts an scharfsinnig-
keit, nur sei der numerus bisweilen etwas hart'% so weiß doch schon
sein Schüler Christian Wernicke keinen zu nennen, „der vor ihm
gewagt habe, in einer von den lebenden sprachen ein ganzes buch
voll Sinngedichte zu schreiben." Selbst Benjamin Neukirch, der in
der vorrede zu den gedichten Hofmannswaldaus ^ eine übersieht and
*
1 Unterricht in der deiitschen spräche und poesie. 2 Leipzig 1695.
746 Schlußwort des heraaggeben.
Charakteristik grade der schlesischen dichter voranschickt, kennt
Logau nicht mehr, und Gottsched, der gelehrte bücherkenner, weiß
nicht einmal Logans namen richtig zu schreiben; er nennt ihn nämlich
Salomon von Logau. Nicht minder geringschätzig wird er in einem
von Leonhard Meister ^ 1726 herausgegeben bflchelchen behandelt,
das den titel fbhrt: „anweisung und exempel mehrerentheils lustiger
und annehmlicher epigrammatum, aus vielen autoren zusammen ge-
lesen", wie in Johns Pamassus Silesiacorum ', dessen erste centurie
1728 erschien. Und so ist Logau wol schon am ende des 17 Jahr-
hunderts fast völlig vergeßen gewesen, wie aus dem titel eines buches
hervorgeht, das den vergeßnen wieder ins leben zu rufen beab-
sichtigt: „Salomon von Golaws auferweckte gedichte" (1702). Allein
dieser versuch, den begrabenen Logau wieder aufzuerwecken, muste
unter den bänden eines mannes mislingen, der weder Verständnis
noch geschmack genug besaß, einer solchen aufgäbe zu genügen; viel-
mehr hat die urtheilslosigkeit, mit welcher er grade die unbedeutend-
sten Sinngedichte auswählte, wie die Ungeschicklichkeit, mit welcher
er sie durch eigenmächtige abänderungen entstellte, sicherlich nicht
wenig dazu beigetragen, daß man die vergeßenheit unsers dichters
als eine verdiente betrachtete. Und so blieb er verschollen, bis erst
Lessing hundert jähre nach Logaus tode seine ehrenrettung übernahm,
den wert des dichters in den „litteraturbriefen" (no. 36 und 43)
klar und treffend kennzeichnete und endlich im jähre 1759 mit Ramler
eine auswahl seiner Sinngedichte in zwölf büchern , mit anmerkungen
versehen, erscheinen ließ. Hat sich Lessing durch diese gerechtere
Würdigung ein unbestreitbares Verdienst um Logau wie um die deutsche
litteratur überhaupt erworben, so kann doch die art, wie Ramler mit
den Sinngedichten selbst verfuhr, nicht gebilligt werden. Abgesehen
davon, daß von den so vortrefflichen gedichten religiösen inhalts nur
eine auffallend geringe anzahl aufgenommen sind, erscheint die be-
handlung der übrigen in hohem grade willkürlich und eigenmächtig,
ja die grenzen einer sachgemäßen bearbeitung bei weitem über-
schreitend. Nicht bloß altertümliche formen und Wendungen sind
gegen neuere umgeändert, sondern sogar gedanken und inhalt vieler
1 L. Meisters Charakteristik deutscher dichter von Heinr. Pfenninger.
Zürich 1785. I. s. 190. 2 ParnassoB Silesiacorum, sive Rccensiones Poeta-
mm Silesiacorum, quotquot vel in patria Tel in alia etiam liDguaMoais liianmt.
Ausgaben mid bearbeitangcn der gedickte Logaos. 747
epignunme, zuweilen ans offenbarem mangel an richtigem Verständ-
nis, derartig ungestaltet, daß sie als logaoische gedicbte fttglich
nicht mehr gelten können, ein verfahren, welches in der zweiten,
von Ramler allein besorgten ausgäbe vom jähre 1791 in noch er-
höhterem maße auftritt.
Gleichwol war es der lessing-ramlerischen bearbeitung gelungen,
Logan wieder zu ehren zu bringen, und in den meisten von da an
erschienenen anthologien ist auch er nun vertreten, wenn auch nur
mit einer fast bestimmten, fiberall wiederkehrenden anzahl beliebt
gewordner Sinngedichte. Eine kleine, nach dem Inhalt geordnete
auswahl erschien seitdem noch im jähre 1849 in Frankfurt anonym
unter dem titel: „Friedrich von Logau und sein Zeitalter, geschildert
in einer auswahl aus dessen Sinngedichten." Eine eingehende Unter-
suchung fiber die lebensumstände und die persönlichkeit des dichters
jedoch blieb unversucht; man begnfigte sich lediglich mit den spär-
lichen resultaten, die Lessing in der einleitnng zu der oben genannten
bearbeitung mitgetheilt hatte. Diese lücke auszufüllen, hat der ver-
fiaßer dieser zeilen bereits in dem dritten bände der bei F. A. Brock-
haus in Leipzig erscheinenden „bibliothek deutscher dichter des sieb-
zehnten Jahrhunderts" versucht, welcher unter dem titel: „Sinnge-
dichte von Friedrich von Logau, herausgegeben von Gustav Eitner"
(Leipzig 1870), außer den hier zum ersten mal ausführlich darge-
stellten lebensnachrichtcn und einer eingehenden beurtheilung Logaus
als mensch und dichter, eine auswahl von 1000 Sinngedichten enthält,
in denen alle selten von dem Charakter ihres verf^ßers zur anschauung
kommen, seine eigne art zu denken und zu empfinden ans dem großen
rahmen, in welchen er das bild seiner zeit einschließt, hervortreten,
kurz die ganze persönlichkeit des dichters in ihren vorzogen wie in
ihren schwächen zum ausdmck gelangen sollten. Die wolwollende
beurtheilung, welche das eben genannte buch erfahren, ermutigte
den herausgeber, das weitere ziel einer vollständigen ausgäbe aller
dichtungen Logaus, an der es noch immer gebrach, zu verfolgen.
Dank der bekannten liberalität, mit welcher der litterarische verein
in Stuttgart das Interesse für die reichen schätze der deutschen littera-
tur vergangner Jahrhunderte fördert, liegt diese ausgäbe hier vor.
Sie enthält nicht nur die in der sanmilang von 1654 befindlichen
gedichte, sondern reprodaciert zugleich auch durch genaue angäbe
der unter den tezt gestellten Varianten, die gegenwärtig so selten ge-
748 Scblaßwort des herausgeben.
wordne erste ausgäbe von 1638; außerdem sind in den anhang die
in der sammlang „Anna Sophia^' neu aufgefundenen, sowie die hie
und da zerstreuten gedichte Logaus aufgenommen. Die darstellung
der lebensverhältnisse wie die beurtheilung des dichters lehnt sich,
abgesehen von den durch weitere Studien notwendig gewordnen ver-
beßerungen, abänderungen und Zusätzen, von denen letztere vornehm-
lich die sprachlichen eigentümlichkeiten Logaus in dem besonders an-
gefftgten Wortregister enthalten , im wesentlichen an die der oben ge-
nannten Leipziger auswahl an , für deren gütigst gestattete benützung
wir dem herrn Verleger hiermit unsem dank aussprechen.
Mag es nun auch der vorliegenden ausgäbe gelingen, das leb-
haftere Interesse für einen halb verschollenen zu fördern, der die
vergeßenheit, in welcher er so lange begraben lag, sicherlich nicht
verdient
■
Breslau im Mai 1871.
Gustav Eitner.
749
WORTREGISTER.
Die rdmische Ziffer bezeichnet das tausend, die erste arablsehe das bandert, die zweite
die nnmroer des Sinngedichts. 1 Z bezeichnet die 1 zngabe (s. 409—441); 8 Z die 2 zugäbe
(s. 610—634); ZD die zugäbe während des drucks (s. G3A— 675); A den anhang (s. 676—699);
die eingeklammerten arabischen Ziffern die irarianten der 1 ausgäbe.
Abe (ahd. apa, aba, mhd. abe) ab; meist
in znsammensetzungcn mit verben
1, 8, 69. 9, 34.
Abbauen den landbau liegen laßen
II, 6, 85.
Abbctriegen (mbd. abe ertriegen)durch
betrug entziehen III, 7, 52.
Abbrechen abbriich thun. 1 Z 12.
Abdanken trs. aufgeben III, 3, 82.
Abdicben heimlich entwenden III,
7, 52.
Abdrücken intr. sich drücken, ab-
fahren, sterben. ZD 88.
Abeiden durch meineid erlangen III,
7, 52.
Abelohnen spöttisch, mit spott ent-
laßeu II, 2, 70, v. 64.
Abfallen 1. herabfallen III, 3, 78.
2. abgehen von etwas III, 1(S, 83.
Abfließen abgeleitet werden. Vorr.
z. 3 taus.
Abführe entleerung II, 1, 64.
.\bgehen I. davon gehen II, 8, 83.
2. von statten gehen I, 9, 90. I,
10, 66, V. 27. III, 2, 30. 3. ab-
gang haben, verkauft werden. I,
5, 78. III, 1, 45.
Abgeseelt entseelt, gestorben III,
10, 45.
Abgleichen gleich machen , in sich
yereinen I, 1, 18.
Abgunst Ungunst II, 7, 38.
Abhären die haare ausreißen I, 7, 52.
Abheben abwerfen ZD 114.
Abkommen c. dat. entgehen 1 Z 19.
Abkreiden durch betrügerische rech-
nung gewinnen III, 7, 52.
Ablangs adv. oblonge, oval III, 5, 10.
Ablegen 1. niederlegen I, 6, 18.
2. c. dat bezahlen , erstatten. II,
5, 5. (vgl. II, 6, 24). 3. c. dat.
entsagen. I, 4, 11. 4. c. dat ab-
brach thun , nicht günstig sein.
II, 8, 96.
Ableiten wegnehmen II, 1, 7.
Ablohnen o. dat. d. pers. den lohn
auszahlen; daher entlaßen I, 5,
62. II, 2, 70, v. 64.
Abmahlen dar, vorstellen, beschrei-
ben. 2 Z 102, y. 4.
Abmeien abmähen. II, 2, 100.
Abmerkung merkmal. 1 Z 17.
Abnehmen 1. wegnehmen. 1 Z 176.
2. entnehmen, einseben. II, 8, 59,
V. 171.
Abscheid abschied [2, 21.] A 12,v. 27.
Abscheiden, part abgescheiden, tren-
nen. I, 3, 45. A 16, 36.
Abschlag repnlsa, abschlägige ant-
wort, Zurückweisung. II, 8, 28.
Abschreiben durch schreiben ab-
nutzen. 2 Z 202, ▼. 22.
750
Wortregister.
Abseit abseits. III, 1, 11.
Absterben c. dat entsagen. III, 8, 67.
Abstreichen lahd. strcichdn) c. dat
die pers. mit rathen züchtigen.
11. 2, 43.
Alithun I. hinrichten,, tödten. 1,3, 80,
y. 74. 2. ablegen. II, 3, 59, v. 166.
Abtriegen betrügerisch an sich brin-
gen. III, 7, 52.
Abwerfen herabwerfen. III, 4, 77.
Abzwingen jemand von etwas abbrin-
gen I, 10, 74.
Acht f., 1. achtnng I, 5, 83. 2.
aus d. A. bringen , aus d. sinn
br. I, 8, 35.
Adelich adv. über das gemeine hin-
aus, ungewöhnlich. III, 9, 39.
Adern (ahd. Atum, &dum) athem.
1 Z 44.
Affe, die äffen reiten jem.: thörichte
neigungeu bewegen ihn. III, 7, 36.
Affen verspotten, täuschen. III, 5, 25.
Agstein m. (ahd^ agistein. mhd. age-
stein). Bernstein. II, 6, 67.
Alber (ahd. alawAr. mhd. alwnre).
I. einfältig, einfach in gutem sinn.
II, 8, 92. II, 9, 95. 2. in üblem
sinn, albern. III, 5, 46. 2 Z 302,
V. 55. ZD 44. ZD 128.
Alberklag albern und klug zugleich
II, 1, 37.
All mit starker form des nachfolg.
adj. I, 5, 61. im sing. fQr jeder.
II, 7, 92. III, 4, 38. 2 Z 102, r. 51.
Allda daselbst III, 8, 55.
Alldieweil da ja, quandoquidem. II,
5, 23.
Allengefallenheit f. die kunst allen
zu gefallen. I, 8, 38. (vgl. Lessing,
Wörterbuch zu Logan s. h. v.).
Allererst (mhd. aller @rest) eben
erst dann. Tore. I, 5, 63.
Allewege (it. tuttavia. engl, always.
mhd. alle wege) überall, immer.
I, 5, 11. 2 Z 52.
Älleweile (mhd. alle wtle) immer.
II, 30, 8.
Allzumale pariter omnes, allestaam-
men. III, 8, 66.
Allzusammen allesammt, allesasam-
men. I, 4, 3.
Alsbald conj. sobald als. III, 9, 19. 11,
4, 90. II, 5, 51.
Also so. 1,6, 1 9. ZD 246.
Alt n. das alter. II, 8, 10. II, 9,20.
Alten (ahd. alten), alt werden, altem.
II, 2, 96. III, 10, 71.
Anbinden ein angebinde sehenken,
ZD 62.
Anbringen 1. unterbringen, in eine
stelle, amt bringen. III, 1, 84.
2. anreizen, bewegen. ZD. 92.
- 3. anfahren, behandeln. I, 3, 29.
Anders 1. in Verbindung mit dem
fragenden und bezüglichen für-
wort, wer anders o. s. w. ceterom.
II, 3, 67. 2. im nachsäte, sonst,
coteroquin. III, 6, 1.
Anderwärts anderswohin. 2 Z. 24.
Anfliehen zu jemand fliehen, anfle-
hen. I, 9, 54. (im text lies: flieh.)
Anfurt m. hafen. II, 1, 37.
Angeben 1. zeigen, prodere. III, 7,
43. 2. sich angeben; sich an-
bieten. I, 2, 55. III, 6, 14. III,
6, 88.
Angeheu trs. 1. iiivndere, angreifen
1 Z 201, V. 38. III, 8, 98. intr.
2. beginnen. II, 10, 57. 8. glClekeo
gelingen, prospore «uccedit. I, 8,
38. II, 9, 12. 10, 66.
Angelegen, was uns ist angelegen,
was uns bekümmert. II, 5, 89.
Angeln nach etwas streben. 1 Z 43.
Angesichts adv. sogleich, augenblick-
lich. I, 2, 76; III, 5, 88.
Angewähren anbringen, an den mann
bringen. II, 1, 88, v. 52.
Angler engländer. III, 6, 12.
Anheben intr. beginnen. I, 2, 68.
Wortregister.
751
3, 1. 8, 18. II, 2, 5. III, 8, 36.
10, 76. reflex. sich anheben III,
1, 47.
Anhenken anhängen. II, 10, 95.
Anlanden (mhd. lenden), appellere
navem , anlanden , sich wenden.
I, 1, 82.
Anlauf m. angriff. II, 2, 76, ▼. 6.
Anlegen die zeit anlegen, benutzen,
III, 6, 91.
Anleiden anwidern. (? Grimm.) wol
richtiger : andern verleidet werden.
1, 6, 30.
Anmut f., lust. 2 Z 202, v. 47.
Anmuten zumuten, ansinnen. II, 3, 9.
Annehmen, sich, sich vornehmen, sich
unterfangen. 2 Z 28. 2 Z 102,
V. 138.
Anrichten einrichten , stiften. I, 8,
44. III, 5, 60.
Anschaffen bewirken. III, 10, 84.
Anschlag m. plan , cntwurf. II, 5,
30. 1 Z 67.
Ansehen 1. pass. es ist angesehen
zu etwas, abgesehen auf ZD 131.
2. etwas sieht mich an = erscheint
mir II, 4, 25.
Anspinnen ersinnen, anrichten. 1, 4, 63.
Ansprengen angreifen. III, 8, 90.
Anstand m. Waffenstillstand. I, 1, 4.
I Z 149.
Anstechen reizen , necken. I, 10, 9.
11, 1, 41. 5, 1.
Anstehen 1. hindernd im wege sein.
I, 8, 59. 2. impers. es schickt
sich. II, 2, 32.
Anstreichen schminken. 1 Z 122.
dahen f&Ischen, heucheln. I, 5, 8.
Ansuchen ersuchen. I, 8, 14.
Antreffen anschlagen an etwas. I,
8, 60.
Antrenen antrauen. II, 2, 70, r. 15.
Anvermählen sich erheirathen. 1,5, 18.
An versprechen versprechen. I, 2, 10.
Anzeigung merkmal. 1 Z 17.
Anziehen 1. erziehen. 2 Z. 102,
V. 80. 2. auslegen , deuten. 1, 6,
48. II,' 8, 1.
Arbten (schles.) arbeiten. I, 6, 87.
Arbter arbeiter. ZD 51.
Arg n. bosheit. I, 2, 92; es arg
haben, schlimm daran sein. I, 4, 2.
Arm n. armut. II, 7, 59. 9, 20.
Armen pl. von der arm. II, 5, 94.
Arten, sich, sich bilden nach etwas.
I, 10, 44.
Artlich was art hat, fein, gewandt
I, 8, 57. III, 6, 18. 6, 64.
Artschocken fQr artischocken. II, 5, 28.
Arzung arzenei. 1 Z 24.
Auf priep. 1. = nach. II, 2, 45. III,
9, 95. 2. = bis gegen. ZD 188.
3. = an. III, 8, 5. 4. abhängig
vom adj. I, 5, 84. adv. 5. hinauf.
II, 10, 68.
Aufbringen empor richten [2,95]. A 6.
Aufempören aufrichten. II, 1, 12.
Aufenthalt m. erhaltung. II, 8, 59,
V. 110.
Aufgehebe n. das aufheben der Waf-
fen beim beginn des kampfes. III,
7, 24.
Aufgerecket (aufgerecht in Erks bi-
bei 8 Mos. -26), aufrecht I, 8,
99, V. 54.
Aufsatz m. die speisen, die man auf
den tisch setzt vgl. fibersatz I, 7, 8.
Aufschließen jemanden, ihm den round
öffnen, ihn zur rede veranla5en.
III, 7, 6.
Aaftetzen einsetzen beim spiel II,
1, 81.
Aufsteigen c. acc. I, 1, 8, r. 3.
Au&tellen (brillen) aufsetzen. II, 4, 7.
Auftreiben 1. fest auflegen. III, 7, 54.
2. aufblasen, aufschwellen lafieir
2 Z 102, V. 54. 8. auffinden.
III, 2, 49.
Aufziehen verzögern , hemmen. 11,
5, 8.
752
Wortregister.
Aagenschuld t schuld, die man mit
den äugen sehen kann; offenbare
schuld. I, 9, 93.
Angeschauen n. das schauen, blick.
I, 1, 13.
Äugst m. (rahd. ougest, ouwest.
plattdeutsch aust.) ernte, erntemo-
nat, August. I, 9, 17. II, 10, 38.
2 Z 102, V. 93.
Aus adv. 1. aus und aus =g&nzlich,
prorsus. III, 9, 90. prsep. 2. = auf.
l, 8, 99, V. 25. 3. = wegen, in
folge. 111, 10, 78.
Ausbieten ausschreiben. I, 3, 43.
Ausbund m. muster 1 Z 201, v. 117.
Ausbüßen ausbeßcm , wieder an-
knüpfen I, 10, 33.
Ausfleischen des fleisches berauben,
outflcischeu lU, 9, 72.
Ausgeben anrichten, stiften III, 3, 49.
Ausgicichcr der alles gleich macht
(tod.) II, 2, 6.
Aushecken hervorbringen III, 5, 69.
Auskaufen erkaufen I, 3, 30.
Auskiesen auswählen I, 10, 81.
Auslegen 1. zur schau auslegen, feil
bieten I, 8, 48. 2 Z 2. vgl. II,
5, 47. 2. alvum levare I, 8, 48.
Auslehnen ausleihen III, 8, 99.
Ausliehen zu ende lieben II, 6, 84.
Ausnarren den narren zn ende spie-
len II, 9, 94.
Ausrichten 1. thun, vollbringen II,
1, 38. 2. übel abfertigen II, 4, 45.
Ausrflchten in üblen geruch, ruf
bringen I, 4, 91.
Ausschlag (vergleichter) das wieder
hergestellte gleichgewicht einer
wage; ausgleichung II, 3,57 v. 36.
Ausschlagen 1. zerschlagen 1,4, 47.
2. abweisen I, 6, 6. 3. impers. er-
folgen, gedeihen, sich wenden. II,
1, 43.
Ausschlucken herausbrechen , evo-
mere I, 8, 56.
Ausschneiden c. dat. einen entman-
nen III, 9, 74.
Ausschreien für etwas: jemanden für
etwas ausgeben I, 4, 11. I, 8, 37.
Ausschwätzen ausplaudern, ausschwa-
tzen II, 10, 95.
Ausspannen trs. erlösen, sterben laßen
III, 9, 52.
Ausspruch m. ausspräche. 1 vorrede.
Ausstiefeln die stiefeln ausziehn 11 1,
8, Do. y
Ausstreichen 1. herausstreichen, lo-
ben III, 8, 54. 2. auspeitschen
III, 6, iV.
Ausüben 1. verrichten 1, 10, 47. III,
8, 5. 2. gebrauchen I, 5, 86.
Auswirken fertig, tüchtig machen
II, 2, 73.
Anszehlen auszahlen III, 9, 92.
AuszUumen entzäumen,lpslaßen 1, 3, 77.
Außen sein, in der fremde sein;
foris esse I Z 41.
Außer adv. 1. c. genit = außerhalb
III, 5, 64. präp. 2. = ohne 1, I,
44. 8, 75.
Baar nackt, bloß II, 6, 13.
Bach f. II, 3, 67. 4, 93.
Balbierer m. barbier HI, 6, 5.
Bald 1. = leicht, besonders nach
negntionon II, 6, 72 1 Z. G. 2. =
nahe I, 10, 2.
Bulg m. unzüchtiges fraucnzimmcr
II, 5, 20.
Balger m. raufbüld, zUnker I, 10, 11.
Ballen pl. von ball I, 4, 95.
Ballenliaus n. sphseristeriuro, ball-
spielhaus I, 4, 95.
Bankart m. uneheliches kind, spu-
rius II, 2, 66. I, 10, 75.
Bänke unter bUnko legen, beiseite
werfen, vernachläßigeu 1 Z 76.
Bankkind n. bankart I, 10, 75.
Bauen trs. 1. das elend bauen = in
der fremde weilen, nicht im ei-
gentlichen Vaterland I| . 1, 6. 2.
AVortit'gistcr. '
753
bilden, schaffen I, 8, 96, v. 82.
9, 96. intr. 3. sich ansiedeln, ein-
nisten 1 Z 52 I, 8, 99, V. 28. 4.
sich groß bauen , hoch steigen
2 Z 13.
ßauerstolz adj. dummstolz I, 4, 85.
Bauren ein bauer sein II, 6, 85.
Beängstet sein , sich ängstigen I,
9f 38.
Beblümen mit blumen zieren III, 6, 14.
Bebreiten sich weithin ausbreiten
II, 2, 3, V. 55.
Bedacht m. Überlegung I, 8, 27.
Bedanken c. acc. der pcrson =: be-
lohnen lil, 5, 58. II, 8, 52.
Bedenken n. erwJlgung; in bed. stehen
= bedenken tragen 2 Z 102, v. 23.
Bcdeuchten bcdünken, scheinen 1, 2, 76.
Bedienen 1. verehren, jemandem auf-
warten III, 4, 86. 2. c. dat. die-
nen III, 4, 26.
Bedinget ausbedungen II, 2, 55.
Bo<1rHnge n. bedrängnis 2 Z 82.
Bedunken (ahd. pidunchan, mhd. be-
dunken). 1. videri, bediinken I,
2, 76 III, 10, 69. 2. sich bedün-
ken laßen III, 4, 8. 8, 56.
Befahren, sich, besorgen , befürchten
I, 1. 38. sich bcf. auf etw. in der-
selben bedeutung II, 3, 59, v. 46.
Befangen (mhd. bevän) umfangen,
umwinden II, 6, 46.
Befegen abfegen , reinigen I, 9, 42.
Befinden 1. finden III, 2, 69. 2. sich
bef. mit einem adj. oder part. III,
10, 91.
Befleißen, sich (mhd. »ich vlizen) stu-
dere, sich bemühen. 1. c. genit.
I, 9, 71. 2. mit folg. auf. I, 5, 3
V. 35. I, 7, 28. I, 9, 22. II, 5, 55,
6, 49. 7, 24. 10, 58. 3. mit folg.
daß. II, 2, 84. 4. mit folg. inf.
I, 4, 63.
Beflissen bedacht I, 1, 66. 5, 2. 1. Z
122.
Logau.
Bef^derung f. beförderung II, 6, 78.
Befreien zu etwas ermüchtigen, frei-
heit gewähren I, 8, 26. 9, 79.
Bogeben aufgeben I, 5. 2. II, 4, 6.
Begehen, sich, sich benehmen, be-
tragen. ZD 81.
Begnügen n. vergnügen , ergötzung
1, 7, 87.
Begnügt genügend, hinreichend III,
9, 92.
Begrif m. (mhd. bcgrif.) inbegriff
II, 3, 58.
Begunsten begünstigen III, 5, 77.
Begütern mit gutem versehen, be-
reichern I, 3, 79.
Behagen, sich behaglich fühlen I, 9,
71 V. 4.
Behaglich (mhd. behegelich) behag-
lich llt, 1, 33. 1 Z 47.
Behangen hängen bleiben III, 3, 30.
In derselben bedeutung behangen
bleiben I, 9, 22.
Bchenken behängen III, 2, 67.
Beherzen herzen, liebkosen 1 Z 124.
BehüUcn einhüllen I, 8, 99 v. 93.
Bei 1. prsep. c. acc. = zu , in I,
2, 13. 2. c. dat. = in, an I, 1, 92.
1, 84. 4, 58. 6, 6. II, 1, 91. III,
3, 10. 4, 74. 1 Z 67. 3. adv.
= ungefähr I, 4, 30. III, 9, 50.
[2, 29.].
Beibinden hinzubinden I, 1, 78.
Beidermann (mbd. beiten?) ein be-
ständiger, zuverläßiger mann 2 Z 78.
Beides adj. im sing, wie uterque
I, 9, 55. 10, 76.
Beifallcn beistimmen III, 2, 80.
Beikönnen etwas anhaben III, 9, 97.
Beikuppeln beigesellen 2 Z 102 y. 134.
Bein n. 1. knochen im gegcnsatz zu
fleisch ZD 112. 2. elfenbein 3 Z 138.
Beingehege n. knochengchäuse (vgl.
?pxo{ 38ÖVTCDV) I, 7, 86.
Beischlag m. unechtes kind, bastart
I, 10, 75.
48
754
Wortregister.
BeiBchnb m. beisUnd II, 9, 37. 10, 56.
Beistellen beigesellen 11, 8, 18.
Beißen 1. der narr beißt jemanden =
närrisch, eitel sein II, 6, 49. 2.
sieb zanken II, 9, 86. III, 3, 66.
Beißig (mhd. bißic.) mfirrisch II, 2,
70 ▼. 48
Beitreten 1. acoodere, sich hinzage-
seilen III, 1, 38. 5, 48. 2. bei
Seite treten 1 Z 44.
Beklagen verklagen III, 4, 87.
Bekleiben (mhd. bekliben) ansetzen,
keimen (von pflanzen) I, 9, 19.
Bekommen intr. gedeihen III, 2, 26.
Bekreiden schminken I, 5, 32. Uli
1, 21.
Belieben 1. c. acc. lieben I, 2, 9.
A 13 V. 22. 2. c. dat behagen
1. 8, 37.
Belieben n. libido, der gefallen, ver-
langen I, 7, 65. II, 2, 46. ZD 121.
Belieblich beliebt, angenehm I, 10,
69. III, 5, 6.
Beller m. der bellende band 1, 10, 45.
Bemannen , sich , einen mann neh-
men, (gegens. : s. beweiben) ZD 205.
Benehmen nehmen I, 3, 23.
Benennen bestimmen I, 6, 50.
Beniemen nennen III, 6, 70.
Bepaaren, sich, sich paaren m, 7, 28.
Bequemen 1. trs. beilegen II, 1, 46.
2. intr. weltklug sein II, 2, 13.
3. refl. sich beq. = sich schicken
zu oder in etwas, sich fügen U, 5,
15. n, 8, 40. m, 5, 17. 8, 81.
Bequemen n. beqnemlichkcit II, 6,
89. m, 2, 13.
Berathen 1. eine sache her. I, 2, 53.
II, 1, 10. 2. versorgen 1 Z 184.
8. Biob her. = mit sich zu rathe
gehen I, 1, 54.
Bereuen c. aoo. der person I, 1, 25.
Berichtet seil c. genit kundig sein
ZD 114.
Berin^n umringen II, 2, 70 v. 54.
Kerflchten in ruf bringen, verleumden
I, 8, 49.
Beruhen in etwas acquiescere, sich
befriedigt fohlen I, 7, 87. II. 4, 44.
Berähglich ruhig, angenehm I, 10,
69. vrgl. II, 2, 75.
Bescheid m. verstand II, 2, 13.
Bescheiden 1. ordnen, schlichten U,
3, 68. I, 6, 30 (? Grimm) richtiger :
anerkannt werden. 2. c. dat der
person und acc. der sache, zu er-
theilen, überweisen I, 3, 37. II, 2,
3 V. 37. 3. unterweisen I, I, 15.
4. sich bcsch. = sich znfrieden
geben III, 9, 4. 5. sich besch. c.
genit. = nachgeben einer saohe;
sich befleißigen III, 8, 7.
part. 1. erfahren in etwas, be-
scheid wißend I, 4, 21. 2. be-
scheiden thun = bescheid thun beim
trinken, nachtrinken II, 4, 81.
Besoheinen zeigen, sehen laßen 2 Z
72.
Bescheißen (vom teufel,) betrügen I,
'8, 46.
Bescheren (mhd. bcschSrn) abscheren,
scheren I, 7, 52. II, ^, 99.
Beschließen 1. umschließen III, 7,
37. 2. einschließen ZD 89. 3. ver-
schließen I, 5, 27. 4. schließen
(eine gcscllschaft) III, 1, 20.
Beschluß in. Verschluß I, 3, 37.
Beschmeißen (mhd. besmißen) besu-
deln 1 Z 194.
Beschnitzcn beschneiden, hart mit-
nehmen I, 9, 96.
Beschönen verschönern, schön dar-
stellen, rechtfertigen ZD 56.
Beschreiten besteigen I, 9, 26. II,
1, 11. in, 9, 94.
Beschweren 1. belasten III, 1, 60.
I, 9, 92. 2. beschwerden renir-
sachen l, 4, 84.
Besengen abbrennen 1 Z 201, r.
69.
Wortregister.
755-
Besinnen ans^ersinnen III, 3, 83.
ZD 254.
Besitzen c. acc. auf etwas sitzen [,
7, 47.
Besprechen ansprechen II, 6, 30. 1 Z
105. III, 5, 80. ZD 86.
Bestand bestAndigkeit, dauer 1, 8, 99,
V. 45. I, 3, 11. III, 6, 54.
Bestänken mit gestank erfüllen III,
8, .61.
Bestehen 1. stecken bleiben I, 10, 46.
2. beharren auf etwas III, 10, 62.
Bestellen Anstellen, anordnen II, 8,
67. II, 6. 4.
Bestellt beschaffen 11, 8, 12. 7, 30.
Bcstillen stillen, befriedigen III, 2,
35. ZD 243.
Bestreiten 1. bckllmpfen, angreifen.
1 Z 201 V. 60. 2. vertheidigen. A 8
V. 18.
Besüßen versüßen I, 5, 3, v. 25. I,
1,47. I, 10, 25. 2 Z 59. 111, 3, U.
Bethören (mhd. betcercn) 1. täuschen,
verleiten I, 1, 88. 3, 91. 2. zum
narren machen I, 10, 89.
Beuten beute machen I, 7, 16.
Bewandt beschaffen I, 8, 36. III, 4,
86. 7, 78. 9, 94. 2 Z 4.
Bewegen erwftgen III, 10, 21.
Bewogen günstig, gewogen I, 7, 74.
Bieder bei L. in zahlreichen Zusam-
mensetzungen. Vgl. Lessing, Wör-
terbuch zu Logaus sinngcd. s. Ii. v.
Biedermannsleute pleonast. für Bie-
derleate III, 10, 89.
Biederwesen n. biederkeit I, 8, 61.
Biegen für das refl. sich b. 2 Z 102,
V. 50.
Bilden darstellen, fingere 2 Z. 102,
V. 27.
Bilderbogen m. die bilder des thier-
kreises 1 Z 201, v. 8.
Billich 1. adj. bewährt, erlaubt II,
3, 76. 2. adv. mit recht I, 1, 8.
2, 48. II, I, 38, v. 31. V. 44. II,
3, 21. 6, 69. 111, 2, 61. 5, 42. 7
66. 10, 30. ZD 251.
Bindetag m. tag der Verbindung III,
9, 41.
Bindlich verbunden I, 1, 53. III, 5, 48.
Bis imperat zu sein (ahd. pis. mhd.
bis) II, 3, 45. 4, 5.
Bissen, zu b. gehen zerstückelt wer-
den II, 1, 57.
Bitten c. dat. d. pers. II, 10, 60.
Bittrigkeit f. bitterkeil II. 6, 84.
Blasen aus thierblasen gefertigte Geld-
beutel I, 7," 5, V. 8.
Blassen intr. 1. blass werden, palle-
scere. 11,10,83. III, 7,81. 10,70.
2. trs. blass machen III, 6, 13,
V. 37.
Bleiben als soldat in der schlacht
fallen I, 3, 8.
Bleuen prügeln, schlagen I, 4, 4.
Blick m. augenblick !, 4, 65. III,
7, 10.
Blicken 1. leuchten, blitzen 1 Z 141.
2. sich zeigen, erscheinen III, 4, 87.
Blicklich augenblicklich ZD 138.
Bliebe für beliebe, wann mtr*s nur
bl., wenn es nur auf mich ankäme.
1, 4, 70.
Blind 1. fleckig, trüb III, 3, 54. 3.
unsichtbar macliend II, 1, 37. 3. bL
in etwas II, 1, 45.
Blitzlich blitzschnell II, 1,37. 2,31.
Blöde (ahd. plddi. mhd. bloede) schwach
an äugen III, 10, 21.
Bloß 1. entblößt, nackt I, 2, 9. 8,
12. 5, 82. II, 10, 82. 2 Z. 51.
2. c. gen. od. praep. von, ledig einer
aache ZD 212. 8. sich bloß geben
= s. anvertrauen I, 10, 86.
Blößen entblößen III, 9, 21. 9, 61.
ZD 67. sich bl. ZD 141.
Blößltch (mhd. bloeßlfche) nur, bloß,
allein II, 5, 98.
Bock m. 1. gestank. 2 Z 42. 2. pol-
scher bock Backpfeife, dndelaack.
48
766
Wortregister.
ZD 215. 3. d. Untergestell bei ei-
nem gerüst 1 Z 105.
Bor f. (ahd. por. mhd. bor.) höbe,
gipfeil in die por (mhd. enbor.)
ZD 209.
BoBsierenin wachs nachbilden II, 3, 10.
Botmäßig zn gebieten gewohnt 2 Z 6.
Brämen verbrämen I, 10, 29.
Brand m. feuerbrand und zugleich
knochenbrand, caries 2 Z 87.
Brauch m. 1. gebrauch, Verwendung
I, 1, 4. II, 4, 48. 5. 65. 2. sitte
1, 1. 15. 5, 96.
Brauchen 1. etwas gebrauchen, üben
II, 2, 36. III, 4, 90. 2. bedürfen,
nötig haben III, 4, 92. 3. coire
cum puella III, 9, 87.
Brftuchlich üblich I, 5, 53.
Brechen 1. bearbeiten (den acker) II,
1 0, 36. 2. schneiden (pfeifen) I, 3,
95. III, 1, 45.
Brennen 1. verbrennen III, 10, 9.
2. entzündet werden I, 1, 6. 3.
durch den blick es einem antbun
I, 8, 84.
Briefedcl durch diplom geadelt I, 3,
30.
Brillenfutter br.-futteral 1 Z 32.
Bringen 1. herbeiführen II, 1, 24.
verursachen II, 1, 38. 2. ein Kind
br., gebären I, 6, 86. II, 4, 78.
III, 9, 9. 10, 39.
Brinnen (prset. bran. part. gebron-
nen) intr. brennen II, 3, 59, v. 113.
Bruch m. schaden III, 4, 57.
Bruch m. und n. sumpf, schmutz A
13, V. 18.
Bruch f. (ahd. pruoh. mhd. bruoch.)
d. hose II, 6, 73.
Brunft f. (mhd. brunft) coitus, begat-
tung III, 2, 64.
Brunst f. (ahd. prunst) 1. feuersbrunst
I, 1, 91. II, 7, 7. 2. glut, leiden-
Schaft, begier II, 1, 37, v. 37. II,
1, 85. III, 1, 32.
Brünstig glühend, leidenscbaftliob II,
6, 23. III, 6, 13.
Brustgewächs n. die fraucnbrüste
III, 9, 63.
Bübeln 1. bubenstreiche machen, bü-
bisch handeln II, 2, 97. 4, 73. 2.
sich knabenhaft benehmen III, C, 10.
Buchführer buchhändler II, 7, 99.
Bug m. beugung III, 8, 4.
Buhlen 1. lieben, der liebe pflegen
III, 4, 68. 2. den bof machen I,
6, 26. II, 2, 36. 3. sich bewerben
ZD 59.
BubIgejägde n. jagd nach buhlerei
II, 7, 28.
Bulle f. Urkunde, diplom I, 3, 30.
Builenedcl durch ein diplom geadelt
I, 6, 97.
Bund ra. der einband eines baches
III, 8, II. , ^
Bürtig abstammend III, 5, 48.
Busem m. (mhd. buosem) busen I,
4, 92.
Büßen die lust, sie befriedigen III,
6, 57.
Cantorstücke waldgesänge A 15,v. 64.
Gappe m. (gr. xa:c(uv lat. capo, capus)
der kapaun, kapphahn, zum c. ma-
chen, entmannen III, 5, 99.
Carmesin (it. carmesino) hochrotb I,
7, 81.
Gartaune (mlat. quartana) kurze, dicke
kanone li, 8, 96.
Gasteien (lat. castigare) f. strafen,
züchtigen I, 2, 69. III, 9, 57. 2.
durch fasten quälen II, 3, 77.
Ghimisten Chemiker II, 1, 53. I,
54.
Goncipiren(concipere)empfangen(Tom
weihe) I, 5. 4.
Gonfecten (fr. conütures) näschereien
aus zucker I, 8, 31. III, 1, 44 ZD
128.
Gontext m. (lat. contextus) redever-
bindung I, 5, 4.
Wortregister.
757
Contribution f. durch Soldaten erhobner
beitrag, brandschatzung I, 7, 78.
Corallinen von corallen II, 1, 38.
Costns ein medicament II, 4, 22.
Crcdenzen vorkostend darreichen I,
9, 79.
Curassirer cürassier II, 4, 82. *
Da 1. (mhd. dft) meist getrennt von
präposit. u. adv. in relat. sinn II,
5, 4. 10, 68. III, 2, 44. 2. (mhd.
du) demonstr. in beziehung auf die
zeit II, 1, 12.
Dafür vorher; dafürche,bevorIII,7,85.
Dahin danieder, zu boden I, 10, 84.
Dahinstehen impers. es ist nicht zu
entscheiden III, 5, 78.
Dämmen 1. einengen, beschränken
II, 7, 67. 2. schwelgen ZD 228.
Dampfig dumpfig geworden I, 8, 45.
Dämpfen 1. mildern, mäßigen, be-
siegen I, 3, 32. 4, 23. 9, 54. 9,
61. II, 1, 78. 5, 12. 2. getränke
durch schwefeldämpfe wohlschmec-
kend machen I, 3, 4, v. 34.
Dann 1. adv. = denn I, 5, 12. 5, 62,
V. 5. 6, 33. 6, 34. III, 8, 72. ZD 84.
= als nach comparat. I, 4, 27. 5,
53. 2. verstärk, fragepart III, 2,
73. ZD 52. 139. 151. 3. im sinn
einer conjunct. = da. quum. 1, 10, 95.
Dannenher daher, deshalb I, 1, 85.
2, 3. 2, 16.
Daran relat. = woran 1 Z 31.
Darhinder dahinter 2 Z 44.
Darum daß, deshalb weil I, 7, 32
und öfter.
Daß elliptisch statt der sonst bei L.
gewöhnlichen form : wie daß = wie
kommt es daß I, 1, 43. II, 4, 27.
III, 5, 63. nur daß = außer daß
ni, 5, 19.
Decken 1. bedecken, verschleiern l,
5, 93. III, 1, 21. 2. verbergen
(meist etwas böses) I, 10, 61. 8.
futucrc II, 7, 55.
Degen m. (mhd.) der held III, 6,
13, V. 13.
Demnach als, conj. = je nachdem II,
10, 59.
Denken 1. sich erinnern III, 8, 17.
2. auf etwas d. III, 1, 73. an et-
was I, 5, 45 Q. y. a. von etwas,
vorr. z. 3. taus. 3. dahin d. = fol-
gendermaßen schließen II, 3, 27.
4. glauben, sich vorstellen I, 8,
45. 5. impers. es denkt mich =:
ich erinnere mich I, 1, 84.
Denn 1. adv. der zeit =: dann I, 2,
23, v. 4. 2. adv. des grundes = dem-
nach, also I, 2, 23, V. 1. 3. nach
comparat. = als I, 3, 80.
Derselbe = derjenige III, 10, 54.
Der die, dasselbte = derselbe I, 1, 44.
7, 86. m, 5, 65.
Deube f. (ahd. diuba, mhd. diube)
diebstahl III, 9, 8.
Deuten bedeuten HI, 3, 19. 2 Z. 61.
ZD 52.
Deutung bedeutung, sinn II, 8, 47.
Dienst m. diener II, 3, 71.
Dieserlei adv. von solcher art II, 6, 86.
Diesfalls, dieses falls, in diesem falle
I, 2, 38. 2, 59. Vorr. z. 3 taus.
Dieweil so lange als I, 4, 47.
Ding n. 1. läge, umstände II, 5, 83.
ZD 214. 2. bei guten dingen, fröh-
lich und heiter III, 1, 53. 3. ge-
schlechtsglied I, 8, 20, y. 7. II, 1,
25. 4, 13. ZD 243.
Dingen 1. miethen ZD 111. 2. unter-
handeln in, 6, 13, y. 56.
Discretion, am d. .«pielen, um die ehre,
nicht um geld spielen? II, 1, 62.
Doctors dank dank fQr gelungene
heilang III, 3, 24.
Dohnen - Stellwerk Vogelfang durch
schlingen (dehnen) ZD 111.
Dorf voll (schles. durffel) wie armfei,
hamfel gebildet I, 7, 11. (A. Gry-
phias geliebte dornrose IV, 2.)
758
WortregUter.
Dorn pl. dorner ZD 146. dörner, I, 7, 6.
Drang, bedr&ngnis, leid 11, 2, 8, v.
19. III, 9, 35.
Drängniß dasselbe II, 9, 7.
Dreigeeckt mit drei ecken versehen,
dreizackig III, 9, 43.
Dreinfallen dazwischen, dazakommen
m, 5, 5.
Dreaen (mhd. dröuwen) drohen III,
4, 78.
Dringen 1. sich bewegen z. b. unter
sich = nach unten I, 2, 28. 2, 95.
2. abnötigen, auf etwas dringen
I, 7, 27. ZD 93. 3. sich drängen
I, 8, 61, V. 26.
Drüber relat. := worüber, über welche,
hier: deren III, 4, 38.
Ducken, sich, s. bücken II, 9, 3^
Dnnkelei dünkelhaftigkeit, anmaßung
III, 8, 4.
Dünken 1. wHhncn. meinen III, 4,
8. 2. sich dünken, sich einbilden
III, 4, 45.
Dupelmann doppelzüngiger, zweideu-
tiger mensch II, 2, 3, v. 44.
Dnpeln, bände d., bandschlag geben
III, 5, »1.
Dupler (lat duplus) doppelter I, 2, 6.
II, 3, 26. ZD 208.
Durch und durch durchweg, durch-
gängig UI, 3, 32. 5. 36. durch
hin sein, überstanden haben 1 Z
102, V. 61.
Durchächten in acht und bann thun
I, 4, 60.
Durchschnitt, nach dem d. malen =
im profil m. 1 Z 183.
Durchwürken durch und durch ar-
beiten, (bes. den teig) hier die
menschen II, 10, 36.
Dürfen 1. bedürfen (entw. mit d. gen.
oder acc. der person resp. sache)
1, 2, 62. 3, 57. 4, 86. 11, 1, 28.
2, 6. 5, 15. 7, 41. 9, 91. III, 3,
77. 4, 10. 5, 32. 8, 74. 10, 18.
10, 70. A 8 ▼. 5. 2. grand,arMobe
haben, nötig haben, braneben I, 2,
9. 3, 4. 4, 38.
Dürr 1. vertrocknet III, 8, 45. 2.
dürre verbrettend I, 3, 80. 8, 99.
3. ungemildert I, 9, 44. 4. offen,
• unverhüllt 2 Z 102, v. 34.
Eben 1. gleich, gleichmäßig, angeroe-
ßen 1,3, 78. 8, 74. v. 18. ZD 171.
2. recht, willkommen I, 4, 34. H, 4,
62. III, 2, 15. 8, 25. ZD 104. 180.
Ebenmäßig in gleicher weise III, 6. 92.
Ebenselbter eben derselbe I, 2, 17.
Edel adlig I, 3, 30.
Edelhaut f. cutis nobilis III, 1, 72.
Eh als, bevor I, 3, 71. II, 6, 42. 7,
16. 1 Z 141, eh daß II, 6, 7.
Ehegunst f. favor conjugalis I, 10, 2.
Ehesten, am e. = am schnellsten II f,
4, 76.
Ehstes ehestens, nächstens I, 1, 90,
2, 77. 7, 48. II, 2, 22. 4, 37. III,
1, 77. 9, 55. A 15, v. 109.
Ehrbruch m. honoris violatio I, 8, 8.
Ehrengeiz m. ehrgeiz II, 7, 78. Aehol.
Zusammensetzungen: ehrenlicht 2
Z 102, V. 40. ehrensucht I, 6, 78.
Ehrenrichter (der Rhein) I, 6, 14. Zur
Sache vgl. epigr. symm. heroic.
adesp. 82; bei Brunk anall. III,
s. 150.
Ehrung f. geschenk 1 Z 27.
Ehvolk n. eheleute II, 8, 35.
Eicheln im deutschen kartenspiel II,
8, 36.
Eifer adj. beißend, scharf, H, 6, 34.
Eifern sich = sich ereifern III, 10,
42.
Eigen adv. genau I, 1, 49. 3, 14.
III, 3, 13. (Lessing: selber?) 6,
61. 9, 50.
Eigenschmach als gegensatz zu ei-
genlob gebildet II, 5, 31.
Eigenständiges wort = substantiTum
I, 5, 88.
Wortregister.
759
Eigenthum f. die EigeDtümlichkeit
III, 6, 43.
Eignen sich schicken, sich ziemen I,
8, 77. II, 8, 71. 2 Z 100, v. 10
(hier vielleicht richtiger: angehören,
wie Schiller in „ideal und lebena:
nur der körper eignet jenen mäch-
ten u. s. w.).
Eigner eigentfimer II, 7, 98.
Ein, in ein, in einerlei weise III, 5, 36.
Einbauen mit in und aco. anbauen
I, 3, 52.
Einbrechen hereinbrechen, erscheinen
A 17. II, 6, 25.
Einbringen 1. nachholen I, 7, 96.
II, 7, 79. III, 2, 24. ZD 108. 2. vor-
bringen, proferre. II, 1, 82. 3. obsc«
in vulvam II, 4, 13.
Einbrocken brocken in die suppe
schneiden; dann überhaupt: zube-
reiten I, 1, 90 V. 6.
Eines, gleichen sinnes, einig I, 1, 17.
Eingehen 1. beginnen II, 8, 83. 2.
vorgehen II, 2, 70 v. 40. 5, 36.
Eingezogen adj. bescheiden II, 3, 59
v. 193.
Einig adj. einzig, alleinig I, 8, 67.
III, 1, 76.
Einkommen 1. hineinkommen II, 8,
88. III, 4, 92. 9, 96. 2. einfal-
len, in mentera venire II, 4, 89.
3. obsc. in vulvam III, 3, 48.
Einlegen 1. einpacken 1 Z 201 v.
80. 2 Z 2. 2. zurücksetzen, auf-
geben III, 6, 41.
Einrathen hinzufügen? III, 3, 72.
Einräumen einräumen 2 Z 19.
Einreiben 1. einschärfen II, 1, 41. 2.
sich c., sich eindrücken HI, 9, 71.
Einrichten einkleiden ZD 176.
Einsanfen in sich hinein trinken 11,
5, 32. 2 Z 39.
Einschlafen trs. einschläfern 111,5, 89.
Einschlag m. linnene oder papieme
streifen, die, mit schwefel überzo-
gen, in den wein gehängt werden,
um ihm färbe und geschmack zu
geben I, 3, 4 v. 36.
Einsitzen ein stück zeug durch häu-
figen gebrauch kürzer machen (ähn-
lich es lauft ein) II, 9, 42. (vgl.
verseßen III, 6, 48 v. 44.)
Einstimmen bei-zustimmen II, 5, 40.
Einteigen mehl durch waßer in teig
verwandeln I, 3, 4 v. 26.
Eintreiben (im gegensatz zu auftrei-
ben) verkleinern II, 3, 13 v. 8.
Einverhöhlen verbergen , vergraben
III, 10, 45.
Einwerben divertere, einkehren II,
5, 88.
Einwollen, nicht e., nicht in den sinn
wollen III, 1, 66.
Einzier einzelner III, 9, 24. 1, 2, 6,
10, 97.
Eire pl. von el III, 9, 34.
Eisen adj. (mhd. isenin) eisern III,
7, 100. die form eisern ebenda.
Eitel n. eitelkeit III, 6, 16. 1 Z 178.
Eitel adv. vor subst. und acy* =■ bloß,
nur, lauter I, 6, 61. II, 1, 38. 9,69.
Ele (sohles.) eile II, 9, 42. III, 4,
58. 5, 32. 8, 92. 9, 48.
Elementisch verwünscht, verflucht I,
8, 49.
Elend n. (ahd. elilenti, mhd. eilende)
I. Verbannung, die fremde ZD 64.
(so nach Uhland: jedem ist sein
elend finster; jedem lacht sein Va-
terland.) 2. Jammer und npt I, 1,
6. 2, 88.
Eitervater (-mutter), ayos, proavua
I, 1, 17.
Emse f. (bei Alberus emes) ameise I,
8, 61. (schles. dmße.)
Ende geben c. dat. 1. ein ende bereiten,
etwas aufhören laßen 1 Z 100. 2.
aufhören etwas zu thun III, 4, 18.
Endlichen (mhd. endeliche) adv. zu-
letzt ZD 120.
760
Wortregister.
Englisch (mhd.) engelgleich 2 Z 68.
ZD 142.
EntAussern, sich, sich entfernen, da-
her fehlen III, 8, 45.
Entbrechen 1. hervorbrechen, ge-
schehen I, 8, 27. 2. sich entb.,
sich enthalten, befreien II, 1, 88.
1 Z 67. 2 Z 97 V. 46 (so noch
Lessing, Nathan d. w.)
Entbrinnen prset. entbran (ahd. in-
prinnan) entbrennen I, 1, 73. 11,
1, 38 V. 72. 1 Z 201 V. 12.
Entdecken entblößen 2 Z 102 v. 89.
Entfangen, (ahd. intfl^han) empfangen,
concipere ZD 134.
Entündniß empfindung II, 8, 26.
Entgegen legen in den weg legen II,
10, 60.
Entgegen- machen, sich, sich entge-
genstellen 111, 8, 90.
Entgegen stehen entgegen treten IIl,
8, 98.
Entgehen entschlQpfen, herausfallen
I, 8, 93. 10, 57. 2 Z 44.
Entgelt m. Vergeltung, lohn I, 7, 96.
m, 5, 69.
Enthalten, sich 1. verweilen, sich auf-
halten in, 3, 52. 2. sich halten I,
4, 60.
Enthärt enthaart III, 4, 52.
Enthenken loshenken, nachlaßen 2
Z 102 V. 143.
Entjungfern III, 6, 86.
Entnehmen wegnehmen [1 , 87.] 1, 1, 19.
Entpor (mhd. enbor) empor III, 10,
48; dafür auch in die por (ahd.
in por) II, 3, 57. 10, 36. 2 Z 97
V. 50. 2 Z 102 V. 166.
Entrathen entbehren I, 8, 72. 8, 25
V. 40.
Entlauben rauben I, 8, 33 v. 16. '
Entsatz m. das entsetzen II, 3, 12.
3, 59 V. 12.
Entschieden, hoch c., völlig entschie-
den I, 1, 82 V. 7.
Entschließen prss. entschleußt, aus-
schließen I, 7, 10.
Entstreifen, sich, sich losstreifen I,
2, 38.
Entwenden, sich, sich entfernen A 15
V. 36.
Entwcrden entkommen 11, 3, 9.
Entzücken entziehen III, 2, 9.
Eramen (mhd. arhSn) erwerben I,
10, 66.
Erbieten darbieten II, 1, 38 v. 42.
Erdegeist m. ein geist, der am irdi-
schen haftet I, 1, 3 v. 15.
Erdeklumpf m. erdkloß II, 10, 24.
Erdenbau erdbauten III, 8, 56.
Erdensohn vgl. mondensohn III, 4, 81.
Erdisch adj. irdisch III, 4, 35.
Erfahren n. die erfahrung III, 5, 77
V. 7.
Erfrören erfrieren laßen III, 10, 99.
Ergetz m. das ergötzen I, 5, 88. 6, 74.
Erheben 1. in empfang nehmen, ein-
ziehen 1 Z 10. III, 4, 63. dank er.
III, 1, 66. 2. aufheben A 8 v. 43.
Erhellen hell sein II, 4, 17.
Erinnerung f. ermahnung, wamung
1, 9, 85. 1 Z 8.
Erkennen 1. cognoscerc feminam II,
9, 77r 2. pass. erachtet werden I,
2, 88.
Erkiesen erwtthlen I, 6, 29. II, 2,
64. III, 3, 14. 2 Z 97 V. 28. ZD
80. 154.
Erkriegen (mhd. erkrigen) erlangen,
bekommen I, 5, 8. II, 2, 50.
Erkühlung kühinng III, 10, 32.
Erlaben erfrischen III, 7, 49. ZD 76.
Erlaub m. die erlaubnis II, 3, 58 v. 27.
Erleiden leid machen, verleiden III,
3, 14.
Erlesen auswählen 2 Z 25. ZD 208.
Erlusten belustigen ZD 76.
Ermangeln intr. = es mangelt III,
8, 78.
Ernte f. gewinn I, 3, 4 v. 39.
Wortregister.
761
ErrJSthen, sich, für das intr. errötfaen
III, 5, 56.
Ersitzen festsitzen, stocken, stillstehen
II, 5, 39 V. 7.
Ersorgen durch sorgen erlangen II,
8, 87. 10, 80.
Ersprießen ersprießlich sein, gedeihen
I, 1, 90.
Erst ady. statt des adj.: der erste
(abdruck) III, 2, 55. von erstem =
anfangs I, 7, 51. 9, 12.
Erstecken (mhd. erstecken) ersticken
laßen, dämpfen I, 8, 92. 9, 19. II,
3, 75. 1 Z 140. 2 Z 59. 102 v. 59.
Erstlich 1. zuerst II, 1, 12. I, 2,83.
9, 12. 1 Z 123. 2. zum ersten mal
III, 2, 79. A 8.
Erstrecken 1, erweitern, vergrößern,
verlängern I, 8, 99 v. 97. II, 9,
35. 2, 70 V. 29. 1 Z 32. 140. 2.
reflex. III, 7, 30. •
Ertödten tödten III, 5, 56.
Ertrachten nach etwas trachten [1,
98] V. I, 2, 26.
ErvöUen voll machen, anfüllen II, I,
30. 8, 8. 10, 12. III, 1, 69. 2, 79.
3, U. 10, 83. ZD 129.
Erwarmen auf etwas, hitzig, eifrig
sein auf etwas I, 9, 3.
Erwaschen (mhd. erweschen) I, 7. 52.
Erwehren n. die abwehrung I, 6, 100.
Erwlnden, sich, sich unterwinden, wa-
gen ZD 62.
Erworgen intr. ersticken II, 5, 26.
Erzt n. erz I, 5, 3. 2 Z 37.
Eselleute im gegensatz zu edelleute
I, 1, 87.
Eselfresser die schlesier, weil sie ei-
nen esel statt eines hasen gefreßen
I, 7, 77.
Evenäpfel die wciberbriistc III, 9, 64.
Ewig n. die ewigkeit I, 1, 21.
Ewigheit [1, 3] I, 10, 58.
Ewigsc'in n. das ewige leben I, 1,
3 v. 12.
Fablerei geschwttts II, 3, 59 t. 171.
Factor Unterhändler 2 Z 102 v. 163.
Fadem fQr faden (ahd. fadam, mhd.
vadem) ZD 138.
Fahl, auf einem fahlen pferde jemanden
ergreifen, sprichw. jemanden auf ei-
ner lüge oder treulosigkcit ertap-
pen 11, 1, 47.
Fahren (mhd. varn) ziehen I, 3, 7.
Fahrt f. Strömung I, 1, 32. II, 3, 99.
Fall Unfall bes. im pl. I, 7, 46. III,
2, 95. A 22 V. 4. 2. einsturz I, 9,
69. 3. vergehen, sündenfall 2 Z
102 V. 141.
Fallen 1. zufallen ZD 252. 2. gleich
fallen entsprechen III, 7, 94.
Fällig in silnde fallend III, 4, 15.
Falsch n. falschheit I, 3, 41.
Falsch adj. 1. fUlschlich III, 7, 43.
I, 9, 12. 2. gefälscht I, 3, 4 v. 29.
Fangen auffangen I, 2, 8. nachricht
f. ZD 130.
Farbe halten, echt sein II, 3, 12.
Farben färbe haben, in der färbe zu-
sammen passen III, 7, 84.
Fasse pl. von faß I, 9, 14.
Fassen 1. einfaßen, einschließen III,
1, 22. ZD 54. II, 6, 67. 7, 96. 2.
er-, auffaßen III, 7, 31. 3. festhal-
ten, zügeln II, 3, 58 v. 1. 4. ein-
richten, ausstatten I, 8, 18. ZD
128. III, 6, 13 V. 38. 5. sich f. =
sich befaßen mit etwas I, 10, 97.
Fast mhd. recht, sehr II, 3, 15. IIl,
9, 2.
Fabtnacht laufen, possen treiben, ver-
kehrtes thun 2 Z 61. vgl. II, 10, 32.
Faul n. die faulhcit 1 Z ^01 v. 102.
Fäule f. fäulnis III, 10, 63. ZD 42.
Fäulen fehlerhaft statt des intr. fau-
len = faullenzen II, 10, 33.
Faust = band I, 1, 1.
Feber n. (lat. febris) fieber II, 4, 24.
4, 45. 4, 62. 4, 78. III, 6, 89.
Fechel m. fächer 11, 7, 5.
762
WortregiMter.
Fechten trs. ausfeobteD, abwehren I,
8, 61 V. 1.
Fcchtrisch fecht-, kampflustig III, 7,
24.
Federfeld n. das bett II, 3, 59 v. 179.
Federlich mit der feder hergestellt
III, 2, 54.
Fehlt, es f. nicht =: non multom abest.
II, 6, 39. 2 Z 98 V. 33.
Feigbohne f. (mhd. vicbone) lupinus,
als heilkraut gegen feigwarzen an-
gewendet II, 4, 22.
Felde, zu f. wohnen, für alle offen
daliegen, allen preis gegeben sein
ZD 54. pl. felden. A 15 v. 31. I,
8, 99 V. 81.
Feme adv. weit ab vom ziel III, 7,
18. von ferne I, 4, 10. v. fernem I,
7, 79. d. comp, femer 2 Z 102 v. 123.
Fertig 1. bereit, geschickt I, 2, 73,
2. geläufig II, 3, 59 v. 76.
Fest durch zaubermittel gegen hieb
und stich gesichert I, 7, 22. II, 9,
88 V. 6.
Festmachen d. verb. zu dem vorher-
gehenden I, 4, 56. 4, 57. 4, 58.
8, 39. 8, 46. II, 9, 88.
Fe8t(e)macher m. die andre hieb-
und stichfest zu machen vorgeben
I, 4, 56. 4, 57. 4, 58.
Fette f. das fett UI, 2, 5.
Feuchten befeuchten 1 Z 201 v. 68.
Feuereisen n. der feuerstahl II, 8,
88.
Feuerfeld n. die hölle lU, 10, 96.
(Grimm die küche?)
Feuerspiegel m. brennspiegel ZD 159.
Feyern von etwas, mit etwas aufhören
1, 2, 14.
Filz m. geizhals ZD 253.
Filzigkeit f. schmutziger geiz III,
2, 27.
Finanzen wuchern II, 5, 14.
Finden, sich herf., sich einfinden, her-
kommen I Z 99.
Findig, findlich: leicht zu finden 11,
1, 35. 2, 70 V. 6.
Finster f. (mhd.) finsternis I, 4, 13.
Fischtrunk m. waßer ZD 90.
Fleck m. stück, klumpen III, 8, 38.
Flegelkappe f. lederne kappe zur
befestigung des flegelklöppels an
die handhabe III, 1, 24.
Fleisch, alles fleisch, alle menschen
(bibl.) III, 2, 61.
Fleiß, mit fleiß, mit absieht I, 7, 86.
Fleißen, sich, sich befleißigen II, 3,
37. 3, 56.
Fließen, hat gefl., so nähert sich die
intr. bedeutnng der transit.: „bat
mit sieb geführt'* 1 Z 201 v. 17.
Flitte f. Werkzeug zum aderlaßen
I, 7, 44,
Flüchte pl. von flucht III, 2, 62.
Flüchtig, sich fl. stellen, schußgerecht
werden (vom fliehenden wild), hier
übertragen II, 1, 37 v. 28.
Flugs augenblicklich I, 2, 18.
Fodern für fordern I, 3, 73. III, 1,
66.
Födern promovere, fördern UI, 1, 5.
4, 28.
Folge f. 1. folgsamkeit II, 3, 64. 2.
Wirkung, nachdruck III, 7, 81.
8, 55.
Folgends in der folge, nachmals 1
Z 106. III, 9, 5.
Forder vorn ZD 248.
Forschen c. acc. d. pers. erforschen
n, 8, 81.
Fortkehren, sich, (part. prnt. fortge-
kahrt) sich nach etwas richten
2 Z 18.
Fortmehr fortan, von nun an I, 3,
10. II, 1, 83.
Fortstellen fortaetzen II, 9, 65.
Fragen 1. auf etwas, für: nach et-
was 1, 2, 72. 2 Z 102 V. 45. 2.
mit aec. d. suche, fr. nach etwas,
suchen II, 6, 58.
Wvrtregigter.
763
FranzoseD, die, die lustsenohe II, 3,
37. 1 Z 149. 151.
FraDzösisch morbo gallico correptus
1, 5, 92.
Fräßig gefräßig I, 1, 63.
Frauenkrankheit f. menstrnatio II,
4, 22.
Frauenmüntze ein kraut, mentha vi-
ridis in, 2, 51.
Frauenzimmer 1. das zimmer der frau
II, 1, 62. III, 5, 48. 2. mädcben
II, 10, 46.
Frech n. frechheit 1 Z 87.
Frechlich adv. von frech II, 1, 96.
Frei n. freiheit 1, 2, 31. 2, 57. II, 10,
21. III, 10, 73.
Frei stehen zu geböte, zur Verfügung
stehen III, 2, 80.
Freien 1. trs. befreien I, 8, 61. II,
2, 70 V. 70. 10, 24. III, 1, 38. 2,
42. 2. intr. frei sein II, 8, 42. 3.
werben um jem. I, 8, 99 v. 33.
II, 3, 62. III, 6, 59. nach etwas
II, 3, 47.
Fremd adj. befremdend, unerhört I,
3, 33.
Freunden, sich zu jem., sich mit jem.
befreunden I, 1, 74.
Frevlerplan m. die bahn der frevler
I, 8, 61.
Frevlich freventlich II, 8, 15.
Friede m. noch mit der urspr. starken
biegung 1 Z 201
Frisch n: gosundheit II, 2, 88. adj.
neu I, 3, 67 v. 4. III, 3, 27. 9,
51.
Frischen erfrischen III, 9, 76.
Fristen bewahren, schützen I, 8, 99
V. 58. III, 8, 80.
Froh worden sich freuen III, 10, 90.
Frosch eine gcschwulst unter der
zunge II, 8, 4t.
Frachten fnicht tragen II, 5, 56.
Friiltinutter ein mädchen, das eher nie-
der k um iigi^ «J9#ie frau ist II, 6, 58.
Fuchs m. das feil des fuchses 2 Z
102 ▼. 93. den f. streichen, schmei-
cheln, zu gefallen leben A 11 v. 12.
Fttohsschwänzerei f. niedrige Schmei-
chelei und heuchelei 2 Z 102.
Fug m. 1. gelegenheit II, 7, 58. III,
4, 5. 2. vortheil 2 Z 102 v. 78.
fug haben 1. ein recht haben auf
etwas II, 5, 68. 2. passend, schick-
lich sein III, 8, 4. 9, 31. 2 Z 69.
Füglich mit recht und schicklichkeit
I, 9, 73. II, 9, 93. in, 8, 46. 10, 88.
Führen 1. einführen I, 7, 53. 2. eine
person f., sie vorstellen ZD 74.
3. haben I, 1, 79. II, 8, 29. 10,
15. 4. hinwegführen III, 8, 3.
Fundregister n. inventarium III, 4, 63.
Für präp. 1. vor I, 1, 28. 5, 43. 8,
99 V. 14. III, 4, 87. (fürlieb vor-
lieb). 2. anstatt, statt I, 5, 50. III,
3, 68. ZD 41. 80. 3. vor, im sinne
von: mehr als II, 4, 17.
Fürbei vorbei I, 1, 25 v. 14.
Fürbilden, sich, sich einbilden III,
3, 12.
Fürbrechen, sich, den vorrang ablaufen
II, 6, 100.
Fürkommen vorbeugen III, 9, 91.
Fürlängst vor langer seit 3 Z 62.
I, 1, 4.
Fürlieb annehmen c. aoQ. d. saobe
oder 0. pr»p. mit I, 8, 14. 11, 2, 89.
Fürsetzen preferre I, 8, 99 v. 107.
Fürspannen verspann gewähren, bildl.
beistehen 1 Z 75. III, 3, 70.
Fürst^l^sas^BOfr f. die verwaltende
behörde eines fürsten I, 7, 63.
Fürstoften zustoßen aocidere III, 9, 46.
Fürüber vorüber III, 9, 16. 2 Z 60.
Für und für, fort und fort I, 5, 71.
6, 61.
Futter n. futteral, scheide 1 Z 32.
Gach adv. (mhd. gäcb. Iwein) 1. hit-
zig 2 Z' 90. 2. unüberlegt, un-
.TMtMig fO) 165.
764
Wortregister.
Gaden in. (mhd. gadem n.) gemach
1 Z 168.
Galgaten, scherzhaft gebildet Dach Sol-
daten, leutc, die nicht sold, son-
dern den galgen verdienen, Ähn-
lich radaten I, 10, 47.
Gänge adj. (mhd. genge) 1. im gange
in, 3, 46. 2. übcrtr. gelftnfig II,
I, 38.
Gar adj. und adv. (mhd. gar und
gare) 1. bereit, fertig I, 2, 75. A
22 V. 4. 2. vollends, ganzlich III,
6, 30. 2 Z 49. alle gar, allezu-
sammen I, 2, 99. 3. nicht gar! ab-
weisender ausruf: warum nicht gar!
HI, 5, 9.
Garmänner die dentschen, fälschlich
abgeleitet aus germani II, 3, 38.
Garstig, als adv. II, 9, 44.
Garte m (mhd. garte, ahd. karto) gar-
ten II, 3, 59 V. 19. ZD 75.
Garweiber gebildet nach garmänner
II, 3, 38.
Gastiren als gast aufnehmet! II, 8, 72.
QaUe m. für d. fem, die gattin, III,
8, 29.
Gaukelmann närrischer mensch I,
7, 36.
Gaukeln närrisch sein III, 4, 80. 2
Z 102 y. 116.
Gebären allg. hervorbringen I, 6, 87.
Gebäu n. bauwerk, baumaterial III,
10, 54.
Geben eine rolle darstellen, spielen
A 13 V. 21.
Gebette n. ein vollständiges bett II,
10, 43.
Gebildt eingebildet 2 Z 98 v. 16.
Geblasst blass gemacht, geängstigt
11, 2, 70 V. 10.
Geblüroe n. blume 2 Z 100 v. 21.
Geblote n. blut III, 5, 48.
Gebrauchen, sich, sich bedienen 1
vorrede.
Gebruch m. (mhd. gebreche, ebenso
it IV7, 91.
noch bei Klopstock) mangel II, 7,
59. 8, 27. 111, 2, 42.
Gedächtnis n. todtengedäcbtnis, re-
quiem I, 5, 24.
Gedenken 1. denken III, 4, 87. d.
an etw. I, 3, 4 v. 29. 2. bedenken
II, 7, 58.
Gedenkknnst gedächtniskunst, mne-
motechnik III, 8, 17.
Gedieg n. die gedie|[enl
Gedieglich gedeihlich U, 2, 75.
Gedinge n. (mhd. gedinge n.) boff-
nung II, 2, 3 v. 6.
Gedränge adj. eng, unangenehm, web
n, 3, 59 V. 82.
Gedrittct dreifach III, 5, 48.
Gefach (mhd. gevage) adv. frei, un-
genirt II, 3, 59 v. 42.
Gefährde f. gefahr II, 2, 6.
Gefährt in gefahr gebracht, gefährdet
in, 10, 76.
Gefasset versehen ZD 128.
Geflitter n. tand, nichtigkeit III, 5, 48
V. 40.
I
Gefräße n. schmaus ZD 50.
Gefreit (in recht) d. Vorrecht ertbeilt
als recht zu gelten ni, 1, 38.
Gegen c. dat. gegenüber, im vergleich
in, 4, 47.
Gegleichet pass. von gleichen, gleich
gemacht III, 5, 48 v. 27.
Gegulden part. pass. von gelten III,
5, 76.
Gehen 1. vergehen 11, 2, 54 v. 12.
2. drauf naus g., darüber hinweg
gehen, zu boden treten III, 1,89.
3. g. auf etw., verwendet werden
2U etw. III, 7, 100.
Gehöhn n. höhn 1 Z 51.
/Gehörne n. gehirn I, 3, 28. [2, 96.]
Gehorsamen gehorchen ZD 20.
Gehorsamspflichten abgaben, sportein
III, 7, 100.
Geilen geil sein ZU 138.
Geizwanst m. geiihik n, 1, 44.
Wortregister.
765
Gcjftgde n. das gejage, das jagen II,
7, 28.
Gekabrt für gekehrt 1 Z 145.
Geldwolf m. geldgieriger mensch 1 Z
169.
Gelehrt belehrt, unterrichtet II, 7, 14.
Gelosen frei, los werden, entbehren
I, 6, .49. II, 3, 37. 5, 16. 5, 34.
Gelten 1. ein darleben wiedererstatten
II, 4, 26. 2. nützen, helfen III, 5, 76.
Geraach m. u. n. ruhe, bequemlicb-
keit I, 5, 83. III, 6, 6. ZD 35.
A 11 V. 13. Gemach than, bed&chtig
handeln I, 2, 90.
Gemalt hier: unwahr, täuschend II,
6, 15 V. 6.
Gemäßig (mhd. gemsBze) angemeßen
I, 10, 69.
Gemeine 1. allgemein, gemeinsam
II, 10, 64. III, 2, 63. ZD 186.
A 22 V. 6. 2. gewöhnlich I, 2, 71.
3, 17. II, 2, 54. 3, 64. 5, 46. III,
5, 6. 6, 58. 6, 80. 7, 34. in ge-
meine, gemeinsam I, 1, 59.
Gemeinschaft f. yertraulicbkeitll, 3, 64.
Gemerke n. merkmal II, 6, 20. III,
1, 39. 4, 52. G. nehmen merken,
wahrnehmen I, 1, 42.
Geneigt gebeugt, gedemütigt II, 6,78.
Genesen (mhd. genSsen) gerettet wer-
den III, 3, 53.
Genieß m. 1. nutzen, nießbrauch III,
2, 37. ZD 52. 2. genuß 1,4,71.
6, 74.
Genießen 1. trs. gebrauchen, anwen-
den III, 8, 96. 2. ein weih g., sie
gebrauchen I, 1, 89. III, 9, 37.
3, c. gen. nutzen haben von etw.
III, 7, 5. 8, 50.
Genießleute nutznießer I, 9, 98.
Genießlich vortheilsüchtig 1, 3, 4 t. 38.
Gcnießlich sein genuß, nutzen ge-
währen II, 4. 73.
Genüglich genügend, genugsam I, 3,
80. III, 6, 13 V. 68.
Gepccht mit pechfackel versehen II,
2, 50 V. 18.
Gerade f. (früher n.) brautgut I, 7, 90.
Gerathen geholfen III, 7, 48.
Geräumt geräumig I, 5, 27.
Gerechtigheit II, 10, 19.
Gerichte n. beurtheilung ZD 221.
Gerichtlich adv. gericht haltend III,
4, 74.
Gerücht n. ruf III, 6,2. 6,13. 8,37.
9, 2. 9, 3. ZD 221.
Gerühme n. rühm 2 Z 100 v. 20.
Geschicke n. 1. art sich zu schicken
in etw. ZD 230. 2. geschicklichkeit
III, 1. 47.
Geschmeiße n. Ungeziefer 1 Z 198.
Geschwinde adv, (mhd. swinde) stark,
heftig III, 8, 14.
Geschwister n. im singul. 2 Z 73. 224.
Gesehn, hoch g., wol angesehen, hier
doppelsinnig: mit hohem rücken
verseben III, 3, 23.
Geselle gcnoße 2 Z 102 v. 76.
Gesetzling m. spöttisch für gesetz-
kundiger (ähnl. gebildet wie dichter«
ling) III, 3, 81.
Gesichert versichert II, 2, 70 v. 31..
Gesonnt der sonne ausgesetzt 1 Z 168.
Gespenst n. truggebilde, hier mit dem
nebenbegriff des neidischen III, 7,73.
Gespracbt part. v. sprachen (mhd.)
II, 5, 64.
Gestehen zugestehen III, 3, 9.
Gesuch m. (mhd. gesuoch m.) erwerbi
gewinn II, 7, 66.
Gesund n. gesundheit III, 1, 47. 3, 100«
Gesundtrunk m. heiltrank III, 6, 23.
Gestreckt dahingestreokt III, 4, 58.
Getraut (schles.) getraut, ehelich ver-
bunden III, 1, 98.
Geust prsBs. v. gießen I, 7. 10.
Gevielt vei-vielAltigt II, 2, 3.
Gewähr f. gewährung, bewilligung
II, 10, 46.
Gewähren (mhd. gewem) 1. c« aco.
766
Wortregister.
bewilligen II, 10,46. ZD 179. 2. zd
theil werden laßen III, 7, 42. 3. auf
etw., bewilligen zu etw. III, 10,88.
Qewaltsam gewaltig II, 2, 63.
Gewehr n. abwehr II, 3, 9.
Gewerbe n. erwerb m. III, 5, 48.
Gewicrig gewärtig, dienstbar 2 Z 101
V. 2. (A. Gryphius, gel. domrose:
gewehre IV, 1.)
Gewinnen befreien III, 6, 13 ▼. 58.
Gewohnt, pries, ohne „sein" conjog.
II, 8. 59 ▼. 25.
Gew anseht erwünscht I, 2, 45.
Gezeug n. Werkzeug ZD 128 v. 6.
Gezweit getrennt, gesondert III, 7, 28.
Gieben (mhd. göuwen, gewen; noch
jetzt: giebsen) mit anstrengung einen
laut von sich geben 1 Z 201 t. 77.
Gießen vergießen II, 2, 70 v. 80. 2 Z 7.
Gift 1. f. mitgäbe (der braut) 1,5,72.
2. n. u. f. das gift I, 8, 19. II, 2, 70
V. 71.
Glach n. das gelage I, 10, 9. plur.
glKcher II, 6, 46.
Glauben m. für jem. statt an III,
8, 9.
Glaubenspflicht f. d. Verpflichtung
etw. zu glauben A 8 ▼. 5.
Gleich adr. n. conj. der einrXumung
= obgleich. 1. verbd. mit relativ.
in einschrftnkender bedeutvng I, 2.
14. II, 8, 11. ZD 169. 2. verbd.
mit wenn I, 4, 55.
Gleichen, sich, sich vergleichen, pacisci
I, 2, 77.
Glcisnerei f. glänz, trügerischer schein
I, 2, 41.
Glimpf m. (mhd. gelimpf) schonende
rücksicht II, 5,49. 6, 83. III, 10,52.
Glimpflich adv. zu dem vorhergeh.
I, 1, 4. 7, 28.
Globen (mhd. geloben) versprechen
II, 10, 43. A 8 V. 40.
Glück zu! grüß beim eintreten II,
10, 69.
Gnadselig, mit vollem vertrauen be-
gnadet II, 2, 81.
Gnoßschaft f. genoßenschaft III, 1, 20.
Gnügen n. genflgsamkeit III, 5, 53.
Golden m. gülden III, 2, 6.
Golden adj. golden 1, 2, 41. III, 1, 75.
5, 4. 6, 62. 7, 67. 7, 100.
Goldkunst f. alchymie, d. kunst gold
zu machen II, 6, 76.
Gott ehr mir! ironischer aasruf ZD
169. 238.
Götterfeld n. ätfaer, himmclsblao I,
I, 13. [1, 5 V. 9.] '
Gräber m. d. todtengräber III, 6, 9.
Granze f. (poln. granica) grenze - 1,
9, 84.
Graskrone f. bürgerkrone III, 7, 1.
(cf. Lessing 8. h. v.)
Gran m. das grauen, ekel I, 8, 47 v. 4.
Grauen 1. g^an, alt werden ZD 186.
137. 2. grau sein, sich pudern
ZD 137.
Greiner ra. (von mhd. grinen) mürri-
scher, misvergnfigter mensch 1,10,
II. II, 7, 22.
Greis färben (mhd. gris) grau färben
I, 8, 85.
Grob unfein, tölpisch III, 7, 20.
ZD 49.
Grobheit f. mangel an blldang ZD 49.
Größlich (mhd. groezlichen) sehr, ge-
waltig II, 2, 79.
Großmut männlich gebraucht (wie mut,
hochmut) II, 2, 71.
Grube, auf der g. gehn, im begriff
sein unterzugehn II, 2, 70 v. 39.
so Luther 5, 534b der Jenaer misg.
Grün gesund, frisch III, 8, 84.
Gnmd m. 1. d. crdboden I, 8, 99 ,
V. 105. 1 Z. 97. 2. grundlage III,
5, 64. 8, 45. 8. d. unterste (obscön)
1 Z. 107.
Grund aus, von gmnd aus I, 3, 4.
Gründen erzeugen III, 7, 47.
Gumpen 8prin|^en 1, 5, 53.
Wortregister.
767
Günnen (mhd. gunnen, günnen) gönnen
I, 3, 28. 3, 37. 3, 45. 3, 80 v. 40.
Bubst. n. die gunst ZD 1.
Gunst, am die g. ansprechen (obsc.)
II, 10, 94. pl. gunsten II, 2, 1.
Goß priet. von gießen, vergoß 1, 10, 90.
Gut machen vergnügen ITT, 10, 24.
Gut, nach gutem dünken, nach gut-
dünken I, 3, 80 ▼. 44. zu gute
c. dat. der person, jero. zu liebe
III, 9, 13.
Gütte f. (schles.) das gute I, 1, 34.
Gütteln gütig sein, in freundlichem
tone sprechen III, 5, 67.
Haarbereift mit grauen haaren III,
5, 77.
Haarschnee m. weißes haar III, 4, 61.
Haben 1. umfang haben, enthalten
ZD 133. 2. auf sich haben, be-
deuten 1, 4, 74. 3. gut haben, credere
1 Z 198. 4. daran h., daran aus-
setzen 1, 9, 34. 5. es hat = es giebt
1, 7, 6. II, 6, 8. 6, 44. 111,3,80.
2Z78. 6. hab dich wol! wunsch-
formel I, 1, 4 v. 47.
Hahnen zum hahnrei machen I, 2, 79.
Hahnespflicht f. II, 9, 50.
Hahnrei, mann einer ehebrecherin I,
2, 71. 2, 79. II, 4, 28.
Hanne pl. von hahn 1, 7, 68. II, 3, 94.
III, 3, 56. ZD 98.
Halb n. d. hälfte II, 1, 88 v. 44.
Hals, nicht zu halse gehn, schlecht
schmecken II, 4, 80.
Halsen, sich, s. liebkosen II, 6, 34.
Halt m. d. hinterhalt II, 3, 57.
Halten 1. behalten, bewahren III, 6, 18.
II, 7, 87. 2. beobachten (einen
feiertag, brauch u. ft.) I, 9, 59.
ZD 81. 3. enthalten, in sich schließen
III, 10, 17. 4. festhalten u. zugleich
gewähren, leisten III, 8, 26. 5. hoch
h. = eine gute meinung haben I,
1, 14. 7, 4. höher h. auf etw. =
einer sache mehr ergeben sein I, 3,
80 v. 18. 6. sich halten, a. an sich
halten III, 6, 10 v. 26. b. c. dat.
zu einer sache od. person III, 6, 25.
Hand f. zur h. = alsbald 1 Z 174.
zu banden gehen III, 6, 10. z. h.
kommen III, 3, 42. ZD 46.
Handgriff m. kunstgriff II, 6, 76. III,
16, 36.
Handwerk, ansh. greifen, obsc. 1 Z 15.
Hanf m. der strick , anv dem jem.
gehängt wird II, 9, 78.
Hartttänger m. der laut singt ZD 182.
Hasierlich thöricht, lächerlich 1, 10, 94.
Häßlich, als adv. zu alt II, 9, 75.
vgl. garstig alt II, 9, 44.
Haufen, zu h. bringen, zusammen-
bringen 2,Z 56. s. h. treiben If,
3, 59 v. 97.
Haupte pl. zu haupt I, 1,7 v. 9.
Hauptgebrechen n. mangel an capi-
tal (?) III, 3, 89.
Hauptgut n. capiUl II, 4,26. 10,28.
III, 8, 99.
Hans, zu hansinnen (gläzisch) zur
miethe I, 10, 52. III, 1, 50. zu
hause suchen , heimsuchen I, 6, 96.
Hauseknnst f. die kunst, das bans-
wesen gut zu leiten I, 10, 2.
Hausen beherbergen II, 8. 47.
Hebelbaum m. hebebaum III, 8, 95.
Heben 1. von d. stelle h., entfernen
III, 10, 66. 2. erheben, entnehmen
11,4,64. 111,4,36. ZD 124. 8. ragen,
emporragen 2 Z 99 v. 4.
Hechel, durch die h. ziehn, durch-
hecheln II, 5, 23.
Heer m. der häher'II, 8, 59 v. 79.
Heer n. mit heeren, zu häufen III,
6, 10 V. 22.
Heft, aus den heften reißen, aus der
naht r., sich entreißen 2 Z 102 v. 74.
Hegen halten I, 8, 99 v. 108. H, 6, 15.
Heger m. pfleger, beschützer U, 2, 63.
Hehlen verhehlen I, 5, 60.
Heimlich adv. unbewast III, 1, 68.
768
Wtutrogistcr.
Heiß n. feuer, ein heiß eDtzünden
II, 1, 37 V. 35.
Heißen bedeuten II, 5, 39 t. 16.
Helfen c. acc. d. pers. I, 6, 81. II,
10, 13. III, 1, 53. 6, 30.
Henken etwas vorhängen I, 2, 67.
HerAuswerfen auswerfen, ausspeien
Hl, 8, 38.
Hergestalten bilden, ableiten, vorr.
z. 3 taus.
Hemacher, mit einem rerb. verbun-
den = nach (kommen) H, 2, 70
V. 62.
Hernachmals später I, 2, 45.
Herrschen beherrschen III, 2, 95.
Herrschung f. herrschaft II, 5, 16
(wie mahnung von mahnen).
Hersippeu her- abstammen 111,4,79.
Herwachsen enstelicn aus etw. HI,
9, 74.
Herz n. 1. mut HI, 8, 73. 2. das
roth im deutschen kartenspiel II,
8, 36.
Herziehen , sich , abgeleitet werden.
vorr. z. 3 taus.
Heuchelmann m. heuchler 2 Z 102
V. 79.
Heuer (mhd. hiure) in diesem jähre
I, 2, 2. 5, 48. 7, 17. 7,27. 8, 78.
Heute bei tage, heutzutage, in jetziger
zeit HI, 6, 92.
Himmel, zu h. neben, himmelsbewoh-
ner (?) I, 7, 10.
Himmcisklar n. der ätber 1, 1, 3.
HimmelswAohtor engel HI, 10, 21.
Hlnnach hinter jemand her III, 7, 17.
Hinnen, von h. = von hier 11,3,13
V. 14.
Hin und her, hie und da, vereinzelt
II, 10, 78.
Hinsichern, sich, sich hinbegeben, wo
man sichrer ist II, 2, 70 v. 35.
Hinterstim f. postcriora II, 2, 35.
Hinunterfällen, sich, s. demütigen III,
1, 34.
Hitze f. begierde, sehnsacht I, 5, 3
V. 37.
Hitzen, mhd. (ahd. hiz6n), vor er-
regung heiß sein II, 9, 4.
Hitzig 1. feurig II, 1, 88. 2. eifng
ZD 205.
Hoch n. d. hoheit H, 3, 13 ▼. 2.
Hoch adv. h. genießen, bei oder von
hohen zu gen. HI, 1, 10. h. kaufen,
theuer k. III, 3, 28. sich b. tragen,
stolz cinherschreiten III, 2, 17.
Höchlich hoch I, 1,90 v. 12. höch-
lich gelten, bei hofe geachtet wer-
den, etwas gelten lU, 6, 18.
Hochträchtig nach hohem trachtend
1, 2, 17.
Hofe, zu h. gehn = dienstbar sein
1 Z 201 V. 82.
Hofiren den hof machen, schmeicheln
III, 10, 12.
Höflich n. höflichkeit HI, 1, 24.
Höhe f. d. hohe see, altum II, 3, 11.
Hol n. (mhd. hol) höhlung HI, 4, 26.
Hold thun wol thun HI, 10, 60.
Holden pl. von hold, gunstbcEeugun-
gen I, 3, 42. sing, gunst I, 3, 76.
5, 3. II, 2. 3. pl. hulden 2 Z 100
v. 27.
Holz n. dergttlgeu I, 3,97. 1 Z 201.
Hl, 3, 37. 3, 69.
Holzen hölzern I, 7, 82. II, 1, 38.
HI, 6, 93.
Honigleute die bienen III, 6, 10.
Honigmeisterinnen, idcm II, 2, 70 v. 76.
Ilonigschnitte f. honigscheibe 111,
1, 18.
Hotte antreibender anruf an pferde
I, 6, 36.
Hülflich, behilflich 11, 8, 38.
Hund m. d. liundsstein, Sirius 1, 8, 99
V. 85. h. anbeten, freund der jagd
sein ZD 138.
Hundsfott II, 4, 79.
Hunds-Philosophei die jagd I, 5, S
V. 35.
Wortregister.
769
Husche f. die h. geben (Tom benker
gesagt, der den armen stUider beim
schöpf faßt) III, 3, 69.
Hut f. hatung, wiesenflur A 8 t. 31.
Jacke m. (gcck?) narr 2 Z 102 ▼. 58.
zum jHcken machen II, 6, 34.
Jacken pl. von jacke (nd. jegke)
III, 10, 4.
Jäckcnzunft f. narrenzunft III, 10, 80.
Jährlich alljährlich ZD 68.
Jammer n. II, 7,3. 2. eine art
hier in Preußen 2 Z 20.
le ie, je desto II, 5, 17. 5, 49. 5,54.
III, 8, 70. 2 Z. 54.
Icdrcr gen. v. jeder A 10 v. 31.
lemehr um so mehr III, 8, 63.
letzt ictzt, bald bald 1 , 3, 57 v. 8.
letzund, ietzuudcr, jetzt I, 5, 65.
6, 23.
Ihrzen (nach analogie von duzen) mit
Ihr anreden ZD 196.
In prsp. nach I, 3, 60. II, 2, 54.
III, 1. 57. ZI) 201. zwischen adj.
u. subst. gestellt II, 2, 43.
In ein sein, Zusammensein II, 2, 38.
Inner 1. prsp. in 11,2,16. 111,1,91.
2. adv. = innerhalb II, 1, 40.
Insolt n. unschlitt, fett II, 4, 38.
Insonderheit ganz besonders l, 5, 64.
Jucken jucken I, 2, 89.
Jung n. d. Jugend III, 1, 42.
Jungen junge bekommen II, 2, 7.
Jungen 1. intrs zeugen III, 5, 30.
2. trs. verjüngen III, 7, 74. 3. sich
verjüngen ZD 88.
Jungferarm die die Jungfernschaft
verloren (?) III, 7, 89.
Jungfernfieber obscön ZD 155.
Jungfcmpergament obsc. I, 8, 20
V. 15.
Junker m. Jüngling, junggcsell II,
1, 38 V. 17.
Kahl gehaltlos II, 1, 38 v. 28.
Kälten kühlen III, 6, 20.
Kammersachen cameralia; hier swei-
Logaa.
dentig: dinge, die in der kammer
passiren III, 9, 93.
Kat m. (mhd. kät, quAt) der koth
III, 8, 23.
Kaufen heiraten (nach sitte der alten
zeit) III, 2, 15. daher:
Kaufmann 1. freier 2 Z 168. 2. d.
käufer III, 2, 42.
Kehren 1. auslegen, anrechnen I,
3, 83. 2. zurückkehren II, 7, 7.
Kennlich bekannt II, 8, 47.
Kerb m. einschnitt auf dem kerbholz,
übertr.: d. rechnungsbuch I, 8, 99
V. 70. auf den k. gehen, umsonst
dreingehen A 11 v. 9.
Keuen (mhd. kiuwen) kauen III, 8, 75.
Keusch n. kcuschheit 1 Z 101.
Kiüfeln sich zanken II, 6, 34. (Gryph.«
geliebte domrose s. 56.)
Kiel m. feder; hier übertragen: d. ge-
schriebene III, 6, 13 V. 31.
Kiesen (mhd.) wählen I, 5, 56. II,
6, 15.
Kieslingstein m. Kieselstein II, 1, 8.
Kindelei f. kinderei, possen II, 10,52.
2, 50.
Kindein kindisch thun II, 1, 82. ZD 1 99.
Kindern kinder gebären II, 10, 77.
Kinderwerk n. obso. ZD 239. kinder-
possen ZO 240.
Kindcskindeskind n. urenkel I, 1,16.
Kindleinkuchen m. kuchen bei der
kindtaufe I, 1, 28.
Kirchenfahrt f. d. kirchgang I, 8, 16.
Kirchensonne f. 2 Z 60 wahrschein-
lich anspielung auf eine geistliche
persönlichkeit.
Klaffen (mhd.) kläffen, schwatzen,
(zanken?) II, 1, 14.
Klagebrief pl. Ovids epistols ex Tonto
II, 3, 59 V. 38.
Klapf m. donner eines geschützes,
Schuß I, 9, 8.
Klären (mhd. klsrcn) glänzend weiß
maohen II, 3, 85.
49
770
Wortregister.
KUuben (mlid. klüben) auflesen, rau-
ben I, 5, 15.
Klanen saugen hungern II, 6, 9. (von
dem baren hergenomoien, der, wenn
er hungert, an den tatzen saug^).
Klaus m. narr, mit bezug auf d. sächsi-
schen hofnarren KI. von Banstadt
III, 1, 63.
Kleben (ans holz) am galgen hängen
III, 3, 69.
Kleibcn (mhd.) festanheften , kleben
111, 5, 47.
Kleider wandeln, sich putzen ZD 138.
Klein achten geringschätzen 1 Z 66.
m, 3, 38. 4, 77. ein kleines, adv.
ein wenig II, 2, 7.
Klug n. Weltklugheit 2 Z 102 v. 125.
Klumpf m. d. klumpen II, 10, 24.
Knebelhaut f. grobe haut (Lessing)
m, 1, 24.
Knechterei f. dienstbarkeit I, 9, 83.
Knobloch m. (ahd. chlobaldch) 1, 6, 90.
Kochen (gold) II, 6, 76. (beschwer-
dcn) II, 2, 70 v. 74.
Kommen c. dat. d. pcrs. 1. in d. sinn
kommen III, 4, 92. 2. zukommen,
gehören 11, 3, 1. 3. mit jem. ver-
fahren, ihm entgegen treten HI, 1,48.
4. in d. weg kommen 1,7, 37. 5. imp.
es kommt mir = mihi accidit, con-
tingit I, 1, 89. I, 8, 54. II, 7, 96.
m, 10, 94. 6. wohin k. = gelangen
1,4,74. 7. in pass. sinn: gebracht
werden ft 7, 49. abgeleitet w. in,
4, 92. 8. k. wider etw. = verstoßen
gegen etw. II, 7, 50. 9. darhintor k.
= ausrechnen, hier zugleich sich
aneignen 11, 7, 53. 10. drauf k. =
auf einen gedanken gerathen m, 3,2.
Königreich, die würde eines königs
m, 8, 79.
Können künoen (mhd. künnen) 1 . ver-
mögen I, 2, 70 u. öfter. 2. ver-
stehen m, 4, 59. 3. k. fSr etwas,
ein mittel haben fßr etw. U, 9, 8.
4. äa5ening männlicher kraft einem
weihe gegenOber II, 5, 11.
Können n. d. wißen 2 Z 98 ▼. 3.
Körnung f. lockspeise II, 6, 94.
Kost f. c. gen. das kosten, genießen
m, 7, 75.
Kräften pl. v. kraft nach schwacher
dekl. I, 8, 99 v. 37.
Krank, n. 1. d. krankbeit II, 3, 88.
2. das kranke II, 3, 10.
Kränken 1. krank machen I, 9, 66.
2. beschädigen I, 9, 64. II, 3, 59
V. 89. 2 Z 102 V. 142.
Kranz m. das aushangeschild an wein-
häusem 1 Z. 168.
Krätzesucht f. des hofes k. 2 Z 102
V. 23.
Kraus galant, geschnörkelt II, 3, 59
V. 101. 5, 39.
Kraut n. das grün im deutschen karten-
spiel , hier zugleich mit dem neben-
begriff von gemüse II, 8, 36.
Krcbes m. (mhd. kröbeß) krebs 1, 1 ,57.
Kreiden plur. hier: die art, wie Mars
schreibt (nämlich mit blut) I, 4,44.
Kriegen 1. bekommen, hier Wortspiel
mit krieg I, 7, 2. sonst 1 Z 37.
I, 7, 2. m, 6, 62. 2. krieg führen
1, I, 8.
Krimmen kratzen 11, 8, 42.
Krippen reu ter m. Spottname fiir einen
armen edelmann , der bei reicheren
genoßen gewissermaßen von krippe
zu krippe reitet ZD 47.
Krön 3 p. 8. indio. prsss. U, 8, 58
V. 10.
Kmcb 1. n. das kriechen ZD 213.
2. gedrücktes leben 11, 7, 59.
Krumm 1. gekrümmt, verlahmt ZD 157.
2. ungerade, heuchlerisch HI, 10, 89.
3. gebeugt, demütig in, 10, 26.
4. betrügerisch , unredlich II, 2. 4.
m, 9, 6. 2 Z 102 V. 30. 5. räa-
berisch 11, 2, 50.
Krüpeln martern n, 3, 69 t. 89,
Wortregister.
771
Kachel f.. die kiiclie 1,5,3. 1 Z 166.
ni, 2, 5. 2 Z 102 T. 160.
Küchel f. die küohe U, 7, 3.
Küchenjange, einen k. freßen nach
dem Sprichwort, daß man alle sieben
jähr bei hof einen küohenj. (d. h.
seine in die speisen gefullnen haare)
frißt ZD 124.
Kühnlich adv. (mhd. küenliche) kühn
1, 2, 13. m, 7, 71.
Kummer, es ist k. = es ist zweifel-
haft, fraglich 111, 3, 8.
Kündig adj. 1. (mhd. kiindic) kund
111, 6, 13 V. 25. 6, 19. 7,63. 9,8.
2. (mhd. kündec) bekannt 1, 1,72.
II, 2, 70. 3, 58 V. 15.
Kappeln verknüpfen, verbinden III,
5, 51.
Knr f. (mhd. kür) wähl I, C, 29.
Kürmeln stammeln I, 8, 98. 10, 8.
II, 1, 38. ni, 5, 67.
Kurz gewandt behende, schnell zum
umwenden, leicht zu wenden 1,4,70.
Kürze f. d. Verkürzung, schildigung
I, 10, 73.
Kürzlich adv. 1. in kurzem I, 6, 12.
II, 2, 26. 2, 70 v. 40. 2. kurz
darauf III, 5, 68. 9, 10.
Lachestunde freudenstunde A 15 ▼.40.
Lachrich m. der gei*n lacht I, 10, 94.
Laden , liegen am 1., zur schau aas-
gestellt sein in, 8, 22.
Lager, zu 1. rennen, zu boden rennen,
niederstrecken III, 9. 94.
Lahr f. lehre II, 7, 53.
Länden sich wenden (vom wenden
des pfluges beim ende einer furche)
II, 3, 57. 4, 61.
Landshrauch m. landessitte III, 7, 71.
Langen darreichen 1 Z 54.
Längen lange danem m, 8, 56. sich
1., sich hinziehen A 13 v. 38.
Längst unlängst II, 3, 77.
Längsten m. adv. längst III, 4, 7.
Lappe (niedurd.) laife II, 1, 37 ▼. 1.
Lapperei f. anbed.eatende kleinigkeit
n, 2, 50. ZD 199.
Laßen verlaßen I, 2, 59.
Latz, schwäbischer, soviel als hosen-
latz ZD 227.
Laaer m. 1. (mhd. Iure f.) tresterwein,
aas den schon gepreßten hülsen
bereitet I, 10, 89. 2. (mhd. lür m.)
hinterlistiger mensch I, 6, 64. lU,
5, 74.
Lauf m. d. lebenslauf III, 6, 100.*
Laufen nach etw. , ausgehn auf etw.
m, 5, 48 V. 30.
Läusefahne f. fahne hier offenbar
gleich fHhnlein , die anter einer
fahne vereinigten krieger, daher
läuseschaar II, 9, 85.
Lausen c. dat. III, 9, 40.
Lebensfadenreißerin f. dio Parze XU,
5, 48.
Ledner lederner III, 8, 79.
Leer n. das leere I, 3, 22.
Legen 1. erlegen m, 7, 39. 2. nie-
derlegen III, 7, 25. 3. hemmen
2 Z 53.
Lehnen leihen, entlehnen III, 4, 80.
Lehnmann m. lehnsmann III, 2, 2.
Leiben plur. v. leib II, 5, 14.
Leichcometen den tod vorherverkfin-
dende cometen HI, 5, 48 v. 20.
Leichten erleichtern ZD 109.
Leichtlich(en) (mhd. lihteliche) adv.
I, 2, 17. m, 9, 83.
Leicht mögen gering acliten I, 3, 17.
Leiden 1. mißen (?) 1,7.33. 2. intr.
zn schaden kommen II, 7, 59.
Leim (mhd. leime) d. lehm, lehmhfltto
II, 9, 6.
Leister m. der vollbringt, was er ver-
sprochen III, 9, 100.
Lernen n. d. Studium III, 2, 6.
Lesen hinter sich, verkelirt lesen III,
8, 24.
Letzlioh adv. schließlich I, 5, 15. 5, 54.
U, 6, 23. m, 4, 5. 8, 38. 10, 21.
49*
772
Wortregister.
Letzte das , das hinterste I, 3, 80 v. 6.
Leumut m. (mhd. linmunt, liumet)
guter ruf I, 3, 33 v. 10. 1 Z 157.
Liecht 1. am liccbte stehn, im lichten
Btebn III, 6, 78. 2. vom I. bleiben
fem bleiben, sich verbergen ZD 147.
Liebeln (Fischart liebclen) lieben III,
5, 67. 6, 10. V. 9.
Lieben jemandem, belieben, gefallen
I, 8, 97 V. 17. 8, 99 v. 33. ZD 104.
Liebcskrämerei liebeshandel 111,2,42.
Liegen 1. darniederliegen III, 1, 89.
ZI) 193. 2. 1. für etw. , erliegen
I, 3, 61 V. 12. 3. todt daliegen
A 22 V. 7.
Lid sanft, gelinde III, 3, 66. 2 Z
97 V. 20 Zu 51.
Linden pl. v. die linde *, hier mit dem
doppelsiun von weichen, nachgeben
(ahd. linnan) III, 5, 33.
Lindes B, B raoll II, 4, 66.
Littern (lat. liters) buchstaben III,
4, 84. lettern III, 8, 11.
«
Liverey livree, anzug 1,5,25. 9,83.
Lobens gen. d. inf. (mhd. lobenes)
in, 3, 33.
Lobsucht f. sucht nach lob I, 3, 15.
Loch m. u. n. husch, hain. loch de
farfara ein medicament II, 4, 23.
Locken anregen ZD 98.
Lohn n. III, 5, 27.
Los werden, frei, gerettet sein I, 4, 31.
Loth n. das blei , d. geschoß 11, 5, 52.
Luft erholnng 1 Z 201 y. 78.
Lumpen, sich, eine lumperei, Kleinig-
keit sein III, 10, 42.
Lumpenrecht n. III, 6, 15.
Luntenrecht n. (büchsonrecht) das
durch gewalt dictierte gesetz III,
6, 15.
Lustbequemen n. sinnliche genüße
III, 4, 17.
Machen 1. impers. das macht = das
kommt daher I, 2. 37. 8, 23. III
8, 86. A 10 v. 32. 2. bewirken
m, 1, 94. 6, 13 V. 27. 3. sich
recht machen, sich reolitfertigcD
III, 2, 40.
Magd f. (mhd. maget) d Jungfrau 1, 3, 49.
Mägdeschoß f. I, 6, 69.
Mahl n. mal, fleck 2 Z 102 v. 132.
Mahlen trs. doch ohne obj. , durch
färben verschönern 2 Z 100 ▼. 6.
V. 18.
Mahlen, das, das gem&Ide II, I, 37
V. 10.
Malder n. (mhd.) malter III. 3, 46.
Mämme f. fcigling I, 8, 39. (Sim-
pliciss.)
Mann m. 1. überwinder I, 6, 100.
2. pl. die manne (mhd.) ZD 96.
Mannheit f. mannhaftigkeit III, 3, 40.
MHnnisCh dem mann angenießen ZD
165.
Mansueta die an männer gewöhnte
I, 4, 98.
Marcipan leitet li. scherzweise von
martis panis her II, 7, 45.
MSsten die titel, sich hohe titel bei-
legen 2 Z 102 v. 37.
Matten trs. er- abmatten III, 7, 49.
Maul, auf dem m. liegen, erschöpft
daliegen II, 2, 70 v. 80.
Maultasche f. ohrfeige II, 1, 97.
Maurer m. der maurer 1 Z 105.
Mausehandwerk n. das stehlen 1,4,59
Mausen stehlen II, 2, 97.
Mftusohr n. eine pflanze myosotis II,
4, 32.
Mehres unrichtig für mehreres II, 4,
92. III, 9, 45. 9, 48 ZD 229.
Meide Umschreibung des negativen
imperat II, 4, 72 (vgl. fuge que-
rere).
Meien (mhd. mejen, msn) mähen
II, 2, 100.
Mein, das possess. statt des lat gen.
obj. z. b. mein urtbeil = das a.
über mich II, 10, 61.
Meinen (mhd. meinen) lieben I, 10,
Wortregister.
773
31. 1 Z 197 (so noch Schenken-
dorf: frciheit, die ich meine).
Mcisterthum oberhand, Übergewicht
II, 10, 7. ZU 246.
Meistcs das meiste 1, 7, 48.
Mensch n. 1. zärtlich: das liebe m.
II, 2, 70 V. 28. 2. verächll. frauen-
zimmcr II, 5, 58. ZD 33. 128 v. 5.
Merkepunct m. merkmal, Marniings-
zeichen ZD 211.
Merker m. aufpasser II, ;'>, 19.
Motze, d. m. zahlen, das mahllohn
dem müller zahlen ZI) 123.
Milchgcfllß n. die weibliche brüst
III, 9, 62.
Milz m. 1. das innere, herz I, 10,
95. II, 3, 13 V. 9. 2. die galle III,
7, 10.
Mißgefallen misfallen A 13 v. 32.
V. 42.
Mißgeübt schlecht geübt III, 5, 60.
Mißschwöron falsch schwören I, 8, 3.
Mittel n. 1. die mitte III, 3, 55. (obsc.)
III, 8, 1. 2. zunftgenoßenscliaft III^
5, 43. 8, 1. 2 Z 78. ZD 50 v. 2.
3; plur. das vermögen I, 9, 70. 4.
in'ß m. bringen, in medium pro-
ferre, öffentlich vorbringen 1 Z 44.
Mögea (mhd. mügen) können, im
Stande sein 1 Z 201 v. 113. IH
7, 58. 8, 14.
Moly n. ein medicament II, 4, 22.
(vgl. Ilom. Odyss. X, 805.)
Mon m. mond I, 9, 86.
Monde m. I, 1, 73. II, 6, 18. 10, 20.
1 Z 121. 111. 4, 3. 5, 95. 7, 30.
Mondensohn veränderlicher, unbestän-
diger mensch I, 8, 99 v. 47.
Mordestich m. mordstich III, 5, 88.
Mördlich mörderisch I, 9, 52.
Moschkowitin f. die russin 1, 4, 4.
Müden, sich, müde werden 111, 3,
27.
Mühsam bemüht III, 10, 97. mit an-
strengung, mit fleiß III, 3, 93.
Mummerei f. vermummung, Verklei-
dung II, 4, 87.
Müneh m. (mhd. münich) der roönch
II, 7, 55.
Mandbrot m. im gegens. zu soelen-
brot 1 Z 172.
Mundgelächter d. HI, 6, 10 v. 28.
Mundrnbin m. die rothen lippen III,
I, 18.
Muntern, sich, sich aufmuntern 2 Z
101 V. 2.
Müßig c. gen. der sache III, 3, 93.
Mußtheil m. der pflicbttheil bei einer
erbschaft I, 5, 16.
Mut m. 1. das herz I, 2, 82. 2. ge-
sinnung III, 6, 11. 7, 29. 3. wille
II, 8, 74.
Nachdem adj. je nachdem A 13 v. 44.
Nächst ndv. der zeit, neulich, jüngst
I, 10, 34. III, 3, 30. 8, 81. 7, 70.
ZD 56. 207.
Nächten adv. in voriger nacht (Uhland :
nacht) I, 6, 33.
Nachzbit f. die zukuuft II, 6, 43.
Nagen nnabläßig ärgern III, 3, 27.
Nahrung der erwerb des lebensonter-
haltes 1 Z 2.
Namen m. rühm 2 Z 97 v. 12.
Namhaft adj. von gutem nameo, ruf
I, 10, 31.
Narren närrisch sein III, 6, 62.
Nasch ig, genäschig II, 4, 10. ZD 188.
Nnus, drauf n. gehn, über jcm. her-
gehen III, 1, 89.
Neiden beneiden III, 5, 48 v. 49. 9,
86. ZD 107.
Neinen verneinen III, 1, 12.
Neulich seit kurzem III, 5, 48 v. 10.
Neulichkoiten oben geschehene dinge
ZD 189.
Neulicht n. der neumond I, 9, 2.
Neun-Göttinen die neun musen 1
Z 18.
Nichte, mit n., mit nichten I, 6, 8.
ZD 228.
.774
Wortregister.
Nichtes nichts I, 6, 20. 2 Z 77.
Nichtig nicht fähig, tinwerth 1 Z
201 V. 40.
Nichts, so n., so viel als nichts I, 6, 9.
Nieder adj. niedrig III, 5, 64 v. 10.
Niedergang m. Untergang der sonne,
Westen III, 8, 35.
Niederkommen zu gründe-, verloren
gehen III, 6, 13 v. 16.
Niederlage f. das niederlegen 1 Z 80.
Niederlegen dämpfen, aufheben II, 6,
79. m, 9, 78.
Niederträchtig nach dem niedern trach-
tend, demütig ZD 7.
Niedlich zart ZD 128 v. 8.
Niedlichkeit f. 1. niohtigkeit II, 8,
27. 2. plur. näschereien ZO 43.
ygl. ZD 128 y. 8.
Nießen genießen I, 1, 90. III, 5, 80.
8, 86.
Noch 1. noch einmal I, 8, 19 v. 10.
6, 37. 8, 27. III, 6, 11. 2. außer-
dem, dazu I, 8, 41.
Noch noch = weder noch I, 4, 67.
4, 86. 6, 30. III, 6, 23. 7, 17. 7,
27. 7, 30. 7, 35. 8, 52. dafür auch:
weder weder III, 4, 64. noch und
A 8 V. 46.
Nothdurft f. das notdürftige, notwen-
dige III, 9, 48.
Nöthen (ahd. niotan) 1. heftig drän-
gen, plagen III, 9, 26. 2. hinweg-
nötigen III, 6, 13 V. 10.
Nun, das, der augcnblick I, 8, 25 v.
20.
Nuseln (nuscheln, nischeln ahd. nisi-
len) durch die nase undeutlich spre-
chen n, 2, 70 V. 48.
Nütze adj. nützlich I, 1, 5. III, 5,
28. 9, 75. am nützten superlat. 1
Z 54.
Nütsig nützlich III, 7, 20.
Ob conj. 1. wenn I, 4, 60. 6, 8 v. 2.
2. obgleich, wenn auch I, 6, 8 v.
1. III, 10, 60. 3. gesetzt daß 1 Z
36. 4, ob, ob, sei es daß II,
2, 25.
Obendrauf n. das überbieten II, 9,
11.
Oben gebn vorgchn, den vorrang bä-
hen I, 9, 78.
Oben liegen, überlegen sein 1 Z 94.
Obentreten Wortspiel mit Obotriten,
obsiegen III, 4, 79.
Oberbnnk f. hohe Stellung, würde 1
Z 90.
Obermann m. der obmanni Schieds-
richter ZD 70.
Obersöller m. der oberboden III, 7, 1 7.
Oberstand m. obrigkeit I, 3, 83 v. 11.
Oberstelle f. die erste stelle I, 8, 73.
II, 6, 99. III, 4, 97.
Obsicht f., in o. in obacht II, 7, 29.
Öffnung f. eröffnung, mittheilung II,
8, 7.
Oft adj. für oftmalig I, 8, 30. vgl.
Rückert: „ein öfter dankabtrag".
(Erbauliches 11, 52.)
Ohne sterben unsterblich III, 3, 54.
OhngeTähr n. 1. der zufall II, 2, 66.
2. das unbeabsichtigte 2 Z 102 v.
101. 3. adv. von o., a) zufülig II,
2, 14. 2 Z 102 v. 4. ZD 50. b)
(rahd. An gevare) in Wahrheit HI,
4, 92.
Ohren auf den markt schicken, um-
herhorche^ II, 2, 17.
Ohrenbläser m. heimlicher einflüaterer
III, 3, 34.
Operment n. (]at.auripigmentum,mbd.
öpirment, orgemirit) ein gilt II, 3,
59 V. 10.
Orden m. die genoßenschaft I, I, 2,
2, 19. 7, 65.
Ordnen zumeßen III, 10, 76.
Parteiisch entgegen, feindlich 2 Z
99 V. 23.
Parten (lat. partes) parteien III, 4.
29.
Passiren 1. imp. angehen ZD 42 ▼.
Wortregister.
775
9, 2. intr. gelten für etwas 2 Z 98
V. 4. 2 Z 102 V. 124.
Faßlich willkommen A 13 v. 36.
Pennal f. die federbüchse III, 8, 31.
Penscl ro.. (mbd. pSusel) pinsei II, 7,
5. in, 8, 32.
Person f. persona, rolle ZD 74.
Pestilenz f. I, 6, 40.
Pfarr m. pfarrer I, 4, 100. 6, 24. 5,
67. 8, 78. ir, 1, 39.
Pferdebrnnnen ra. Übersetzung des
griecb. Ilippokrene II I, 8, 58.
Pflag starkes pra^t. v. pflegen (mbd.
pflac) ZD 254 v. 5. pflöge (wid-
mete) I, 8, 09 V. 28.
Pflicbt 1. huldigung II, 8, 97. 2. ge-
walt III, 1, 36.
Pflicbtbar verpflichtet 2 Z 101 v. 2.
ZD 62. A 8 V. 52.
Pflicbti|^ verpflichtet, verbunden III,
7, 99. 10, 18.
Pharos-m. leucbtthurm I, 5, 43. II,
3, 57.
Pickelhering m. der lastigmaoher,
hanswurst ZD 244.
Pierinnen f. Pierides, die raasen I,
4, 44.
Platz m. stück, fleck ZD 227.
Plütz adv. plötzlich (gläzisch: plutze)
I, 2, 18.
Pochen (mit wortcn) prahlen I, 10,
24.
röfel m. (mbd. povel) pöbel I, 8, 77.
10, 12.
Politisch weltklug I, 9, 71. II, 1,
52. 2 Z 53.
Polscb mundartl. für polnisch I, 10,
25. II, 6, 13. 8, 48. III, 4, 70.
ZD 215. A 13 V. 15 v. 18.
Pompsack m. altmodischer staatsrock,
flg: einer, der in einem solcben
rock auf tOlpische weise prangt
(Lessing) ZD 120.
Per f. (mhd. bor, ahd. por.) die höbe
11, 3, 57. 10, 36. 2 Z 97 V. 50.
Port m. (lat. portus) hafen I, 4, 88.
2 Z 99 v. 22. 2 Z 102 v. 126.
Possen m. der Schelmenstreich, streich
ZD 188.
Pracht m. (so noch bis in die mitte
des 18. jahrh.) 11, 3, 57 v. 39.
Frachten plur. v. pracht II, 8, 80.
vgl. Gotha VI, 272.
Frachten prangen, prunken III, 1, 90.
6, 62.
Prahlewort n. prahlerisch klingendes
wort I, 3, 57.
Preis m. pr. haben, geehrt werden
III, 9, 38.
Preis f. (fr. prise) pr. machen, zur
beute und Willkür hingeben II, 2,
70 V. 79.
Preisen mit schwachem prot. preiste
I, 4, 60.
Prellen c. dat. d. pers., heflig auf-
stoßen I, 9, 25.
Proceß f. (mhd.) procession, feier-
licher aufzog I, 5, 59.
Prosperiren gewinnen I, 3, 80 v. 46.
6, 72.
Pulster n. polster 2 Z 27.
Pursch f. genoßenschaft, das paar
II, 7, 46.
Purschen (mhd. birsen, miat. bersare)
nach etwas jagen, streben I, 7,
87. 8, 99 V. 79. (Lessing: sich
gesellen ?)
Pusch m. (schles.) busch, gebüsch
III, 2, 47.
Putzen übel bebandeln.
Quall n. (noch jetzt im Gläziscben)
die quelle II, 2, 54.
Quartier n. standlager I, 3, 80.
Quazen n. das schreien der frösche
2 Z 65.
Quer, in die q. gehen, ungünstig ab-
laufen II, 8, 88.
Quintlein n. (mIat. quintinos) quent-
chen, ursprünglich also wol V's lot
II, 3, 65.
776
Wortregister.
Quitt adj. Terl astig, q. erkennen, fBr
▼erlastig erkl&ren H, 5, 53.
Quittieren c. acc der person statt
dat. in, 7, 45.
Radaten s. galgaten I, 10, 47.
Rapontik ein medicament II, 4, 22.
Rast f. aufnähme III, 3, 68.
Rath m. hilfe, ausweg III, 4, 2.
Rathen rath schaffen, beistehen III,
3, 45.
Rathsam (ahd. rätlih) wirtlich, be-
dachtsam II, 3, 96. 10, 41.
Rauben berauben II, 9, 87.
Rauber m. (mhd. roubiere) rftuber I,
8, 33. 3, 97.
Raubgeschmeiße n. räuberisches Un-
geziefer 1 Z 201 V. 63.
Rauch adj. (mhd. rdch) mit haaren,
federn oder stacheln vergehen I,
4, 89.
Raufen, sich, sich duoliieren III, 1, 4.
Raum nehmen einen anlauf nehmen
1, 2, 35. keinen r. wissen, von ei-
nem hochmütigen, dem thor und
Straße zu eng sind 111, 3, 84.
Raußer rausber, heraus II, 9, 8.
Raute f. im sächsischen wappen I,
6, 91.
Recht 1. willkommen, lieb I, 5, 37.
2. gar recht, durchaus völlig III,
2, 61. 3. gerade wie III, 4, 9-
4. recht sein = im recht seiik III,
4, 19. 5. sich recht machen, sich
rechtfertigen HI, 2, 40. 6. impers.
ist mir recht = irre ich nicht II,
1, 82 V. 5. II, 2, 5.
Recht, das letzte r., das todesurtheil
U, 4, 36.
Rechte pl. von recht 1. jura III, 8,
81. 2. judicia, gericht II, 4, 29.
Rechter comparat., richtiger 11,3,18.
der superlat. II, 9, 63.
Rechtschaffen adv. getreulich II, 6, 28.
Recken foltern I, 5, 60.
Redlichheit f. plur. II, 2, 3 v. 16.
Register n. gesonderte ftbtIieilDiig I,
7, 52 V. 8. zu r. bringeo, reneich'
nen 1 Z 26.
Rei m. (mhd. reie, rei) der reigen-
tanz I, 8, 99 ▼. 103.
Reiben, sich an jemanden (acc), tieb
an jemanden eng anichließeo I, 9,
22. 1 Z 201 V. 33.
Reichen 1. entstammen I, 1, 13. 2.
nach etwas, nacb etwas laogca,
die band ausstrecken ZO 157.
Reichem bereichern, A 11 ▼• 27.
Reichthnm n. I, 6, 6. 6, 24. II, 1,
59. ZD 21.
Reiger m. (mhd.) reiber I, 8, 53. 2
Z 64.
Reisen mit haben conjugiert: er hat
gereist III, 5, 45.
Reisig rcitermfißig III, 8, 58.
Reitung f. rechnung II, 3, 14.
Rennen zu lager, zn boden rennen
m, 9, 94.
Resolut entschloßen. Hier sogleich
wortspie! mit den franzosischen no-
tenbezeichnungen re, sol, ot. I, 3, ^ß.
Reucht alterth. prses. von riechen I,
4 92.
Richten 1. dijudicare, (be)artbeilen
2 Z 16. 47. 99 T. 4. 2. beweisen
2 Z 3. 3. sich r. in etwas = sieb
nach etwas richten III, 3, 77.
Riebe f. schlcs. für rippe ZD 73. 1 13.
ribbe I, 6, 71.
Riet prajt. von reiten II, 7, 7 v. 6.
m, 9, 94.
Riß, sich für den r. stellen, vor die
lücke (fr. breche) treten, fSr je-
manden eintreten II, 2, 75 v. 6.
Ritterbronnen m. hippokrene II, 2,
. 45.
Rosenobel ra. eine ehemalige englische
goldmünze, auf deren eine seite eine
rose geprägt war; ihr wert über-
stieg 6 reicbstbaler preußisch. I,
1, 68. U, 5, 43.
Wortregister.
777
Roßtäuscher m. (mhd. rostüschaere)
betrügerischer pferdehftndler I, 8, 9.
Röthü f. ein farbckrant; hier zugleich
Wortspiel mit schamröthc I, 8, 44.
Uöthen roth machen, wieder zum le-
ben erwecken III, 6, 13 v. 36.
Ruch m. (md.) geruch II, 8, 27. HI,
9, 49.
Rücklings hinterem rücken II, 9,» 74.
Rufte schwaches praet. von rufen, wie
schon mhd. rüefen, ruofeh und ahd.
hruofan neben starken auch schwa-
che formen zeigen II, 9, 37.
Rüger angeber I, 10, II.
Ruh f. schwerpunct II, 4, 45.
Ruhe machen einer sachc, sie befriedi-
gen I, 2, 34.
Rübglich adv. ruhiglich, rahig 11,
2, 75.
Ruhm, zu r. sagen, ruhmredig spre-
chen in, 8, 22.
Rumher herum I, 1, 57, 1 Z 15. r.-
führen, an der nase herumführen
U, 6, 14.
Rund adj. 1. von der äußeren ge-
stalt: dick III 4, 47. 2. auf einer
kugel sich bewegend, leicht ver-
Uuderlich I, 1-, 17. 4, 32. II, 3, 88
2 Z 99 V. 19. A 8 V. 8. 12 v. 11.
3. bestimmt II, 3, 57 v. 9 (Schil-
ler: sein netter, runder wille.)
Ruttc f. (schles.) ruthc III, 10, 25.
8nat satt I, 8, 1. III, 1, 44. 10, 22.
10, 55.
Sache f. 1. causa, proceß I, 3, 32.
III, 4, 28. 2. angelegenheit, ding
I, f), 86 V. 1 u. a. 3. obsc. vulva
I, 5, 86 V. 4. membra virilia.^ 1
Z 91.
8achenwalter m. Sachwalter, advocat
III, 3, 45.
iSacht im gegensatz zu gewaltig:
nicht zu viel, bescheiden II, 5, 58.
Snm (mhd. .samt aus snment) 1.
sammt, mit I, 7, 51. m, 4, 86. 6.
36, 9, 8. A 8 V. 24. 11, 3, 1 viel-
leicht richtiger = gleich (mhd. sam).
2. von sammen, von einander ZD
224.
Sftndefelder sandfei der A 13 v. 4.
Sanfte (mit der mhd. adverb. endung
e) wül. in, 3, 73.
Sark plur. särke (ahd. sarc mhd.
sarche) I, 8, 69 v. 13. Zu 209.
Sattsam ady. zur genüge, überdrü-
ßig n, 2, 70 V. 48.
Satzung f. gesetz, regel I, 3, 23.
Satzungsbuch n. gesetzbuch, corpus
juris? in, 2, 47.
Saubern säubern, läutern 1 Z 139.
Sauf'seuche f. trunksucht in, 3, 75.
Säumen, sich, zögern II,- 2, 43.
Saamsal u. (mhd. sümsal) saumselig-
keiC I, 2, 33.
Schauen befehlen, gebieten (so noch
jetzt österreichisch) l, 5, 5. 10, 59.
II, 4, 95.
Schäftig geschäftig II, 10, 52.
Scham f. 1. subst. von sich schämen
II, 3, 57 V. 14. ZD218. 2. pudenda
in, 1, 96.
Sohandbalg m. hure ZD 33.
Schänden jemanden in schimpf und
schände bringen I, 2, 88.
Schandsack m. hure II, 5 21.
Schanze, in die seh. geben, aufs spiel
setzen I, 8, 46 v. 15. (fr. chance).
Schauen mit abhäng. Infinitivsatz I,
2, 44.
Schein m. 1. ansehen, anschein n,
2, 32. 2. glänz II, 2, 26. ZD 27.
2 Z 98 V. 30.
Scheinen glänzen A 1 1 v. 32.
Scheinlich glänzend I, 8, 19 v. 8.
II, 2, 56.
Scheinlichkeit f. schein II, 9, 34.
Schellen das gelb im deut^i.lLcn kar-
tonspiel, hier mit dem doppelsinn
von toll, unsinnig leben (mhd.
schellic Parzival 1, 19) n, 8, 86.
778
Wortregister.
Scheltbnr tadelnswert I, 2, 1.
Schenk n. geschenk 1 Z 53. HI, 7, 16.
Schenke m. (mfad.) der nmndschenk,
bierwirt I, 3, 4 v. 30. III, 10, 44.
Scheußt für schießt II, 3, 59 v. 95.
Schicken 1. trs. angemeßen ordnen,
i, 8, 99 V. 43. 2. intr. sich seh.,
sich fügen 2 Z 102 y. 50. 8. sich
anschicken za etwas III, 4, 11.
Schild ]. schütz, vertheidiger. vorr.
zum 3. tausend. 2. jemandem in
seh. reiten, jemanden nieder-, zu-
sammenreiten (hier obsc.) III, 6, 1.
Schimpf m. (mhd.) kurzweil, scherz
1, 1, 84. U, 3, 80.
Schimpfen 1. trs. verspotten III, 6,
2. 2. -schimpfieren, schänden I, 4>
60. 3. intrs. scherzen II, 1, 76.
m, 10, 64.
Seh indrisch ady. betrügerisch ZD 50
V. 9.
Schlaffen schlaff sein I, 5, 10.
Schlangemeilen die sich schlangen-
artig hinwindenden wege A 13 v. 7.
Schlecht (mhd. slSht) schlicht, ein-
fach I, 1, 30. n, 2, 19. 1 Z 112.
Schlechtlich und schlecbtiichen adr.
I, einfach I, 10,66 t. 27. 2. schlecht
2 Z 102 y. 142.
Schlichten glätten, beschönigen 2 Z
98 V. 6.
Schließen 1. endigen, aufhören I, 6,
55. 2. urtheilen III, 1, 10. 3. be-
urtheilen II, 3, 85. III, 7, 36. 4.
sich schl. sich schätzen, sich hal-
ten III, 4, 13.
Schmack m. geschmack II, 8, 25.
2 Z 66. ZD 236.
Schmatzer m. lauter kuss III, 5, 60
V. 5.
Schmätzerlein n. lautes küsschen
II, 1, 38.
Schmätzrichen n. dasselbe I, 7, 85.
III, 5, 60.
Schmeichelkonst f. 2 Z 99 y. 19.
Schmeiße f. die Schmeißfliege 1 Z 137.
Schmeißen niederwerfen I, 10, 66y. 1.
Schmieren meist mit dem nebenbegriff
des bestechens III, 1, 14. 3, 45.
Schmügen für das refl. sich seh.
2 Z 102 y. 50.
Schmutzein (mhd. smutzen) schmun-
zeln, beimilig lächeln 2 Z 102
y. 110.
Schmutzen beschmutzen , besudeln
I, 8, 74 y. 10.
Sohnallen mit den fingern einen ton
heryorbringcn I, 10, 66 y. 14.
Schnaltzen mit der zunge einen ton
hervorbringen II, 2, 7.
Schneiden, sich seh. laßen, sich ent-
mannen laßen II, 6, 65.
Schnitzen ein joch, eine last aufer-
legen, drangsal bereiten II, 2, 70
V. 72.
Schnöd yerächtlich III, 7, 99.
Schone adv. (mhd.) bereits, schon
III, 10, 76.
Schönen schön machen, verschönern
II, 6. 5. III, 5, 30. 2 Z 102 v. 136.
Schopf m. das haar auf dem köpfe
I, 6, 15.
Schdß f. 1. (mhd. sohdze f.) weib-
liche schäm II, 2, 46. 2. jetzt
nur noch m. in übertragner be-
deutung. I, 10, 86.
Schoß m. Steuer, abgäbe I, 8, 11.
Schösser Steuereinnehmer 1 Z 194.
Schoßfali m. das recht einer muttcr
von ihren kindem zu erben ; hier
zweideutig III, 5, 73.
Schreiben, sich für jem., sich für
jem. ausgeben III, 6, 13 v. 52.
Schulenfüchserei f. kleinliche pedan-
terei I, 1, 69. davon: schulenfüch-
sisoh, pedantisch, ebend. [schul-
füchserei 1, 2.].
Schüren das brennende pech in den
fößern hin- und herschütteln 11,
6, 30.
Wortregister.
779
Scliüttem, sich, (erst nhd.) beben
III, 10, 21.
Schutzbar schütz zu gewähren vor-
mögend 2 Z 101 v. 9.
Schütze f. das schleusenbrett II, 8,
68 V. 95.
Schwächen intr. schwach werden
III, 3, 27.
Schwappermcnt n. das keifen , zan-
ken II, 6, 34.
Schwären, prsßs. schwiert, durch ge-
schwüre hervordringen III, 9, 90.
Schwärmer m. feuerwerkskörpcr, zu-
gleich mit dem doppelsinn von
schnell verflogner leidenschnfi III,
2, 3.
Schwefelrauch m. durch schwefcl
hervorgebr. fftlschung des weines
I, 3, 4 V. 35.
Schwerlich erleiden, »gre ferro, et-
was übel aufnehmen III, 6, 10
v. 36.
Schwertel m. eine heilpflanze, gla-
diolus II, 4, 22.
Schwindeltumm dumm, ohne besin-
nung III, 10, 15.
Schwitzig adv. mit anstrengnng,
mühselig I, 5, 54.
Segel m. (mhd. m.) I, 1, 82. II, 3, 20.
Sührer (mhd. serre, aus serer) comp,
von sehr II, 8, 22.
Seiclite gehn , an der Oberfläche,
leicht bemerkbar, offen und ehr-
lich auftreten (?) II, 1, 38 v. 17.
II, 9, 60.
Seiu 1. existieren, leben 1, 2, 27. 3,
4 V. 11. in, 6, 13. 2. gelten
2 Z 32.
Seinselbst sein eigen 2 Z 97 v. 5.
mit hinzufügang von eigen I, 3,
80 V. 18.
Seitab adv. abseits , bei seito I, 3,
33 V. 16.
Seither conjunct. seitdem I, 2, 57.
III, 9, 59.
Selbander (aOtb( SeÜTcpo;) mit einem
andern zusammen II, 4, 72. 5, 7.
Selbbetnig III, 9, 4.
Selbgerühmt II, 5, 83.
Selbgunst f. (mhd.) III, 1, 30.
Seiblieb m. als eigenname III, 1, 30.
6, 38.
Solbse'lbst, die betreffende person
allein, ohne eine andre III, 4, 46.
Seiht adj. damalig HI, 3, 76. sonst
nur adv. damals.
Seltsam adj. selten I, 2, 2. 2, 51.
4, 72.
Setzen 1. festsetzen, bestimmen Ilf,
8, 74. 2. an jem. s.. auf jem. ein-
dringen II, 5, 63. 8. sich s., un-
brauchbar werden (?) 1 Z 199.
Seumen, sich, zögern III, 2, 24.
Sichern, sich, sich verschließen, sich
bergen II, 2, 70.
Siegelfest festgesiegclt II, 1, 38.
Silherstumm durch silber oder geld
stumm gemacht, bestochen 111,5, 66.
Sinn m. 1. verstand I, 2, 97. III, 3,
40. 3, 86. 2. gemüt III, 8, 79.
3. gesinnung, Charakter III, 6, 2.
4. Verständnis III, 6, 19. 5.. gei-
stige anläge I, 5, 70 ZD 131.
6. pl. gedanken III, 3, 95.
Sitzen o. acc. der person , sich auf
jem. setzen III, 6, 10 v. 27.
Sitzer m. der hintere 11, 8, 21. 6,
73. 8, 28. 8. 60.
So conj. wenn I, 3, 80. 4, 1. So
weit, in so fem ZD 229.
Södcr m. (pl. von mhd. söt?) Urüho
1, 8, 47.
Sol n. die pflicht I, 5, 3.
Sollen 1. schuldig sein, debere I, 9,
72. n, 1, 33. 6, 68. EU, 9, 69.
2. gehören II, 5, 86. III, 5, 82.
A. 10 V. 19. 3. dran sollen =
daran gehen II, 4, 56.
Söller m. (mhd. sölre) der oberste
räum eines banteB, bodeu III, 10, 96.
780
Wortregister.
Sonder adj. besonderer, ansgozeich-
net m, 3, 33. 5, 69. 10, 7. ZD
131. 146.
Sonncntbür f. d. Orient ZD 138.
iSönncn an die sonne , au das tages-
liebt bringen 1 Z 168.
Sonsten adv. außerdem, übrigens I,
2, 95. in, 1, 65.
8org]ichkeit f. sorge I, 4, 14.
Spalten trennen I, 9, 23.
Sparsam adj. und adv. sp&rlicb II,
4, 24. III, 3, 79. 6, 21.
Speck gebAren, fett machen 2 Z 102
V. 66.
Spendiren spenden, zahlen III, 8, 3.
Sperren, sich, umstände machen,
widerstreben III, 10, 1 I.-
Spielen 1. glänzen, funkeln 11, 1,
20. 2. erklii\gen III, 5, 5.
Spielplatz Schauplatz ZD 74.
Spinnen zusammenbringen III, 5, 15.
Spitzig schlau, verschmitzt I, 7, 28.
Spolien die gebühren I, 5, 24.
Sprung obsc. 1 Z 14.
Sprünge springen I, 7, 50.
Spur, in die spur geben , zam erin-
nerungszeichen übergeben 2Z 102
V. 52.
Staffel f. stufe I, 1, 3. 8, 34.
Stäfar m. männliches schaaf I, 4, 39.
Stallein adv. in den stall, ähnl. geb.
wie bergauf 1 Z 201 v. 35.
Stamm m. die abstammung I, 2, 99.
2, 100.
Stammen 1. sich vererben III, 3, 97.
n. 2. die abstammung I, 4, 3.
Stammesreih f. ahnenreihe m, 6, 59.'
Stand m. zustand I, 3, 4 v. 3.
Standeswerke amts> berufspflichten.
A 12 v. 10.
Stank m. gestank 111, 10, 63.
Stänken gestank verbreiten III, 8, 63.
Stänker m. einer, der zwistigkeit und
Unfriede herbeifShr' il.
Stark n. die stärke 110.
Starrig unbeugsam, störrisch I, 5, 38.
(vgl. halsstarrig). -
Stätig (von einem pferde) nicht von
der stelle zu bringen I, 1, 91.
Statisten, von Staat gebildet, Staats*
beamte II, 6, 98.
Statt f. die stelle I, 1, 57. 2, 71.
Von statten bringen, von der stelle
bringen [1, 74.].
SUttlichheit f. stattlicbkeit, hier mit
beziehung auf Stadt 1, 2, 40.
Stäubt, veraltet pr»s. von stieben =
zerstieben I, 2, 77.
Stechen bestechen II, 7, 36.
Stehen 1. feil stehen , liceri III, 3,
28. 2 Z 44. 2. mit einem adv.
z. b. schön stehen, schön er-
scheinen III, 7, 53. 8. bestehen
II, 3, 39. 1 Z 97. 4. beruhen III,
4, 38. 5. dahin st. = dabin ge-
stellt bleiben ZD 131. 6. dastehen,
sich befinden III, 4, 34. 4, 89.
7. st auf etwas = gerichtet sein
auf etwas III, 1, 41. A. 11 v. 7.
Stein m. geschützkugel I, 9, 8.
Stelle haben, statt haben m, 2, 73.
2 Z 15. St. behalten, bestehen,
bleiben I, 3, 36.
Stellen c. dat. etwas gewähren 1 Z
201 V. 8.
Stollen, das, Verstellung HI, 10, 89.
Sterben pr»s. sterbt und stirbt. Die
formen mit e sind trans., die mit
i intr., erstere bedeuten also: ster-
ben laßen, tödtcn I, 7, 61. II, 2,
7-6. m, 2, 61. 4, 61. ohne st =
unsterblich III, 3, 54.
Stetig adv. beständig II, 2, 70 v. 41.
Stiohelgeticht n. die satire. 1 vorrede.
Stiften anstiften I, 3, 80.
Stille halten, den mund halten I, 4, 81.
Stillen (mhd.) zur ruhe bringen 2 Z
65. sich st, befriedigung in etwas
suchen ZD 138 v. 6.
Stirn f. verstand, geiat m, 6, 13
Wortregister.
781
Y. 5. er hat keine stim , er kann
sich nicht schKmen 11, 4, 52.
Stöckelfisch m. Stockfisch, zugleich
init dem nebenbegriff: duramkopf
1, 1, 96. [Stockfische 1, 79.].
Steckern stottern II, 3, 59 v. 90.
Stöhrer landstreichei* 1 Z 15.
Stolzer comp, von stolz II, 3, 58 v. 2.
Stoßen verstoßen 2 Z 102 v. 31.
Strampfen mit den fÜßen aufstampfen,
(strampeln) I, 8, 97.
Streben auf etwas = nach etwas
m, 1, 47.
Strecken ausdehnen ZD 117.
Strich m. 1. zng, weg m, 5, 34.
2. nota, makcl III, 10, 31. (obsc.
das umherstreichen liederlicher
frauenzimmer vgl. ZD 157). 3.'
das probieren der motalle durch
die feile UI, 8, 27.
Strietig im streit [2, 80 v. 8.].
Strotzig aufgeblasen III, 8, 4.
Strützel (mhd. der strutzel), ein läng-
liches, schmales gebftck ZD 68.
Stück n. geschütz schweren kalibers
I, 5, 3.
Stücken zerstückeln I, 2, 72.
Stümpfen abstumpfen II, 3, 59 v. 5.
Stund, es st. zu verführen, es war
anzunehmen I, 3, 80 y. 45.
Sturm bieten , einen angriff auf jem.
versuchen 1 Z 201 v. 48.
Stürzebrücke f. fallbrücke I, 8, 19.
Sühne f. versöhnuug 11, 1. 49.
Sündenfluß (mhd. sintviuot, sintvluz).
die Sintflut I, 7, 74. III, 2, 61.
Süße f. die Süßigkeit lU, 3, 66.
Süßen versüßen 2 Z 101 v. 15.
Tadelei f. der tadel III, 9, 66.
Tapfrigkeit f. tapferkeit II, 2, 67.
2 Z 102 V. 41.
Taub leer, hohl I, 8, 61 v. 22.
Tauern dauern III, 9, 29. 2 Z 101
V. 12.
Taug, so schreibt L. stets das pr»8.
von taugen in der 3. person (mhd.
touc) I, 2, 12. 5, 39. 9, 9. u. a.
Taus (mhd. tüs , düs) das ass im
kartenspiel II, 3, 59 v. 164.
Tenn n. (mhd.) die tenne II, 7, 32.
Testamenterin f. die ein testament
macht I, 8, 20.
Teufelei f. Schändlichkeit I, 2, 77.
Tcufelskoth m. assa foetida II, 4,
22. 9, 49.
Thfttlichkeit f. thätigkeit II, 2, 73.
Theil n. in juristischem sinn : partei
ZD 10.
Tb eilen , sich seitab , sich abseits
entfernen III, 6, 44.
Thcils tlieilweise I, 4, 48.
Theuer adj. selten I, 2, 51.
Tbörlicb (mhd.) thöricht I, 4, 94
2 Z 102 V. 154.
Thrftnbach f. jetzt: thränenstrom
m, 5, 76.
Thulich (noch bei Lessing) thunlich,
zu thun I, 3, 18.
Thun etwas dulden, nicht hindern
III, 7, 85.
Thurn m. thurm 11, 2, 34.
Tburst f. kühnheit, keckbeit 11, 1,
38 V. 56. m, 6, 13 y. 18. 10, 21.
Tichter, tiohtkunst an vielen stellen
statt dichter, dichtkunst.
Tittel, titul (lat. titulus). 1. anrede
II, t, 74. 2. ruf m, 3, 55.
Toben unklug, sinnlos handeln 11,
5, 31.
Töblich thun, dass. ZD 165.
Tockenwerk n. Spielzeug ZD 31.
Tod 1. zu tode leben III, 5, 94.
2. zu tode sterben ZD 120. 3.
todtgesuffen,zu tode ges. III, 7, 80.
Törcht thöricht I, 3, 80 v. 15 ZD
138 V. 5.
Torkeln (mhd.) hin- und herschwan*
ken, taumeln I, 2, 63. III, 6, 68.
Totter m. (mhd. totere) dotter III,
5, 10.
782
Wortregister.
Tracht f. ein gang speise, soviel
man auf einmal aufträgt (iat. fer-
culum) I, 10, 69.
Tragen 1. eintragen, einbringen (nu-
tzen) III, 5, 27. 2. den sinn (vgl,
fcrt. animus: Ovid. Met I, 1.) 2 Z
102 V. 3. 3. bei sieb bergen, he-
gen II, 1, 81.
Trankgeld (erst im nhd.) ZD 287.
Trauen 1. sich jem. anvertrauen
II, 7, 2d. 2. sich etwas zutrauen
III, 8, 57. 2 Z 76.
Trauen n. das vertrauen II, 8, 89.
TrUuen, sich, sich vorbinden 11, 9,
54. lU, 1, 98.
Traurigheit f. traurigkeit 1 Z 111.
Trefifen einen bnnd II, 8, 13 v. 8.
Trefflich oft adv. vor adj. ZD 199.
Treiben (worte) , mit hast hervor-
bringen I, 3, 67 v. 2.
Treten unter sich , gering achten
in, 5, 96.
Treugt (veralt. pr»:». von triegen),
betriegen 2 Z 102 v. 48.
Trieb haben bei jem., verkehr ha-
ben 1 Z 178.
Trift f. weide, nahrung II, 9, 54.
Trillcn (eig. drillen mhd.), über-
mäßig plagen, quälen ZD 51.
Trinken tabak (noch jetzt bairisch)
t. rauclien II, 3, 5. conj. prset.
trunken I, 10, 10.
Trinken n. der trank II, 6, 37.
Troffen eingetroffen I, 5, 54.
Troinptcr m. (im 15 jahrh. trumpter)
trompeter II, 4, 69.
Trotzen c. acc. (statt dativ) HI, 6,
13 V. 8. 6, 37.
TrÜglichkeitcn betrügereien 11, 2, 3.
Tschwuid ruf an die zugthicre zum
linksgohen I, 6, 36.
Tückisch 1. schelmisch I, 8, 20 v.
27. 2. hinterlistig I, 8, 74 v. 16.
Tügen (mhd.) taugen I, 5, 46. III,
6, 19. 10, 6. prsBs. stets tang.
(mhd. touc.) prsBt. tfiohte III, 9,
89. zum t., hinreichend, genügend
I, 5, 46.
Tnrnm (jetzt dumm) thöricht I, 5,
38 ZD 165.
Tnmmelhaftig geneigt zum tammeln
I, 9, 26.
Tummeln taumeln II, 3, 59 v. 90.
Üben (mhd. üebcu) verehren II,
10, 78.
Überdämmen über den dämm fließen
laßen, unter waßer setzen m, 5, 63.
Übergeben 1. ab- weggeben III, 3,
6. 2. preisgeben n, 4, 64.
Überhäßlich mebrals häßlich III, 9, 18.
Uberkreiden schminken III, 9, 64.
Überlaaf m. zahlreicher zulauf , he-
lästigung ZD 56 v. 10.
Überlaufen überkommen, überraschen
2 Z 86.
Übersatt mehr als satt III, 10, 22.
Üborsatz das allzureiche auftragen
von speisen I, 7, 3.
Überschlagen abwägen A. 15 v. 93.
Übersetzen schindrisch, in betrüge-
rischer weise zu viel gewinn neh-
men ZD 50 V. 9.
Übersichtig 1. nur auf das oberste
sehend I, 5, 48. 2 hochmütig
I, 2, 81.
Uberständig überreif III, 8, 78.
Überwegen trs. an gewicht übertref-
fen III, 9, 22.
Überweiben, sich, zu viel weiter
nach einander nehmen II, 9, 93.
Übllchkeit f. üble läge, gewohnheit.
vorr. z. 3 taus.
Um 1. um- willen I, 5, 91. 2. nm
und um , ringsum m, 5, 66.
Umbschimpfen umhorscherzen, sprin-
gen A 15 V. 76.
Umbschränken umwinden A 15 v.' 152.
Umfangen umgeben A 16 v.' 14.
Umführen intr. mit. jem. umgehen
11, 1, 52.
Wortregister.
783
Umgehen im gebrauch sein, geltung
haben II, 1, 38 ▼. 10.
Umgekahrt umgewandelt 11, 4, 54.
m, 6, 52.
Umgewandt, berumgewandt, verwan-
delt I, 3, 4 V. 4. m, 6, 2.
Umschanzen beschützen A 15 v. 142.
Umstand m. schwangerschafc 1 Z 144.
Umstäuben wie staub umherfliegen
[2, 46 V. 12.].
Umstehen leugnen, vorr. z. 3 taus.
Um Wechsel m. Verwandlung, Verän-
derung III, 10, 56.
Unablöschlich unauslöschlich I, 10, 7.
Unartig aus der art schlagend I, 3, 44.
Unbefreit der freiheit beraubt I, 8,
99 V. 33.
Unbehellt ungefragt II. 10, 61.
Unbercut act. ohne zu bereuen II,
2, 35.
Unbewußt n. Unkenntnis I, 5, 11.
Ungeachtet mit acc. A 11 v. 10.
Ungedäuet unverdaut I, 1, 63.
Ungefochten act. ohne gefochten zu
haben II, 3, 74.
Ungegleicht ungleich HI, 1, 50.
üngeirrt ungestört A 13 v. 22.
Ungenesen n. krankheit, unheil III,
2, 20.
Ungeschlafen act. ohne geschlafen zu
haben III, 6, 73.
Ungesscn act. ohne gegeßen zu ha-
ben III, 6, 73.
Ungestalt misgestaltet m, 6, 92.
Ungestohlen act. ohne gestohlen zu
haben III, 2, 4.
Ungrisch ungarisch I, 3, 37.
Unmensch m. wunderbarer mensch
U[, 9, 46.
Unmuth m. kleinmut , Verzagtheit
in, 2, 95.
Unruh f. die feder in der uhr I, 5, 40.
Uns abgek. für unsre I, 9, 19.
Unten liegen unterliegen 1 Z 201
V. 59. m, 1, 82. 10, 94.
Untergeben , sich , sich unterwerfen,
sich preisgeben (obsc.) III, 1, 59.
u. sein, unterworfen sein 11, 2, 70
V. 42.
Untersaß m. unterthan I, 8, 47 v. 8.
Unterscheid m. [1, 10.]
Unterschiedlich kennen , zu unter-
scheiden vermögen 11, 3, 59 v. 70.
Unterstreckt darunter gebreitetZD 192.
Unterwegen auf dem wege, nahe
daran in, 7, 39.
Unterwinden, sich, frech wagen 1 Z
201 V. 41.
Unverdacht unbedachtsam I, 3, 88.
Unverdiente, der, in activ. sinn: der
nicht verdient hat I, 6, 11.
Unverfreit ungemischt I, 6, 88.
Unvergunnt unerlaubt in, 5, 99.
Unverhindert ungehindert A 15 v. 86.
Unvermüglich unmöglich I, 2, 57.
Unvernunften pl. A 11 v. 3.
Unzerzogen (aussprechen), von zwei
nebeneinander stehenden vocalen
nur den ersten, nicht auch den
zweiten aussprechen, wie in ie das
i. vorr. z. 8 taus.
Urgesachet verursacht n, 8, 92.
Urteln urtheilen 2 Z 85.
Vatergrund m. heimat A 15 v. 131.
Veilken (schles. velken), veilchen
I, 3, 2.
Venushflgel die brflste m, 9, 61.
Verbessern ändern , bcßer machen
in, 3, 76.
Verbinden , sich , sich verbindlich
machen III, 2, 83.
Verblasen den wind, pedere II, 1, 94.
Vorblenden blind machen in, 8, 23.
Verbösem verschlimmern I, 1, 90
V. 4. 4, 18. 4, 29. (vgl. gebösert.
Simpliciss. I, 230.)
Verbrennlich zum verbrennen be-
stimmt I, 7, 32.
Verbringen vollbringen I, 4, 86. HI,
6, 13 y. 80.
784
Wortregister.
Verbürgen c. acc. d. pers., jemanden
bürgschaft leisten- schwören laßen
III, 6, 13 V. 21.'
Verdacht verdächtig 1 Z 62.
Verdanken mit dank vergelten, ab-
lohnen II, 5, 37. '
Verderbt und verdirbt, die formen
mit e sind trs., die mit i intr.
III, 4, 4. (vgl. sterben).
Verdrieß m. verdruß I, 6, 74.
Verdrießig verdrießlich III, 10, 98.
Verfallen fallen, in verfall gcrathen
ZD 224.
Verfangen (ahd. firOlhan) , nützen
II, 10, 90.
Verfaßt 1. eingefaßt II, 1, 20. 2.
geordnet II, 6, 89. 3« c. dat. d.
Sache, ergeben 1 Z 63.
Verfechter vorfechtcr , propugnator
m, 10, 21 V. 4.
Verfliegen hinwegfliegeu I, 7, 49.
Vei freien, sich zu jem., jem. freien
n, 1, 93. m, 5, 43.
Verfügen anordnen III, 6, 10 v. 17.
Verführen beweisen 1 Z 129. I, 3,
80 v. 45.
Vergaukeln ausgelöscht werden, ent-
schwinden III, 5, 48 V. 41.
Vergeben adj. vorgeblich II, 10, 80.
Vergeben 1. ausgeben , überlaßen
1 Z 144. 2. nach-, erlaßen I, 5, 63.
Vergebens 1. umsonst, gpratis I, 5,
63, wo es pleonast. in Verbindung
mit umsonst steht. 2. zwecklos,
nutzlos n, 10, 33.
Vergehn, sich verirren III, 3, 47.
Vergelt m. entgelt, belohnang U, 2, 39.
Vergleich m. abrechnung, ausgleich-
ung I, 5, 97.
Vergnügen, sich, s. begnügen III,
4, 10.
Vergnügen n. die genügsamkeit, Zu-
friedenheit II, 1, 34 ZD 44.
Vergnüglichkeit f. dass. III, 2, 77.
4, 10. 5, 96. 2 Z 46.
Verguunt (mhd.) vergönnt, erlaubt
II, 2, 53. ni, 6, 99.
Vcrhaft 1. verpflichtet, ergeben I,
1, 43. 5, 52. 2 Z 69. 102 v. 12.
2, behaftet II, 3, 96. 3. v. blei-
ben, hängen, haften bleiben II,
3, 59 V. 100.
Verhaften festhalten, an sich feßeln
II, 4, 65.
Verhandeln , sie steht za v., steht
feil 2 Z 44.
Verhängt hängend I, 5, 3 v. 18.
Verharten hart bleiben II, 1, 92.
Verhegt eingehegt, versteckt II, 3,
57 V. 24.
Verheischon versprechen U, 1, 81.
Verheischung f. das versprechen II,
3, 89. 1 Z 187. 2 Z 10:
Verheiß m. dasselbe II, S, 89.
Verhelfen auf die sohlen , wieder
aufhelfen ZD 193.
Verhohlen, hier wol subst. partio.
das versteckte (obsc) 1 Z 29.
Verhohlen vergraben, verbergen I,
8, 5. 4, 40. n, 9, 48.
Verhüten behüten III, 3, 56.
Verkehren verwandeln I, 3, 4 v.. 8.
Verkerkem einkerkern ZD 210.
Verl^rnchen part. prost, v. verkriechen
I, 7, 65 V. 18.
Verlag m. 1. auslage, Unkosten III,
* 2, 37. 2. unterhalt ZD 48.
Verlassed hinterlaßen II, 7, 18.
Verlast verak. prat. v. verlieren
(mhd. Verliesen) II, 6, 89.
Vcrlaubcn n. erlaubnis ZD 33.
Verlegen adj. unschön geworden
durch langes liegen I, 2, 94. II,
3, 61.
Verleiben in einen leib DI, 7, 61.
Verleurct (bair. neben^ verlenscn),
verliert I, 7, 18. 2 Z 97 v. 63.
Vermänteln bemänteln 11, 9, 60.
Vermeint vermeintlich IQ, 4,- 17.
Vermerk m. tadel, noU ZD 239.
Wortregister.
785
Yennerken 1. bemerken III, 2, 3.
2 Z 102 y. 65. 2. yerstehen 2 Z
102 ▼. 104.
VermSglichkeit f. dhB yermSgen, opes.
1, 7, 46.
Vermögen n. 1. d. f&bigkeit ZD 121.
2. vermögen, opes. 11, 1, 67.
Vernehmen lassen, sich dies, sieb
dahin v. 1. III, 4, 8.
Vemene(r)n ernencm I, 4, 20. 2 Z
101 ▼. 3.
Verobligiren yerpflichten, gewinnen
n, 1, 38. ▼. 26.
Verpachten, sich, s. hin- ergeben
A 12 Y. 30.
Verpflicht verflochten I, 1, 38.
Verprachem (Lessing richtiger: ver-
prachten) mit geprftnge durchbrin-
gen, verschwenden 2 Z 75.
Verpurpem roth schminken I, 5, 32.
Verrathen durch schlechten rath ver-
derben II, 2, 81.
Verraucht wie der raach verflogen
II, 2, 70 V. 22. 4, 84.
Verreiten 1. sn schänden reiten, sn
gründe richten I, 1, 37. 2. ver-
rechnen in, 8, 2.
Verrichten mit folgendem Infinitiv,
unternehmen etwas zQthunlll, 5, 7.
Verschämlichkeit f. schamhaftigkeit
I, 3, 18. (vergl. Zinkgref I, 346
unverschamigkeit).
Verschildwaobt sein, sur schildwache
haben, bewacht werden 2 Z 99
V. 7.
Verschimpfen schimpfieren, beschim-
pfen III, 1, 96.
Verschlnnden gierig in den schlnnd
hinabbringen, verschlingen n, 2,
50 V. 16.
Verschossen erschoßen III, 8, 91.
Verschrnmpen zusammen dorren III,
10, 42.
Verschweigen, sich, sich verheimlichen
m, 2, 40.
Lofia.
Verschwommen Qberschwemmen Ilf,
5, 52.
Versehen 1. fibersehen I, 2, 20. 2.
nachsehen, verzeihen 2 Z 95. 8.
begehen, fehlen, verschulden II, 2,
33. 2 Z 95. 4. sich einer sache
V., etwas voraussehen ZD 188. 5.
part. prsBt versorgt II, 2, 33.
Vorsehung f. die Versorgung II, 2, 88.
Versessen verlegen, unansehnlich ge-
worden ni, 5, 48 V. 44.
Versetzen 1. besetzen m, 3, 58. 2.
um- abftndem, verderben m, 3, 37.
3. dahingehen, preisgeben HI, 8,
60. ZD 50 V. 10. ZD 52.
Versinken versiegen, eintrocknen ZD
216.
Verspeien anspeien, verachten 1, 7, 69.
Versprechen tadeln 11, 9, 46. lU,
10, 23.
Verstand 1. erkenntnis, einsieht I,
5, 3 V. 13. 2. Verständnis II, 8, 92.
Verstanden (ein pfand) nicht eingelöst,
daher verfallen II, 3, 24.
Versterben sterben I, 5, 51. II, 2, 69.
Verterb m. Verlust A 11 v. 10.
Verthun 1. sich onrecbtm&ßig aneig-
nen und vergeuden I, 7, 11. 2. un-
terbringen, ausleihen I, 5, 12.
Vertragen ertragen m, 3, 27.
Vertreulioh durch treue verbunden
I, 8, 98 V. 20.
Vervielen vermehren, multiplicare I«
7, 18.
Vervöllen in dii grab, in das grab
legen und mit erde lufUllen II, 4, 9.
Verwegen aufs spiel setzen I, 8, 84.
Verwaschen gftnslioh abwaschen m,
6, 12.
Verweiben zum weihe werden m, 7,
61.
Verweilen trs. verzögern, verlängern
A 13 V. 8.
Verwiedem verweigern I, 8, 64.
Verzeihen, sich einer sache, einer'
50
786
Wortregister.
saohe entsagen I, 7, 34. 7, 48. 8,
99 y. 34. ZD 129.
Verzielen falsch zielen, daher das
ziel verfehlen II, 2, 83.
Verzflcken in Verzückung gerathen
I, 10, 19.
Vexieren 1. vexare, quälen I, 9, 48.
1 Z 112. 2. zum besten haben,
necken 11, 3, 80. 6, 14.
Viech n. vieh 1, 6, 88.
Vielfaohehe f. Übersetzung von poly-
gamie III, 3, 56.
Vielgefüßt vieimßig I, 5, 3.
ViergefSßt vierfSßig I, 8, 80.
Vierung f. quadratur 11, 4, 43.
Vögeln p1. ohne umlaut (mhd. vö-
gele) A 10 v. 27. ni, 6, 74.
Voll (sc. von wein) betranken ZD
184.
Völle f. 1. die fülle HI, 5, 63. 7,
52. 2. vom monde: in der volle
m, 4, 3, an der v. 11, 1, 53. (vergl.
Lenau, des mondes volle).
Völlen vollmachen, anfüllen I, 3, 33
V. 4. m, 2, 100. II, 6, 83.
Völlig gänzlich lU, 10, 97.
Vor adv. vorher, früher I, 1, 37. 4,
57. n, 2, 41. 2, 50 V. 16. 2, 54.
7, 98. 9, 58. m, 8, 22. 8, 98,
ZD 25.
Voran vorher I, 8, 99 v. 94.
Vorkommen vorgelaßen werden 1 Z
57.
Vorlehn n. darlehn m, 7, 45.
Vormünden pkr. 1 Z 107.
Vormündschaft f. III, 8, 2.
Vornen gehn, fortgehen I, 6, 98.
Vorschub m. beistand, hilfe III, 8, 22.
Vorteln. der vortheil I, 7, 33. ZD 201.
Vortelhaft auf vortheil bedacht I, 8,
4 V. 45.
Vorteln auf vortheil bedacht sein II,
4, 73.
WAchsig wachsen I, 8, 94.
Waffen n. (mhd.) 1. die waffe II,
5, 12. 2. Wappen I, 5, 18. III, 2,
54. 3, 97. 2 Z 102 V. 28.
Waffenanstand m. Waffenstillstand I,
1, 4.
Waffenfest durch zaubermittel gegen
Verwundungen geschlitzt I, 4, 67.
Walde pl. von wald A 15 v. 34.
Wallen n. wallfahrt I, 5, 59.
Wandel m. tausch, Veränderung I,
7, 53.
Wandeln 1. verwandeln, ändern I,
1. 56. 1, 90. 9, 2. m, 2, 92. 2.
eintauschen ZD 72.
Wann 1. conj. der zeit: dann wenn
n, 10, 57. ZD 108. 2. conJ. d. be-
dingung: wenn III, 10, 59. 2 Z 47.
Wannen, von wannen woher II, 2, 66.
Wanst m. I, 3, 83 v. 4. 8, 19. 9,
92.
Wapfen n. (mhd. wApen) wappen 11,
8, 42.
Wärmde f. wärme I, 8, 20. 9, 10.
n, 9, 15. in, 7, 40.
Was 1. etwas, einigermaßen l, 8, 5.
III, 2, 57. 5, 68. A 15 v. 104.
2. etwas bedeutendes III, 4, 46.
3. partit. mit folg. genit. wie viel
I, 3, 10. 3, 83 V. 21. 5, 48. 6,
82. 9, 87. m, 8, 87. 4. so sehr,
so viel nur immer I, 2, 85.
Waserlei welcherlei, von welcher art
n, 3, 62.
Wäscher m. Schwätzer I, 10, 11.
Wftschhaftig schwatzhaftig II, 6, 69.
Wäschhaftigkeit f. schwatzhaftigkeit
m, 10, 53.
Wasserbau, hier obscön: die weib-
liche schäm III, 8, 84.
Watsack m. (mhd. wät) mantelsack
I, 8, 48.
Webe n. gewebe A 15 v. 111.
Weberknopf m. weberknoten 1, 10. 83.
Weder-weder = weder-noch III, 4, 64.
Weg, an w. legen = jem. etw. in den
weg legen in, 4, 68.
Wortregister.
787
Wegfinden, sich, verschwioden III.
7, 13.
Wegzünden rerbrennen I, 7, 32.
Wehren 1. bewfthren I, 8, 80 v. 75.
2. dafür w. intr. fGlr etwas eintre-
ten Uly 6, 5.
Weiben. sieb beweiben, beirathen II,
6, 84 ▼. 80.
Weibesvolk n. ftbnlich gebildet wie
mannsvolk III, 9, 77.
, Weibling m. weibischer mann III,
7, 61.
Weidemann (mbd.) jäger 1 Z 53.
Weil als temp. conj. 1. damals als
III, 3, 52. 2. so lange als I, 2.
27. 8, 69. II, 9, 72. III, 7, 46.
Weiland (mbd. wtlent) ehemals II,
7, 37. 7, 92. III, 5, 51. ZD 52.
Weile f. die zeit, muße III, 5, 24.
Weisen (part geweist) zeigen ZD
167. sich weisen, sich zeigen, of-
fenbaren,, bewiesen werden II, 2, 32.
Weiß (oandidus) lauter, rechtschaffen
I, 8, 69 ▼. 27. II, 7, 25. 8, 19
2 Z 99 Y. 12.
Weißen weiß werden A 12 ▼. 17.
Weit bei weitem I, 8, 8. 8, 19.
▼. 14,
Wen zs. jeden beliebigen , qaemlibet
III, 8, 1.
Wenden (mbd.) sich bis zu einem
bestimmten punkte bewegen, auf-
hören A 8 y. 27.
Wer =r irgend Jemand II, 2, 54. III, 6,
96.
Werben sich verschaffen, erwerben
I, 10, 39. III, 1, 82. A 12 ▼. 16.
Werthsam theuer I, 4, 72.
Wesen n. existenz, leben III, 2, 20.
Wette f., in die w. leben, um die w.
I, 2, 68. in die w. stehn III, 8, 10«
Wetter n. donnerwetter, lärm I, 2, 48.
Wichtig anmaßend III, 6, 19.
Widerfrieden m. friedensfeind 1 Z 198.
Widerton m. das eoho II, 2, 22.
Wie daß? 1. häufig angewendete
ellipse: wie kommt es daß? qui
fit? I, 1, 90. 2, 19. 2, 28. III,
6, 1. 8, 58. 8, 76. 10, 95. Als
antwort darauf: drum daß III, 10,
4. 2. wie so? warum? I, 7, 82.
Wiebeln sich lebhaft durcheinander
bewegen I, 7, 50.
Wieder andrerseits III, 10, 97.
Wiederkäufler m. wieder Verkäufer III,
4, 70.
Wiederlegen 1. erwiedem, wiederer*
statten II, 10, 65. 2. sich w., sieb
widersetzen III, 8, 90.
Wiederzins m. zins vom zins II, 6, 68.
Wiegern wiehern II, 5, 89.
Wiener m. eine kleine scheidemüns«
II, 6, 12.
Wil, es w. mir nicht ein, es will mir
nicht in den sinn I, 5, 94. s. recht
wollen, 8. rechtfertigen m, 2, 40.
Windei n. ein taubes ei ZD 256.
Wirth m. landwirt I, 4, 15.
Wirthlich freigebig II, 2, 70 v. 74.
Wissenheiten p1. Weisheit A 8 v. 18.
Wissenschaft f. das wißen, die künde
1, 3, 48.
Wißlich wißentlicb III, 10, 98.
Wittib t Witwe III, 1, 97. 8, 9. ZD
65. witbe ZD 211.
Wittiber m. witwer ZD 65. witber
ZD 211.
Witz f. (mbd. witze f.) 1. das wißen
III, 8, 16. 2. Weisheit II, 1, 79.
8, 1. ZD 175. 8. verstand III, 5,
48 V. 41. 9, 6.
Witzel m. der witzling I, 10, 11. II,
2, 92. 1 Z 100. m, 8, 91.
Witzig klug, verständig III, 6, 76.
Wo 1. irgendwo I, 1, 24. 4, 94. III,
7, 1. 7, 57. II, 9, 88. 2. irgend
wie ZD 64. 8. falls, wofern [2,
71 V. 12] III, 9, 18.
Wolbedacht m. bedachtsamkeit ZD
174.
50*
788
Wortregister.
Wolbespracbt spraohkandig III, 10,
Wolbewaßt m. das gute gewißen II,
10, 66. 2 Z 99 V. 28.
WolfeUkeit I, 8, 65.
WollentrttgerTolk d. schaafe II, 2,
70 V, 77.
Wolvemanften pl. yernünftige an-
siebten III, 6, 48 y. U.
Wunddr d. d. meerwander, seetbiere
III, 9, 77.
Wunder adj. wunder-, sonderbar 2*Z
102 V. 115.
Wunderbar wunderlicb,mürriscb,1, 7,2.
Wundernng f. Verwunderung 2 Z 102
V. 85.
Wurm m. 1. lindwurm, dracbe I, 3,
80 y. 72. 2. floh I, 3, 86. pl.
warme(r) II, 6, 46. ZD 82. 112
= kinder I, 6, 68. HI, 10, 57.
Wurzeln in c acc, wurzeln treiben
III, 2, 43.
Wust m. schmutz, unrath I, 9, 84.
10, 59. II, 8, 8. III, 1, 62. 2 Z
102 y. 101.
Wüßt (yon wißen) das wißen II, 7,
7 V. 17. ohne wüßt, unbedachtsam
III, 5, 100.
Wäthig wütend, leidenschaftliob I, 9,
46. II, 1, 37.
Wüthigkeit f. wut,* leidenscbafkliohkeit
11, 1, 93.
Wfltterei f. das wüten I, 4, 75.
Zagheit f. Zaghaftigkeit I, 1, 85. II,
1, 37.
Zahlen bezahlen III, 10, 84.
Zahm, vom wein gebraucht: mild I,
8, 12.
ZahngewSsser n. subst. gebildet aus
der sprich wörtl. redensart: es lauft
einem das waßer im munde zu-
sammen in der erwartung eines
angenehmen genußes III, 8, 38.
Zankeisen n. bezeichnung für eine
zanksüchtige person II, 5, 4.
Zärtelei f. Terweichlichting A 1 1 ▼• H*
Zärtig zart III, 10, 24.
Zftrtlioh (fügen) fein, gewandt (ersin-
nen} I, 5, 55.
Zftrtlichkeitf. yerweichlicbnogf 1, 8,69.
Zäumen im zäume halten III, 4, 48.
Zeche f. 1. trinkgelage I, 2, 18 r.
3. 2. zunft, handwerksgenofien-
schaft I, 2, 13 y. 1. III, 8, I.
Zedel m. (lat schedula) 1. speiseset-
tel 1 Z 86. 2. diplom 1, 6, 97. <
3. yerzeichnis, Stammrolle ZD 284.
Zeihen, sich, sich yorwerfen I, 9,
88 y. 7.
Zeit f. in der zeit, diesseits, auf er-
den I, 2, 73. 2 Z 99 y. 8.
Zeitfolge f. die kunst, sich in die
zeit zu schicken III, 5, 29.
Zeitgeformt adj. zeitgemäß III, 4, 41.
Zeitkleider kl., die gegenwärtig in der
mode sind III, 4, 74.
Zeitlich 1. im gegens. zu bimmliscb:
irdisch I, 5, 25. 2. im gegens. sn
jenseits : hinieden III, 1, 36. 8. frfib-
zeitig II, 4, 84. 4. bei zeiten III,
6, 35.
Zeityernichten n. die yergeadung der
zeit III, 4, 66.
Zeitung um tragen, nacbricbten, ge-
rüchte umhertragen 2 Z 102 y. 61.
Zerrütten auflockern A 15 y. 118.
Zerstücken zerstückeln I, 3, 59.
Zeug m. (wie mhd. ziuo) gerätbsohaft
1 Z 105.
Zeugen bezeugen I, 2, 21. III, 6, 18.
Ziehn n. zinn I, 2, 8. 3, 7.
Ziemet m. zimt II, 5, 32 t. 8.
Zierden zierrathen III, 5, 50.
Zins f. III, 7, 45.
Zinsbar ergeben I, 8, 89. III, 2,. 5.
ZD 42.
Zippelpelz m. kleidnngsstüok der
bauem H, 8, 86. daher: „bienen,
dio sonst zippelpelze tragen" : baa-
em 2 Z 8.
Wortregister.
789
Zoh pr»t. Y. liehen (mhd. zdch) ZD 91.
Zörnen (mhd. zornen), zürnen f, 1,
87. 8, 99 y. 44. 10, 66. 1 Z 161.
Zacken zücken (ein schwort) III|
2, 22.
Zuckern fiberzookem, süß machen
HI, 6, 13.
Zucht f. 1. scheu, Tersch&mtbeit U,
3, 57 V. 18. 2. sittoamkeit II, 3,
57 Y. 12. 1 Z 60. 3. Zeugung I,
5, 12. 4. das erzeugte, das werk
II, 10, 100.
Zugedackt zugedacht, beabsichtigt 1
Z 111.
Zugesippet verwandt III, 6, 59.
Zulesen zuschreiben II, 9, 38.
Zunft p1. zunften ZD 50 A 1 1 v. 2.
Zunge, zertheüte z., doppelzüngigkeit,
falschheit III, 6, 94.
Zungendrescher gewißeniose redner;
liier betrügerische advokaten I, 5,
37.
Zungcnhonigykfihnezusammensetzung
für: honig auf der zunge I, 8, 74
V. 14.
Zurathen durch rath unterstützen, zu-
reden III, 5, 31.
Zusfttzliches wort, Übersetzung Yon
adjectivum I, 5, 88.
Zuschrift Zueignung II, 8, 51.
Zustellen übertragen (ein amt) ZD 74.
Zusterben pass. durch den Tod eines
andern, durch erbschaft zuertheilt
werden 2 Z 88.
Zuvorher zuvor II, 6, 60.
Zweien entzweien III, 7, 28.
Zweifelkind n. ein kind, dessen vater
unbekannt ist II, 5, 40.
Zweifeln trs. bezweifeln II, 1, 75.
imp. es zweifelt mir = ich bin
im zweifei III, 4, 20.
Zweispftnstig widersprechend, feind-
lich I, 3, 26 [2, 78.]
Zweiträchtig zweimal frucht tragend
ZD 147.
Zwene (mhd. zw^ne) I, 2, 54. ZD 65.
Zwier (ahd. zwiront mhd. swiren)
zweimal I, 3, 4 v. 30.
Zwingen bezwingen III, 2, 95.
Zwo (mhd. zwd, zuo) zwei III, 7, 49.
790
SACHREGISTER.
DI« rSadfelM tUfer buel^nat dai taiuend, die ent« tfftbkKhe dM haiidtrt, die swelte
erablMlie die nnmmer des gedlehte. 1 Z beseiehnet die 1 sagabe (s. 409—441)» S Z die
t sngebe (a. 610— 6S4), ZD die svgebe wKhrend des drneki (i. 086—^5), A den MÜung
{ß. 676~e8S).
ABC der liebe III, 1, 6.
Abend II, 8, 79.
Abendmahl III, 4, 8.
Aber n, 7, 80.
Abfall der menschen III, 7, 99.
▼om glaaben I, 5, 75. III, 3, 6.
5, 59.
Abschied eines verstorbenen I, 3, 45.
von einer gestorbnen freondin II,
2, 70. von einer gestorbnen gattin
I, 8, 69.
Abwechselung in der ehe 1 Z 23.
Abweisen, gütiges II, 8, 28.
Achat, wertvoller II, 6, 67.
Ackerbau III, 6, 85.
Acker der frauen II, 5, 56.
Adam I, 8, 1.
Adel, alter I, 2, 99. 2, 100. UI, 1, 87.
erbUcber HI, 5, 72. hober I, 4, 8.
rechter I, 7, 99. lU, 9, 89. unter-
drückter 11, 6, 44. lU, 1, 89. «wcier-
lei III, 6, 11. sweifelhafter 1, 8, 58.
IZ 45.
Adeisbrief I, 4, 77. II, 5, 72.
Adelsfeinde I, 1, 87. 10, 14.
Aderlaß der redlicbkeit I, 7, 44.
k la mode 1, 10,29. 11,4, K 1 Z 177.
in, 2, 71.
Alchimie, theure II, 6, 76.
Alchimisten 2 Z 7.
Alexander d. Or. II, 9, 100.
Allen gefallen I, 8, 38. 2 Z 71.
Alles auf Gott II, 8, 54. a. schon da-
gewesen II, 7, 98. a. sn seinem Ur-
sprung I, 6, 84.
Alt und jung III, 1, 84. 9, 42.
Alte, kranke II, 6, 1.
Alter, der jngend hintertheil II, 8,21.
der weit II, 9, 44. des krieget
I, 7, 2. des menschen II, 2, 28.
die Tier A 12. ehrwürdiges III,
10, 71. erwünschtes III, 4, 56.
frommes UI, I, 27. geiiiges III,
3, 1. 3, 8. krankes n, 5, 42. 1 Z 81.
a. und hochzeit I, 4, 42. a. und
Weisheit ZD 58. verachtetes III,
8, 2. 2 Z 62.
Alter, gestorbner HI, 3, 10. verach-
teter II, -6, 10. 7, 22. 1 Z 51.
Ataor III, 5, 86.
Amors kohlen I, 5, 41.
Amt I, 6, 62. m, 2, 28.
Amtleute 1 Z 194. m, 9, 91.
Amtschreiber III, 1, 72.
Amt und gunst II, 3, 58.
Amtsbeschwerden III, 8, 77.
Andreasabend ZD 205.
Anfang, guter III, 2, 80. a. ist schwer
III, 5, 64. a. und ende I, 7, 100.
Angesicht, menschliches I, 7, 19.
II, 8, 23.
Anlagen, ungeübte III, 8, 67.
SacLregistor.
791
Anna Sophia, herzogin von Brieg II,
6, 71. 9, 6. HI, 8, 7. eine blume
1 Z 25. III, 9, 49. ergebenheit für
ZD 62. krank II, 6, 4. 6, 5.
Logaas muse 1 Z 13. tadellos III,
8, 8. über die geburt eines prinsen
III, 4, 79. von herzog Lndwig
verehrt A 8. 9. vor dem Spiegel
III, 4, 20.
Anna Sophias anmut I, 8, 96. bild
II, 2, 44. 2 Z 79. frömmigkeit II,
1, 20. schmuck III, 1,91. ZD 71.
Schönheit I, 10, 19. 10,20. tugend
I, 10, 34. 1 Z 26. III, 8, 54. 8, 77.
2 Z 100. A 14. Unsterblichkeit III,
3, 82. 9, 28. wits II, 1, 22.
Anrede „Ihr*" ZD 196.
Anschläge III, 1, 87.
Ansehen II, 9, 18. verfehltes II, 2. 83.
vermindertes U, 3, 64.
Apfelbiß III, 3, 76. 8, 75.
Apotheke 11, 8, 67. der weit II, 9, 49.
April II, 10, 34. der erste II, 3, 80.
A. und Mai 1, 3, 3.
Arbeit, bescheidne 1,9, 18. gesegnete
I, 1, 98. 2,59. a. in der liebe III,
3, 93. a. und lohn 1 Z 81. III, 9,
1. a. und vergnügen II, 6, 97. ver-
gebliche I, 7, 52. 10, 80.
Arbeitoamkeit lU, 7, 83.
Argwohn II, 3, 34. 1 Z 93.
Arm auf erden I, 2, 73. ein narr
I, 2, 91.
Armen, gesundheit der 11, 2, 2.
Armut 1,5,64. 111,4,12. 4,95. ZD9.
sichre 1, 3, 98. a. und alter II, 9,
20. a. und blindheit I, 4, 93. a.
und reich tum III, 1, 86. 3, 24.
verachtet III, 6, 44.
Art, französische II, 2, 12.
Artischocken II, 5, 28.
Arznei, allgemeine II, 7,87. der liebe
111,4,26. 4,60. die beste 1,4,41.
gegen gicht II, 6, 65. köstliche
UI, 5, 41.
Arzt und bauer I, 6, 64. a. und weiser
1, 7, 24. wirkungsreicher II, 9, 47.
ZD 231.
Ärzte I, 10, 61. II, 2, 88. 1 Z 24.
III, 4, 51. 8, 96. 9, 80. ZD 152.
glück der I, 4, 40. kunst der
II, 9, 38. 1 Z 19. &. und Juristen
III, 2, 20. a. und kranke 1 Z
182. III, 10, 61. ä. and poeten
ZD 108.
Asche und kohle III, 2, 62.
Aschermittwoch III, 5, 68.
Auferweckung I, 7, 61. dreierlei
II, 4, 12.
Aufrichtigkeit I, 7, 15. 9, 89.
Aufschneider III, 7, 95.
Aufschub III, 8, 5.
Aufstehen II, 1, 12.
Augen II, 1, 4. 10,68. der weit III,
2, 86. schöne II, 1, 37. III, 4, 84.
7, 27.
Augustmonat II, 10, 38.
Ausgang, entscheidet II, 1, 10. ent-
spricht dem anfang II, 5, 30.
Auszug der Schweden II, 3, 54.
Bäcker II, 6, 96.
Balken, eingoschobnor II, 7, 61.
Barbier III, 6, 5.
Barmherzigkeit II, 4, 7. göttliche
I, 7, 74. II, 10, 85.
Bart, geschomor II, 3, 87. 8, 38.
III, 4, 41.
Bastard 1, 8, 79. 8, 80. 10, 75. II, 8, 32.
III, 7,11. 9,82. bastarde, tapfere
II, 2, 66.
Bauch II, 5, 9.
Bauer, edler II, 5, 55. grob und listig
II, 4, 57. b. and Soldat II, 6, 85.
b. und Sperling III, 5, 74.
Bauern , ausgezogne I, 6, 49. II, 9, 87.
Bauernstolz I, 4, 85.
Beamte, bestechliche II, 8, 40. hoch-
mütige III, 8, 81. unchristliche
11, 6, 98. untüchtige II, 9, 82.
Bedacht, alles mit III, 6, 54.
792
Sachregister.
Bedenklichkeit hei gefahren III, 2, 12.
Beförderung II, 6, 78. ZD 74. :
Begierden II, 2, 68. 8, 83. 1 Z 88.
III, 1, 92. 4, 17. 10, 14.
Begrähniskosten I, 7, 96.
Begrüßung, englische II, 6, 82.
Beharren auf dem rechten II, 2, 85.
Behutsamkeit im glauhen II, 8, 68.
Beichte III, 7, 72. ZD 109. 110. 185.
naive I, 8, 78.
Beischlaf I, 9, 91.
Bekehrung, gewaltsame III, 2, 87«
Belohnungen , jetzige II, 2, 89.
Bmoll II, 4, 66.
Berechnung, falsche II, 9, 12.
Beredtsamkeit II, 4, 89.
Berg und thal Zusammen 2 Z 84.
Beruf ZD 111.
Bescheiden, nicht zu sehr III, 5, 46.
Bescheidenheit II, 5, 48.
Besoldung, genügende III, 9, 92.
Besonnenheit ZD 174.
Beste, das gemeine II, 9, 65.
Bestechlichkeit III, 1, 75. der richter
III, 2, 90. 10, 48.
Betrug II, 2, 4. III, 6, 24.
Betrüger, ertappter III, 4, 5. frommer
III, 7, 62.
Beute I, 8, 67. aus dem deutschen
kriege 11, 3, 60.
Beutel, yerlorner 1 Z 186.
Bibel I, 6, 44. 6, 45.
BihUothek 11,8,84. III, 8,80. 10,5.
Biedermann, scheinharer II, 10, 2.
2 Z 78. b. und heuchler III, 8, 86.
Biene II, 3, 83.
Bienen, Ursprung der III, 6, 10. zu-
dringliche ZD 24.
Bileams esel I, 10, 70.
Bilder I, 6, 87. 4, 96.
Bilderstürmer I, 6, 48.
Bildnis, geschmeicheltes III, 8, 53.
großer herren ZD 38.
Birnen, große ZD 183.
Qitten großer herren III, 7, 18.
Qittersüß I, 6, 74. III, 7, 34.
Bieichheit II, 10, 83.
Bleikamm III, 7, 74.
Blindheit der menschen I, 4, 65.
Blöße 2 Z 51.
Blutsverwandte II, 7, 81.
Bock, polnischer ZD 215.
Bosheit 11, 2, 84. III, 4, 76. 10, 68.
Böses und gutes II, 8, 98. III, 5, 70.
10, 65. 2 Z 22. ZD 208.
Brachmonat II, 10, 36.
Brauch , assyrischer 1, 5, 82. babjlo-
nischer III, 6, 92. eigner II, 10, 77.
englischer 1 Z 89. französischer
I, 2, 22. III, 6, 19« griechischer
I, 6, 6. indischer III, 6, 25. 10, 8.
polnischer II, 6, 13.
Braut, an eine I, 1, 24. b. und
gttste II, 5, 7. b. and weib II,
4, 29.
Brautbett 1 Z 48. III, 9, 98,
Brautpaar III, 7, 28. 7, 47. ZD 6a
jetziges II, 9, 4.
Bräutigam, an einen befireundeten I,
1, 23. III, 5, 48. b. und pfarrer HI,
7, 89.
Brief ZD 87.
Briefadel I, 8, 80. III, 2, 54. 3, 97.
Brieg II, 1, 76. die drei fBrsten in
B. I, 8, 95.
Brot II, 7, 47. für diese und jene.welt
I, 6, 89. 9, 19. brot und Gottes wort
I, 9, 21. h. und wein H, 7, 68.
Brüder, selten einig 11,7, 4. ZD87.
Brüste 11, 3, 8. ZD 224. entblößte
I, 4, 95. 8, 68. 1 Z 49. 168. III,
4, 82. 9, 21. 9, 61. 9, 62. 9, 68.
10, 92. 2 Z 27. weiße II, 3, 86.
III, 9, 64.
Buch des lebens II, 6, 77. von seinem
I, 1, 72. 5, 78. 6, 80. II, 7, 26.
III, 8, 4. 8, 12. 9, 45. 2 Z 96.
ZD 140. 221. sein geistiges eigeii-
tum II, 7, 98. ungeOhrUcb U,S,92.
Buchhlndler U, 7, 99.
Sachregister.
793
Baobstabe Q TU, 1, 47. tödtet 11, 7, 68.
BacbsUben, straf. I, 7, 55.
BQcher, beliebte Iir, 5, 13. b. Mosis
n, 1, 78. b. Mosis nnd Josaa
1, 2, 70.
Büoberfreandin III, 10, 85.
Bücher ftir die motten II, 10, 98.
III, 10, 10. far kinder III, 8, 66.
Büchermenge III, 6, 26.
Bücher, schlechte II, 7, 95. b- und kin-
der II, 2, 69.
Bücherwert I, 1, 12. 5, 2. III, 4, 57.
7, 9.
Bfirgerkrone III, 7, 1.
Bohlen und beulen III, 1, 9. kunst zu
III, 4, 68.
Buhler 1,7,30. 11,1,47. 3,81. 4,23.
6,19. III, 8, 14. 4, 1. 5,99. 6,65.
2 Z 93. ZD 17. alter I, 6, 51.
III, 2, 29. bestllndiger 1 Z 145.
III, 2, 56. bestrafter III, 6, 17.
b. und maier III, 7, 81.
Bnhlerei I, 1, 85. 8, 92. II, 1 , 46.
5, 20. 10, 56. III, 8, 90. 8, 88.
Buhlerin I, 1, 77. 2, 60. 8, 84. 4, 34.
5, 44. 5, 45. 5, 47. 5, 57. 7, 4.
7, 80. 8, 15. 8, 84. 10, 28. 10, 46.
II, 1,65. 2,10. 2,45. 3,17. 3,20.
6,57. 7,^. 1 Z 117. 193. HI, 4, 53.
5, 57. 7, 15. 7, 50. 8, 86. ZD 177.
alte 1 Z 14. gebeßerte III, 10, 31.
hilßliche II, 4, 87. 9, 75. 9, 92.
III, 1,98. hitzige I, 10,54. 10,97.
II, 1, 90. III, 3, 48. 6, 9. 6, 20.
9,36. 10,32. 10,69. kranke 1, 5, 42.
5, 43. UI, 5, 32. ZD 26. ZD 225.
schambaftige I, 1, 89. 11, 1, 64.
1 Z 110. schainlptfe III, 5, 18.
10, 89. 10, 70. schlaue I, 5, 56.
8, 98. schöne II, 1, 72. 3, 16. 1 Z
184. 187. III, 9, 24. 9, 84. 9, 65.
unverbeßerliche II, 6, 8. 7, 8. III,
2, 63. 5, 80. Yomehme II, 4, 8.
UI, 5, 50. zum weihe II, 10, 64.
Bttblennnen, habsüchtige I, 8, 55.
10, 18. n, 9, 67. ni, 8, 85. 10, 1.
b. und Soldaten I, 1, 98.
Buße, nicht vorhanden II, 2, 29.
wahre I, 9, 16. •
Bußfertigkeit I, 4, 80.
Bußgebet II, 5, 60.
Galender der weiber I, 8, 86. neuer
ZD 255.
Capital, weibliches II, 10, 28.
Cavalier I, 8, 68. vollkommner II,
2, 64.
Cavalie^'e, zahlreiche II, 6, 50.
Cavaliersparole III, 2, 94.
Chimära, die neue I, 3, 80.
Christen I, 4, 22. astrologie der
1 Z 195.
Christenkreuz ZD 146.
Christenräthsel I, 8, 96.
Christentod III, 1, 54. 9, 81.
Christentum, thfttlges I, 5, 62. eh.
und glauben II, 1, 100. ZD 82.
Christentums April I, 9, 10.
Christi auferstehung II, 4, 10. III, 6,81.
blut I, 6, 18. II, 7, 57. einzug in
Jerusalem I, 9, 26. gehurt I, 6,61.
9, 5. 9, 6. 9, 7. leibeigne 2 Z 69.
leiden II, 4, 5. tod H, 4, 8. ver-
dienst I, 6, 11. Zukunft I, 7, 48.
9, 67. 9, 68.
Christian Albrecbt, ein junger prinz
UI, 4, 81. herzog zu Brieg II, 1,21.
Christmonat U, 10, 42.
Christus, der auferstandne I, 9, 27.
9, 28. 9, 29. der weg und die Wahrheit
1,4,64. in uns 1,9,13. über alles
I, 9, 1. III, 2, 18. vertrauen auf
I, 2, 65.
Claus, hofnarr Friedrichs 8 von Sach-
sen UI, 1, 68. 3, 68.
Cometen 2 Z 61.
Corainftus lU, 2, 41.
Comödienspiel der weit III, 5, 87.
Complimente, französische III, 1,57.
ZD 160.
Cnpido m, 10,77. gezüchtigt II, 2, 48.
794
8achrcg ister.
Dame and hinobkoh I, 1, 67.
Damen I, 4, 48. 6, 12.
Damen und ritter I, 1, 66. d. und ro-
mane I, 4, 21.
Dank, nackter lU, 1, 10. anverdienter
III, 5, 58.
Dankbarkeit, oft krank I, 2, 51. II,
5, 35. III, 2, 26.
Daumen I, 7, 66.
David nnd Miohai I, 2, 71.
Degen und feder II, 9, 53. d. nnd sohlld
II, 5, 12. ,
Demat 1, 9, 73, II, 2, 58. ZD 7. d. und
hoheit II, 5, 46.
Denken und reden III, 4, 87.
Deutflcbe gegen Deutscbe II, 3, 81.
Deutschen, der alten, schrift III, 3, 39.
der D. nachahmungssuoht ZD 165.
trunksucht II, 10, 71. ZD 220.
237. die ver&nderten III, 2, 38.
2, 71.
Deutschland I, 6, 18. 7, 25. III, 6, 23.
das begrabne III, 10,97. das be-
trunkne I, 7, 16. ZD 220. das
französische III, 5, 63. II, 2, 11.
das gedrückte III, 9, 75. das ruinirte
I, 3, 52. das verwandelte II, 2, 1 2.
6, 27. 8, 81.
Dichten mindere das ansehen II, 1,82.
seine lust ZD 138.
Dichter III, 10, 75. arme IZ 171.
III, 8, 62. 9,48. in fremden sprachen
I, 3, 89. d« und maier III, 3, 54. d.
und wein II, 6, 7. unsterbliche III, 7,
88. unverstftndlicher ZD 247.
Dichterinnen II, 2, 49. 2, 52.
Dichtkunst II, 8, 45. stehle die zeit
I, 10, 30.
Dieb I, 7, 37. III, 1, 26. 2, 4. 9, 8.
gehängter II, 9, 14.
Diebe des menschlichen lebens 1, 7, 46.
jetzige I, 5, 79. kleine und große
II, 9, 16.
Diebes strick II, 5, 27. III, 2, 37.
DiebsUhl I, 4, 63. besondrer ZD 243.
Diener, alte 111,8,32. begnadete II,
1, 71. 2, 81. eingebome 1 Z 98.
freigebige I, 8, 22. 10, 26. fremde
1 Z 97. mAohtige III, 4, 44.
Dienst, bezahlter 1, 4, 12. kaiserlicher
I, 8, 41.
DiensUg II, 10, 21.
Dienstbarkeit, ägyptische I, 6, 90.
Dienste, böse II, 8, 58. höfliche III»
10, 19. verdächtige 1 Z 62. 111,6,88.
Dienstfertigkeit 1 Z 36. III, 7, 97.
Dinge, drei schädliche II, 4, 15. ge-
fährliche I, 6, 82.
Diogenes lateme I, 3, 71.
Discretion, verspielte II, 1, 62.
DonnersUg II, 10, 23.
Dorf, sein ZD 56.
Dörfer I, 7, 76.
Dummkopf II, 5, 1. 9, 62. 10, 47.
1 Z 69. Itl, 1, 40. 1, 58. 2, 78.
4, 42. 8, 28. 2 Z 56. gelehrter
III, 2, 6. ZD 178. gelehrter und
uugelehrter II, 10, 54.
Dünkelhaft lU, 7, 69.
Dürftigkeit H, 1, 32. 10, 11. ver-
achtet 1, 7, 38.
Echo III, 3, 63. der weit 11, 2,
22.
Edolleute, neue II, 6, 43. 2 Z 23.
Edelmann, frommer II, 2, 32.
Edelsteine II, 3, 90.
Ehe, schädliche II, 1, 98. Unglück-
liehe I, 6, 70. II, 4, 9. Ul, 5, 91.
8, 76. 9, 52. 10, 96. ZD 81. 156.
wehe I, 8, 8. 10, 85.
Ehebruch II, 2, 1 1. 9, 64. 1 Z 162.
erlaubter III, 5, 55.
Ehefrau, alte III, 2, 91. ergebne II,
6, 23. 1 Z 42. geschminkte III,
5, 42. keusche II, 10, 75. 10, 94.
ZD 218. kranke 11, 4, 22. liebe-
volle II, 4, 62. ZD 27. reich und
alt 1 Z 77. III, 1, 95. 2, 10. 9,
72. 2 Z 37. schlimme II, 4, 88.
2 Z 52. untreue I, 7, 6. 10, 89.
Sachregister.
795
n, 10, 1. 1 z 22. 1 z 78. ni, 6,
96. 9, 9.
Eheleute sind himmel und erde 11,
1, 89.
Ehemtnn, betrfibter I, 6, 88. ge-
plagter I, 6, 47. II, 7, 90. III, 3,
70. 5, 7. 7, 8. 2 Z 25. gestrenger
I, 6, 87. in, 3, 89. mistrtoisoher
2 Z 42. reicher III, 9, 7. simpler
1, 6, 85. II, 5, 58. III, 8, 1. 10,
88. vergnügter I, 4, 45.
Ehepaar I, 5, 4. 5, 5. II, 1, 51. III,
2, 99. 9, 84. 7, 48. 9, 99. ZD 59.
altes 11, 8, 85. an alter ungleich
II, 9, 9. 1 Z 16. 34. III, 2, 81.
3, 8. 4, 23. 5, 61. 9, 17. junges
II, 1, 39. III, 8, 84. versöhntes
II, 1, 49. 1 Z 150.
Ehescheidung I, 5, 91,
Ehestand III, 8, 71. 10, 55. 2 Z 89.
ZD 95. jetziger I, 4, 39.
Ehestifter III, 2, 16.
Ehre 1, 6, 46. 6, 94. ZD 58. ererbte
III, 8, 15. erkaufte lU, 6, 77.
leicht verleUlich II, 9, 66. liegt
darnieder I, 5, 19. e. und eigennutz
ZD 5. e. und gefahr II, 9, 25. wert-
lose 2 Z 75. ZD 143.
Ehrenfest II, 8, 5.
Ehrerbietung 111, 5, 19. falsche ZD 67.
Ehrgeiz I, 2, 47. 8, 86. II, 2, 78.
e. und pest I, 6, 78.
Ehrgeiziger I, 6, 60.
Eigenliebe UI, 1, 80. 5, 1. 6, 38.
blinde II, 2, 36.
Eigenlob I, 2, 6. 4, 81. II, 5, 31.
5, 83. 5, 84. 5, 93.
Eigennutz I, 10, 16. ZD 5.
Eigensinn H, 2, 92. III, 3. 49.
Einbildung lU, 8, 7. 5, 65. 10, 51.
10, 86.
Einfalt II, 9, 19. 1 Z 29. HI, 3, 83.
Einigkeit, brüderliche I, 9, 88.
Einigung zwischen Mars und Jupiter
I, 1, 58.
Einnahme und ausgäbe II, 8, 6.
Eisen beßer als gold I, 7, 21.
Eitelkeit I, 5, 89. III, 1, 79. der
weit m, 4, 14.
Elemente, fünf III, 8, 20.
Elend, menschliches II, 4, 90.
Empfindung II, 8, 26.
Emporkömmling II, 9, 40.
Engel III, 10, 21. hoffilrtiger ZD 14.
England, könig von ZD 178.
Engländer königsmörder II, 5, 58.
III, 6, 12.
Enthauptung II, 1, 5.
Entochluß, geänderter II, 10, 91.
Entzückung poetische II, 5, 44.
Erbe der weit I, 7, 60.
Erben, lachende ZD 78. 79.
Erbschaft, beanstandete III, 4, 68.
hoste III, 4, 31. der Steuer I, 7, 1 7.
Erde, bewegung der I, 1, 57. II, 1,
83. UI, 10, 15. rede I, 2, 76.
e. und waßer II, 10, 71. III, 2, 59.
Erfahrung I, 6, 82.
Ergötzlichkeit, seine II, 4, 44.
Erkenntnis, rechte III, 3, 21.
Erlösuugswerk II, 8, 58.
Emtetag, der letzte, I, 9, 17.
Esel und buhler III, 6, 64. e. und fuchs
III, 2, 76. zweifüßige II, 5, 64.
Eselshaut ZD 49.
Eselsohren II, 5, 95.
Eßen und schlafen III, 6, 78. e. und
trinken II, 6, 95. 7, 8.
Eunuch III, 9, 16.
Europa eine Jungfrau II, 1, 66.
Eva III, 7, 98.
Evangelium der armen I, 9, 8.
Evenäpfel II, 7, 19. III, 9, 64.
Fabeln, nutzen der III, 10, 88.
Facultäten, drei ZD 195.
Fallgruben II, 9, 22.
Falsch in geringem II, 4, 73.
Falschheit II, 8, 19. 8, 65. 1 Z 122.
in, 5, 25. 2 Z 68. ZD 132. 175.
f. und Schönheit III, 2, 76.
796
Sachregister.
Farbe der Bcbam I, 7, 81.
Fasten I, 4, 1. gezwungenes m, 2, 46.
Fastnacht II, 3, 15. III, 4, 97. 5, 68.
Faulheit I, 4, 17. U, 8, 9. 1 Z 92.
III, 3, 26. 4, 90. 6, 60.
Federhasche III, 4, 45.
Fegefeuer I, 9, 42. II, 8, 2.
Fehlerhaft und reich III, 4, 2.
Feiertage I, 2» 46.
Feigling I, 4, 62. 6, 34. II, 9, 96.
1 Z 167. III, 1, 4. 7, 84.
Feind I, 8, 56. ZD 258.
Feinde, nicht zu verachten II, 8, 74.
Festemacher I, 4, 56. 4, 57. 4, 58.
8, 39.
Festung, geschleifte III, 8, 56.
Feuer III, 3, 61. verbrannt im ZD 22.
Feuorsbrunst III, 9, 10.
Fichte, die, auf seinem gute I, 8, 99.
Finsternis I, 5, 31. 6, 8. 7, 78. 10,
49. III, 7, 30.
Fische und fleisch III, 2, 61.
Flachs, nutzen des I, 1, 5.
Fleischmarkt 1, 1, 60.
Fleiß 1 Z 43.
Fliege II, 8, 82. ZD 43.
Flöhe I, 10, 52.
Flug, verunglückter II, 5, 100.
Flflchtigkeit aller dinge lU, 4, 100.
Fragen, neunerlei I, I, 90.
Frager, lästiger III, 10, 98.
Frankenthal friedenshindernis 11 5, 8.
Frankreichs äffen II, 8, 59.
Franz Albreoht, Herzog von Sachsen
I, 6, 91.
Franzosen, deutsche ZD 201. rfta-
berische I, 3, 60.
Franzosenkinder ZD 197.
Französisch III, 1, 86. ZD 256.
Frau, die zweite III, 8, 86. geputzte
II, 5, 15. häßliche II, 4, 35. rohe
ZD 82. schöne II, 8, 82.
Franenacker II, 5, 56.
Frauonfehler III, 2, 55.
Frauen, jetzige I, 2, 38.
FVaae&list II, 7, 18.
Fraaen schwächen II, 5, 25.
Frauenstand, wohlfeiler I, 8, 16.
Frauen waare, tbeure II, 6, 86.
Freien I, 6, 21. II, 8, 42. übereiltet
1, 6, 17.
Freier II, 6, 88.
Freigebigkeit, jet;Eige I, 7, 26.
^Freiheit III, 1, 62. rechte III, 8, 67.
scheinbare 11, 5, 17.
Freitag II, 10, 24. f. and diensUg I,
2, 81. II, 10, 63.
Freßer I, 3, 20.
Freude des lebens III, 7, 46.
Freud und leid I, 10, 85. vergäng-
liche I, 8, 25.
Freund I, 2, 43. 8, 42. 8, 90. 8, 97.
8, 98. 10, 8. UI, 2, 82. 9, 69. 2
Z 81. an einen dichterischen III,
7, 93. auf einen astronomischen
I, 5, 90. bewährter III, 6, 27.
ZD 105. der Uebe UI, 7, 37.
eigennütziger II, 10, 9. ZD 141.
falscher I, 10, 23. feindlicher I,
3, 55. gewechselter ZD 72. f. und
feind II, 8, 66. verlorner ZD 153.
wahrer II, 9, 10.
Freunde II, 7, 41. anzahl der II,
1, 80. verstorbne II, 5, 73. 9, 72.
wägen II, 4, 49.
Freundschaft, erkanfte III, 3, 28. 6,
28. 10, 91. ZD 144. geschminkte
1, 6, 25. II, 9, 37. getrennte UI,
7, 43. glück der I, 10, 86. mit
gott I, 2, 56. seltne III, 8, 88.
6, 21. verkuppelte I, 1, 88. voll-
kommne I, 8, 89. ZD 105.
F*riede II, 6, 89. bewaffiieter I, 8,
2. III, 5, 78. beugt II, 1, 56.
. III, 9, 56. das beste I, 8, 17. 9,
94. ewiger III, 6, 8. fem I, 4,
53. jeUiger II, 8, 55. 5, 6. III,
8, 73. nahe I, 6, 4. 9, 97. 9,
100. nicht geglaabt I, 8, 57. 11,
2, 85. rechtsehmffiier ü, 5, 8. £ und
Sachregister.
797
krieg I, 8, 4. zn Osnabrück IT,
3, 86. 2, 87.
FriedensbindeniiB I, 8, 59. II, 5, 8.
III, 6, 4.
Fromm sein ist seh wer I, 3, 72. f. sein
um lohn III, 5, 27. f. und lieblos
m, 6, 82. f. und weise II, 7, 24.
ZD 29.
Frömmigkeit der fraaen II, 8, 8.
Frosch II, 7, 76.
Fracht des krieges I, 5, 49. der
Hebe II, 3, 25.
Frfichte, reife III, 3, 78.
Frühling I, 7, 50. der von 1652 III,
8, 82. f. nnd herbst II, 3, 87. III,
7, 25.
Fachs nnd lamm III, 4, 83. 2 Z 84.
Fnchsschwänzerei 2 Z 102.
Fuhrmannssprache I, 6, 36.
Furcht lügt III, 3, 99.
Füchse II, 9, 17.
Fürsprecher II, 7, 86. III, 10, $4.
Fürstenamt I, 2, 49. II, 2, 75.
Fürstenbefehl II, 3, 48. III, 3, 74.
ZD 284.
Fürsten, des Volkes hüter II, 2, 63.
8, 56. 9, 88. III, 1, 96. gewal-
thäUge III, 3, 38. launische II, 9,
56. mahnung an 1 Z 178. sind
menseben II, 2, 60. f. und festun-
gen II, 4, 25.
Fürstendiener II, 2, 79.
Fürstenfreundschaft II, 3, 43. 6, 15.
III, 2, 83.
Fürstengeschenke II, 2, 14.
Fürstenleben II, 3, 71. 9, 46. ZD 86.
Fürstenpflicht II, 8, 8. 9, 50.
Fürstensiegel ZD 154.
FÜrstensusammenkunft Iil, 2, 84.
Fürstin, gestorbne III, 5, 76.
Gabe, vergnügte II, 10, 46.
Galgenstrafe I, 6,' 92. II, 5, 26. eine
arznci I, 9, 99. II, 9, 78.
Galgenstrick III, 3, 69.
Gastfrei III, 8, 41. ZD 168.
Gastgeber, geisiger II, 8, 77. III, 7,
70.
Gastmahl, angenehmes I, 10, 69. III,
9, 76. ungesalznes II, 7, 48.
Geben und nehmen m, 8, 25. 2 Z 40.
Gebet I, l, 8. 10, 96. II, 8, 75. ein-
fältiges II, 7, 84. mit dem munde
III, 4. 11.
Geblendet und gestürzt II, 6, 60.
Geburt, vorzeitige I, 5, 27. II, 4, 78.
6, 40. 6, 53.
Geburtstag der berzogin II, 5, 79.
eines freundes III, 5, 4.
Gedächtniskunst II, 8, 29. III, 8, 17.
Gedichte, seine, I, 5. 70. II, 10, 100.
(vgl. reime).
Geduld I, 2, 74. 2,83. 6, 19. 9,93.
II, 7, 35. 9, 45.
Gegenwart und zukunft ZD 166.
Gehör II, 8, 24.
Geilheit, gefangne III, 9, 59.
Geister, schwarze ZD 188.
Geistliche, genußsüchtige III, 10, 87.
herrschsüchtige II, 6, 98. 8, 20.
Geiz I, 7, 10. II, 4, 71. III, 2, 37.
dreierlei II, 7, 78.
Geizhals I, 2, 44. 3, 76. 8, 82. 10,
95. II, 1, 2. 9, 41. III, 4, 62. 8,
26. 2 Z 38. 88. ZD 235. reicher
II, 1, 44. 4, 70. 4, 92. 9, 71. 10,
82. 1Z21. III, 8, 42. ZD 40. g.
und trinker III, 7, 17. g. und Ver-
schwender III, 2, 77. 9, 31. 2 Z 46.
ZD 74.
Geld I, 4, 14. 10, 86. ZD 210. fal-
schergebrauch des g. I, 9, 51. lei-
ben I, 7, 34. regiert die weit I,
4, 9. III, 3, 25. 5, 10. 5, 11. ZD
241. treulos I, 7, 29.
Gelegenheit III, 6, 53. 9, 5.
Gelehrte, alte 1 Z 65, Umgang mit
II, 7, 100. 8, 55. unpraktische
II, 6, 92. 9, 27.
Gelehrter, armer ZD 232.
Gemeinkasten, beraubter II, 10, 43.
798
Bachregister.
Gemüt, nnrahiges II, 8, 72.
Genügsamkeit II, 9, 90. III, 3, 77.
4, 10, 9, 81. 2 Z 46. ZD 74.
Gerade, die I, 7, 90.
Gerechtigkeit III, 2, 92. christliche
II, 6, 62. feile 1 Z 37. 57. ZD 171.
gemalte II, 2, 57. verlome I, 3, 97.
Gericht I, 6, 50.
Gernegroß II, 9, 89. III, 3, 72. 6,
75. 8, 88. 8, 92. ZD 212.
Geruch II, 8, 27.
Gesang, Terunstalteter II, 5, 39.
Geschenk, an die liehste I, 7, 88.
Geschenke 1 Z 27. III, 1, 14. 1, 25.
große II, 5, 52. g. und guter rath
III, 1, 18.
Geschmack II, 8, 25.
Geschwister, uneinige 2 Z 73.
Geselligkeit der menschen III, 10, 95.
Gesellschaft, fruchthringende II, 2,
26. 3, 18. ungleiche ZD 184.
verg&ngliche II, 2, 38.
Gesets, göttliches und weltliches I,
6, 43. g. und evangelinm I, 8, 24.
II, 1, 77.
Gesetze, parteiische II, 7, 21.
Gesicht, schönes III, 5, 87.
Gesinde III, 1, 8.
Gksinnung II, 10, 59.
Gestalt, weihliche II, 5, 45.
Gesundheit 1 Z 20. III, 7, 66. mit-
tel zur III, 5. 89. schlecht ge-
hütet II, 2, 9. g. und mfißiggang III,
8, 100. vertrunken 2 Z 89.
Geyattem, fünfzig II, 4, 91.
Gewalt, I, 4, 55. 1 Z 87. stünt sich
seihst II, 8, 15. vor recht III, 1,
88. 6, 15.
Gewftßer, gute und höse I, 6, 10.
Gewißen, geputztes III, 3, 31. gutes
II, 10, 66. 2 Z 99. ZD 8. g. und
gewalt III, 8, 29. g. und gewinn III,
1, 81, 1, 41. 7, 5.
Gewohnheit, stftrker als recht I, 2,
80. III, 6, 22.
Gicht II, 8, 4. 5, 70. 6, 25. 6, 91.
7, 64. III, 5, 8. 7, 24. 8, 65.
ZD 20. g. und henker I, 3, 27. g.
und wein III, 8, 58.
Gichthrüchige III, 4, 67.
Glanz, äußerer A 18.
Glaube I, 8, 47. II, 8, 95. III, 7, 4.
an auferstehung II, 2, 98. der
hoste III, 1, 52. geeinigter II, 8,
68. geistlicher und weltlicher II,
7, 30. III, 8, 9. heutiger II, 10,
18. macht gesund I, 9, 66. oft
schwach I, 9, 68. thätiger II, 8,
2. g. und Christentum II, 1, 100.
II, 4, 88. g. und geduld I, 9, 22.
III, 7, 14. g. und yemnnft III, 6,
84. g. und werke I, 6, 76. 9, 70.
1 Z 142. III, 4, 18. 4, 74.
Glauben, dreierlei III, 7, 4.
Glaubensheuchler III, 9, 97.
Glanbenswechsel 1 Z 180.
Glaubenszwang I, 5, 74. II, 8, 97.
ZD 92.
Gleich und gleich gesellt sich I, 10,
73. 10, 88. III, 6, 95.
Glück der freundschaft I, 10, 86.
der gottlosen III, 1, 58. ein weib
III, 1, 59. 6, 49. früh oder apit
III, 10, 76. geschmfthtes I, 8, 76.
gewagtes II, 8, 35. nicht zu swin-
gen II, 9, 51. sein g. machen I,
6, 72. unbestttndiges I, 4, 82. III,
2, 2. 2, 68. 2, 92. g. und freunde
1, 1, 84. g. und glas II, 6, 22. g. und
neid II, 6, 2. g. und recht III, 8,
42. g. und Unglück I, 2, 80. 7, 70.
III, 2, 36. unredliches I, 10, 81.
▼erkanntes II, 2, 98. wahres I,
10, 40.'
Glückes Schmied, jeder II, 8, 91. 4,
85.
Glückseligkeit I, 6, 31. weltliche
I, 6, 58.
Gnade der fürsten Ü, 3, 68.
Gnidig und gestreng II» 8, 85.
Sachregister.
799
Gold I, 4, 13. III, 1, 82. besiegt
Alles I, 8, 91. III, 10, 94. der
neuen weit III, 6, 62. stOrzt fHili
in*8grab II, 10, 81. g. and freund-
Schaft III, 6, 21. g. nnd liebe ZD
184. g. und last I, 4, 36.
Gott, der ewige III, 2, 19. der la-
chende I, 7, 62. der strafende I,
9, 35. 9, 48. ein schnldner II,
6, 24. hingäbe an I, 2, 86. 8,
63. A 16. macht Alles wol I, 9,
54. III, 8, 68. sorgt I, 9, 24. 9,
49. II, 2, 76. stürzt die trotzigen
I, 9, 38. 9, 58. g. and krieg I, 3,
62. II, 8, 96. g. und mensch I, 5,
66. 9, 56. g. und weit I, 9. 40. 9, 47.
Gottesdienst 1 Z 67. falscher I, 9,
36. freier I, 2, 98.
Gottesfurcht, jetzige 1 Z 130.
Gottes Gflte III, 1, 68.
Gottes rath III, 10, 35. g. und uftch-
stenliebe I, 9, 60. II, 8, 71. g. und
toufelsboten I, 5, 23. g. und weit-
kinder I, 9, 46.
Gottes wolthaten I, 4, 84.
Gottes wort I, 8, 75. 9, 23. 9, 25.
II, 5, 13. 6, 51. 7, 67. 1 Z 132.
III, 10, 49. ein hammer I, 7, 31.
Gottvertrauen I, 2, 84. 3, 2. 5, 21.
9, 52. 9, 57.
Götter der poeten I, 7, 23.
Grab I, 2, 92.
Grabmal eines arztes III, 7, 51. ZD
102. 125. einer redlichen frau I,
10, 2. m, 1, 60. eines redlichen
mannes I, 8, 7. eines töpfers I,
10, 82.
Grabschrift I, 1, 21. 1, 41. 4, 75.
m, 9, 80. der frömmigkeit 11,
7, 88. eines alten deutschen ZD
120. eines beuteis m, 7, 68. ei-
ner buhlerin II, 2, 41 2, 46. ei-
nes fischers ZD 118. eines flei-
Sehers ZD 112. eines geizhalses
1 Z 169. 2 Z 48. eines geliebten
ehegatten I, 8, 65. 8, 66. 8, 67.
8, 68. n, 8, 63. eines kochs I,
I, 14. ZD 124. eines rousikers
ZD 113. eines müllers ZD 123.
eines Sängers ZD 116. eines sAu-
fers ZD 115. einer scheinjungfer
n, 9, 89. eines Schmiedes ZD 119.
eines Schneiders I, 3, 59. eines
schusters ZD 117. einer schwan-
gern frau n, 8, 33. 8, 34. eines
Webers I, 1 0, 33. über ein braut-
bett I, 6, 68.
Gradezn II, 5, 87.
Grob III, 8, 95.
Grundstein, in den eines hauses II,
5, 74.
Gunst ftir recht II, 1, 28. gelUiderte
II, 10, 92. g. und misgunst 11, 7,
38. g. und Ungunst II, 9, 24. III,
10, 11. g. und vorthcil 11, 1, 45.
Gurgel, unersättliche III, 9, 48.
Gut, bewegliches I, 3, 6. 3, 7. der
weit III, 10, 13. fremdes m, 7,
78. höchstes I, 1, 29. macht mut
11, 9, 84. III, 3, 84. g. oder böse ?
I, 5, 26. sein väterliches I, 3, 4.
ungerechtes III, 8, 94.
Gutmütig I, 10, 9.
Güte der großen III, 6, 41.
Güter, irdische II, 5, 38. 8, 87. m,
4. 96. ZD 31. verwüstete 1 Z 59.
Haar, graues I, 4, 43. 8, 85.
Haarpuder ZD 136. 137.
Haare, fremde ZD 2.
Haben und gehabt 1 Z 200.
Hahn H, 10, 13. ZD 98.
Hahnrei I, 2, 7. 2, 36. 5, 18. 9, 86.
II, 2, 25. 8^ 94. 10, 67. III, 9, 79.
10, 6.
Handel mit gedanken 1 Z 82.
Handknss II, 5, 86.
Handlung, nürenbergische II, 4, 97.
Handschlag und treu II, 7, 87. III,
5, 51.
Handwerker ZD 50.
800
Sachregister.
HaD8 und Grete I, 6, 59.
Harren aaf glflck II, 5, 98.
Haß, heimlicher ZD 187.
Hftßliche, gepatEte III, 7, 58.
Hauptmann von Capernanm I, 7, 36.
Haus des herzens I, 9, 37. kostbares
H, 4, 19.
Hausfriede 1 Z 197.
Haushalt, großer ÜI, 2, 5. richtiger
n, 8, 14.
Hausherr, nachlllßiger I, 10, 60.
Hausregiment I, 8, 82. III, 8, 14.
Hausuhr I, 5, 40.
Hauswesen, plage des I, 3, 61.
Heimatlos II, 1, 63,
Heirath, reiche 1 Z 125.
Heirathen m, 2, 100. 8, 37. zeit
zum in, 9, 87.
Helden, an einen gelehrten I, 1, 43.
1, 44. a. ei. kriegerischen I, 1, 42.
Heldenthat I, 4, 47. -tod I, 7, 72.
-Vergötterung I, 2, 37.
Henker und gewißen I, 9, 93. h. und
gicht I, 3, 27.
Herbstmonat U, 10, 39.
Herr und knecht I, 4, 8. It, 2, 80.
III, 8, 95.
Herren, dreierlei ZD 129. h. freund-
Bchaft 1, 10, 22. h. und narren I,
1, 96. h. wai Wahrheit 1 Z 8.
Herrendienst I, 8, 21. H, 10, 96.
Herrschaft, türkische III, 6, 83.
Herrschen, nicht soheeren II, 8, 39.
Herrschsucht II, 8, 22.
Hertwig, bürgermeister in Liegnitz
A 22.
Herz, befestigtes IH, 5, 6. ein Spie-
gel 1 Z 119. enges I, 8, 1. fürst-
liches ZD 4. reines A 20. un-
dankbares II, 1, 18. h. und zunge
I, 3, 74. 4, 79. 2 Z 24. ZD 191.
wandelbares 1 Z 121.
Herzen, unterm m, 7, 41, ver-
tauschte n, 4, 11.
Herzensgüter 1 Z 188.
Herzenskirche H,- 6, 59.
Herzlos 1 Z 46. HI, 3, 68. 5, 12.
Heuchelei H, 2, 6. III, 4, 9.
Heuchler I, 8, 74. H, 1, 81. 3, 77.
m, 7, 92. 7, 96. 10. 90. ZD 114.
h. und fürsten H, 4, 66.
Heumonat II, 10, 37.
Hexenverbrennung III, 10, 9.
Hier und dort I, 1, 31. 3, 26. 9, 65.
Hilfe, fremde I, 10, 1. IH, 1, 5. 9,
94. göttliche I, 6, 100. langsame
m, 8, 22. 9, 88. A 6.
Himmel I, 10, 58.
Himmel und hofegunst lU, 2, 81.
h. und hölle HI, 6, 63. überall 2 Z 60.
Himmelserbe I, 2, 10.
Hiobs weih I, 2, 8. III, 2, 49.
Hirt, guter und schlechter, I, 9» 38.
Hirtinnen, vier HI, 1, 18.
Hochmut kommt vor dem fall H, 9,
61. h. und großmut H, 2, 71.
Hochzeit HI, 9, 41. eines guten
freundes H, 7, 7.
Hochzeitbrauoh der Balearen I, 1,
81. der Nasamonen I, 1, 76.
HochzeitgKste 2 Z 36.
Hochzeitwunsch I, 1, 2. 1, 18. 1, 16.
1, 17.-1, 18. 1, 25. 1, 28. 1, 46.
1, 47. 2, 23. 2, 24. 2, 27. 2, 68.
8, 39. 3, 44. 8, 14. 8, 20. 8, 81.
III, 5, 53. 2 Z 70.
Hofeart ZD 226.
Hofebediente ZD 251.
Hofebrauch H, 9, 15. 1 Z 10. HI,
6, 80.
Hofecatechismus HI, 4, 69.
Hofediener I, 8, 29. 10, 44« U, 7,
26. 10, 15. 1 Z 85. m, 1, 16. 6,
75. 9, 93. treue ü, 6, 12.
Hofedienst ZD 1.
Hofedonner 1 Z 141.
Hofefalschheit H, 4, 76. IH, 2, 26.
3, 71.
Hofefliegen H, 6, 41.
Hofefreunde HI, 10, 44.
BAfefBolia« I, 8, 81.
HoregadSohtnit n, 4, 94.
Hofsgewißen lU, t, 49.
Ilofegicht U, 1, 9.
Hofofflioder 111. 5, 9.
Hofegiack n, 6, 89.
BofegSHer U, 10, 48.
Hofagaiut I, 8, 64, 9, 73. n, 8, M.
4, 64. b, 18. T, &S. 8, 74. 1 Z 88.
m, 2, 81. 4,38. 4, 39. 5, 47. 10,
2.'ZD 13. 362.
nofeheiltge I, 10, 87.
HofeheneD ZD 8D.
Hofohnndc I, 10, 4&. Zu 09.
HofeJBbr II, 9, 28.
HofDkOnitB I, 7, 91. U, 10, 46.
Horeliiitcber, U, 6, l9.
UarflabCD [, I, 97. 7, 92. II, S, 51.
3, £3 3, 78. 1 Z 9. 2 Z 97.
Uofelehn II, 6, BS.
Hofeleate I, 8, 88. 8, 66. 9, 85. n,
3, 22. 4, 95. 6, 9. 6, 29. HI, 9,
89. 2 Z 61. ZD V28.
Uofeleute, die liebsten U, 6, 90.
U^felied II, 1, 28.
lÜ^tJer ZD 249.
HMmoDd II, 6, 18.
Borsmotlen 1 Z 71.
Uorentrteu II, -6, 14.
RofeprocsM 1 Z 64. '
HofeqaelleD II, 8, 4.
Hoferiach U, 6, 66.
Uoferege) I, 9, 76. II, 6, 61.
HofMut m, 1, 19.
Hofeicfaun I, 8. 44.
Horeicblilßel II, 7, 77.
HafucbmtTolteT I, 9, 79. II, 8, 42.
9, 70. lU, 1, 16. 1, 17.
HofeichmsDi III, 6, 100,
Uürcschminke, II, 6, 68.
HofuHeihllDzcr II, 7, 89.
Hafupeiie 1 Z 86.
Hofeapiegel Ul, 6, 61.
Hofeiptel III, 10, 66.
Hofeipraebe I, 8, 42.
HofaiUb.2 Z 38.
Hofeatellnng U, 3, 40. 1 Z ftB.
Bofotrea 1 Z 6S.
Hofetod III, 3, 60.
Hafetng«nd In, 6, 99.
Hofenngnost n, 10, 14.
'BafeverdMbt II, 6, 60.
UofeTetdieut B, G,' 87.
Hofewafarheit I, 8, 48. BL I, 11.
ZD 16.
HofeweUheit IB, t, 48. -
llofeiTcrke UI, 1, 61.
Hofewerkueug U, 7, 6.
Hofewett II, S, 65. 9, 81. BI, 8, 41.
ilofewidcrliall I, 10, 21.
Hofewotte B, 1, 29. 1, SO. BI, 8, 74
Boflart IJ, 4, 54. 5, 47. III, 7, 76.
8, 100. ZD 66. upbegrOadete B,
6, 17. 6, TS. h. npd demDt 1, 8, 68.
HoflhDDg I, 1, 22. 6, 96. 6, 99. H,
7, 40. auf beßer«« I, 3, 64. 9,
15. betrQglicbe I, 1, 82. ein gaak.
1er ni, 2, 'jG macht r[:Lch HI, '%,
84. b. und furcht U, 7 23. b. and
gedald I, 2, BG. wcUIiohe I, 2, 69,
UofmaDn, beliebter I, 8, 83. II, 10,
84. 2 Z 18. unbeliebter IB, I, K.
BSflicbkeit IB, ), 81. b. nnd eitelktft
ZD 19B: h. und grobhelt I Z 88.
b. und wißeniohaft II, 7, 84. nn-
ecbt« IB, 8, 27.
Bohett, geOhrliobe I, l, SO. I, 62.
A 6. irdUohe II, 3, 83. b. nnd
demat II, 6, 46.
Bolofeniet I, 5, 83.
Boniglnm der liebe II, 2, 74. -
Eorober an der wand B, 3, 17.
BornDDg II, 10, 82.
Hosen, juidgc Ul, 8, 98.
HWIe 1, 10, 57,
HDDdBtien III, 10. 67.
HDndsfott II, 4, 79.
HiiDger I, 2, 4. ZD 93. h. nod dont
U, 7, 46. IB, 2, 86. b. nnd Ueba
BI, 1, 100.
51
802
8aobregi8ter.
Hangersnot TU, 1, 55.
Jagd, ^ie, dor weit I, 5, 88. ein
berren Tergnügen 1 Z 79. m, 10,
47. nach dem glück lU, 9, 82.
Jafar II, 8, 90. das naße 1649. 11,
1, 13. das nene II, 2, 27. 8, 84.
m, 5, 38. das j. 1638 I, 8, 43. das
j. 1640. I, 4, 73. das j. 1642 I, 6,
58. das j. 1649 I, 10. 5. das j. 1653
2 Z 60. das vergangne II, 2, 28.
8, 83. ' das vergnügte II, 8, 86.
Jahre, tausend goldne II, 4, 37.
Jahres^ kröne des II, 6, 61.
Jahreszeiten II, 3, 96.
Janaar II, 10, 31.
Jeder in andrer weise II, 10, 51.
Jephtas tochter I, 8, 17.
Johannes, der täufer I, 7, 58.
Johannistag ZD 216.
Irdisch nnd himmlisch III, 8, 12.
4, 35.
Irrtum eines ehemannes II, 6, 30.
Irrtümer, menschliche II, 5, 23. III,
I, 23.
Jndas, gehenkter I, 2, 14.
Jndaskuss III, 9, 55.
Jugend, begehrte III, 9, 87. ewige
II, 4, 89. Sitten der I, .7, 95. un-
bedachte II r, 6, 6. j. und alter 1
Z 96. m, 5, 30. 5, 31.
Jungfer I, 3, 48. 3, 49. 3, 54. II, 3,
58. 1 Z 106. 128. m, 7, 49. 8,
33. ZD 25. 75. bei tage 1 Z 85.
blendende ZD 159. duftende IQ,
6, 32. 8, 63. eingebildete ZD 162.
festgemacht im kriege II, 9, 88.
gefiirchtete III, 6, 85. geschminkte
I, 5, 32. n, 9, 33. 9, 91. HI, 1.
21. 1,35. 4, 40. 7, 16. hftßlich
aber reich m, 1, 76.' 8, 17. häß-
liche m, 9, 18. 2 Z 82. säugende
in, 5, 79. schamhafte m, 1, 65.
schöne ZD 42. stete begehrte m,
10, 34. treulose m, 9, 85. tu-
gendhafte ZD 157. unberührte n,
9, 77. j. und junge ftM, I, 1, 88.
10, 42. II, 6, 6. 1 Z 135. m, 6,
75. 9, 19. yersohmähte IH, 8, 50.
10, 36. 10, 81. ZD 80. verwach-
sene ni, 8, 23. wählerische 1 Z
127. wunderfein I, 8, 49. ü, 8,
100. zahnlose 2 Z 44. zweifel-
hafte I, 4, 92. 4, 98. 5, 14. 8, 45.
n, 4, 81. 1 Z 104. in, 5, 26.
Jungfern, alte II, 5, 4. 5, 5. 6, 54.
III, 1 , 42. amadis- H, 8, 59. j.
in Pegn 2 Z 38. scheinbar ein-
fältige n, 6, 89. j. und sonnen-
flecken m, 2, 97. voränderte II,
6, 72.
Jungfemfieber II, 4, 24. ZD 155.
Jungfernkummer I, 5, 12. 11, 8, 62.
5, 67.
Jungfemreim III, 10, 59.
Jungfemschaft I, 2, 5. abgeiwan-
gene I, 5, 9. m, 6, L genom-
mene n, 7, 72. 1 z 176. m, 5,
56. 6, 86. schwer zu bewahren
n, 5, 78. in, 10, 23. verschenkte
I, 5, 17. m, 8, 60. wiedergewon-
nene I, 7, 75.
Jungfern thränen I, 3, 91.
Jungfern wangen n, 3, 57. III, 6, 14.
Jungfern weise 1 Z 109. m, 4, 86.
Jungfern wünsch m, 8, 72. 10, 78.
Jüngling an die Jungfern III, 5, 14.
Jurispradenz II, 9, 52.
Juristen, bestechliche m, 8, 45. ZD
10. 171. betrügerische 1,6, 87. H,
6, 48. 1 Z 148. m, 2, 47. 8, 81.
j. und ärzte I, 2, 62. 9, 78. HI, 2,
20. 4, 78. j. und geschenke HI, 9,
18. ZD 238. zahlreiche 111,7,55.
Kahlkopf II, 6, 81.
Kartenspiel II, 8, 86. IH, 2, 44.
Käse II, 7, 49.
Kaufmannschaft, verdorbne I, 1, 48.
Kennzeichen eines wahren fipenndei
I, 10, 81.
KetzerverfolgoDg II, 5, 68.
Sachregister.
803
KeuBobheit I, 10, 56. 1 Z 50. feinde
der 1 Z 101. gebrechliche III, 1,
74. gezwungene 1, 4, 19. jetzige
1, 4, 78. k. und Schönheit I, 10, 55.
verwahrte I, 3, 53. II, 1, 19. m,
7, 65. zweifelhafte 11, 5, 21. 2
Z 21.
Kindbetterin 1 Z 148.
Kinderei ZD 289. 240.
Kindermagd I, 7, 45.
Kinderzucht HI, 10, 25.
Kindheit, beständige II, 10,52. zweier-
lei II, 8, 76.
Kirche, die sichtbare I, 10, 71. die
wahre I, 5, 25. verachtete III,
2, 78. /?5^i2il25^ ^*
Klage und urtfaeil II, 5, 22.
Kleider II, 3, 12. 111,5, 35. ZD 167.
betresste II, 6, 31. III, 8, 86.
fremde II, 7, 79. III, 1, 30. ma-
chen leute III, 5, 35. 5, 45.
Kleidung, fOrstliche II, 5, 61. fran-
zösische I, 9, 83. III, 5, 20. gleiche
III, 8, 89.
King und gelehrt III, 3, 94.
Klugheit, rechte III, 6, 42. staffeln
der I, 8, 34. k. und redliohkeit
II, 8, 64.
Knecht, schlechter I, 4, 16.
Koch ni, 7, 56. k. und rath I, 8, 47.
Kochkunst II, 5, 29.
Köhlerglaube II, 3, 44. IH, 2, 85.
Kost der lüste III, 4, 25.
Krankheit, französische I, 5, 92. 1 Z
149. 151. menschliche II, 7, 82.
Krätze der zeit I, 3, 90.
Krebs 11, 4, 82.
Kreuz und leid I, 2, 82. II, 1 , 88.
6, 37. k. und salz I, 4, 23.
Krieg II, 1, 58. der deutsche II, 9,
23. III, 5, 69. der vergangene
III, 1, 61. der weichende I, 8,5.
entsittlicht II, 5,81. holländisch-
englischer ZU 179. ist dieben hold
I, 5, 80. räuberischer I, %, 9« i«-
gensreioher I, 4, 50. überall I,
3, 11. unchristlicher I, 2, 11. k.
und hunger I, 6, 39. k. nnd knnst
I, 4, 44. k. und Steuer I, 4, 24. k.
und wein I, 5, 28. untreuer I, 1,
56. voriger und jetziger I, 2, 12.
wagt alles. I, 3, 73.
Krieger, gewinn der I, 4, 26.
Krieges abfuhr II, 1, 67. fruchtbar-
keit des m, 6, 51. -greife I, 2,
21. letzter wille I, 7,54. -Schnei-
der I, 3, 75. ungelegenheiten des
1, 6, 96.
Kriegshund I, 7, 65.
Kriegskunst 1 Z 140.
Kriegspferde I, 5, 6.
Kriegsschaden I, 10, 15.
Kriegs- und friedenswerke II, 6, 87.
Krippenreiter ZD 47. 48.
Küche und keller III, 10, 45.
Kühnheit und reichtum 1 Z 163.
Kummer, uahrungs- II, 8, 98. nicht
zu tiefer III, 2, 70.
Küm'mre dich um dich selbst I, 9,
9. III, 4, 55.
Kunst, haus der HI, 9, 25. k. ver-
stummt I, 1, 54. k. von gott I, 1,
74. k. zu leben I, 5, 95. k. so
regieren III, 6, 66. 7, 79.
Kunstdichter I, 7, 5.
Kunstgönner, spärliche I, 6, 76«
Kunstgöttinen sind weiber Uf 2, 61.
m, 6, 77.
Kunstliebe II, 10, 3. m, 10, 60.
Kupplerin II, 10, 66.
Kuss I, 3, 50. 4, 74. 7, 84. 7, 86.
10, 79. II, 1, 16. 1 Z 4. IIJ, 2,
98. 6, 64. 6, 93. geraubter II, 5,
2. 1 Z- 186.
Kasssüchtige, die II, 10, 49«
Küsse III, 5, 60. 6, 97. 7, 64. 8,
97. 9, 23. 2 Z 77.
L, das schädliche II, 6, 71.
Lachen, dreierlei I, 10, 94, 1. und
weinen m, 6, 100.
51»
804
Saehregister.
Land in der Stadt I, 1, 50.
Laodlente 11, 4, 60.
Landmann und landskneoht I, 1, 68.
Landstreicher 1 Z 15.
Landeshnt und Liebau I, 6, 5.
Landes, leichenbegftngnis des I, 5,
24.
Lttnder, ausgeplünderte II, 7, 56.
Lang und kurz III, 8, 84.
Last und Laster 1 Z 63.
Laster altern nicht ZD 88. das
gröste II, 10, 50.
Lästerzunge II, 1, 94. 10, 95.
Latein ni, 2, 57.
L&usekrieg I(, 9, 85.
Leben, beßres 1 Z 2. ehrliches I,
3, 16. flüchtiges 1 Z 5. geschenk-
tes m, 9, 44. glückliches I, 8,
19. jenseitiges I, 7, 8. ZD 228.
langes II, 1, 84. rechtschaffnes I,
2, 15. 1. und sterben ZD 28. 1. und
tod n, 3, 18. ZD 104. 172. ver-
lornes I, 7, 56. III, 5, 94. ztthes
n, 10, 58. zweierlei I, 3, 78.
Lebensbedarf I, 6, 7.
Lebensberuf, rechter III, 7, 81.
Lebensfrist HI, 5, 71. 6, 7.
Lebensjahr ZD 63.
Lebenslauf I, 7, 41. m, 3, 85. 6,
47. 6, 100.
Lebensregel I, 5, 22. II, 4, 4. III,
1, 43. 4, 89.
Lebenssatt III, 1, 44.
Lebenswandel m, 7, 76.
Leere in der natur I, 3, 22.
:Lohren fQr ftirsten II, 2, 94.
Leib, nackter II, 6, 79. 1. und seele
n, 8, 57. 9, 7.
Leichtes steigt empor I, 5, 29.
Leichtfertigkeit, geschützte I, 8, 26.
Leichtsinn 11, 4, 51.
Leiden der zeit I, 9, 14. zur herr-
lichkeit durch I, 9, 30. 9, 81.
Leser, die, seines buches I, I, 73. 11,
8, 11. 1 Z 8. m, 7, 26. 7, 38.
2 Z 85. ZD 257. viel I., riel rieb
tor II, 9, 1.
Leute, boshafte 11, 6» 46. dreierlei
schädliche m, 4, 78. heilige I,
6, 40. redliche und böse I, 8, 70.
Yomehme I, 6, 41.
Liebe I, 2, 95. m, 1, 180. 2, 8. ZD
69. auf- und niedersteigende I,
7, 59. bittre I, 2, 25. blinde I,
8, 76. 4, 86. ni, 3, 65. 4, 99. 2
Z 29. m, 8, 23. ZD 150. brennt
1, 10, 41. 2 Z 87.. christliche II,
4, 48. 9, 85. 10, 80. m, 8, 82. 7,
10. die I. gottes II, 7, 83. mütter-
liche II, 1, 87. schädliche I, 7,
78. 1. und geizll, 4, 17. 1. und gold
ZD 184. I. und wollust 1 Z 128.
unordentliche I, 8, 77. III, 9, 20.
verdeckt alles II, 4, 14. waaren
der m, 2, 42. zu gott und der
weit n, 8, 48. zum leben HI, 3,
44. zum Vaterland II, 4, 6.
Liebesflammen I, 1, 82.
Liebhaber 1 Z 189. ZD 64.
Lied der ruchlosen I, 6, 56.
Lilien und rosen III, 10, 8.
Linkhand ZD 45.
Lob III, 3, 38. 8, 78. 1. und laus I,
2, 89.
Lob und schände m, 7, 82.
Loben, alles und nichts 11, 5, 41.
Lobredner I, 1, 1. 4,82. der fttnten
U, 2, 56.
Lobsuoht I, 8, 15. II, 7, 15. IH, 5,
85. 7, 6. bestrafte II, 7, 91.
Lockvogel I, 7, 49. 1 Z 58.
Lohn, berechtigter m, 2, 58. 1. und
strafe II, 1, 40. IH, 7, 57.
Ludwig, fürst zu Anhalt HI, 6, 18.
herzog lu Brieg I, 10, 72. 11, 2,
42. 9, 79. 1 Z 201. wünsche für
denselben m, 8, 44 bis 8, 52. L.'fl
reise nach Mecklenburg A 13.
Lüge und Wahrheit II, 4, 21.
Lügen I, 10, 98. H, 4, 20. 6, 76. 7|
Sachregister.
806
18. ni, 2, 69. 6, 45. der kauf-
leute m, 10, 7.
Lügner I, 4, 31. 6, 20. II, 3, 88.
m, 2, 21. 6, 59. 8, 69. 2. Z 83.
ZD 57. trefflicher III, 4, 21.
Lust und schmerz I, 10, 9L 11, 10,
6. m, 1, 70. I, 98. 8, 64. 1. und
Wollust in, 10, 60.
MacchiarelU II, 8, 7.
Magd des herm I, 5, 77. hitsige
2 Z 90.
Magen HI, 9, 14.
Magnet, zweifacher 1 Z 156.
Mai II, 4, 84. 10, 35. schnecreicher
und kalter III, 10, 87^ 10, 99.
Maler von ffirsten 1 Z 183.
Malerin II, 6, 47.
Mann, des weihes haupt I| 10, 4.
frommer I, 10, 68. gelehrter II,
10, 10. hasenherziger II, 5, 96.
m, 6, 48. 8, 73. kindischer II,
4, 72. 4, 99. kranker III, 9, 90.
nicht wählerischer 1 Z 124. nüch-
terner II, 9, 76. redlicher I, 1,
88. 10, 76. m, 9, 3. m. und weih
I, 6, 65. 6, 71. m, 7, 40. wei-,
hischer I, 10, 13. H, 3, 79. 4,
47. m, 5, 3. 7, 61. wertloser III,
8, 53. 10, 26. zarter m, 10, 24.
Männer, gütige m, 8, 29.
Männermangel m, 3, 64.
Marcipan, soldatenbrot 11, 7, 45.
Mars I, 6, 93. darf alles I, 5, 15.
der fromme I, 3, 83. der' gefräßig«
I, 3, 79. der gelehrte I, 2, 72.
der gewißenhafte I, 4, 49. der
katholische I, 6, 52. der säumige
I, 6, 54. der treue I, 3, 94. der
unkeusche I, 5, 84. der wirtliche
I, 5, 20. ein drechsler I, 8, 95.
ein ketzer I, 8, 87. .ein rosstän-
scher I, 8, 9. gegen sich selbst
I, 5, 8. kein Jurist t, 6, 77. nährt
sich 1, 5, 1 1. ohne gefühl 1, 4, 88. M.
und Venus 1, 1 ,6 1 . wappen des 1, 5, 18.
Marter, verwandelte I, 5, 60.
Martinsfest 11, 6, 11.
Märtyrer der liebe II, 7, 74.
Mäßigkeit I, 7, 3. II, 4, 93. m, 2, 14.
Maultasche II, 1, 97.
Mäusehandwerk I, 4, 59.
Medea I, 9, 87.
Mehlthan des krieges III, 10, 57.
Mein und dein I, 1, 11.
Meineid I, 8, 3. ZD 193.
Meineidige II, 1,'96.
Mensch II, 1, 86. ein gras I, 7,51.
genießlicher II, 4, 67. sinnlicher
II, 6, 8. 6, 55. 2 Z 31. ZD 148.
149. thierisoher I, 7, 68. III, 6,
8. unbeständiger III, 6, 39. ZD
164. unerträglicher I, 4, 30. un-
nützer I, 8, 72. III, 6, 84. unzu-
friedner ZD 44. .wunderbarer I,
6, 42.
Menschen, alle fehlen 1 Z 196. böse
I, 7, 42. sind lügner II, 2, 13.
tadelsucht der I, 9, 34.
Mensclienhaupt III, 4, 85.
Merkmal des gemüts II, 5, 80.
Misgeburt, herbeigefCIhrte 1 Z 120.
Misgunst m, 6, 43.
Mistrauen II, -4, 100. weises H,
1, 85.
Mistjunker t, 1, 19.
Mitgift n, 10, 27. IIIj 2, 15. statt-
: liehe I, 5, 72.
Mittag n, 8, 78.
Mittel gegen traurigkeit m, 2, 51.
MittelsUnd II, 6, 82. m, 3, 55. ZD 6.
Mittelweg H, 2, 89. 1 Z 89.
Mittel zu Yerarmcn I, 8, IL zur
gesundheit m, 5, 89.
Mittwoch II, 10. 22.
Mode n, 6, 52. 1 Z 76. III, 5, 86.
5, 62. 10, 84. 2 Z 57. ZD 94.
Modedamen n, 6, 33.
Mode, französische III, 8, 8. heutige
m, 10, 4. ZD 220.
Möglichkeit, unmögliche I, 2, 67.
806
Sachregister.
Möncliskappe II, 7, 55.
Mond ist silber II, 1, 53.
MonUg II, 10, 20;
Morgen, der II, 8, 77.
Morgengebet I, 1, 6.
Mühe, durch m., nicht durch sohmei-
chelei I, 7, 47.
MflUer II, 9, 86.
Mund, des leibes thür I, 9, 74.
'^ Musikant 1 Z 118.
' Müßiggang I, 4, 5. 4, 6. 9, 81. III,
1, 2. 10, 28.
Mutig, nicht verwegen I, 4, 86.
Nachahmung II, 7, 97.
Nachäffung der franzosen III, 6, 86.
ZD 165.
Nachbar 1 Z 52.
Nachfolge Christi I, 6, 2.
Nachgeben bei hofe III, 5, 38.
Nachgiebigkeit 2 Z 19.
NäohstenUebe I, 4, 87. 9, 55. III,' 4,
6. 4, 87.
Nacht U, a, 80.
Nachtgebet I, 1, 7.
Nachtruh U, 4, 55. 8, 80.
Nacht und tag, zweierlei II, 8, 6.
Nachtigal I, 7, 79.
Nahrung der liebe III, 4, 98.
Namenstag II, 4, 32.
Namenszug eines freundes 2 Z 58.
59.
Narr I, 5, 35. 5, 67. 6, 67. 1 Z 170.
m, 4, 75. alter U, 9, 94. m, 4,
27. eitler II, 6, 49. gelehrter m,
6, 52. jeder ein n. II, 4, 18. n.
und weiser II, 5, 68. 9, 81. m, 1,
50.. 8, 57. ZD 184.
Narren beim wein ZD 106. nicht
zahlreich IIj 10, 78. nur unter
menschen III, 4, 80.
Nase, lange II, 4, 69. III, 7, 86.
Natur, anweisnng der III, 8, 1 8. dienst
der ZD 41. frenden der A 16.
Neid I, 6; 95. U, 2, 84. 8, 69. 1 Z
56. m, 4, 58. 9, 86. 10, 42. ZD
170. der menschen A 19. strafe
des I, 1, 36. ZD 207. 242.
Neider I, 10, 90. 11, 1, 85. III, 3.
87. 9, 54. 10, 41. 10, 93. ZD 84,
107.
Neigungen III, 7, 86.
Nentwig Martin I, 10, 66.
Neuerung, geÜUirliche I, 9, 90. anoht
nach III, 6, 67.
Neugier III, 3, 52.
Neugierige, der I, 10, 99.
Neuigkeiten ZD 189.
Neujahrswnnsoh I, 9, 11. DI, 5, 98.
an eine fSrstin II, 2, 8.
Nicht zu viel I, 6, 68.
Nichts 1 Z 84. ZD 28. n. neues an-
ter der sonne I, 7, 39.
Nichtsthun, geschäftiges II, 5, 92.
Niemand zu verachten I, 7, 69.
Nonne, angehende 1 Z 175. fleißige
III, 9, 40.
Not I, 2, 98.
Notwendigkeit II, 10, 60. III, 3,
98.
Nutzen und ergötzen I, 5, 58. un-
sichrer n, 4, 40.
Nützlich, nicht immer ehrlich I, 8,
100.
Nutznießer des friedens I, 9, 98. die-
ser zeit I, 5, 38.
Oberstelle I, 8, 73.
Obrigkeit, amt der III, 2, 8. 8, 2.
gute I, 8, 40. sind götter I, 2,
48. ni, 4, 36. o. und Untertan U,
1, 61. 2, 61. 2 Z 9.
Ochsen I, 6, 87. gereiste II, 10,
44. 'menschliche 2 Z 48.
Ochsenhandel lU, 4, 70.
Oel und feuer 1 Z 116.
Ohr, nnverdroßnes III, 10, 79.
Ohrenbläser III, 8, 84. poetiache
n, 8, 98.
Opfer, jüdische 1 Z 70.
Opitz Martin II, 5, 57. 1 Z 138. III,
7, 78.
Sacbregister.
807
Ordnung hilft haushalten I, 3, 18.
öffentliche III, 2, 65.
Orpheus und Eurydice I, 9, 76.
Österreich, das haus ZD 147. 206.
OsUee I, 9, 95.
Papier III, 8, 91.
Parnass, schlesischer 2 Z 3.
Pathenbrief I, 1, 20. 7, 89. 10, 6.
Peohfackel II, 5, 90.
Perlen, schmuck der w eiber III, 9, 73.
Pescennius, römischer kaiser I, 7, 11.
Pfarrer I, 4, 100. IH, 3, 59. pf.
und küster III, 7, 39.
•Pferde, hölzerne I, 7, 82.
Pferdetugend I, 4, 70.
Pflege, seiner selbst ZD 33.
Phantasten und Poeten ZD 151.
Pharaos träum I, 4, 52,
Pharisäer art I, 9, 45. 9, 50.
Phyllis und die rose I, 1, 15.
Plastischer stamm I, 8, 94. 10, 25.
Pöbelgunst III, 10, 12.
Pöbclregiment II, 2, 91.
Pöbelurtheil II, 1, 36.
Poesie I, 5, 10. m, 7, 32. deutoche
I, 5, 69. ein freund seiner I, 1,
59. sein trost I, 5, 3.
Poet, an einem guten I, 1, 39. 1. 40.
Poetenbrunnen III, 5, 49. ZD 126.
^oeten, gekrönte II, 5, 43. und für-
sten 2 Z 80.
Poetenheirath m, 10, 74.
Potiphars weih ZD 97.
Prahler I, 2. 55. 4. 60. 4, 61. 1 Z
164. III, 1, 8. 3, 30. 7, 62. 7, 63.
10, 27. 2 Z 8. feiger ZD 192.
heruntergekommner II, 10, 17.
Preussen 2 Z 20.
Priester, überraschter III, 8, 13. p.
und krieger III, 5, 90. ungläubige
A 3.
Priestergebet II, 8, 14.
Prinz, auf einen gestorbnen III, 5,
81. 5, 82. 9, 58.
Probus, römischer kaiser I, 1, 92.
Prophezeihung aus der band 11, 4,
36. aus der Offenbarung Johannis
II, 6, 21.
Prüfe, dann liebe I, 1, 37. 2 Z 11.
Pyrrha und Deucalion II, 1, 3.
Rache II, 1, 41. II, 8, 46. göttliche
I, 10, 18. m, 2, 24. nicht aus-
geübte 1 Z 111. in, 4, 72. ZD
103.
Rath II, 2, 90. 1 Z 95. gekaufter
n, 7, 1. guter I, 7, 83. U, 8,
66. 8, 88. in der not I, 9, 20.
junger II, 1, 24. ohne that II, 4,
32. 1 Z 74. r. und geld II, 8,
95. m, 10, 38. bngehörter IH,
8, 55.
Rathen ist schlimm II, 3, 86. III, 7,
90.
RathschlUge 1 Z 198. 199. ZD 55.
Räthsel II, 8, 91. 4, 80.
Räuber I, 6, 55.
Rauchtabak bei den Deutschen II,
3, 5.
Rausch II, 4, 46.
Rebe und eher I, 7, 13.
Rechenkunst II, 7, 53.
Recht, bestochnes III, 10, 43. bür-
gerliches II, 8, 92. das alte I,
7, 35. geändertes II, 10, 16. nur
schein II, 9, 63. r. und gewalt III,
6, 15. r. und gewohnheit I, 2, 30.
zum saufen 1 Z 160.
Rechtfertigung HI, 2, 40.
Rechthaber ZD 11.
Rechtshändel U, 1, 31.
Rechtsstudinm I, 7, 14.
Reden, gute 2 Z 16.
Redlichkeit I, 8, 81. U, 1, 60. 9, 42.
feinde der I, 4, 89. gestorbne I,
9, 82. seltne m, 3, 79. unbeirrte
I, 7, 28. verachtete II, 4, 28. zu-
rückgesetzte n, 3, 29. m, 1, 64.
zweifelhafte I, 6, 75.
Redner III, 5, 24.
Reformation II, 9, 8.
808
Paobregiflttr.
BegieniDg, redliche III, 10, 62.
Begiemngssorgen III, 4, 50.
Reich I, 2, 88. r. und hupgrig m,
4, 94. r. und unhöflich 11, 7, 62.
Reiche kommen nicht in den him-
mel III, 2, 67.
Reicher stirht nicht gern III, 1, 69.
Reichtum,, geiziger I, 6, 24. geprie-
sener m, 9, 38. mittel tum I, 2,
26. ni, 8, 16. ZD 245. Richtiger
I, 2, 45. nicht gesuchter I, 3, 87.
ZD 21. rechter I, 4, 11. 11, 2,
99. unsichrer I, 4, 2.
Reime aus dem Stegreif I, 8, 12.
die letzten ZD 248. form seiner
n, 8, 70. ZD 222. fKr Schlesier
n, 7, 58. für sich I, 6, 66. ge-
gen laster I, 4, 91. m, 4, 49. ZD
211. gezwungene II, 3, 99. seine
I, 2, 50. 10, 74. II, 7, 28. 7, 58.
1 Z 100. ni, 6, 97. 7, 77. 8, 57.
8, 65. ZD 213. seine, nicht alle
gut in, 6, 69. seine, nicht allen
recht n, 9, 29. ZD 236. seine,
nur in mußestunden m, 8, 59.
10, 18. ZD 61. 222, seine sohl öpf-
rigen III, 6, 2. seine, schon ein
regiment III, 10, 100. ZD 130*
•eine, schon erprobt II, 8, 72.
seine r. sollen nicht beleidigen n,
7, 81. seine verlornen li, 2, 50.
Unsend I, 10, 100. m, 6, 69. ur-
theile über seine 11, 9, 78. III, 7,
94. ZD 131. ZD 221. vertheidi-
ger seiner 2 Z 76. weibliche II,
8, 94.
Reimkunst, deutsche II, 6, 26.
Reisen II, 10, 45. III, 5, 34. ZD91.
202. 229. 230.
Reiterei, schwarze I, 7, 22.
Religion 2 Z 47.
Religionshaß 1 Z 179. ZD 169.
Rhein, der, ein ehrenrichter I, 6, 14.
Rheinfluß I, 1, 94.
Rheinwein I, 1, 95.
Richter I, 10, 48. bestechlicher III,
4, 29. gerechter 11, 9, 2. unbe-
rechtigter n, 10, 61. Yerdachtiger
1 Z 174.
Ritter, frühere I, 3, 69.
Rosen m, 7, 38.
Rosenobel, eine soldatenblume 1, 1,68.
Rötbe und räthe II, 8, 99.
Ruchlosigkeit der weit 11, 1, 98.
Rückkehr der fdrstlichen brfider Yon
ihren reisen A 15. des obristen-
tuins I, 9, 12. Yon einem firennde
I, 3, 41.
Ruf, jfranzdsischer I, 9, 84. guter
If 3} 77. guter, der frommen m,
4, 61. sohlechter 11, 7, 94. IH,
9, t. ZD 83.
Ruhe des gemüts 1 Z 189. im mit-
telpunkt II, 4, 45. theure II, 4, 98.
Ruhm UI, 10, 77.
Sache, ausgeübte I, 5, 86. bedenk-
liche I, 4, 76. die gute I, 4, 25.
Sachen, liebliche III, 5, 5.
Salz und kreuz I, 4, 23.
Saufbrüder II, 10, 29. 1 Z 181.
iS^aul und David II, 2, 62.
Saumseligkeit I, 2, 88.
Schilfergedicht eines freundes I, 1, 8.
Schale und kern I, 8, 14.
Scham, falsche I, 6, 69.
Schätze für den hiramel 1, 9, 48. 9, 44«
Schein II, 9*, 84. III, 7, 19.
Schelm, an einen glücklichen I, 1, 45.
arger II, 2, 17. 7, 38. III, 8, 18.
6, 79. ZD 219. junger seh., alter
frdmmling II, 5, 11.
Scherffer, Wenzel III, 6, 18.
Scherz, unschuldiger I, 10, 17.
Schiffe II, 1, 11.
Schlacht, unblutige I, 8, 81.
Schlaf I, 5, 96. 6, 1. betrügeriaoher
I, 2, 85. honigsüßer I, 7, 40. aoh.
und tod I, 5, 97. 5, 100.
Schläge II, 1, 92.
Schlecht und recht II, 2, 19.
Sni'lircgister.
809
Schlemmer I, 7, 64. 8, 24. 10, 62.
n, 2, 16. 2, 97. III. 1, 77, 4, 22.
4, 65. 8, 61. 9, 47. 10, 22. ZD
84. 186.
Schlesieo, ernenertes I, 3,5. rainiert
I, 3, 51. 1 Z 158.
Schlesier 1, 6, 99. eselsfreßer 1, 7, 77.
gastfreie 111,4,24. unhöfliche III,
1, 66;
Schmarotzer 11, 4, 61. 1 Z 166.
Schmeichelei I, 8, 51. ZD 260.
Schmeichler III, 2, 43. 2, 66. ZD 77.
8ch. nnd Rahen I, 8, 28.
Schmied 1 Z 41.
Schnecken II, 4, 80. III, 7, 8.
Schnee II, 10, 48. 1 Z 7. schwarzer
III, 4, 19.
Schön, aher arm 1 Z 114. seh. nnd
keusch 1, 10, 55. II, 10, 76.111,2, 17.
Schönheit I, 1, 27. 1, 33. 1 Z 28.
III, 4, 82. ZD 168. äußerliche
III, 8, 22. 8, 79. ZD 54. hesondre
1,5,93. ZD 186. demfltige I, 2. 16.
2, 17. ein leim III, 1, 28. kalte
III, 7, 29. seltne II, 4, 42. III, 6, 80.
seh. und frömmigkeit 11,9,48. III,
6,31. 6, 66. verdächtige III, 5, 40.
vergängliche II, 3, 10. III, 6, 89.
zweifelhafte I, 1, 26.
Schooßfall III, 5, 73.
Schöpfer, moderne III, 6, 83.
Schrift der alten Deutschen 111,8,89.
heiUge II, 1, 69. 1, 74. 1, 78. II,
2,54. macht der 1, 10,64. 11,8,49.
schlechte II, 8, 17.
Schriften, unsterbliche III, 8, 90. 9, 29.
Schuhe, beutige 1 Z 131.
Schuld, unauslöschliche I, 10, 7.
Schulden III, 2, 23.
Schuldner, gläubiger I, 5, 71. ver-
folgter III, 1. 99.
Schutzherm, fremde 1 Z 178.
Schwäne, singende II, 4, '68.
Schwätzer I, 8, 87. 10, 24. II, 6,69.
7, 14. III, 3, 46. 4, 88.
Schweden, dankbarkeit gegen die
II, 6, 75. rauher II, 4, 88. sind
Götter I, 9, 96.
Schweine ( erst im tode nfitzlich II,
2, 48.
Schwelgerei, gottlose II, 1, 95.
Schwerter III, 2, 22. schaden und
natzcn II, 8, 10.
Schwindsucht II, 6, 16.
Seelen, theure II, 7, 65.. verdorbne
II, 5, 82.
Seelenhandel 11,7,66.
Seelen wandrung I, 7, 71.
Sein und Schein II, 4, 77.
Selbstbetrug III, 9, 4.
Selbsterkenntnis I, 2, 90. If, 2, 5.
2, 87. 9, 21. 2 Z 98. A 21.
Selbstgerechtigkeit I, 9, 32. 9, 41.
Selbstprfifung II, 8, 31.
Selbstüberwindung III, 4, 46.
Seligmacber I, 2, 39. 2, 42.
Seltne, das, hat wert I, 4, 72.
Sicherheit, verderbliche III, 4, 15.
Sieg 1 Z 94. schmutziger I, 8, 54.
II, 3, 98.
Siegesanzeichen I, 8, '46.
Silberstnmm III, 5, 66.
Simson 11,9,99. 111,4,52. doppelter
1 Z 108.
Sinnesänderung I, 9, 77.
Sinngedichte, ein ganzes buch ZD 254.
Sitten, alte II, 8, 73. franiösische
II, 10, 7. heutige I, 8, 86. tadler
fremder III, 9, 96. unerhörte II,
10, 48. verkehrte 1 Z 80.
SiUsamkeit III, 10, 52.
Sohn, gottloser II, 7, 16.
Soldat, alter III, 1, 90. der beste
I, 8, 88.
Soldaten I, 10, 47. 1 Z 146. III, 2,88.
abgedankte II, 5, 59. 9, 69. ge-
worbne H, 7, 2. gezwungne I, 2,
78. goldne I, 2, 41. gottlose I, 8,
8. gutes werk der I Z 102. Je-
tzige I, 1, 52. 1, 66. räuberische
810
Sachregister.
I, 5, 16. 8. steht alles frei I, 8,
28. 6, 15. 8, 18. s. and dimen 2
Z 92. 8. und Qott I, 8, 66.
Boldatenbrauch II, 4, 2.
Soldatenbrot II, 7, 45.
Soldaten sohimpfwort II, 6, 86.
Soldatenwerbnng I, 1, 64.
Soldaten wünsch I, 8, 23.
Sommer, anartiger I, 3, 84. 8. nnd
Winter I, 2, 64.
Sonnabend II, 10, 25.
Sonne ist gold II, 1, 54.
Sonntag II, 10, 19.
Sorge, gehegte 1, 10, 93. nnbesonnene
I, 2, 75. vergebliche II, 10, 80.
Spanien III, 8, 87.
Sparsamkeit I, 1, 49. 4, 10. II, 1. 1.
9, 59. vergebliche I, 8, 23.
Spiegel II, 1, 26. III, 3, 62. 7, 12.
des gerfichts II, 7, 17.
Spiel der weit ZD 244.
Spieler I, 5, «4.
Sporen k la mode I, 6, 3.
Spötter 11, 7, 20.
Sprache, deutsche I, 3, 67. II, 8,7.
8, 13. 8, 50. III, 5, 67. 9, 11.
französische II, 6, 94. III, 5, 48.
fremde I, 3, 58. lateinische 1 Z 40.
polnische II, 8, 48.
Sprachverbeßerer II, 7, 59. 8, 47.
Stadt und land I, 1,75. 2,19. 2,40.
3« 9. 1 Z 192.
Städte, reich darch krieg II, 5, 91.
6, 100.
StAdter, gewinnsOchtige II, 4, 58.
Stammbuch III, 8, .89.
Stand, bescheidner III, 1, 78. st.
and verstand III, 2, 58. 8, 92.
Standhaftigkeit in not I, 9, 4.
Stände, die ii, 8, 21.
Stärke der menschen II, 6. 20.
Staupbesen, mit dem, geschlagen
III, 7, 59.
Steinkrankheit I, 7, 33. 10, 92.
Sterblichkeit II, 5, 24.
Stemdeutung II, 7, 54.
Stemfreund 2 Z 4.
Stenercalender I, 7, 7.
Stener, drückende I, 2, 28. 2, 29.
8, 10. 5, 48. 5, 61. 6, 27. 1 Z 60.
m, 8, 40. 10, 17. ZD 51. A 7.
8t and Qotteswort I, 8, 86. 3, 40.
st and raub I, 7, 67.
Stirn I, 2, 67.
Strafe, ein sals HI, 10, 63.
Strafen gegen böse II, 6, 45» mäßige
III, 2, 82. .
Streben nach höherem II, 10, 97.
Streit 1 Z 126.
Streng zur rechten seit II, 10, 99.
Standen, flüchtige II, 2, 81.
Stundenglooke III, 7, 18.
Substantiv uad adjectiv I, 5, 88.
Sünde I, 4, 28. 6, 98. schea vor der
III, 8, 51. Zuwachs der I, 6, 88.
III, 4, 18.
Sündenbekenntnis III, 4, 7.
Sündenfall, großer II, 6, 64.
Sünden, unzählige III, 5, 15.
Sündenvergebung I, 5, 68. 9, 64.
ZD 110.
Taback n, 5, 66. t uad titel III, 8, 85.
Tadel, Uub gegen III, 5, 84.
Tadelsucht III, 8, 30. 10, 80.
Tadler I, 2, 82. 1 Z 72. seine 1, 1,69.
1, 70. 1,78. III, 9, 66.
Tag, jüngster III, 8, 6. ZD 80. t ond
nacht III, 6, 72.
Tage, kurze 2 Z 1.
Tagewerk II, 4, 56.
Tapferkeit II, 2, 67. gerühmte III,
4, 91. unbesonnene III, 8, 40. t
und einigkeit II, 7, 42.
Taufe eines prinzen 2 Z 101. Tor-
seitige III, 5, 22.
Täuschung II, 5, 32.
Tausendkünstler 1 Z 73. 88.
Technikus I, 8, 32.
Tellerlecker, derplautiniache II, 1,91.
Testament III, 2, 79.
Pachregistcr,
811
Teufel, Terkappte II, 9, 60.
Teufels ernte 1, 3, 88. 4, 66. feiertag
I, 8, 18.
Tbaten, mittelbare I, 7, 48. nicht werte
1 Z 88.
Tbatkraft II, 2, 78.
Tbeil und gansei II, 10, 68.
Theile der weit II, 10, 70.
Theilung wüster guter 11, 2, 15.
Thier, das liebste I, 7, 53.
Thiere in meer und land II, 10, 72.
Tbor, gelehrter III, 8, 16. oft geehrt
ni, 3, 96.
Thorbeit 11,8, 1. allgemeine I, 7, 93.
7, 94. ZD 46. der weit III, 1, 63.
halsstarrige III, 2, 48. mensohlicbe
II, 2, 20. 5, 36. 111, 2, 45.
Thränen, ursacbo der II, 9, 97.
Thränenreich II, 4, 74.
Thun , menschliches 2 Z 55.
Tischfreundschaft I, 8, 30.
Titel III, 10, 58. 2 Z 74. ZD 227.
Tod II, 3,1. ZD 142t 209. dreierlei
I, 6, 16. ein trost I, 5, 51. eines
freundes I, 4, 46. III, 5, 88. eines
kindes ZD 60. fröhlicher I, 3, 99.
gewaltsamer 2 Z 15. gleicht alles
aus II, 9, 6. ist gehurt 1, 6, 79.
2 Z 45. langsamer III, 9, 26. nicht
gefürchtet I, 5, 34. III, 5, 17.
schneller ZD 101. sehnsucbt nach
II, 3, 78. täglicher II, 7, 78. t. und
geld III, 2, 72. t. und liebe 1 Z 159.
^ tund schlaf I, 5, 100. unser vater
II, 1, 16. vergeßener III, 3, 91.
voraeitiger lU, 7, 85. 7, 87. will-
kommner I, 8, 61. 2 Z 17. «u T.
getrunken III, 7, 80.
Todes buchstaben I, 5, 50.
Todesfurcht III, 1, 71. ZD 204.
Todesstrafen II, 10, 87.
Todtenschmuck I, 7, 9.
Töchter, heiratbslnstige I, 10, 88.
Trachten, neue ZD 203. 214.
Trägheit I, 2, 34.
Trau, flobau, wem? I, 3, 93. 9, 43.
10, 74.
Träume, betrüglicbe I, 5, 68. 5, 69.
wahre I, 5, 30.
Trauriges mehr als lustiges I, 1 0, 65.
Traurigkeit, feinde der III, 10, 72.
Treue , deutsche II, 3, 5. die stärkste
I, 8, 83. gestorbne I, 6, 85. im
topfe I, 10, 53. t., reue III, 8, 5.
t. und glauben III, 10, 40. unzuver-
läßige II, 3, 24. III, 4, 71.
Trinker und buhler III, 6, 68. t und
Schwätzer III, 6, 71.
Trinkgeld ZD 237.
TrinkkuDst ZD 246.
Trojas Zerstörung III, 6, 93.
Trost bei Unfällen III, 5, 96.
Trankenbold I, 2, 3. 2,' 63. 4, 37.
10, 11. 10, 12. 10, 50. II, 4, 59.
8, 41. 1 Z 185. III, 2, 11. 4, 3.
4, 77. 5, 92. 9, 27. 2 Z 86.
ZD 182.
Trunkenheit, vergönnte II, 2. 58.
Trunksucht 1,2, 13. 10, 10. 111,8,75.
der Deutschen I, 4, 38. ZD 220.
Tugend, alte II, 4, 27. flüchtige
I, 1, 86. III, 10, 29. heutige
11, 9, 95. hinter dem geld II,
1, 59. nicht allen nützlich III,
5, 23. reich der III, 7, 35. Übung
der II, 3, 45. um müh 11,2,40. t
und glück III, 2, 95. t. und laster
I, 9, 59. 9, 54. 1 Z 12. III, 2, 74.
▼erkannte II, 2, 72. 8, 70.
Tugendbild ZD 217.
Tugendhaft aus Unvermögen II, 10, 86.
Tngendhaß 1 Z 44.
Tyrann II, 3, 27. III, 5, 83.
Tyrannenberrsobaft II, 2. 96. 5, 62.
Übel, neues II, 1, 70. vergangenes
II, 2, 30.
Überdruß an ehr und leben U, 10, 7.8.
Überfluß III, 9, 68.
Übergabe von gedicbten an die her-
zogin ZD 121. 122.
812
Saohregisler.
übren, alle einst gleich gehend IT,
10, 57.
Unbesonnenheit, glückliche I, 8, S7«
menschliche II j 10, 89.
Unbestand II, 4, 43.
Unbestftndigkeit der menschen II, 2, 47.
Undank II, 2, 21. 2, 55. gegen Oott
n, 8, 52. III, 1, 66,
Ungelegenheiten des krieges IIT, 9, 85.
Ungemach, menschliches II, 8, 69.
Unglfick , fremdes II, 7, 76. mnt im
III, 8, 98. überall 1 Z 138.
Unrecht großer herren II, 10,. 88.
gut heißen II, 3, 76. verlachtes
1 Z 158.
Unschuld, angeklagte II, 10, 98. im
nachtheil III, 6, 58.
Untergang der sonne und des men-
schen I, 2, 96.
Unterschied 1 Z 6. III, 1, 45.
Untreuer III, 7, 60.
Unverhofft kommt oft I, 6, 86.
Unvernunft All. vernünftige II, 5, 14.
Unverschämt II, 4, 52. III, 8, 81.
UnvoUkommenheit , mensebliobe II,
7, 85. 1 Z 152.
Unwißenheit II, 7, 6. menschliche
III, 7, 7.
Unsufriedenheit der fremden 1 Z 99.
Unzulttßiges II, 9, 57.
Unzuverläßigkeit II, 8, 26. 4, 50.
6, 66.
Üppigkeit III, 9, 95.
Ursprung der krankheit I, 9, 61. •
Urtheil III, 1, 29. der seit III, 1,85.
des Paris III, 2, 80. im zom 1 Z 165.
über seine gedichtell, 9,, 73. m,
7, 94. ZD 131. über sieb selbst ZD
19. 181. u. und klage 11, 5, 22.
Vaterland UI, 5, 21.
Väter, patres in, 8, 10. 9, 88.
Venus, gehurt der HI, 9, 74. morgen-
und abendstem I, 10, 63. ver-
heirathet ZD 128.
Verächter, bekehrte III, 10. 80.
Verbotenes-, streben nach II, 7, 27.
Verbrecher, nicht die schlimmsten
menschen m, 7, 67.
Verdacht ZD 194. v. und anverstand
m, 6, 55.
Verdammung UI, 7, 42.
Vergangenheit I, 2, 58.
Vergeben und vergeßen 11, 1, 8. 9,80.
Vergeltung, jenseitige II, 1, 17. 1,55.
Vergeßen, baldiges n, 5, 10. 2 Z 26.
Verhängnis, trotzen dem III, 6, 37.
Verkehrt m, 8, 24.
Verleumder I, 1, 9. 7, 63. 7, 98.
U, 6, 42. 8^ 38. 9, 74. 1 Z 147.
in, 4, 43. 2Z 18. eines beiden
1, 1, 99.
Verleumdung II, 4, 88. III, 6, 87.
ZD 3, 15.
Verliebte n, 10, 62.
Vermeßenheit I, 3, 19.
Vermögen wird erstrebt 1 Z 115.
Vernunft, menschliche 1, 6, 83. v. und
.begierden 1 Z 11.
Verordnung, göttliche II, 8, 18.
Versagen nnd gewähren I, 8, 88.
Verschwender III, 2, 52. 3, 85.
Verschwiegenheit II, 9, 98. derweiber
1 Z 190.
Verse, seine ZD 286.
Versprechen und leisten 2 Z 10.
Versprechungen, eitle 1 Z 187. ni,
9, 100. sichre 11, 3, 89.
VersUnd II, 3, 36. grober in, 7, 20.
V. und fleiß II, 8, 28. v. und sitte
III, 1, 22. V. und vortbeil III, 9,
' 6. vor kunst II, 7, 10.
Verstellung III, 1, 34. 10, 89.
Versuche gelingen nicht immer H,
2, 95. 9, 58.
Vertriebner I,. 8, 70. ZD 89.
Verwandlung iu wölfe ZD 200. poeti-
sehe I, 3, 29. schlimme II, 6, 87.
in, 10, 20. 10, 56.
Verwüstung durch krieg I, 7, 12.
Verzeihung 2 Z 96.
Saohregistar.
813
Vieb, mentohliohefl II, 8, 46.
Vielweiberei HI, 8, 66.
Vogelfang der fraaen 11, 5, 94.
VöUerei I, 8, 85. 4, 67. 4, 68.
Vollkommenbeit, völlige III, 5, 2.
Völker, dreierlei I, 6, 23.
Vormund 1 Z 107.
Vorrang des adeU vor dem bürger-
atand II, 6, 99.
Vorreden, acböne n, 5, 77.
Vorsicht, so viel m, 4, 54.
Vorzog n, 9, 86.
W, drei IH, 8, 19.
Waare, französische in, 6, 16. leichte
1, 5, 7. tüchtige H, 3, 61.
Waaron der wollost III, 7, 44.
Wachestehn HI, 7, 64.
Waffenstillstand I, 1, 4.
Wahl der rlthe II, 3, 50. eines
freondes I, 6, 29. rechte II, 2, 88.
Wahn ZD 70.
Wahrheit, bittre lU, 4^ 84. bleibt
II, 7, 51. ein festkleid ZD r61.
freimütige II, 7, 50. HI, 6, 50.
. geschonte II, 9, 80. im wein I,
2, 1. 2, 87. lachende II, 6, 83.
III, 10, 64. nackte I, Sf 12. 7,
20. nicht bei fürsten H, 1, 99.
w. ond falschheit A 17. w. und
lüge n, 4, 21. 2 Z 14. 65. nn-
gern gehört 2 Z 41. versteckte II,
5,69.
Wandel, dereinstiger I, 9, 2. mensch-
licher n, 8, 12.
Wanst, dicker I, 8, 48.
Wa^ßer ist got II, 4, 30. ZD 90.
Wassersocht der jongfi-aoen 1 Z 154.
Wechsel aller dinge I, 10, 88. m,
2, 9. der beste II, 3, 41.
Weg der nator I, 1, 100. des le-
bens I, 8, 10. zum himmel I, 4,
27. 5, 36. zorgonst II, 2, 1. zor
hölle m, 3. 43. ZD 176.
Wegelagerer des lebens I, 6, 80.
Weib, altes n, 3, 49. IH, 1, 94. 2,
50. 5, 16: 5, 39. betronknes II,
2, 24. böses I, 4, 4. 1 Z 118. IH,
3, 27. 3, 47. 7, 2. das w. schweige
n, 1, 14. ehrliches I, 10, 84.
faoles III, 10, 16. frachtbares II,
4, 16. 1 Z 184. m, 9, 15. ge-
horsames I, 9, 80. geschmücktes
n, 5, 99. 6, 80. m, 3, 58. ge-
züchtigtes in, 9, 57. rohmsfioh-
tiges 2 Z 54. schönes I, 8, 71.
1 Z 191. tugendhaftes 11, 8, 9.
onfrochtbares 1 Z 55. onwirtliohes
m, 6, 90. 9, 12. vernünftiges II,
8, 47. zänkisches IH, 5, 52.
Weiber I, 10, 3. H, 6, 35. ni, 1,
83. 2, 1. 3, 66. 9, 77. 9, 78. ZD
73. 76. arten der III, 6, 70. cre-
. tensiche 2 Z 30. w. ein böses krant
ir, 6, 34. 7, 60. w. empfangen
II, 1, 27. w. entlehnen m, 7, 45.
8, 60. geschminkte l, 4, 94. 5,
78. 1 Z 108. 2 Z 85. kloge II,
7,11. lobsüchtige I, 8, 37. reiche
III, 3, 80. 9, 22. schöne II, 8,
19. w. sind alle süßsauer n, 8,
44. w. sind blnmen 1 Z 80. w.
sind gftnse II, 1, 68. w. sind men-
schen m, 2, 64.
Weiberbrüste I, l, 79. II, 8, 60.
Weiberoalender I, 3, 86.
Weibergebreohen ZD 96.
Weiberglaoben II, 4, 75.
Weiberhaare UI, 7, 21.
Weiber herrschafl II, 1, 50. 5, 16.
m, 6, 98. 7, 23. 2 Z 6.
Weiberhüter in, 1, 73. '
Weiberirrtnm l, 5, 46.
Weiberplanderei I, 1, 80. 2, 97. 1 Z
190. III, 9, 60. 10, 53.
Weiberschloß 1 Z 54.
Weiberschmock I, 8, 52. U, 8, 89.
Weiberschwerter 1 Z 157.
Weiberthrftnen II, 6, 74. 2 Z 72.
Weibertren I, 4, 90.
Weibertücke II, 9, 82.
814
Saehragiiitar.
Weiberrerspreohen I, 8, 60.
Weibentnk II, 3, 18.
Weibenorn 1 Z 161.
WeihDAchten HI, 4, 92. 4, 98.
Wein in, 4, 4. 9, 71. ZD 89. 168.
begraben im III, 9, 70. der poe-
ten pferd I, 2. 3. ZD 136. ge-
Uufter I, 6, 88. 10, 5l. III, 8, 18.
w. nnd gioht III, 8, 58. w. nnd
tanzhaus III, 9, 68. w. und wei-
nen HI, 1, 12.
Weinfrenndsohaft I, 8, 92. II , 7,
44.
Weinlast I, 1, 10.
Weinmonat II, 10, 40.
Weintrauben II, 4, 81. ZD 127.
Weintrinker II, 4, 68. 1 Z 47. 61.
Weine, verbeirathete II, 2, 7.
Weiser nnter narren III, 8, 57. ZD
184.
Weisheit des alters II, 6, 68. die
höchste II, 1, 79. menschliche
II, 8, 3. 9, 55. ZD 18. weltliche
II, 9, 11.
Welschland I, 2, 61.
Welt, aas nichts entstanden I, 10,
87. 2 Z 49. baßfertige I, 2, 79.
das beste in der I, 2, 58. 8, 6.
dnrchgrabne II, 7, 12. w. eine
arche I, 6, 15. w. ein bnch m,
8, 11. w. ein garten II, 5, 76.
w. ein Inropenhftndler I, 2, 94.
w. ein meer I, 4, 88. II, 8, 80.
w. ein schall II, 8, 80. w. ein
tisch II, 10, 4. w. ein traam m,
4, 16. w. ein weib I, 6. 26. erbe
der I, 7, 60. erneuerte I, 4, 20.
II, 4, 41. hinfUllige I, 2, 69. 2,
77. III, 4, 69. boffärüge 1, 2, 81.
jetzige I, 7, 27. 2 Z 82. kleine
and große I, 6, 73. III, 7, 58.
Schauspiel der ZD 244. verkehrte
I, 5, 39. A 5. yerschlimmerte I,
4, 18. Tiehische I, 5, 53. voll
raub I, 3, 88.
Weltbeherrscher I, 2, 20.
Weltbrand I, 1, 91. 7, 32.
Weltbürger n, 6, 88.
Welteitelkeit I, 5, 53. .3 Z 64.
Weltende I, 4, 85. 9, 69.
Weltfreundsohaft ZD 145.
Weltglaobe II, 1, 57. ZD 100.
Weltgötter 1 Z 18.
Weltgunst n, 2, 59. III, 1, 83.
Weltklug ni, 8, 19. 8, 20.
Weltkunst, jetzige I, 9, 71. II, 8, 11.
III, 1, 1. 2 Z 53.
Weltliebe I, 10. 59. lU, 10, 82.
Welüust I, 9, 62. 10, 77. 10, 89. 2
Z 66.
Weltmann li, 1, 52. 3, 23. III, 2,
88. 4, 47.
Welten, viele II, 6, 70.
Werke, gute I, 2, 54. 4, 88.
Werkgerechtigkeit I, 9, 82. 9, 41. 9,
58. 1 Z 129. A 4.
Wetten II, 5, 34.
Widersprach U, 10, 79.
Widmangen der bücher II, 8, 61.
Wieder Vergeltung l, 10, 27.
Wille, ein reisender 1 Z 75.
Winter II, 5, 85. scharfer I, 4, 51.
schneereioher von 1651. II» lO,
12.
Winteimonat II, 10, 41.
Winterquartier II, 7, 92.
Wirt und s&ufer III, 8, 21.
Wirtoohaft, theore 2 Z 12.
Wißenschaft I, 4, 99. 5, I. II, I, 7.
III, 2, 7. menscbliobe II, 10, 6.
zu viel ZD 35. zweck der II, 1,
43. III, 10, 83.
Witwe ZD 233. fOrstliche III, 8, 9.
getröstete I, 6, 28. II, 1, 6. 6, 56.
Ili, 9, 60. 9, 51. redliche I, 5,
83. trostbedflrftige I, 4, 69. III,
1, 67. vergeßliche II, 4, 13. III,
1, 97. verlobte III, 3, 11.
Witwenklage II, 1, 25. 6, 97. 3
Z6.
Sachregister.
815
Witwer I, 6, 57. IT, 6, 84. ZD 66.
Witz in freud und leid ZD 180. scho-
nender II, 5, 49.
Woche II, 10, 26.
Wohlthatir, 10, 66. III, 2, 89. sohlecht
angewandte I, 3, 100.
Wolfsdienste 11, 7, 71.
Wollen und können I, 4, 96.
Wollust III, 8, 70. 8, 99. w. nnd
gewißen III, 6, 57.
Wort, freies I, 9, 89. w. und gedanken
III, 4, 48.
Worte, gewandelte I, 4, 71. mit w.
spielen I, 7, 18. II, 6, 28. III, 6,
29. 7, 71. 2 Z 91. süße III, 8,
48. w. und werke III, 1, 39. viel,
viel sinnen III, 1, 46.
Wucher I, 10, 67. II, 5, 64. erlaub-
ter I, 4, 16.
Wuoherspiel II, 8, 37.
Wunder I, 4, 54. 6, 69. III, 9,
46.
Wunderglocke II, 3, 97.
Wunderwerk der weit I, 3, 46.
Wunderwerke, göttliche II, 1, 76.
jetsige I, 6, 66. 7, 1.
Wunsch ZD 181. für einedame ZD
36. täglicher I, 8, 86. 1 Z 172.
Würde, eitle I, 6, 97. UI, 6, 74.
leicht erlangte 1 Z 90.
Wurzeln, kräftige I, 8, 86.
Zaghaftigkeit I, 1, 86.
Zahl der gaste II, 7, 43.
Zahler, böser II, 1, 88.
Zahlungsfristen II, 4, 26. 7, 86.
Zähne, schöne ZD 13. z. und sehen
m, 9, 13.
Zauberkfinstler I, 8, 60.
Zeit, alles zu seiner III, 6, 29. die
letzte ZD 199. eiserne und goldne
m, 7, 100. flüchtige II, 4, 84.
geAräfSige I, 1, 68. goldne I, 6,
22. II, 1, 48. harte A 2. laster-
hafte n, 9, 68. schamhaftige I,
3, 18. schlecht benutzte m, 6,
91. A 1. sparsame I, 8, 21. un-
artige I, 1, 71. veränderte I, 1,
66. 4, 7. n, 10, 8. 2 Z 94. wol-
feile I, 3, 66.
Zeitverlust UI, 4, 66.
Zeitvertreib I, 7, 97.
Zeiten m, 4. 80. des Jahres und des
Christentums I, 6, 64. die drei
I, 6, 81. rad der HI, 6, 46. sehan-
spiel der I, 1, 84. schlimme I,
4, 29. z. und sitten m, 6, 76.
Ziel, schießen nach dem lU, 4, 88.
Zins von ziqs II, 6, 68.
Zorn II, 8, 67. t, und liebe 1 Z 166.
z. und verstand ZD 190.
Zucbthfiter der frauen n, 7, 29.
Zucker 2 Z 67. ^
Zufälle, erwartete ZD 188.
Zufriedenheit I, 7, 87. II, 1, 84. 9,
26. 1 Z 68. m, 1, 88.
Zugabe zu seinen gediohten 1 Z 1.
2,Z 2.
Zunder der hoffart III, 9, 67.
Zunge, doppelte UI, 6, 94. eine
brücke lU, 8, 88. freie II, 10,
90. m, 3, 87. gemisbrauehte n,
4, 53. im zäume I, 7, 86. lob
der weiber- U, 1, 88.
Zutritt bei vornehmen II, 2, 66.
Zuversicht auf fürsten II, 7, 70. auf
menschen II, 7, 69. UI, 6, 40.
Zuwachs der diebe 11, 2, 100.
Zweifaltigkeit UI, 5, 28.
Zweifel an der Seligkeit ZD 189.
Zweifelkind U, 5, 40.
Zwiespalt zwischen land und Stadt
I, 1, 61.
INHALT.
Ad den leter
Balomoiu yon Qolaw denUcbe uongediobte
Entei tausend . . . ' ,
Erttoi hundert ....
Andre« band«rt ....
Drittel bandert ....
Vierdtet hundert ....
Ffinffie« bnodert ....
Seebitw hDnderl ....
Siebendes Luudert ....
Aofates hundort ....
NeDcdeB hundert , , . ,
ZehendcH liundvrl ■ . . .
Andres tausend .....
. Erst«! hundert ....
Audrea hundert ....
Dritiea hundert ....
Viardtes hundert ....
FQnOlee hundert ....
Seohitei hundert ....
8iebcndes bunderC ....
Achtel hundert ....
Nenndea bnndert ....
Zehendea bandert ....
Drittes tsnaend
BratM hundert
Andrea hundert , . . .'
DritlM bundeit ....
Vierdtet bundert . . .
FOnfTlea hundert ....
Sechatca hundert ....
Siebende« hundert ....
Aobte« hundert ....
Neundea hundert ....
Inhalt 817
m
Seite
Zehendes hundert 598
Zugabe 610
Folgende sinngeti^hte sind unter wehrendem druck eingelaufen. . 635
Anhang. Zerstreute oder bisher unbekannte gcdichte von Friedrich
▼on Logau 676
Schlußwort des herausgebers 694
Logaus loben 694
Logaus Charakter 718
Logaus litterarische bedeutung 731
Ausgaben und bearbeitungen der gedichte Logaus . 789
Wortregister 749
Sachregister .790
Logan. «^ '2
819
ÜBERSICHT
über die
eumahmen niid ausgaben des litterarischen Vereins
im 24sten verwaltungsjahre vöm 1 Januar bis 31 December 1871.
Einnahmen.
A. Reste.
I. Kassenbestand and zeitliche anlehen am schlaße
des 23sten verwaltungsjahrs
n. Ersatzposteu
III. Activausstände
B. Laufendes.
I. Für verwertbete vorrätbe früherer verwaltungs-
jahre
n. Actienbeiträge
m. Für einzelne publicationen des laufenden Jahr-
gangs
IV. Zinse aus zeitlichen anlehen
V. Ersatzposten
VI. Verschiedenes
C. Vorempfänge von actienbeiträgen für die folgenden
verwaltungsjahre
Ausgaben.
A. Reste: abgang
B. Laufendes.
I. Allgemeine Verwaltungskosten (darunter die be-
lohnungen des kassiers 249 fl. 19 kr. und des
dieners 33 fl.)
IL Besondere kosten der herausgäbe und Versen-
dung der Vereinsschriften.
1. Honorare
2. Druck- und umschlagpapier
3. Druck
4. Buchbinder
5. Versendung
6. Provisionen
7. Verschiedenes
C. Vorauszahlungen
D. Ersatzposten
Somit kassenbestand am 31 December 1871 . . .
Hiezu ausstehende actienbeiträge u. s. w.
B
fi-
hr.
3612
52
431
3
638
48
3537
—
11
__
202
26
13
9
132
—
8578
18
11
_
820
Anzahl der acüen im 24sten verwaltangsjahre:
einzelactien 324
lebenslängliche 10.
Von mitgliedern sind mit tod abgegangen:
Seine königliche Hoheit prinz Friedrich von Württemberg.
Seine Gnaden herr freiherr von Zeidler, abt des Stifts Strachow.
Herr Helmrich von Heidelberg.
Herr professor dr Koberstein in Pforte.
Herr professor dr Köpke in Berlin.
Herr regierungspräsident freiherr von Zu-Rhein in Würzbarg.
Heu eingetretene mitglieder sind:
Ihre königliche Hoheit die prinzessin ^atharine, wittwe des prin-
zen Friedrich von Württemberg.
Ihre kaiserliche Hoheit die großfürstin Helene von Rußland.
Seine königliche Hoheit der großherzog von Sachsen- Weimar.
Seine Onaden Maximilian Liebsch, abt des stifts Tepl (lebens-
länglich).
Seine Gnaden Leopold Anton Wackarsch, abt des CistercienBer
Stifts Hohenfurt (lebenslänglich).
Herr dr Ottokar Kopetschny in Jersey-city in Nordamerica Oebens-
länglich).
Seine fürstlichen Gnaden herr erzbischof dr von Simor, fürstprimai
von Ungarn.
Herr professor dr von Aberle in Tübingen.
Amberg: k. provinzialbibliothek.
Herr dr Sebastian Bier in Bonn.
Herr dr G. Eitner, gymnasiallehrer in Breslau.
Herr kaufmann Glitsch in Tübingen.
Herr dr Lehmann in Berlin.
Herr reallehrer Mankel in Hanau.
Pforte: bibliothek der landesschule.
Herr dr Ramsler, professor und vorstand der realschule in Tübingen.
Herr dr Reusch, professor in Bonn.
Herr dr Schönbach in Wien.
Herr Hermann Siebeck, buchhändler in Tübingen.
Herr dr Adolf Tobler, professor in Berlin.
Tübingen: bibliothek des Wilhelmsstifts. .
821
Herr dr Karl YoUmöller in Bonn.
Herr Weil, bankherr in Tübingen.
Tübingen, den 1 Febmar 1872.
Der kassier des litterarischen Vereins
Professor dr Eommerell.
Die richtigkeit der rechnung bezeugt
der rechnnngsrevident
kreisgerichtssecretär Sautermeister.
.... 5>^
7^ fV..''..--.^' "*
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